Das Schelmen-Vaterunser
Sobald Franzos zum Haus kommt rein
grüßt er den Bauern mit falschem Schein: Vater.
Gleich sagt er: Bauer, all was ist dein,
das soll und muss nunmehr sein unser.
Da denkt der Bauer in seinem Sinn,
der Teufel führt dich Schelm hierhin, der du bist.
Wir Bauern leiden große Not,
das klagen wir dem lieben Gott im Himmel.
Und zweifeln, dass man einen find',
der unter diesem Kriegsgesind geheiligt werde.
Es ist kein Volk auf dieser Erd',
wodurch also gelästert werd' dein Name.
Was in der Kirch' ist dir geweiht,
steckt er in' Sack und lacht und schreit: zu uns komme.
Ach Herr, so du's nicht selbst tät'st hindern,
so würden sie noch endlich plündern dein Reich.
Wenn du sie aber wolltst totschlagen,
so würden wir mit Freuden sagen dein Wille geschehe.
Denn eh' uns plagte dieser Heid',
da lebten wir in Seligkeit wie im Himmel.
Gewiss dies Volk zur Höll' gehört,
im Himmel hält man es nicht wert, also auch auf Erden.
Sie rauben unser Gut und Hab
und stehlen uns vom Munde ab unser täglich Brot.
Sie sagen: Bauer, schaff alles frei,
Fressen, Saufen und Geld dabei gib uns heute.
Kurfürst, wenn wir in diesem Jahr
dir keine Steuern bringen dar, vergib uns.
In Massen wir in Pein und Qual
genügsam zahlen allzumal unsere Schuld.
Langmütig siehst du, Gott, darein,
doch endlich schlägst du zornig drein, also auch wir.
Denn sie rauben Frauenehr,
das können wir doch nimmermehr vergeben.
Kein rechter Mann lässt sich's gefallen,
der Teufel hole sie mit allen unseren Schuldigern.
Ach Herr, lass bald die Stunde schlagen,
dass wir den Heid' von hinnen jagen und führe uns.
Der Türk' war nit viel schlimmer eben,
sie schonen keines Menschen Leben nicht.
O Gott, schick deutschen Landsherrn Mut,
und lass nicht sinken deutsches Blut in Versuchung.
Gib, dass wir treu zusammen bleiben,
dies Heidenvolk vom Lande treiben, erlöse uns.
Errett', o Gott, uns arme Leut',
damit wir werden bald befreit vom Übel.
Ach lieber Gott, hilf uns geschwind
nach Hause jagen das Schelmengesind. Amen.
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