Pferde-Alltag in alter Zeit
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Bilder und Beispiele
Über den Fuhrpark der Stadt Düsseldorf im 19./20. Jh.
Als die Pferde im Krieg waren

Natürlich waren die Arbeitspferde auch im öffentlichen Dienst beschäftigt - wie in jedem Lebensbereich, in dem der Mensch auch heute auf Pferdestärken zurückgreifen würde. Hier sind weitere Bilder und Beispiele aus dem Alltag der Arbeitspferde.



Bilder und Beispiele

Im "Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit" von 1842 ist - leider ohne Abbildung - der pferdebetriebene Eispflug aufgeführt: "Eispflug, eine Art Eissäge, mit der das Eis in Festungsgräben, Häfen ce. durchschnitten wird; ähnlich einem Schlitten, wird er von Pferden gezogen, an der unteren Seite sind 3-4 eiserne Zähne von zunehmender Größe, welche den Einschnitt machen."

Die Arbeitskraft der Pferde wurde - bei aller Fortschrittlichkeit - auch für das folgende Projekt gebraucht: Am 2. Juni 1897 wurden die ersten drei Straßenbahnlinien der Stadtbahn Solingen in Betrieb genommen. Bau und Betrieb hatte die Stadt Solingen der Union-Elektrizitätsgesellschaft Berlin übertragen. Darüber hinaus baute und betrieb diese Gesellschaft für die Gemeinden Solingen, Ohligs, Wald, Gräfrath und Vohwinkel eine Kreisbahn Solingen, um auch die Gemeinden des Solinger Industriebezirks in den Genuss des neuen Verkehrsmittels kommen zu lassen. Die erste Kreisbahnlinie Solingen-Merscheid-Ohligs und Wald-Solingen wurde 1898 eröffnet, 1899 weitere Strecken in Betrieb genommen. [Stadtarchiv Solingen]


Anlegen der Oberleitung
Mit diesen fahrbaren Gerüsten zog die Mannschaft los, ...
 

... um Oberleitung anzulegen und die Fahrdrahtpflege durchzuführen.
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen

Die erste Aufnahme (wahrscheinlich aus dem Zeitraum 1897-1899) zeigt die Mannschaft der Union-Elektrizitätsgesellschaft Berlin, die ausrückte, um die Oberleitung für die Straßenbahn in Solingen anzulegen, mit ihrem von einem PS gezogenen abenteuerlichen Arbeitsgerüst.

Auch zur Unterstützung bei der Fahrdrahtpflege - auf dem 2. Foto am Solinger Mühlenplatz - wurde die Pferdekraft herangezogen. Angesichts des luftigen Arbeitsplatzes durfte man offensichtlich viel Vertrauen in die Gelassenheit und Kooperationsbereitschaft des vierbeinigen "Bodenpersonals" setzen.


 
Um 1900
Feuerwehr, Solingen
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen

Eine Steigerkompanie der Feuerwehr Solingen stellte sich vor dem Lyceum Friedrichstraße dem Fotografen. (Der Foto-Ausschnitt zeigt nur einige der Mitglieder.) Vermutlich waren mehr als die beiden im Hintergrund sichtbaren Warmblüter vor den schweren Feuerwehrwagen gespannt, mit dem es im Notfall "ganz schnell" gehen musste.


 
Um 1910
Jauchewagen, Solingen
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen

Dieser besonders hundefreundliche Schimmel ist mit dem Jauchewagen in Solingen unterwegs, hier in der unteren Ritterstraße, Blickrichtung Eichenstraße. Links im Bild Gottfried Daniels. Der Fassinhalt wurde von den Bauern zum Düngen der Felder verwendet.



 
Um 1920
Müllabfuhr, Solingen
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen

Müllbeseitigung in Solingen: Das Foto zeigt das mit zwei kräftigen, kupierten Kaltblütern bespannte schwere Spezialfahrzeug der Solinger Müllabfuhr. "In jedem Hof eines Hauses sind ein oder mehrere, allseitig gut verschlossene Zinkblechkasten aufgestellt; in diesen werden sämtliche Hausabfälle geschüttet und der Deckel sofort wieder geschlossen. Die gefüllten Behälter werden je nach Bedarf in längerem oder kürzerem Zeitabstand auf einem ca. 44 solcher Gefäße fassenden Spezialwagen abgeholt und nach der Ablagerungsstelle gebracht. Gleichzeitig werden an deren Stelle andere leere und reine Gefäße aufgestellt." [Schmidhäussler S. 90]



 
Müllabfuhr, Haan
Bild-Quelle: Ev. Kirchengemeinde Haan

Das Fahrzeug der "städtischen Müllabfuhr der Gartenstadt Haan" sah nicht viel anders aus; das (undatierte) Foto stammt vermutlich aus derselben Zeit. Bauer Schäfer vom Breidenhof in Haan holte mit 2-3 Mann "Besatzung" auf seinem Plateauwagen im Auftrag der Stadt einmal wöchentlich die Mülltonnen der Haaner Bürger ab und brachte sie zur Kippe. Wer auf diesem Bild die Leinen hält, ist nicht bekannt. -

In einer Großstadt wie Düsseldorf (weiter unten) waren die Dimensionen natürlich ganz anders.



 
Nach 1924
Wasserwagen, Mettmann
Bild-Quelle: Stadtarchiv Mettmann

In vielen Gemeinden wurden die überwiegend aus gestampftem Lehm bestehenden Straßen an heißen Tagen gegen allzu große Staubentwicklung mit Wasser besprengt, wie hier in Mettmann auf der Bahnstraße vor der 1924 errichteten Post.


 
1926
Bauarbeiter, Solingen-Wald
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen

Dieses Erinnerungsfoto zeigt Bauarbeiter mit ihrem vierbeinigen Helfer, die am Bau der heute noch existierenden Jahn-Kampfbahn in Solingen-Wald mitgewirkt haben, eine Sportstätte, die damals in zweijähriger Bauzeit in unmittelbarer Nähe zum Zentrum von Wald entstanden ist.



 
1940er Jahre
Leichenwagen, Haan, Feldstraße
Bild-Quelle: Stadtarchiv Haan

Für die Beförderung Verstorbener zu den Bestattungen wurden in einigen Gegenden Deutschlands noch Pferdewagen genutzt, als auch schon andere Möglichkeiten zur Verfügung gestanden hätten. In Haan/Rhld. war ein solcher Leichenwagen noch Ende der 1940er Jahre im Einsatz. Der Beerdigungsunternehmer kam aus einem ganz anderen Beruf, in den er 1951 schließlich zurückkehrte. Von da an wurden auch in Haan die Särge nur noch mit wesentlich mehr PS zum Friedhof gebracht.

Im Oberbergischen brachten noch in den 1960er Jahren pferdebespannte Leichenwagen die Toten zum Friedhof, so überliefert aus Denklingen (Reichshof).

In Langenfeld/Rhld. hatte Friedrich Müller 1890 unter der Bezeichnung "Hauderei" ein Fuhrgeschäft gegründet, aus dem sich später ein Bestattungsunternehmen entwickelte. Bis 1952 führte die Firma alle einschlägigen Transporte mit Pferd und Wagen durch.


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Über den Fuhrpark der Stadt Düsseldorf im 19./20. Jh.

Einige Notizen aus der Geschichte des Städtischen Fuhrparks von Düsseldorf vermitteln einen Eindruck vom Aufgabenspektrum der für die Stadt eingespannten Amts-Schimmel, -Füchse und Braunen:

Am 19. November 1861 fasste die Düsseldorfer Stadtverordneten-Versammlung den Beschluss, dass die Abfuhr des anfallenden Mülls und Straßenkehrichts aus Kostengründen künftig nicht mehr privatwirtschaftlich, sondern in Eigenregie durchgeführt werden solle. So kam es am 1. Januar 1862 zur Gründung des städtischen Fuhrparks mit der Aufgabenstellung Wegebau und Straßenreinigung. Bestückt war er mit 4 Pferden, 1 Aufseher, 4 Knechten, 6 Schlagkarren und einem Rinnsteinwagen. Damals hatte Düsseldorf 50 742 Einwohner.

Weitere Aufgaben wie Latrinen-Reinigung und die Abfuhr von Schnee und Eis kamen zeitweise dazu. 1869 war der Fuhrpark in großem Umfang am Transport von Baumaterial für den Wegebau und die Kultivierung der Golzheimer Insel sowie des Hofgartens beteiligt. Sogar Einnahmen konnten erzielt werden: aus dem Verkauf von Pferdemist und Latrinen-Dünger! Mit den wachsenden Aufgaben wurden auch Personal und Material aufgestockt: auf 10 Pferde, 33 Arbeiter, 30 Karren und einen Inspektor.


 
Städtischer Fuhrpark Düsseldorf
Bild-Quelle: © Awista

1886 waren schon 23 Pferde, 20 Knechte, 17 Arbeiter, 2 Schmiede, 7 Kehrer und 7 Kehrfrauen im Einsatz. Ein Teil der Pferde stand auch der Feuerwehr zur Verfügung. Die Bevölkerung war inzwischen auf über 123 000 Einwohner angewachsen.

1898/99 wurden im Rahmen einer Neuorganisation der Müllabfuhr 20 neue, bedeckte Abfuhrwagen angeschafft. Man richtete im Interesse einer beschleunigten Abfuhr in der Stadt mehrere Sammelstellen ein. Zu diesen Plätzen wurden die gefüllten Wagen gefahren und dort abgestellt. Die Pferde wurden umgespannt, und die Besatzungen kehrten mit ihnen sofort in die Abfuhrreviere zurück. Die gefüllten Müllwagen konnten dann zu einer späteren Tageszeit von den Sammelplätzen zu den Abladestellen gebracht werden. Damit war der Polizeiverordnung Genüge getan, die im Sommerhalbjahr die Abfuhr zwischen 7.00 Uhr und 9.30 Uhr und im Winterhalbjahr zwischen 8.00 und 10.30 Uhr vorschrieb.


Düsseldorf
 
Städtischer Fuhrpark Düsseldorf
Bild-Quelle: © Awista

1899 wurde die Verlagerung des städtischen Fuhrparks von der Mintropstraße (vormals Ellerstraße) auf das Terrain der alten städtischen Gasanstalt an der Pionierstraße beschlossen. Zu diesem Zeitpunkt waren insgesamt 34 Pferde eingestallt. Der Fuhrpark bestand aus 36 Knechten, 39 Arbeitern, 4 Schmieden und 21 Kehrern, der Wagenpark aus 52 überdeckten Abfuhrwagen, 1 Düngerwagen, 1 Heuwagen, 24 Karren, 6 zweispännigen und 15 einspännigen Sprengwagen, 5 Kehrmaschinen und 1 Schneepflug. Der Umzug in den neuen Fuhrpark fand am 15. Juli 1900 statt.

Der Jahresbericht 1901/1902 informiert über die in diesem Zeitraum vom städtischen Fuhrpark erledigten Aufgaben: die Abfuhr des Hausmülls und des Straßenkehrichts in den Vormittagsstunden im Anschluss an die von den Bürgern vorzunehmende Straßenreinigung. "An den Nachmittagen leistete der Fuhrpark für die verschiedenen Verwaltungszweige Fuhren. Nebenher besorgte er die Besprengung der Straßen an heißen Tagen und nahm die Reinigung der Straßenstrecken vor den städtischen Grundstücken vor. In einzelnen Fällen wurden auch die Bürgersteige vor Privathäusern gegen eine festgesetzte Gebühr durch den Fuhrpark gereinigt."

Mit der Straßen-Polizei-Verordnung vom 1. Februar 1902 wurde auch die Straßenreinigung auf den städtischen Fuhrpark übertragen. Ab 1904 kam die inzwischen an einen Privatunternehmer vergebene Müllabfuhr in 10 Abfuhrbezirken wieder unter die Regie des städtischen Fuhrparks.

Aus einer Veröffentlichung des Düsseldorfer Stadtreinigungs- und Fuhramtes von 1969 stammen die weiteren Informationen:

Das Anwachsen zur Großstadt und damit verbundene zunehmende hygienische Probleme führten 1909 zur Bildung eines eigenen Amtes.

Prägend für die damalige Arbeit war das Zusammenwirken von Mensch und Tier, wobei der Müllabfuhr 64 Pferde und der Straßenreinigung 6 Pferde zugeteilt waren. Für die Straßenreinigung arbeiteten 6 Kutscher, 5 Vorarbeiter, 30 Arbeiter für die Nachtreinigung der Asphaltstraßen, 15 Streckenwärter für die Tagesreinigung der Asphaltstraßen, 30 Arbeiter für die zu reinigenden gepflasterten Flächen, 1 Arbeiter für die Reinigung von Droschkenhalteplätzen, 4 Handwerker und 1 Stallwärter.

Das Erscheinungsbild der damals zwei Betriebshöfe war geprägt durch Stallungen, Schmiede-, Sattler- und Stellmacherwerkstätten.

Der Maschinenpark der Straßenreinigung bestand aus 4 Waschmaschinen für Asphaltstraßen, 1 Schrubbermaschine, 7 Kehrmaschinen, 1 Schneepflug, 50 Handkärrchen, 1 Trottoirsprengwagen und 2 Unterkunftwagen für Arbeiter.

Schon damals waren Rationalisierungsmaßnahmen in Gange. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde höchster Wert auf einspännig fahrende Fuhrwerke gelegt. Das funktionierte aber nicht immer: Es wird von selbstaufladenden Kehrmaschinen berichtet, deren Hauptnachteil eine Bespannung mit zwei Pferden war. Aufgrund des hohen Maschinengewichts waren die Tiere schon nach kurzer Zeit erschöpft. Was daraus geworden ist, steht nicht in meiner Quelle.

Bis etwa 1935 blieben die Aufgaben des Amtes unverändert. Über die folgenden 10 Jahre fehlen Informationen. 1945 waren die meisten Betriebsgebäude kriegsbedingt zerstört, und viele Kräfte der bewährten Vorkriegsmannschaften kehrten nicht an ihren Arbeitsplatz zurück.


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Als die Pferde im Krieg waren (Düsseldorf 1914-1918)

1927 hat Adalbert Oehler, Oberbürgermeister der Stadt Düsseldorf in den Jahren 1911-1919, ein recht patriotisches Werk über "Düsseldorf im Weltkrieg" verfasst mit vielerlei aufschlussreichen Details über das Leben der Düsseldorfer Bevölkerung in den Kriegsjahren 1914-1918.

Die Pferde zogen mit in den Krieg. Im Fuhrverkehr der Stadt traten infolge des Krieges erhebliche Lücken auf. "Kraftwagen waren zum Teil für die Heeresverwaltung ausgehoben, wurden nur für kriegswichtige Zwecke freigegeben und mit Gummireifen und Benzin versehen. Pferde waren knapp, konnten nicht ernährt werden, da es an Hafer fehlte, waren auch für die Landwirtschaft nötig. Im städtischen Fuhrpark, für die Straßenreinigung, mußten immer mehr Ochsen eingestellt werden." Auch Esel mussten die Pferde im städtischen Fuhrpark ersetzen.

"Auch das öffentliche Fuhrwesen schrumpfte immer mehr zusammen: 1914 waren 84 Kraft- und 32 Pferdedroschken vorhanden, [...], 1917 und 1918 nur noch 28, nämlich 10 Kraft- und 18 Pferdedroschken. Aber wie sahen die unterernährten Pferde aus!" [Oehler S. 558.]

Ein interessantes Foto bei Oehler zeigt einen Schwertransport durch Hagenbecksche Elefanten auf Düsseldorfs Straßen in Februar 1917.



Quellen:
  • Firma Awista, Düsseldorf. Webseite "http://www.awista.de/history.html" am 7. Juni 2003
  • Müller, Rolf (1992)
  • Oehler (1927)
  • Rosenthal 2. Bd. (1972)
  • Schmidhäussler (1922) S. 89 f
  • Stadtarchiv Mettmann
  • Stadtarchiv Solingen
  • Universal-Lexikon (1842)
  • Voigt (1985) (1996)

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