Pferde-Alltag in alter Zeit |
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Industrie und Bergwerk |
- Rossmühle / Pferdegöpel - Industrie - Bergwerk Stellvertretend für die als "Antriebsmotor" für Handwerksbetriebe, Industrie und Bergbau arbeitenden Pferde sollen die folgenden Beispiele stehen. |
Rossmühle / PferdegöpelDas folgende Bild zeigt eine mittelalterliche Metall-Schleiferei mit Pferdegöpel. Das Pferd treibt anstelle von Wasserkraft, Dampfkraft oder Elektromotor mittels einer unter dem Fußboden liegenden Transmissionswelle einen Mühlstein und einen Schleifstein an. Der Schleifer liegt auf einem schrägen Brett vor der Schleifscheibe (im Bild vorn rechts). |
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Schleiferei mit Pferdegöpel. Nach einem Kupferstich von V. Zonca (Ausschnitt) |
In Solingen war um 1744 eine nach ähnlichem Prinzip arbeitende Rossmühle in Betrieb, die zunächst nur bei Windstille benutzt wurde. Die hier eingesetzten Pferde arbeiteten auch im Fuhrbetrieb. So konnte es geschehen, dass sie nicht zur Verfügung standen, wenn bei Windstille der Göpel anzutreiben war. Zur Not musste man dann auf die Wassermühlen der Umgebung zurückgreifen. Als die alte Solinger Bockwindmühle 1778 einem Sturm zum Opfer fiel, musste die Rossmühle die Arbeit mehr als ein Jahrzehnt lang allein bewältigen.
Eine nachgebaute Göpelmühle steht im Museumsdorf Alt-Windeck, wie dem Verzeichnis zum Mühlentag 2012 zu entnehmen war.
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2012 Modell einer Göpelmühle mit zwei Pferden im "Steiner Wind- und Wassermuseum" in Odenthal, nach alten Plänen gebaut von Günter Blömer |
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2012 Hier ist das mit zwei PS zu bewegende Kammrad zu sehen. |
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Darstellung zur Technik eines Pferdegöpels (Rossmühle) bei Adam Meltzer, Mühlenbaukunst, Merseburg 1805
Mehr dazu bei Wikipedia |
An die Zeit um 1880 erinnert in einem Zeitungsartikel der Solinger Lokalkistoriker Julius Günther. Es war die Zeit der Dampfmaschinen und Pferdestärken. Der Einsatz von Pferden zum Antrieb von Maschinen war in der Solinger Industrie anscheinend keine Ausnahme. |
Solinger Tageblatt vom 11. Februar 1941, J.G.Eine Roßmühle in Wald
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Mitte 19. Jh Borsigs Maschinenbau-Anstalt zu Berlin. Detail aus dem Gemälde von Eduard Biermann (1804-1892) |
Für diese Darstellung von Eduard Biermann, damals einer der Hauptvertreter der Berliner Landschaftsmalerei, verlassen wir kurz die rheinisch-bergische Region. Auf diesem kleinen Ausschnitt sind sind acht Pferde zu sehen, die, offenbar energisch angetrieben, eine Lokomotive über das Werksgelände bewegen. Biermann schuf das Bild etwa Mitte des 19. Jh. als Auftragsarbeit anlässlich des zehnjährigen Bestehens von Johann Friedrich August Borsigs Maschinenbau-Anstalt zu Berlin. Die Schwermaschinenfabrik stellte zunächst Dampfmaschinen und seit 1841 vorwiegend Lokomotiven her. [Chronik S. 563] |
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Ende 19. Jh. Fuhrhof des Bayer-Werks in Elberfeld (Wuppertal) Bild-Quelle: Bayer-Archiv |
In der Sammlung von Arbeiterbriefen und -berichten von Hilla Peetz "Nicht ohne uns" heißt es: "Ein Uneingeweihter kann sich keine Vorstellung davon machen, was in einem solchen Werk verbraucht wird und wie lebhaft es hier zuging; Eisenbahnwagen wurden vom Bahnanschlußgleis (Kiesberg) durch besonders starke Pferde zur Entladung in die Fabrik gefahren, was für die Pferde eine saure Arbeit war."
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BergwerkAuf den Zechen Helene Amalie und Victoria Matthias in Essen / Ruhrgebiet wurde 1853 mit dem Einsatz von Grubenpferden begonnen. Bis dahin hatten die Bergleute die Kohlenwagen in den Schächten selbst ziehen müssen. Während ein Mensch nur eine Lore fortbewegen konnte, schaffte ein Pferd 8-10 Loren. |
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Die Abbildung zeigt, wie ein Grubenpferd um die Mitte des 19. Jh. in einem Geschirr hängend in die Kohlengrube hinabgelassen wurde (zu besichtigen im "Hippomaxx", dem Westfälischen Pferdemuseum in Münster). Kaum vorstellbar, dass es dabei nicht zu schweren Unfällen gekommen sein sollte. |
1882 ersetzten 2 200 Grubenpferde etwa 15 000 Bergleute. Bis zum Jahr 1913 erreichte ihre Zahl mit 8 042 Pferden den Höhepunkt. Die Grubenpferde konnten allerdings nur in den Hauptstrecken eingesetzt werden. In den Flözen und dort, wo liegend oder gebückt gearbeitet werden musste, war die menschliche Arbeitskraft nach wie vor unersetzlich. Nur wenige Zechen besaßen eigene Pferde. Meist wurden sie von sog. Pferdegestellungs-Unternehmen an die Zechengesellschaften vermietet.
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Ende 19. Jh. Das Bild zeigt einen der üblichen Transportkarren vor der Kleinzeche "Dachs und Grevelsloch" in Silschede. |
Quellen:
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