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Auf alten Abbildungen der Müngstener Brücke, des Diederichstempels und der sog. Napoleonsbrücke ist in der Ferne manchmal ein turmverziertes, imposant wirkendes Bauwerk zu erkennen, das es heute nicht mehr gibt. Es handelt sich um eines jener "Schlösser", die keine sind, sich aber im Stil der Jahrhundertwende gerne so präsentieren: in diesem Fall "Restaurant und Luftkurort Schloss Küppelstein". Es lag am "anderen" Ende der Müngstener Brücke in Remscheid-Reinshagen. |
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Um 1933 Aussicht mit der steinernen "Napoleonsbrücke", Diederichstempel, Strommast und Schloss Küppelstein. Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
Zufallsfund im Stadtarchiv: Endlich handfeste Fakten über "Schloss Küppelstein", aber etwas ernüchternd. Vielleicht war die Anlage in der ersten Begeisterung über die neue Kaiser-Wilhelm-Brücke doch ein bisschen überdimensioniert gewesen. |
"Freies Volk" vom 7. Juli 1950
"Das Schloß, das nach der Erstellung der Müngstener Brücke von der Kipper-Brauerei erbaut wurde, war ein reines Spekulationsunternehmen. Schon zu einer Zeit, als der Kraftwagenverkehr noch in der Entwicklung war und die Spaziergänger auf Schusters Rappen zur Riesenbrücke gelangten, war das Unternehmen durchweg ein Zuschußbetrieb. In den Jahren des motorisierten Verkehrs war die Rentabilität immer mehr in Frage gestellt. Alle die Pächter, die sich für den Wirtschaftsbetrieb auf Schloß Küppelstein stark machten, mußten erfahren, daß sie die Rechnung ohne die notwendigen Gäste gemacht hatten. Das Unternehmen hat sich nie getragen.
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Das stimmt nicht ganz: Die Gaststätte Haus Küppelstein war um 1893 vorhanden, also schon während des Brückenbaus, wie auf folgendem Foto im Hintergrund zu erkennen ist. Die Brücke wurde 1893-1897 erbaut. |
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Baustelle Müngstener Brücke. Detail einer Abb. bei Adolf von Berg, Die Thalbrücke bei Müngsten (Hans Funke). Schloss Küppelstein ist schon da! |
Eine Anekdote erinnert an das ziemlich feucht-fröhliche Richtfest am
"22.3.1897 - feierliche Schlussnietung am Bogenscheitel. Nach einem »Erst wägen, dann wagen!« zogen alle 160 beteiligten Personen über die Brücke zur Remscheider Seite und feierten eine Party in der Gaststätte 'Schloß Küppelstein'." [M. Tettinger]
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Detail einer Ansichtskarte, verschickt 1900. Chromolithografie aus dem Hause Wilhelm Kammann, Düsseldorf. Slg. M. Tettinger |
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Detail einer Ansichtskarte (Niem's Verlag), um 1900; anscheinend nach einem Gemälde des Remscheider Baumeisters Gustav Brüning |
Auf die "Brauerei C.W. Kipper, Remscheid" als Eigentümerin und Betreiberin des Restaurants verweist ein mit der gemalten Ansicht illustriertes Inserat im Remscheider Adressbuch von 1910. Auf eine Angabe der genauen postalischen Adresse konnte, wie damals üblich, verzichtet werden. |
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1910 Anzeige im Adressbuch der Stadt Remscheid . Die Restaurant-Anlage aus der Ferne... |
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... und aus der Nähe betrachtet |
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Um 1893 Schloss Küppelstein. Abb. bei Eulenhöfer Aus dieser fotografierten Perspektive (um 1893) wirkt das Gebäude etwas dezenter als auf den mit künstlerischer Freiheit gestalteten Panoramen. Terrassen und Springbrunnen blieben unrealisierte Wunschvorstellungen. |
In den 1950er Jahren soll das als Jugendheim genutzte Gebäude wegen Baufälligkeit abgerissen worden sein. An dieser landschaftlich exponierten Stelle am Ende der Waldhofstraße entstand das Kinderheim "Waldhof". |
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1954 Detail einer Ansichtskarte, Verlag Max Biegel, Wuppertal-Elberfeld Echte Photographie Schloss Küppelstein ist noch da! |
Ein Ausflug ans andere Brückenende im Herbst 2004 ergab nur diese neue Erkenntnis: Schöne Spazierwege, in diesem Fall ab Ortschaft Küppelstein, eindrucksvolle Aussicht - wo nicht gerade Bäume im Weg stehen - auf die Brücke, das Tal und die Solinger Wupperberge. |
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Oktober 2004 Schöne Spazierwege in Küppelstein |
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Oktober 2004 Brückenstreben auf der Remscheider Seite |
Bilder aus dem Bergischen Land > Remscheid |
Exkurs: Wie, wann und warum ist die Napoleonsbrücke zu ihrem Namen gekommen?
Wer die Antwort kennt, möge sich bitte melden. Bis dahin - nur eine Idee: Die charakteristische Wupperbrücke bei Müngsten wurde um 1848 erbaut, also lange nach Kaiser Napoleons Regentschaft im Bergischen Land und fast drei Jahrzehnte nach seinem Tod. Es ist daher unwahrscheinlich, dass die Brücke ihm zu Ehren oder zu seiner Erinnerung so genannt worden ist. Aber 1848 war Revolution in Frankreich und im Bergischen Land. Vielleicht
wurde die Brücke im Zuge der Revolutions-Begeisterung nach dem Neffen Napoleons, Louis Napoléon Bonaparte, benannt?
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Quellen:
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