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Alte Straßen- und Ortsbezeichnungen im Solinger Bezirk Einwohner des Kirchspiels Wald im 18.-19. Jahrhundert (mit Ortsbezeichnungen) Einzelne ehemalige Ritter- und Adelssitze in Solingen und Umgebung |
Solinger Hofschaften - Einführung
Im Stadtarchiv fand ich alte Abbildungen, Zeitungsnotizen und Dokumente zur Geschichte der oben aufgelisteten Örtlichkeiten, in denen man vielen alten Solinger Familiennamen begegnet.
Die noch im 15. Jh. dominierenden Einzelhöfe wuchsen im Verlauf der frühen Neuzeit zu unzähligen weilerartigen Häusergruppen an und bestimmten neben den zentralen Markt- und Kirchorten Solingen, Gräfrath und Wald das Siedlungsbild. Diese Hofschaften bestanden aus sechs bis dreißig Gebäuden. Charakteristisch war die regellose Anlage von bäuerlichen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden sowie dazwischen liegenden Werkstätten des Metallgewerbes wie Schmieden und Reiderwerkstätten.
Die Praxis der Realerbteilung, die eine gleichmäßige Verteilung des Besitzes - des Landes wie der Gebäude - unter den Erben vorsah, zersplitterte den ohnehin wenig fruchtbaren Boden in immer kleinere Besitztümer. Dies geschah bei jedem Generationswechsel.
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Auch die Unzulänglichkeiten der verwendeten Baumaterialien wirkten sich auf das Erscheinungsbild der Hofschaften aus. Die nötigen Pflegearbeiten an Haus und Nebengebäuden banden nicht nur Arbeitskraft, sondern auch viel Geld. So mussten die Gefache der Außenwände regelmäßig erneuert werden. Besonders anfällige Stellen, wie Wetterseite und Giebel, versuchte man mit Holzverkleidungen zu schützen. Ohne regelmäßige Pflege verfielen die Anlagen innerhalb kurzer Zeit. So attraktiv, wie die restaurierten Anwesen heute aussehen, sind sie früher wohl nie gewesen.
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2005 Buscherfeld Hofschaftsmuseum "Haus zum Busch", Gräfrath |
Wer einmal eine kleine, höchst lebendige Zeitreise in die Vergangenheit unternehmen und zugleich in die Gegenwart einer alten Solinger Hofschaft hineinschnuppern will, der sollte sich durch das zeitweilig als Hofschaftsmuseum geöffnete 'Haus zum Busch' in Gräfrath und die Hofschaft Buscherfeld führen lassen.
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Ein Thema auch für Familienforscher
Familienforscher mit Solinger Vorfahren sind anfangs vielleicht ähnlich irritiert wie ich, wenn sie feststellen, dass die in den Kirchenbüchern eingetragenen Wohnorte bestimmter Vorfahren häufig wechseln, dass bei jeder der zahlreichen Kindstaufen einer Familie ein anderer Wohnort angegeben ist, oder dass mal Honschaftsnamen, mal Hofschaftsnamen eingetragen sind, die aber nicht zusammen passen.
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Solingen um 1647. Kupferstich von Matthäu Merian d.Ä. |
Honschaften als VerwaltungseinheitenDie folgenden Informationen zu diesem höchst unübersichtlichen, komplexen und trockenen Thema stammen von dem Solinger Stadthistoriker Heinz Rosenthal, der sie u.a. in seinen drei Bänden über die Solinger Stadtgeschichte an den verschiedensten Stellen eingestreut hat.
In der zweiten Hälfte des 11. Jh. fand innerhalb der Erzdiözese Köln, zu der das Solinger Gebiet gehörte, eine Verwaltungsreform statt, in deren Rahmen die Kirchspiele festumschriebene Grenzen erhielten. Die weltliche Verwaltung in Gestalt des Grafen von Berg knüpfte an die so geschaffene Einteilung der Kirchspiele an und schuf als deren Untergliederungen die Honschaften als Polizei- und Steuerbezirke.
Das Vorhandensein einer "Honschaft" ("hunneschof") im heutigen Solinger Stadtgebiet ist belegt durch eine Urkunde aus dem Jahr 1249.
Oberstes Organ der Honnschaft war die Honnschaftsversammlung. Sie bestand aus den 'Meistbeerbten', eine auf das Rheinland beschränkte Bezeichnung für die Haus- und Grundbesitzer. Die Honnschaftsvorsteher waren Exekutivorgane der Amts- und Steuerverwaltung ihrer Honschaft, nach heutigem Sprachverständnis "Beamte auf Zeit".
Während des 18. Jh. nahmen die Honschaften durch die Verteilung der Steuern, Kontributionen und Kriegslieferungen sowie durch die Organisation des Brandschutzes und des Schulwesens den Charakter von Landgemeinden an. Um 1800 wurden sie unter französischer Regentschaft als "Commune" (Gemeinde) bezeichnet und "behandelt".
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Quellen:
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