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Rennpatt

Rennpatt
 
2010
Rennpatt
Rechts das ehemalige Gebäude der
ersten Schule Heiligenstock



"Bei der Neufestsetzung der Solinger Straßennamen erhielt die frühere Schulstraße in Ohligs den Namen 'Rennpatt'. Dieser Name bezieht sich auf eine kleine Hofschaft, die nach der Plönnies-Karte von 1715 in dieser Gegend der früheren Honschaft Schnittert belegen war, aber schon seit längerer Zeit nicht mehr bestand." [RLZ vom 27.09.1940]


Solinger Tageblatt vom 13./14. Mai 1939

"Am Rennpatt."

Der Versuch einer Deutung
Von Julius Günther

"Der älteste bekannte Nachweis für die frühere Hofschaft 'Am Rennpatt' stammt nach der Karte von Plönnies aus dem Jahre 1715. Der Name ist aber viel älter, wie sich aus einem Schriftstück ergeben hat, das im Staatsarchiv Düsseldorf aufbewahrt wird. (Jülich-Berg I Nr. 1390.) Es datiert Burg, den 18. April 1451, und besagt, daß Herzog Gerhard die von dem Gut 'zome Renpade' im Amte Solingen zu zahlende Schatzsumme (Abgabe) für die Lebenszeit seines Dieners und Messermachers 'Zelis den Wytte' und dessen Kinder Christian und Eva ermäßigt wird.

Ferner, daß der Genannte am gleichen Tage einen Freibrief wegen der Unehelichkeit seiner Kinder erhielt. Es ist auffallend, daß dieser Mann als 'Diener und Messermacher' seines Herzogs besonders bezeichnet wird. Er muß wohl, wenn der Genannte auch nicht am Wohnort des Herzogs, also in Burg an der Wupper, sondern am Rennpatt, das ist in der Nähe des Lochbaches, ansässig war, durch seine Berufstätigkeit als Messermacher engere Beziehungen zum herzoglichen Hofe gehabt haben. [...]

Die Namenbezeichnung in dem alten Schriftstück ist ebenfalls beachtenswert. Zelis ist ein Vorname. Zur Unterscheidung gegen andere ebenso genannte Personen erhielt er den Zunamen oder gar Spitznamen 'der Wytte'. Diese Bezeichnung dürfte unzweifelhaft als der 'weißhaarige' zu deuten sein. Es ist nicht ausgeschlossen, daß dieses Unterscheidungszeichen später zum Familiennamen Witte wurde. Vielleicht ist 'Zelis der Wytte' sogar der Stammvater der im Ohligser Bezirk heute noch vertretenen Familiensippe Witte. J.G."



Rheinische Landeszeitung vom 6. Dezember 1942

Rennpatt

Der Versuch einer Deutung

"Die Ortsbezeichnung 'Rennpatt', die auch bei Ploennies (1715) schon in Erscheinung tritt, gründet sich auf ein altes Gehöft, das ehedem in der Nähe der Schule Heiligenstock lag. Prof. Leithäuser (Wuppertal) deutet renn, rein oder rain nicht nur als Abhang oder abschüssigen Rand eines Ackerstückes, sondern auch als eine mit Gras bewachsene Bodenerhöhung zwischen Äckern und Grundstücken. Am linken Niederrhein, wo Ortschaften wie Rennekoven, Renneper Straße usw. bestehen, lehnt man Ren, Renn oder Rain an die alten primitiven Grenzbefestigungen (Landwehren) an. Als Renn- oder Rainbaum bezeichnete man z.B. einen Schlagbaum am Durchgang einer Landwehr.

Die von Leithäuser verkündete Deutung - eine mit Gras bewachsene Bodenerhöhung bzw. ein abschüssiger Rand - würde übrigens der linksrheinischen Auffassung nicht wiedersprechen. Patt oder Pättche bedeutet Weg. Man würde also unter Rennpatt aller Wahrscheinlichkeit nach einen Weg durch eine Bodenerhöhung (ob Landwehr, sei dahingestellt) zu verstehen haben. Der Name des Gehöftes lehnt sich dann an die bestehenden Bodenverhältnisse an. Mit Rennen im Sinne von 'Rennbahn' hat also die Bezeichnung 'Rennpatt' nichts zu tun.

Im Zusammenhang hiermit sei auf eine wertvolle Arbeit des Krefelder Museumsleiters Dr. A. Steeger über 'Orts-, Hof- und Flurnamen an Grenzen und Landwehren des Niederrheins' (vgl. 'Die Heimat', Krefeld 1940, S. 125) verwiesen."



Quellen:
  • Rheinische Landeszeitung vom 27.09.1940 und vom 06.12.1942 [RLZ]
  • Solinger Tageblatt vom 13./14.05.1939

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