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Alte Schulen und Schulgebäude in Solingen - Ohligs

Schnittert und Heiligenstock

Artikel Schule Heiligenstock
Zur Ortsbezeichnung Heiligenstock
Genealogisches



Die Hauptschule Ohligs gehört zu den vielen Solinger Schulen, die im Zuge des Sparkonzepts 2010 und angesichts sinkender Schülerzahlen von der Schließung bedroht sind. Da zuletzt nur sieben Anmeldungen zu verzeichnen waren, soll sie zum Sommer 2013 geschlossen werden. [RP vom 26.02.2010]. Wenn es so kommt, endet damit eine Schulgeschichte von immerhin 290 Jahren.



Schnittert



Die Honschaftsschule Schnittert um 1725
Zeichnung: Erich Schmidt




Der Schulraum
Zeichnung: Erich Schmidt
 
Honschaftsschule
Das Gründungsjahr der Honschaftsschule ist nicht bekannt, jedoch wird sie schon vor 1725 bestanden haben.

1722 und 1723 werden die "Schuldeputierten" Adolf Keusenhoff und Engelbert Funk urkundlich genannt. Rosenthal nennt als Jahr der Ersterwähnung der Schule 1725.

  Besitzer des Keusenhofs ab 1712

"Die Bestimmung des alten Schulhauses geht auf mündliche Überlieferung zurück, die sich deshalb als völlig zuverlässig erhalten konnte, weil das betreffende Wohnhaus im Besitze derselben Familie und der altertümliche Schulraum fast völlig im ursprünglichen Zustande geblieben ist." [Hermanns 1925]

1731   ist nach anderer Quelle das Gründungsjahr der Schule.

1925   Das ehemalige Schulgebäude (damals Schnittert Nr. 12) ist im Besitz der Witwe Volmer.

1925   ist der altertümliche Klassenraum noch fast im ursprünglichen Zustand erhalten. Rektor Hermanns berichtet in seiner Chronik zum 200jährigen Bestehen der Schule von seinem damaligen Besuch in der atemberaubenden "Räucherkammer", in der die Kinder trotz allem das ABC lernten:

"Die jetzt so sauber gehaltenen Räume im Erdgeschoß werden vor zweihundert Jahren ein weniger ansprechendes Aussehen gezeigt haben. Die städtischen Besucher wundern sich vielleicht über die kleinen Ausmaße. Sie können unmöglich als Schulräume gedient haben. Allerdings nicht - aber nicht wegen ihrer Beschränktheit, sondern weil sie nach der Meinung der damaligen Zeit zu schade waren. Wir müssen also - wie uns bedeutet wird - zwei Treppen emporsteigen. Im Halbdunkel erreichen wir bei vorsichtigem Steigen den ersten Speicher und damit den historischen Schulboden, über dem sich noch ein zweiter kleinerer Speicher befindet.

Die Besitzerin zeigt uns die Stelle, wo früher die Kleiderhaken befestigt waren. Wir sehen uns den alten Schulraum etwas genauer an. Er mißt fünf Schritte im Geviert. Dicke, breite Eichenbohlen, halb zermürbt, bilden den Fußbodenbelag. Ungewöhnlich starke Eichenpfosten, rauchgeschwärzt, treten weit aus den Fachwänden hervor. Der aus dem offenen Kamin durch das Treppenhaus emporsteigende Qualm hatte keinen anderen Ausweg als durch diesen Rauchfang zum noch höher gelegenen obersten Speicher. Die auf dem Bilde sichtbare Tür, die in ihrem Urzustande noch völlig erhalten ist, wird daher stets offengehalten worden sein.

An der südlichen Seite läßt das Balkenwerk noch deutlich die Stelle der alten Fensterrahmen erkennen, die von außen infolge späterer Verlängerung des Daches nicht mehr zu bemerken sind. In dieser Räucherkammer saßen also vor zweihundert Jahren tagtäglich die Honschaftskinder, um das Lesen, Buchstabieren, Schreiben, Rechnen und Singen zu lernen. [...]"


Schnittert
2010   In der Mitte die ehemalige Honschaftsschule am Schnitterter Weg
 
2010   Das alte Schnitterter Hofschulhaus ist als Wohnhaus am Schnitterter Weg noch vorhanden; auch das ehemalige Schulzimmer existiert noch.

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Heiligenstock  =  Rennpatt



Um 1952   Heiligenstock,
das erste Schulgebäude von 1735
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen




2010   Noch vorhanden: das erste Schulgebäude von 1735, heute Rennpatt
 
Erstes Schulhaus Heiligenstock:
Honschaftsschule
30.10.1730   Kaufbrief über den Erwerb eines Schulgrundstücks von Wilhelm Plümacher "und deßen Haußfrau".

31.03.1731   Kaufbrief über den Erwerb eines Grundstücks von Peter Heippers

15.01.1735   Gründungsurkunde, in der die neue Schule als bezugsfertig erklärt wird, unterzeichnet von den Schuldeputierten Johann Peter Dings und Clemens Schlechter

Das Schulhaus liegt der heute vorhandenen Schule schräg gegenüber. Garten und Baumhof sind nach 1735 entstanden.

06.08.1738   Die Eheleute Konrad Hofacker und Christine geb. Steinigans verkaufen der Schule die Wassergerechtigkeit an ihre am Rennpatt gelegenen "Wasserwindpött" auf "ewig und erblich". Im Protokoll wird als einer von 17 Zeugen erstmals ein Lehrer genannt: der "zeitliche Schulmeister" Johannes Theodores Itter.

1742   Der Halfmann (Pächter) Steinhard nutzt den größten Teil des Schulgebäudes zum Betrieb seiner Ackerwirtschaft.

1743   Dem Halfmann Joh. Meyland wird die Schule auf 10 Jahre verpachtet. Ihm folgen viele weitere Pächter.

1752   Kauf eines von außen sichtbaren Uhrwerks

1785   Die Schule Heiligenstock gehört zu den fünf Schulen der reformierten Kirchengemeinde Wald.

18.01.1785   In einer Schenkungsurkunde wird die Schule Heiligenstock genannt neben der Walder Dorfschule, der Schule Ketzberg, der Schule Nümmen und der Schule zur Hecke. Johannes Engelbert Evertsen stiftet für diese fünf Schulen 1.250 Rthlr.

1786   Der westliche Giebel muss um 10 Fuß "hinausgeschoben" werden, da die Schule zu klein geworden ist.

Gemeindeschule, Volksschule
17.12.1811   Die Schulen Heiligenstock, Merscheid, Weyer und Neu-Löhdorf gehen in den Besitz der Gemeinde Merscheid über. Durch Kaiserliches Dekret bzw. Ministerial-Instruktion vom 21.06.1812 wird der Übergang der Schule an die Gemeinde vollzogen.

1817   Erweiterung des Schulgebäudes um eine Klasse

1827   Beschluss zum Bau einer neuen Schule und zur Veräußerung der alten Schule

01.10.1829   (Öffentlicher) Verkauf des alten Schulhauses mit Grundstücken an Lehrer Martin Klaas für 610 Thlr.

1830   In der Schule Heiligenstock hat ein Lehrer durchschnittlich 144 Kinder zu unterrichten.

1832   Übersiedlung der Schulkinder aus dem alten in das neue Schulgebäude



1925   Das Haus ist seit wenigen Jahren im Besitz der Familie Grah, Goethestraße

2010   Das Haus ist als Wohnhaus noch vorhanden.


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Schulstraße  =  Rennpatt 35



Um 1925
Die Schule am Heiligenstock von 1832
Zeichnung: Erich Schmidt
Bild-Quelle: Stadt-Archiv Solingen






2010   In diesem Gebäude am Rennpatt 35 befinden sich keine Klassenzimmer mehr. Auch die Anbauten rechts und links sind verschwunden.



2011   Rechts das Gebäude der Hauptschule Ohligs, Rennpatt 37, die aus der Honschaftsschule Schnittert hervorgegangen ist
 
Zweites Schulhaus Heiligenstock:
Evangelische Volksschule
11.08.1828   Erwerb eines Grundstücks zum Bau der neuen Schule von den Brüdern Heinrich und Peter Jülicher zum Preis von 136 Thlr 9 Pf.

1830-1832   Bau der neuen Schule Heiligenstock; Baukosten 3.960 Thlr. 10 Sgr. 7 Pf..

Ausführung: Zimmermeister W. Wichelhaus

März 1832   Einweihung der neuen 2-klassigen Schule Heiligenstock

13.08.1832   Durch    schweres Unwetter wird das Dach der neuen Schule größtenteils abgedeckt.

1846   Erweiterung um eine 3. Klasse

1861   Erweiterung um eine 4. Klasse

1860-1866   In der Heiligenstocker Schule wird ev. Gottesdienst abgehalten. "Aus dieser Zeit stammt auch das lustige Glockentürmchen." [Hermanns]
Einweihung der ev. Kirche 1866

1868   434 schulpflichtige Kinder

1872   Erweiterung der Schule

Simultanschule

01.05.1876   Alle Schulen der Bürgermeisterei Merscheid werden in Simultanschulen umgewandelt. Heiligenstock muss 65 kath. Kinder aufnehmen.

02.05.1881   Die Schule wird 5-klassig. Die 5. Klasse wird in einem Raum der aufgelösten Schule Scharrenbergerheide untergebracht.

17.10.1881   Die 5. Klasse kann nach Heiligenstock zurückkehren, da der östliche Anbau inzwischen fertiggestellt ist.

28.05.1884   Die Schule wird 7-klassig mit 6 Lehrern.

Evangelische und katholische Schule

01.05.1886   Rekonfessionalisierung der Schule. Ein Teil der Schüler wird nach Dunkelnberg überwiesen, die übrigen in 4 ev. und 2 kath. Klassen untergebracht.

1925   Die Schule wird für baufällig erklärt.

1931   Adressbuch: Evang. Volksschule Heiligenstock, Schulstr. (6 Kl.). Rektor: Hermanns

04.03.1932   Die Schuldeputation stimmt der Auflösung der evangelischen Schule Heiligenstock zu und genehmigt die Umorganisation des Groß-Solinger Schulwesens.

Deutsche Schule
1939-1945   Deutsche Schule

Gemeinschafts-Volksschule
1945   Gemeinschafts-Volksschule Heiligenstock

30.08.1949   Demontage des Glockentürmchens im Zuge von Ausbesserungsarbeiten des Dachs. [Vielleicht haben die energischen Proteste der Ohligser dazu geführt, dass offensichtlich doch wieder ein Türmchen aufs Dach gesetzt wurde.]

1953   Adressbuch: Volksschule, Gemeinschaftsschule Heiligenstock, 8 Klassen. Rennpatt 35

1968   Auflösung der Volksschule Heiligenstock

Grundschule
1968-1972   Katholische Grundschule Heiligenstock

1975   Vollständige Eingliederung der kath. Grundschule in die Grundschule Broßhaus, Elsässer Straße 17


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Rennpatt 37-39



2010   Hauptschule Ohligs, Rennpatt 37/39
 
Drittes Schulhaus Heiligenstock
1970   Die Stadt vergibt einen Planungsauftrag für den Neubau der Hauptschule Ohligs auf dem Gelände der Grundschule Heiligenstock.

Hauptschule
20.12.1978   Die Hauptschule Ohligs zieht von der Bogenstraße in den Neubau Rennpatt 37/39.

2010   Gemeinschaftshauptschule Ohligs

Im Sommer 2013 soll die Hauptschule gem. Sparkonzept 2010 geschlossen werden.

  Über die Hofschaft Rennpatt


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Solinger Tageblatt vom 22. März 1952

Die alte Schule Heiligenstock

»Im Namen des dreieinigen Gottes wird hiermit aufgezeichnet und angezeigt, wie daß Honschaft Schnittert sampt übrigen Nachbarn auß Honschaft Bavert lange Zeit hiro in Ueberlegung gewesen, wie und wo ein allgemein Schull und Schullhauß möchte zu bekommen sein, zur Unterweisung der kleinen Kinder und jungen Menschen.

Als hat der allregierende Gott solch Ueberlegung und Beratschlagung nunmehro gesegnet, daß man nicht allein von einem Christlichen Reformierten Consistorio [Presbyterium] zu Waldt Freiheit bekommen, eine zu bauen aufs Steinfeldt, am heiligen Stock genannt, sondern die Nachbarn haben auch Handt und Herz zusammen angelegt und viele andere Gutherzige haben ihre milden Gaben mit dazufließen lassen, so daß die Schull sampt dem Schullhauß insoweit durch Gottes Segen zustande kompt...«

So beginnt die von den Schuldeputierten Clemens Schlechter und Johann Peter Deus (dem Miterbauer der Poschheider Mühle) unterzeichnete "Gründungsurkunde" der alten, aus der Honschaftsschule Schnittert hervorgegangenen Schule Am Heiligenstock am 15.1.1735.

  Der Mit-Erbauer der Poschheider Mühle (1741) hieß nach anderen Quellen sowie einer dortigen Balkeninschrift allerdings nicht Johann Peter, sondern JOHANNES ENGEL DEUS. Dieselbe Person?

Das hier bezeichnete Schulgebäude ist das der jetzigen Schule schräg gegenüberliegende Schieferhaus. Hier wurden von 1735 bis 1832 unsere 'kleinen Kinder und jungen Menschen' unterrichtet. Nach der Ueberlieferung soll am Heiligenstock ein uralter, als heilig angesehener Buchenstock gestanden und der Schule den Namen gegeben haben. Nach einer anderen Deutung soll hier eine Opferstätte gewesen sein. Genaueres läßt sich wohl aber nicht feststellen.

Grund und Boden hat übrigens vorher "das Steinfeldt" geheißen. Ehemals reichte dichter Wald bis an die Pforten des Schulhauses, und dort, wo jetzt der Transformator seinen Platz hat, stand ehedem eine riesige alte Eiche, die bedauerlicherweise bei Ausbau der Straße gefällt wurde. Nach fast 100 Jahren erwies sich das Schulhaus als zu klein; so wurde es 1829 für 610 Taler verkauft, nachdem mit dem Bau des neuen Schulgebäudes, das 1832 fertig wurde und heute noch benutzt wird, begonnen worden war. [...]


Solinger Tageblatt vom 10. Juli 1943

[...] Aus alten Chroniken erfahren wir, daß das Gehalt eines Lehrers an der Schule Heiligenstock von Anfang ihres Bestehens ganze 3 1/2 Thaler betrug. Dazu hatte er noch freie Wohnung und bekam jeden Morgen "Das Bett gemacht", auch waren "dem meister seine Leinwand zu waschen, seine Schuhe und Luffen zu reinigen und zu schmieren." Schließlich wurde das Gehalt auf 4 Thaler, zwei Jahrzehnte später auf 9 Thaler erhöht.

Um sich durchs Leben schlagen zu können, waren die Lehrer auf Nebeneinkunft angewiesen. Eine Gelegenheit dazu ergab sich u.a. aus dem Leichensingen, das auch im übrigen Bergischen Lande von den Schulmeistern ausgeübt wurde. Trotz der damals mehr als schmalen Einkünfte versahen die Heiligenstocker Lehrer ihr Amt durchweg gewissenhaft und standen in gutem Ansehen bei den Eltern, die den Schulmeistern je nach ihrer Beliebtheit noch manches nebenbei zusteckten. - [...]


Die Heimat 5/1958, Otto Bauermann

Die älteste Schule Merscheids: Heiligenstock

Die älteste Schule der ehemaligen Bürgermeisterei Merscheid war die Schule zu Heiligenstock, die ihre Geschichte bis auf das Jahr 1725 zurückführt. Der Bezirk dieser Schule war sehr groß. Zu ihm gehörten die Ortschaften

Anker (der westl. Teil),  Untenmankhaus,          Scharrenbergerheide,
Hüttenhaus,               Wahnenkamp,             Siebelskamp,
Suppenheide,              Poschheide,             Deusberg,
Engelsberg,               Schleifersberg,         Auerberg,
Kullen,                   Rennpatt,               Heiligenstock,
Weissenhäuschen,          Kottendorf,             Schnittert,
Wilzhaus,                 Maubes,                 Keusenhof,
Broßhaus,                 Scheidt,                Blech,
Ohligs,                   Piepers,                Bockstiege,
Klein-Ohligs,             Hassels,                Engelsbergerhof,
Götsche,                  Heide,                  Anfang,
Dunkelnberg,              Bauermannsheide,        Honigsheide,
Braband,                  Potzhof,                Diepenbruch,
Molterkiste,              Trotzhilden,            Maubeshaus,
Kuckesberg und            Caspersbroich.
    

  Solinger Hofschaften, Ortschaften, Höfe, Straßen und Häuser

[...] Schulpflichtig waren um die erwähnte Zeit 434 Kinder. Das alte Schulgebäude wurde dreimal um eine Klasse erweitert: 1817, 1846 und 1861 wurde je eine Klasse angebaut. 

Bis zum Jahre 1817 (seit der Normalisierung) unterrichtete an der Schule der Lehrer Schrick. Derselbe nahm, nachdem ihm von den Interessenten eine einmalige Entschädigung von 100 Thlr. zugesichert, seine Entlassung. An seine Stelle wählte man den Katternberger Lehrer Martin Klaas, der am 19. Juni 1860 starb. Ihm folgte der Lehrer Ad. Meister von Witzhelden, der am 18. Dezember 1860 in sein Amt eingeführt wurde. Als Lehrergehülfen waren Carl Rosenkaimer, Ernst Olpe und Robert Kemmann tätig. Der Hauptlehrer erhielt ein Gehalt von 400 Thlr. und außerdem einen Zuschuß aus den Überschüssen der Schule. Dem Schulvorstand gehörten an: Pfarrer Dr. Friedrich als Präses, C. Knecht, F. Küll und F. Schmachtenberg.

Im Jahre 1827 wurde ein Neubau der Schule und die Veräußerung der alten Schule beschlossen, die keinen genügenden Raum zur Aufnahme der Schulkinder mehr bot und ein Anbau sich als zweckmäßig nicht erwies. Das neue Grundstück für die Schule, 2 Morgen 52 Ruthen 50 Fuß, wurde am 11. August 1828 von den Brüdern Heinrich und Peter Jülicher angekauft zum Preise von 136 Thlr. 9 Pf. Die Ausführung des Neubaues übernahm der Zimmermeister W. Wichelhaus im Jahre 1829 und führte denselben im folgenden Jahre aus. Die Baukosten betrugen 3.690 Thlr. 10 Sgr. 7 Pf.

  Derselbe Baumeister Wichelhaus hatte zwei Jahre früher auch den Zuschlag für den Bau der Schule Hingenberg in Höhscheid bekommen.

Das alte Schulgebäude nebst Scheune, Baumhof, Garten und Ackerland, 2 Morgen 19 Ruthen und einem Heidegrundstück in der Richrather Gemeinde mit 4 Morgen 40 Ruthen wurde am 1. Oktober 1829 öffentlich verkauft. Meistbietender blieb der Lehrer Martin Klaas mit der Summe von 610 Thlr.



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Zur Ortsbezeichnung Heiligenstock

Das Schulhaus von 1835 wurde "auf dem Steinfeld" errichtet. Dazu gehörten Garten und Baumhof, die im Winkel zwischen Schul- und Goethestraße lagen (= heute Rennpatt und Kärntener Straße). Die Straße Heiligenstock hieß um 1925 noch Scheider Straße. - Wie die Schule Heiligenstock zu ihrem Namen kam, erklärt Rektor Hermanns in der Festschrift zum 200jährigen Schuljubiläum 1925:


Vorher hieß der Grund und Boden - auch der Bauplatz - das "Steinfeld". Die Schule wurde in der Nähe eines uralten Buchenstockes [Baumstumpf, der wieder austreiben kann], den die Ueberlieferung als "heilig" bezeichnete, errichtet, und erhielt daher den Namen "am heiligen Stock".

Vielfach hat man diesen Namen in Beziehung zu einer dort vermuteten alten Opferstätte der Germanen gesetzt. Diese Erklärung erscheint aber, abgesehen von anderen Gründen, deshalb unrichtig, weil man keinerlei Fundstücke - wie sie sonst bei jeder Opferstätte reichlich aus dem Boden zu Tage gefördert werden - gemacht hat.

Der Name geht vielmehr auf einen dem Rodungsrecht entzogenen "geheiligten Wald" zurück, der im Volksmunde "Hilligs" genannt wurde. [...] Als in späterer Zeit das Rodungsverbot aufgehoben oder erloschen war, wurde der Wald "abgestockt". Nach und nach verschwanden denn auch die "Stöcke", zuletzt der "Heilige Stock" am Schulhause. Der Name Heiligenstock aber blieb. -

Ein letzter Rest des ehemaligen Waldes war übrigens die riesige Eiche, die alten Heiligenstocker Schülern noch in frischer Erinnerung ist; sie stand dort, wo sich jetzt der Transformator erhebt. Als Naturdenkmal hätte sie bei Anlegung der Straßen nicht entfernt werden dürfen. [Hermanns S. 15 f]


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Genealogisches

Unter meinen "Familienschätzchen" befindet sich das kriegsgraue Zeugnisheft meines Vaters, der am 1. April 1916 in die Evangelische Schule Heiligenstock zu Ohligs eingeschult wurde und sie am 31. März 1924 verlassen hat.



 
Das Lehrerkollegium:
Schul-Entlassungs-Zeugnis anno 1924

Im Sommerhalbjahr 1921 konnten nur die Fächer Deutsch sowie Rechnen und Raumlehre unterrichtet werden: "Wegen Belegung der Schule mussten die übrigen Fächer ausfallen" - Besatzungszeit. Leiter der Schule war damals Rektor Hermanns, dem die Solinger Lokalgeschichte zahlreiche heimatkundliche Aufsätze zu verdanken hat, darunter auch die sehr aufschlussreiche, lesenswerte Festschrift zum 200jährigen Schuljubiläum am 25. März 1925 mit umfassenden Informationen zur Schulgeschichte bis zu diesem Zeitpunkt.



Quellen:
  • Bauermann: Viele Kinder hatten einen weiten Schulweg. Die Schulen der Gemeinde Merscheid in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Heimat 5/1958
  • Festschrift: 100 Jahre Schule Bogenstraße 1894-1994
  • Festschrift: 200 Jahre evang. Schule Heiligenstock 1825-1925 (Hermanns)
  • von Hauer (1832)
  • Rhein-Echo vom 03.09.1949
  • Rheinische Post vom 26.02.2010
  • Rosenthal 1. u. 2. Bd. (1973, 1972)
  • Solinger Tageblatt v. 10.06.1943 u. v. 22.03.1952


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