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Notizen zur Geschichte von Merscheid und OhligsDas heutige Ohligs ist 1807 als Bürgermeisterei Merscheid aus dem unteren Kirchspiel Wald hervorgegangen, das die Honschaften Barl, Bavert und Schnittert umfasste. [Rosenthal 3. Bd. S. 45] |
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Die Honnschaften der Kirchspiele Solingen und Wald. Karte: Rosenthal 1 S. 56 |
1808 - Napoleon I. hatte das Bergische Land gerade zum Großherzogtum Berg erklärt - erfolgte die Neugliederung der Solinger Gemeinden. "Die Bürgermeisterei Merscheid wurde durch großherzogliches Dekret [= Beschluss] vom 18. Dezember 1808 gebildet. Sie bestand lt. Rosenthal aus den Honschaften Schnittert, Barl sowie Teilen von Bavert und Hackhausen. [2. Bd. S. 233].
Am 24. September 1856 erhielt die Bürgermeisterei Merscheid das Stadtrecht, wurde jedoch weiterhin als Bürgermeisterei bezeichnet. Am 11. August 1891 wurde sie in "Stadt(gemeinde) Ohligs" umbenannt. Damit dominierte die eigentlich wenig bedeutende Hofschaft "Im Ohligs" den älteren Namen der Stadt "Merscheid". Die Gründe haben mit der Bildung der evangelischen Kirchengemeinde, dem Anschluss an das Eisenbahnnetz, dem Bahnhof (heute Solinger Hauptbahnhof) und der daraus folgenden Entwicklung des Ortszentrums im eigentlich kleineren Bezirk Ohligs (und nicht in Merscheid) zu tun.
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2008 Denkmalgeschütztes Ziegelhaus Weyerstraße 75, das erste Merscheider Rathaus |
Das Ohligser Stadtwappen zeigt im linken Feld einen senkrecht stehenden gespaltenen gotischen Schild mit sieben Silbersternen auf blauem Grund und rechts ein schwarzes Flügelrad auf goldenem Grund. Der obere Rand trägt eine dreitürmige Mauerkrone mit einem Tor in der Mitte, die Ohligs als Kleinstadt ausweist. Die Silbersterne repräsentieren die Vielzahl der Höfe, aus denen die Stadt hervorgegangen ist. Das Flügelrad symbolisiert Eisenbahn und Geschäftsverkehr. Bei der Städtevereinigung am 1. August 1929 wurde Ohligs Stadtteil von Solingen. 1975 entstand im Zuge der kommunalen Neugliederung "Ohligs / Aufderhöhe / Merscheid" als einer von fünf Solinger Stadtbezirken, die aber nicht mit den alten Stadtteilen identisch sind. |
2002 Das 1891 erbaute Ohligser Rathaus an der Merscheider Straße. Rechts daneben (nicht im Bild) steht das ehemalige Amtsgericht. |
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2009 Frisch restauriert und in Privathand Solinger Rathäuser |
Wirtschaftliche Grundlage Merscheids war die Stahlwarenindustrie. Um 1700 arbeiteten viele Schwertschmiede in Bavert, Bech, Dahl, Fürk, Kullen, Kottendorf, Limminghofen, Merscheid, Poschheide, zur Straßen, auf der Suppenheide, Schnittert, Tiefendiek und Wilzhausen.
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Anmerkungen zum Ortsnamen Ohligs
Der Name der Stadt und des heutigen Solinger Stadtteils Ohligs geht zurück auf die alte Hof- bzw. Hofschaftsbezeichnung "Im Ohligs". Dieser Hof lag am westlichen Ende der heutigen Düsseldorfer Straße in der Nähe des jetzigen Marktplatzes; der Name des kurzen Straßenstücks zwischen Eller und Bonner Straße erinnert daran. Auf der weiter unten gezeigten Karte springt der Hof unter der Bezeichnung "Olligs" ins Auge. Auf der Ploennies-Karte von 1715 erscheint er als "Oligs".
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Geschichtliche Wanderungen
Als 1922 der folgende Text von Max Schmidt erschien, war Ohligs, heute Stadtteil von Solingen, noch eine selbstständige Gemeinde. Erst am 1. August 1929 schlossen sich Solingen, Gräfrath, Wald, Höhscheid und Ohligs zur Großstadt Solingen zusammen.
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OhligsGeschichtliche Wanderungen durch SolingenStadt und Land Von Max Schmidt (1922)
"Die Bürgermeisterei Ohligs, die bis zum Jahre 1891 Bürgermeisterei Merscheid hieß, kann nicht auf eine so lange Vergangenheit zurückblicken wie Wald und Gräfrath. Erst im Jahre 1808 wurde durch die von Napoleon vorgenommene neue Verwaltungseinteilung die Gemeinde Merscheid aus den Honnschaften Barl und Schnittert und einigen Teilen der Honnschaften Bavert, Limminghofen und Hackhausen gebildet.
Am 1. März 1809 wurden die Lehnsgüter durch eine Verordnung Napoleons aufgehoben und den derzeitigen Inhabern als unantastbares Eigentum zugesprochen. Hiermit wurde dem Bauernstande nach jeder Richtung hin eine Freiheit eingeräumt, die für die weitere Entwicklung von großer Bedeutung war.
Der Keusenhof war ein altes Sattelgut; auch Kaspersbroich, das vor der Erbauung des Schlosses 1472 schon als Bauerngut unter dem Namen Krauthausen bestanden hat, scheint ein Sattelgut gewesen zu sein. Im Erkundigungsbuch von 1555 findet sich die Bezeichnung ' Krauthuserbroich'. Das Taufbuch der reformierten Gemeinde Wald weist um das Jahr 1640 wiederholt die Ortsbezeichnung 'Crauhausen' auf.
In kirchlicher Beziehung blieb Ohligs bezw. Merscheid lange Zeit unselbständig. Erst im Jahre 1862 erhielt Ohligs eine katholische Kirche, die aber schon im Jahre 1893 niedergelegt wurde und einem dem Anwachsen der Gemeinde entsprechenden größeren Neubau, der jetzigen Kirche, Platz machen mußte.
Unter den Kriegswirren zu Ende des 18. und zu Anfang des 19. Jahrhunderts hatte auch die Gemeinde Merscheid erheblich zu leiden. Kontributionen und andere Kriegsabgaben sind die stehenden Rubriken in den Akten jener Zeit. Das Amt Solingen hatte in den Kriegsunruhen in der Mitte und zu Ende des 18. Jahrhunderts 14 480 Reichstaler Kontribution zu zahlen. Der Bürgermeisterei Merscheid wurden hiervon 3 400 Reichstaler auferlegt, die sich auf die einzelnen Ortschaften folgendermaßen verteilten:
Die rasch aufsteigende Entwicklung seit den 60er Jahren ist darauf zurückzuführen, daß Ohligs immer mehr zu einem Eisenbahnknotenpunkt geworden ist, seitdem es 1867 Bahnstation geworden war. Damals wurde die Unternehmungslust stark entfacht, die sich noch steigerte, als die Strecken Ohligs-Hilden-Düsseldorf und Ohligs-Solingen-Remscheid-Lennep in Betrieb genommen wurden.
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um 1905 (?) Bahnhof Ohligs Nach einer Ansichtskarte |
Eine alte WegekarteEin alter Zeitungsausschnitt ohne weitere Angaben (Solinger Tageblatt? 1978?) zeigt die Abbildung einer nett dekorierten, handgezeichneten Karte. Sie trägt den Titel "»Chart« Joan Peter 1714 an 22ten Aprill". (Man könnte auch "1774" lesen.) Die Skizze soll aus Archivbeständen der Ohligser Post stammen. Dargestellt ist das damalige Ohligser Wege- und Straßennetz mit heute noch bekannten, aber auch einigen nicht mehr geläufigen Orts- bzw. Hofschaftsnamen. Herkunft, Zweck und Verbleib der Karte sind unbekannt; in den Beständen des Solinger Stadtarchivs ist sie nicht vorhanden. |
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»Chart« Joan Peter 1714 an 22ten Aprill |
"(wk) Auf eine interessante historisch aufschlußreiche Kartenstudie stieß der Geschäftsführer des Briefmarken-Sammler-Vereins Solingen 1903 im Archivmaterial der Ohligser Post [...].
So der dazugehörige Text. Der von Otto Bauermann erwähnte Botendienst hatte allerdings noch nichts mit einer "Ohligser Post" zu tun. Die bergische Landespost arbeitete damals mit privaten Botendiensten, die eine Konzession der Hofkammer benötigten. Es erfolgten auch keine Zustellungen zu den Wohnungen der Empfänger; Briefe und anderen Sendungen mussten beim jeweiligen Boten - bzw. im Wirtshaus - abgeholt werden. [Der spontane Eindruck, dass wir uns diesen Verhältnissen wieder annähern, ist vielleicht nicht ganz abwegig.]
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Quellen:
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