www . ZeitSpurenSuche . de

Vooskotten - Henkelskotten - Barler Kotten (Viehbach)

Lage
Geschichte und Eigentümer
    -   Eigentümer Heipertz
    -   Eigentümer Voos
    -   Eigentümer Henkels, Engelsberg, Moll
    -   Eigentümer Henkels, Moll, Grah, Bauermann, Witte
    -   Eigentümer Henkels und Grah
    -   Eigentümer Henkels
Der Kotten
Das Ende
Namen



Lage

Der Barler Kotten lag in Solingen-Ohligs unterhalb des späteren katholischen Friedhofes (hinter der 1858 erbauten Kirche St. Josef an der Hackhauser Straße) nahe der Ecke Ammerweg / Bussche-Kessel-Weg am Viehbach, unmittelbar westlich des Eisenbahndamms. Die Stelle ist heute von der Viehbachtalstraße überbaut.




Geschichte und Eigentümer

Die Geschichte des Barler Kottens beginnt wesentlich früher als in dem knappen Kapitel bei Lunkenheimer beschrieben. Schon 1715 ist er auf der Karte von Ploennies als "Hamer" auf der linken Bachseite eingezeichnet. Es scheint aber noch ältere Hinweise zu geben. Sie beziehen sich insbesondere auf Familie Heipertz und finden sich (nur) bei Lunkenheimer - irrtümlich - im Kapitel Scharrenberger Mühle.

  Die folgenden Daten, vermutlich gefunden in alten Original-Urkunden, hat Hans Grah dem Barler Kotten zugeordnet, allerdings mit dem Hinweis, dass manches noch überprüft werden müsse. Leider sind nicht alle Quellen angegeben. Diese Fundstücke sollen nur als Datensammlung verstanden werden, aus der bei weitergehendem genealogischem Interesse ggf. weitere Erkenntnisse gewonnen werden können.




Eigentümer Heipertz

1683  Hebbuch Rentmeister Waßmann: Wassererkenntnis, Kottenpacht
      -i- Barler und Hackhauser Bach
      3. Arndt zu Heipertz   1/2 Goldgulden

      Arnd zu Heipertz
      † v.1663 [?], oo Trin, † 21.04.1682, 10 Kinder
      10.) Mattheis Heipertz
           get. 2.2.1656 zu Heipertz, † v.1727, oo ... Deus, 4 od. 5 Kinder
      [Weitere genealogische Angaben bei Grah]
      

  Im Hebbuch des Solinger Rentmeisters Wilhelm Vaßmann von 1683/84 ist am "Barler und Hackhaußer Bach" ein Arndt zu Heipertz mit 1/2 Goldgulden Wassererkenntnis als einer von vier Steuerpflichtigen aufgeführt. Unklar ist, ob es sich hier tatsächlich um den Barler Kotten handelt.

1693   Heipertzer Hammer
1697   wird das "rath im hamer" erneuert
1698   der "Herth im Hamer gemauerth"

"Anscheinend ist um 1700 herum der Hammer in einen Schleifkotten umgewandelt worden." [Grah]

Am 26.09.1700 zahlt Theiß Heipertz 56 albus Kottenpfacht
1702                               56 albus Wassererkenntnis
           jährlich an Richter in Solingen
           1701 Richter Kylmann
           1702 Richter M.M. Vaßmann

1710/1711  Arndt Heipertz    56 albus
1711/1712  Theiß zu Heipertz
1712       1/2 Arndt   1/2 Theiß zu Heipertz
           mehrmals je 1/2

1715  Ploennies: Hamer

1731  Theiß zu Heipertz, modo Wittib Heypertz

1735  Kotten negst bei Barl, auf die Mankhauser Bach

  Dass dies der Barler Kotten ist und nicht die Scharrenberger Mühle, könnte Grah aus der späteren Heirats-Verbindung zu Familie Voß abgeleitet haben, die den Namen "Vooskotten" begründete.

  1693 wird ein "Heipertzer Hammer" genannt. Wenn der Hammer um 1700 in einen Schleifkotten umgewandelt wurde (da Theiß Heipertz ja Kottenpacht zahlt), dann muss er vor 1715 wieder zum Hammer geworden sein, denn als solcher steht er in der Karte von Ploennies. 1735 ist wieder von einem Kotten die Rede, wenn auch nicht ausdrücklich von einem "Schleifkotten".

11.2.1735  (lt. Eintragung 1764)
           Mattheis Heypertz Erbgut und Kotten in vier Theile geteilt:
           "nechst bey Barl auf der Mankhauser Bach gelegener Schleifkotten"
           Gertrud Heipertz   oo Johann Haaß zu Barl    1/4 Kotten
           Arnold Heipertz    oo Maria Hoppe, Heipertz  1/4 Kotten
           Johann Heipertz                              1/4 Kotten
           Catharina Heipertz oo Peter Voß, Heipertz
                                          von der Goße  1/4 Kotten
1738       Theiß Heypertz


Eigentümer Voos

7.7.1739   kauft Peter Voß von Johann Haaß ............ 1/4 Kotten

1755 ???   Obligations-Protokoll
           Heinrich Neeff verh. m. Marg. Witte   350 Th.
           Unterpfand: 1/5 Erbgut Joh. Neef zur Straßen
                       1/5 Theil beym Ohlig gelegener Schleifkotten
                       1/5 Mankhauser Guth

           "Ob es sich dabei um den Barler Kotten handeln kann,
           ist noch zu prüfen. Joh. Wilh. Henkels siehe Scharrenberg,
           verh. m. Maria Gertr. Neef = dadurch evtl. Anteil Henkels
           nach 1810 am Barler Kotten???" [Grah]
           
17.12.1763 kauft Peter Voß von Arnold Heipertz ........ 1/4 Kotten

1764       besitzt Peter Voos Wittib den ganzen Kotten
           = Vooskotten im Hackhauser Banden
23.5.1764   Obligations-Protokoll No. 447

Wittib Peter Voß, Catharina Heypertz
und großjährige Kinder Joh. Voß oo Cath. Mertens
                       Peter Voß
leihen 500 Th. von Kaufhändler Joh. Abr. Knecht oo Kayser

zur Abführung des Kaufschillings von dem zu Heypertz, Kirspel Wald
gelegenen Matthießen Heypertz Erbguth den pro rata von ihren Eltern
Matth. Heypertz, Ehel. ererbt lt. Los und Theilzettel 11.2.1735
Los 1 Anteil, wie auch ihren nehst bey Barl auf der Mankhauser Bach
gelegenen gantzen Schleifkotten wie sie solchen teils von ihren
Eltern Matth. Heypertz ererbt und von Arnolden Heypertz Eheleuten
lt. Kaufbrief vom 17.12.1763 gekauft.

übertragen 17.7.1789 Fol. 16

9.6.1766    Obligations-Protokoll No. 560

Wittib Peter Voß, Catharina Heypertz
und großjährige Kinder Joh. Voß oo Maria Cath. Mertens
                       Peter Voß
                       Joh. Wilh. Voß
leihen                               175 Th.
sodann Johann Voß und dessen Ehefrau 150 Th.
ab dem zu Heypertz, Kirspel Wald, Honnschaft Barl gelegenen,
sogenannten Theiß Heypertz Erbgut.

Von Miterben Wittib Johann Haaß, Gertr. Heypertz lt. Kaufbrief
7.7.1739 erkauften 1/4 Theil sowohl als von dem im Hackhauser Banden
gelegenen Schleifkotten den 1/4 Theil mit allem Zubehör, Gerechtigkeit
nebst ihr Johann Voß Eheleuten Gereiden.

20.5.1779 eingelöst

Wie lange Peter Voos bzw. dessen Erben den Kotten in Besitz hatten,
ist ungeklärt.

1779  Im Tax- und Matriculbuch der Honnschaft Barl werden zwar die
      Heipertzer Güter aufgeführt, jedoch gibt es bei Heipertz und Barl
      keinen Hinweis auf den Kotten. Der Grund ist vermutlich, dass er auf
      Gemarken-Land lag: Barler Gemarke bzw. Scharrenberger Heide [Grah]

Die Firma Heipertz zu Heipertz stellte Scheren her, auch Pferdescheren und
Haarscheren:
1791  Wittib Arnoldug Heipertz
1795  Gebr. Heipertz
1798  Johann Abraham Heipertz

Ob diese Scheren nach 1700 aus dem Heipertzer Hammer bzw. Kotten kamen,
ist fraglich. [Grah]

1793  Erben von Arnd zu Heipertz verkaufen bzw. wollen verkaufen an ihren
      Oehmen resp. Schwager Mattheiß Heipertz 1/2 Heipertzer Hammer
      für 100 Rthlr. 80 Albus (Die Heimat 1938 S. 61 f)

  Hier heißt es wieder "Hammer". Ich neige zu der Vermutung, dass wir es bisher immer mit einem Hammer zu tun hatten.

1804  Stammsche Karte: Kotten unterhalb Barl

1810  Mutterrolle Honnschaft Barl

      Wilhelm Vooß zu Heipertz
         besitzt ca 1/2 Morgen Wiese, Gesträuch, Heidbusch an der Gemarken
      Wilhelm Heipertz zu Heipertz
         besitzt ca 1 Morgen Wiese, Gesträuch beim Kotten
         + 1820 aus Gebr. Heipertz
         Heide, Scharrenbergerheide     1 1/4 M
      Abraham Heipertz zu Heipertz
         besitzt ca 1 Morgen Wiese an der Gemarke und Kotten
         + 1820 aus Gebr. Heipertz
         Heide, Scharrenbergerheide     1 1/4 M

Diese Grundstücke wurden ca. 1809 als Gemarkengründe auf die Gemarkenberechtigten aufgeteilt. Sie lagen unmittelbar neben dem Barler Kotten, etwa zwischen Viehbach und heutigem katholischen Friedhof.

Im Urhandriss 1829, Merscheid Flur VIII, sind diese Grundstücke nördlich des Kottenteiches eingezeichnet. Dies deutet darauf hin, dass auch der Barler Kotten früher auf Gemarkengrund lag. [Grah]

  Der Kotten blieb offenbar über Generationen im Eigentum der Familie Heipertz-Voos. Ab 1810 tauchen plötzlich andere Namen auf, insbesondere der Name Henkels. Wie es dazu kam, ist unklar. Vielleicht hat die Kreditaufnahme von 1755 und die Verbindung von Joh. Wilh. Henkels mit Maria Gertr. Neef damit zu tun.

In den über 190 Jahren seines Bestehens war der Barler Kotten ab 1810 fast 100 Jahre lang im (Teil-)Besitz der Familie Henkels.




Eigentümer Henkels, Engelsberg, Moll

Mutterrolle Honnschaft Barl

1810  Art. 212 alt
      Johann Wilhelm Henkels, Mankhaus (oo Maria Gertr. Neeff)
      besitzt 1/1 Kotten            4 Franken Mietwerth

1826  Art. 212 neu
      Daniel Engelsberg, Mankhaus
      besitzt 1/2 Kotten            2 Franken Mietwerth
      (Daniel Engelsberg, *1784, † 1857 Mankhaus,
      oo 26.11.1813 Merscheid, Lea Henkels, T.v. Joh. Wilh. Henkels, *1786)
      Daniel Engelsberg erscheint auch in der Scharrenberger Mühle.

1825  Art. 268, aus Art. 212
      Karl Henkels zu Barl
      besitzt 1/2 Kotten            2 Franken Mietwerth
      Gesträuch am Kotten           5 Ruthen
      Weyer am Kotten              10 Ruthen

1829  Urhandriss
      Karl Henkels zu Barl               1/2
      Peter Daniel Moll, Unten-Mankhaus  1/2
      Kotten, Kottenplatz, Teich 126 Ruthen, 60 Fuß
[Grah]

  Hier nähern wir uns ungefähr den Angaben bei Lunkenheimer an. Als Quellen hat er im Wesentlichen Akten im Privat-Besitz zweier Familien angegeben. - Die Flächenangaben schwanken.

"... im Urhandriß von 1830 sind als Besitzer Karl Henkels aus Barl und Peter Daniel Moll in Unten-Mankhausen zu je 1/2 Anteil angegeben. Die Grundstücksfläche des Schleifkottens betrug 167 Ruten und 60 Fuß. [Lunkenheimer S. 163]




Eigentümer Henkels, Moll, Grah, Bauermann, Witte

5.7.1838 - zum Mai 1839

      verkaufen Karl Wilhelm Henkels, Schleifer zu Barl, und Ehefrau
      Rahel Henkels von dem ihnen gehörenden 1/2 Kotten "gegen Abend" gelegen
      (die andere Hälfte gehört Daniel Moll)

      "1/4 Kotten an der Kirbergsbach, den Henkelskotten, früher Vooskotten
      genannt, den vordersten Theil" Mutterrolle Art. 214, Flur 8,
      Grundstück 149, 150, 151, Grundfläche 167 Ruthen, 60 Fuß

      an Ferdinand Grah, Schleifer zu Heipertz,
      vertreten durch seinen Bruder, Gabelmacher Karl Wilh. Grah
      "außerdem das Recht, von den verbleibenden 4 Schleifstellen des
      1/4 Kottens des Henkels eine oder mehrere für 10 Jahre zu mieten."

[Grah]

Lunkenheimer: Am 25.07.1838 kaufte der Gabelmacher Karl Wilhelm Grah vor dem Notar Thelen in Wald ein Viertel des Schleifkottens von Karl Wilhelm Henkels und seiner Ehefrau Rahel für seinen minderjährigen Bruder Ferdinand Grah. Im Kaufvertrag heißt es u.a. "ein viertel, nämlich der vordere Teil des Schleifkottens, der Henkelskotten, früher Voos-Kotten genannt und dessen Zubehör, respective der Hälfte des ihnen gehörenden Teils, welcher gegen Abend gelegen ist."

"Außerdem verpflichteten sich die Eheleute Henkels dem Käufer Ferdinand Grah von den ihnen noch verbliebenen vier Schleifstellen eine oder mehrere zum üblichen Mietzins zu vermieten und diese während eines Zeitraums von 10 Jahren nicht an Fremde zu überlassen." [Lunkenheimer S. 164-165]

  Die Eigentumsverhältnisse
  1825/26 1/2 Kotten Karl Henkels, 1/2 Kotten Peter Daniel Moll
  1829/30 1/2 Kotten Karl Henkels, 1/2 Kotten Peter Daniel Moll
  1838/39 1/4 Kotten Karl Henkels, 1/4 Kotten Ferdinand Grah,
  1/4 Kotten Daniel Moll (?) 1/4 Kotten Joh. Peter Bauermann(?)

26.06.1839  verkaufen Messerschmied Joh. Peter Bauermann und Eheleute
      Schleifer Peter Daniel Moll (*1791) oo Anna Cath. Bauermann

      an Schleifer Wilhelm Witte, Neuen Ufer,
      1/4 Theil von dem ... Kotten ... in Gemeinschaft mit den Eheleuten
      Carl Wilh. Henkels zu Barl und Ferdinand Grah zu Heipertz
      "Schleifkotten, den Henkelskotten, auch Vooskotten genannt,
      nemlich den am untersten Ende dieses Kottens an der Wasserseite
      gelegenen 1/4 Theil mit dazugehörigen Gehölzen und Teich, im Ganzen
      167 Ruthen, 60 Fuß"
      (500 Thaler Hypothek von Gottfried Wüsthoff, Schalenpresser, Neuen Ufer)
[Grah]
  Eigentumsverhältnisse bis 26.06.1839
  1/4 Kotten Karl Henkels,
  1/4 Kotten Ferdinand Grah,
  1/2 Kotten Joh. Peter Bauermann und Eheleute Peter Daniel Moll / Anna Cath. Bauermann

1839  Brandkataster Merscheid No. 689
      Unter Mankhaus No. 335 (= Scharrenbergerheide 335)
      1.1.1839 Moll, Peter Daniel    Schleifkotten 500 Th./700 Th.
               und 1/2
               Grah, Nathanael       am 6.8.1860 total abgebrannt

               (Nathanael Grah ist Schwiegersohn von P.D. Moll
               und Bruder von Ferdinand Grah
               * 11.3.1824 zu Heipertz, † 8224;8.5.1884 zu Wiefeldick
               oo23.7.1846 Eleonore Moll,
               * 5.11.1827 U. Mankhaus, † 8224;24.3.1885 Wiefeldick

1840  Brandkataster Merscheid 599
      Barl 449
      2.8.1840  Henkels, Karl und
                Grah, Ferdinand      Schleifkotten 600 Th.
                                     11.9.1841 gestrichen

1842  Brandkataster Merscheid 701
      Scharrenbergerheide 335
      1.1.1842  Henkels und Grah     Schleifkotten  650 Th.
          1860                                     1000 Th.
                                     am 6.8.1860 total niedergebrannt
[Grah]

Wie gut, dass die Versicherungssumme noch rechtzeitig vor dem Abbrennen erhöht worden ist.

  Eigentumsverhältnisse ab 26.06.1839/1840
  1/4 Kotten gegen Westen Karl Henkels, 4 Stellen
  1/4 Kotten gegen Abend gelegen, vorderste Theil Ferdinand Grah,
  1/4 Kotten Daniel Moll, Fürk
  1/4 Kotten gegen Osten, am untersten Ende an der Wasserseite Wilhelm Witte
  insgesamt vermutlich 16 Schleifstellen


Im Mai 1840 klagt Ferdinand Grah gegen Henkels, dass er ihm die 2 Schleifstellen verweigere und dass eine Hypothek von 125 Thalern zu Gunsten von Joh. Abr. Knecht, Schleifer zu Unten Widdert, von den Eheleuten Henkels noch nicht abgelöst sei. Knecht ist Schwager von Henkels, oo A. Marg. Henkels, und 1826-1830 Besitzer der Scharrenberger Mühle. [Grah]   Es ging um die vertragliche Vereinbarung vom 5. Juli 1838.

Es kam zu einem langwierigen Rechtsstreit. [Lunkenheimer S. 164-165]  Wie er ausging, ist nicht überliefert.

1858 gab Peter Daniel Moll, Miteigentümer des Barler Kottens, folgende Verkaufsanzeige auf:


Bergisches Volksblatt vom 30. März 1858

"Meinen, unter der Scharrenberger Mühle gelegenen ein Vierten Theil Schleifkotten bin ich Willens aus freier Hand zu verkaufen.

Peter Daniel Moll früher unten Mankhausen jetzt Fürk."



Zu diesem Zeitpunkt fand sich kein Käufer. Am 02.03.1859 kam es daher vor dem Friedensgericht in Solingen zur Versteigerung des Kottenanteils. Erworben hat ihn Gabelmacher Karl Wilhelm Grah für 310 Taler.

2.3.1859  Carl Wilhelm Grah auf der Bech
      (Bruder von Ferd. Grah und Nath. Grah)
      ersteigert von Peter Daniel Moll zu Fürck und Consorten
      1/4 Kottenantheil an dem auf der Kirbergsbach
      unter der Scharrenbergermühle in der Nähe von Barl gelegenen
      Schleifkotten, Henkels- auch Vooskotten genannt.     310 Thaler

      Zugleich ersteigert Ferdinand Grah Holzung 14 Ruthen
      für ebenfalls 310 Thaler.
[Grah]

  Eigentumsverhältnisse ab 2.3.1859
  1/4 Kotten Karl Henkels
  1/4 Kotten Ferdinand Grah,
  1/4 Kotten Carl Wilhelm Grah
  1/4 Kotten Wilhelm Witte



Am 06.08.1860 brannte der Barler Kotten, wie oben schon erwähnt, vollständig ab.

Welchen Betrag die Feuerversicherung an wen ausgezahlt hat, ist nicht bekannt. Ferdinand Grah war zu dieser Zeit bereits an der Dampfschleiferei-Aktien-Gesellschaft am Wahnenkamp beteiligt. Unklar ist, ob er dort auch einen Schleifplatz hatte. Ferdinand Grah starb 1864. [Grah]




Eigentümer Henkels und Grah

Zwischen 1860 und 1865 wurde der Barler Kotten wieder aufgebaut. An der Wiedererrichtung hat sich Ferdinand Grah wohl nicht mehr beteiligt, denn: "Nach seinem Wiederaufbau gehörte Nathanael Grah und seiner Ehefrau Eleonore, geb. Moll, die eine und Gustav Henkels die andere Hälfte des Kottens." [Lunkenheimer S. 165]

  Etwas rätselhaft - da der Kotten doch abgebrannt war - erscheint mir die (unvollständige) Notiz von Grah über eine Verkaufsanzeige "teilungshalber" vom 13.3.1861. Wichtiger als das Kottengebäude waren jedenfalls das Grundstück und die mit dem Kotten verbundenen Rechte:

"... Theilung Henkels und Grah zu Scharrenberg wird der auf der Kirbergsbach, Gemeinde Merscheid gelegene, jetzt abgebrannte sogenannte Henkels-Kotten nebst Wassergerechtsame, Rad-Stein und Holz-Material und dazu gehörige Grund und Boden, taxiert 1227 Thlr, am 14.5.1861 beim Wirth Theodor Zimmermann, Wahnenkamp ..." [Grah]

  Wirth Theodor Zimmermann erscheint übrigens 1886 als Eigentümer des Hasselskottens.

Weitere Anmerkungen von Grah:

1861  185/75 Bürgerrolle Merscheid
      Barl No. 538, neue Nr. Scharrenbergerheide 3 (Kotten)
      Henkels und Grah
      Es wohnten zeitweise 3 Familien mit zusammen 12 Personen im Kotten.
      Ob auch Schleifstellen vorhanden waren, ist unbekannt.

  Demnach hätte der Kotten schon wieder gestanden - als Wohnhaus.

1860-1867  Bahnbau Ohligs-Deutz
      Der aufgeschüttete Bahndamm beeinträchtigte den Kottenteich erheblich,
      es kam zu längeren Prozessen zwischen den Kottenbesitzern und der
      Eisenbahngesellschaft.

1875  Brandkataster Merscheid No. 1053
      Scharrenbergerheide 3
      18.5.1875  Grah, Nathanael     1/2 Schleifkotten     1.950 Mark
                                     Radhaus                 300
                                     Triebachse, Riemscheibe
                                     mit 3 Läufer             90
                 Henkels, Gustav     1/2 dto.


Am 28.05.1875 wurde der Kotten mit 5.000 Talern gegen Feuer versichert. [Lunkenheimer S. 165]
Oder am 18.05. mit 2.340 Mark.

1875/85 Bürgerrolle Merscheid
      Scharrenbergerheide 3 neue No. Hackhauserstr. 40
      Henkels und Grah

1868-1877 wohnten im Kotten der Federmesserschleifer Carl Henkels und seine Frau Julie Herbertz, zusammen 10 Personen. [Grah]

Nathanael Grah, Kottenbesitzer und Scherenschleifer, starb am 08.05.1884 zu Wiefeldick, seine Ehefrau Eleonore geb. Moll starb am 24.03.1885. [Lunkenheimer S. 165]

Alleiniger Eigentümer wurde nach dem Tod des Ehepaares Gustav Henkels, dem 1875 bereits der halbe Kotten gehört hatte. [Grah]




Eigentümer Henkels

1885/95  Bürgerrolle Ohligs
         Hackhauserstr. 40 (keine Bezeichnung "Kotten" mehr)
         Eigentümer: Gustav Henkels
         Bewohner:   Scheidweiler, Messerfabrikarbeiter
                     bis 1891 Mohnes, Federmesserarbeiter
                     ab  1890 Henkels, Max, Federmesserschleifer (*21.1.1862)

1901     Adressbuch
         Hackhauserstr. 40
         Eigentümer: Geschwister Henkels
         Bewohner:   Eich, Ernst, Handlanger

1905     dto. Hackhauserstr. 36
         Bewohner:   Frauenzimmer, Feiler

1909     Hackhauserstr. 36
         Eigentümer: Frauenzimmer, Julius, Gabelfeiler

1913     nicht mehr verzeichnet.

[Grah]

Hackhauserstr. 40 = Hackhauserstr. 36?




Der Kotten

Einzelheiten über den Kotten sind kaum bekannt; ein Foto habe ich nicht gefunden. Erwähnt wird, dass er über einen Teich verfügte und zeitweise 16 Arbeitsstellen vorhanden waren.

Für kurze Zeit wurde im Barler Kotten eine Dampfmaschine eingesetzt, um unabhängig vom Wasser arbeiten zu können (lt. Grah nach mündlicher Überlieferung um 1875). "Als aber die ersten Aktien-Schleifereien in Ohligs mit Dampfkraft errichtet wurden, beteiligten sich viele Schleifer daran und der Barler Kotten verlor an Anziehungskraft." [Lunkenheimer S. 165]

  Das Problem war wahrscheinlich nicht nur die fehlende Anziehungskraft für die Schleifer = Mieter. Der Betrieb einer kleinen Dampfmaschine mit relativ geringem Wirkungsgrad wird wegen der benötigten, umständlich zu beschaffenden Kohle teuer und unrentabel gewesen sein, so dass sich der Kotten gegen die schon seit Jahrzehnten vorhandenen Dampfschleifereien in Merscheid und Ohligs nicht behaupten konnte.

Bereits 1854 waren in Merscheid mindestens zwei größere Dampfschleifereien in Betrieb, und die "Dampfschleiferei zu Ohligs" hatte 1867 mit einer 16 PS starken Dampfmaschine (und 5 000 Pfund täglichem Kohleverbrauch) ihren Betrieb aufgenommen. [Thiemler S. 12 f]

  Über die Dampfschleifereien



Ammerweg
 
2004
Der Ammerweg zwischen
kath. Friedhof und Straßenunterführung L288n.
Rechts unter der Brücke stand der Barler Kotten.



Das Ende

Noch bis etwa 1905 ist der Kotten, wie Grah "nach mündlicher Überlieferung" berichtet, als Schleiferei in Betrieb gewesen. Dann soll das Gebäude mehr und mehr verfallen sein, dürfte also für die letzten Bewohner alles andere als eine komfortable Bleibe gewesen sein.

"Um 1920 standen nur noch Mauerreste, die uns Kindern damals als Spielplatz dienten. Es war vielfach der Ort, wo die 'Borler' Schüler der Schule Löhdorf mit den 'Steinküllern', Schüler von der Ohligser Seite, etwa Forststraße, erbitterte Kämpfe ausfochten." [Grah]  "Mauerreste vom Fundament des Barler Kottens konnte man noch im Jahre 1940 feststellen." [Lunkenheimer S. 165] Heute ist das Gelände von der Viehbachstraße - Bonner Straße überbaut.




Namen

1683   Ehepaar Arndt zu Heipertz und Trin
1700, 1702, 1711, 1712, 1738   Theis Heipertz
1710, 1711, 1712   Arndt Heipertz
1731   Wittib Theiß Heypertz
1735   Gertrud Heipertz oo Johann Haaß
1735, 1763   Arnold Heipertz oo Maria Hoppe
1735   Johann Heipertz
1735   Catharina Heipertz oo Peter Voß
vor 1739   Johann Haaß
1739, 1763   Peter Voß
1755 ???   Ehepaar Heinrich Neeff und Marg. Witte
1764, 1766   Peter Voos Wittib Catharina Heypertz
1764   Joh. Voß oo Cath. Mertens, Peter Voß
1793   Mattheiß Heipertz
1810   Wilhelm Vooß, Wilhelm Heipertz, Abraham Heipertz
1810   Johann Wilhelm Henkels
1825   Karl Henkels
1826   Daniel Engelsberg
1829, 1838, 1839   Karl Henkels, Karl Wilhelm Henkels
1829, 1839, 1858   Peter Daniel Moll
1838, 1840, 1859   Ferdinand Grah, Karl Wilhelm Grah
1839   Joh. Peter Bauermann
1839, 1859   Wilhelm Witte
1840   Johann Abraham Knecht
1859   Karl Wilhelm Grah
nach 1860-1884/1885   Ehepaar Nathanael Grah und Eleonore geb. Moll
1875, nach 1860   Gustav Henkels
1909   Julius Frauenzimmer


Quellen:
  • Bergisches Volksblatt vom 30.03.1858, zit. bei Lunkenheimer
  • Grah, Hans: Kotten und Mühlen im Ohligser Bereich. Ergänzungen, Berichtigungen (1990)
  • Lunkenheimer (1990) S. 163-165
  • Thiemler (1991)

voriger Kotten      nach oben      nächster Kotten

www.zeitspurensuche.de
Copyright © 2004 Marina Alice Mutz. Alle Rechte vorbehalten.