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1929 Hasselskotten Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
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- Lage - Geschichte und Eigentümer - Der Kotten - Schleifstein-Unfall im Hasselskotten - Der Hasselskotten als Wohnhaus - Das Ende - Namen |
LageDer Hasselskotten stand nördlich des Wasserschlosses Hackhausen in Solingen-Ohligs, in der Nähe des Bussche-Kessel-Weges, nicht weit von der Stelle, an der heute die Stadtautobahn L288n/L141n den Viehbach überquert. |
Geschichte und Eigentümer
1715 ist der Hasselskotten auf der Karte von Ploennies auf der rechten Bachseite eingezeichnet - als Kotten und nicht als Hammer, wie Lunkenheimer und auch Rosenthal [1. Bd. S. 51] angeben.
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Rheinische Landeszeitung vom 20.12.1940
Aus dem Stadtteil Ohligs Vom Hasselskotten
Die Abschrift eines Erbpachtkontraktes vom 29. April 1747, der zwischen Friedrich Leopold Christian von Bottlenberg, genannt Kessel, Herr zu Hackhausen, und dem Ehrsamen Peter Schaeff getätigt wurde, gibt uns Kenntnis »von der Grundgerechtigkeit des halben Schleifkottens, so auf dem zu Hackhausen freiadeligen Grunde, genannt den obersten Kotten-Banden, gelegen.«
Der Erbpächter oder dessen rechtmäßige Erben »sollten gewiß und sicher alle folgenden Jahre nachkommen, solange sie nämlich selbigen halben Kotten im Gebrauch haben und als Erben sich dazu erkennen«. »Im Falle aber«, so heißt es weiter, »daß die Zahlung auf den gesetzten Termin nicht erfolgen sollte, so solle jeder der vorgeschriebenen Reichstaler wöchentlich vier Albus aufsteigen bis zur ' Vollthuung' (also völligen Bezahlung) der vorgeschriebenen Erbpacht.«
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Um 1920 Der Hasselskotten im Herbst Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
"Wer zu dieser Zeit [1747] die andere Hälfte des Schleifkottens in Erbpacht innehatte, ist nicht bekannt; wahrscheinlich ist sie im Besitz einer anderen Familie Wüsthoff gewesen und geblieben; denn im Jahre 1829, als die allgemeine große Kataster-Vermessung abgeschlossen war, wurden als Eigentümer des Grund und Bodens "Peter Wüsthoff und Consorten" ausgewiesen." [Lunkenheimer S. 165]
1810 Mutterrolle Bürgermeisterei Höhscheid III B 4 Gemeinde Rupelrath Art. 147-162 162 Peter Henkels und Wüsthoff zum Ohligs ein Schleifkotten oben Hackhausen 3 1/2 R der Teich aus Wiese 7 R Mietwerth des Kottens 10 Franken Abschätzung - Fr. 23 ctms. 1814 Abgaben Höhscheid Ohligs Peter Henkels und Wüsthoff 93 ctms. [Grah] |
Zur Genealogie der Familie Wüsthoff, Zimmermann und Ziegelbauer
Die Familie Wüsthoff mit ihren Nachkommen zieht sich durch die gesamte Kottengeschichte. Hans Grah hat dazu einige genealogische Daten zusammengestellt. Sie sind nicht überprüft, teilweise gibt es mehrere Varianten. Joh. Peter Wüsthoff, Schleifer, Poschheide, * 1763, † v.1833 1. oo Anna Marg. Grah (T. v. Joh. Grah, Poschheide) 4.8.1797 ref. Wald 2. oo Anna Gertr. Paashaus, * 1766, † 13.2.1833 Poschheide 6 Kinder Friederica Wüsthoff, *16.10.1802/15.10.1803 Poschheide, † 29.3.1872/13.3.1872/30.3.1872 Poschheide oo Theodor Zimmermann, Poschheide, * 15.4.1805, † n.1886 Sohn: Reinhard Zimmermann, * 28.10.1832 Amalie Wüsthoff, * 7.11.1807/4.11.1807 Poschheide, † 26.4.1842/26.4.1882 Poschheide oo Daniel Ziegelbauer, Scherenfabrikant Poschheide, * 6.5.1806, † v.1892 Kinder: Hugo Ziegelbauer, † 6.4.1914 Otto Ziegelbauer, Scherenfabrikant Poschheide, * 26.10.1845, † 1.6.1914 Ernst Ziegelbauer Johanne(s) Ziegelbauer Emma Ziegelbauer Ida Ziegelbauer oo Walter Linder, Federmesserfabrikant, Engelsberg Emanuel Wüsthoff (?), Schleifer, Poschheide, * 4.6.1805, † 7.3.1873 |
Im Januar 1837 wurden als Eigentümer des mit 500 Reichstalern versicherten Hasselskottens angegeben: 1/2 Anteil Gebrüder Küller und je 1/4 Anteil Ern und Carl Wüsthof.
1872 Ehefrau Theodor Zimmermann Friedericke geb. Wüsthoff gestorben. Nachlass: teils von Eltern, den auf der Poschheiden verstorbenen Eheleuten Schleifer Peter Wüsthoff und Anna Marg. Grah geerbt und von miterbenden Geschwistern lt. Teilung am 20.8.1845 erworben nach Tod von Frau Theodor Zimmermann am 30.3.1872 lt. Testament v. 8.4.1869 Sohn Reinhard Zimmermann 1/2 Ehemann 1/4 " vererbt 1/4 Der in der Gemeinde Höhscheid liegende Schleifkotten ruht aus dem Nachlaß des auf der Poschheide verlebten Emanuel Wüsthoff gleiche Teile von der überlebenden Amalie Wüsthoff oo Daniel Ziegelbauer und den oben benannten Sohn seiner Schwester Reinhard Zimmermann letztere ebenfalls verstorben, 1/2 seine Tante 1/2 sein Vater Theodor Zimmermann, Frau Ziegelbauer, ebenfalls verstorben, an ihre 6 Kinder 1886 lt. Testament Theodor Zimmermann v. 20.4.1886 die 6 Kinder Universalerben
Unklar ist, wo inzwischen die Geschwister Küller mit ihrem ganzen Kotten geblieben sind.
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Gerichtlicher Immobilar-Verkauf
Auf Anstehen der Beneficiar-Erben des zu Poschheide Gemeinde Merscheid verlebten geschäftslosen Theodor Zimmermann handelnd zugleich als unbedingte Erben der daselbst verlebten geschäftslosen Amalie geborene Wüsthoff Ehefrau Daniel Ziegelbauer wird der unterzeichnete zu Wald wohnende Königl. Preußische Notar Gustav Maubach am Donnerstag, den 10. October, Abends 6 Uhrim Wirtschaftslokale der Wwe. Daniel Weck zu Poststraße Gemeinde Merscheid
die zum Nachlasse des genannten Theodor Zimmermann und der Ehefrau Daniel Ziegelbauer gehörigen Immobilien, nämlich:
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Der Kotten
Der Hasselskotten ist lt. Grah nach der Flurbezeichnung "im Hassels" bzw. "im Hasselsbusch" benannt. Der auch heute in Solingen vorkommende Familienname Hassel erscheint im 17. Jh. unter den in der Bruderschaft der Schwertschmiede vertretenen Solinger Handwerkerfamilien.
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Arbeitsplatz Hasselskotten, ohne Datum und Angabe der Personen Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
Ein Schleifstein-Unfall im Hasselskotten im 19. Jh.
Über die Schleifer im Hasselskotten hat Ernst Knupp (*1883) eine Erzählung geschrieben, erschienen um 1925 im Ohligser Anzeiger in 40 Fortsetzungen unter dem Titel "Der Hasselskotten. Ein bergischer Schleiferroman aus dem vorigen Jahrhundert" im Ohligser Anzeiger. Die Geschichte spielt während des Baus der Eisenbahnlinie Köln-Ohligs-Elberfeld, die am 21. September 1867 eröffnet wurde. Die Schleifer im Hasselskotten heißen Krusius, Machenbach, Blasberg und Spieker - Namen, die auch heute in Solingen vertreten sind. Aus dieser Zeit habe ich keine anderen Informationen zum Hasselskotten gefunden. Ob der Autor sich von tatsächlichen Begebenheiten hat anregen lassen, ist nicht ersichtlich.
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Auszug aus: Der Hasselskotten. Ein bergischer Schleiferroman aus dem vorigen Jahrhundert Von Ernst Knupp
[...] In den Häusern waren die Vorbereitungen fast beendet. Die meiste Arbeit war getan.
Mit Hammer und Meißel ging ihm Heinrich Krusius zu Leibe, um im Zentrum ein Loch durchzuschlagen, das mit einem eisernen Kragen beiderseitig belegt, ihm auf der Achse Halt und Stützpunkt geben sollte, damit sie ihn beim Rotieren mitreißen konnte.
Die beiden Brüder horchten mit angehaltenem Atem den gleichmäßigen Gang ab.
Otto Krusius prüfte zum zweitenmal die soeben geritzte äußere Kante.
Die niedrige Decke riß auf in einem großen Loch.
Die Tür wurde aufgerissen. |
Der Hasselskotten als WohnhausNach der Stillegung wurde der Kotten von einer kinderreichen Familie bewohnt, die im Herbst 1939 auszog. Aus dem folgenden Artikel erfährt man von seiner Instandsetzung im Jahr 1940, durch die das zuvor von Vandalen verwüstete Gebäude wieder zu Wohnzwecken hergerichtet wurde. |
Ohligser Anzeiger vom 28. Mai 1940
Vom Hasselskotten.
"Der inmittel saftiggrüner Wiesen und schöner Gärten behäbig daliegende historische Hasselskotten, umsäumt von den herrlichen Hackhauser Waldungen, hat in den letzten Jahren mehrfach seine Zweckbestimmung gewechselt.
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Rhein-Echo vom 23.11.1948
Neues Leben im alten GemäuerDie Geschichte des Hasselskotten in Hackhausen -Flüchtlinge fanden hier eine neue Heimat
Unweit des Ohligser Schützenplatzes liegt in einem stillen Wiesental ein alter Schleifkotten, an dessen rissigem Gemäuer der Viehbach nimmer rastend vorbeigurgelt. Oft schon bin ich über seinen schmalen Steg hinweg an dem alten Kotten vorbeigekommen, und ich hätte mich nicht gewundert, wenn plötzlich die Knusperhexe auf seiner brüchigen Schwelle erschienen wäre, um mir mit ihrem Knotenstock zu drohen.
Überrascht, daß in diesem altersschwachen Gemäuer überhaupt noch Leben existieren kann, klopfte ich gespannt an die Tür. Nach einem freundlichen »Herein!« empfängt mich ein wohlig durchwärmter Raum. Vier einfache Betten stehen hinten an der Wand. Die Fenster sind noch ohne Gardinen. Um den Tisch sitzt die Mutter mit ihren fünf Kindern. Das älteste strickt an einem Strumpf, zwei machen Schularbeiten, während ein Mädchen das Kleinste versorgt.
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Solinger Tageblatt vom 1. September 1962
Hier gibt es weder Wasserhahn noch Steckdosen Wird der Hasselskotten im Hackhauser Wald bald abgerissen? / Besitzer suchen finanzkräftige Idealisten
»Wir möchten lieber heute als morgen hier ausziehen, das können Sie uns glauben!« Die junge Frau, die diesen Wunsch äußerte, kommt gerade aus einem schmucken, schwarz-weiß-grün gestrichenen bergischen Häuschen heraus. Verwundert sehen wir uns um. Mitten im schönsten Gebiet des Hackhauser Waldes, im Viehbachtal zwischen Buchweizenweg und Schloß Hackhausen liegt der Hasselskotten. Ein richtiges kleines Hexenhäuschen, sauber und ringsum von grünen Bäumen eingerahmt, genießt es nicht nur die Bewunderung vorbeikommender Spaziergänger, sondern auch noch den Ruf ruhmreicher historischer Vergangenheit. [...]
Die Bischoffs haben früher schon einmal eine andere Wohnung gehabt, bevor sie in den größeren Hasselskotten gezogen sind. In ihrem Schlafzimmer steht noch eine Waschmaschine, an der Decke hängt eine richtige Lampe, zu Requisiten degradierte Gegenstände aus einer modernen Welt. Die Beleuchtung im Erdgeschoß wird aus einer Progangasflasche gespeist, während im Obergeschoß die gute alte Petroleumlampe herhalten muß. Das Wasser bezieht die Familie aus einer Quelle gleich hinter dem Haus.
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Das schneebedeckte Dach des Hasselskottens. Im Hintergrund links sind Gebäude zu sehen, die zu Schloss Hackhausen gehören. Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
Das Ende1969 wurde der ehemalige Hassels-Kotten abgerissen. [Grah] |
Namenvor 1747 Peter Wüsthof1747 Friedrich Leopold Christian von Bottlenberg gen. Kessel 1747 Peter Schaeff 1810, 1814 Peter Henkels und Wüsthoff 1829 Peter Wüsthoff und Consorten 1837 Ern 1837-1847 Carl Wüsthof 1837, 1876 Gebrüder Küller vor 1872 Emanuel Wüsthoff vor 1872 Amalie geborene Wüsthoff Ehefrau Daniel Ziegelbauer 1872 Ehefrau Theodor Zimmermann Friedericke geb. Wüsthoff 1872 Reinhard Zimmermann vor 1889 Theodor Zimmermann 1895 Otto Ziegelbauer 1895 Ehepaar Richard Berg und Johanne Julie von Recklinghausen 1895, 1897 August von Recklinghausen 1889 Ludwig Viehmann |
Quellen:
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