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- Lage - Ausstrahlungen eines fremden Gewerbes - Erste Hinweise - 18. Jahrhundert - 19. Jahrhundert - Die Hildener Kotten - Namen |
Nicht nur in Solingen und Haan, sondern auch am unteren Lauf der Itter in Hilden gab es Schleifkotten. Dass in Hilden Schneidwaren geschliffen wurde, ist mir aus der Genealogie der Schleiferfamilie Mutz im 18. und 19. Jh. bekannt, die in den Hildener Kirchenbüchern im Elmenhof bei Trotzhilden genannt ist. Allerdings scheinen die Metallschleifer und ihre Kotten (wassergetriebene Schleifereien) in Hilden in der Literatur kaum ein Thema zu sein. Einschlägige Autoren wie August Lomberg und Ludwig Lunkenheimer berichten nur über das Haaner und Solinger Gebiet. Bei Wolfgang Wenning und Gerd Müller sind aber einzelne - spärliche und vage - Hinweise vorhanden. |
Lage
Ploennies hat zwischen Trotzhilden (wo Solingen, Haan und Hilden aneinander grenzen) und dem Dorf Hilden vier "Schleifmühlen" in seine Karte von 1715 eingezeichnet, alle auf der südlichen (linken) Itterseite im Gebiet des "Kalber-Stert".
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"Wie überall im Bergischen Lande, so auch im Gebiete des 'Kalversterz', finden wir zum Ausgang des Mittelalters die Schleifkotten. Man nutzte naturgemäß die Wasserkraft der schnellfließenden Itter aus. Zwischen Hilden und Haan, an der Grenze, finden wir den Butzkotten [am Steeg] und weiter abwärts den Backhauskotten [Elmenkotten], der heute in eine Stahlwarenfabrik umgewandelt ist.
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Hilden, Kalstert und Trotzhilden. Ausschnitt aus der topographischen Karte des Stadt- und Landkreises Solingen von 1898 von A. Hofacker. Hier ist nur der Standort der Jacobsmühle (Königskotten) eingezeichnet. An der von mir mit "B" bezeichneten Stelle stand vermutlich die Buchmühle. "Mühle" (links) bezeichnet den Standort der Gottschalksmühle. |
Ausstrahlungen eines fremden Gewerbes
"Das von Solingen her oberhalb Hildens an der Itter angesiedelte Gewerbe der Messerschleifer, das in mehreren Kotten seit Jahrhunderten nachweisbar ist, befand sich in den Händen Ortsfremder und wurde auch von eingewanderten Handwerkern betrieben. Hier haben wir es lediglich mit der Ausstrahlung eines fremden Gewerbes zu tun, das dem Lauf der Itter in Hildener Gebiet hinein gefolgt war. Es blieb hier auch nur auf den kleinen Raum am Kalbersterz (Kalstert) beschränkt und wurde nicht eigentlich heimisch. Ähnlich wie im Solinger Raum selbst ging das Gewerbe der in Kotten betriebenen Schleiferei im Verlauf des 19. Jahrhunderts zurück und verschwand schließlich völlig."
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Erste Hinweise
"Der erste bisher mögliche Nachweis eines Kottens im Hildener Ortsgebiet findet sich im Hildener Verzichtbuch und datiert mit dem 14. April 1578 - es ist die gleiche Eintragung, der wir auch den ersten Hinweis auf Ortsanwesenheit von Webern verdanken. Allerdings kann [...] nicht mit Bestimmtheit gesagt werden, ob sich der Personenname 'Hermann im Kotten' auf einen Schleifkotten bezieht."
1715 waren jedenfalls vier Schleifkotten vorhanden (vgl. Ploennies-Karte).
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18. Jahrhundert
"Daß zumindest der Betrieb eines Schleifkottens nicht immer kontinuierlich geführt wurde, beweist eine Prozeßakte im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf. [Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Jül.-Berg Hofrat B XXVI Nr. 98.]
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19. Jahrhundert"Das Dunkel lichtet sich erst im 19. Jahrhundert. Zwar versagen die ältesten Adreßbücher von 1828/32, 1833/34 und 1861 vollständig, da sie die Schleifer nicht in ihre Auswahl aufgenommen hatten. Aber die Bevölkerungsaufnahmen, mit denen die Wohnbevölkerung in ihrer Gesamtheit erfaßt wurde, führen eine ganze Anzahl Schleifer an. So nennt die Bevölkerungsaufnahme von 1840 insgesamt sieben Personen, die das Schleiferhandwerk ausübten." [Wenning S. 19 f]
Unter "Berufliche Gliederung der Hildener Bevölkerung Dezember 1840" sind bei Industrie und Gewerbe 169 Personen aufgeführt, davon 7 Schleifer u. Scherenarbeiter und - zum Vergleich - 116 Weber. |
1) 1-3 Trotzhaan HNr. 1 [S.1] Knecht, Karl, Schleifer (21) ev./ Ehefrau: Friederike geb. Kolk (29) ev./ Sohn: Fr.Wilh. (1) ev. 2) 13-19 Trotzhilden HNr. 6 [S.2] III. Neef, Daniel, Messerarbeiter (37) ev./ Tochter: Helena (14) ev. 3) 20-31 Trotzhilden HNr. 5 1/2 [S.2] I. Mutz, Abrah., Schleifer (36) ev./ Ehefrau: Karol. geb. Königs (35) ev./ Söhne: Reinhard (12) ev./ Gustav (7) ev./ Ferd. (1/2) ev. 4) II. Graf, Peter, Scherenarbeiter (44) ev. / Ehefrau: Christine geb. Gansen (45) ev./ 5 Kinder 5) 39-45 Trotzhilden HNr. 6 1/2 [S.3] Grah, Abrah., Schleifer u. Wirt (38) ev. / Ehefrau: Gertr. geb. Herder (39) ev./ 5 Kinder 6) 50-53 Trotzhilden HNr. 7 1/2 [S.3] Witten, Abraham, Schleifer (48) ev./ Ehefrau: Creadal geb. Urffer (44) ev./ 2 Kinder 7) 54-57 Trotzhilden HNr. 8 [S.3] Kirschbaum, Wilh., Schleifer (52) ev. / Sohn: Karl (12) ev./ A. Gertr. Backhaus, Magd (45) ev. / Pflegekind (zu Nr. 54): Wilhelmine Krohn (15) ev. [Müller-Scharrenberg S. 2 ] |
"Leider ist es aber nach wie vor schwierig, genau festzustellen, wo sich die einzelnen Kotten befunden hatten. Die Namen der Besitzer oder Pächter wechseln zu schnell, und es besteht in der Reihe der Bevölkerungsaufnahmen in der Zeit von 1849 bis 1861 eine große, vielleicht entscheidende Lücke. Ziehen wir noch die Angaben von Gustav Büren und die diesen beigefügten Erläuterungen von Heinrich Strangmeier sowie das in Betracht, was Hans Große in seinem Zeitungsartikel über die wirtschaftliche Bedeutung der Itter niedergelegt hat [Hildener Zeitung 13./14.1.1951], dann ergibt sich für das 19. Jahrhundert folgendes:
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In einer Bevölkerungs-Zählung aus dem Jahr 1832 sind für das Kirchspiel Hilden in der Spalte "Berufsangabe" in Kalstert "Handwerker" angegeben, bei denen es sich um die o.g. Itter-Schleifer gehandelt haben wird. "Zu Urkhaus" und in "Weisenfeld" ist jeweils "Kotten" eingetragen. [Müller-Scharrenberg S. 13] Vermutlich sind damit keine Schleifkotten gemeint.
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Die Hildener Kotten
In der Literatur werden namentlich folgende Schleifkotten genannt, deren Zuordnung unklar und widersprüchlich ist (die Ziffern in Klammern beziehen sich auf die oben erwähnte Ploennies-Karte von 1715):
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1. Kotten am Steeg"1. Der am weitesten im Osten gelegene Kotten war 'Am Steeg' und wurde nicht von der Itter, sondern von dem Lochbach betrieben, der dort in die Itter einmündet. Nach der Bevölkerungsaufnahme von 1840 saß dort der Schleifer Karl Knecht, so daß eine gewisse Berechtigung zu der Annahme besteht, daß dieser Kotten mit dem von Abraham Knecht erbauten, lange Zeit im 18. Jahrhundert verfallenen Kotten identisch ist, von dem oben berichtet wurde. Er wurde später Butzkotten genannt und ist schließlich abgebrochen worden." [Wenning S. 21] |
2. Kotten im Kalversterz
Es ist gut möglich, dass es sich bei diesem Kotten um denselben (bzw. denselben Standort) wie unter 1. handelt.
"Im Jahr 1691 den 30. April erhielt Johan Thegarden einen zwischen Hilden und Haan in Kalversterz auf der Itterbach gelegenen mit einem Vorhaupt oben an Hunets Wiesgen und unten an Holthausen Banden anschießenden, mit einer Seiten vor die Itterbach und anderen Seiten dem Kalversterzweeg eingeschlossenen Banden ad 8 Morgen groß in sicherem Erbpfacht und zugleich die gnädigste Konzession, auf diesem erbpfächtigen Banden einen Schleifkotten zu bauen gegen in die Kellnerei Solingen, als lang sich Erbpfächter dieser Konzession nicht gerichtlich begeben hätte, zu zahlende Erkenntniß von 1 Goldgulden, - da schon vorläufig den 20ten obgesagten Monats die behörigen Kirchenruffe geschen und sich niemand beschwert hatte -, dergestalt jedoch, dass bei verderbenden Banden und Zerfall des Schleifkottens der Erbpfächter sein unbeschwertes Gut Merscheid zum Beistand gesetzt, damit solchenfalls S. Kurfürstl. Durchlaucht des Erbpfachts gesichert wäre.
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3. Elmenkotten
"2. Der 'Elmenkotten' befand sich nahe bei dem unter Nr. 1 genannten Kotten und wurde 1840 von Abraham Mutz betrieben, der auch noch in den Bevölkerungsaufnahmen von 1846 und 1849 neben dem Schleifer Ferdinand Neul aufgeführt wird. Abraham Mutz war 1861 als verstorben gemeldet. Sein Sohn Ferdinand bewohnte als Schleifer zusammen mit seiner Mutter den 'Elmenhof'."
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4. Kirschbaumskotten
"3. Der 'Kirschbaumkotten' hatte seinen Namen von Wilhelm Kirschbaum, der ihn laut Bevölkerungsaufnahme von 1840 als Schleifer betrieb. Im Jahre 1821 soll er ohne Konzession eröffnet worden sein. [33]
Ein anderer Kirschbaumskotten lag Itter-aufwärts in Solingen-Wald. |
5. NöhlskottenWährend Wenning Kirschbaumskotten und Nöhlskotten gleichsetzt, nennt Schmitz den Nöhlskotten zusätzlich zum Kirschbaumskotten - mit dem Hinweis, der alte Stauteich sei "im vergangenen Jahre zugeworfen" und der Kotten selbst in ein 'modernes' Landhaus umgewandelt worden. Leider verrät er nicht den genauen Standort. |
6. Königskotten
In seinem Artikel erwähnt Schmitz, dass der Königskotten in die Jakobsmühle umgewandelt und später Neumühle genannt wurde. Auf der Hofacker-Karte von 1898 ist eine "Jacobs M." eingetragen.
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7. Buchmühle
Die Buchmühle stand in dem Dreieck, das heute von der Walder Straße, der Oststraße und der alten Oststraße gebildet wird. [Müller S. 41] Um 1440 wird sie zuerst urkundlich erwähnt (item Boychmolen). In dieser Ölmühle wurde das Öl der Buchenfrucht (Bucheckern) gewonnen.
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Namen1691 Johan Thegarden - (Kalversterz)1787 Abraham Wusthoven (Wüsthoff) - (Kalversterz) 1787 Henrich Kaiser zu Merscheid (Heinrich Kayser) - (Kalversterz) 1787 Witwe Knecht zu Merscheid - (Kalversterz) 1787 Henrich Pauls zu Siebels - (Kalversterz) 1787 Johann Peter Neeff 1787 Witwe Mutz 1787 Abraham Knecht 1787 Wilhelm Koenig 1840 Abraham Witten 1840 Karl Knecht 1840, 1849 Wilhelm Kirschbaum 1840, 1846, 1849 Johann Abraham Mutz 1842 Johann Peter Vollmer und Hermann Heinrich Wülffing 1846, 1849 Ferdinand Neul Friedrich Reinhard Mutz Gustav Mutz Carl Ferdinand Mutz Carl Julius Mutz Ferdinand Mutz 1865 C. W. Backhaus 1867 Mutz und Neul Gustav Siepermann Emil und Hugo Neul Ittertal - Hilden Schleifkotten, Mühlen und Hämmer Hilden: Kalstert - Kalversterz |
Quellen:
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