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Die Schleifer und Kotten in Hilden

Lage
Ausstrahlungen eines fremden Gewerbes
Erste Hinweise
18. Jahrhundert
19. Jahrhundert
Die Hildener Kotten
Namen



Nicht nur in Solingen und Haan, sondern auch am unteren Lauf der Itter in Hilden gab es Schleifkotten. Dass in Hilden Schneidwaren geschliffen wurde, ist mir aus der Genealogie der Schleiferfamilie Mutz im 18. und 19. Jh. bekannt, die in den Hildener Kirchenbüchern im Elmenhof bei Trotzhilden genannt ist. Allerdings scheinen die Metallschleifer und ihre Kotten (wassergetriebene Schleifereien) in Hilden in der Literatur kaum ein Thema zu sein. Einschlägige Autoren wie August Lomberg und Ludwig Lunkenheimer berichten nur über das Haaner und Solinger Gebiet. Bei Wolfgang Wenning und Gerd Müller sind aber einzelne - spärliche und vage - Hinweise vorhanden.




Lage

Ploennies hat zwischen Trotzhilden (wo Solingen, Haan und Hilden aneinander grenzen) und dem Dorf Hilden vier "Schleifmühlen" in seine Karte von 1715 eingezeichnet, alle auf der südlichen (linken) Itterseite im Gebiet des "Kalber-Stert".

  Ausschnitt aus der Ploennies-Karte von 1715: Wasserbetriebswerke an der Itter in Hilden (Ost)

In einem alten Zeitungsartikel über den Hildener Kalversterz (im Düsseldorfer Stadtanzeiger wahrscheinlich um 1927 erschienen) erwähnt der Autor H. Schmitz die dort früher vorhanden gewesenen Schleifkotten. Der "Kalversterz" (Kalstert) zieht sich an der Itter entlang von Trotzhilden bis zur Hildener Innenstadt (vgl. Ploennies-Karte).


"Wie überall im Bergischen Lande, so auch im Gebiete des 'Kalversterz', finden wir zum Ausgang des Mittelalters die Schleifkotten. Man nutzte naturgemäß die Wasserkraft der schnellfließenden Itter aus. Zwischen Hilden und Haan, an der Grenze, finden wir den Butzkotten [am Steeg] und weiter abwärts den Backhauskotten [Elmenkotten], der heute in eine Stahlwarenfabrik umgewandelt ist.

Es folgt dann der Kirschbaumkotten und weiter Itter abwärts am Kalversterz der Nöhlskotten. Der alte Stauteich ist im vergangenen Jahre zugeworfen worden, der Kotten selbst wurde in ein 'modernes' Landhaus umgewandelt. Der Königskotten, die spätere Jakobsmühle, jetzt Neumühle, beschließt den Reigen der einzelnen Kotten, der Zeugen des Gewerbefleißes." [Schmitz]



Hilden 1898
Hilden, Kalstert und Trotzhilden. Ausschnitt aus der topographischen Karte des Stadt- und Landkreises Solingen von 1898 von A. Hofacker.
Hier ist nur der Standort der Jacobsmühle (Königskotten) eingezeichnet.
An der von mir mit "B" bezeichneten Stelle stand vermutlich die Buchmühle.
"Mühle" (links) bezeichnet den Standort der Gottschalksmühle.



Ausstrahlungen eines fremden Gewerbes

"Das von Solingen her oberhalb Hildens an der Itter angesiedelte Gewerbe der Messerschleifer, das in mehreren Kotten seit Jahrhunderten nachweisbar ist, befand sich in den Händen Ortsfremder und wurde auch von eingewanderten Handwerkern betrieben. Hier haben wir es lediglich mit der Ausstrahlung eines fremden Gewerbes zu tun, das dem Lauf der Itter in Hildener Gebiet hinein gefolgt war. Es blieb hier auch nur auf den kleinen Raum am Kalbersterz (Kalstert) beschränkt und wurde nicht eigentlich heimisch. Ähnlich wie im Solinger Raum selbst ging das Gewerbe der in Kotten betriebenen Schleiferei im Verlauf des 19. Jahrhunderts zurück und verschwand schließlich völlig."
[Wenning S. 68]


  Als "eingewanderte Handwerker" wurden die Schleifer aus Solingen bezeichnet, also Personen aus der unmittelbaren Nachbarstadt, die auch gar nicht weiter nach Hilden vordrangen, sondern in der Nähe von Ohligs blieben.

Die bekannten Schleifer-Namen in Hilden sind Namen alter Solinger Klingenhandwerker-Familien. Möglicherweise hatten sie im 17. Jh. an den überfüllten Solinger Bachläufen keinen Platz mehr für ihr Gewerbe gefunden, oder es gab anderweitig Ärger mit den Zunftbrüdern.




Erste Hinweise

"Der erste bisher mögliche Nachweis eines Kottens im Hildener Ortsgebiet findet sich im Hildener Verzichtbuch und datiert mit dem 14. April 1578 - es ist die gleiche Eintragung, der wir auch den ersten Hinweis auf Ortsanwesenheit von Webern verdanken. Allerdings kann [...] nicht mit Bestimmtheit gesagt werden, ob sich der Personenname 'Hermann im Kotten' auf einen Schleifkotten bezieht."

  Ich glaube nicht, denn Hermann wird nicht in einer Schleiferei gewohnt haben, sondern eher in einer Kate = Kotten.

"Eindeutig ist hingegen, was aus einer Verkaufsurkunde vom 22. April 1614 zu ersehen ist. [Veröffentlicht von H. Strangmeier HJb. Bd. 7/1956-59 S. 50 f]   In dem Kaufvertrag - Kaufobjekt war ein Banden - wurde u.a. auch festgelegt, daß der von den Vorerben des Verkäufers (also sicherlich schon vor langen Jahren) errichtete und verpachtete Schleifkotten den Käufern zufallen solle, wenn der Inhaber des Kottens das Stauwerk nicht in Ordnung hielte und dadurch die Bewässerung des Landes gefährde.

Weiter wissen wir, daß 1623 die alte Buchmühle abgebrochen und an ihrer Stelle ein Schleifkotten errichtet wurde. Dagegen fehlt seltsamerweise in dem oben angeführten Steuerregister von 1724/25, das ja Berufsaufgaben enthält, jeder Hinweis auf das Vorhandensein eines Schleifkottens. Auch Schleifer oder verwandte Handwerker werden nicht aufgeführt. Dürfen wir daraus schließen, daß der Schleifereibetrieb an der unteren Itter damals kurze Zeit und vorübergehend ruhte?"
[Wenning S. 19 f]

  1715 waren jedenfalls vier Schleifkotten vorhanden (vgl. Ploennies-Karte).

  "1507 werden 'Holterhöfchen und Buchmühle' zusammen als 'Freigut' aufgeführt." [Müller S. 42] Vielleicht waren sie auch später nicht abgabenpflichtig. Eher ist anzunehmen, dass dieser Kotten nicht mehr vorhanden war, da bei Ploennies lediglich ein "Hof Buchmühle" eingezeichnet ist, aber nicht das Kottensymbol.




18. Jahrhundert

"Daß zumindest der Betrieb eines Schleifkottens nicht immer kontinuierlich geführt wurde, beweist eine Prozeßakte im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf. [Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Jül.-Berg Hofrat B XXVI Nr. 98.]

Aus dieser ist zu entnehmen, daß der umstrittene Schleifkotten auf dem sogenannten 'Benrather Banden' zu Kalbersterz nach dem Protokoll von 1787 lange Zeit unbenutzt gestanden hatte und gänzlich verfallen war. 1749 war er noch betriebsfähig und auf 175 Rtl. 40 Alben taxiert worden. Abraham Knecht trug sich mit der Absicht, diesen Kotten wieder aufzubauen und dort sein Handwerk zu betreiben. Nebenbei erfahren wir noch, daß ein gewisser Abraham Wusthoven (Wüsthoff?) den Neubau eines weiteren Kottens beabsichtigte."

"Die Angelegenheiten der Hildener Schleifkotten waren also im 18. Jahrhundert sehr in Fluß, und da es nicht gelingen will, die wenigen Angaben genauer zu lokalisieren, ist die frühe Geschichte der Itterkotten ziemlich unklar; es bedarf hier weiterer Spezialforschungen, vorausgesetzt, daß überhaupt noch einschlägiges Quellenmaterial hierzu vorliegt." [Wenning S. 19 f]




19. Jahrhundert

"Das Dunkel lichtet sich erst im 19. Jahrhundert. Zwar versagen die ältesten Adreßbücher von 1828/32, 1833/34 und 1861 vollständig, da sie die Schleifer nicht in ihre Auswahl aufgenommen hatten. Aber die Bevölkerungsaufnahmen, mit denen die Wohnbevölkerung in ihrer Gesamtheit erfaßt wurde, führen eine ganze Anzahl Schleifer an. So nennt die Bevölkerungsaufnahme von 1840 insgesamt sieben Personen, die das Schleiferhandwerk ausübten." [Wenning S. 19 f]

Unter "Berufliche Gliederung der Hildener Bevölkerung Dezember 1840" sind bei Industrie und Gewerbe 169 Personen aufgeführt, davon 7 Schleifer u. Scherenarbeiter und - zum Vergleich - 116 Weber.
[Müller-Scharrenberg S. 22]

Alle Sieben wohnten mit ihren Familien zu Trotzhilden / Trotzhaan, wo auch einige Weber ansässig waren. Aus dem bei Müller-Scharrenberg wiedergegebenen Inhalt der Bevölkerungsaufnahme 1840 gehen die jeweiligen Arbeitsstätten (Kotten) nicht hervor. - Im Einzelnen:


1) 1-3 Trotzhaan HNr. 1 [S.1]
   Knecht, Karl, Schleifer (21) ev./
   Ehefrau: Friederike geb. Kolk (29) ev./ Sohn: Fr.Wilh. (1) ev.

2) 13-19 Trotzhilden HNr. 6 [S.2]
   III. Neef, Daniel, Messerarbeiter (37) ev./ Tochter: Helena (14) ev.

3) 20-31 Trotzhilden HNr. 5 1/2 [S.2]
   I. Mutz, Abrah., Schleifer (36) ev./
   Ehefrau: Karol. geb. Königs (35) ev./
   Söhne: Reinhard (12) ev./ Gustav (7) ev./ Ferd. (1/2) ev.

4) II. Graf, Peter, Scherenarbeiter (44) ev. /
   Ehefrau: Christine geb. Gansen (45) ev./ 5 Kinder

5) 39-45 Trotzhilden HNr. 6 1/2 [S.3]
   Grah, Abrah., Schleifer u. Wirt (38) ev. /
   Ehefrau: Gertr. geb. Herder (39) ev./ 5 Kinder

6) 50-53 Trotzhilden HNr. 7 1/2 [S.3]
   Witten, Abraham, Schleifer (48) ev./
   Ehefrau: Creadal geb. Urffer (44) ev./ 2 Kinder

7) 54-57 Trotzhilden HNr. 8 [S.3]
   Kirschbaum, Wilh., Schleifer (52) ev. /
   Sohn: Karl (12) ev./ A. Gertr. Backhaus, Magd (45) ev. /
   Pflegekind (zu Nr. 54): Wilhelmine Krohn (15) ev.

[Müller-Scharrenberg S. 2 ]

"Leider ist es aber nach wie vor schwierig, genau festzustellen, wo sich die einzelnen Kotten befunden hatten. Die Namen der Besitzer oder Pächter wechseln zu schnell, und es besteht in der Reihe der Bevölkerungsaufnahmen in der Zeit von 1849 bis 1861 eine große, vielleicht entscheidende Lücke. Ziehen wir noch die Angaben von Gustav Büren und die diesen beigefügten Erläuterungen von Heinrich Strangmeier sowie das in Betracht, was Hans Große in seinem Zeitungsartikel über die wirtschaftliche Bedeutung der Itter niedergelegt hat [Hildener Zeitung 13./14.1.1951], dann ergibt sich für das 19. Jahrhundert folgendes:

In Hilden bestanden damals vier Schleifkotten; sie befanden sich im äußersten Osten des Ortsgebietes, etwa im Bereich des sogen. 'Schönholzzipfels', eines weit nach Hilden hineinragenden Haaner Gebietsstreifens." [Wenning S. 19 f]


In einer Bevölkerungs-Zählung aus dem Jahr 1832 sind für das Kirchspiel Hilden in der Spalte "Berufsangabe" in Kalstert "Handwerker" angegeben, bei denen es sich um die o.g. Itter-Schleifer gehandelt haben wird. "Zu Urkhaus" und in "Weisenfeld" ist jeweils "Kotten" eingetragen. [Müller-Scharrenberg S. 13] Vermutlich sind damit keine Schleifkotten gemeint.

Die Wasserkotten am unteren Itterlauf in Hilden blieben nicht bis in die industrielle Zeit hinein bestehen. In Solingen allerdings haben etliche Schleifkotten an den Bächen und an der Wupper teilweise noch gearbeitet, als bereits Dampfkraft und elektrischer Strom verfügbar waren. Aus den 1880er Jahren gibt es aber noch Hildener Kirchenbucheinträge mit den Berufsangaben Schleifer und Federmesserarbeiter.




Die Hildener Kotten

In der Literatur werden namentlich folgende Schleifkotten genannt, deren Zuordnung unklar und widersprüchlich ist (die Ziffern in Klammern beziehen sich auf die oben erwähnte Ploennies-Karte von 1715):

1. Kotten am Steeg, Butzkotten (h1)
2. Kotten im Kalversterz (h1)
3. Elmenkotten, Backhauskotten (h2)
4. Kirschbaumskotten (h3)
5. Nöhlskotten (h3)
6. Königskotten, später Jakobsmühle, Neumühle (h4)
7. Buchmühle (h5)

  Die fortlaufende Nummerierung der folgenden Informations-Fragmente zu den einzelnen Kotten bedeutet nicht, dass es sich um ebenso viele verschiedene Kotten handelt.




1. Kotten am Steeg

"1. Der am weitesten im Osten gelegene Kotten war 'Am Steeg' und wurde nicht von der Itter, sondern von dem Lochbach betrieben, der dort in die Itter einmündet. Nach der Bevölkerungsaufnahme von 1840 saß dort der Schleifer Karl Knecht, so daß eine gewisse Berechtigung zu der Annahme besteht, daß dieser Kotten mit dem von Abraham Knecht erbauten, lange Zeit im 18. Jahrhundert verfallenen Kotten identisch ist, von dem oben berichtet wurde. Er wurde später Butzkotten genannt und ist schließlich abgebrochen worden." [Wenning S. 21]




2. Kotten im Kalversterz

  Es ist gut möglich, dass es sich bei diesem Kotten um denselben (bzw. denselben Standort) wie unter 1. handelt.

Hans Brangs hat im Solinger Stadtarchiv maschinenschriftliche Abschriften alter Urkunden aus dem Düsseldorfer Staatsarchiv hinterlassen, darunter auch das schon erwähnte Schreiben von Abraham Wüsthoven an den Kurfürsten Karl Theodor aus dem Jahr 1785, in dem es um einen Schleifkotten im Kalversterz geht.

Wenning zitiert in diesem Zusammenhang eine Prozessakte aus dem Hauptstaatsarchiv Düsseldorf (Jül.-Berg Hofrat B XXVI Nr. 98): Prozeßakte Joh. Peter Neeff namens seiner Frau gegen Heinrich Kayser und Witwe Mutz betr. Schleifkotten beim Itterbach zu Kalverstertz. 1755-1793.

"Im Jahr 1691 den 30. April erhielt Johan Thegarden einen zwischen Hilden und Haan in Kalversterz auf der Itterbach gelegenen mit einem Vorhaupt oben an Hunets Wiesgen und unten an Holthausen Banden anschießenden, mit einer Seiten vor die Itterbach und anderen Seiten dem Kalversterzweeg eingeschlossenen Banden ad 8 Morgen groß in sicherem Erbpfacht und zugleich die gnädigste Konzession, auf diesem erbpfächtigen Banden einen Schleifkotten zu bauen gegen in die Kellnerei Solingen, als lang sich Erbpfächter dieser Konzession nicht gerichtlich begeben hätte, zu zahlende Erkenntniß von 1 Goldgulden, - da schon vorläufig den 20ten obgesagten Monats die behörigen Kirchenruffe geschen und sich niemand beschwert hatte -, dergestalt jedoch, dass bei verderbenden Banden und Zerfall des Schleifkottens der Erbpfächter sein unbeschwertes Gut Merscheid zum Beistand gesetzt, damit solchenfalls S. Kurfürstl. Durchlaucht des Erbpfachts gesichert wäre.

In denen ersten Jahren wurde auch der konzessionierte Kotten gebauet, weilen aber nach Verlauf einiger Zeit dieser erbpfächtige Grund freundtheilig geworden und dieselbe in Streit geriethen, zerfiel der Kotten und lieget bis dahin dieser Platz unbebauet, theils wegen Unvermogenheit und theils wegen Streitigkeit deren Besitzern."

So schreibt 1787 (das Schriftstück trägt das Eingangsdatum der Hofkammer vom 1.12.1785) Abraham Wüsthoven an den Kurfürsten. Aus den Akten (STAD) ist weiter ersichtlich, daß die Kurfürstin Elisabeth Amalie Magdalena den Grund und Boden, dernach Schloß Benrath erbpfächtig war, gegen einen jährlichs zu zahlenden Canonem von 14 Rthr. ausgegeben hatte.

1729 hatte schon eine Teilung in vier Anteile stattgefunden.
1749 war der Kotten aber "nochlig im standt gewesen und erweißlicher maßen auf 175 Rthr. 40 alb. taxiert worden".

In dem Gesuch des A. Wüsthoven heißt es dann:

"Diesen Benden besitzen nunmehr die Erbgenahmen Henrichen Kaiser zu Merscheit, Wittib Knechts zu Merscheid und Henrich Pauls zu Siebels, welche dan auch die jährliche Wassererkenntnis abfüren.

Da nun hier unten das höchste Aerarium das Fabrikwesen und gemeine Besten merklich leidet, so bin entschlossen auch jenen Platz, wo vorhin der Schleifkotten gestanden, gegen den zu zahlenden vorbemelten Goldgulden einen neuen auf meine Kosten zu bauen, also zwar, daß fals Erbpfächtern in Zahlung des Erbpfachts säumig, als denn der Schleifkotten entweder unangreiflich verbleibe oder mir auch zugleich der erbpfächtige Benden gegen den zu zahlenden Erbpfacht übertragen werde. Die Erbpfächter haben mir die Erbauung dieses Schleifkottens mündlich zugestanden, [...]"

[Brangs]


... aber so ganz hat Herr Wüsthoven ihnen wohl nicht getraut, denn er bittet Kurfürst Karl Theodor um amtliche Unterstützung für seine Pläne. Ob sie gewährt und der Kotten tatsächlich gebaut wurde, ist nicht bekannt.




3. Elmenkotten

"2. Der 'Elmenkotten' befand sich nahe bei dem unter Nr. 1 genannten Kotten und wurde 1840 von Abraham Mutz betrieben, der auch noch in den Bevölkerungsaufnahmen von 1846 und 1849 neben dem Schleifer Ferdinand Neul aufgeführt wird. Abraham Mutz war 1861 als verstorben gemeldet. Sein Sohn Ferdinand bewohnte als Schleifer zusammen mit seiner Mutter den 'Elmenhof'."
[Wenning S. 21]

"Am 20. April 1865 wurde der "Schleifkotten, 'Elmenkotten' genannt, mit An- und Zubehör, taxiert zu Taler 1599" in der gerichtlichen Teilungssache der Erben Abraham Mutz (muß richtig heißen Abraham Butz) u. Cons. öffentlich an den Meistbietenden zum Verkaufe ausgestellt." (Anzeige im Bgmbl. 5.3.1865 = Nr. 28)
[Wenning]


  Woher der Verfasser weiß, dass es sich um "Butz" handelt und nicht um "Mutz", geht aus seinem Text nicht hervor. Die Anmerkung ist umso unverständlicher, als er selbst richtig schreibt, dass der Elmenkotten 1840 von Abraham Mutz betrieben wurde.

  Auf dem Elmenhof bei Trotzhilden lebten
der Schleifer Johann Abraham Mutz (* ca. 1805, † 1858 in Hilden) und seine Söhne, die Schleifer
Friedrich Reinhard Mutz (* 1829 in Wald, † 1871 in Hilden),
Gustav Mutz (* 1831),
Carl Ferdinand Mutz (* 1840),
Carl Julius Mutz (* 1849),
sowie deren Söhne.


"Dieser 'Elmenkotten' muß damals oder bald darauf in den Besitz eines Haaner Unternehmers übergegangen sein: C. W. Backhaus, der auch in Haan wohnen blieb und hart an der Haan-Hildener Grenze zwischen 1865 und 1867 im Elmenkotten eine Scherenfabrik (Solinger Stahlwaren) etablierte." [Wenning S. 68]




4. Kirschbaumskotten

"3. Der 'Kirschbaumkotten' hatte seinen Namen von Wilhelm Kirschbaum, der ihn laut Bevölkerungsaufnahme von 1840 als Schleifer betrieb. Im Jahre 1821 soll er ohne Konzession eröffnet worden sein. [33]

Noch 1849 befand sich der Kotten im Besitz von Wilhelm Kirschbaum, der damals 60 Jahre alt war. Bald darauf aber scheint ein Besitzwechsel eingetreten zu sein. Aus der am 30. April 1867 aufgestellten Nachweisung der in der Bürgermeisterei Hilden vorhandenen Wasserwerke befand sich die Schleiferei damals im Besitz von Mutz und Neul. Im Volksmund hatte der Kotten deshalb den Namen 'Nöhlskotten' erhalten.

Letzter Besitzer war der in Elberfeld wohnende Kaufmann Gustav Siepermann, doch wurde der Kotten noch von den Scherenschleifern Emil und Hugo Neul bewohnt, vielleicht sogar noch betrieben. Allerdings können die beiden genannten damals auch schon bei Backhaus gearbeitet haben."

[Wenning S. 21]
__________

[33] Industrieverzeichnis 1853. Beilage Nr. 15. s4) StAH Best. l Nr. 29.

  Ein anderer Kirschbaumskotten lag Itter-aufwärts in Solingen-Wald.




5. Nöhlskotten

Während Wenning Kirschbaumskotten und Nöhlskotten gleichsetzt, nennt Schmitz den Nöhlskotten zusätzlich zum Kirschbaumskotten - mit dem Hinweis, der alte Stauteich sei "im vergangenen Jahre zugeworfen" und der Kotten selbst in ein 'modernes' Landhaus umgewandelt worden. Leider verrät er nicht den genauen Standort.




6. Königskotten

In seinem Artikel erwähnt Schmitz, dass der Königskotten in die Jakobsmühle umgewandelt und später Neumühle genannt wurde. Auf der Hofacker-Karte von 1898 ist eine "Jacobs M." eingetragen.

Auf der Karte von Ploennies aus dem Jahr 1715 ist der Königskotten vermerkt, 1793 auch in der Karte von Wiebeking. Seinen Namen erhielt er vermutlich nach Wilhelm Koenig (Königs), der 1787 Eigentümer des Kottens war. [Brangs]

"Der 'Königskotten' erscheint in der Bevölkerungsaufnahme von 1840 vermutlich unter der Nummer 7 1/2, wo der Schleifer Abraham Witten wohnte. 1842 wurde dieser Kotten von den beiden Fabrikanten Johann Peter Vollmer und Hermann Heinrich Wülffing zu einer Mahlmühle umgebaut und als solche durch Jahrzehnte an Müller verpachtet. Sie ist unter dem Namen 'Neumühle' bekannt, und im Firmenkatalog ist über ihre fernere Geschichte ausführlich berichtet worden." [Wenning S. 21]




7. Buchmühle

Die Buchmühle stand in dem Dreieck, das heute von der Walder Straße, der Oststraße und der alten Oststraße gebildet wird. [Müller S. 41] Um 1440 wird sie zuerst urkundlich erwähnt (item Boychmolen). In dieser Ölmühle wurde das Öl der Buchenfrucht (Bucheckern) gewonnen.

"Noch 1623 war die alte Buchmühle in einen Schleifkotten umgestaltet worden."
"Urkunde vom 3.11.1623, erstmalig veröffentlicht in dem ... Aufsatz von Sonnen S. 115 f., neu abgedruckt und kommentiert von H. Strangmeier im HJb Bd. 8/1960 S. 159 f. Es handelt sich um den einzigen Beleg des hier dargelegten Vorganges." [Wenning S. 68]

Weitere Angaben über den späteren Schleifkotten waren nicht zu finden.

Auf der Ploennies-Karte von 1715 ist an dieser Stelle [h 5] weder eine Mühle noch ein Kotten eingezeichnet, sondern lediglich der Hof "Buchmühl".

  In der Hildener Bevölkerungsaufnahme von 1840 ist neben der Buchmühl auch eine Breuersmühl (bzw. ein gleichnamiger Hof) erwähnt. Dort werden verschiedene Handwerker aufgeführt, insbesondere Weber, sowie der Müller Hermann Gottschalk, 34 J., ev., mit Ehefrau Theresia geb. Monitor und vier Kindern. [Müller-Scharrenberg S. 17] Möglicherweise handelt es sich um die spätere Gottschalksmühle.




Namen

1691   Johan Thegarden - (Kalversterz)
1787   Abraham Wusthoven (Wüsthoff) - (Kalversterz)
1787   Henrich Kaiser zu Merscheid (Heinrich Kayser) - (Kalversterz)
1787   Witwe Knecht zu Merscheid - (Kalversterz)
1787   Henrich Pauls zu Siebels - (Kalversterz)
1787   Johann Peter Neeff
1787   Witwe Mutz
1787   Abraham Knecht
1787   Wilhelm Koenig
1840   Abraham Witten
1840   Karl Knecht
1840, 1849   Wilhelm Kirschbaum
1840, 1846, 1849   Johann Abraham Mutz
1842   Johann Peter Vollmer und Hermann Heinrich Wülffing
1846, 1849   Ferdinand Neul
Friedrich Reinhard Mutz
Gustav Mutz
Carl Ferdinand Mutz
Carl Julius Mutz
Ferdinand Mutz
1865   C. W. Backhaus
1867   Mutz und Neul
Gustav Siepermann
Emil und Hugo Neul



  Ittertal - Hilden
  Schleifkotten, Mühlen und Hämmer
  Hilden: Kalstert - Kalversterz


Quellen:
  • Brangs, Stadtarchiv Solingen, 0-4-Kotten
  • Müller, Gerd: Das mittelalterliche Hilden mit seinen Höfen (1981), S. 5-119
  • Müller-Scharrenberg: Die Hildener Bevölkerungsaufnahme von 1840 (1969)
  • H. Schmitz, in: Düsseldorfer Stadtanzeiger, o.Dat. (um 1927)
  • Wenning (1974)

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