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Die Itter

Die Itter und ihre Zuflüsse in Solingen und Haan
Die Itter in Hilden
Die Itter in Benrath und Urdenbach
Die Wasserbetriebswerke an der Itter und am Nümmener Bach

  Die Kotten und Mühlen an der Itter
  Naherholungsgebiet Ittertal
  Ittertalspaziergang
  Über das Itterwasser

Die Itter, südlichster Bach des Niederbergischen Landes, war einmal wesentlich länger als heute. Ihre drei "Quellflüsse" in Solingen-Gräfrath sind der Nümmener, der Gräfrather und der Holzer Bach. An der Solingen-Walder Bausmühle vereinigen sie sich zur Itter. Der Bach bildet heute die Grenze zwischen Haan und den benachbarten Solinger Ortsteilen Wald und Ohligs. In ihrem Unterlauf durchströmt die Itter Hilden und Benrath und mündet bei Urdenbach in den Rhein.




Die Itter und ihre Zuflüsse in Solingen und Haan

Der Haaner Rektor i.R. und Heimat-Autor August Lomberg schrieb 1928 über die Itter, nach seiner Aussage übrigens eines der fischreichsten Gewässer weit und breit:

"Solange die Itter durch das Bergland fließt, schneidet ihr Tal tief in das Gelände ein. Dem Verkehr in der Querrichtung stellen sich dadurch die größten Schwierigkeiten entgegen. Welche Mühe es gekostet hat, diese Schwierigkeiten zu überwinden, das zeigt der hohe Bahndamm, der bei Schloß Caspersbroich die Itter überquert und die Bahnverbindung zwischen Haan und Ohligs herstellt.

Auch zwischen Haan und Wald klafft die tiefe Itterschlucht. Jetzt ist zwischen beiden Orten eine breite Fahrstraße angelegt worden, die in weitgeschwungenen Kehren die Höhenunterschiede zu überwinden sucht. Künftig wird diese Straße auch von einer Elektrischen befahren werden, die von Haan nach Wald führt und von hier aus weiter nach Solingen geleitet wird [die Ittertalstraße].

Soviel von der Itter selbst. Wenden wir uns nun den drei Bächen zu, die von dem Haaner Bergrücken der Itter zufließen. Da ist zunächst die Becher Beek, auch Haaner Bach genannt, die, aus der Bech kommend, in der Nähe des Wiedenhofes den Köllerskotten treibt und bei der Heidberger Mühle mündet.

Es folgt der Horster Siepen, ein echter Waldbach, der nach kurzem Laufe sich am Schaafenkotten mit der Itter vereinigt. Der dritte in der Reihe ist der Thienhauser oder Hülsberger Bach, der auf der Horst entspringt, eine ganze Anzahl der ältesten Gehöfte wie Grund, Thienhausen, Sombers, Tenger und Hülsberg durchfließt, in seinem Laufe auch einen Teich nach dem andern speist, bis er sich endlich bei Laibach in die Itter ergießt." [Lomberg S. 4]


Und so beschrieb Ludwig Lunkenheimer in seiner Arbeit über die "Schleifkotten, Mühlen und Hämmer an den Solinger Bächen" 1990 den Verlauf der Itter:

"Die Itter entspringt in Gräfrath bei Haus Grünewald im 'Heiligen Born' im Bereich des Piedboeufschen Parks, in dem sich noch eine zweite Quelle befindet. Unterhalb dieses Parks, am Gräfrather Brandteich, wurde die Itter kanalisiert. Auf dem unteren Teil des Marktplatzes vereinigt sie sich mit einem kleinen, von Heide kommenden weiteren Bach, der seinerseits wiederum mehrere Quellen hat. Auf eine kurze Strecke verrohrt, tritt der Bach jenseits des Gräfrather Bahndamms in der Nähe der Oberhaaner Straße wieder zutage und durchfließt nun das Blumental, wo er sich mit dem kleineren Piesbach vereinigt.

In der Nähe der Bausmühle fließt der Nümmener Bach und auf der gegenüberliegenden Seite der Holzer Bach zu, der in seinem Unterlauf ebenfalls verrohrt ist. Das anschließende sogenannte Vorwärmbecken diente der Wasserversorgung des Strandbades Ittertal und wird zur Zeit [= 1990] als Hochwasser-Staubecken ausgebaut.

Weiter bachabwärts fließt in der Nähe des Bastianskottens der Bastiansbach und in der Nähe der Heidberger Mühle der Heidberger Bach zu sowie der Haaner Bach, der früher den Haaner Kotten [= Köllerskotten] betrieb.

In Untenitter vereinigt sich die Itter mit dem aus dem Walder Stadtkern kommenden Krausener Bach. In der Nähe des Schaafenkottens mündet der Horster Bach bei der Bruchermühle, in den Baverter Bach. Nach dem die Itter, wiederum verrohrt, den Ohligser Bahndamm unterquert hat, mündet in der Nähe des Brucherkottens in ihrem Obergraben der Broicher Bach.

Bevor die Itter das Solinger Stadtgebiet verläßt, vereinigt sie sich in dem Gebiet des Klärwerks Ohligs mit dem Thienhauser Bach sowie mit dem Lochbach, dem größten Nebenlauf der Itter." [Lunkenheimer S. 47]


Die Itterquelle im "Heiligen Born" war einmal, wenn man der folgenden Sage glaubt, etwas ganz Besonderes. Auch wurden die Gräfrather Kinder früher nicht, wie anderswo, vom Klapperstorch gebracht; vielmehr kamen sie aus dem Heiligen Born.



Bergische Sagen, gesammelt von Otto Schell (1897)

Der heilige Born zu Gräfrath. (G. Pieper, Eine Wanderung)
"Als nach Gottes Rat die Zeit erfüllet war und die frohe Botschaft von Christo auch in der Gegend von Gräfrath Eingang fand, da wurden die ersten Bekenner Christi im heiligen Born getauft und dadurch das vordem schon heilige Wasser nun auch im christlichen Sinne geweiht. Der heilige Born quillt noch in einem Waldthale, einige Minuten oberhalb des Städtchens."
[Schell S. 123 (V.1)]




Die Itter in Hilden

Vom Gelände des Klärwerks aus aus fließt die Itter durch Hilden in Richtung Benrath und Urdenbach. Ihr Bett verlief im Ort Hilden in früheren Jahrhunderten stellenweise ganz anders als heute. Dazu einige Passagen aus der Literatur:

"Wasser fließt da, wo es Platz dazu findet. So zeigen uns denn auch die Flurkarten, daß es stellenweise nicht nur ein Flußbett der Itter gab. Mehrfach gabelte sich der Bach, um weiter unterhalb wieder zusammen zu fließen. Das war in der heutigen Oststadt gleich zweimal der Fall, so daß die Fluren 'Am großen Kalbersterz' und 'Im kleinen Kalbersterz' (heute: an der Straße 'Kalstert' zwischen den Einmündungen der Querstraßen 'Rubensweg' und 'Rethelweg') regelrechte Inseln bildeten.

Bei dem [...] Gehöft 'Kalstert' gabelte sich die Itter abermals. Dabei floß ein Arm in zahlreichen Windungen westwärts direkt auf die Flur 'An der Kuhlen' (heute: der Raum 'Mühlenhof' zwischen Berliner Straße, Walder Straße und Elberfelder Straße) zu. Der zweite Arm nahm einen südwestlich gerichteten Lauf, berührte die Wallanlage 'am Holterhöfchen' und bog dort nach Norden ab, um sich 'An der Kuhlen' wieder mit dem erstgenannten Arm zu vereinen." [Müller S. 38]

"In der Stadt (Hilden) hatte schon vor Jahrhunderten die alte Straße Köln-Richrath-Gerresheim-Essen auf einer Steinbrücke die Itter überquert. Sie genügte bald dem Verkehr nicht mehr und machte zunächst einer breiteren Holzbrücke und dann der jetzigen festen Brücke Platz.

Von der Steinbrücke ab, bei dem 'Haus auf der Bech', machte die Itter einen großen Bogen nach Süden. Mitten über die heutige 'Schwanen-' und 'Mittelstraße' floß sie zum Haus 'Am Üferken', um unterhalb desselben bald ihr heutiges Bett zu erreichen. Wie uns ein alter Plan aus dem Jahre 1783 verrät, dürfte jedoch zumindest schon eine geraume Weile vor diesem Zeitpunkt dem Bach dieser Weg versperrt worden sein." [Knübel 1938, zitiert bei Müller 1981 S. 23]

"Eine Verlegung des Itterlaufs von der Steinbrücke abwärts, fand gegen Ende des 18. Jahrhunderts statt. Von der mittleren Mühle (jetzt Fraunhof'sche Ölmühle) [= Gottschalksmühle] ab wandte sich der Bach wieder nach der 'Schwanenstraße' zurück, floß um die Schule herum quer über 'Mittel-, Klotz- und Hofstraße', um sich unterhalb des Hauses 'am Üferchen' mit dem heutigen Itterbach, der damals als Flutgraben diente, zu vereinigen." [Schneider 1900, zitiert bei Müller 1981 S. 23]

"Wie der Lauf der Itter vor der Verlegung ihres Bettes gewesen ist, darüber sind wir bis jetzt nur in groben Zügen unterrichtet. Wir wissen z.B. nicht, ob die Itter vor der Begradigung ihres Laufes das 'Haus auf der Bech' umflossen und sich dann zur 'Schwanenstraße' zurückgewandt hat, oder ob der Bach, nachdem er die 'Schwanenstraße' erreichte, sogleich nach Süden abgebogen ist."
[Strangmeier 1938, zitiert bei Müller S. 23 f]




Die Itter in Benrath und Urdenbach

Früher einmal floss der Bach über Düsseldorf-Holthausen und Itter nach Himmelgeist, wo sie in den Rhein mündete. Als im 18. Jh. das neue Benrather Schloss gebaut wurde, zog man sie zur Speisung des Schlossweihers, des Spiegelweihers und der Umfassungsgräben des Parks heran und verlegte ihre Mündung in den Rhein nach Urdenbach. Der untere Teil wurde trockengelegt.

Eine Zeitungsnotiz aus dem Jahr 1941 verweist auf die heute nicht mehr bekannte Bezeichnung Ordenfluss für den Itterbach und versucht eine Deutung dieses Namens:


Rheinische Landeszeitung vom 24. Februar 1941

Bezeichnung "Ordenfluß" für die Itter

In zwei [...] Karten des Matheus Seuther über das Erzbistum Köln und die Herzogtümer Jülich und Berg, die nach der Art ihrer Herstellung etwa um 1700 erschienen sein mögen, befindet sich eine merkwürdige und sehr ungewohnte Bezeichnung für unsere Itter. Dieser Bach wird "Ordenfluß" genannt, ein Name, dessen Bedeutung zunächst schwer erklärbar erscheinen mag. [...]

Zunächst sei eingeschaltet, daß in der Nähe von Düsseldorf-Himmelgeist und Holthausen eine schon recht alte Ortschaft Itter besteht, die zu irgendeiner Zeit in gewissen Beziehungen zum Itterbach gestanden haben wird. Sein Lauf wurde aber kurz vor der Mündung in den Rhein in alten Zeiten verschiedentlich verlegt, so vor allem gelegentlich der Anlegung der Wasserkünste für das Benrather Schloss. Damit kam die Mündung der Itter an eine andere Stelle als vorher, und zwar in die Nähe von Urdenbach bei Benrath, welcher Ort auch unter dem Namen Ordenbach erscheint.

Damit wären wir der Bezeichnung "Ordenfluß" schon näher gekommen, da es sich um die Itter handelt, die hier mündet. Warum aber Ordenfluß und Ordenbach? [...] Wo die Itter in den Rhein mündet, besteht eine spitze natürliche Landzunge. Für Spitze gibt es eine ältere Bezeichnung "Ort". Als Beispiel kann die spitze Ahle des Schuhmachers herangezogen werden, die in verschiedenen Gegenden noch heute "Ort" genannt wird.

So dürften keine Bedenken bestehen, anzunehmen, daß der Name für die Ortschaft Ordenbach = Urdenbach von der bei der Einmündung der Itter in den Rhein gebildeten spitzen Landzunge herrührt. Damit kommen wir denn auch zu der anfangs erwähnten Bezeichnung "Ordenfluß" für die Itter.



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Wasserbetriebswerke an der Itter und am Nümmener Bach

Karten-Ausschnitt

Das Ambt Solingen. Karte von Erich Philipp Ploennies, erstellt im Jahr 1715


Karte Ploennies 1715

L 17   Plückerskotten
i 21   Herderskotten
i 20   Kuckesberger Kotten
i 19   Brucher Kotten
i 18   Brucher Mühle
i 17   Schaafenkotten
i 16   Breidenmühle
i 15   Heidberger Mühle
i 14   Ernenkotten
i 13   Bastianskotten
i 12   Mutzkotten
i 11   Schäferskotten
i 10   Kirschbaumskotten
i 9   Neuenkotten
i 8   Linderskotten
i 7   Zieleskotten
i 3   Bandesmühle
n4   Bauskotten
n3   Ehrener Mühle
n2   Ehrener Kotten
n1   Nümmener Mühle

  Alle Schleifkotten und Mühlen an der Itter



Wasserbetriebswerke an der Itter in Hilden (Ost)

Karten-Ausschnitt

Das Ambt Monheim. Karte von Erich Philipp Ploennies, erstellt im Jahr 1715


Karte von Ploennies

h6   Mühlenhof, heute Gottschalksmühle
h5   Buchmühle, 1632 in einen Schleifkotten umgewandelt. Hier ist jedoch nur ein Hof eingezeichnet.
h4   Königskotten, später Jakobsmühle / Neumühle
h3   Nöhlskotten oder Kirschbaumskotten? (= ein Schleifmühlen-Symbol?)
h2   Elmenkotten = Backhauskotten
h1   Kotten im Steeg = Butzkotten = Kotten im Kalversterz?

  Die Schleifer und Kotten in Hilden



Quellen:
  • Knübel (1938), zitiert bei Müller (1981)
  • Knübel (1990) S. 7
  • Lomberg S. 4
  • Lunkenheimer S. 47
  • Müller, Gerd (1981)
  • Rheinische Landeszeitung vom 24. Februar 1941
  • Schell (1897)
  • Schneider (1900)

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