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Ursprünglich floss die Itter von Hilden über Düsseldorf-Holthausen und Itter nach Himmelgeist und mündete dort in den Rhein. Im 18. Jh. fand jedoch ein gravierender Eingriff statt: Im Rahmen des Benrather Schloss-Neubaus wurde der Itterbach nach Benrath umgeleitet, um dort Schloss- und Spiegelweiher sowie die Gräben des Schlossparks zu speisen.


Die Schlösser

An der Stelle des heutigen Schlosses, das Kurfürst Carl Theodor von Pfalz-Bayern 1755-1773 als Lust- und Jagdschloss nach Plänen des Baumeisters und Gartenarchitekts Nicolas de Pigage erbauen ließ, stand schon Jahrhunderte früher ein Schloss der Grafen von Berg, über das wenig bekannt ist: "Nur das ist sicher, daß früher in Benrath an dem genannten Orte eine Burg stand, welche den Rittern von Benrode zugehörte und die gegen Ende des 12. oder zu Anfang des 13. Jahrhunderts Eigentum der Grafen von Berg wurde." [Hermanns S. 9 f]

"Das älteste Schloss, der Sitz der Herren de Benrode, die 1222 zuerst erwähnt werden [...], lag an der Stelle der jetzigen Kaserne und ging schon im 13. Jh. an die Grafen von Berg über, es diente im 15. Jh. mehrfach als Leibzucht [= Altenteil] und Wittum [= Witwenversorgung], aber auch als Pfandobjekt und wurde wahrscheinlich im dreissigjährigen Krieg zerstört." [Clemen S. 83]

Wie Heinz Rosenthal berichtet, hat es hochherrschaftliche Zugriffe auf die Itter mit bedauerlichen Folgen für die auf seine Wasserkraft angewiesenen Gewerbetreibenden schon zu Zeiten dieses ersten Schlosses gegeben:

"Herzog Wilhelm befahl 1561, daß alle Wasserwerke an der Itter stillgelegt werden sollten, bis der Wassergraben des Benrather Schlosses gefüllt sei. Unter dieser Maßnahme hatten nicht nur die Itterschleifer zu leiden, sondern auch die anderen Handwerker, deren Ware nicht geschliffen werden konnte.

Die Handwerker beschwerten sich bei dem Amtmann, der sich auch der Solinger Klage annahm und sie nach Düsseldorf weiterleitete. Die herzöglichen Räte lehnten die Beschwerde ab, empfahlen aber dem Amtmann, sich unmittelbar an den Herzog zu wenden. Das unterblieb. So standen die Kotten still, bis die Benrather Graben gefüllt waren. Aus dem Schreiben des Amtmanns erfahren wir, daß es damals an die 500 Handwerker in Solingen gab, die Kleinmessermacher sind in dieser Zahl noch nicht enthalten." [Rosenthal 1. Bd. S. 157]

Das zweite Schloss wurde 1662-1674 errichtet. Den Auftrag erteilte die Pfalzgräfin Elisabeth Amalie Magdalena, geb. Prinzessin von Hessen-Darmstadt, Gemahlin des Pfalzgrafen und Herzogs Philipp Wilhelm. Dieser Bau befand sich "einige hundert Schritte hinter dem jetzigen Schlosse mitten in dem langen Weiher (sogenannten Spiegel) und war ein hübsches italienisches Halbschloß." Es wurde, wie auch das dritte Schloss, wenig benutzt und diente nur "zum zeitweiligen Aufenthalte der fürstlichen Familie". Wie es ausgesehen hat, zeigen Gemälde im Obergeschoss des heutigen Schlosses. "Die Lustanlagen waren von künstlich angelegten Wassergräben durchzogen, die zum Teil noch bestehen." [Hermanns S. 22-24]


Benrath
 
1715
Das zweite Benrather Schloss.
Zeichnung von
Erich Philipp Ploennies

Anfang der 1740er Jahre fiel das zweite Schloss zum größten Teil einem Feuer zum Opfer, hatte allerdings schon vorher durch Feuchtigkeit sehr gelitten. [Hermanns S. 33]

Am 18. Dezember 1755 erließ Carl Theodor den Befehl, die noch im Weiher stehenden Reste abzutragen und ein neues - drittes - Schloss zu errichten. Wegen des siebenjährigen Krieges und des bayerischen Erbfolgekrieges verzögerte sich der Schlossbau allerdings beträchtlich. Er wurde erst Anfang der 1770er Jahre fertiggestellt. Die Summe der Baukosten soll 800 000 Taler betragen haben. [Hermanns S. 33 u. 36]

"Das Schloss diente Karl Theodor und seiner Gemahlin als Sommeraufenthalt, nach ihm nur noch Joachim Murat und dem Erbprinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen als Wohnung." [Clemen S. 85]


Wilhelm V
Wilhelm V.
(1539-1592)

Carl Theodor v.d. Pfalz
(1724-1799)


Die "Wasserwerke" am neuen Benrather Schloss

Sehr aufwändig gestaltete sich die Anlage und Speisung der Wassergräben und Zierteiche. "Um die grossartigen projektierten Wasserwerke zu speisen, ward der Itterbach durch einen eigenen Kanal vom Kloster Noven nach dem Park geleitet. [Kloster Noven, Novenerhof, Haus Einsiedel an der Hildener Straße, 1934 abgebrochen] Anlieger und Gewerbetreibende am Itterbach dürften über diese Veränderungen nicht sehr froh gewesen sein, auch wenn von "Entschädigungen" die Rede ist.


"Im Frühjahre 1756 wurde zunächst mit der Anlage der Wasserwerke begonnen, der Schloßbau selbst aber erst 1757 in Angriff genommen. Wenngleich schon beim zweiten Schlosse der große langgestreckte und ein kleinerer Weiher mit mehreren Gräben sich befanden, so reichte doch der geringe Wasserzufluß nicht hin, noch andere Weiher und die übrigen geplanten Wasserwerke hinreichend zu speisen. Bis dahin erhielten die Schloßgewässer ihr Wasser durch einen in der Nähe des Novenerhofes vom Itterbache abgehenden Graben (wahrscheinlich der heutige Notgraben), welcher dicht neben der früher erwähnten Brücke über den Spiegelweiher in diesen mündete.

Um genügend Wasser zu erhalten, mußte der Lauf des Itterbaches vollständig verlegt werden. Dieser Bach lief damals von der Horster Mühle östlich nahe an Noven vorbei nach der Paulsmühle, von hier in einem Bogen durch das sogenannte Pritschau-Büschchen, durch den Baumhof des Pritschau-Hofes, quer über die heutige Dorfstraße, machte jenseits derselben eine Biegung nach Norden und floß dann in einem weiten Bogen, das ehemalige Rheinarmbett benutzend, am Kappelerhofe vorbei durch Holthausen oder Langeweiher (zu dieser Zeit ein wirklich langer Weiher) auf Itter und Himmelgeist zu in den Rhein."

"Bei der Verlegung des Itterbaches mußten der Pächter der Benrather Mühle (Paulsmühle, zum Schloß gehörig) sowie die Besitzer der Mühlen in Langeweiher und Himmelgeist entschädigt werden.

Das neue Bachbett, von Haus Horst in gerader Richtung (mit Ausnahme einer Ecke halbwegs Hilden) am Novenerhof und Haus Einsiedeln entlang auf das neue Schloß zu gegraben, führte den Namen Kapuzinerkanal. Zur Herstellung desselben mußten mehrere Grundstücke von anschießenden Privaten und Gemeindegründe eingezogen werden. Die Privatleute erhielten eine Entschädigung, das Gemeindeeigentum wurde unentgeltlich hergegeben.

Die Wasserwerke des neuen Schlosses sind von Pigage in kunstvoller Weise angelegt worden. Sämtliche Wasser stehen durch unterirdische Kanäle und Rohrleitungen in Verbindung. Kanäle gehen sowohl durch die beiden Schloßflügel als auch durch die Kellerräume des Hauptschlosses selbst, hier die aus den Aborten kommenden Fäkalien mit sich wegspülend. Das Wassergebrause ist im Keller des Hauptgebäudes namentlich auf den Blumengarten hin so stark, daß man sich in eine Wassermühle versetzt zu sehen glaubt. Der Spiegel wird durch einen unterirdischen Kanal vom großen Weiher gespeist, und beträgt das Gefälle bis dahin wohl über vier Meter. In dem großen Teiche vor dem Schlosse, welcher 11 Morgen groß ist, befanden sich früher zwei Inseln.

Um bei Hochwasser ein Überfließen der Umfassungsgräben des Parkes zu verhüten, wurde von der Nordseite desselben unter der Düsseldorfer Landstraße her, welche ehedem durch den Park führte und nun gleichfalls verlegt werden mußte, auf den Kappelerhof zu einem Graben angelegt, dazu bestimmt, das überflüssige Wasser in das alte Bachbett zu führen.

Vor dem Endt befand sich ein großes Wasserbassin mit einer 'steinernen Schleuße', worin in den Jahren 1774 bis 1780 die Urdenbacher Mühle neu gebaut werden sollte, zu welchem Bau der Pächter der Mühle 1774 im Pachtbriefe verpflichtet wurde. Um einen größeren Fall des Wassers zu erlangen, war die Mühle schon im 14. Jahrhundert an ihrem jetzigen Standorte neu errichtet worden; bis dahin hatte dieselbe nahe am Ufer des 'alten Rheines' gestanden.

Der Landrentmeister Brosy berichtet aus den 1770er Jahren über diese Mühle Folgendes: »Die Urdenbacher Mühle, so zum Schloß gehöret und mit einem Zwang versehen, ist jahrpfachtig und sehr baufällig, wan daselbst eine neue gebaut werden sollte, dörffte rathsahmer seyn, solche höher hinauff ahn den negsten Schloßbassin, wo des Endts vorig Jahr die steinerne schleuß desto breiter und stärker gemacht worden, zu stellen, weilen daselbst hinlänglicher fall undt die Weege ohngemein viel besser, außer dem eintzigen ahnstandt, daß die passage vom Rhein alßdan nicht mehr dorthin ginge, so am gemähl einen abgang verorsachen könnte.«" [Hermanns S. 33-35]


Benrath 2002
 
2002
Absperrwerk am südwestlichen
Ende des Schlossparks
Foto: © Michael Tettinger

An der südöstlichen Ecke des Parks teilt sich die Itter; ein dünner Arm fließt durch ein Waldstück zurück in den Park. Der Haupt-Arm des Baches fließt entlang der Urdenbacher Allee in südlicher Richtung bis zum Urdenbacher Altrhein, dann gemeinsam mit ihm wieder in nördlicher Richtung neben der Straße Am Alten Rhein und mündet am Benrather Schlossufer in den Rhein.


Detail zur Schloss-Geschichte

Hier noch ein Zufallsfund aus einer alten "Monatsschrift des Bergischen Geschichtsvereins" von Januar 1901 zu einem etwas unrühmlichen Teil der Geschichte des Benrather Schlosses. Ein Leser dieser Zeitschrift geht auf den letzten Satz eines in Heft 11/1900 veröffentlichten Artikels ein, der da lautete:

»Absicht Karl Theodors, das neue Benrather Schloß als Witwensitz für seine Gemahlin zu bauen, wurde vereitelt.« -

"Mein Großvater geb. 1786 in Benrath, wußte von seinem Vater viel aus dem 18. Jahrhundert. Er erzählte mir oft, Karl Theodor habe das Schloß für seine Maitresse bauen lassen, aber ehe es noch fertig gewesen, sei diese gestorben oder in Ungnade gefallen. Da wäre es dann für die Gemahlin bestimmt worden, die aber das Erbteil dieser Maiträsse nicht haben wollte. Dadurch sei so langsam gebaut worden. Die Bauern der ganzen Gegend hätten zum Bau des Schlosses Frohndienste - Hand- und Spanndienste - thun müssen und wären damit sehr gequält worden.

Als das Schloß ca. fertig war, kam der Kurfürst mit anderen Fürsten hin, darunter Verwandte, wenn ich nicht irre, ein Bruder der Kurfürstin. Dieser habe sich erkundigt, wie die Arbeiten für das Schloß gemacht seien, und als man ihm erklärt hatte: »Frohndienste«, habe er dem Kurfürsten schroffe Bemerkungen gemacht und seiner Schwester recht gegeben, daß sie das Schloß nicht hätte haben wollen." [Becker, MGBV 1/1901 S. 20]


Benrath
2010   Park und Rückseite des Benrather Schlosses
 
Benrath


  Itter - Benrath und Urdenbach
  Stiftung Schloss und Park Benrath


Quellen:
  • Becker, Eugen (Bialystock), MGBV 01/1901 S. 20
  • Clemen: Die Kunstdenkmäler 3. Bd. I (1894), S. 83-89
  • Hermanns, Al. (1889)
  • Rosenthal Bd. 1 (1973)

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