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Hilden

Wappen Hilden

  Über den Tafelhof Hilden-Haan (1000-1802)
  Rittergut Haus Horst / Lehnsherren von Hilden-Haan
  Haus auf der Bech
  Die Weber in Hilden und Haan
  Die Schleifer und Kotten in Hilden
  Die Itter auf Hildener Gebiet



Notizen über Hilden

Die "Itterstadt" Hilden gehört heute mit ihren ca. 57.000 Einwohnern (Stand 2006) zum Kreis Mettmann. Der erste bekannte schriftliche Nachweis von Hilden stammt aus dem Jahr 1074. Aus dieser Urkunde eines Kölner Erzbischofs geht hervor, dass im Jahr 985 im Bereich der heutigen Reformationskirche ein Hof existierte. [Ausführlich nachzulesen z.B. bei Gerd Müller.]

1176 wurde Hilden vom Erzbischof von Köln an den Grafen von Berg verpfändet, 1190 wieder eingelöst. 1594 zog ein Brand den Ort in Mitleidenschaft. Die Reformation fasste in Hilden schnell Fuß; Anfang des 17. Jh. bekannte sich die große Mehrheit der Bevölkerung zum Calvinismus.

  Der Calvinismus reduziert die 7 Sakramente (Taufe, Abendmahl, Firmung, Buße, Letzte Ölung, Ehe, Priesterweihe) auf Taufe und Abendmahl. Er ist durch die "Prädestination", die Lehre von der Gnadenwahl, einer Vorbestimmung z. Verdammung o. Seligkeit, gekennzeichnet.

Zwischen 1590 und 1600 wurde Hildens "Ortskern" von einem Großbrand heimgesucht, der in einem Bericht des Hildener Schultheißen Adolf Hoff von 1664 erwähnt ist. "Mit Ausnahme der Kirche dürfte dabei der gesamte Gebäudebestand schwer in Mitleidenschaft gezogen worden sein." [Wenning 1977 S. 50]

"Der ganze Komplex Kirche, Friedhof, alter Marktplatz wurde einst - vermutlich bis ins 18. Jahrhundert hinein - mehr als heute von der Itter umfaßt. Sie floß früher durch die Schwanenstraße, überquerte die Mittelstraße und führte weiter in das Gelände des großen Hofes 'In der Bech', der im 17. Jahrhundert auch schon in die 'Große' und 'Kleine Bech' aufgeteilt war. Das Gelände der 'Kleinen Bech' wurde der Kirchengemeinde überlassen, die darauf schon 1658 ihr Pastorat errichtet hatte. Dieses Haus wurde 1765 am gleichen Platz durch einen Neubau ersetzt, der bis ins 20. Jahrhundert hinein als Pfarrhaus gedient hat." [Wenning S. 51]

Unter französischer Herrschaft zu Beginn des 19. Jh. bildete Hilden zusammen mit dem heute zu Düsseldorf gehörenden Eller eine "Samtgemeinde", zeitweise auch verbunden mit Benrath.

Um 1800 zählte Hilden etwa 2.000 Einwohner. Seit der Eingliederung des Rheinlandes in das Königreich Preußen entwickelte sich Hilden positiv. Im Zuge der Industrialisierung wurden zunächst die Textilindustrie, dann die Metallverarbeitung und schließlich die Lederfabrikation wichtige Wirtschaftszweige. Nach der Stadterhebung durch König Wilhelm von Preußen am 18. November 1861 setzte sich die schnelle Entwicklung fort. 1900 erhielt Hilden ein eigenes Stadtwappen und ein Rathaus.

Die Stadt blieb im Zweiten Weltkrieg von Zerstörungen durch Bomben weitgehend verschont; dennoch hat das Stadtbild seinen Charakter sehr verändert. Nach Kriegsende kamen Heimatvertriebene - insbesondere aus Schlesien - in die Stadt und erhöhten die Einwohnerzahl innerhalb kurzer Zeit auf über 30 000. Wegen der hierdurch sowie durch spätere Zuwanderungen aufgetretenen Wohnungsnot dehnte sich die bebaute Fläche zunächst nach Norden und Süden, später auch nach Osten hin aus.


Hilden
2005   Die Reformationskirche,
von der Ecke Schwanenstraße / Eisengasse aus gesehen. Rechts im Bild das Kückeshaus, das seit den 1760er Jahren bis zum Ende des 19. Jh. als Armenhaus genutzt wurde. Zuvor hatte hier das Küchenhaus des Fronhofes des Kölner Erzbischofs gestanden.
 
Hilden
2007   St. Jakobus am oberen Ende der Mittelstraße

Die heute vorhandene, dreischiffige evangelische Reformationskirche am Markt stammt aus der ersten Hälfte des 13. Jh. stammt. Sie ist nach heutigem Erkenntnisstand die älteste gewölbte Emporenbasilika des Rheinlandes und zählt damit zu den bedeutendsten romanischen Baudenkmälern des Niederrheins. Kriege haben sie nicht zerstört; nur der baufällige Westturm wurde im 17. Jh. erneuert.

Die Kirche war dem Pilgerapostel Jacobus Major geweiht. Mitte des 17. Jh. ging sie in den Besitz der evangelischen Gemeinde über. Die katholische Gemeinde baute sich eine neue, wiederum St. Jacobus geweihte Pfarrkirche. Sie steht am östlichen Ende der Mittelstraße.

  Kirchenbauten im Bergischen Land



2009   Das ehemalige Rathaus und heutige Bürgerhaus
 
Hilden
Das 1900 erbaute Rathaus an der Mittelstraße

1899 wurde der Grundstein zum Bau des alten Rathauses gelegt. Architekt war der damals in Berlin ansässige Hildener Walter Furthmann (1873-1945). Das Gebäude wurde im Stil der Spätrenaissance aus Waiberner Tuffstein und Lauterthaler Sandstein errichtet. Heute dient es als Bürgerhaus und wird u.a. für kulturelle Veranstaltungen genutzt.




Die Honschaften des Kirchspiels Hilden

Zum Kirchspiel Hilden gehörte der gesamte heutige Ort. Er war in drei Honschaften aufgeteilt, also Gemeindebezirke. Ihre Namen leiteten sich in Hilden von den natürlichen Gegebenheiten her:

1. Sandhonschaft im Südosten, Süden, Südwesten und in der Ortsmitte,
2. Lehmhonschaft im Westen und Nordwesten,
3. Haanhonschaft (Haan-Hain-Wald) im Norden und Nordosten des Kirchspiels.

Die Honschaften des Kirchspiels Hilden umfassten folgende Höfe und Weiler: [Wenning S. 32-34]


1. Sandhonschaft:

Beckersheide
Bolthaus
Breddert
Bruchhaus
Deutz
Forstbach
Henkenheide
Karnap
Klophaus
Lehmkuhl
Neuenhaus
Örkhaus
Ortskern
Pungshaus
Strauch
2. Lehmhonschaft:

Bernshaus
Brucherhof
Busch
Eichen
Fronhof
Horst
Hübben
Hülsen
Kaltenherberge
Kamp
Kleef
Klinkenhaus
Kolksbruch
Molzhaus
Nörvengut
Schalbruch
Sand
Schwanen
Steinhof
Stockshaus
3. Haanhonschaft:

Bausenhaus
Birken
Bredenbruch
Diekhaus
Elb
Eickert
Giesenheide
Hahnhof
Großes Holtz
Kleines Holtz
Kniphaus
Knotendick
Loch
Lodenheide
Walber



Kalstert - Kalversterz


Itter
 
2005   "Vielfach gewunden"
ist der Lauf der Itter
hier schon lange nicht mehr:
Der schnurgerade Bach und ebensolcher
Spazierweg etwa in Höhe Rembrandtweg

Das in Hilden nur spärlich vertretene Klingenhandwerk hat die Itter dort genutzt, wo sie von Trotzhilden bzw. der Ohligser Straße entlang der heutigen Straße "Kalstert" immer geradeaus in Richtung Innenstadt fließt. Wie auch sonst in Hilden, ist die Itter hier kanalisiert und in ein hartes Bett aus gemauerten Bruchsteinen oder Beton verbannt.

Im Sommer wird dieses nüchterne Bild durch die Vegetation etwas kaschiert. Aber man braucht viel Phantasie, will man noch etwas von der "unheimlichen Gegend" früherer Jahrhunderte erahnen. Dass die Strecke von hohen Starkstrommasten begleitet wird, könnte allerdings zu einem etwas unbehaglichen Gefühl beitragen.


Am Kalversterz.

Aus der Geschichte eines interessanten Fleckens
zwischen Hilden und Ohligs.


Von H. Schmitz, Düsseldorfer Stadtanzeiger

Eisig kalt weht der Wind um Nase und Ohren, wenn man die katholische Kirche in Hilden im Rücken hat und die Walder Straße hinab nach Ohligs wandert. Ist man an den letzten schützenden Häusern vorbei, dann hat der Wind freie Bahn, um auf den jetzt schneebedeckten Feldern sein Spiel zu treiben.

Schauerlich war's in früheren Jahren, wenn's im Winter so früh dunkel wurde, und man dann durch den Schnee heimwärts mußte. Besonders in den Tagen um Weihnachten bis Dreikönige, in den sogen. "heiligen Nächten", aber auch in der Walpurgisnacht und in der Johannisnacht blieb man gern zu Hause; denn dann war es in der Gegend um den Jaberg, am "Kalversterz" und am "Holter Höfchen" nicht ganz geheuer. Zahlreiche Sagen künden uns von dem Glauben der vergangenen Tage. Der "ewige Jäger" soll in der Gegend des "Holter Höfchens" sein Unwesen getrieben haben. Alte Leute erzählen, wie sie ihn gesehen haben, als er mit seinen wilden Hunden, vom Jaberg kommend, ins "Holter Böschgen" bis zum "Büngers Tisch" hinabzog.

Aber nicht nur der "ewige Jäger", sondern auch die "Hexen" sollen die Gegend unheimlich gemacht haben. Eine Hexenverbrennung soll noch zu Anfang des 18. Jahrhunderts, wie die mündlichen Angaben lauten, stattgefunden haben.

Verlassen wir die Landstraße und biegen wir an der Lohgerberei links ab, so begegnen wir der alten Flurbezeichnung "Kalstert" und etwas weiter stoßen wir auf den Namen "Kalversterz". "Kalstert" scheint eine Verstümmelung des Namens "Kalversterz", auch Kalbersterz geschrieben, zu sein; denn auf alten Karten liegt die "Kalstert" eingebettet in ein Gebiet, das die Bezeichnung "Kleinen- und Großenkalversterz" führt.

Sowohl "Kalversterz" wie auch "Hummelsterz" dürften ihren Ursprung in dem vielfach gewundenen Laufe der Itter und der zahlreichen Weiden (?) und der Heide (?) haben. "Hummelsterz" (auch sind die Formen: Hummelster, Hommelsterz, Hommelzart zu finden) war ein altes Bauerngut, das uns in den alten Aufzeichnungen häuig begegnet. Beide Namen "Hummelsterz und Kalversterz" sind in Hilden jedem geläufig. Sagt jemand: Ech gang to Kalversterz - so weiß man genau, wohin er geht. (Die Gegend führt heute den Namen Trotzhilden. R.)

Schauen wir Jahrhunderte zurück, so finden wir, daß der "Kalversterz" zum Tafelhofe Hilden (1326 Heelden, 1386 Hielden, 1395 Heilden geschrieben) des Erzbistums Köln gehörte. In späteren Jahren gehörte der "Kalversterz" und das Gebiet des "Holter Höfchens" zu den Lehen der Grafen von Elverfeldt. Diese waren Lehensmannen des Kölner Erzbischofs. Graf Wilhelm II. von Berg, seit 1380 Herzog, hätte gern den Lehnsbesitz Hilden-Haan an sich gebracht. Aber Kraft von Elverfeldt scheint es gelungen zu sein, das Pfandschaftsverhältnis mit Herzog Wilhelm II. von Berg zu lösen. Er hinterließ nur ! ] zwei Töchter.

Ida von Elverfeldt heiratete Konrad den Jüngeren von der Horst, und dieser sicherte sich die Lehnsnachfolge für Hilden-Haan. Coena von Elverfeldt erhielt als Abfindung 1000 rheinische Gulden. Als Sicherheitspfand bekam sie von Konrad von der Horst das "Holter Höfchen" (Hof zum Holz) mit dem "Kalversterz" und den "Brucher Hof" (Haus Bruch).

Der Kölner Erzbischof begrüßte diese Wendung; denn das Geschlecht von der Horst war sehr begütert und wirtschaftlich von niemandem abhängig. Nicht nur Haus Horst bei Benrath, Haus Elbroich bei Itter, sondern auch Haus zum Haus im Angertale u.a. gehörten zu den Gütern des reichen Geschlechts.

Anläßlich der Erkundigungen der Beamten im Fürstentume Berg über die Geschichte im Jahre 1555 wurden diese auch auf die Fischerei und den Wald mit ihren Gerechtsamen ausgedehnt. Der Passus in den Aufzeichnungen "Wilde Wasser, vischerien des Ampt Solingen" lautet: "Die Itterbach ist in dem Gericht Hilden und weit von dem Kalversterz bis in die Steinburg durch meinen ge herrn gefreiet und volgentz durch die inhaber des huß zur Horst gefischt". Die Aufzeichnungen erzählen dann weiter von der Wupper, vom Düsselbach und wer das Recht zum Fischen hatte.

Der Hilden-Haaner Lehnsbesitz des Hauses Horst war zu Ende des 16. Jahrhunderts sehr beträchtlich. Die größeren Güter des Grundbesitzes waren:

1. Schloß und Burg Horst mit dem Horster Hof, auch das Baumhaus genannt,
2. die (untere) Horster Mühle mit Hof,
3. der Steinhof,
4. der Fronhof,
5. der hohe Hof mit seinem Wirtschaftsgehöft "zum Hof",
6. die (obere) Lehnsmühle mit dem Mühlenhof und der leeren Baustelle am Kalversterz, genannt der Holzer Hof, "so itzo mit Gehölz bestanden",
7. der hohe Hof zu Haan.

Das Recht des Mühlenzwanges war mit der Lehnsmühle, die aus dem 11. oder 12. Jahrhundert stammen soll, für einen bestimmten Umkreis verbunden und war Eigentum des Lehnsherrn, also: Kurköln, die Grafen von Elverfeldt und von der Horst.

Wie überall im Bergischen Lande, so auch im Gebiete des 'Kalversterz', finden wir zum Ausgang des Mittelalters die Schleifkotten. Man nutzte naturgemäß die Wasserkraft der schnellfließenden Itter aus. Zwischen Hilden und Haan, an der Grenze, finden wir den Butzkotten und weiter abwärts den Backhauskotten [= Elmenkotten], der heute in eine Stahlwarenfabrik umgewandelt ist. Es folgt dann der Kirschbaumkotten und weiter Itter abwärts am Kalversterz der Nöhlskotten. Der alte Stauteich ist im vergangenen Jahre zugeworfen worden, der Kotten selbst wurde in ein 'modernes' Landhaus umgewandelt. Der Königskotten, die spätere Jakobsmühle, jetzt Neumühle, beschließt den Reigen der einzelnen Kotten, der Zeugen des Gewerbefleißes.

  Mehr über die Itterkotten in Hilden

An der Straße, die von Hilden nach Ohligs führt, finden wir im "Großenkalbersterz" das "Schützenhaus". Ein alter Bauernhof ist es, der mit einer Schenkwirtschaft verbunden war. Im Sommer wurden hier die Schützenfeste gefeiert, der Vogel geschossen. Da wurde extra geschlachtet. Eine sehr lange Bratwurst war der Stolz der Wirtsfrau. Heute ist von der alten Gemütlichkeit wenig erhalten. Nur die äußeren Mauern geben uns Kunde, von dem was einst war. Eine alte Sitzbank aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts, die einst in der Gaststube stand, finden wir heute in der Kegelbahn. Die Scheune ist zu einem Wohnhause umgebaut worden, da man sie nicht benötigt. Wiesen und Felder sind teils verkauft, teils verpachtet. Die alten Pflaumenbäume sind größtenteils verschwunden.

Das "Schützenhaus" hat im Laufe des letzten Jahrhunderts mehrfach seinen Besitzer gewechselt. Kemperdick verkaufte das Schützenhaus an Ferdinand Nöhls und von diesem erwarben es die Eheleute Heinrich Pfeiffer. Am 1. April 1870, also kurz vor dem Ausbruch des deutsch-französischen Krieges, zogen sie ein. Im Jahr 1907 setzten sie sich zur Ruhe und verkauften Hof und Wirtschaft. Vor wenigen Tagen starb die Witwe Heinrich Peiffer im Alter von 86 Jahren. Unter den Nachfolgern, die meist nur kurze Zeit dort weilten, wurde das Schützenhaus umgewandelt und ihm die heutige Form gegeben.

Von dem Einst ist am "Kalversterz" nicht mehr viel vorhanden. Das "Holzer Buchenwäldchen" ist bis auf wenige Bäume verschwunden. Zahlreiche Neubauten haben die Einsamkeit dort oben gebrochen. Schnellfahrende Automobile haben die Macht der "Spukwelt" zerstört. In einigen Jahrzehnten werden vielleicht die letzten Reste aus vergangenen Tagen beseitigt sein.

[H. Schmitz]



 
2011
Stummer Zeitzeuge
an der Walder Straße

Es hat sich viel verändert beiderseits der Walder Straße zwischen Ohligs und Hilden. Allein in den letzten 10 Jahren (Stand 2002) sind zahlreiche neue Wohnhäuser, Geschäfte, Supermärkte und Firmendomizile entstanden.


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Holterhöfchen



 
Winter 2003
Holterhöfchen,
steinerne Reste

Das Holterhöfchen ist im Jahr 2003 eine Grünanlage in der Nähe der Hildener Innenstadt und zugleich Zentrum schulischer Bildung. Es wurde früher von der Itter durchflossen und muss einmal ein höchst unheimlicher Ort gewesen sein: ein finsterer Wald, in dem Gespenster geisterten und der von den Menschen gemieden wurde. Um ihn rankten sich Legenden und Spukgeschichten.



Bergische Sagen, gesammelt von Otto Schell (1897/1922)

Das Holterhöfchen bei Hilden.
"Unter den hohen Eichen des Holterhöfchens, welche bis in die 30er Jahre des 19. Jahrhunderts dort standen, war es niemals ganz geheuer. Dort war die Jagd des ewigen Jägers deutlich zu hören. Auch ein feuriger Kettenmann, der seinen Kopf unter dem Arme trug, ängstigte den nächtlichen Wanderer, der dort vorüberschritt. Namentlich wußte man aber von einer hohen Frau in langem Gewand zu erzählen, welche dort umherging."
[Schell 1922 S. 101]

Die gespenstige Reiterin bei Hilden. (Montanus-Waldbrühl, Vorzeit I, S. 217)
Nahe bei Hilden liegt eine ringförmige Umwallung. Innerhalb derselben zeigt sich das Grundgemäuer eines Turmes. Das ist der Hölterhof. Hart dabei liegt ein Wald, in welchem man zur Nachtzeit öfter eine gespenstige Reiterin mit weit nachfliegendem Gewande bemerkt hat. Ja, am hellen Tage macht sich diese Spukgestalt öfter den Holz sammelnden Leuten durch das furchtbare Schnauben ihren jagenden Rosses und durch lautes Klappern der Hufe deutlich vernehmbar, ohne daß das Geringste zu sehen ist."
[Schell 1897 S. 131 (V.20)]


In seinem 1981 erschienenen Aufsatz über das mittelalterliche Hilden mit seinen Höfen schreibt Gerd Müller über das Holterhöfchen,

"... daß die Anlage des dreifachen Ringwalles durch den sächsischen Heerbann erfolgte, und zwar zum Schutz der Wegegabelung im hiesigen Waldgebiet vor den in Neuß stehenden Normannen im Jahre 863. Als die ersten Siedler in Hilden ansässig wurden (nach 884), fanden sie mithin die fertige Anlage bereits vor. Wall und Graben hatten aber nur dann einen Sinn, wenn sich der Graben zum besseren Schutz mit Wasser füllen ließ. Dies geschah durch den Itterbach, der früher auch hier einen ganz anderen Flußlauf hatte, als heute." [Müller S. 38]

Alten Flurkarten zufolge hatte die Itter stellenweise nicht nur ein Bachbett. [Urkataster von 1830, Flur 9, 2. Teil und Flur 11, 1. Teil, Stadtarchiv Hilden. Zitiert bei Müller S. 38.]

"Mehrfach gabelte sich der Bach, um weiter unterhalb wieder zusammen zu fließen."

  Darunter möglicherweise auch künstlich angelegte Gräben, die zu den Stauanlagen der Schleifkotten gehörten, die 1830 schon wieder verschwunden waren.

Der von Kalstert kommende zweite Itterarm erreichte die Wallanlage, so Müller, in Höhe des heutigen Hauses Am Holterhöfchen 36. Von dort aus füllte sein Wasser die Gräben, um dann an der Ostseite der heutigen Gartenstraße ab Haus Nr. 7a nach Norden abzufließen.

Das Holterhöfchen war Eigentum der Ritter von der Horst. "Bei den zum Hof gehörenden Äckern kann es sich nur um die Fluren 'Kuhlerfeld' und 'Pungskamp' handeln (beide Fluren zusammen bilden heute das Schulzentrum Holterhöfchen)". [Müller S. 38 und 42]

Die ersten bekannten Nennungen dieses "Holzerhofes" stammen von 1449 und 1460. Was für die Eigentümer von Vorteil war, ist für den Forscher - mangels Quellenmaterial - von Nachteil: Der Hof war abgabenfrei. Wo genau er gestanden hat, ist heute noch anhand der steinernen Überreste zu erkennen. Die darin verstreuten Hinterlassenschaften stammen allerdings aus neuester Zeit.

Ende des 15. Jh. gehörte der Hof aufgrund erzbischöflicher Übertragung dem Herzog von Berg. (Der gesamte Grund und Boden des Kirchspiels Hilden war Eigentum des Erzstiftes.) Jakob Buchmühl hatte den Hof gepachtet und zahlte dafür 6 Kaufmannsgulden an die Kellnerei zu Burg. [Müller S. 43 f]

1507 wird das Holterhöfchen zusammen mit einem anderen Gut, der Buchmühle, als Freigut aufgeführt. Dort hat vermutlich niemand mehr gewohnt, denn bewirtschaftet wurden beide Höfe von Sophie auf dem Orth (im Dorf Hilden). [Müller S. 42 und 44]

1885 verwandelte der Verschönerungsverein das schon lange wüst liegende Gelände in eine Parkanlage und pflanzte Bäume an. Für die in den Kriegen 1815 und 1870/71 Gefallenen war hier ein schlichtes Denkmal errichtet worden. 1887 nahm die Stadt beides in ihre Obhut. Das Denkmal wurde nach 1960 abgetragen. [Wenning S. 77 f]



Eine Notiz in der Monatsschrift des Bergischen Geschichtsvereins (MBGV) von 1895 lässt vermuten, dass Gebäude des Holterhöfchens möglicherweise schon mit Schiefer beschlagen waren:

"Beim Ausgraben des alten Gemäuers im Hildener Holterhöfchen fanden sich massenhaft Bruchstücke von sehr grob behauenen, uralten Schieferplatten mit Nagellöchern und mit Resten von alten eisernen, dicken Nägeln. Diese Schieferstücke waren nach ihrer groben, urwüchsigen Bearbeitung sehr alt; sie waren in der Mitte fast so dick wie ein kleiner Finger." [Becker 1895 S. 95]




Auf einem Schild am Rand der Parkanlage kann der Besucher die wichtigsten Fakten nachlesen:

Baudenkmal Ringwall-Anlage Holterhöfchen.

Frühmittelalterliche Schutz- und Befestigungsanlage. Sehr wahrscheinlich eine Fluchtburg aus der Zeit der Normannen- und Ungarneinfälle Ende des 9. Jahrh. Vielleicht ist es auch der Überrest eines Standlagers des sächsischen Heerbanns (863 v.Chr.).

Die Wälle des teilweise 3-fachen Ringes waren höher und durch Palisaden befestigt. Das Wasser in den Gräben stammte aus einer Abzweigung der Itter. Die Mauerreste im östlichen Bereich stammen von einem Bauernhof, dem Hof Holte, etwa um 1300, der bereits im 16. Jahrhundert wieder aufgegeben wurde. Seitdem war der Ort unbewohnt und mit Wald bestanden.

Ende des 19. Jahrhunderts diente der Platz als Standort eines Kriegerdenkmals. 1965/66 wurde er unter Schonung des vorhandenen Bestandes zu der jetzigen Parkanlage umgestaltet.


Hilden
 
August 2005
Parkanlage Holterhöfchen

Hilden
 
August 2005
Parkanlage Holterhöfchen



Genealogisches

  IV.10 Heinrich Winkels 1846 getauft in der alten katholischen Pfarrkirche St. Jacobus.

  VII.75 Anna Catharina Dreheikert (Dries-Eickert), Tochter von VIII.150/151 Henricus Dries Eikert und Gertrut Dahlmans, wurde 1748 in Hilden getauft.

  XII.2145 Gudgen Hüls, die Ehefrau von XII.2144 Peter Keusenhof, stammte aus Hilden, ebenso ihre Vorfahren bis hin zu (wahrscheinlich) XVI. Johann ten Hülsen, der 1522-1538 Schultheiß der Kirchspiele Hilden und Haan gewesen ist. (Hüls und Keusenhoff in Hilden und Solingen)

  III.5.A Anna Amalie Dränker, * 1877 in Hilden (meine Stief-Großmutter).

  IV.10/11.A August Dränker (* 1843 und † 1907 in Hilden), Maler, und Wilhelmine Butz (* 1852 und † 1894 in Hilden), Heirat 1876 in Hilden, Annas Eltern, wohnten in Hilden auf Birken.

  V.20/21.A Johann Adolph Dränker (* ca. 1804), Weber, und Elisabeth Wilhelmine Walber (* ca. 1809), Heirat 1832 in Hilden, Augusts Eltern, wohnten in Hilden auf der Juich (auf der Jügh).

"Die 'Jüch' nördlich von der Apfelstraße war altes grundherrliches Land." [Wenning 1977 S. 53]

  V.22/23.A Ferdinand Butz (* ca. 1817), Holzschuhmacher, und Maria Bertram, Heirat 1852 in Hilden, Wilhelmines Eltern, wohnten in Hilden auf der Eickert. Auch deren Vorfahren VI.40-47.A stammten aus Hilden.

  Außerdem lebten im 19. Jh. Angehörige der Schleiferfamilien Mutz in Hilden (bis ins 18. Jh. keine Verwandtschaft nachweisbar).



Dries-Eickert / Dahlmann

Hinweise auf die Familien VIII.150/151 Dries-Eickert / Dahlmann sind u.a. in den Obligationsprotokollen des Gerichts der Kirchspiele Hilden und Haan (1738-1809) zu finden:


Nr. 85 - Hilden - 1753 Mai 1

Schuldner: Henrich Dries-Eickert und Giertrud Dahlmann, Eheleute
Gläubiger: Konsistorium Hilden
Betrag: 175 Taler 35 Silbergroschen 4 Stüber
Pfand: das teils ererbte, teils gekaufte Gütchen "zu den Hesselen" in der Leimhonschaft

[Wenning 1986, Obligationsprotokolle]



Steuerverteilungsliste 1653
[162] Gut auf der Jeuch   6 Ort
[165] Drieß-Eickhardt   19 Blm.

Liste der Zahlungspflichtigen
für die am 14. Juli 1656 festgesetzten Zwangsumlage im Kirchspiel Hilden.
[170] Dreeß-Eichart (S.)   10 Ort
[S.] = bezahlt



Auszüge aus dem Kirchenbuch der reformierten Gemeinde Gruiten (1675-1770) - Trauungen -

[4] Den 29. Mertz 1693 copuritet [!] Jacob auf dem Keller mit Elibeht [!] Dahlmanß auß dem Hoffgen Kirspels Hilden.

      Im 'Verzeichnis der Todten' von 1723 heißt es:
      »Den 1. Octob. ist begraben Jacob aufm Keller, seines Alters im 63. oder 64. Jahr.«

[9] Den 2. May 1719 den Johann Conrad Drieß-Eyckert copuliret mit Catharina Hug.

[29] Den 6. January 1722 dem Godfrid Hug und Catharina Eheleuten ein Töchterlein getauft nahmens Anna Sybilla. Dessen Taufzeugen seind Godfrid Benninghofen im Grundt und Johannes Drieß-Eickert Kirspels Haan [Richtig wäre: Kirspels Hilden.] und Anna Sybilla Paßhoff Kirspels Mettmann und Maria Eyck anstatt ihres Töchterleins Sybilla.

[Strangmeier 1955 NB 4 S. 45, 228, 239 und 241]

VII.75 Anna Catharina Drieß-Eickert, getauft 1748 in Hilden,
Tochter von VIII.150/151 Henricus Dries Eikert und Gertrut Dahlmans,
1775 genannt in Mettmann.
Henricus ist Sohn von IX.300/301 Peter Dreeseikert und Sibilly Hugenpoth.



Hilden
Hilden, Reichshof
Alte Ansichtskarte,
Verlag H. J. Sch. No. 459

2010
Detail an der Fassade
des ehemaligen "Reichshof",
Hochdahler Straße
 




Quellen:
  • Becker, Eugen (Bialystock in Rußland), in: MBGV 6/1895, S. 95
  • Beckmann (1959)
  • Müller, Gerd (1981)
  • Schell, Otto (1897)
  • H. Schmitz, in: Düsseldorfer Stadtanzeiger, o.Dat., wahrscheinlich um 1927
  • Schneider (1900)
  • Strangmeier 1955, NB 4
  • Wenning (1977)
  • Wenning, Obligationsprotokolle (1986)
  • Klein, Adalbert: Die romanische Kirche in Hilden. In: Strangmeier (1951) S. 95-109

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