www . ZeitSpurenSuche . de

Namen privilegierter Solinger Klingenhandwerker

Monatsschrift des Bergischen Geschichtsvereins (MBGV),
2. Jg. Nr. 1/1895, S. 1-3

Die in den privilegierten Handwerken
der Solinger Industrie vertretenen Familiennamen.

Von Albert Weyersberg, Solingen.

In Betracht kommen in erster Linie die drei geschlossenen Handwerke: die Schwertschmiede, die Härter und Schleifer und die Schwertfeger, als die ältesten der Solinger Industrie. Geschlossene Handwerke wurden sie genannt, weil ein Angehöriger des einen zu einem der anderen nicht übergehen, ein Schwertfeger beispielsweise nicht Schwertschmied werden konnte, und weil eine jedes derselben sich in der Regel nur aus den Söhnen seiner eigenen Handwerksbrüder ergänzte.

Bloß eine anderweitige Aufnahme ist nachweisbar, nämlich die der Nachkommen des Pastors Johannes Lüneslat († 1656) in die Bruderschaft der Schwertfeger, welche auf eine im Jahre 1645 unter ganz besonderen Umständen dem Landesherrn vorgetragene Bitte in im Jahre 1671 erfolgte.

Später, in den Jahren 1690 und 1715, wurde den Kaufleuten Jacobi und Eck die im Schwertfegerhandwerk erkaufte und aus landesfürstlicher Gnade erlaubte Mitgliedschaft wieder entzogen. Hinsichtlich einer Aufnahme der Familie Mumm, die nunmehr - seit dem Jahre 1873 - den alten Adelsnamen Mumm von Schwarzenstein führt, hat sich bisher nichts ermitteln lassen.

Vom 16. Jahrhundert ab, mithin so weit, als die zur Verfügung stehenden Nachrichten reichen, gehörte diese Familie zur Bruderschaft der Schwertschmiede. Allerdings wäre es von nicht geringem Interesse, zu wissen, ob die genannte, auf die Wahrung ihrer Vorrechte stets bedacht gewesene Bruderschaft doch einmal eine Ausnahme gemacht hat.

Da die Schwertschmiede und die Härter und Schleifer zudem eidlich angeloben mußten, nicht auszuwandern, so vererbte sich der angestammte Beruf mit seltenen Ausnahmen von Generation zu Generation. Mit der privilegierten Kaufmannschaft, die sich aus den privilegierten Handwerken entwickelt hatte, verhielt es sich ähnlich. Die Söhne der Kaufleute waren nach wie vor bei der angestammten Bruderschaft anzumelden und blieben dieser auch weiterhin zugehörig, es sei denn, daß sie, was indes höchst selten vorkam, mit der Überlieferung brachen und einen anderen Beruf ergriffen.

Der tief eingewurzelte und wohl auch durch Erinnerungen an die Glanzzeit der Solinger Klingenindustrie zu Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts wach erhaltene Handwerksstolz und der auf die Dauer allzu hemmend wirkende Hang zum Althergebrachten sorgten eben dafür, daß die jungen Leute dem Berufe der Väter treu blieben, selbst in Zeiten, die der Industrie ungünstig waren.

Verschiedener Art sind die Quellen, von denen sich die Namenszusammenstellungen herleiten. Über die Schwertschmiede geben am besten Auskunft sowohl die Aufschriften der zahlreichen, in Waffensammlungen des In- und Auslandes aufbewahrten Klingen Solinger Herkunft, als auch Bruderschaftsprotokolle und Zeichenrollen.

Dagegen sind dem Verfasser weder Protokollbücher der Härter und Schleifer noch Zeichenrollen der zu dieser Bruderschaft gehörigen Kaufleute zu Gesicht gekommen. Hier hat namentlich die im Jahre 1684 angelegte und für die Angaben über die Schwertschmiede und Schwertfeger ebenfalls zu Rate gezogene Zeichenrolle der Messermacher aushelfen müssen, welche viele Eintragungen von Angehörigen der drei geschlossenen und infolge ihrer Vorrechte sämtlich zum Messer- und Gabelmachen berechtigten Handwerke enthält, leider aber manche verblichenen, nicht mehr lesbaren Stellen aufweist.

Von der Schwertfeger-Bruderschaft ist eine im Jahre 1777 begonnene Zeichenrolle vorhanden, aus demselben Jahre liegt auch eine Rolle der Schwertschmiede vor. Daß die Zusammenstellungen unter solchen Umständen auf Vollständigkeit keinen Anspruch erheben, bedarf eigentlich nicht der Erwähnung. Sie sind ein Versuch und wollen zu weiteren Forschungen anregen, um auf diese Weise allmählich einen möglichst zutreffenden Überblick zu schaffen.

In seiner im Jahre 1885 erschienenen Geschichte der Solinger Klingenindustrie (Stuttgart. Kommissionsverlag von Gebr. Kröner.) hat Rudolf Cronau schon in dankenswerter Weise einen ähnlichen Versuch unternommen. Bei ihm fehlt allerdings die Trennung der eigentlichen Schwertschmiede von den Klingenkaufleuten; auch beschränkt er sich nicht auf die Zeit, in der die Handwerksprivilegien Geltung hatten. Von der Arbeit Cronau's wird späterhin wiederholt die Rede sein.



Monatsschrift des Bergischen Geschichtsvereins (MBGV),
2. Jg. Nr. 2/1895, S. 20-23

Die in den privilegierten Handwerken der Solinger Industrie vertretenen Familiennamen.
Von Albert Weyersberg, Solingen. (Fortsetzung)

Als Namen von Schwertschmieden wurden ermittelt:

 
Baverdt,
Berg,
Berns (Berntz),
im Bernsthal,
Bongen,
Bontges (Büntgen, Böntgen),
Brabender (Brabänder),
Bras (Braß),
Broch (Brock),
Bügel (Bögel, Buegel, Bügell),

Dinger,
Eigen,
zum Eigen,
Fluß,
Fries (Freis, Frieß),

Hartkop (Hartkopf),
Henckels (Henkels),
Hermanns (Hermans),
Hermes,
Hilbertz,
Hölter,
Holterhoff (Hölterhoff, Hülterhoff),
Hoppe,
Horn (Horrn),

Keiser (Keyser, Kayser),
Kindt (Keindt, Kind),
Kirßbaum (Kirschbaum),
Klauts (Klotts, Klotte, Klothe, Klotz),
Kohl (Köhl),
Koller (Keuller, Köller),
Koull (Koll, Kuhl),
Krebs,
Kuler (Kühler, Küller),

Lobach (Lohbach),

Meigen (Meygen),
Morsbach,
Moum (Mom, Mohm, Mum, Múm, Mumm, Muhm, Momme),
Munig (Monig, Munich, Munch, Münch),
Munsten (Münsten, Müngsten),

Ohliger,
Ollig (Ollich, Olig, Ohlig),

Pauls (? Pols),
Peiniger,
Poeter (Pather, Paether, Pötter, Poter),

Schimmelbusch (Simmelbusch, Simmelhus, Simmelpuß),
Stam (Stamm),
Tesse (Tesche),

Vollenbracht (Vallenbracht, Vallenbrach, Fallenbrach),
Wirßberg (Wirßbergh, Wirßberch, Wießberg, Wierßberg),
Willems (Willms, Wilms),
Windhöfel, Windhövel),
Wolfertz (Wolferz, Wolffart, Wulfferz, Wulffertz),
Wundes (Wunde),
Wopper (Wupper).
 

R. Cronau giebt in seinem Verzeichnisse Solinger Klingenschmiede und Klingenkaufleute einige vom Verfasser nicht gefundene Namen:

Alich (1580),
Deitz,
Kronenbergh (1600),

mit Abbildungen von Klingenzeichen. Ob diese zur Bruderschaft der Schwertschmiede zu zählen sind, bleibe vorläufig dahingestellt, gleichwie die Zugehörigkeit der von Cronau ferner aufgeführten Familien:

Alte (1768),
Boest (1569) und
Mefert (1600).

Ein Clamor Alte lebte übrigens im Jahre 1776 und ein Theophilus Alte soll gegen Ende des 18. Jahrhunderts nach Frankreich ausgewandert sein, wahrscheinlich gehörten die beiden zu den unprivilegierten Arbeitskräften. Die Solinger Kirchenbücher nennen im Jahre 1709 eine Margarethe Alde als Taufzeugin.

Der Name Boest mit dem Zusatze "der Junge" und der Jahreszahl 1569 soll sich, wie August Demmin in seiner Waffenkunde (Verlag von E.A. Seemann in Leipzig, 1886) mitteilt, auf einer im Tower zu London aufbewahrten Radschloßpistole befinden. Als Schwertschmied- und als Familienname überhaupt ist Boest in Solingen indes bisher nicht nachweisbar, ebensowenig wie der von Demmin ebenfalls und diesmal mit dem Zusatze Solingen aufgeführte Name Graonder (Heinrich).

Einige weitere Namen von Klingenschmieden, die in Solingen gearbeitet haben sollen, teilt Wendelin Boeheim mit. Es sind:

Agent, J.F. (um 1712),
Boel,
Augustin (um 1550),
Klein,
Weilm (16. Jahrhundert) und
Steigentesch,
Georg (um 1630).

Boeheim nennt ferner einen Ätzer von Kalenderklingen: Martin Algyeyer als im 17. Jahrhundert zu Solingen beschäftigt.

Cronau erwähnt auch den Namen Hahn (1620, 1660 und 1750), der aber in den Bruderschaftsprotokollen der Schwertschmiede nicht anzutreffen ist. Peter Hahn, bekannt als der biedere Schmied von Solingen, war Gabelschmied, nicht Schwertschmied.

Der Name Cronenberg war unter den seit dem 17. Jahrhundert auch in der Solinger Gegend aufgekommenen Hammerschmieden vertreten, z.B. durch Peter, Andreas, Hans Wilhelm und Clemens Cronenberg. Begreiflicherweise legten auch Angehörige der Schwertschmiede-Bruderschaft, wie

Clemens Hartkopf,
Kaspar Keiser,
Peter Schimmelbusch und
Wilhelm Weyersberg,

trotz der anfänglichen Einsprache vieler Handwerksgenossen Hammerwerke an, da durch diese ihre Arbeit bedeutend erleichtert wurde.

Endlich begegnen wir Hammerschmieden des Namens

Dahl,
Elschet (Elscheidt?) und
Heyberts (Heypertz?).

Ob diese letzteren Mitglieder eines der privilegierten Handwerke gewesen sind, ist fraglich. Allem Anschein nach waren sie es nicht.

Zu erwähnen ist hier noch ein um das Jahr 1757 aufgestelltes und in Ed. Porschke's Geschichtsbeiträgen (II. Heft. Druck von Alb. Pfeiffer, Solingen, 1890.) wiedergegebenes Verzeichnis der zur Bruderschaft der Schwertschmiede gehörigen Handwerksbrüder (? Meister) und Kaufleute sowie der anderen Handwerken entstammenden Klingenkaufhändler. Diese letzteren hatten die zu jener Zeit ausgearbeitete Satzordnung gleichfalls anzuerkennen, sind deshalb aber keineswegs als Mitglieder der Schwertschmiede-Bruderschaft zu betrachten.

Der Bruderschaft der Härter und Schleifer gehörten an:

 
Adams,
Bals (Balz),
Buth (undeutlich),
Claas (Claß),
Klubergh (Cloubergh, Claubergh, Clauberg),

Deirichs (? Dierichs),
Eickhorn,
Ernen (Ern),
Evertz (Everz),
Grah (Gra),

Henckels (Henkels),
Herder,
Hermes,
Höhmann (Houman),
Hölterhoff,
Hottejan (Hottjans),
Junghbroder (Jungbruder),

Keymer (Kaymer),
Kirckhoff (Kirchhoff, Kirchhof),
Kirßbaum (Kirschbaum),
Knecht,
Knechtgen,
Köller,
Küller,
Krah (Krahe),
Kratz,

Lauterjung,
Linder,
Maus,
Melcher (Melchers, Melchior),

Neul,
Nippes (Nipes),
Peters,
Röltgen (?),

Schaaf (Schaff),
Schaberg,
Steines ... (Arndt um 1700, undeutlich),
Stetges (Stettges, Stetzgens),

Theegarten (Theegarden),
Voß,

Weck,
Wibiltrath (Weibeltraadth, Wibbeltrath),
Wilms,
Witte (Weite).
 

Rud. Cronau nennt ferner die Familien:

Aschäuer,
Baus,
Bick,
Brabender,
Dings,
Dültgen,
Engels,
Hammesfahr,
Jüngel,
Moll,
Mutz,
Plücker,
Schimmelbusch und
Wolfertz.

Von diesen waren Baus, Bick, Dings, Engels, Jüngel, Schimmelbusch und Wolfertz in der privilegierten Kaufmannschaft *) vertreten.

Die Namen Brabender, Schimmelbusch und Wolfertz fand der Verfasser, dem, wie schon bemerkt, gerade hinsichtlich der Härter und Schleifer wenig Material zu Gebote stand, nur bei den Schwertschmieden, die Namen Bick, Dültgen, Engels und Hamnmesfahr bei den Messermachern.

Als Schwertfegernamen kommen in den Zeichenrollen von 1684 und 1777 bloß vor:

Ganslandt (nur 1684),
Heinrichs (Heinerichs, Hindrichs, Henrichs, Hendrichs),
Katternbergh (Katternberg),
Leunenschloß (Lünenschloß, Lüneschloß, 1671 aufgenommen),
Neeff, (Neiff, Neef),
Pill (nur 1684),
Schwartz (Schwarte),
Tilmans (Tilmanns, Tillmanns, Tilmes).

Die in der Rolle von 1777 eingetragenen Angehörigen des Schwertfegerhandwerks werden sich zumeist wohl auch mit dem Vertrieb von Solinger Waren befaßt haben, da manche derselben über eine große Anzahl von Zeichen verfügten.



MBGV, 2. Jg. Nr. 3/1895, S. 36-39
Die in den privilegierten Handwerken der Solinger Industrie vertretenen Familiennamen.
Von Albert Weyersberg, Solingen. (Schluß.)

Rud. Cronau vereinigt die Schwertfeger mit denjenigen der Kreuz- und Knopfschmiede. Zu den letzteren, von denen dem Verfasser keine Bruderschaftsprotokolle bekannt sind und die erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts von Frankreich her eingewandert sein sollen, werden wahrscheinlich die außer den genannten, den Schwertfegerrollen entnommenen noch von Cronau aufgeführten Familien zu zählen sein:

Engels,
Goedek,
Heimannsfeld,
Mertens,
Müller,
Schmidt,
Voos und
Wolfertz.

Die Namen Engels und Mertens waren in der privilegierten Kaufmannschaft vertreten, Voß bei den Härtern und Schleifern, Engels, Müller und Schmidt bei den Messermachern und Wolfertz bei den Schwertschmieden. Die sich in den schon einmal erwähnten Porschke'schen Geschichtsbeiträgen findenden Namensangaben von Kreuz- und Knopfschmieden sind ungenau; die meisten der angeführten Familien zählten zum Schwertfegerhandwerk.

Es folgen nunmehr die Angehörigen des seit dem Jahre 1571 zwar ebenfalls privilegierten, aber nicht das Ansehen und die Rechte der drei geschlossenen Bruderschaften besitzenden Messermacherhandwerks:

 
Adryon (?),
Baurmann (Barrman, Borma, Bohrmann, Baurmann*), Bauermann),
Becher,
Becker,
Bell (Bill),
Berterms, (? Bertram),
Bick,
Boltz,
Brück (? 1690),
Brückman (Brückmann),
Campes (? Camphausen),
Carl (1684, 1690),
Caspers,
Döhlper (?, Johann um 1700),
Döhlgen (Düllgen, Dültgen),

Ehrmann,
Engels,
Engelsberg,
Ernen,

vom Felt (vom Feld),
Frantz (Franz),
Fridt (1690),

Halbach,
Hammacher,
Hammesfar (Hamesfahr, Hammesvar),
Heinrichs (Heinerichs),
Henckels (?, undeutlich, um 1684),
Hermes,
Honz (?, 1690),

Jost, (Joest),
Jürges (Jörgens),
Kahrl (Joh., 1708),
Kahl (1690),
Kirberg,
Kirsch,
Klarenbach,
Klein *),
Kleinjung,
Kneub (?, 1690),
Knöb (1761)
Koch,
zur Kohlen,
Konings (König),
Kuhnjung (Kohnejung, Konejung),
Konradts (Jacob, 1684),
Korl (Jacob, 1732),
Korte,
Kuhls,
Kulferts (Kolffertz),
Loos,
Lütters (Lüthers),
Lüttges (Lütges, Lütgens),
Metzmacher,
Moters (Jan Erben, 1684),
Mottert,
Mörtter (?, Johann, 1702),
Moß (? Maus),
Muhr (? Clemens, 1708),
Müller,
Musche (1693, ? Mütze),
Pauls,
Portz,
Pritzer (1690),
Ruh, (Rauh),
Ronstorff (Runstdorff, Ronsdorf),
Rosenkamp,
Röttgen (Rötschen, Röthgen, Radtgen),
Saam,
Scharwechter (Scharwächter),
Schlegter (Schlechter),
Schlemper,
Schmidt (Schmit)
Schulder,
Speitzer (Spitzer),
Storsberg (Stoersberg),
Stutenbecker (Stuttenbecker),
Tückmantel,
Vollmer,
Wester,
Wüsten (seit 1691),
Zander (Zanter),
Zilles (Zilez, Zeeles, Zihlles, Zieles).
 

Da die Eintragungen der Zeichenrolle der Messermacher vom Jahre 1684 verschiedentlich nicht mehr zu entziffern sind, mögen einige Namen fehlen und andere nicht buchstäblich richtig wiedergegeben sein. Bei den Messermachern kamen, im Gegensatz zu den geschlossenen Handwerken, Aufnahmen neuer Mitglieder vor, z.B. wurden im Jahre 1691 Luther und Johannes Wüsten aufgenommen. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit scheint bei ihnen auch nicht so groß gewesen zu sein, wie das der Angehörigen der älteren Bruderschaften, durch deren Eindringen in ihr Handwerk sie zudem häufig zu leiden hatten.

Zu erwähnen ist endlich noch die Bruderschaft der Scherenmacher, die sich erst zu einer Zeit bildete, als der Zusammenbruch der Handwerksprivilegien schon recht nahe gerückt war: sie erhielt die landesherrliche Bestätigung unterm 17. Januar 1794. Damals beschäftigten sich etwa 190 selbständige Meister mit der Anfertigung von Scheren. Den Mitgliedern der übrigen privilegierten Bruderschaften stand es frei, Scherenfabrikation zu betreiben, die übrigens durch fremde, mithin unprivilegierte Arbeiter eingeführt worden sein soll. Zur Mitteilung der in der Bruderschaft der Scherenmacher vertretenen Familiennamen standen dem Verfasser keine Quellen zu Gebote. Hoffentlich finden sich solche im Laufe der Zeit.

Wie aus den vorstehenden Verzeichnissen ersichtlich ist, kamen weitaus die meisten Familiennamen nur bei einer Bruderschaft vor; bisher wurden bloß die Namen Ernen, Heinrichs, Henckels, Hermes, Hölterhoff, Kirschbaum, Köller, Küller, Pauls und Wilms in mehreren Handwerken wiederkehrend gefunden.

Wenn nun auch die Anzahl der mehrfach vertretenen Namen - die der Scherenmacher können nicht in Betracht kommen - eine etwas größere gewesen sein mag, so dürfte sich doch im allgemeinen aus den alten handwerkschaftlichen Solinger Familiennamen auf den ursprünglichen Beruf der Träger derselben schließen lassen, trifft dieses doch sogar heutzutage noch häufig zu, obgleich die Privilegien über achtzig Jahre aufgehoben sind. Namentlich die in den geschlossenen Handwerken vertretenen Familiennamen zählen unzweifelhaft zu den ältesten des Solinger Industriebezirks.

Fehlte es an Arbeit im eigenen Handwerk, so stand den Angehörigen der drei geschlossenen Bruderschaften auf Grund ihrer Vorrechte manche andere Thätigkeit offen. So arbeiteten mehrfach Schwertschmiede-Handwerksbrüder als Ätzer, ohne deshalb der Zugehörigkeit zu ihrer Bruderschaft verlustig zu gehen. Andere legten sich zeitweise aufs Messermachen und Reiden oder betrieben nebenher irgend einen Kleinhandel. Wieder andere ließen sich von den Eingesessenen einer der zahlreichen Hofschaften als Schulmeister anstellen (unter diesen treten uns die Namen Kirschbaum, Ohliger, Wilms und Wolfertz entgegen), oder übernahmen das Amt eines Handwerksschreibers.

Sehr selten trifft man in den Zeichenrollen und sonstigen Bruderschaftspapieren irrtümliche, wahrscheinlich auf Versehen von neuen, mit den Verhältnissen noch nicht vertrauten Schreibern beruhende Eintragungen, die in die Rolle eines anderen Handwerks gehörten, indeß nicht immer gelöscht worden sind.



MBGV, 3. Jg. Nr. 4/1896, S. 66
Die in den privilegierten Handwerken der Solinger Industrie vertretenen Familiennamen.
Ein Nachtrag zu der im 2. Jahrgang der Monatsschrift Nr. 1/3 veröffentlichten Abhandlung.
Von Albert Weyersberg, Solingen.

Als Familiennamen von Schwertschmieden, die in dem früher gegebenen Verzeichnisse fehlen oder die in der Schreibweise von den schon mitgeteilten abweichen, sind zu nennen:

 
Allich (Alich, Alig),
Beugel,
Brach,
Bungen,
Col (Coll, Coller),
Deinger,
Grotte,
Hacklender,
Haitcop (Johan, 1506),
Hardtcop (Hardtkop, Hartkopf),
Happe,
Heulterhoff,
Hörn (für Horn),
Klein,
Koell,
Kribs,
Mengen,
Mentgen (Mentges),
Mungs (für Mungsten),
Piniger,
Stoff,
Tesch (für Tesche),
Wolffert und
Wolfrath.
 

Anstatt Allich, Brach und Happe schrieb man später Ollich, Broch und Hoppe; am längsten erhielt sich neben Broch die alte Schreibweise Brach.

C.A. Offbahr, der um die Waffenkunde sehr verdiente Direktor der Kgl. Leibrüstkammer zu Stockholm, hält den Verfertiger einer im Fürstlichen Zeughause zu Schwarzburg aufbewahrten Klinge mit der Inschrift »xSxTxAxNxNxDxTxLxExRxSxMxFxExCxIxTx S« für einen Solinger und teilt ferner mit, daß sich im historischen Museum der Stadt Wien viele Bidenhänder mit der Inschrift »STANTLER ME FECIT« befinden.

Bei der Bruderschaft der Härter und Schleifer ist der Name Moll nachzutragen.



MBGV, 6. Jg. Nr. 2/1899, S. 23-25
Die in den privilegierten Handwerken der Solinger Industrie vertretenen Familiennamen.
Zweiter Nachtrag zu der im 2. Jahrgang der Monatsschrift Nr. 1/3 veröffentlichten Abhandlung.
Von Albert Weyersberg in Solingen.

Aus einer Zeichenrolle der Bruderschaft der Härter und Schleifer aus dem Jahre 1771, die im Archive des Königlichen Gewerbegerichts zu Solingen aufgefunden wurde, ließen sich folgende Namen von Härter- und Schleiferfamilien ermitteln:

 
Adams,
Aschhäuer (Ascheuer),
Barll (Tilmanus a.d. Dahl, 1782),
Baus (Bauß),
Butz (Botz),
Claß,
Clats (Clots?),
Clauberg,
Dings,
Eickhorn,
Engels,
Everts,
Grah (Grahe, an anderer Stelle auch Grae geschrieben),
Henckels,
Herder,
Herman,
Hermes,
Höhman,
Hottejan,
Jüngel,
Kaymer (Keymer),
Kirckoff,
Kirschbaum,
Knecht,
Knechtge,
Knein (? erst 1794 gefunden),
zur Kollen (? Hinrich),
Köller,
Küller,
Kratz,
Lautterjung (Lauterjung),
Linder,
Loß (?),
Melcher (Melchior?),
Meys (erst 1794 gefunden),
Moll (Mol),
Mutz,
Neull,
Nippes,
Petter (Peters),
Plücker (sonst auch Plöcker geschrieben),
Rölgen (Röltgen),
Schaberg,
Schaff (Schaaf, Schaaff),
Steinsiepen,
Tigarten (Theegarten, auch wohl Teegarden geschrieben),
Voos,
Voß,
Weck,
Wibbelraht (Wibbeltraht) und
Witte.
 

Von diesen Namen fehlen Barll, Clats, Knein, zur Kollen, Loß, Meys und Steinsiepen in dem früher veröffentlichten Verzeichnisse. Eine Reihe anderer Namen, wie Aschäuer, Baus, Dings, Engels, Jüngel, Moll, Mutz und Plücker, die in den spärlichen Quellen, die damals zur Verfügung standen, nicht zu finden waren, sind schon von Rudolf Cronau mitaufgeführt worden.

Auf Versehen dürfte es indes beruhen, daß Cronau die Namen Bick, Brabender, Dültgen, Hammesfahr, Schimmelbusch und Wolferts gleichfalls den Härtern und Schleifern zugesellt, denn die Familien Brabender, Schimmelbusch und Wolferts gehörten zu den Schwertschmieden, die übrigen: Bick, Dültgen und Hammesfahr aber zu den Messermachern.

In der Zeichenrolle der Härter und Schleifer vom Jahre 1771 sind allerdings auf Grund von "Versatzbriefen" aus dem Jahre 1768 Zeichen auf den Namen Dültgen und ebenso auf die Namen Ronsdorff und Wupper eingeschrieben. Diese Eintragungen werden aber nur als Vormerkungen von Erb- oder sonstigen Gerechtigkeiten anzusehen sein, aus denen keineswegs auf die Zugehörigkeit der betreffenden Personen zum Härter- und Schleiferhandwerk geschlossen werden kann.

Wohl zu beachten bleibt endlich, daß es wahrscheinlich auch Härter- und Schleiferfamilien gegeben hat, deren Namen wir in den Zeichenrollen vergebens suchen, wenn ihre Angehörigen eben nur ihr Handwerk betrieben und sich mit "Fertigmachen" und Handel niemals oder bloß vorübergehend befaßt haben. Vielleicht trifft dieses in etwa auch bei dem einen oder anderen der Namen Baltz, Deirichs, Ernen, Hölterhoff, Jungbruder, Krah, Maus, Stetges und Wilms zu, die früher bei den Härtern und Schleifern mitaufgeführt, in der Zeichenrolle vom Jahre 1771 aber nicht vertreten sind.

Die Zusammenstellung der Messermacherfamilien hat sich inzwischen weiter ergänzen lassen, insbesondere aus einer Abschrift von Zeicheneintragungen, die gegen das Ende des 17. Jahrhunderts in Geltung waren.

Zunächst mögen Namen folgen, die schon von früher bekannt sind, uns aber hier in anderer Schreibweise entgegentreten. Es sind dies:

 
Bertram,
Camp,
Clarenbach,
Conradts,
Hallbach,
Hons,
Kleinjong,
Kleyn,
Königs,
zur Kullen (Peter, 1690),
Lüttgens,
Maus,
Mezmacher,
Müsche,
Printz (?),
Roßkamp,
Ronsdorp,
Rötgen,
Schmitt und
Volmer.
 

Weiterhin kommen manche neu ermittelte Namen hinzu:

 
Adolfs (Adolf),
Baus,
Böltgen,
Cölsche (Engelberthus von Lüttringhaus?),
Erntges,
Fieth,
Förckeltrath,
Grefrath (? Graefrath),
Hahn,
Häusgen,
Jacobs,
Hendrichs (Hindrichs),
Heyderhoff (1784),
Kühl,
Limminckhoffen,
Manerths,
Mones,
Peters,
Schmittemann,
Schrick (?, Hans Peter),
Vieth,
Westen,
Zwingenberg.
 

Um falschen Schlüssen zu begegnen, zu denen die Protokolle des Messermacherhandwerks Anlaß geben könnten, sei darauf aufmerksam gemacht, daß bei den Messermachern nur der Vogt und einer der vier Ratleute dem Handwerk selbst entnommen wurden. Von den übrigen drei Ratleuten stellten die drei geschlossenen Handwerke je einen, so daß man in den Protokollen der Messermacher stets auch Namen von Schwertschmieden, von Härtern und Schleifern und von Schwertfegern antrifft.


  Vgl. auch die von Kurt Heuser ermittelten Handwerker-Familiennamen.
  Einige Namen finden sich auch bei den ausgewanderten Handwerkern wieder.


Quelle:
  • Weyersberg, Albert: Die in den privilegierten Handwerken der Solinger Industrie vertretenen Familiennamen. MBGV 1/1895 S. 1-3; 2/1895 S. 20-23; 3/1895 S. 36-39

Weitere Literatur:
  • Weyersberg, Albert: Solinger Schwertschmiede des 16. und 17. Jahrhunderts und ihre Erzeugnisse. In: MBGV 1896 S. 34-38, S. 84-89, S. 107-109, S. 122-127, S. 186 f, S. 215-224, S. 235-240, S. 263-267

nach oben

www.zeitspurensuche.de
Copyright © 2006 Marina Alice Mutz. Alle Rechte vorbehalten.