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In seiner Geschichte von Wald (Solingen) "Em Wauler Dorp" geht der Stadthistoriker Heinz Rosenthal auch auf die Walder Metzmacher (Messermacher) des 16. und 17. Jh. ein. Das Kapitel ist hier im Wortlaut wiedergegeben. |
"Das Klingenschmiedehandwerk war um 1600 schon 400 Jahre alt. Seit wann die Wasserkraft für die Schleifkotten nutzbar gemacht wurde, ist unbekannt; man kann das 14. Jahrhundert als Anfang annehmen.
Mehr als ein Jahr danach fand eine zweite Begehung statt am 5.4.1569. Da wird berichtet, man habe auf dem »Brockhaußer Bach« niemanden vorgefunden, der kleine Messer schleife. Das heißt: die Kotten am Lochbach schliffen Schwerter. Anders dagegen auf den Itterkotten; dort schliff man Messer.
Schleifkotten an Solinger Bächen Einzelne Solinger Hofschaften
Diese Aufstellung der Hofschaften, auf denen Messermacher wohnten, zeigt, daß dieses Handwerk im 16. Jahrhundert verbreiteter war, als die Begehung der Schleifkotten vermuten ließ. Die Messermacher werden nahegelegene Kotten bevorzugt haben, um dort ihre Ware schleifen zu lassen. Die im Norden des Walder Kirchspiels gelegenen Hofschaften Fürkeltrath, Gütgen und Holz setzen voraus, daß auch im oberen Ittergebiet bereits Schleifkotten arbeiteten. Vermutlich sind sie nicht in die Begehung 1568/69 einbezogen worden, weil man dort nicht an großen Steinen arbeitete, sondern nur kleine Messer schliff.
Nach einem Heberegister von 1683/84 zahlten an Wassererkenntnis und Kottenpacht:
Fruchtmühlen Schleifkotten Hammerwerke zus. an der Wupper - 3 - 3 an der Itter 8 14 - 22 am Lochbach 4 8 2 14 am Viehbach 2 2 1 5 14 27 3 44[Rosenthal 1967 S. 27-29] |
Die genannten Orte bzw. Hofschaften blieben auch in den folgenden Jahrhunderten Wohnsitze der Klingenhandwerker.
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Schleifer, Messermacher und Schwertschmiede.
- Die Akten "Ansembourg" |
Winnßberger bach
Petter Zu Wittardts Jung(en) Zwen der fürderst ein Schwerdt vnd hinder dem Stein Klein Meßer geschliffen Arndt Im Brockh hatt drei Jung(en) Im Kotten für dem Stein schleiff er schwerdt hinder dem Stein Klein Metzer vnd in der seitt(en) auch Klein Metzer. Breidbacher bach Johan Cnins sohn schliff Klein guth vff dem Stein, Worms sohn hinder dem Stein friederichs sohn zu Tegartten Metzer geschliffen vnd die dann geworffen vnd Ein schwerdt in die hand genommen als sie vns sahen Deß Jungelgeß(en) sohn vff der wupper Metzer geschliffen hinder dem Stein. Itterbach und Brockhuißer bach Petter Kare hatt seinen Stein gehauen vnd haben neb(en) seinem Jungen viel geschliffene Kleiner Metzer gelegen, vnd hat Petter gesagt, er schleiff Schwerdt vnd sein Jungh Metzer. Konnert Sohn am huißgen hatt Klein Metzer fürm Stein geschliffen. Clemens Sohn Zu Ruppelradt hatt neben noch eine(n) Jung(en) für vnd hinder dem Stein Klein Metzer geschliffen. Clemens Zu Bauert schliff fürm Stein Schwerdt vnd ein Jungh hinder vnd auch ein darneb(en) hab(en) Alle beide Klein Metzer geschliff(en) hatt gesteht eß were sein eig(en) gutt. Johan hermans sohn schliff Klein Metzer fürm Stein. Aloff Muitzens Sohn Zu heiperz neb(en) seinem bruder schliffen alle Klein Metzer für vnd hinder dem Stein. hammentgen Zu Snitert hatt Klein Metzer fürm Stein geschliffen vnd sein Jungh hinder dem Stein. Noch haben Zwen Amptsbrod(er) vff die Bertrams Mülner Beckh vmbgang(en) vnd befunde(n) hanß bei vnd sein sohn alle beide der eine für vnd der sohn hinder dem Stein Klein Metzer geschliffen. Euerdts Zum Eigen fürm Stein Schwerdt vnd sein sohn hinder dem Stein Klein Metzer geschliffen. |
Begehungsprotokoll vom 24. Januar 1569 (Akte Ansembourg S. 140, StA Solingen) Foto: M. Tettinger |
Arbeitsweise der Schleifer
Interessanter noch als der Hintergrund erscheint aber der Inhalt des Protokolls, der Auskunft über die Arbeitsweise der Solinger Schleifer gibt. "Es widerläuft der bisherigen Annahme, daß die Solinger Schleifer liegend die Schwerter geschliffen haben, wie auch das Schleifen oben auf dem Stein. [...] Jedoch erscheint es uns heute unvorstellbar, wie drei Mann [oder sogar vier] zu gleicher Zeit an einem Schleifstein arbeiten konnten. Wie aber einhellig aus den Mitteilungen hervorgeht, gebührte dem Schwert der Platz vor dem Stein, während die kleinen Messer hinter dem Stein und an der Seite geschliffen wurden." [Heuser]
Das Ergebnis
Trotz aller Ausreden entgingen einige Schleifer nicht der Bestrafung. Das muss wohl gewirkt haben, denn bei einer erneuten Kottenbegehung am 5. April 1569 wurden nicht mehr so viele 'Sünder' angetroffen. "So wird berichtet, daß auf der 'Winner berger beckh' (Weinsberger Bach) niemand Klein Metzer geschliffen habe, ebenso nicht auf dem 'Brockshaußer beckh' (Broßhauser Bach = Lochbach).
"Erstlich bei Adrian Zu Meißwinckhel vber vj hundertt schwartzer schwerdt
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Quellen:
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