www . ZeitSpurenSuche . de

Kaimerskotten - Knechtskotten (Lochbach)

Kaimerskotten
Kaimerskotten
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen
 
Lage
Vermutungen
Geschichte und Eigentümer
Das Ende
Namen



Lage

Der Kaimerskotten stand oberhalb der Broßhauser Mühle auf der linken Seite des Lochbachs in Solingen-Ohligs. Auf der Urkarte von 1829/30 ist er ohne Namensbezeichnung als "Schleifmühle" eingetragen. Er muss sehr nahe der heutigen Oberen Hildener Straße gestanden haben, kurz vor der Unterführung zur Broßhauser Straße. Damit lag er in relativ kurzem Abstand zwischen Kuller Kotten und Broßhauser Mühle.




Vermutungen

1484 wird in einer Steuerliste des "Ambtes Solingen" ein "slyffkotten" des Johan Broch zu Schnittert (Snytert) erwähnt. [HStA Düsseldorf, Jülich-Berg I 1343 Bl. 20; Herweg]:

"Johann Broch zo Schnittert hat Land von Johan van Retrode gekauft in der Honnschaft Schnittert frei Gut 1 Morgen und 1/4, Banden und Irlen liegt um seinen Hof und Schleifkotten (slyffkotten) Busch und Heide."

Dies ist wohl die erste bekannte schriftliche Erwähnung eines Schleifkottens auf Solinger Gebiet. Es liegt nahe anzunehmen, dass es sich hier um den späteren 'Kaimerskotten' handelt bzw. einen Kotten, der an eben dieser Stelle gestanden hat.

  Vgl. dazu die Vermutungen zum Brucherkotten an der Itter




Geschichte und Eigentümer

Auf der Ploennies-Karte von 1715 ist der Kaimerskotten verzeichnet.

Auf alten Karten von 1787 und 1793 wurde er als "Keimers Kotten" bezeichnet. [Tax- und Matricul-Buch der Honnschaft Schnittert im Stadtarchiv Solingen H.A. IV-B-5; zitiert bei Lunkenheimer S. 103]

Da der Kotten keinen Stauteich besaß, gab es oft zu wenig Wasser, so dass sich 1787 die Brüder Kaimer und Peter Wimer darüber beschwerten, dass sie ganz von den höher gelegenen Werkstätten abhingen. Am 26.10.1787 gaben die Schleifer Benjamin Kaimer und Abraham Maul zu Protokoll, "das der Inhaber der Poschheider Mühle des öfteren zur Sommerzeit das Wasser dazu benutzte, um es über die Wiesen zu führen, damit ginge ihnen dies verloren". [HStA Düsseldorf, Jülich-Berg, Kellnereirechnung Amt Solingen 1786/87; zitiert bei Lunkenheimer]

1797 war Johannes Kaymer Eigentümer; später waren Jakob Kaymers Witwe zu Schnittert und Johannes Kaymers Erben zu Kuhlen je zur Hälfte an dem Kotten beteiligt.

Im Kaufvertrag vom 22.04.1809 hat Daniel Knecht ein Viertelanteil des Kaimerskottens von Wilhelm Linder erworben, der Vormund der Kinder Heinrich Kaymer, A. Engels und Peter Schrodt war. Sie hatten als Erben ein Viertel des Kaimerskotten besessen. Der Kaufpreis von 167 Reichstaler, jeder Reichstaler zu 80 Albus kölnischer Währung gerechnet, musste bar bezahlt werden. [HStA Düsseldorf, Bergische Gerichte, Solingen Nr. 319; zitiert bei Lunkenheimer S. 103]

Im Brandkataster von Merscheid, Schnitten und Barl wird 1837 Samuel Kaimer als Eigentümer eines Schleifkottens in Broßhaus erwähnt; dies kann nur der Kaimerskotten gewesen sein. [Stadtarchiv Solingen H.A. IV-F-1; zitiert bei Lunkenheimer S. 103]

Am 03.08.1842 veröffentlichte das Solinger Kreis-Intelligenzblatt eine Anzeige, dass von dem oberhalb der Broßhauser Mühle gelegenen Knechtskotten der vierte Teil durch den Eigentümer Daniel Knecht zu verkaufen sei; "Näheres bei Carl Wilhelm Müller am Siebelskamp". Hier wird der Kaimerskotten Knechtskotten genannt, obwohl Daniel Knecht nur einen Viertelanteil am Kotten besaß. [Lunkenheimer S. 103]

Im April 1859 werden als neue Besitzer des Kottens Ludwig Linder zu Schnittert und die Brüder Carl und Daniel Knecht zu Wahnen- und Siebelskamp genannt. Sie beabsichtigten:

1. das Wasserrad zu erneuern und auf 12 Fuß im Durchmesser zu vergrößern und
2. das Schalt zu erneuern, sowie die Seitenwände desselben um 2 Zoll zu erhöhen.
Der Beigeordnete von Merscheid, Hüsmert, gab diese Veränderungspläne im Bergischen Volks-Blatt bekannt.
[Bergisches Volks-Blatt vom 26. April 1859; zitiert bei Lunkenheimer S. 92]

  Dies schreibt Lunkenheimer unter der Überschrift "(6) Köllerskotten". Alles spricht aber dafür, dass sich diese Angaben auf den Kaimerskotten (15) beziehen. Der Name Ludwig Linder erscheint in dem auf S. 104/105 bei Lunkenheimer abgebildeten Nivellement des Kaimers Kotten von 1846/47, der Name Daniel Knecht in der nächsten bei Lunkenheimer zitierten Anzeige von Mai 1862:


Bergisches Volksblatt vom 9. Mai 1862

"Der Herr Johann Daniel Knecht, Schleifer auf dem Wahnenkamp, läßt am Montag, den 19. dieses Monats Nachmittags 4 Uhr auf dem Wahnenkamp, Bürgermeisterei Merscheid beim Wirten Herrn Theodor Zimmermann sein 1/4 des auf der Lochbach bei Broßhaus in der Bürgermeisterei Merscheid gelegenen, sogenannten Kaimerskotten öffentlich an den Meistbietenden versteigern.

Wald, den 7. Mai 1862       C. J. Blumberg, Notar."

[Zitiert bei Lunkenheimer S. 106]


Die Eheleute Grah, der Schleifer Nathanael Grah und seine Frau Eleonore, geb. Moll, besaßen vor 1885 ebenfalls ein Viertel dieses Schleifkottens. Ihre Erben ließen im Juli 1885 ihren Anteil am Kaimerskotten, der mit 2 175 Mark taxiert war, durch den Notar Pütz versteigern. [Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 02.07.1885; zitiert bei Lunkenheimer S. 106]


Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 2. Juli 1885 und am 1. August 1885
"Immobilien-Verkauf.

In der außergerichtlichen Theilungssache der Erben der zu Wiefeldick, Gde. Merscheid, verstorbenen Eheleute Schleifer Nath. Grah und Eleonore geb. Moll, wird der unterzeichnete, zu Solingen wohnende Kgl. Preußische Notar H.W. Rud. Pütz auf Grund eines vor ihm am 18. Mai ds. Js. errichteten Vereinbarungs-Actes und eines Beschlusses des Kgl. Amtsgerichts in Solingen, als Vormundschaftsgericht, vom 30. desselben Monats

am Donnerstag den 6. August d. J., Nachmittags 6 Uhr,
im Lokale des Wirthes August Witte zu Auf der Bech, Gemeinde Merscheid,

a. das zum Nachlasse der benannten Erblasser gehörige, zu Wiefeldick, Gemeinde Merscheid gelegene Ackergütchen, bestehend aus Wohnhaus Nr. 16 mit Scheune und Stallung, Nebenhaus mit Stallung und einem Grundareal von 1 Hectar 14 Are 17 Meter, taxirt zu 4800 Mark, und
b. einem Viertel-Antheil an dem auf dem Lochbach gelegenen sogenannten "Kaimerskotten", taxirt zu 2175 Mark,
Ersteres zunächst in drei Unterabteilungen und dann im Ganzen öffentlich zum Verkaufe ausstellen und bei Erreichung der Taxen sofort definitiv zuschlagen.

Bedingungsheft und sonstige Voracten sind beim Unterzeichneten einzusehen.

Solingen, den 27. Juni 1885.     Der königl. Notar: Pütz"




Das Ende

Lt. Grah soll der Schleifkotten nach 1910 verfallen und nicht mehr in Betrieb gewesen sein. Um 1930 standen jedoch noch Gebäudereste, die evtl. sogar bewohnt waren. Lunkenheimer: "Nach 1907/1908 verfiel der Schleifkotten und ist seit vielen Jahren ganz vom Erdboden verschwunden." [S. 106]


Lochbachtal
2003   Hier tritt der Lochbach hinter der Straßenunterführung Kasperstraße / Tunnelstraße wieder hervor.
 
Lochbachtal
2003   Der begradigte Lochbach, aus Richtung Kuller Kotten kommend. Der frühere Obergraben?
 
Lochbachtal
2003   Der Lochbach fließt in Richtung des früheren Standortes des Kaimerskotten und weiter zur Broßhauser Mühle.



Namen

1787   Brüder Kaimer und Peter Wimer
1787   Benjamin Kaimer und Abraham Maul
1797   Johannes Kaymer
bis 1809   Wilhelm Linder
ab 1809, 1842   Daniel Knecht
1837   Samuel Kaimer
1859   Ludwig Linder
1859   Brüder Carl und Daniel Knecht
vor 1885   Ehepaar Grah, Nathanael Grah und seine Frau Eleonore geb. Moll


Quellen:
  • Grah, Hans (1990), Aufzeichnungen, Stadtarchiv Solingen
  • Herwig (1959)
  • Lunkenheimer (1990) S. 103-106 und 92
  • Rheinischer Städteatlas Ohligs

zurück zum vorigen Kotten      nach oben      weiter zum nächsten Kotten

www.zeitspurensuche.de
Copyright © 2003 Marina Alice Mutz. Alle Rechte vorbehalten.