www . ZeitSpurenSuche . de

Kuller Kotten (Lochbach)

Lage
Geschichte und Eigentümer
Das Ende
Namen

  Die Hofschaft Kullen



Lage

Der Kuller Kotten stand in Ohligs unterhalb der Poschheider Mühle in der Nähe der Hofschaft Rennpatt. Er wurde auch Rennpatter oder Kuhltrapper Kotten genannt. - Der Hof Rennpatt lag an der gleichnamigen Straße (eine westliche Seitenstraße der Bahnstraße). Ploennies hat den Kotten 1715 südlich der Hofschaft Kullen (östlich der Hofschaft Renpat) eingezeichnet. Dort erscheint er auch auf der Urkarte von Ohligs von 1829/30.

Legt man diese über eine moderne Grundkarte (1993-1996), so zeigt sich, dass der Kullerkotten im Tal vor der heutigen Kasparstraße / Ecke Tunnelstraße gestanden haben muss. In der Bürgerrolle 1865-1875 steht als Wohnung des Schleifers Weck "Tunnelstraße 3" [Grah]: Passt.

Von der Poschheider Mühle aus ist es über die Tunnelstraße nicht weit bis zum Kottenstandort. Ein Schieferhaus Tunnelstraße 5+7 steht noch, dahinter folgen die Gebäude der Druckerei Hammesfahr. Wirft man auf der gegenüberliegenden Straßenseite einen Blick durch den Zaun des Bergisch-Rheinischen Wasserverbandes, der hier das Hochwasserrückhaltebecken Lochbach / Kasparstraße betreibt, so kann man sich den Kuller Kotten da unten vorstellen: Dort gabeln sich der Lochbach und der frühere Obergraben.

Der Bach bzw. Graben verläuft unter der Kasparstraße und kommt neben der Oberen Hildener Straße wieder zum Vorschein, wo er in seinem teils gemauerten Bett in Richtung Broßhauser Mühle verfolgt werden kann.



 
1980
Das Lochbachtal von der Kasparstraße aus:
Standort Kuller Kotten.
Rechts verläuft die Tunnelstraße (nicht im Bild).
So akkurat sieht die Landschaft hier im Jahr 2003 nicht mehr aus.

Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen



Geschichte und Eigentümer

1715 war der Kotten vorhanden.

1779 waren Peter und Adam Adams Eigentümer des Kuller Kottens, denen später die Witwe von Johann Peter Adams und Adolph Kaymer zu Merscheid folgten. [Lunkenheimer S. 102]

Dies geht aus dem Taxbuch Schnittert hervor, das darüber hinaus folgende Angaben enthält:
"Fol. 67, alte Fol. 42, 48, 45,46 Rennpfad"
"Kotten am Rennpfad, dessen Platz, Teich, Ober- und Untergraben, forth mit den 34 Ruthen Banden aus Adolph Mertens Guth auf der Suppenheiden, welche zum Teich opptiert worden, schießend mit einer Seiten neben dem Renpather Weg, mit der anderen an Henrich Pauls Banden 1/4 M 34 R.
Noch vor dem Kotten einen wüsten Platz aus Jacob Buschenhaus u. Peter Killings Guth 3 R."
[Grah]

1787 wird die Werkstatt "Kuhl-Kotten" genannt. [HStA, Düsseldorf Jülich-Berg, Kellnereirechnung Amt Solingen, 1786/87; zitiert bei Lunkenheimer S. 102]

"Auf dem Gut des Adolph Mertens auf der Suppenheide wurde ein großer Stauteich von 1 Viertel und 34 Ruten angelegt; vor dem Kotten befand sich noch ein 'wüster Platz' von 3 Ruten." [Stadtarchiv Solingen, Tax- und Matricul-Buch der Honnschaft Schnittert H.A. IV-B-5; zitiert bei Lunkenheimer S. 102]

  Von einem großen Stauteich des Kuller Kotten ist 1787 in einer Besprechung des Benrather Kommissars Frhr. von Franz mit den Müllern und Schleifern des Lochbachs die Rede. Vgl. Broßhauser Mühle

1793 bezeichnet Wiebeking die Schleiferei auf seiner Karte als "Kuhl-Kotten". [Lunkenheimer S. 102] Oder als "Kühl-Kotten"? [Brangs]

Am 03.01.1808 hat die Witwe Abraham Adams mit ihren beiden großjährigen Söhnen, Johann Wilhelm und Johann Peter Adams, ihren "auf dem Lochbach zur Kullen" gelegenen, halben Schleifkotten samt Teich und allem Zubehör für 650 Reichstaler, spec. 60 Albus an Abraham Moll und dessen Ehefrau Anna Gertraud Kaymer verkauft. [Grah und Lunkenheimer S. 102]

1805 arbeiteten "in diesem Kotten ... unter anderem ein Schleifermeister aus der Familie Knecht, die auf dem Wahnenkamp (jetzt Merscheider Straße) und auf dem Siebels Kamp (jetzt Kamper Straße) ausässig war." [Dörner 1937

1829 gibt der Urhandriss als Eigentümer "am Kullerkotten" Abraham Grah aus Kuckesberg an. [Grah und Lunkenheimer S. 102]

Im Januar 1837 wird im Brandkataster der Gemeinden Merscheid, Schnittert und Barl Johann Wilhelm Linder als Eigentümer des Schleifkottens angegeben; 1839 waren es die Brüder Linder zu Suppenheide.

Im Januar 1847 werden bei der Anfertigung eines Nivellementsplanes zum Kaimerskotten als Eigentümer des oberhalb gelegenen Kullerskottens Johann Wilhelm und Ludwig Linder sowie Reinhard Weck genannt.

Dass nicht nur die Tätigkeit des Schleifers, sondern auch die Stauanlagen unfallträchtig sein konnten, zeigt folgende Schilderung:

Am 06.08.1857 beschwert sich Friedrich Klaas von der Bürgermeisterei Merscheid in einem Schreiben an den Landrat Melbeck, dass die Eigentümer des Kullerkottens, Wilhelm Linder und Miteigentümer, den Lochbach an ihrem Kotten so hoch gestaut hätten, dass der Weg, der von der Poschheide zur Schule Heiligenstock führt, an einer tieferen Stelle meistens überschwemmt sei und von den Schulkindern nicht benutzt werden könne. Die Kinder gingen deshalb über die schmale Fläche des Dammes an der rechten Seite des Baches, was an dem Schleifkotten noch durch einen Steg erleichtert werde.

Sein ältester Sohn sei heute nur mit Mühe vor dem Ertrinken gerettet worden. Von dem unzulässigen Zustand des Weges, von der fehlenden Absperrung des Baches und der gänzlichen Sperrung des schmalen Dammweges habe er bereits im vorigen Jahre Anzeige bei Bürgermeister Tilmes gemacht, bis jetzt sei aber nichts erfolgt.

Das Beschwerdeschreiben wurde Bürgermeister Tilmes zur Stellungnahme übergeben. Er erwiderte, dass die Angelegenheit in einigen Wochen bereinigt werde. Den schmalen Weg über den Damm des Teiches müssten die Schleifer zur Bedienung der Flutschütze offen halten. Die Abänderung wäre schon längst geschehen, wenn nicht der Kottenbesitzer Wilhelm Linder schon seit längerer Zeit bettlägerig krank wäre. Gleichzeitig müsse auch der Beschwerdeführer Klaas auf seine Aufsichtspflicht über seinen vierjährigen Sohn hingewiesen werden, da diese Unfallstelle mindestens fünf Minuten von seinem Haus entfernt liege. In diesem Sinne antwortete auch Landrat Melbeck Friedrich Klaas. [HStA, Düsseldorf, Bergische Gerichte, Solingen Nr. 289; zitiert bei Lunkenheimer S. 102]

  Bei Grah erscheint dieser Vorfall in folgender Notiz:
"1839 Gebr. Linder zu Suppenheide (Beschwerde Lehrer Klaas, Heiligenstock)

Am 15.10.1862 werden Weck, Dunisch und Grah als Eigentümer des Kuller Kottens genannt. [Lunkenheimer S. 103 und Grah]

Grah notiert aus der Bürgerrolle 1865-1875:

    Kullen 710     Kotten
    Weck, Wittwe
    Der Kotten war bis 1868 nicht bewohnt;
    danach wohnte dort u. a. bis 1870 der Fabrikarbeiter Friedrich Döring,
    jedoch keine Familien.
Tunnelstr. 3 Weck, Robert, Schleifer geb. 1840, verh. Bertha Kischbaum geb. 1845

1868/69 ist im Verwaltungsbericht Merscheid angegeben, dass der Kullerkotten am Lochbach zur Drahtstiftefabrik eingerichtet wurde und 22 Fuß Gefälle aufwies. [Grah und Lunkenheimer S. 103]

1877 suchte die Bergisch-Märkische Eisenbahn-Gesellschaft einen neuen Pächter für den Kotten. In diesem Jahr erschien folgende Anzeige:


Anzeige vom 15. Oktober 1877

"Bergisch-Märkische Eisenbahn

Der der Bergisch-Märk. Eisenbahn-Gesellschaft zugehörige, in der Nähe der Station Ohligswald der Elberfeld-Kölner Eisenbahn, am Lochbach gelegene sogenannte

Kuller'sche Schleifkotten

soll vom 20. Oktober dieses Jahres ab anderweitig verpachtet werden.
Termin hierzu ist auf Montag, den 15. October Nachmittags 3 1/2 Uhr an Ort und Stelle anberaumt, woselbst die Verpachtungsbedingungen bekannt gemacht werden.

Wegen Besichtigung des Pachtobjektes wolle man sich an den Bahnmeister Jordans in Ohligs wenden.

Düsseldorf, den 8. October 1877     Königliche Eisenbahn-Commission"

[zitiert bei Grah]


Um das Jahr 1880 nennt Lunkenheimer die Witwe Reinhard Weck als Eigentümerin des Kottens. Brangs, seine vermutliche Quelle, macht dieselbe Angabe für 1890.

  Sollte die Witwe Weck den Kotten von der Eisenbahngesellschaft zurückgekauft haben? Schwer vorstellbar. Vielleicht war die Eisenbahngesellschaft 1877 nicht Eigentümer des Kottens, sondern Pächter der Witwe Weck.




Das Ende

Wann der Kuller Kotten niedergelegt wurde, ist nicht bekannt. [Lunkenheimer S. 103] Es gibt im Stadtarchiv einen Hinweis darauf, dass er 1880 noch vorhanden war. Als das Gelände des Ohligser Bahnhofs (Güterbahnhof) in östlicher Richtung erweitert wurde, war der Kuller Kotten im Wege. Etwa 1890 soll er verschwunden sein.




Namen

1779   Peter und Adam Adams
später Witwe von Johann Peter Adams und Adolph Kaymer
1805   Knecht (?)
bis 1808   Witwe Abraham Adams, Johann Wilhelm und Johann Peter Adams
ab 1808   Ehepaar Abraham Moll und Anna Gertraud Kaymer
1829   Abraham Grah
1837   Johann Wilhelm Linder
1839   Brüder Linder
1847   Johann Wilhelm und Ludwig Linder, Reinhard Weck
1857   Wilhelm Linder
1862   Weck, Dunisch und Grah
1880 oder 1890   Witwe Reinhard Weck


Quellen:
  • Brangs, Stadtarchiv Solingen, 0-4-Kotten-Allgemein
  • Dörner, Karl sen.: Kullerkotten und Kulltappen. Rheinische Landeszeitung vom 08.06.1937
  • Grah, Hans: Kotten und Mühlen am Lochbach; Ergänzungen. Stadtarchiv Solingen
  • Lunkenheimer (1990) S. 102 f
  • Rheinischer Städteatlas Ohligs

zurück zum vorigen Kotten      nach oben      weiter zum nächsten Kotten

www.zeitspurensuche.de
Copyright © 2003 Marina Alice Mutz. Alle Rechte vorbehalten.