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Kullen  /  Kulltappen

Lage
Ortschaften, die verschwinden (01/1936)
Zur Entstehung des Namens (05/1937)
Heimatkunde um Kullerkotten und Kulltappen (06/1937)
Was bedeutet Kulltappen? (07/1937)



Lage

Die frühere Hofschaft Kullen (Kaule) in Ohligs hat nichts mit den Solinger Ortsbezeichnungen Kulle (nördlich von Widdert) oder der Kuller Straße (Schlagbaum) zu tun. Der Name erscheint in neueren Stadtplänen gar nicht mehr, aber immerhin gibt es eine Bushaltestelle "Kullen" an der Kasparstraße, die an diese alte Hofschaft erinnert.

Kullen ist auf der Ploennies-Karte von 1715 eingezeichnet. Die Hofschaft lag nördlich des Lochbachs an der Kasparstraße, südlich der Meteorstraße (früher Nordstraße), zwischen Bahnlinie und Niederstraße. Sie fiel vollständig dem Straßenbau und den Errungenschaften des modernen Verkehrswesens zum Opfer, angefangen mit dem Eisenbahn- und Straßenbahnbau. 1936 soll nur noch ein einzelnes altes Haus gestanden haben, aber längst ist von der Hofschaft nichts mehr vorhanden.

Kulltappen habe ich auch in den alten Karten nicht gefunden. Es soll südlich des Lochbachs unmittelbar neben dem Gelände des Gaswerkes an der Tunnelstraße gelegen haben. Auf der Hofacker-Karte von 1898 sind an dieser Stelle drei Häuser eingezeichnet. Dort steht noch heute (2006), hinter Bäumen versteckt, ein altes Schieferhaus (Tunnelstraße 5+7) - wahrscheinlich das unten im Artikel vom Mai 1937 erwähnte Doppelhaus.


Ohligs
 
1928
Kullen und Umgebung.
Detail einer Karte des Stadtbauamtes Ohligs
(Vergrößerung durch Anklicken des Bildes)



Ortschaften, die verschwinden

1936/37 sind in verschiedenen Solinger Zeitungen mehrere heimatkundliche Artikel zum Thema "Kullen" und "Kulltappen" erschienen. Auslöser war eine Anfrage von Oberbürgermeister Dr. Dr. Otto an die Bevölkerung nach einigen Solinger Ortsnamen, "die noch der Erklärung harren". Antworten "alter Ohligser" sind gekommen. Aber wie so oft, gibt es auch hier mehrere Wahrheiten und unterschiedliche Erinnerungen. Daher sind die Artikel weitgehend im Wortlaut wiedergegeben.

Interessant sind sie nicht nur wegen der vorkommenden alten Familiennamen, sondern auch wegen der mehr oder weniger zutreffenden Anmerkungen über die Lochbachkotten im Einzugsbereich der Hofschaften.

  Die Kotten und Mühlen am Lochbach


Solinger Tageblatt vom 22. Januar 1936

"Zur Kullen" und "Am Kulltappen".

Ortschaften, die verschwinden.

"Das bekannte Dichterwort »Nur eine hohe Säule zeugt von verschwundener Pracht«, kann sinngemäß auch auf das einzige noch stehende Haus der einstmaligen Hofschaft 'Zur Kullen' angewandt werden. Und auch dieses wird dem Schicksal der oben zitierten Säule nicht entgehen. Sein jetziger Zustand hat schon viel Ähnlichkeit mit diesem Denkmal ehemaliger Pracht. Und ist es erst verschwunden, was nur noch eine Frage der Zeit ist, dann wissen nur noch die Aelteren, daß hier einmal zwei blühende Ortschaften gestanden haben: 'Zur Kullen' und 'Am Kulltappen'.

Es gibt wenige Ortschaften innerhalb Groß-Solingens, die so von dem Wandel und Werden der Zeit berührt worden sind wie diese beiden. Es fing an mit dem Bau der Eisenbahnstrecke Köln-Elberfeld. Und der hohe Damm, der im Anschluß an den Bahnhof Ohligs hier errichtet werden mußte, wodurch auch die damalige Gemeinde Merscheid, später Ohligs, in ein Ober- und Unterland geteilt wurde, brachte auch gerade diesen Ortschaften sehr fühlbar zum Bewußtsein, daß eine neue Zeit gekommen und mit ihr die Verbindung mit Ohligs empfindlich gestört war.

Als erstes mußte der Kulltapper Schleifkotten der neuen Entwicklung weichen. Es ist dieses schon so lange her, daß sich nur noch sehr wenige daran erinnern, daß hier einmal ein Schleifkotten gestanden hat.

Die nächste Etappe war die Erbauung des Ohligser Gaswerks 'Am Kulltappen', der diesem idyllischen Oertchen den Rest gab."

  Ohligs erhielt 1891 ein eigenes Gaswerk, das 1892 in Betrieb genommen wurde. [Rosenthal 3. Bd. S. 114 und 56]

"Der Bau der Hildener Bahn machte auch eine erhebliche Verbreiterung des Eisenbahndammes notwendig, was wieder eine Einengung der Hofschaft 'Zur Kullen' zur Folge hatte. Was dann von dieser Hofschaft noch übrig blieb, fiel der Neugestaltung des Straßenbahnverkehrs Ohligs-Bahnhof-Waldschlößchen zum Opfer.

Da eine andere Linienführung nicht möglich war, als durch den Tunnel, und die Weiterführung nur über die Hofschaft 'Zur Kullen', mußten die meisten der noch stehenden Häuser niedergelegt werden. Und heute steht hier nur noch ein einziges Haus, das seinem Aussehen nach sich auch nicht mehr wohlfühlt in einer Zeit, die so gewaltsam dem Wandel der Entwicklung unterworfen ist.

Aber es mag sich trösten, sein Nachbar, das Ohligser Gaswerk, hat es noch nicht einmal auf 50 Jahre gebracht und muß schon moderneren Einrichtungen weichen. Und wo einmal der Schleifkotten stand, da sind heute Kläranlagen, von einem Pappelwald umsäumt, der den Staren willkommene Schlafräume bietet. [...]"


Das Gebäude des ehemaligen "Restaurant Waldschlösschen" an der Walder Straße 2 (heute Weyerstr. 2), um 1928 geführt von "Frau Otto Mertens", ist noch vorhanden.


Ohligs
1927   Waldschlösschen
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen
 
Ohligs
2006   Weyerstraße 2

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Zur Entstehung des Namens

In einem anderen Zeitungs-Artikel gab ein in Kulltappen geborener "alter Ohligser" Auskunft über die Lage dieser Ortschaft und seine Vermutungen über deren Namensherkunft - die nicht unwidersprochen blieben.


Ohligser Anzeiger vom 31. Mai 1937 -Schf.-
Ein Ohligser über "Kulltappen".

Die Lage der Hofschaft und die Entstehung des Namens.

"[...] Nach seinen Angaben lag die Hofschaft nicht auf dem Gelände des jetzigen Gaswerkes, sondern unmittelbar daneben an der Tunnelstraße. Heute steht beispielsweise noch das alte Doppelhaus, zur einen Hälfte im Besitz von Robert Kirschbaum und zur anderen Hälfte im Besitz der Eltern des vor einigen Wochen gestorbenen langjährigen Kassierers beim Gaswerk, Linder. Ebenfalls das rechts davon stehende kleine Häuschen, das an Kirschbaum grenzt, sowie das links danebenstehende Haus gehörten zur Kulltappen."

  An der Tunnelstraße 1 befand sich um 1928 die Scherenfabrik R. Kirschbaum.

"Die Zeit der Entstehung der Hofschaft gab der Ohligser ungefähr mit dem Jahre 1750 an, also zur gleichen Zeit, als die Poschermühle erweitert wurde.   Erst als das Gaswerk später unmittelbar neben der Hofschaft, die also aus nur wenigen Häusern bestand, erbaut wurde, verloren die Häuser durch den ständigen Gasgeruch an Wert, so daß sich schließlich die Stadtverwaltung Ohligs entschließen mußte, die Häuser anzukaufen. Der Name Kulltappen war noch bis kurz vor dem Weltkriege gebräuchlich, geriet dann aber doch mehr und mehr in Vergessenheit.

Die Entstehung des Namens ist ebenfalls verhältnismäßig einfach zu erklären und ist auf eine damalige selbstverständliche Eigenart der dortigen Gegend zurückzuführen. Der erste Bestandteil des Wortes Kulltappen stammt zweifellos von der Hofschaft 'Kullen', die dem später entstandenen Kulltappen gegenüberlag.

Die damaligen Bewohner schöpften nämlich ihr Wasser aus einem kleinen Bächlein, das am Fuße der Ortschaft Suppenheide (vergl. Suppenheider Straße) entsprang und von dem dortigen kleinen Wäldchen bis zur jetzigen Tunnelstraße lief und dort unter dem Fußweg durch ein Rohr hindurch geführt wurde.

Seinerzeit lag nun die Straße dort so tief, daß man von dort direkt das Wasser aus dem Ausfluß in den Obergraben schöpfen konnte. Eine derartige Stelle wurde nun aber im Bergischen mit 'Tappen' bezeichnet, so daß Kulltappen sowie wie 'Wasserzapfstelle' bei Kullen bedeutet. Auch in Gräfrath kennen wir ja noch 'Am Täppken', die frühere Wasserstraße, wo die Frauen seinerzeit ebenfalls ihre Wäsche auswuschen.

Der Kulltapper Kotten ist mit dem Rennpatter Kotten identisch, und zwar hat es damit folgende Bewandtnis: Da Kullen, Kulltappen und Rennpatt nicht allzu weit auseinanderlagen, so gingen die Schleifer aus diesen drei Ortschaften in den Rennpatter Kotten schleifen. Da nun die meisten Schleifer aus der größeren Hofschaft Rennpatt waren, nannte man eben den Kotten nach seiner Heimat.

Als nun in den Jahren 1863/64 die Eisenbahnlinie Deutz-Gruiten über Ohligs gebaut wurde, da wurde durch den Bahndamm der Kotten und die Hofschaft Rennpatt getrennt. Künftig nannte man nun den Kotten Kulltapper Kotten, weil er nun näher an Kulltappen lag. Der Kotten wurde niedergelegt, als man die Strecke nach Düsseldorf erweiterte. [...]"


  Tatsächlich waren Kuller Kotten (hier Kulltapper Kotten genannt) und Rennpatter Kotten (= Kaimerskotten) zwei verschiedene Kotten. Beide sind schon 1715 auf der Karte von Ploennies eingezeichnet und finden sich auch auf späteren Karten.


Kasparstraße
2003   Keine Idylle mehr: Blick aus der Tunnelstraße auf Kasparstraße und Eisenbahnbrücke
 
Tunnelstraße
2006   Gaskessel an der Tunnelstraße

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Heimatkunde um Kullerkotten und Kulltappen

Wenig später meldete sich ein anderer "alter Ohligser" zu Wort, Karl Dörner sen., der mit dem vorher Gesagten nicht ganz einverstanden war:


Rheinische Landeszeitung vom 8. Juni 1937

Heimatkunde um Kullerkotten und Kulltappen.

Verständliche Auslegung des Wortes 'Tappen' /
Eigentumsverhältnisse am Kullerkotten / Arbeitsstellen am Lochbach

"[...] Unmittelbar an der Bahnstrecke Ohligs-Elberfeld, der Hofschaft zur Kullen gegenüber, stand bis zum Bau der Eisenbahnstrecke Ohligs-Düsseldorf ein Schleifkotten, der mit Kuller Kotten (nicht Kulltapper Kotten) bezeichnet wurde. In diesem Kotten arbeiteten im Jahre 1805 unter anderem ein Schleifermeister aus der Familie Knecht, die auf dem Wahnenkamp (jetzt Merscheider Straße) und auf dem Siebels Kamp (jetzt Kamper Straße) ausässig war. Von den Nachkommen eines Karl Knecht leben noch dessen Töchter (Frau Wwe. Paul Brückmann, Kamper Straße), und Frau Wwe. Julius Langenberg, Merscheider Straße), die gewiß noch weit in die Vergangenheit zurückschauen und auch wohl noch etwas über die Besitzer des Kuller Kottens erzählen können."

  Bei den mir bekannten Daten zum Kuller Kotten taucht der Name Knecht nicht auf, wohl aber beim dahinter liegenden Rennpatter Kotten (= Kaimers Kotten).

"Durchgängig wurden die Betriebsstellen an den kleineren Bächen unserer Gegend von mehreren Familien gemeinsam erbaut. So ist es auch zu erklären, daß die Familien Linder und Kirschbaum, welche in dem jetzt noch stehenden Doppelhause, neben dem Gelände der Ohligser Gasanstalt, wohnten, an dem Bau des Kullerkottens beteiligt waren und darin gearbeitet haben. Das von den letztgenannten Familien bewohnte Haus mit den kleinen Nebenhäuschen hieß am Kulltappen. Eine Hofschaft gleichen Namens hat nicht bestanden.

Es ist auch nicht anzunehmen, daß der sogenannte Kullertappen mit einem Rennpatter Kotten identisch gewesen ist. Vielmehr muß angenommen werden, daß ein Schleifkotten im Tale unterhalb der Hofschaft Rennpatt gestanden hat, und zwar viel früher als der Kullerkotten. Der Ursprung der Bezeichnung Kullerkotten hängt mit der Hofschaft zur Kullen zusammen, wogegen die Bezeichnung Rennpatter Kotten auf einen Kotten unterhalb der Hofschaft Rennpatt zurückzuführen ist.

Dabei ist zu bemerken, daß an dem Lauf des Lochbaches von der Hofseite In der Bech bis zur Hofschaft Maubeshaus folgende mit Wasserkraft betriebene Arbeitsstellen gestanden haben (von denen heute nur noch die beiden Mühlen betrieben werden):

1. Ein Hammerwerk in der Bech,
2. eine Mühle bei In der Bech,
3. ein Schleifkotten im Tale unterhalb Deusberg,
4. die Poschheider Mühle,
5. der Kullerkotten,
6. der Kotten am Rennpatt,
7. die Broßhauser Mühle,
8. der Maubeshauser Kotten.

Nun zur Erörterung über den Sinn des im Volksmunde, besonders der früheren Zeit, gebräuchlichen Wortes 'Tappen', welches in seiner vielfachen Anwendung nichts anderes als 'Stauung' bedeutet. Es würde hier zu weit führen, die vielen Aussprüche, die in Verbindung mit dem Wort 'Tappen' gebräuchlich waren, aufzuzählen. Bei allen Verbindungen mit dem Wort Tappen weist der eigentliche Sinn dieses Wortes auf stauen und Stauung hin, entweder um eine solche herzustellen, zu beseitigen oder zu mildern.

"Tappen" heißt also Stauen.

Das Wasser der kleineren Bäche wurde zur Gewinnung einer Betriebskraft gesammelt und gestaut. Diese Stauungen bezeichnete der Volksmund mit Tappen. (Es wissen viele ältere Leute, daß es in unserer Gegend üblich war, bei Anschwellungen der inneren Halsmandeln und bei Schluckbeschwerden den Tappen zu streichen. Die Daumenseite des Armes wurde gleich oberhalb der Hand mit Oel angefeuchtet. Danach nahm der Streicher seinen Daumen und drückte denselben nach oben. Der Kranke hatte bei jedem Aufstrich zu schlucken.)

Also auch hier ist der Sinn des Wortes mit Stauen zu deuten, wenn auch nicht um eine solche herbeizuführen, sondern im Gegenteil sie zu beseitigen oder zu mildern.

Ferner bleibt zu erwähnen, daß in vielen Fällen Familiennamen von der Tätigkeit ihrer Glieder hergeleitet sind. Es ist daher durchaus nicht ausgeschlossen, daß der hier und dort in der hiesigen und Haaner Gegend verbreitete Familienname Tappert von einem Beginnen hergeleitet ist, welches mit dem Sinn des Wortes Tappen in Verbindung gebracht werden muß.

Zum Schlusse muß noch hervorgehoben werden, daß der Ursprung der Bezeichnung 'am Kulltappen' darauf zurückzuführen ist, daß in der Nähe der Hofschaft zur Kullen ein Tappen - das ist also eine Stauung des Wassers - zur Gewinnung von Betriebskraft angelegt worden ist. Die auch von uns zunächst verbreitete Ansicht, daß der Name 'Kulltappen' von einer Wasserzapfstelle herrührt, welche in der Nähe des Lochbaches vorhanden gewesen wäre, ist zu bestreiten.

Die jetzige Tunnelstraße war schon früher Fahrstraße und nicht allein Fußweg. Der Schreiber dieser Zeilen hat die Straße in den Jahren 1866 bis 1870 fast täglich begangen.

Auch die Ableitung aus dem Wäldchen bei Suppenheide in den Obergraben des Lochbaches nebst dem engen Rohr im unteren Wege ist ihm in guter Erinnerung. Jedoch hat er niemals wahrgenommen, daß jemand dort Wasser geschöpft, also 'getappt', oder Wäsche gewaschen hat." [...]


Noch Fragen?

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Was bedeutet Kulltappen?

Ein weiterer "alter Ohligser" schrieb einen Leserbrief und versucht sein Schlusswort unter die Debatte zu setzen:


Solinger Tageblatt vom 31. Juli 1937
"Weiße Flecken"
im Verzeichnis der Solinger Orts-, Flur- und Straßennamen.

Was bedeutet "Kulltappen"?

[...] "Es ist heute schwer, den ursprünglichen Sinn mancher Ortschaftsnamen mit Sicherheit festzustellen [...]. Das Beiwort 'tappen' mit einer Stauung, in diesem Fall mit einer Stauung des Wassers für den Kottenbetrieb daselbst erklären zu wollen, dürfte wenig stichhaltig sein, da solche Stauungen die Voraussetzung für jede Kottenanlage waren; hier kann die Erklärung umso weniger in Frage kommen, als es in unmittelbarer Nachbarschaft auf kurzem Raum viele Stauungen der Kotten und Mühlen gab.

Auf der kurzen Strecke zwischen der Mühle in der Bech bis zur Poschheider Mühle liegen allein drei Kotten, der Schaafen-, Linders- und Bunter-Kotten, letzterer deshalb so genannt, weil er verschiedenen Besitzern gehörte."

  Die meisten Kotten gehörten mehreren Eigentümern.

"Nach der Poschheider Mühle kam dann der Kotten am Kulltappen, weiter der am Rennpatt, dann die Broßhauser Mühle und etwas weiter der Kotten zu Maubeshaus, kurz bevor der Lochbach in die Itter fließt. Somit kann der Sinn für das Beiwort 'tappen' für Stauung nicht gut anwendbar sein, da, wie gesagt, es viele solcher Stauungen in nächster Nähe gab, ohne daß irgendwie in einer Benennung darauf Bezug genommen wird.

Da das Wort 'Tappen' alter Sprachgebrauch ist, hat sein Sinn verschiedenerlei Bedeutung. Nach der einen ist es soviel wie 'zapfen' oder 'anzapfen', wie auch heute noch mundartlich beim Anstich eines neuen Fäßchens gesagt wird: »Et es fresch angetappt«. Weiter ist es als 'Zapfen' in mancherlei Variationen anwendbar. Und schließlich wird 'Tappen' oder 'Zapfen' auch im Sinn einer Schwellung oder Erhöhung gebraucht, wie es ja auch mundartlich heißt: »Demm es der Tappen - Mandeldrüsen - geschwollen«.

Ob wir hier nun die Erklärung des Wortes 'tappen' zu suchen haben, um so einen Unterschied zwischen den höher gelegenen Häusern am 'Kulltappen' und der tiefer liegenden Ortschaft Kullen zu machen, ist möglich. Andere alte Ohligser vermuten, daß hier von Ortschaften am Heiligenstock, Rennpatt und noch anderen höher gelegenenen wie Höttenhaus und Suppenheide Wasser geholt, also 'getappt' wurde; auch das ist möglich. Weil aber keines mehr nachweisbar ist, wird eine positive Erklärung kaum zu geben sein.
C.Sch."


Ohligs
1926 Kullen und Umgebung. Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen
Der "Tunnel" ist die heutige Fußgängerunterführung Kottendorfer Straße.


Das allerletzte Wort zur Bedeutung des Begriffs "Tappen" hat der Sprachforscher. Aber warum die Ortschaft so hieß, erklärt er nicht:


Solinger Tageblatt vom 19. August 1937

"Kulltappen. Das Wort Tappen, hochdeutsch Zappen, hat verschiedene Bedeutung, besonders Stöpsel in einem Faß, Hahn zum Ausschenken und Zäpfchen im Halse, d.i. der Ausläufer des weichen Gaumens oder Gaumensegels. Es bedeutet aber nicht 'Schwellung'." [Prof. J. Bernhardt]



Quellen:
  • Ohligser Anzeiger vom 31.05.1937
  • Rheinische Landeszeitung vom 08.06.1937
  • Rosenthal Bd. 3 (1975)
  • Solinger Tageblatt v. 22.01.1936, v. 31.07.1937 und v. 19.08.1937
  • Stadtverwaltung und Verkehrsverein Ohligs (ca. 1928)

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