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- Lage - Ortschaften, die verschwinden (01/1936) - Zur Entstehung des Namens (05/1937) - Heimatkunde um Kullerkotten und Kulltappen (06/1937) - Was bedeutet Kulltappen? (07/1937) |
Lage
Die frühere Hofschaft Kullen (Kaule) in Ohligs hat nichts mit den Solinger Ortsbezeichnungen Kulle (nördlich von Widdert) oder der Kuller Straße (Schlagbaum) zu tun. Der Name erscheint in neueren Stadtplänen gar nicht mehr, aber immerhin gibt es eine Bushaltestelle "Kullen" an der Kasparstraße, die an diese alte Hofschaft erinnert.
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1928 Kullen und Umgebung. Detail einer Karte des Stadtbauamtes Ohligs (Vergrößerung durch Anklicken des Bildes) |
Ortschaften, die verschwinden
1936/37 sind in verschiedenen Solinger Zeitungen mehrere heimatkundliche Artikel zum Thema "Kullen" und "Kulltappen" erschienen. Auslöser war eine Anfrage von Oberbürgermeister Dr. Dr. Otto an die Bevölkerung nach einigen Solinger Ortsnamen, "die noch der Erklärung harren". Antworten "alter Ohligser" sind gekommen. Aber wie so oft, gibt es auch hier mehrere Wahrheiten und unterschiedliche Erinnerungen. Daher sind die Artikel weitgehend im Wortlaut wiedergegeben.
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Solinger Tageblatt vom 22. Januar 1936
"Zur Kullen" und "Am Kulltappen".Ortschaften, die verschwinden.
"Das bekannte Dichterwort »Nur eine hohe Säule zeugt von verschwundener Pracht«, kann sinngemäß auch auf das einzige noch stehende Haus der einstmaligen Hofschaft 'Zur Kullen' angewandt werden. Und auch dieses wird dem Schicksal der oben zitierten Säule nicht entgehen. Sein jetziger Zustand hat schon viel Ähnlichkeit mit diesem Denkmal ehemaliger Pracht. Und ist es erst verschwunden, was nur noch eine Frage der Zeit ist, dann wissen nur noch die Aelteren, daß hier einmal zwei blühende Ortschaften gestanden haben: 'Zur Kullen' und 'Am Kulltappen'.
Als erstes mußte der Kulltapper Schleifkotten der neuen Entwicklung weichen. Es ist dieses schon so lange her, daß sich nur noch sehr wenige daran erinnern, daß hier einmal ein Schleifkotten gestanden hat.
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Das Gebäude des ehemaligen "Restaurant Waldschlösschen" an der Walder Straße 2 (heute Weyerstr. 2), um 1928 geführt von "Frau Otto Mertens", ist noch vorhanden. |
1927 Waldschlösschen Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
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2006 Weyerstraße 2 |
Zur Entstehung des NamensIn einem anderen Zeitungs-Artikel gab ein in Kulltappen geborener "alter Ohligser" Auskunft über die Lage dieser Ortschaft und seine Vermutungen über deren Namensherkunft - die nicht unwidersprochen blieben. |
Ohligser Anzeiger vom 31. Mai 1937 -Schf.-
Ein Ohligser über "Kulltappen". Die Lage der Hofschaft und die Entstehung des Namens.
"[...] Nach seinen Angaben lag die Hofschaft nicht auf dem Gelände des jetzigen Gaswerkes, sondern unmittelbar daneben an der Tunnelstraße. Heute steht beispielsweise noch das alte Doppelhaus, zur einen Hälfte im Besitz von Robert Kirschbaum und zur anderen Hälfte im Besitz der Eltern des vor einigen Wochen gestorbenen langjährigen Kassierers beim Gaswerk, Linder. Ebenfalls das rechts davon stehende kleine Häuschen, das an Kirschbaum grenzt, sowie das links danebenstehende Haus gehörten zur Kulltappen."
Die Entstehung des Namens ist ebenfalls verhältnismäßig einfach zu erklären und ist auf eine damalige selbstverständliche Eigenart der dortigen Gegend zurückzuführen. Der erste Bestandteil des Wortes Kulltappen stammt zweifellos von der Hofschaft 'Kullen', die dem später entstandenen Kulltappen gegenüberlag.
Der Kulltapper Kotten ist mit dem Rennpatter Kotten identisch, und zwar hat es damit folgende Bewandtnis: Da Kullen, Kulltappen und Rennpatt nicht allzu weit auseinanderlagen, so gingen die Schleifer aus diesen drei Ortschaften in den Rennpatter Kotten schleifen. Da nun die meisten Schleifer aus der größeren Hofschaft Rennpatt waren, nannte man eben den Kotten nach seiner Heimat.
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Tatsächlich waren Kuller Kotten (hier Kulltapper Kotten genannt) und Rennpatter Kotten (= Kaimerskotten) zwei verschiedene Kotten. Beide sind schon 1715 auf der Karte von Ploennies eingezeichnet und finden sich auch auf späteren Karten. |
2003 Keine Idylle mehr: Blick aus der Tunnelstraße auf Kasparstraße und Eisenbahnbrücke |
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2006 Gaskessel an der Tunnelstraße |
Heimatkunde um Kullerkotten und KulltappenWenig später meldete sich ein anderer "alter Ohligser" zu Wort, Karl Dörner sen., der mit dem vorher Gesagten nicht ganz einverstanden war: |
Rheinische Landeszeitung vom 8. Juni 1937
Heimatkunde um Kullerkotten und Kulltappen.Verständliche Auslegung des Wortes 'Tappen' /Eigentumsverhältnisse am Kullerkotten / Arbeitsstellen am Lochbach
"[...] Unmittelbar an der Bahnstrecke Ohligs-Elberfeld, der Hofschaft zur Kullen gegenüber, stand bis zum Bau der Eisenbahnstrecke Ohligs-Düsseldorf ein Schleifkotten, der mit Kuller Kotten (nicht Kulltapper Kotten) bezeichnet wurde. In diesem Kotten arbeiteten im Jahre 1805 unter anderem ein Schleifermeister aus der Familie Knecht, die auf dem Wahnenkamp (jetzt Merscheider Straße) und auf dem Siebels Kamp (jetzt Kamper Straße) ausässig war. Von den Nachkommen eines Karl Knecht leben noch dessen Töchter (Frau Wwe. Paul Brückmann, Kamper Straße), und Frau Wwe. Julius Langenberg, Merscheider Straße), die gewiß noch weit in die Vergangenheit zurückschauen und auch wohl noch etwas über die Besitzer des Kuller Kottens erzählen können."
Es ist auch nicht anzunehmen, daß der sogenannte Kullertappen mit einem Rennpatter Kotten identisch gewesen ist. Vielmehr muß angenommen werden, daß ein Schleifkotten im Tale unterhalb der Hofschaft Rennpatt gestanden hat, und zwar viel früher als der Kullerkotten. Der Ursprung der Bezeichnung Kullerkotten hängt mit der Hofschaft zur Kullen zusammen, wogegen die Bezeichnung Rennpatter Kotten auf einen Kotten unterhalb der Hofschaft Rennpatt zurückzuführen ist.
Nun zur Erörterung über den Sinn des im Volksmunde, besonders der früheren Zeit, gebräuchlichen Wortes 'Tappen', welches in seiner vielfachen Anwendung nichts anderes als 'Stauung' bedeutet. Es würde hier zu weit führen, die vielen Aussprüche, die in Verbindung mit dem Wort 'Tappen' gebräuchlich waren, aufzuzählen. Bei allen Verbindungen mit dem Wort Tappen weist der eigentliche Sinn dieses Wortes auf stauen und Stauung hin, entweder um eine solche herzustellen, zu beseitigen oder zu mildern. "Tappen" heißt also Stauen.
Das Wasser der kleineren Bäche wurde zur Gewinnung einer Betriebskraft gesammelt und gestaut. Diese Stauungen bezeichnete der Volksmund mit Tappen. (Es wissen viele ältere Leute, daß es in unserer Gegend üblich war, bei Anschwellungen der inneren Halsmandeln und bei Schluckbeschwerden den Tappen zu streichen. Die Daumenseite des Armes wurde gleich oberhalb der Hand mit Oel angefeuchtet. Danach nahm der Streicher seinen Daumen und drückte denselben nach oben. Der Kranke hatte bei jedem Aufstrich zu schlucken.)
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Noch Fragen? |
Was bedeutet Kulltappen?Ein weiterer "alter Ohligser" schrieb einen Leserbrief und versucht sein Schlusswort unter die Debatte zu setzen: |
Solinger Tageblatt vom 31. Juli 1937
"Weiße Flecken" im Verzeichnis der Solinger Orts-, Flur- und Straßennamen. Was bedeutet "Kulltappen"?
[...] "Es ist heute schwer, den ursprünglichen Sinn mancher Ortschaftsnamen mit Sicherheit festzustellen [...]. Das Beiwort 'tappen' mit einer Stauung, in diesem Fall mit einer Stauung des Wassers für den Kottenbetrieb daselbst erklären zu wollen, dürfte wenig stichhaltig sein, da solche Stauungen die Voraussetzung für jede Kottenanlage waren; hier kann die Erklärung umso weniger in Frage kommen, als es in unmittelbarer Nachbarschaft auf kurzem Raum viele Stauungen der Kotten und Mühlen gab.
Da das Wort 'Tappen' alter Sprachgebrauch ist, hat sein Sinn verschiedenerlei Bedeutung. Nach der einen ist es soviel wie 'zapfen' oder 'anzapfen', wie auch heute noch mundartlich beim Anstich eines neuen Fäßchens gesagt wird: »Et es fresch angetappt«. Weiter ist es als 'Zapfen' in mancherlei Variationen anwendbar. Und schließlich wird 'Tappen' oder 'Zapfen' auch im Sinn einer Schwellung oder Erhöhung gebraucht, wie es ja auch mundartlich heißt: »Demm es der Tappen - Mandeldrüsen - geschwollen«.
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1926 Kullen und Umgebung. Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen Der "Tunnel" ist die heutige Fußgängerunterführung Kottendorfer Straße. |
Das allerletzte Wort zur Bedeutung des Begriffs "Tappen" hat der Sprachforscher. Aber warum die Ortschaft so hieß, erklärt er nicht: |
Solinger Tageblatt vom 19. August 1937
"Kulltappen. Das Wort Tappen, hochdeutsch Zappen, hat verschiedene Bedeutung, besonders Stöpsel in einem Faß, Hahn zum Ausschenken und Zäpfchen im Halse, d.i. der Ausläufer des weichen Gaumens oder Gaumensegels. Es bedeutet aber nicht 'Schwellung'." [Prof. J. Bernhardt] |
Quellen:
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