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Poschheider Mühle Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
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- Lage - Geschichte und Eigentümer - 17. Jahrhundert - 18. Jahrhundert - 19. Jahrhundert - 20. Jahrhundert - Das Ende - Namen |
LageDie ehemalige Poschheider Mühle liegt in der Hofschaft Poschheide (Nrn. 24-28) in Solingen-Ohligs unterhalb des Deusbergs. Die Gebäude sind noch vorhanden und stehen unter Denkmalschutz. |
Geschichte und Eigentümer17. Jahrhundert
1683/1684 erscheint die Mühle im Hebbuch des Rentmeisters Wilhelm Vaßmann unter "III Mühlenpacht":
"Die Mühl auf der Poschheiden im Kirchspiel Waldt, jetzt Peteren Pabsthauß, Conraden Engels und Peteren Schmitt zuständig, hat keinen Zwang und gibt jährlichs auf Martini 1 Malter Roggen." [Hermann] Die Mühle war also - zumindest zu dieser Zeit - keine Zwangsmühle (wie z.B. die Hackhauser Mühle am Viehbach).
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18. Jahrhundert
Auch 1715 war die Mühle vorhanden, sie ist auf der Karte von Ploennies eingezeichnet.
"Damals waren 'die Ehrsame Girtraut Paßhaus, Weiland Paulß Schimmelbusch nachgelassene Wittib' und ihre Kinder Eigentümer der 'Poßheider Sohl-Mahl-Mühle', die sie nach dem Tode ihres Mannes verkaufen wollte. Beide hatten die Mühle teils geerbt und teils gekauft.
"Auf unablässiges Anraten der Kinder der genannten Witwe und der nächsten Verwandten übernahmen aber dann Peter Dings [Diengs] und dessen Hausfrau Anna Girdtraut Kirßbaum, wie auch Conradus Berg und dessen Hausfrau Anna Catharina Baurmann das Besitztum an der Poschheider Mühle für 1450 Taler. Kein anderer wollte sie wegen des verfallenen Zustandes zu einem höheren Preise erwerben. Besonders der Umstand, daß die Eltern der genannten Ankäufer ihr erbkindliches Anteil an der Mühle gehabt hatten, und da sie selbst 'auf der Poßheiden-Sohl' Beerbte waren und deshalb die Mühle auf der 'Sohlen' beibehalten wollten, bewog sie, den Kauf zu tätigen.
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Die auch im Jahr 2005 noch vorhandene (wenn auch etwas tiefer gelegte) Inschrift lautet: "JOHANNES PETER DIENGS UND JOHANNES ENGEL DEUS HABEN DIESE MÜHLE GEBAUT IM JAR 1741" |
Die Erklärung für den abweichenden Namen im Türbalken: 1741 wird bescheinigt, dass die Ankäufer Dings und Wittib Conrad Berg die 1450 Taler gezahlt haben. Der Ehemann Conrad Berg war also inzwischen verstorben. Sein Name erscheint auf der Balkeninschrift von 1741 nicht mehr; an seine Stelle trat Engel Deus, der die Mühle mit instand gesetzt hat. Aufgrund des schlechten Zustandes mussten die Käufer die Gebäude und wahrscheinlich auch das Triebwerk erneuern - ein nicht unerheblicher Kostenfaktor. [Günther S. 87]
"Darin heißt es, daß die »mehrbemelte Wittib Schimmelbusch samt ihrer großjährigen Tochter und ihrem Eydam, auch mit für die übrigen Kinder, benämtlich: Anna Margaretha, Johannes und Anna Girdraut Schimmelbusch und Johann Hammesfahr als Eydam auf Gutfinden und Anraten nächster Anverwandten, auch bestes Erkennen eines Ehrwürdigen Landgerichts zu Wald, ihre Poßheider Sohl-Mahl-Mühle für sich und ihre Erben erblich verkaufen an oben bemelte Ankäufer Eheleute und deren Erben und Nachkömmlinge mit allem Recht und dazu gehöriger Gerechtigkeit in Quallen und Dämmen und dem Platz vor und um die Mühle, zwischen den Wasserbächen, überall nichts davon ab- noch ausgeschieden, samt der Mühlenwinde und allem Zubehör mit einem unverweigerlichen freien Fuhrweg und Fußpfade von der Landstraße über Verkäufers Felder und den Hof herunter bis zur Mühlen zu, auf keinerlei Weise den Weg zu verhindern, unter wessen Protex es auch sein möchte.
"Die Verkäufer behielten sich das Recht vor, die erwähnte Wiese »oben dem Schalt und unter dem Mühlenrad aus dem Rausche (?)« ungehindert flößen zu können, wie es recht und bräuchlich war. Und zwar so, wenn das Wasser zum Mahlen nicht alle notwendig war, so doch dergestalt, daß Verkäufer versprechen, oberhalb dem Schalt in den Flößungsbach eine verdeckte Renne anzulegen, damit diese dem Fuhrweg und Fußpfad nicht hinderlich sei.
"Das Tax- und Matricul-Buch der Honnschaft Baverd von 1779 gibt uns Aufschluß über die Eigentümer und Grundstücksgröße der Poschheider Mühle:
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Ca. 1925/1928 Poschheider Mühle Blick in Richtung Merscheider Straße Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
19. Jahrhundert
1807 war Peter Kron Müller in der Poschheider Mühle. [Stadtarchiv Solingen]
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Eigentümer Klein1814 und wohl auch schon 1806 war Johann Clemens Klein Eigentümer der Mühle, ein vielbeschäftigter Mann: Er war außerdem Wirt und Winkelier (Kleinladenbesitzer, Krämer) am Wahnenkamp, wo er auch eine Eisenwarenhandlung betrieb [Bauermann]. Da blieb für die Mühle wenig Zeit, und so suchte er per Zeitungsannonce einen Pächter: |
Zeitung (?) vom 9. Oktober 1814
"Verpachtung einer Mahlmühle.
Da es meine ausgebreiteten Geschäfte nicht mehr zulassen, die seit 8 Jahren durch meine eigenen Leute geschehen, meine auf der Poschheide gelegene Mahlmühle vor die Folge zu continuiren, so bin ich gesonnen, solche auf künftigen May unter angenehmen Bedingungen, die bei mir zu vernehmen sind, an einen soliden Mann auf 3-6 Jahre in Pachtung zu geben und ersuche, daß Liebhaber sich bei mir melden wollen.
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Es hat sich ein solider Mann gefunden, denn als Heinrich Krämer, Sohn des zum Scheid wohnenden Müllers Thomas Krämer, 1823 Anna Maria Josepha Köhnen heiratete, war er Pächter der Poschheider Mühle. [Stadtarchiv Solingen] Anscheinend blieb er es nur noch zwei Jahre, denn Eigentümer Johann Clemens Klein ließ 1828 wieder ein Pachtangebot veröffentlichen, in dem er angibt, die Mühle drei Jahre lang selbst betrieben zu haben: |
Beilage zum Solinger Wochenblatt vom 3. September 1828
"Wegen meiner hohen Jahren und dem häuslichen Verkehr meiner Wirthschaft zu Hause, bin ich entschlossen, meine Poschheider Mahlmühle, die ich seit drei Jahren selbst benutzt und früher für 200 Rthlr. Berg. verpfachtet hatte, entweder zu verkaufen, oder auf eine gewisse Zeit zu verpfachten.
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In den nächsten Jahren muss ein Eigentümerwechsel stattgefunden haben, denn 1833 erscheint im Adressbuch Karl (Wilhelm) Linder, Mühlenbesitzer zu Poschheide, der die Mühle wahrscheinlich von Johann Clemens Klein gekauft hat (* 28.10.1797, oo Maria Katharina Pauls, * 25.07.1797, † 1869). [Bauermann]
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Bremshey
Nach mehreren nahezu wortgleichen Quellen soll 1847 ein Teil der Poschheider Mühle an Karl Wilhelm Bremshey verpachtet worden sein, der hier eine Schwertschmiede errichtete und die Dampfkraft anlegte. [ST vom 06.12.1941 und vom 20.04.1951 sowie Lunkenheimer S. 102] Lunkenheimer korrigiert den Namen in Caspar Wilhelm Bremshey. In der Bremshey-Festschrift ist dieser Termin nicht erwähnt, und Rosenthal berichtet ein wenig anders:
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Caspar Wilhelm Bremshey (1826-1899), Fabrikant |
Eigentümer Linder und Kortenhaus
1865 ist in der Bürgerrolle Merscheid für das Gebäude Poschheide 662, neu 25, als Eigentümer Karl Wilhelm Linder genannt. Als Bewohner eingetragen ist Jacob Kortenhaus aus Schöller, Müller und Bäcker, mit Frau Maria Carolina Rosendahl und sieben Kindern. Der älteste Sohn Wilhelm (* 23.05.1851) war damals Lehrling. [Grah]
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2003 Poschheider Mühle, Türinschrift |
Lt. mehreren Quellen kaufte Jakob Kortenhaus (* 15.11.1832, oo Maria Carolina Rosendahl, * 07.01.1832) die Mühle von Robert Kaiser. [ST vom 06.12.1941 und Bauermann sowie Lunkenheimer S. 102]
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20. Jahrhundert: Kortenhaus
1918 starb Wilhelm Kortenhaus. Die Mühle ging als ungeteiltes Erbe in den Besitz der Familie Wilhelm Kortenhaus über. Diese gründete zunächst eine offene Handelsgesellschaft. Die Leitung übernahm Paul Kortenhaus; seine jüngeren Brüder unterstützten ihn. [ST vom 06.12.1941 und Bauermann 1963]
Erdlenbruch, Karl, Scharrenberg 21, Meyer, Gebr., Bechermühle 2, Post Weyer (Rhld.).
In den 1930er Jahren wurde umgebaut, aufgebaut und modernisiert:
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1936 Poschheider Mühle mit dem neuen Silo Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
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1948 Fuhrwerk vor dem Sacklager der Poschheider Mühle. Hier werden gerade leere Säcke abgeladen. Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
Das Ende
Im Zweiten Weltkrieg waren fast alle großen Mühlen zerstört worden. Beim Wiederaufbau war die Kapazität zu hoch angesetzt worden, während der Brotverbrauch zurückging. Die kleinen Mühlen arbeiteten unrentabel und mussten stillgelegt werden, sofern sie nicht schon früher aufgegeben hatten. [Lunkenheimer S. 102]
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Obergraben der Poschheider Mühle. Er soll um 1946-1950 zugeschüttet worden sein, ebenso der dazu gehörende Teich. An seiner Stelle befindet sich heute ein Tennisplatz. Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
Namen1683/1684 Peter Pabsthaus, Conrad Engels und Peter Schmittvor 1739 Peter Paßhaus und Peter Connerts vor 1739 Heinrich Korte um 1739 Eheleute Paul Schimmelbusch und Girtraut Paßhaus 1739 Eheleute Conradus Berg und Anna Catharina Baurmann ab 1739 Eheleute Peter Dings und Anna Girdtraut Kirßbaum 1750 Engel und Tillmann Schmitz 1779 Johann Engel Deus und Johann Peter Dings 1787 Wilhelm Deus 1800 Johann Abraham Dings 1807 Peter Kron 1813 Luckenhaus 1806, 1814, 1828 Johann Clemens Klein 1823 Eheleute Heinrich Krämer und Anna Maria Josepha Köhnen 1833 Eheleute Karl (Wilhelm) Linder und Maria Katharina Pauls 1833 Eheleute Thomas Krämer und Christina Otters 1847, 1857 Caspar Wilhelm Bremshey 1865 Karl Wilhelm Linder 1865, 1868 Eheleute Jakob Kortenhaus und Maria Carolina Rosendahl 1868 Robert Kaiser 1878 Eheleute Wilhelm Kortenhaus und Bertha Küpper 1918 Familie Wilhelm Kortenhaus |
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2003 Poschheider Mühle |
Quellen:
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