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Poschheider Mühle (Lochbach)


Poschheider Mühle
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen
 
Lage
Geschichte und Eigentümer
    -   17. Jahrhundert
    -   18. Jahrhundert
    -   19. Jahrhundert
    -   20. Jahrhundert
Das Ende
Namen




Lage

Die ehemalige Poschheider Mühle liegt in der Hofschaft Poschheide (Nrn. 24-28) in Solingen-Ohligs unterhalb des Deusbergs. Die Gebäude sind noch vorhanden und stehen unter Denkmalschutz.




Geschichte und Eigentümer

17. Jahrhundert

1683/1684 erscheint die Mühle im Hebbuch des Rentmeisters Wilhelm Vaßmann unter "III Mühlenpacht": "Die Mühl auf der Poschheiden im Kirchspiel Waldt, jetzt Peteren Pabsthauß, Conraden Engels und Peteren Schmitt zuständig, hat keinen Zwang und gibt jährlichs auf Martini 1 Malter Roggen." [Hermann] Die Mühle war also - zumindest zu dieser Zeit - keine Zwangsmühle (wie z.B. die Hackhauser Mühle am Viehbach).

Vage Hinweise gibt es darauf, dass sie bereits 1656 "als Zubehör zum Poschheider Hof" bestanden haben könnte. [Günther 1933 S. 87]




18. Jahrhundert

Auch 1715 war die Mühle vorhanden, sie ist auf der Karte von Ploennies eingezeichnet.

Um 1739 war die Poschheider Mühle in miserablem Zustand, wie aus alten Kaufbriefen hervorgeht:

"Damals waren 'die Ehrsame Girtraut Paßhaus, Weiland Paulß Schimmelbusch nachgelassene Wittib' und ihre Kinder Eigentümer der 'Poßheider Sohl-Mahl-Mühle', die sie nach dem Tode ihres Mannes verkaufen wollte. Beide hatten die Mühle teils geerbt und teils gekauft.

Der genannten Wittib war es nicht leicht geworden, den beabsichtigten Verkauf dieses Erbes zu bewerkstelligen, denn nach mehrmaligem 'Auspräsentieren' derselben und nach Aufruf in der Kirche, welches auf Anordnung des Landgerichts Wald erfolgte, hatte sich Niemand auf den ausgesetzten Kaufschilling zum Erwerb der Mühle verstehen können. Sie war nämlich gänzlich verfallen, außer Stande und außer Kredit."

[Günther S. 87]


  Sohle, Sole (Soelgut, Solstätte, Hofessole) = Siedlungsplatz eines zu einem Hofesverband gehörigen Hofes mit der Verpflichtung zur Leistung der grundherrlichen Abgaben und des Vogthafers.

  Worterklärungen und Begriffe aus alten Urkunden

"Auf unablässiges Anraten der Kinder der genannten Witwe und der nächsten Verwandten übernahmen aber dann Peter Dings [Diengs] und dessen Hausfrau Anna Girdtraut Kirßbaum, wie auch Conradus Berg und dessen Hausfrau Anna Catharina Baurmann das Besitztum an der Poschheider Mühle für 1450 Taler. Kein anderer wollte sie wegen des verfallenen Zustandes zu einem höheren Preise erwerben. Besonders der Umstand, daß die Eltern der genannten Ankäufer ihr erbkindliches Anteil an der Mühle gehabt hatten, und da sie selbst 'auf der Poßheiden-Sohl' Beerbte waren und deshalb die Mühle auf der 'Sohlen' beibehalten wollten, bewog sie, den Kauf zu tätigen.

Es scheint so, als ob an die Stelle des in der Verkaufsurkunde vom 25. Mai 1739 mitgenannten Ankäufers Berg schon nach kurzer Zeit ein anderer Käufer getreten ist, denn wir finden in einer jetzt noch an dem alten Wohnhause der Poschheider Mühle befindlichen Balkeninschrift nicht Berg, sondern den Namen Deus verzeichnet."

[Günther S. 87]


Poschheider Mühle
 
Die auch im Jahr 2005 noch vorhandene (wenn auch etwas tiefer gelegte) Inschrift lautet:

"JOHANNES PETER DIENGS UND
JOHANNES ENGEL DEUS HABEN
DIESE MÜHLE GEBAUT IM JAR 1741"

Die Erklärung für den abweichenden Namen im Türbalken: 1741 wird bescheinigt, dass die Ankäufer Dings und Wittib Conrad Berg die 1450 Taler gezahlt haben. Der Ehemann Conrad Berg war also inzwischen verstorben. Sein Name erscheint auf der Balkeninschrift von 1741 nicht mehr; an seine Stelle trat Engel Deus, der die Mühle mit instand gesetzt hat. Aufgrund des schlechten Zustandes mussten die Käufer die Gebäude und wahrscheinlich auch das Triebwerk erneuern - ein nicht unerheblicher Kostenfaktor. [Günther S. 87]

Günther gibt in seinem Aufsatz (1933 erschienen in Die Heimat) Auszüge aus dem Kaufakt von 1739 wieder, die zwar nicht gerade flüssig zu lesen sind, aber das enthalten, was damals wichtig war.

"Darin heißt es, daß die »mehrbemelte Wittib Schimmelbusch samt ihrer großjährigen Tochter und ihrem Eydam, auch mit für die übrigen Kinder, benämtlich: Anna Margaretha, Johannes und Anna Girdraut Schimmelbusch und Johann Hammesfahr als Eydam auf Gutfinden und Anraten nächster Anverwandten, auch bestes Erkennen eines Ehrwürdigen Landgerichts zu Wald, ihre Poßheider Sohl-Mahl-Mühle für sich und ihre Erben erblich verkaufen an oben bemelte Ankäufer Eheleute und deren Erben und Nachkömmlinge mit allem Recht und dazu gehöriger Gerechtigkeit in Quallen und Dämmen und dem Platz vor und um die Mühle, zwischen den Wasserbächen, überall nichts davon ab- noch ausgeschieden, samt der Mühlenwinde und allem Zubehör mit einem unverweigerlichen freien Fuhrweg und Fußpfade von der Landstraße über Verkäufers Felder und den Hof herunter bis zur Mühlen zu, auf keinerlei Weise den Weg zu verhindern, unter wessen Protex es auch sein möchte.

Auch hinter oder achter der Mühle, gegen und hinter dem Wasserrade in Verkäufers Benden, eine Ruthe breit, vom Schalt oder Fuhrweg an gemessen, langs der Mühlenbach hinab, bis wo die alte Bach einfließet, darmit man im Fall, die Mühlenbach kann fortan weichen (?), auch völligen Raum gewinnen, wozu und wie man es brauchen wollte und konnte, welches mit Steinpföhlen solle abgezeichnet werden«.

Diese Bedingungen werden noch durch folgenden Satz ergänzt: »Anbei auch oben der Mühlen in Verkäufers Hof eine halbe Ruthe breit langs die Bach, damit man Gefall (nach Gefallen) das Wasser kann aufquallen. Im Summa: Die Verkäufere die Notwendigkeit zur Mühle und deren Gebrauch auf keinerlei Weis zu verhindern versprechen«."

[Günther S. 87]


Warum dieser letzte Satz ausdrücklich in den Vertrag aufgenommen wurde - darüber darf man spekulieren. Weitere Bestimmungen im Kontrakt regeln den Umgang mit dem Wasser (das Flößen einer nicht mit verkauften Wiese) bzw. mit den Stauanlagen.

"Die Verkäufer behielten sich das Recht vor, die erwähnte Wiese »oben dem Schalt und unter dem Mühlenrad aus dem Rausche (?)« ungehindert flößen zu können, wie es recht und bräuchlich war. Und zwar so, wenn das Wasser zum Mahlen nicht alle notwendig war, so doch dergestalt, daß Verkäufer versprechen, oberhalb dem Schalt in den Flößungsbach eine verdeckte Renne anzulegen, damit diese dem Fuhrweg und Fußpfad nicht hinderlich sei.

Außerdem war ein Schütt vor der Renne anzubringen, damit man nach Gefallen das Wasser vor dem Schalt aufquellen konnte. Wenn später am Schalt eine Veränderung vorgenommen werden sollte, so war die Flößungsrenne von den Ankäufern ebenfalls höher zu legen.

So wurde dann dieser Erb-Kauf-Kontrakt, wie es am Schlusse desselben heißt, neben Glück- und Segenswünschung mit Gottesheller und Weinkauf, jedoch mit vorbehaltlicher obrigkeitlicher Ratifikation von beiden Seiten nebst nächsten Anverwandten und Gezeugen eigenhändig unterschrieben. So geschehen zu Poßheide den 25. Mai 1739."

[Günther S. 90]


1750 vermerkt Rentmeister Kannegießer in seinem Jahresabschluss: "Mühle auf der Kratz- oder Poßheiden, Engeln und Tillmann Schmitz gehörig, müssen zu Martini 1 Malter Roggen geben" (Honnschaften Barl und Hackhausen). [Clauberg]

  Die Abgabe in Höhe von 1 Malter Roggen hat sich also in fast 70 Jahren nicht erhöht. Aber weshalb heißen die Eigentümer im Hebbuch 1750 Schmitz? 1741 hießen sie Joh. Peter Dings und Joh. Engel Deus, und 1779 heißen sie wieder so:

"Das Tax- und Matricul-Buch der Honnschaft Baverd von 1779 gibt uns Aufschluß über die Eigentümer und Grundstücksgröße der Poschheider Mühle:

»Peter Pasthaus (Paßhaus) und Peter Connerts modo Henrich Korte nunmehr Joh. Engel Deus und Johann Peter Dings ist zugehörig. Die Mühle zur Pasheiden hält mit dem umliegenden Platz und Untergraben 16 Ruthen, Obergraben 13 Ruthen, Teich 27 1/2 Ruthen.«

Vor Johannes Peter Dings und Johannes Engel Deus, welche die Mühle im Jahre 1741 wieder aufgebaut haben, besaß Heinrich Korte die Mühle; Vorbesitzer waren Peter Paßhaus und Peter Connerts."

[Lunkenheimer S. 102; seine Quelle: Stadtarchiv Solingen H.A. IV-B-2]


Das Protokoll einer Besprechung des Benrather Kommissars Frhr. von Franz mit den Müllern und Schleifern des Lochbachs am 26. Oktober 1787 enthält weitere Informationen: So gab Wilhelm Deus von der Poschheider Mühle an, es würde öfters 12 Uhr, bis er das Wasser bekäme. [HStD, Jülich-Berg III, Kellnereirechnung Amt Solingen, 1786/87. Zitiert bei Lunkenheimer S. 100]

Um 1800 wird Johann Abraham Dings auf der Poschheider Mühle genannt. [Lunkenheimer S. 100]


Poschheider Mühle
 
Ca. 1925/1928
Poschheider Mühle
Blick in Richtung Merscheider Straße

Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen



19. Jahrhundert

1807 war Peter Kron Müller in der Poschheider Mühle. [Stadtarchiv Solingen]

Für einen der hier Beschäftigten, den Tagelöhner Luckenhaus von der Poschheider Mühle, endete der bergische Aufstand von 1813 tödlich. Dieser Aufstand hatte sich insbesondere gegen die Konskriptionen Napoleons gerichtet. Luckenhaus war wohl einer der zum Tode verurteilten Aufständischen gewesen. Er wurde am 04.02.1813 von einem französischen Exekutionskommando am Turm der reformierten Kirche in Solingen erschossen. [Rosenthal 2. Bd. S. 252]




Eigentümer Klein

1814 und wohl auch schon 1806 war Johann Clemens Klein Eigentümer der Mühle, ein vielbeschäftigter Mann: Er war außerdem Wirt und Winkelier (Kleinladenbesitzer, Krämer) am Wahnenkamp, wo er auch eine Eisenwarenhandlung betrieb [Bauermann]. Da blieb für die Mühle wenig Zeit, und so suchte er per Zeitungsannonce einen Pächter:


Zeitung (?) vom 9. Oktober 1814
"Verpachtung einer Mahlmühle.

Da es meine ausgebreiteten Geschäfte nicht mehr zulassen, die seit 8 Jahren durch meine eigenen Leute geschehen, meine auf der Poschheide gelegene Mahlmühle vor die Folge zu continuiren, so bin ich gesonnen, solche auf künftigen May unter angenehmen Bedingungen, die bei mir zu vernehmen sind, an einen soliden Mann auf 3-6 Jahre in Pachtung zu geben und ersuche, daß Liebhaber sich bei mir melden wollen.

Wie bekannt, liegt die Mühle auf der starken Lochbach, hat 16 Fuß Fall, ist außer einer Korn- und Weitzen-, so auch Gersten-Mühle mit Back-, Brau- und Wohnhause versehen, das alles in gutem Stande ist; nach Belieben kann vor eine Kuh Ackerland und gutes Graswachs verpachtet werden.

Daß sie übrigens in einer besondern volkreichen Nachbarschaft, an gutem Wege und zu verschiedenen Gewerben geeignet, jetzt auch in einem besonders guten Rufe steht und daß bei ordentlichem Wasser so viel gemahlen werden kann, als in der besten Mühle des Amtes Solingen, ist ebenfalls bekannt."

[Solinger Tageblatt vom 26.05.1939]


Es hat sich ein solider Mann gefunden, denn als Heinrich Krämer, Sohn des zum Scheid wohnenden Müllers Thomas Krämer, 1823 Anna Maria Josepha Köhnen heiratete, war er Pächter der Poschheider Mühle. [Stadtarchiv Solingen]   Anscheinend blieb er es nur noch zwei Jahre, denn Eigentümer Johann Clemens Klein ließ 1828 wieder ein Pachtangebot veröffentlichen, in dem er angibt, die Mühle drei Jahre lang selbst betrieben zu haben:


Beilage zum Solinger Wochenblatt vom 3. September 1828

"Wegen meiner hohen Jahren und dem häuslichen Verkehr meiner Wirthschaft zu Hause, bin ich entschlossen, meine Poschheider Mahlmühle, die ich seit drei Jahren selbst benutzt und früher für 200 Rthlr. Berg. verpfachtet hatte, entweder zu verkaufen, oder auf eine gewisse Zeit zu verpfachten.

Diese Mühle liegt, wie allgemein bekannt ist, in einer volkreichen Gegend, zwischen der Düsseldorfer Chaussee und Merscheider Straße, auf der starken Loch-Bach und hat wenigstens 14 Fuß Wasserfall, mithin eine besonders starke Antriebskraft.

Der Ankäufer kann auch dabei Ackerland, Wiese, Hof und Garten so wie Gebäude, daß er ordentlich wohnen, auch wenn er es verlangt, daß er entweder eine oder zwei Kühe, auch dabei Platz haben, daß er etwa sechs Schweine sowie ein Pferd halten kann.

Die darauf Reflectirende, ersuche ich, sich bey mir zu melden, das Local in Augenschein zu nehmen und die fernere Conditionen vereinigen zu wollen.

Wahnenkamp, Gemeinde Merscheid den 28. August 1828.
Joh. Clemens Klein."


In den nächsten Jahren muss ein Eigentümerwechsel stattgefunden haben, denn 1833 erscheint im Adressbuch Karl (Wilhelm) Linder, Mühlenbesitzer zu Poschheide, der die Mühle wahrscheinlich von Johann Clemens Klein gekauft hat (* 28.10.1797, oo Maria Katharina Pauls, * 25.07.1797, † 1869). [Bauermann]

Ebenfalls um 1833 wird ein Pächter Thomas Krämer genannt, verheiratet mit Christina Otters [Grah], der Vater des vorigen Pächters Heinrich Krämer.




Bremshey

  Nach mehreren nahezu wortgleichen Quellen soll 1847 ein Teil der Poschheider Mühle an Karl Wilhelm Bremshey verpachtet worden sein, der hier eine Schwertschmiede errichtete und die Dampfkraft anlegte. [ST vom 06.12.1941 und vom 20.04.1951 sowie Lunkenheimer S. 102] Lunkenheimer korrigiert den Namen in Caspar Wilhelm Bremshey. In der Bremshey-Festschrift ist dieser Termin nicht erwähnt, und Rosenthal berichtet ein wenig anders:

Caspar Wilhelm Bremshey stammte von Gut Bremshey bei Iserlohn. Er war Schlossermeister und kam auf der Wanderschaft nach Ohligs. Dort heiratete er und erwarb 1857 die Poschheider Mühle. Hier stellte er zur Fabrikation von Kassenschlössern eine Drehbank und eine Fräsmaschine mit Wasserantrieb auf. Aber der Bedarf war gering, und so wollte er den Betrieb auf Bügel für Ledertaschen und Koffer umstellen. Statt dessen ersuchte ihn der Stahlwaren- und Waffenfabrikant Carl Reinhard Kirschbaum um Unterstützung bei einem (zu) großen Auftrag zur Lieferung von Bajonetten, den er 1858 aus England mitgebracht hatte und an dem sich sechs Waffenfabriken beteiligten.

Dies war 1858 Anlass für Bremshey, eine 5-PS-Dampfmaschine aufzustellen, und er nahm die Bearbeitung für die Waffenfabrik Kirschbaum auf. Seine Möglichkeiten reichten aber nicht aus. Daher schaffte er - nach Besichtigung von Waffenfabriken in Sheffield und Leeds - englische Maschinen an und richtete sie zur Herstellung von Bajonettverschlüssen ein. Die anderen Waffenfabrikanten folgten seinem Beispiel. Damit setzte 1859 die Mechanisierung der Solinger Klingenindustrie ein und in der Folge ein Aufschwung dieses Industriezweigs. [Rosenthal 3. Bd. S. 92-97]
 Wozu braucht man eigentlich ein Bajonett?

1862 erwarb Bremshey ein anderes Fabrikgelände und zog um. Erst später widmete sich die Firma Bremshey der Herstellung friedlicher und nützlicher Gebrauchsgüter.



 
Caspar Wilhelm Bremshey
(1826-1899), Fabrikant



Eigentümer Linder und Kortenhaus

1865 ist in der Bürgerrolle Merscheid für das Gebäude Poschheide 662, neu 25, als Eigentümer Karl Wilhelm Linder genannt. Als Bewohner eingetragen ist Jacob Kortenhaus aus Schöller, Müller und Bäcker, mit Frau Maria Carolina Rosendahl und sieben Kindern. Der älteste Sohn Wilhelm (* 23.05.1851) war damals Lehrling. [Grah]

  Derselbe Karl Wilhelm Linder, der 1833 im Adressbuch steht? Unklar ist, ob er die Mühle von Bremshey zurückgekauft oder doch nur verpachtet hatte.

1868 erwarb Jacob Kortenhaus, der zuvor anscheinend Pächter gewesen ist, die Mühle. Eine Inschrift über der Tür zur Mühle erinnert daran: "JAKOB KORTENHAUS KAUFTE DIESE MÜHLE IM JAHRE 1868".



 
2003
Poschheider Mühle,
Türinschrift

Lt. mehreren Quellen kaufte Jakob Kortenhaus (* 15.11.1832, oo Maria Carolina Rosendahl, * 07.01.1832) die Mühle von Robert Kaiser. [ST vom 06.12.1941 und Bauermann sowie Lunkenheimer S. 102]

  Dies trifft offenbar nicht zu:

"Kortenhaus erwarb die Mühle zweifellos von Karl Wilh. Linder, der 1870, 73 jährig, nach dem Tode seiner Frau nach Gerresheim zog." - Robert Kaiser (* 1826) war Winkelier auf der Poschheide 658, neu Nr. 20 im Hause seiner Mutter, der Wittwe Caroline Kaiser geb. Melcher (* 25.09.1797, † 14.03.1867). Ihr gehörte auch Haus 659.

Am 01.12.1868 zog Robert Kaiser von der Poschheider Mühle, wo er als Winkelier und zeitweise als Müller tätig gewesen war, nach Poschheide 658 zurück und führte dort wieder seinen Kleinladen, ebenso der Bruder Gustav Kaiser. "In der Bürgerrolle und im Brandkataster wird als Eigentümer (der Mühle) Karl Wilhelm Linder genannt, nach ihm Jacob Kortenhaus." [Grah]

Zehn Jahre später erbte Wilhelm Kortenhaus, Jakobs Sohn, das Anwesen. [ST vom 06.12.1941]

Ähnlich wie die Schleifer, scheinen auch die Müllerfamilien häufig untereinander geheiratet zu haben. Wilhelm Kortenhaus ehelichte Bertha Küpper, eine Tochter von Hermann Robert Küpper und Amalie Berg, eine Tochter von Johann Abraham Berg, der Müller und Bäcker in der Broßhauser Mühle war.




20. Jahrhundert: Kortenhaus

1918 starb Wilhelm Kortenhaus. Die Mühle ging als ungeteiltes Erbe in den Besitz der Familie Wilhelm Kortenhaus über. Diese gründete zunächst eine offene Handelsgesellschaft. Die Leitung übernahm Paul Kortenhaus; seine jüngeren Brüder unterstützten ihn. [ST vom 06.12.1941 und Bauermann 1963]

Um 1928 ist im "Adressbuch für Ohligs, Solingen, Wald, Gräfrath und Höhscheid" sowohl unter "Mühlen" als auch unter "Futtermittelhandlungen" eingetragen: Gebr. Kortenhaus, Poschheidermühle 25, Fernruf 2551.

Zur gleichen Zeit standen noch drei weitere Mühlen in diesem Verzeichnis:

In den 1930er Jahren wurde umgebaut, aufgebaut und modernisiert:

1933 erneuerte Mühlenbauer May aus Wüstenhof das hölzerne Wasserrad. Es hatte eine Höhe von 11 Fuß. [Lunkenheimer S. 102]  Ernst May war übrigens auch an der Modernisierung der Broßhauser Mühle beteiligt.

1933 entstand auch ein großer Silo, der erste derartige Getreidespeicher im Bergischen Land.

1939 wurde das zunächst als offene Handelsgesellschaft geführte Unternehmen in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt. Was zu dieser Zeit vielleicht noch nicht allgemein üblich war: Für die Belegschaft gab es Sozialräume, d.h. Toiletten, Wasch-, Brause- und Umkleideräume. [ST vom 06.12.1941 und vom 12.07.1942]

"Die Mühle hatte 4 Mahlgänge und einen Walzenstuhl. Nach einem Umbau von 1947 wurde sie modernisiert und erhielt 5 doppelte Walzenstühle. Ein Jahr später wurde eine Wasserturbine von 30 PS eingebaut, die bis 1952 ihren Dienst verrichtete und dann im Zuge der Elektrifizierung weichen mußte." [Lunkenheimer S. 102] 1948 muss für die Firma Kortenhaus von besonderer Bedeutung gewesen sein: Eine Giebelinschrift erinnert auch an dieses Jahr.


Poschheider Mühle
1936   Poschheider Mühle mit dem neuen Silo
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen
 
Poschheider Mühle
1948   Fuhrwerk vor dem Sacklager der Poschheider Mühle. Hier werden gerade leere Säcke abgeladen.
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen



Das Ende

Im Zweiten Weltkrieg waren fast alle großen Mühlen zerstört worden. Beim Wiederaufbau war die Kapazität zu hoch angesetzt worden, während der Brotverbrauch zurückging. Die kleinen Mühlen arbeiteten unrentabel und mussten stillgelegt werden, sofern sie nicht schon früher aufgegeben hatten. [Lunkenheimer S. 102]

1958 stellte auch die Poschheider Mühle aufgrund des Mühlengesetzes vom 27.06.1957 ihren Betrieb ein. Hintergrund dieses Gesetzes war die "Verhinderung einer volkswirtschaftlich unerwünschten Erweiterung der Mühlenkapazität". Der Abbau überschüssiger Kapazität sollte von der Mühlenwirtschaft selbst durchgeführt werden.

1959 wurden in den Gebäuden der Poschheider Mühle Wohnungen eingerichtet.

1961/62 erwarb die Stadt Solingen das Anwesen.

1990 war das gesamte Mühlengelände an eine Holzgroßhandlung vermietet. [Lunkenheimer S. 102]  

2005 werden die Betriebsgebäude von einem technischen Dienstleistungsbetrieb genutzt.


Poschheider Mühle
 
Obergraben der Poschheider Mühle.
Er soll um 1946-1950 zugeschüttet worden sein,
ebenso der dazu gehörende Teich.
An seiner Stelle befindet sich heute ein Tennisplatz.

Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen



Namen

1683/1684   Peter Pabsthaus, Conrad Engels und Peter Schmitt
vor 1739   Peter Paßhaus und Peter Connerts
vor 1739   Heinrich Korte
um 1739   Eheleute Paul Schimmelbusch und Girtraut Paßhaus
1739   Eheleute Conradus Berg und Anna Catharina Baurmann
ab 1739   Eheleute Peter Dings und Anna Girdtraut Kirßbaum
1750   Engel und Tillmann Schmitz
1779   Johann Engel Deus und Johann Peter Dings
1787   Wilhelm Deus
1800   Johann Abraham Dings
1807   Peter Kron
1813   Luckenhaus
1806, 1814, 1828   Johann Clemens Klein
1823   Eheleute Heinrich Krämer und Anna Maria Josepha Köhnen
1833   Eheleute Karl (Wilhelm) Linder und Maria Katharina Pauls
1833   Eheleute Thomas Krämer und Christina Otters
1847, 1857   Caspar Wilhelm Bremshey
1865   Karl Wilhelm Linder
1865, 1868   Eheleute Jakob Kortenhaus und Maria Carolina Rosendahl
1868   Robert Kaiser
1878   Eheleute Wilhelm Kortenhaus und Bertha Küpper
1918   Familie Wilhelm Kortenhaus


Poschheider Mühle
 
2003
Poschheider Mühle


Quellen:
  • Bauermann, Otto: Geschichte der Poschheider Mühle. In: Die Heimat 4/1963, S. 15
  • Clauberg, Solinger Tageblatt vom 17.10.1940 (ST)
  • Grah, Hans: Kotten und Mühlen am Lochbach; Ergänzungen. Stadtarchiv Solingen (1990)
  • Günther, Julius: Die Poschheider Mühle im Lochbachtal. In: Die Heimat 1933, S. 87 und S. 90
  • Hermanns (1925), Hebbuch 1683/84
  • Lunkenheimer (1990) S. 100-102
  • Rosenthal Bd. 2 (1972), 3. Bd. (1975)
  • Solinger Tageblatt vom 26.05.1939, v. 06.12.1941, v. 12.07.1942, v. 20.04.1951 (ST)
  • Stadtarchiv Solingen, 0-4-Kotten
  • Stadtverwaltung und Verkehrsverein Ohligs (um 1928), Adressbuch

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