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LageDie Hackhauser Mühle lag unmittelbar nordwestlich neben der alten, 1887 abgebrannten Wasserburg Hackhausen am Viehbach, so wie sie Ploennies in seiner Karte von 1715 als "mühl" eingezeichnet hat. Das später am gleichen Ort wieder aufgebaute Schloss Hackhausen befindet sich an der östlichen Seite der Bonner Straße (L 288) zwischen Solingen-Ohligs und Solingen-Landwehr. |
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Detail aus der Ploennies-Karte des Amtes Solingen von 1715 8 Krüdersheider Mühle 7 Hackhauser Mühle 6 Hasselskotten 5 Barler Kotten |
Geschichte und Eigentümer
Über die Entstehung der Hackhauser Mühle fehlen Informationen. Erste Hinweise - in einem Walder Taufregister - stammen aus dem Jahr 1639. Damals war sie also schon in Betrieb.
Peter Daniel Hammerstein war einer der Müller und Pächter der Hackhauser Mühle. Er und seine Familie begegnen uns auffallend oft in verschiedenen Mühlen im Solinger und Haaner Raum. 1776 wurde er in der Scheider Mühle am Lochbach geboren und ertrank 80 Jahre später im Teich "am Börkhaus" in Aufderhöhe. Ob es ein Unfall war oder ein Freitod, darüber lässt sich spekulieren. Peter Daniel muss ein aufregendes Leben geführt haben und scheint nie wirklich zur Ruhe gekommen zu sein. Mit seiner dritten Frau und sieben Kinder ist er in die USA ausgewandert und wieder zurückgekehrt und wechselte auch dann in der Heimat immer wieder den Wohnort. (Mehr über Familie Hammerstein im Artikel von Hans Brangs.)
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Die Heimat, 7. Jg. 1931, Nr. 24, S. 93 f
Die Hackhauser Mühleund der Mahlzwang der Bewohner der umliegenden Honschaften(1704-1747) Von Julius Günther
"[...] Aus dem Mühlenbetrieb erwuchs [...] ein Streit, der die Bevölkerung der Umgebung in Unruhe versetzt hat und sogar das frühere Reichskammergericht in Wetzlar beschäftigte.
Aber 40 Jahre später wird dieser Fall des Mühlenzwanges erneut und auch beim Reichskammergericht in Wetzlar verhandelt. Im Jahre 1747 schreibt der Anwalt des Freiherrn von Kessel zu Hackhausen folgendes: Der Anwalt der vier bemerkten Honschaften findet sich höchst gemüßigt, Angaben zu machen, die gegenteilig sind gegen ein Urteil, das vor 40 Jahren bei dem Jülich und Bergischen Hof- und Geheimen Rat erfolgte. Danach sollten die Prozeßführenden durchaus gezwungen sein, ihr Getreide in der Hackhauser Mühle mahlen zu lassen.
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Die Heimat, 25. Jg. 1959, S. 11
"Für Mahlgäste liegt sie ungelegen" Zur Geschichte der Hackhauser MühleVon Otto Bauermann
"Ueber die Geschichte der Mühle zu Hackhausen ist nur wenig bekannt. Julius Günther berichtete an dieser Stelle über den Mahlzwang der Bewohner der umliegenden Honschaften [1], über die Entstehung der Mühle und ihre Pächter liegen bisher aber keine Veröffentlichungen vor.
"Zwei hintereinander liegende oberschlägige Wasserräder, bei denen das Wasser nicht von einem Rad auf das andere fällt. Von einem Wasserrad werden ein Mahlgang für Weizen und ein Mahlgang für Gerste und Graupen und beide Mahlgänge für Roggen getrieben, von dem zweiten Wasserrad werden 2 Mahlgänge für Roggen betrieben. Die Mahlgänge des ersten Wasserrades sind Wechselwerke, und die beiden Mahlgänge für Roggen ebenfalls; sie können niemals zusammen betrieben werden. Es kann einer von den vier Mahlgängen täglich in Betrieb gesetzt werden. Die übrigen müßten aber dann in gewöhnlichen Jahren im Mai schon wieder aufhören, und vom Monat November kann ein zweiter Gang zuweilen benutzt werden." |
Die jeweiligen Pächter hatten zu der Veranlagung eine Erklärung abzugeben. Der damalige Pächter Karl Hammerstein gab damals zu Protokoll:
»Die dem Königl. Kammerherr und Landrath Herr Grafen von dem Bussche-Kessel zugehörige oberschlägigen Mühlen, nehmlich: |
Bis zu dieser Zeit war Karl Hammerstein Müller in der Hackhauser Mühle geblieben. Er hatte die Brucher Mühle im Ittertal erbaut und verzog nach dort. Sein Nachfolger war der Müller Friedrich Wilhelm Klophaus, * um 1812, der mit Catharina Zilles, * um 1797, verheiratet war."
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Friedrich Wilhelm Julius Graf von dem Bussche-Ippenburg gen. Kessel, Landrat (1805-1861) |
Die Heimat, 27. Jg. 1961, Nr. 3
Die Hackhauser Mühle [1] Hans Brangs sammelte Nachrichten über die alte Mahlmühle am Viehbach
"Auf der bekannten Karte von Plönnies aus dem Jahre 1715 sind in der Nähe des früheren festen Hauses Hackhausen drei vom Wasser des Viehbachs [2] angetriebene Anlagen verzeichnet: Unmittelbar neben dem Schlosse liegt eine Getreidemühle, oberhalb ein Hammerwerk und unterhalb ein Schleifkotten. Wenn man diese Tatsachen niemals außer acht gelassen hätte, so brauchten eine Reihe von Irrtümern, unrichtigen Behauptungen und Darstellungen nicht richtiggestellt zu werden."
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Plan I: Der "hochadelige Rittersitz" Hackhausen um 1772 Zeichnung: Hans Brangs (1960) |
A. Die Pfert B. Die Brücke C. Die Thüre D. Daß Vor Hauß E. Der Pferdt stall F. ein Gärtgen G. Die Mahl Mühl H. Der Eingang unten in die Mühl K. eine Thüre, welche vor alters durch die Haupt Mauer gebroch. L. Remisen M. Stallungen N. Scheuren O. Der Mühlen Teig P. Der Fluß nach der Mühle Q. Der Dam R. Hauß Weyer I. Des Müllers Wohn Hauß |
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War es eine Bannmühle?
Plan I ist zweifellos die Zeichnung, die den älteren Zustand von Hackhausen bis zum Jahre 1772, d.h. also die Oertlichkeit vor dem Um- bzw. Neubau, wiedergibt. Ursprünglich ist die Mühle sicherlich nur durch das zur Burg führende starke Tor "die Pfort" (A) zu erreichen gewesen; aber schon im Jahre 1772 waren zwei Aus- bzw. Zugänge vorhanden, die unmittelbar aus der Mühle die Verbindung nach draußen ermöglichten, und zwar 1. "der Eingang unten in die Mühl" (H) und 2. "eine Tür, welche vor alters durch die Haupt Mauer gebroch(en) war (K).
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Plan II: Die Mühle zu Hackhausen und Umgebung nach dem Umbau von Haus Hackhausen im Jahre 1772 Zeichnung: Hans Brangs (1960) |
Die nachstehenden Erläuterungen sind einem größeren Plan aus der gleichen Zeit entnommen:
"A. Daß hochad. Licht Rittersitz. B. Brücken. C. Vorhoff. D. Daß Viehhau. F. Stallungen. G. Pforte. I. Müllers Wohnung. K. Pferdstall. L. Die Mühle. M. Blumen, Gärtgen. N. Der Haußgraben. S. Schaffstall. s. Kutschen schopen. ss. Müllers Pferdt und Kühestall. y. Die mühle Bach oben und unter der mühlen, wie auch im Vorhoff die pferds drencke." |
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Gegen die Gültigkeit dieser von Brangs dargestellten Pläne meldet Ludwig Lunkenheimer folgende Einwände an:
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Zeichnung: Ludwig Lunkenheimer, nach der Urkarte von 1829 |
Weiter mit Hans Brangs:
"Die Frage, ob die Mühle zu Hackhausen eine Bannmühle, d.h. mit einem besonderen Zwange zur alleinigen Benutzung für die Bewohner eines bestimmten Bezirks ausgestattet war, ist verschieden beantwortet worden. Eigentümlicherweise konnten, wie aus verschiedenen Teilungsbriefen aus dem 17. und 18. Jahrhundert hervorgeht, die Müller zu Hackhausen von gewissen Hofeingesessenen der Hofschaft Dahl, falls die Arbeiten nicht von den Berechtigten selbst verrichtet wurden, keine Mahlgebühr, sondern nur die Erstattung des Mahllohnes verlangen.
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Wer waren die Müller?
Wenn auch erst im Jahre 1639 von einem Müller zu Hackhausen die Rede ist, so kann es keinem Zweifel unterliegen, daß die Mühle schon weit vorher bestanden hat. Im Taufbuch der reformierten Gemeinde Wald wird am 1.9.1639 als Taufzeugin "Trin, lüdgen Müllers fr(au) zu Hackhaus" genannt.
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Der große Brand 1886
Zu seiner Zeit war in Hackhausen auch der Bäcker Johann Wilhelm Wortmann tätig; er stammte aus Vieringhausen und wurde dort am 21.1.1786 als Sohn der Eheleute Fuhrmann Jacob Wortmann und Maria Catharina Engels geboren. In Höhscheid heiratete er am 8.2.1815 die Louisa Hölterhoff, geboren am 3.1.1797 als Tochter der auf dem Katternberg wohnenden Eheleute Gabelmacher Johann Peter Hölterhoff und Maria Catharina Berns.
Die Mühle zu Hackhausen ist nicht um die Jahrhundertwende stillgelegt und dann zu einem Schleifkotten umgebaut worden [1], sondern sie wurde schon weit früher, im Jahre 1886, ein Jahr vor dem großen Brand zu Hackhausen, ein Raub der Flammen. Ueber das bedeutende Schadenfeuer berichtet eine Tageszeitung [11]
Dem Bericht einer anderen Tageszeitung [12] ist noch zu entnehmen, daß damals als Ökonom zu Hackhausen ein Mann namens Lippkes tätig war und daß der gräfliche Rentmeister sich zur Zeit des Brandes "zum Begräbnis seiner entfernt wohnenden Mutter" begeben hatte; es ist der Verwalter, durch dessen Brandstiftung im Jahre 1887 Schloß Hackhausen in Schutt und Asche sinkt.
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Das EndeDie Mühle fiel 1886, wie Brangs schreibt, der Brandstiftung des Verwalters zum Opfer und wurde nicht wieder aufgebaut. Über die Hintergründe ließe sich spekulieren. Ein Racheakt? Womöglich ein Versicherungsbetrug? Im Jahr darauf hat auch der "isolierende Wassergraben" dem Schloss nicht helfen können: Es brannte 1887 ebenfalls ab.Hier ist der zweite Zeitungsartikel zum Brand im Wortlaut: |
Bergische Zeitung vom 10. April 1886
Ohligs, 7. April. Auf dem etwa 20 Minuten von hier entfernten Schlosse Hackhausen, einer dem Grafen von Bussche-Kessel zu Ippenburg gehörigen Besitzung brach bald nach Mitternacht Feuer aus. Als die Freiw. Feuerwehr von Ohligs anlangte, hatte der Brand sich schon mit rapider Schnelligkeit über die sämtlichen, den geräumigen Schloßhof umgebenden Wirtschaftsgebäude verbreitet, welche denn auch nebst der von dem Müller und Oekonomen Herrn Lippkes bewohnten Getreidemühle sämtlich in Asche gelegt wurden. Nur das durch einen Wassergraben isolierte Schloß selbst blieb erhalten.
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Namen1639 Trin, lüdgen Müllers frau zu Hackhaus1676 Wilhelm Kolck 1707 Freifrau von Kessel (wahrscheinlich die Witwe des Everhard Friedrich Alexander von Bottlenberg, genannt Kessel, Sophie Dorothea von Calcum genannt Lohausen) 1747 Freiherr von Kessel 1775 Eheleute Adolph Bores und Maria Elisabeth Hausmann 1775 Eheleute Johann Abraham Probst und Anna Christina Rommelskirchen 1779 Eheleute Theodor Gülicher und Maria Christina Feldmann 1781 Eheleute Peter Jacob Schüller und Anna Margaretha Busch 1801 Freiherr von dem Bussche-Ippenburg 1801 Eheleute Peter Daniel Hammerstein und Anna Christina Bennert (Bennertz) 1808-1824 Peter Daniel Hammerstein 1820-1845 Karl Wilhelm Hammerstein 1826-1843 Eheleute Karl Wilhelm Hammerstein und Margarethe Steinberg 1828 Karl Hammerstein 1836 Peter Krey und Christina Ermanns 1840 Freiherr Georg Eberhard Klamor Friedrich von dem Bussche-Ippenburg, preußischer Hauptmann 1845 Königl. Kammerherr und Landrath Graf von dem Bussche-Kessel (wahrsch. Friedrich Wilhelm Julius Graf von dem Bussche-Ippenburg gen. Kessel, 1805-1861, Landrat) 1846 Eheleute Friedrich Wilhelm Klophaus und Catharina Zilles 1866 Eheleute Friedrich Tillmanns und Sibilla Haastert 1870 Eheleute Julius Hill und Lisette Eßler 1884 Brüder Wilhelm und Robert Vogelskamp 1886 Lippkes (Verwalter) ? Johann Wilhelm Wortmann |
Quellen:
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