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1903 Scheider Mühle, vorn rechts der Mühlenteich. An der Stelle des großen Fachwerkgebäudes rechts befindet sich heute eine Gästeterrasse. Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
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- Lage - Geschichte und Eigentümer - Eigentümer Mumm und Paffrath - Eigentümer Nacken - Eigentümer Dorp - Eigentümer Haarmann - Die Gaststätte - Was sonst noch geschah |
Lage
In Solingen-Wald, im Dültgenstal am Lochbach, oberhalb von Dorpskotten, liegt in der Nähe des Gutes Mummenscheid die Scheider Mühle am Scheider Mühlenweg 2. An der Zeppelinstraße weist ein Hinweisschild zu diesem traditionsreichen Restaurant mit Party-Scheune und Minigolfanlage.
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Geschichte und EigentümerLt. Taufbuch der reformierten Gemeinde in Wald wird am 04.08.1640 Henrich getauft, der Sohn von Jan vom Rosenkampf, Müller zum Scheid. "Hier finden wir zum ersten Male einen 'Müller zum Scheidt'. Dabei dürfte es sich um den damaligen Inhaber der Scheidermühle handeln. [Günther, ST vom 25.07.1936] |
Eigentümer Mumm und Paffrath
10 Jahre später: "Nach dem Tode des Christoph von Bauer 1650 erbte sein dritter Sohn Friedrich von Bauer, der Generalleutnant, u.a. das Scheider Gut und die Mühle. Friedrich starb schon 1667 und hinterließ aus erster Ehe vier Töchter, von denen die dritte, Margaretha Clara, den aus Geldern stammenden katholischen Friedrich Anton v. Mumm heiratete. Von dem Scheider Gut und der Mühle erbte jede Tochter ein Viertel. [...] Um 1690 war Mummenscheid einschließlich der Mühle etwas über 80 Morgen groß."
[Rosenthal 1. Bd. S. 59]
1701 musste Anton von Mumm "die Scheidermühle an die Eheleute Adolf Wennemar von Bottlenberg, gen. Kessel, die Besitzer von Caspersbroich, verkaufen. Hierbei behielt sich von Mumm nur vor, daß er auf der Mühle zwölf Jahre lang ohne Molter (Mahllohn) mahlen lassen dürfe. [...] Zur Mühle gehörten etwa 20 Morgen Land, einige besonders gekennzeichnete Eichen und ein Teil des »Hagscheids«, d. i. offenbar Buschwerk."
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Um 1900 (?) Scheider Mühle Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
Eigentümer Nacken
Im August 1799 werden die Brüder Nacken als Besitzer der Scheider Mühle genannt [Haupt-Staatsarchiv Düsseldorf, Jülich-Berg III, Hofkammer Nr. 1236; zitiert bei Lunkenheimer S. 85]
"Diese drei Gruben Nr. 4, 5, 6 gehören
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Eigentümer Dorp
Um 1830 heiratete Anna Catharina Ehlenbeck verwitwete Nacken erneut, diesmal einen um neun Jahre jüngeren Mann: Peter Wilhelm Dorp (* 17.12.1800, † 1877). [ST vom 25.07.1936 (tz.)]
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Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 30.Juli 1851
"Der Mühlenbesitzer Herr Wilhelm Dorp an der Scheidermühle beabsichtigt, seinen oberhalb derselben gelegenen Sammelteich um ca. 120 Ruthen zu vergrößern, ohne die Stauhöhe hierbei einer Abänderung zu unterwerfen. - Indem ich dieses zur Kenntniß der angrenzenden Grundbesitzer und Eigenthümer von Wasserwerken bringe, bemerke ich gleichzeitig, daß Einwendungen hiergegen in der gesetzlichen Frist von vier Wochen auf dem hiesigen Amts-Lokale zu machen sind, wo auch der Plan nebst Beschreibung eingesehen werden kann.
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1853 wird die Mühle in der "Nachweisung" desselben Bürgermeisters von Wald über die im Walder Bezirk vorhandenen "Wasserbetriebswerke" mit folgenden Angaben aufgeführt:
Besitzer: Wilhelm Dorp. Wassermühle mit einem oberschlächtigen Wasserrad, 17 Fuß Gefälle. 3 Mahlgänge zum Fruchtmahlen und eine Graupenmühle. Ueber das Alter der Scheidermühle sind verschiedene unbestimmte Angaben gemacht. Sie soll 300 bis 400 Jahre alt sein. Wehr ist vorhanden. Höhe über dem Fachbaum 4 1/2 Fuß. Oberhalb ist im Jahre 1846 ein Pegel gesetzt; unterhalb nicht. [Günther S. 103] Die über Peter Wilhelm Dorp überlieferten Erzählungen und Anekdoten vermitteln etwas Lokal-Kolorit und geben einen kleinen Einblick in den damaligen Alltag und das unsentimentale Gemüt eines volkstümlichen Gutsbesitzers und angeblichen "Pferdefreundes": |
Der Dorps Pitter Kawellem von der Scheidermühle.
"[...] Unter diesen [Mühlenbesitzern] spielte Peter Wilhelm Dorp, im Volksmund der Dorps "Pitter Kawellem" genannt, eine besondere Rolle. Von ihm, der von 1800 bis 1877 lebte, wissen die alten Leute im Lochbachtal gar manches zu erzählen. Er heiratete um 1830 die junge, kinderlose Witwe von Abr. Nacken, die Besitzerin der Scheidermühle, und stieg dadurch zum wohlhabenden Guts- und Mühlenbesitzer empor.
Der Pitter Kawellem hatte ständig weit über hundert Tauben der verschiedensten Rassen. Die Kleinenberger und Büschberger Buben machten ihn oft um die eine oder andere Taube ärmer, und zwar auf folgende Weise: sie gingen zu ihm und kohlten ihm vor: »Saht, bei üren Duwen es er ein van d'n ussen.« »Dann klemmt onger de Hahnhöülter und hollt se öch«, war die Antwort. Das ließen sich die Burschen nicht zweimal sagen und suchten sich eine schwere Taube vom Pitter Kawellem aus, die bald danach in einem Kleinenberger oder Büschberger 'Pännchen' lag.
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Sommer 2004 Das Restaurant Scheidermühle |
Im Juni 1853 heiratete der Sohn von Peter Wilhelm Dorp, der Müller Carl Wilhelm Dorp zu Scheider Mühle, Emilie Knyn von Henshaus. "Das Brautpaar übergab dem Walder Pfarrer Hingmann zur Verteilung an die Armen 20 Taler und für die Mission 5 Taler; sie unterließen dafür den sonst üblichen 'Hilling' (eine Art 'Polterabend')". [Bergisches Volksblatt vom 24. Juni 1953; zit. bei Lunkenheimer S. 85]
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Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 24. Dezember 1853
"Es ist in hiesiger Gegend das Gerücht verbreitet: als sei bei dem Bäcker und Müller Herrn Wilhelm Dorp an der Scheidermühle Seitens der Polizeibehörde das Brod bei Revision des Gewichtes zu leicht befunden und confiszirt worden. Dieses Gerücht ist vollständig unwahr, ich bezeichne hiermit den Verbreiter desselben als einen feigen Verläumder, welcher den Lohn für seine Nichtswürdigkeit im eigenen Bewußtsein seiner schlechten Handlungsweise finden mag, wenn es nicht möglich sein sollte, denselben zu ermitteln und zur Bestrafung anzuzeigen.
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Wahr oder unwahr? - Nach dem Tod von Peter Wilhelm Dorp im Jahre 1877 betrieb sein Sohn Carl Wilhelm Dorp die Mühle bis 1889. [Lunkenheimer S. 85] |
Eigentümer Haarmann
1889 erwarben Georg Haarmann und seine Frau Maria geb. Stöter [nicht: Stöcker] die Scheider Mühle zum Kaufpreis von 36 000 Mark [nicht 3600; Druckfehler bei Lunkenheimer].
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Die Gaststätte
1901 gliederte Haarmann seinen Gut eine Gaststätte an. [Rheinische Landeszeitung vom 19.04.1939] Seither ist die Scheider Mühle ein beliebtes Ausflugslokal. Als Logiergäste betreute das Ehepaar Haarmann ledige Lehrer und städtische Angestellte.
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Anzeige, Bergische Heimat 8/1928 |
So warb man 1928:
"Ausflugsort Scheidermühle bei Wald im Lochbachtal. Idyllischer Familienaufenthalt. Täglich große Kaffeerestauration mit prima Zutaten. Großer Saal für Schul- und Vereinsausflüge. Separate Gesellschaftszimmer für kleinere Feiern. Schattige Gartenanlagen und großer Gondelteich. - Das ganze Jahr geöffnet. - Georg Haarmann" |
Was sonst noch geschahAbsturzDieses Foto mit der dampfenden Lokomotive im Hintergrund, etwa von 1910, trägt die Aufschrift: "Beim Bau der Zeppelinstraße stürzte die Lokomotive vom Damm und wurde in der Mühle repariert. Danach gab's ein Erinnerungsfoto." |
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Ca. 1910 Scheider Mühle Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
Jubiläum1939 war die Goldene Hochzeit des Ehepaares Haarmann ein in der örtlichen Presse sehr beachtetes Ereignis: |
Rheinische Landeszeitung vom 19. April 1939
Jubelfest auf "Scheidermühle"Goldene Hochzeit Georg Haarmann und Frau50jähriges Besitzjubiläum
"Der 24. April ist für die Scheidermühle, dem so beliebten Ausflugsort im Lochbachtal, ein großer Feiertag. Denn an diesem Tage kann der Besitzer Georg Haarmann mit seiner Frau Maria geb. Stöter, nicht nur das Fest der goldenen Hochzeit begehen, sondern auch noch das Fest der 50jährigen Verbundenheit mit dem bergischen Boden.
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1941 erwähnt die Rheinische Landeszeitung in einem Artikel das "R.R.-Lehrlingsheim Scheidtermühle" der Firma Rudolf Rautenbach, das sich damals auf diesem Anwesen befunden haben muss. [RLZ v. 24.04.1941]
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FeuerOb die Scheider Mühle früher im Verlauf ihrer langen Geschichte von Unglücksfällen heimgesucht wurde, ist mir nicht bekannt. 1999 jedoch passierte es. Das Solinger Tageblatt berichtete: |
Solinger Tageblatt vom 3. September 1999
Großbrand in Scheider MühleGestern, kurz vor 18 Uhr:Millionenschaden durch Großfeuer in der Scheider Mühle. Keine Verletzten, Ursache noch ungeklärt. "(hpm) Noch vorgestern wurde in der schmuck hergerichteten Scheune eine Hochzeit gefeiert, und für heute stand ein weiteres großes Fest an. Doch die Feier-Scheune wurde innerhalb weniger Augenblicke zur Feuer-Scheune - brannte nahezu bis auf die Grundmauern nieder. Und nicht nur die Scheune des unter Denkmalschutz stehenden Fachwerk-Ensembles der Scheider Mühle wurde ein Raub der Flammen: Zwei angrenzende, als Lager genutzte Gebäude, darunter das älteste aus dem Jahre 1640, brannten ebenso. Die genaue Schadenshöhe ist noch nicht abzusehen, dürfte sich nach Schätzungen von Feuerwehr und Polizei jenseits der Millionengrenze bewegen. [...] Meterhohe Flammen schossen in den Himmel, schlugen auf ein halbes Dutzend Linden und Kastanien am Scheider Mühlenweg über. [...]" |
Aber das ist lange her, und in der Party-Scheune von Inhaber Maicher kann wieder gefeiert werden (Stand 2004). |
Quellen:
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