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Die Solinger Familien Mumm

Auf der Suche nach meiner Ahnin Maria Mumm, die wahrscheinlich um 1711 Caspar Theegarten geheiratet hat, ist mir der bekannte Solinger Familienname Mumm in verschiedenen Veröffentlichungen immer wieder begegnet.

Wie an vielen anderen Stellen in der (regionalen) Geschichtsschreibung und Genealogie findet man auch hier bei den einzelnen Autoren ganz unterschiedliche Daten, Behauptungen und Zuschreibungen. So haben wir ein weiteres aufschlussreiches und teils kurioses Beispiel vor uns, wie vorsichtig man als Familienforscher mit seinen (Sekundär-)Quellen umgehen sollte. Einige Varianten seien hier vorgestellt - unabhängig vom Wahrheitsgehalt der jeweiligen Aussagen, den ich dahingestellt sein lasse.

Nach Albert Weyersberg (1928) gibt es zwei Solinger Familien dieses Namens, die gar nichts miteinander zu tun haben:

1.   die ursprünglich aus Schwarzenstein bei Wesel stammende adelige Familie Mumm (Friedrich Anton Mum, herzoglicher Obervogt der drei geschlossenen Solinger Handwerke) und

2.   die Solinger Schwertschmiede- und Kaufmannsfamilie Mumm (Peter Arnold Mumm, Solinger Klingenkaufmann und Weinhändler. Aus dieser Quelle stammt der bekannte Mumm-Sekt.)

Dies scheint eine klare Aussage zu sein. Aber bei Richard Wilms klingt es 1929 etwas anders, denn die Klingenkaufleute waren inzwischen in den Adelsstand erhoben worden:

Mummen-Scheidt "...ist das jetzige Besitztum Knapp. Der Name dieses Gehöftes entstammt einem früheren Besitzer desselben, von dem man folgendes zu erzählen weiß: Die alten Mumm's gehörten schon in frühester Zeit zu den angesehensten Klingenkaufleuten der hiesigen Gegend. Ihre Geschäftsverbindungen reichten bis nach Frankfurt und dem Rhein hinunter bis nach Holland.

Auf Grund ihrer außerordentlichen kaufmännischen Fähigkeiten gelangten die Mumm's zu einem enormen Reichtum. Bald aber, nachdem sich ihre Geschäftsverbindungen weiter ausdehnten, verlegten sie ihren Sitz nach Frankfurt. Auch sollen die Mumm's beträchtliche Summen Geld für wohltätige Zwecke gestiftet haben und später in den Adelsstand erhoben worden sein. (Der Name hieß, wenn ich nicht irre, von Mumm zu Schwarzenstein.) Späterhin ist auch ein Teil der Familie nach der bekannten französischen Sekt-Stadt 'Eperney' verzogen."

[Richard Wilms, Bergische Heimatblätter 19/1929 S. 23]


Lunkenheimer erwähnt im Zusammenhang mit der am Lochbach gelegenen Scheider Mühle den "Obervogt der drei geschlossenen Solinger Handwerke, Friedrich Anton Mum, der dem niederrheinischen Geschlecht der Mumm zu Schwarzenstein angehörte":

"Das Gut Mummenscheid bei Wald und die Scheider Mühle im Lochbachtal waren früher Teil des ehemaligen freiadeligen Gutes Scheid bei Wald. Mummenscheid erhielt seinen Namen nach Friedrich Anton von Mum, der mit seiner Ehefrau Margaretha Clara von Bawyr (Bauer) von Caspersbroich am 26. Mai 1690 einen Teil des Gutes Scheid kaufte. [Lunkenheimer S. 81]


Rosenthal hingegen bestreitet entschieden eine Verwandtschaft des F.A. Mumm mit dem Freiherrn Mumm von Schwarzenstein:

"F.A. von Mumm ist nicht verwandt gewesen mit den Freiherrn Mumm von Schwarzenstein. Albert Weyersberg hat sich redlich bemüht, dies richtigzustellen. Diese Familienverwechslung scheint unter laienhaften Ahnenforschern unausrottbar zu sein." [Rosenthal 1. Bd. S. 60]


Aber Weyersberg schreibt doch: "Fr. Anton von Mum, der ein Glied des niederrheinischen Geschlechts der Mumm von Schwarzenstein war..." Er betont allerdings, dass Mummenscheid seinen Namen nicht von der Solinger Schwertschmiede- und Kaufmannsfamilie habe. Rosenthal scheint F.A. von Mum mit dem Klingenkaufmann P.A. Mumm zu verwechseln.

Anders die Mummstraße in "Alt-Solingen": Sie habe ihren Namen von dem Solinger Schwertschmiede-Geschlecht Mumm, war am 31.12.1944 in der Rheinischen Landeszeitung (ECES) zu lesen.


Mummstraße
 
2010   Kölner Straße /
Mummstraße
in Solingen




In seiner 1926 erschienenen Abhandlung "Solinger Schwertschmiede des 16. und 17. Jahrhunderts und ihre Erzeugnisse" führt Albert Weyersberg einige (unsortierte) Daten aus der Geschichte der Schwertschmiedefamilien Mumm auf:


  • Johann Múm zu Crauhausen im Kirchspiel Wald ließ 1639 einen Sohn Wilhelm und 1642 einen Sohn Henrich taufen.

  • Akten des Reichskammergerichts Wetzlar (jetzt Düsseldorf) nennen 1606 und 1617 Hans Momm als Sechsmann.

  • In den Jahren 1641/43 war ein Johann (Jan, Hans) Moum Ratmann der Schwertschmiede; um dieselbe Zeit lebte ferner ein Schwertschmied Christoffel Moum (Momm), der im Alter von 50 Jahren am 3. Januar 1679 am Newenhaus starb.

  • 1649 ist von einem Jan Momm, 1660 von Jan Mom dem Jüngeren und Jan Mom Stoffels Sohn, 1661 von Wilm Mom die Rede.

  • 1700 war ein Jan Mom 64 Jahre alt - geboren 1636.

  • Der Name Moum (Mom, Mohm) war damals im Bezirk der Solinger Klingenherstellung recht verbreitet. In städtischen Papieren trift man ihn freilich erst gegen Ende des 17. Jahrhhunderts an.

  • 1672 wohnte ein Heinrich Moum, dessen Söhne Peter und Johannes hießen, in der Külf,

  • 1685 ein Johann Mohm zu Eigen.

  • Im Jahre 1715 ließ Johann Mohm am Neuenhaus verschiedene Zeichen eintragen, die früher von seinem Großvater Johann zu Eigen benutzt worden waren, unter anderen das K, den Löwenfuß, den Kratzhaken, den Reiter zu Pferde 1) in verschiedenen Darstellungen und die Distelblume.

  • Peter Mumm, der 1716 als Solinger Bürger vereidet wurde, war der älteste Sohn des gleichnamigen, für 1736/37 und 1737/38 gewählten Bürgermeisters und gleich diesem Klingenkaufmann. Er wohnte zu Cannenclauberg und 1748 auf dem Höhscheider Hof, wo er 1775 starb.

    Seine Nachkommen, z.B. sein Sohn Peter Arnold Mumm, † Solingen 1797, trieben neben dem Klingengeschäft auch Weinhandel; sie siedelten nach u. nach von Solingen nach Köln (1761) u. Frankfurt a.M. (1772) über, wo die Weinfirma Peter Arnold Mumm weit über ein Jahrhundert in großem Ansehen stand.

  • Der Name des 1805 in Frankfurt a.M. durch den am 6.4. geborenen und am 13.4.1774 zu Soingen getauften Johann Wilhelm Mumm, einen Sohn des Peter Arnold, gegründeten Bankhauses Wilhelm Mumm u. Co., wurde 1858 [...] in A. Mumm u.Co. geändert.

    Das 1805 gegründete Bankhaus [...] besteht [1926] noch.

  • Auch die Champagner-Mumm in Reims, der Frankfurter Oberbürgermeister Dr. jur. Daniel Heinrich Mumm von Schwarzenstein, † 1890 und der ehemalige deutsche Botschafter in Tokio, Dr. Philipp Alfons Freiherr von Mumm, † 1924 gehören zu den Nachkommen.

    Im Jahre 1873 wurden diese geadelt und erhielten die königliche Genehmigung sich Mumm von Schwarzenstein zu nennen. (Gothaische Geneal. Taschenbücher.)

  •   ... waren aber nach Überzeugung von Weyersberg mit der Familie Mumm von Schwarzenstein nicht verwandt.

  • Der königl. preußische Adelsbrief für die Frankfurter und die Kölner Mumm, die Nachkommen des 1797 zu Solingen verstorbenen Handelsherrn Peter Arnold Mumm, soll laut dem Bergischen Geschlechterbuch 1. B. (Görlitz 1913) S. 338 und 2. B. (Görlitz 1922) S. 329 u. 337 am 16. März 1874 erteilt worden sein, während die Kölnische Zeitung schon unter'm 10. Juni 1873 die Mitteilung von der Erhebung des Kgl. dänischen Konsuls und Chefs des Großhandelshauses J.G.H. Mumm und des Oberbürgermeisters Dr. H. Mumm zu Frankfurt a.M. in den Adelsstand verzeichnet.

[Weyersberg 1926 S. 31 f, 47, 65]
1) Auf die Klage des Hans Momm ergingen am 1.2.1637 und 4.7.1659 obervogtliche Verbote, Momms Zeichen, den Reiter, nachzuätzen (Staatsarchiv Wetzlar) (jetzt Düsseldorf), S. 2308/7835).

JM
 
Dieses Reiterzeichen auf einem Degen aus der Zeit um 1600 gehörte zunächst Wilhelm Tesche, später Johann Mohm zu Eigen.  
JM
 
In einen um 1630 gefertigten Degen eingeschlagene Marke, die Johannes Mumm zugeschrieben wird.  
JM
 
Ein weiteres Zeichen von "Moum, Johannis: Kranz.
Sechsmann 1606 u. 1617."
 

Zwei Jahre später berichtet Albert Weyersberg weiter über die Familien Mumm und die Wirrungen der Familienforschung. Seinen 1928 in "Die Heimat" erschienenen Beitrag "Mumm, von Mumm" leitet er mit folgenden Worten ein:

"Kaum etwas hält schwerer, als geschichtliche Irrtümer, die sich im Volksmund festgesetzt haben, zum Verschwinden zu bringen.

Ein solcher Irrtum ist die immer noch nicht erloschene Ansicht, der Hof Mummenscheid bei Wald trage seinen Namen von einem Angehörigen der alten Solinger Schwertschmiedefamilie Mumm (Mum, Mumm, Muhm, Mohn, Mom, Momme, Moum), eine Ansicht, an der neben Anton Fahne und anderen in erster Linie Eduard Porschke durch seine Beiträge zur Geschichte des frühen Amtes Solingen - Solingen 1890 Heft 1 S. 48/49 - im blinden Vertrauen auf Fahnes Angaben die Schuld trägt." [Weyersberg 1928 S. 6]


Anton Fahne, der über die Familie Mumm oder Mom ein dreibändiges Werk verfasst hat, ordnet Mummenscheid aber in Übereinstimmung mit Weyersberg dem oben schon erwähnten "Friedrich Anton Mum von Schwarzenstein" zu. [Fahne S. 428 ff]

Im Solinger Stadtarchiv befindet sich unter anderem ein Auszug aus dem Stammbaum der Familie Mumm von Schwarzenstein, zusammengestellt von Karl Kiefer im Jahr 1909 "auf Grund der Standesamtsbücher zu Frankfurt am Main, des uradligen Taschenbuchs und Angaben der Familie", der sich auch auf A. Fahne beruft [Urk. Buch, Denkm. und Ahnentafeln des Geschlechts Momm oder Mumm]. Darin erscheinen Peter Mumm, Bürgermeister von Solingen, und dessen Söhne, die Klingen-Kaufleute Peter, Joh. Reinhard und Wilhelm Mumm, letzterer am 02.03.1752 "bei Reissholz" ermordet.

Diese ordnet Weyersberg nicht den Schwarzenstein zu, sondern der Solinger Kaufmannsfamilie, ebenso Karl Klockenhoff, Autor des Artikels "Wo wurde der Kaufmann Mumm 1751 überfallen?" in "Die Heimat" (Beilage zum Solinger Tageblatt) von April 1960. (Die Jahreszahlen bei diesen beiden Quellen stimmen nicht überein.)


Wer auch immer recht hat - der Artikel Weyersbergs scheint für die Mumm-Genealogie in jedem Fall interessant zu sein. Hier ist die Fortsetzung:

"Etwa vom Jahre 1690 bis zum Jahre 1726 bewohnte der herzogliche Obervogt der drei geschlossenen Solinger Handwerke, Fr. Anton von Mum (Mom), der mit Margarethe Clara von Bauer (von Bawir) von Caspersbroich vermählt war, einen Teil des ehemals freiadligen Gutes Scheid bei Wald. Dieser neu gebildete Hof, zu dem zunächst auch die Scheider Mühle gehörte, erhielt den Namen Mummenscheid.

Fr. Anton von Mum, der ein Glied des niederrheinischen Geschlechts der Mumm von Schwarzenstein war und dem in Scheid ein Söhnchen Joannes Carolus Antonius geboren wurde, das laut dem katholischen Kirchenbuch am 23. März 1694 in Solingen die Taufe empfing, verzog später nach Düsseldorf und starb dort am 4. Juni 1728.

Sein Sohn, der 1729 als Offizier zu Starkow genannt wird, soll aus seiner Ehe mit Anna Maria von Hipper einen Sohn, namens Franz Josef von Momm, gehabt haben.

Die Ländereien des einen Gutes Mummenscheid gingen nach und nach, zunächst schon 1701 und 1714, in andere Hände über, unter anderem an die Eheleute Matthias Paffrath, wodurch der Name Paffrathscheid entstand.

Fr. Anton Mum stand, wie ich in der Monatsschrift des Bergischen Geschichtsvereins Jahrgang 1909, 1914 und, 1918 in den Aufsätzen 'Der Solinger Bürgermeister Peter Müm und seine Familie' ausführte, mit den Solinger Schwertschmieden und Kaufleuten Mumm in keinerlei nachweisbaren Familienbeziehungen, wenn auch nicht ausgeschlossen ist, daß ein Ahn der Solinger Schwertschmiede dem niederrheinischen Geschlecht entstammte. Auch blieb, soweit wir wissen, dieses Geschlecht katholisch, während die Solinger Schmiede das reformierte Bekenntnis annahmen und beibehielten.



Die ersten Nachrichten über die Solinger Mumm, die wir kennen, kommen vom Hofe Crushausen. 1355 Krauthuserbroich genannt, der im Rittersitz Caspersbroich aufging. Dort wohnte 1638/42 der angesehene Schwertschmied Johann Mum, der 1641/43 Ratmann seiner Bruderschaft und wohl ein Sohn des Hans Momm (Moum) war, der 1606 und 1617 als Sechsmann erwähnt wird und von dessen Hand manche schönen Klingen kommen.

1640/45 begegnet uns Christoffel Moum auf'm Eigen und weiterhin dessen 1643 getaufter Sohn Heinrich (Henrich) Moum (Mom), der als Schwertschmied in der Külf wohnte und 1675 starb. Von diesen stammt Peter Mumm (Mum) ab, der als Klingenkaufmann nach der Stadt Solingen übersiedelte und dort zweimal, 1736 und 1737, zum Bürgermeister gewählt wurde. Ein anderes Glied der Eigener Linie, der Schwertschmied Johann Mohm, der 1715 am Neuenhaus wohnte, verfügte über mehr als zehn zum Teil alter und wertvoller Klingenzeichen. 1757 werden Abraham und Wilhelm Mum zum Stockdum erwähnt.

Der Klingenkaufmann und Solinger Bürgermeister war zweimal vermählt, in erster Ehe 1695 mit Maria Catharina Otto, einer Solingerin, und in zweiter Ehe mit einer Tochter des in den Jahren 1671 bis 1713 in Wald amtierenden Pfarrers Reinhard Keller. [Lt. Kiefer Sib. Mathilde Keller von Wald, Heirat am 07.08.1712]

Der ersten Verbindung entsproß Joh. Peter Mum, der 1775 als Klingenkaufmann in Höhscheid, (?) auf'm Neuenkamp, starb. Aus der zweiten Ehe gingen zwei Söhne, Wilhelm und Joh. Reinhard Mum hervor, beide viel reisende Kaufleute, deren erster 'der englische Mumm' bei der Heimkehr von einer Reise 1751 im Reichsholz [gemeint ist Reisholz bei Düsseldorf] von Räubern ermordet wurde, während Reinhard, der sich 1761 in London aufhielt, 1784 unverheiratet in Aachen verschied. [Nach Kiefer starb Reinhard in Solingen.]

Ob die geschäftlichen Beziehungen der Mumm zu England schon durch den Bürgermeister Peter Mumm angebahnt wurden, ist unsicher. Die Wahrscheinlichkeit spricht allerdings dafür, werden wir doch in 'Herrn Wilhelm Keller in London', der bei der Taufe des 1747 geborenen Sohnes von Wilhelm Mumm im Grashof, Wilhelm Gerhard, als erster Zeuge genannt wird, einen Enkel des Walder Pfarrers Reinhard Keller und Neffen Peter Mumms vermuten dürfen, dem des letzteren Vertretung für London und England überhaupt oblag.

Sei dem aber wie es wolle, dieser Mumm'sche Zweig ist durch seine Geschäfte zu bedeutendem Wohlstand und Ansehen gelangt, von dem viele erhaltenen Portraits noch heute Zeugnis ablegen. Die 1746 geborene Schwester des Wilhelm Gerhard, Sibylla Catharina Wilhelmina Mumm, wurde die Gattin des Solinger Bürgermeisters Joh. Abraham Berg und die Schwiegermutter des französischen Generals Soult, des späteren Herzogs von Dalmatien und Marschalls von Frankreich.


Peter Arnold Mumm
Peter Arnold Mumm, 1733-1797,
Klingenkaufmann und Weinhändler

Während dieser jüngere Zweig schon 1794 im Mannesstamm erlosch, entwickelte sich der aus den zahlreichen Nachkommen des zunächst zu Cannenclauberg, dann aber in Höhscheid ansässigen Klingenkaufmannes Joh. Peter Mumm † 1775 bestehende ältere Zweig umso nachhaltiger.

Hier kommen in Betracht Peter Arnold Mumm, geb. 1733, † Solingen 1797, vermählt mit Elisabeth Amalie Ziegler aus Frankfurt a.M., sowie seine Brüder Samuel und Elias und fünf Schwestern, von denen sich drei mit Kaufhändlern Weyersberg verheirateten.

Hand in Hand war bei den Mumm neben dem Klingengeschäft in immer bedeutenderer Weise der Weinhandel aufgeblüht. Schon 1761 entstand die Kölner Weinfirma Peter Arnold Mumm, die 1772 auch in Frankfurt a.M. Fuß fasste. Später erwarb sie einen Teil des berühmten Weinguts Johannisberg im Rheingau und ließ das Champagnerhaus G.H. Mumm & Co. in Reims entstehen.

Viele tüchtige Männer: Weinhändler und andere Kaufleute, Bankherren, Fabrikanten, die zum Teil in England wohnen, hat das Geschlecht hervorgebracht. Der 1890 verstorbene Oberbürgermeister von Frankfurt a.M. Dr. jur. Heinrich von Mumm und der ehemalige kaiserliche Botschafter in Japan Dr. Th. Alfons von Mumm, † 1924, der 1903 in den Freiherrnstand erhoben wurde, gehören ihm ebenfalls an. Auch der bekannte Reichstagsabgeordnete D. lic. Reinhard Mumm ist ihm entsprossen und zwar aus der Linie Abraham Mumm, † 1787 zum Stockdum.

Der sehr angesehene Bankherr und königl. Dänische Generalkonsul Jakob Georg Hermann Mumm, † 1887 in Frankfurt am Main, ein Enkel Peter Arnolds, † 1797, hegte unentwegt den Glauben, seine Familie wäre mit dem niederrheinischen Geschlecht der Mumm von Schwarzenstein eines Stammes und es müssten sich Beweise hierfür beibringen lassen.

Viele Jahre nachdem daraufhin 1873/74 der Familie die königliche Genehmigung, sich Mumm von Schwarzenstein zu nennen, erteilt worden war, fand ich, wie ich immer schon vermutet hatte, dass die von Anton Fahne aufgestellte Abstammung zurechtgestutzt und irrig war. - Fahnes Chroniken und Urkundenbücher B. II. 1876 und die Heimat 1926 S. 98.

Infolgedessen musste von der Zugehörigkeit zum Uradel abgesehen werden. Eine Verwandtschaft des niederrheinischen Adelsgeschlechts mit der Solinger Schwertschmiede- und Kaufmannsfamilie Mumm ist eben nicht nachweisbar. Der Besitzer des Walder Hofes Mummenscheid, Fr. Anton von Mum, und die Solinger Schwertschmiede Mumm haben verwandtschaftlich gar nichts miteinander zu schaffen und lassen sich nicht vereinigen."

[Weyersberg 1928 S. 6 f]


Da hilft auch eine nachträgliche Versetzung in den Adelsstand und eine Namensangleichung an den "alten Adel" nichts. Dies komplettiert lediglich die Verwirrung, die sich in der Schaffung eines Wappens für die frisch Geadelten manifestiert:


Wappen Mumm
 

In seinem Wappenbuch schreibt Eike Pies 1998, der bürgerliche Zweig der Familie entstamme wahrscheinlich dem alten kölnischen Adelsgeschlecht Mumm / Moroni. Die Stammreihe des bürgerlichen Zweiges beginne mit Peter Mumm (* 1667, † 21.01.1757 in Solingen) [Lt. Kiefer * 1662 und † 18.02.1756 in Solingen], der mit der oben schon genannten Maria Catharina Otto verheiratet war.

"Die Familie, die von Solingen nach Frankfurt/Main und Köln übersiedelte, führt seit 1873 den Namen Mumm von Schwarzenstein (Schwarzenstein bei Wesel)." [Pies 1998]

   Mehr über das Wappen der bürgerlichen Familie Mumm

Bei Heuser [1959, S. 124] sind folgende frühe "Mumm" aufgeführt:

-  in Köln 1402 Johan Momme, Tuchbereiter und Walker,
-  in Solingen 1606 Hans Moum, Sechsmann der Schmiede.

Weitere Quellen...

... zur Schwertschmiedefamilie Mumm:

Weyersberg, Albert: Der Solinger Bürgermeister Peter Mûm und seine Familie. In: Monatschrift des Bergischen Geschichtsvereins (MBGV) 12/1909 S. 197-204. Der Aufsatz beginnt mit den Worten: "Die Veranlassung zu diesen Ausführungen geben irrige Mitteilungen über die Person und die Familie des Bürgermeisters Peter Mûm, die immer wiederkehren..."

... zur adeligen Familie Mumm von Schwarzenstein:

Ein umfangreicher Aufsatz ist abgedruckt in MBGV 10/1915, S. 161 ff: "Beiträge zur Geschichte der von dem Rittersitze Wintersohl stammenden Linie des Geschlechtes Mumm v. Schwarzenstein" von Prof. Dr. Ferdinand Brück, einem Abkömmling der Wintersohler Linie der Familie v. Mumm.

Siegel der Herren v. Mum  

Über die niederrheinische adelige Familie v. Mum in Götterswick hat mit interessanten Details Walter Neuse in seinem Aufsatz "Die Geschichte der Gemeinde Götterswickerhamm Kreis Dinslaken" berichtet, erschienen in Band 9 der Beiträge zur Geschichte und Volkskunde des Kreises Dinslaken am Niederrhein, Neustadt/Aisch 1971.
(Rudolf v. Mum kaufte 1514 Haus Schwarzenstein.)




Das sehr schlichte gusseiserne, kräftig rostfarbene Grabmal von Wilhelmine Berg geb. Mumm entdeckte ich zufällig auf dem auch sonst sehenswerten Unterbarmer Friedhof in Wuppertal. Es befindet sich an der Mittelallee, nicht weit vom Eingang und von den Gräbern der bekannten Fabrikantenfamilie Engels.

Auf einer Seite dieses wohl ältesten Grabmals des Friedhofs ist reliefartig ein Schmetterling dargestellt. Auf zwei anderen Seiten steht zu lesen:


"UNSERER TREUEN MUTTER
WILHELMINE BERG
GEBORENE MUMM
GEBOREN DEN 26 FRBRUAR 1746
IN SOLINGEN
GESTORBEN DEN 26 MARZ 1827."
"ES WIRD GESAET VERWESLICH
UND WIRD AUFERSTEHN UNVERWESLICH
ES WIRD GESAET IN SCHWACHHEIT
UND WIRD AUFERSTEHN IN KRAFT.
1 CORINTH 15 V. 42"


Grabmal
 
Grabmal
 
2007
Grabmal der
Wilhelmine Berg geb. Mumm,
Unterbarmer Friedhof,
Wuppertal


Nachtrag

Inzwischen kristallisierte sich heraus, dass meine Ahnin Maria Christina Mumm eine Nachfahrin der alten Solinger Schwertschmiedefamilie Mum ist. Nach dem Stand der Erkenntnis wurde sie am 19.03.1678 in Wald als Tochter des Johannes Mumm d.J. und seiner Frau Gertrud getauft. Am 13.05.1660 leistete ihr Vater Johann den Schwertschmiedeeid, 1666 wohnt er zu Scheid, später zu Stockdum.





Quelle:
  • Fahne: Urkundenbuch Momm oder Mumm (1876)
  • Hennes, Frank (2002, E-Mail 2010)
  • Heuser (1959) S. 112-146, S. 124
  • Kiefer, Karl: Stammbaum der Familie Mumm von Schwarzenstein, Tafel II, Frankfurt 1909
  • Klockenhoff, Karl: Wo wurde der Kaufmann Mumm 1751 überfallen? Ein Beitrag zu Krausen, Sitz der Familie Mumm. Die Heimat 04/1960
  • Lunkenheimer (1990) S. 81-85
  • Pies (1998)
  • Rheinische Landeszeitung vom 31.12.1944 [ECES.]
  • Rosenthal: Solingen Bd. 1 S. 60
  • Schmidthäussler (1922) S. 16
  • WALD aktuell vom 04.03.1993
  • Weyersberg (1926)
  • Weyersberg: Mumm, von Mumm. Die Heimat 21.1.1928 S. 6 
  • Wilms, Richard. Bergische Heimatblätter 19/1929 S. 23

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