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Scheid

Scheid in Wald und Gräfrath
    -  Obenscheid
        -  Gutshof Obenscheid - "Quellenhof"
        -  Vor-Asyl" und Mädchenheim Quellenhof
    -  Untenscheid
    -  Mummenscheid
    -  Scheiderfeld
    -  Scheidter Heide

Scheid in Ohligs
Genealogisches

Scheider Mühle



Scheid in Wald und Gräfrath

Scheid war 1689 eine der Honnschaften des Kirchspiels Wald, gelegen zwischen Itter und Lochbach. 1807 wurde die Honschaft Scheid der neu geschaffenen Bürgermeisterei (Munizipalität) Wald zugeordnet.

In der Zeit dazwischen, im Zeitraum 1748-1771, werden meine Solinger Vorfahren Hartkop mit dem Wohnort "Zum Scheid" genannt. Damit ist aber nicht die Honschaft gemeint, sondern eine Hofschaft. Nur - welche, und wo lag sie? Der Begriff "Scheid" weist als Flurbezeichnung in der Regel auf Höhenlage und Wasserscheide hin. Kein Wunder, dass diese Ortsbezeichnung im Bergischen Land und eben auch in Solingen sehr häufig vorkommt.

Taufen, Heiraten und Sterbefälle "meiner" Hartkops sind in den Kirchenbüchern der reformierten Gemeinde Wald registriert, was auf den Wohnort aber keine genaueren Rückschlüsse zulässt: Das Kirchspiel Wald umfasste ein großes Gebiet - einschließlich des späteren Merscheid und Ohligs und Teile von Gräfrath. Dass von den verschiedenen Höfen bzw. Hofschaften "Scheid" heute kaum etwas übrig ist, und sei es nur ein Straßenschild, erleichtert die Suche auch nicht gerade.



 
1715
Ausschnitt aus der Karte
des Amtes Solingen
von E. Ph. Ploennies

Welche Anhaltspunkte gibt es? Die Hofschaft Scheid am Lochbach war im 16. Jh. Wohnsitz von Messermachern, und wahrscheinlich auch später noch. Familie Hartkop gehörte zwar zur Handwerker-Bruderschaft der Schwertschmiede, aber deren Mitglieder durften auch Messer machen.

Am Lochbach lagen gleich mehrere Hofschaften "Scheid", die zu dem ausgedehnten freiadeligen Gut Scheid gehörten. Über die Scheider Höfe in Solingen-Wald schreibt der Stadthistoriker Rosenthal:


"Das Walder Scheid ist ein Waldgelände im Grenzgebiet gegen das Kirchspiel Solingen gewesen. Es umfaßte im wesentlichen das obere Lochbachtal, doch reicht es noch über diese Bachquelle hinauf bis an die Allee- und Donaustraße, wo einstmals in den 'Scheider Irlen' der Galgen des Amtes Solingen gestanden hat. Unterhalb reicht das Scheid bis zum Lochskotten, der seinen Namen von dem dabei gelegenen Hof hat [...]. Loch kommt wohl von Loh, das Wald bedeutet.

Die Namen von vier Höfen bzw. Hofschaften und einer Mühle sind von Scheid abgeleitet. Früher wurden sie einfach ohne Zusatz 'Scheid' genannt. [...] Die geschichtlichen Erwähnungen dieser Höfe lassen sich wie folgt gruppieren:

I. Obenscheid = Quellenhof = im obersten Scheid = Burenscheid;
II. Unterscheid = Scheid vorn = Grahenscheid und Tangenscheid;
III. Mummenscheid = Paffrathscheid = im niedersten Scheid,
      hierzu die Flurbezeichnung Hagscheid
IV. Scheider Mühle
V. Scheiderfeld"

[Rosenthal 1 S. 56 ff


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Obenscheid

Der Hof Obenscheid, früher auch Burenscheid (Bauernscheid) genannt, lag an der heutigen Lucasstraße, nicht weit vom Klinikum Solingen, an der Quelle des Lochbachs. Dort hat Ploennies ihn 1715 als "Scheid" eingezeichnet. Das kleine Sträßchen Obenscheid erinnert an den Hof.

1807 standen in der Hofschaft Obenscheid zehn Häuser. "Die Namen der Hausbesitzer deuten auf Stahlwarenhandwerker". [Rosenthal S. 57 f]

1763 sollen die Eheleute Peter Steineshoff den Hof Obenscheid von Familie Garze erworben haben. 1832 ging der Hof hoch verschuldet an den Handelsmann Wilhelm Plücker. Später war er im Besitz der Familie Hammerstein bis zum Verkauf an den evangelischen Kirchenkreis Solingen im Jahre 1926.

1927 eröffnete der Kirchenkreis Solingen in dem ehemaligen Guthaus ein "Vorasyl für junge Mädchen". Initiator des Kaufs war der Mangenberger Pfarrer Theodor Wetschky († 1945). Das Heim erhielt aufgrund der hier gelegenen Lochbach-Quelle den Namen "Quellenhof". Gleichzeitig gründete sich der Verein "Quellenhof".

Das wahrscheinlich 1747 erbaute verschieferte Wohnhaus ist, seit es als Mädchenheim diente, mehrfach um- und ausgebaut worden. Der aus dem Mittelalter stammende Brunnen, "Hamersteins Pött" (1939 als verfallen bezeichnet), wurde 1955 verlegt, da aufgrund der unmittelbaren Nähe zum Haus die Gefahr von Feuchtigkeitsschäden bestand. 1956 erhielt das alte Haus einen neuen Giebel, "die erste Folge davon, daß es unter Denkmalschutz gestellt wurde." [Winter S. 30]

1967 übernahm das Rheinische Landesjugendheim Halfeshof den Quellenhof als Unterkunft für männliche "Stadtarbeiter" und Lehrlinge. (Der Halfeshof an der Meigener Straße / Krahenhöhe war 1910 als Erziehungsanstalt für männliche Jugendliche gegründet worden.)

Vom Quellenhof ist längst nichts mehr zu sehen. 1980 wurden die Gebäude abgerissen, denkmalgeschützt oder nicht, um dem Bau der Viehbachtalstraße Platz zu machen. Aber die ist gar nicht bis hierher gekommen.

  Mehr über die Geschichte des Gutshofs und das Mädchenheim "Quellenhof"
  Der Viehbach


Obenscheid
 
2006
Altes Fachwerkhaus
in Obenscheid

In Obenscheid und an der Lucasstraße stehen noch einige teils verschieferte Fachwerkhäuser, die der Bauweise nach ebenfalls aus dem 18. Jh. stammen können, darunter das hier abgebildete Gebäude - ein weiterer "Mosaikstein" zur Geschichte der Solinger Stahlwarenindustrie:

Es gehörte bis 1830 dem Hefteschneider Johann Peter Klopp und ging dann in das Eigentum von Johann Peter Schrick (1798-1875) und seiner Ehefrau Johanna Wilhelmina Klopp über. Deren Sohn Carl Abraham Schrick (1822-1883) richtete in dem auf der rechten Seite des Bildes erkennbaren Nebengebäude, der "Schmette", eine Rasiermesserfabrikation ein. Dessen Nachkomme Hugo Reinhard Schrick (1858-1940) führte das Unternehmen unter dem Namen C.A. Schrick Wwe. bis 1940 weiter. Um 1900 verlagerte er die Produktion in ein neues Gebäude an der Schlagbaumer Straße, wohnte bis zu seinem Tode aber weiterhin in Obenscheid. Das Haus blieb im Familienbesitz. [Rotthaus]




Gutshof Obenscheid  -  "Quellenhof"


 
Vermutlich zwischen 1967 und 1979
Der Quellenhof
Bild-Quelle: Stadt-Archiv Solingen

Das "Denkmal" ist längst verschwunden und teilt damit das Schicksal vieler unpraktisch gewordener Denkmäler.

Werner Eyl, damals Rektor der Schule an der Scheidter Straße, schildert in seiner Festschrift "Meine Schule - meine Heimat" im Jahr 1928 die Geschichte des Quellenhofs:


Meine Schule - meine Heimat. 1878-1928.
Festschrift zum 50jährigen Jubelfest der Schulgemeinde Wald-Schlagbaum (Scheidterstraße)

Der Quellenhof in Obenscheidt.

Von Werner Eyl

"Am Ursprung des Lochbaches in Obenscheidt liegt ein alter schöner Bauernhof, heute genannt der 'Quellenhof'. Dem stattlichen Wohnhaus sieht man es an, daß großzügiger Sinn und behäbige Wohnhabenheit hier einst geschaltet haben. Obwohl nahe dem schnellflutenden Verkehr einer modernen Stadt, hat sich dies Fleckchen doch die heimliche Stille vergangener Zeiten bewahrt.

An den Nußbäumen vorbei betritt man den breiten Hof und hört als ersten Gruß das muntere Plätschern des Brunnens. [...] daß er schon ein hohes Alter hat, davon zeugen die alten eichenen Holzröhren, durch die das Wasser aus dem nördlich gelegenen 'Sprung' [= Quelle] herzugeleitet wurde. Erst jetzt haben sie eisernen Röhren weichen müssen. Von wunderbarer Frische ist das herrliche Quellwasser und es heißt, daß es auch in trockenen Sommern niemals versiegt sei.

Wir betreten das Haus. Die schöne geräumige Diele fesselt sogleich unseren Blick [...]. Mit schweren 10 Zentimeter dicken Marmorplatten aus dem Neandertal ist der Boden belegt und man merkt es einigen noch an, daß sie ursprünglich nur rauh behauen waren, aber dann durch den langen Gebrauch allmählich glatt geschliffen sind. Hier mag einst der Mittelpunkt des regsamen Lebens gewesen sein, von wo aus die Bäuerinnen das ganze große Hauswesen leiteten.

Nach allen Seiten führen Türen in die einzelnen Räume des Hauses und auch die Treppe in das obere Stockwerk ist hierher gelegt. Leicht konnten von hier aus die Tiere in den Ställen beobachtet werden, die unter gleichem Dach im Nordteil des Hauses untergebracht waren; und durch zwei kleine Fenster neben der Haustüre hatte man stets den ganzen Hof unter Aufsicht.

Das Prunkstück der Diele ist die mächtige Feuerstätte, wuchtig überdacht von dem breiten Rauchfang. Nebeneinander wurden hier die Speisen der Hausbewohner bereitet und auch in großen Kesseln das Futter für die Schweine gekocht. Zu beiden Seiten sind in das Mauerwerk Buchstaben eingemeißelt, die wohl auf die früheren Hofbesitzer Bezug haben. Man sagt, daß die Familie Hammerstein, der bis 1926 der Hof gehörte, ihn einst von der Familie Steineshoff übernommen habe, die wiederum die Nachfolgerin einer Famiile Garze gewesen sei. Da beide Familien nach Ausweis der alten Kirchenbücher in 'Bauernscheid', dem heutigen Obenscheidt, ansässig waren, ist mit ziemlicher Bestimmtheit anzunehmen, daß sie als die Angesehensten auch auf dem größten Hof, also dem 'Quellenhof', gewohnt haben. Und in der Tat finden wir unter den Buchstaben am Kamin ein 'G', das somit auf den Namen Garze hinzuweisen scheint.

Die an der gleichen Stelle stehende Jahreszahl 1747 wird das Baujahr des Hauses sein. Es ist aber anzunehmen, daß der Hof schon viel älter ist; denn darauf weisen alte Fundamente hin, die in dem Garten hinter dem Hause gefunden wurden. Auch ein kleiner, aus rohen Bruchsteinen ohne Mörtel gewölbter Keller unter dem ehemaligen Stall stammt offenbar aus einer älteren Zeit, da er keinen organischen Zusammenhang mit dem darüber stehenden Gebäude hatte und zudem in viel baufälligerem Zustand war als das starke festgefügte Tonnengewölbe unter einem Teil des Wohnhauses.

Und zu alledem wurde beim Abbruch einer Stallwand ein kleiner noch sehr gut erhaltener Eichbalken gefunden, in den mit der Stichaxt die Jahreszahl 1451 eingegraben war. Die Wahrscheinlichkeit ist also sehr groß, daß an Stelle des heutigen Gebäudes früher ein anderes stand, dessen Alter in das Jahrhundert vor der Reformation hinaufragt. Leider ist dieser Balken von den Handwerkern, ehe es verhindert werden konnte, wieder eingebaut worden. Doch kann er jederzeit leicht offengelegt werden, da er sich an dem kleinen Fenster des Badeganges im Erdgeschoß befindet.

Erstaunlich ist der Reichtum des bei dem Bau verwandten Eichenholzes. Wahrscheinlich ist es einst alles auf eigenem Grund und Boden gehauen worden. Denn der ausgedehnte Besitz des reichen Gutshofes erstreckte sich über Central bis Ketzberg hin und umfaßte viele Eichenwälder, wie ältere Leute sich heute noch erinnern.

Besonders hervorzuheben ist auch der außerordentliche Wasserreichtum des Geländes. Die Quelle des Lochbaches ist in früheren Zeiten die eigentliche Wasserstelle des Platzes gewesen. Da aber das Heranschaffen des Wassers zum Hause rechte Mühe gemacht haben wird, hat man oberhalb des Hauses eine neue Wasserstelle geöffnet, aus der ohne Mühe das Wasser durch Röhren zum Hause geleitet wurde. Dieser noch heute benutzte 'Sprung' liefert viel mehr Wasser, als das Haus bedarf. Ein Wünschelrutengänger hat die im Erdboden täglich durchfließende Wassermenge auf 800 Raummeter geschätzt. Ist solche Wassermenge auch heute noch von großem Wert, so war sie in früheren Zeiten gradezu unbezahlbar. [...]


Otto Bauermann veröffentlichte 1951 weitere Erkenntnisse über die Historie des Gutshofs Obenscheid:


Die Heimat 6/1951, S. 11 ff

Der Scheiderhof, heute 'Quellenhof'

Von Otto Bauermann

"[...] Ueber die früheren Eigentümer des Hofes war nur bekannt, daß die Familie Hammerstein ihn einst von der Familie Steineshoff übernommen haben soll und diese wiederum die Nachfolgerin einer Familie Garze gewesen sei.

Nun gibt uns ein Teilungsvertrag aus dem Jahre 1842 weitere Auskunft über die Familie Steineshoff und bestätigt, daß diese Familie Eigentümerin des damaligen 'Scheiderhofes' war. Die Eheleute Peter Steineshoff sen. (gest. 1797) und Anna Christina, geb. Körte (gest. 1812), »adquirierten laut gerichtlich bestätigtem Protokolle de dato Wald den zwei und zwanzigsten Februar Siebenzehnhundert drei und sechzig [1763], den in der Gemeinde Wald gelegenen Scheiderhof«. Die Eheleute Steineshoff sen. hatten fünf Kinder: Wilhelm, Ackerer, Peter jr., Ackerer, Anna Catharina, Anna Christina und Anna Margaretha Steineshoff, Wittwe des Landwirtes Abraham Schmidt zu Gräfrath. 1)

Im Jahre 1797 errichteten die Eheleute Peter Steineshoff sen. ein Testament, nach dem der Sohn Wilhelm resp. seine Kinder den Scheiderhof für 8100 Rthlr. Bergisch Courant oder 6230 Thlr. 23 Groschen Preußisch-Courant übernehmen und den übrigen Erben hiervon nach Abzug der Schulden in Höhe von 2100 Rthlr. Bergisch-Courant, ihre Erbportionen in Höhe von 1200 Rthlr. Bergisch-Courant für jeden auszahlen sollten.

Wilhelm Steineshoff hatte zwei Kinder: Wilhelmine Steineshoff, Ehefrau Schneider Daniel Schäfer in Gräfrath und Johann Peter Steineshoff, Landwirt zum Scheid, verehelicht mit Anna Maria, geb. Eigen, die am 3.4.1805 geboren war und am 15.9.1885 starb. Johann Peter Steineshoff übernahm, wahrscheinlich nach dem Tode seines Vaters, Wilhelm Steineshoff, den Scheiderhof. Er starb bereits am 1. April 1828. Die Schulden (Hypothekenschulden) waren bis zu seinem Tode auf 2769 Thaler 6 Groschen 10 Pfg. aufgelaufen und dafür der Scheiderhof verpfändet. Seine Witwe heiratete in zweiter Ehe am 1. März 1832 den Handelsmann Wilhelm Plücker zu Nümmen. Im »Adreßbuch für Rheinland und Westfalen zum Vortheil armer Kranken, herausgegeben von Rüttger Brünning« im Jahre 1833, heißt es: »Plücker, Wilhelm, Gemeinderath, Gutsbesitzer und Kammfabrik, Nümmen«.

Der Scheiderhof verblieb vermutlich im Besitz der jetzigen Frau Plücker bzw. der Erben Steineshoff und war auch bei Ausstellung des Teilungsvertrages im Jahre 1842 noch im Besitz derselben.

Zu dem ausgedehnten Besitz des Gutshofes, der sich, wie Recktor Eyl schreibt, über Central bis Ketzberg erstreckte, gehörte auch, wie aus der Akte hervorgeht, das Auer-Gut. Dieses Gut kaufte am 1. August 1827 der Müller und Bäcker David Picard zu Gräfrath für 1538 Thaler 13 Groschen 10 Pfg. von Johann Peter Steineshoff.

Wie lange das Scheidergut noch im Besitz der Familie Steineshoff bzw. der Erben Steineshoff blieb, ist leider nicht bekannt.

Peter Steineshoff (s. oben) war verheiratet mit Anna Christina, geb. Löckenhoff, und 1824 bereits verstorben. Seine Witwe schenkte, als Erbin ihres Mannes, ihre Erbportion von dem Scheiderhof und später ihr ganzes Vermögen den Eheleuten Johann Peter Steineshoff.

  Der Name Löckenhoff erscheint auch in der Bandesmühle an der Itter.

Der obengenannte Teilungsvertrag wurde am 8. Juni 1842 von dem Notar Heinrich Wilhelm Clairen zu Mettmann ausgestellt. Anwesend waren außer den Eheleuten Plücker als Teilungskläger, Gerhard Eigen, Gerber zu Mettmann, und Friedrich Wilhelm Juffernbruch, Ackerer, aufm Eigen in der Bürgermeisterei Wülfrath, als Haupt- bzw. Nebenvormund der minderjährigen Kinder Wilhelm, 2) Alwine und Mathilde Steineshoff, der Ehefrau Plücker aus ihrer ersten Ehe mit Johann Peter Steineshoff.

  Der Name Juffernbruch erscheint auch in der Nümmener Mühle.

In dem Teilungsvertrag sind weiter genannt: Notar Marchand (1828), Notar Raffelsieper (1827), Notar Conrad Birnbach (1820/24) und Advokat-Anwalt Deycks (1842).

Im Adreßbuch von 1869/70 ist genannt: Wilhelm Hammerstein, Oben Scheidt 201. Vermutlich war Wilh. Hammerstein schon um diese Zeit Eigentümer des Scheiderhofes.

Die Walder Bürgerliste der Jahre 1880-1890 verzeichnet als Eigentümer des Scheiderhofes die Gebrüder Hammerstein - Wilhelm Hammerstein, Ackerer, geb. 28.8.1822, und Gustav Hammerstein, geb. 19.3.1827, verh. mit Wilhelmine, geb. Bick, geb. 28.5.1837. Der Scheiderhof blieb bis zum Verkauf an den evangelischen Kirchenkreis Solingen im Besitz der Familie Hammerstein.


1) Abraham Schmidt war 1842 bereits verstorben.
2) Bei Wilhelm Steineshoff wird es sich wahrscheinlich um den späteren Wirt, Schnapsbrenner und Federmesserreider Wilhelm Steineshoff, Königstraße 215 (später Kaiserstraße 256), geb. Wald 22.9.1824, verh. mit Amalie Caroline geb. Fluß, geb. Höhscheid 17.5.1832, handeln."




"Vor-Asyl" und Mädchenheim Quellenhof

Der ehemalige Gutshof Obenscheid (Scheiderhof) wurde aufgegeben und das Gutshaus einer neuen Nutzung zugeführt: als Mädchenheim Quellenhof. Der oben schon zitierte Rektor Werner Eyl schreibt dazu im Jahr 1927:

"Dieser schöne und wertvolle Hof ist nun im Jahre 1926 durch Kauf in den Besitz des evangelischen Kirchenkreises Solingen übergegangen, der im alten Bauernhaus ein Mädchenheim einrichtete. Der Grundriß des Hauses hätte für diesen Zweck nicht passender sein können und ist darum auch im wesentlichen beibehalten worden. Wohl war manches innen und außen zerfallen und verwahrlost, aber der Kern des Hauses erwies sich bei genauer Untersuchung trotz des Alters als durchaus gesund.

Selbst im wirtschaftlichen Flügel hatten die schädlichen Schwaden des Kuhstalles kaum den festen Eichenbalken einen Schaden zugefügt. So ging man mutig an die umfangreichen Ausbesserungen und Umgestaltungen. Obwohl damit manche neuzeitliche Einrichtung seinen Einzug ins alte Haus hielt (Zentralheizung, elektrisches Licht, Badeeinrichtung), so ist doch der schöne alte bergische Charakter des Hauses bewahrt geblieben, weil es der leitende Architekt trefflich verstand, das Neue dem Alten wie selbstverständlich anzupassen. Ein Meisterstück sinnvoller Ausgestaltung ist die neue Fassung des Brunnens und daneben am Aufgang die steinerne Bank [...].


Das Heim wird geleitet von zwei Schwestern aus dem Mutterhaus Malche bei Freienwalde a.d. Oder, deren Hauptaufgabe es ist, die Mädchen mütterlich zu betreuen und ihnen ein trautes Heim zu schaffen, das ihnen so oft gefehlt hat. Im ganzen können 18 Mädchen aufgenommen werden, für die 8 Zimmer mit einem Bett, 2 Zimmer mit zwei Betten und 2 Zimmer mit drei Betten bereit stehen. Diese 12 Zimmer im ersten Stock haben alle gleichmäßig weiße Möbel und bieten durch ihr frisches Aussehen, verbunden mit dem schönen Ausblick in die Gärten und den großen Baumhof, eine anheimelnde Wohnstätte, die schon manchem Insassen lieb geworden ist.

Im Erdgeschoß befinden sich die Zimmer der leitenden Schwester, das Geschäftszimmer, eine Küche mit Spülkammer, die Badezimmer und die beiden besonders schön, hell und geräumig hergerichteten Speisezimmer, die zugleich auch als Tagesraum der Mädchen gelten. Hier wird in den Abendstunden gesungen und musiziert oder an Sonntagnachmittagen dem lauschenden Kreis manch schöne Geschichte erzählt, auch die alten guten Familienspiele werden hervorgeholt und zu neuen Ehren gebracht. [...]

Und Gottes Wort [...] ist der Lebensquell, aus dem alle die jungen Mädchen schöpfen lernen sollen, damit sie die tiefere Bedeutung des Namens 'Quellenhof' erfahren, die sich in dem Hausspruch ausdrückt auf dem mächtigen Querbalken der Diele: »Gottes Brünnlein hat Wassers die Fülle«."



 
Vor 1928
Diele des Quellenhofs
Bild-Quelle: Stadt-Archiv Solingen

In den 1960er Jahren war die Fürsorgerin Klara Winter kommissarische Leiterin des christlich orientierten "Vor-Asyls Quellenhof". Sie hat 1979 dessen wechselhafte Geschichte anhand der Jahresberichte des gleichnamigen Vereins skizziert. Hier sind einige Auszüge bzw. Statements aus den ersten 10 Jahren seines Bestehens. Wenn auch zwangsläufig aus dem Zusammenhang gerissen, werfen sie doch Schlaglichter auf den Zeitgeist und den Geist des Hauses und das problematische Bemühen, beides irgendwie miteinander in Einklang zu bringen:


1927
"Man hatte bei der Gründung erwartet, daß im wesentlichen das Heim Gefährdeten und Verwahrlosten dienen sollte. Es hat sich aber herausgestellt, daß vielmehr obdachlose oder stellungssuchende Mädchen kommen, und Fabrikarbeiterinnen, die Wohnung und Verpflegung haben möchten."

1931
"Manche Anstalten haben die Tore schon schließen müssen, andere haben ihren Betrieb stark eingeschränkt. Notwendige Erziehungsaufgaben bleiben unerfüllt. Die Wohlfahrt ist das Gebiet, das am meisten abgebaut wird. [...] Auch im Quellenhof haben wir die gestrengen Auswirkungen der Gegenwart zu spüren bekommen. Die Neuaufnahmen sind sehr zurückgegangen."

1932
"Der immer offensichtlicher werdende Kampf der Geister in unseren Tagen hat uns die Abgründe der Sünde und des Verbrechens schauen lassen, und immer neue Scharen junger Menschen sind in Gefahr, in diesem Verderben unterzugehen. Die rettende Liebe kann da nicht mit verbundenen Augen vorübergehen, sondern sucht zu retten, was sich noch retten lassen will."

1933
"Nachdem auf so vielen Gebieten die letzten Jahrzehnte eine Fehlentwicklung gebracht haben, die immer mehr verderblich sich auswirkte, schüttelt unser Volk jetzt all die Irrungen energisch ab und knüpft an altes gutes Gedankengut der Vorväter an. [...]
Die ... national-sozialistische Volkswerdung ist etwas ganz Neues. Erst wenn die politische Umkehr fortschreitet zu der religiösen Umwandlung unseres Volkes, ist der neue Staat festgegründet."

1935
"Die christliche Liebe ist noch nie so eindringlich vor die Frage ihrer Existenzberechtigung gestellt worden wie in unseren Tagen. [...] In allen Lebensgebieten unseres Volkes stehen wir vor einem tiefgreifenden Wandel, der eindringt bis ins Lebensgefühl der Menschen. Diese Zeit trägt die Zeichen der Härte. Hat sie noch Sinn für Wesen und Aufgabe der Liebe? Unser Existenzkampf unter den Völkern zwingt uns, auf stählerne Abhärtung, auf Erziehung zu Kraft und Heldentum zu sehen. Es ist kein Wunder, daß man bei dieser Zielgebung das Schwache auszumerzen und den Kampf gegen das Erbkranke entschlossen aufzunehmen unternimmt."

1936
"Wenn irgendwo, dann kann man hier [in den Heimen] die ungeheure Macht der Erbfaktors im Menschenleben studieren. Ständig steht man vor der Frage: was kann denn Erziehung gegen solche Erbgebundenheit noch ausrichten? Wie manches pädagogische Talent scheitert hier, wenn es die Macht der Gebundenheit durch Erbanlagen an seinen Zöglingen erfahren muß."

1937
"Wir müssen verstehen lernen, daß es für Christen die normale Lage ist, wenn sie in der Welt angefochten werden."
"Das Vorurteil, der Quellenhof sei nur für minderwertige Elemente da, legt sich allmählich immer mehr."

[Winter S. 4-16]


Während des Krieges kam es zu einer zehnmonatigen Unterbrechung der Arbeit. Nach dem Krieg wurde sie mit Unterstützung der zuständigen Behörden fortgesetzt. 1949/1950 musste aufgrund der großen Nachfrage von Ausgebombten und Flüchtlingen mehr Raum geschaffen werden. Nach Ausbau des Dachgeschosses verfügte das Heim über 28 Betten. "Der Charakter unseres Hauses hat sich wesentlich geändert, wir werden bei den Sozialbehörden jetzt als Jugendwohnheim geführt." [Winter S. 22 f] 1954 konnte zusätzlich ein Neubau mit weiteren 33 Betten von berufstätigen jungen Mädchen und Frauen bezogen werden.

1955 waren das alte und das neue Haus mit 58 Heimplätzen noch fast ohne Unterbrechung restlos belegt gewesen. Aber Mitte der 1950er Jahre begannen sich durch das altersbedingte Ausscheiden der Leiterin und der anderen bewährten Schwestern erhebliche Probleme abzuzeichnen, die sich im Laufe der folgenden Jahre verschärften. Unter der Klientel wie auch bei der Führung des Hauses machte sich ein Mentalitätswandel bemerkbar. Die Belegungszahlen sanken auf ein 'bedrohliches' Niveau ab.

Der Hauptgrund für die schlechte Belegung wurde neben dem 'Freiheitsdrang' der Mädchen darin vermutet, dass "der Geist des Hauses mit dem Fortgang der Schwestern ein anderer geworden ist." Da kein geeignetes Personal zu finden war, wurde das Heim 1964 vorübergehend und 1967 endgültig aufgelöst.

1967 übernahm das Rheinische Landesjugendheim Halfeshof den Quellenhof nach vollzogenem Umbau als Unterkunft für männliche Stadtarbeiter und Lehrlinge.

1973 war es amtlich, "... daß unser ganzes Gelände einschließlich des Hauses dem Bau der L 405 (Viehbachtalstraße) zum Opfer fällt." [Winter S. 42] Gerettet wurde der "Ofen vom Quellenhof (Diele), der unter Kulturschutz stand", indem er 1976 im Privathaus eines Vereinsmitglieds einen neuen Standort fand.
[Winter S. 16-43]


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Untenscheid

Untenscheid ist als "Scheidt" auf der Ploennies-Karte von 1715 südlich des Lochbachs und östlich von Lehn eingezeichnet. In einer aktuellen Karte liest man die Ortsbezeichnung am westlichen Ende der Richard-Wagner-Straße. Dort befinden sich heute ein Wendehammer und die Fußgängerunterführung unter der Viehbachtalstraße in Richtung Brucknerstraße. Das Straßenschild "Untenscheidt" weist auf eine Seiten- bzw. Parallelstraße der Richard-Wagner-Straße. Dort sind noch einige alte Fachwerkhäuser vorhanden.



 
Um 1963
Untenscheid, Richard-Wagner-Straße
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen



 
2006
Richard-Wagner-Straße
Im Hintergrund die Viehbachtalstraße;
die Unterführung führt nach Lehn.


  Wegen des Hofnamens 'Grahenscheid' hatte ich vermutet, dass es sich beim Wohnsitz meiner Ahnen um Untenscheid handelt, denn der Name Grahe kommt häufig unter den Taufpaten der Hartkop-Kinder vor. Meine Vermutung scheint sich zu bestätigen. Vorfahr VIII.130 ist wahrscheinlich von Limminghofen zur Verwandtschaft übergesiedelt, denn...

1727, den 21. August, erscheinen im Verzeichnis der Gemeindemitglieder im Kirchspiel Waldt "Unten zum Scheidt" unter anderem:

      Clemens Hartkopf, Wittib Hartkopfs, Hinrich Grahe.

"Hier hat man die an den Deutzer Hof kurmedepflichtigen Bauernhöfe zu suchen. Ein größerer Hof ist nicht erkennbar; um 1800 war es eine Handwerkersiedlung. Die Äcker reichten bis zur Kronprinzenstraße, der alten Kirchspielgrenze. Auf dortige Hofbesitzer werden sich die überlieferten Hofbezeichnungen Grahenscheid und Tangenscheid beziehen, denn diese Familiennamen kommen 1807 dort vor [und auch schon 1727]. Eine Gemeinsamkeit mit den anderen Scheider Höfen ist nicht zu erkennen, wohl aber mit dem benachbarten Hecken. Einwohner beider Hofschaften besaßen einen Teich. Die Schule zu Hecken ist die Vorläuferin der Schule Scheidter Straße." [Rosenthal 1 S. 58]


Scheid
 
Scheid 1829
Gemeinde Wald, Flur 3
Nach einer Abb. bei Eyl


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Mummenscheid

In der Karte von Ploennies von 1715 ist Mummenscheid als Rittersitz gekennzeichnet. Das ehemalige freiadelige Gut Mummenscheid an der Wiedehofer Straße in Wald wurde ebenso wie die anderen Höfe kurz "Scheid" genannt. Im Zusammenhang mit der Genealogie der Solinger Familien Mumm ist viel - mehr oder weniger Zutreffendes - darüber geschrieben worden. Stellvertretend sei hier ein Artikel vom 31. Dezember 1944 zitiert. (In der Silvesternacht 1944 fielen Bomben auf Solingen.)


Rheinische Landeszeitung vom 31. Dezember 1944 - ECES. -

Was bedeutet der Ortsname Mummenscheid?

"[...] das Gut Mummenscheid [war] im Mittelalter ein freiadeliges Gut, das kurz Scheid genannt wurde. Es erhielt wahrscheinlich am 14. März 1435 [...] durch einen »gnädigst erteilten Freiheitsbrief freiadelige Gerechtigkeit«, das heißt, es war von nun an frei von Steuern und sonstigen Abgaben. Als freiadeliges Gut gehörte es nunmehr dem heimatlichen Adel, und zwar vermutlich zunächst dem 'alten Jaspern van Pertzdorf' im Ittertal, dessen Gut Krauthuserbroich zu derselben Zeit »zum adelichen sees [Adelssitz] gemacht« wurde. Caspar von Pertzdort hat bekanntlich 1472 das Schloß Caspersbroich erbaut.

Das freiadlige Gut Scheid blieb von jetzt an Jahrhunderte hindurch im Besitz der Caspersbroicher Edelherren von Bawyr oder auch kurz von Bur genannt und kann daher als Erbgut dieses Adelsgeschlechtes bezeichnet werden, das auch den Steinhof (Steinenhaus) an der Walder Kirche und Gut Wilzhaus besaß. [...]

Den Eheleuten von Mumm gehörte nach einer Erbteilung vom 11. Februar 1690 zunächst nur ein Viertel des Scheider Gutes. Die drei übrigen Viertel besaßen die drei Schwestern der Frau von Mumm und ihre adeligen Ehemänner. Von Mumm kaufte das zweite Gutsviertel am 26. Mai 1690 von D.W. von Essen und seiner Gemahlin Anna Dorothea, geb. von Bawyr, für 1100 Reichstaler. Die Kaufsumme schoß der Solinger Schöffe Dinger vor. In den folgenden Jahren hat F.A. von Mumm auch die beiden restlichen Viertel des Gutes gekauft.

Die finanziellen Verhältnisse der Familie von Mumm scheinen wenig befriedigend gewesen zu sein. Anders kann man es nicht verstehen, daß schon 1701 mit dem teilweisen Verkauf des Gutes begonnen wurde, dem in folgenden eineinhalb Jahrzehnten ein Teilverkauf nach dem andern folgte. Im Zuge dieses Ausverkaufs erwarb Müller Matthias Paffrath die Scheidermühle und dazu vom Gutshause »das hohe angebawte hausz nach der Scheuern vom Säumer ahn, welcker durch den Saal gehet von unten bis oben hinaus und sollen Käufer im Saal den unterschlag alleinig yerfertigen«.

Dem Ehepaar von Mumm wurde in Scheid ein Söhnchen geboren, das nach dem katholischen Kirchenbuch am 23. März 1694 in Solingen die Taufe empfing. Später verzog F.A  von Mumm nach Düsseldorf, wo er am 4. Juni 1728 gestorben ist. Sein Sohn war 1729 Offizier in Starkow.

F.A. von Mumm bekleidete im Amt Solingen das hohe Amt des herzoglichen Obervogtes der geschlossenen Klingenbruderschaften; als solcher hat er die Belange der ihm unterstellten Bruderschaften mit lobenswerter Energie vertreten, so durch seine scharfe Verordnung vom 27. Mai 1703 gegen das Trucksystem (Entlohnung gegen Waren) und gegen ungerechte Verteilung der Klingenarbeiten innerhalb der Bruderschaften. Im Jahre 1721 half er mit vollem Erfolg dem Schleifer Peter Baus im Ittertal in einem Streit mit dem Gräfrather Kloster. Man kann es nur begrüßen, daß in dem Ortsnamen Mummenscheid, den offenbar der Volksmund dem freiadeligen Gut Scheid zur genauen Kenntnis gegenüber den benachbarten Orten gleichen Namens - Burenscheid, Pafferscheid, Paffrathsscheid, Tangenscheid - gegeben hat, die Erinnerung an den dereinstigen verdienstvollen und ehrenwerten Obervogt Friedrich Antonius von Mumm fortlebt. [...]

Die Mummstraße in Alt-Solingen hat ihren Namen von dem Solinger Schwertschmiedegeschlecht Mumm."


Haus Mummenscheid
 
2003
Mummenscheid
Rechts ist ein Steg zum oberen
Stockwerk zu erkennen, der schon
früher als Behindertenzugang
vorhanden gewesen sein soll.

Nach dem folgenden Textauszug über Haus Mummenscheid befand sich der Ursprung des ausgedehnten Gutes Scheid in Obenscheid, und Mummenscheid war - wie die anderen Scheider Höfe - ein Teil dieses Gutes.


WALD aktuell, Donnerstag, 4. März 1993

Historisches Haus Mummenscheid

Ursprung wird im 15. Jahrhundert vermutet

"Wald. Wer mit dem Auto am evangelischen Friedhof vorbei über die Wiedenkamper Straße in Richtung Lochbachtal fährt, der sieht das stattliche Fachwerkgebäude abseits der Straße gar nicht, denn eine gefährliche Rechtskurve fordert alle Aufmerksamkeit, und der Zugang zu dem historischen Hof Mummenscheid befindet sich gerade hier.

Mummenscheid gehörte wie die Scheider Mühle und alle anderen "Scheid(t)" benannten Örtlichkeiten im Lochbachtalbereich bis zur Scheider Heide an der Lützowstraße und sogar weiter bis zur Aue an der Wupper zum Gut Scheid an der Lochbachquelle an der heutigen Lucasstraße. Der Ursprung des nicht mehr bestehenden freiadeligen Gutes, in dem 1927 das einstige evangelische Mädchenheim "Quellenhof" eröffnet wurde, wird um die Mitte des 15. Jahrhunderts vermutet.

Mummenscheid wurde benannt nach Friedrich Anton von Mum (Mumm von Schwarzenstein). [...] Das unter Denkmalschutz stehende Fachwerkwohngebäude befindet sich seit nunmehr 40 Jahren im Besitz der Familie Krause. Sie erwarb es von einer Familie Oberschier, die das Gut noch landwirtschaftlich nutzte. Im einstigen landwirtschaftlichen Nebengebäude befinden sich heute ebenfalls Wohnungen."


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Scheiderfeld

Wie aus dem Urkataster von 1830 ersichtlich, lag der Hof (oder die Hofschaft) Scheiderfeld südlich der Dültgenstaler Straße nahe dem alten Walder Friedhof bzw. dem späteren Walder Stadtpark.


Scheidterfeld
 
1830
Scheiderfeld
Detail aus dem Urkataster

1435/36 war der Hof Freigut, also frei von Steuern und sonstigen Abgaben. Im 17. Jh. gehörte er der Familie Heußgen, die auch das Gut Henhaus bei Wald besaß und 1683 eine Erbteilung vornahm. Scheiderfeld ist dabei und bei den folgenden Erbverträgen immer als Hof erhalten geblieben. - 1864 errichtete der Walder Schützenverein auf dem Scheiderfeld seine Schützenhalle. [Rosenthal 1 S. 58 und 3 S. 37]

Auf einem heutigen Stadtplan sowie auf einer Flur-Karte von 1829 finde ich ein weiteres Scheidter oder Scheider Feld westlich der Schlagbaumer Straße zwischen Scheidter Straße und Obere Dammstraße.


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Scheidter Heide (Scheidter Irlen)

"Scheider Heide an der Lützowstraße" heißt es über die Lage in dem o.g. Artikel vom 04.03.1993. - "Irlen" weist auf Erlenbestand hin. Auf der Scheidter Heide stand am oberen Ausgang der heutigen Alleestraße der Galgen. An diesen Galgen wurden die Namen der Klingenhandwerker geschlagen, die entgegen ihrem Eid ausgewandert, "entwichen" waren, wie es hieß.

Genaueres weiß August Otto Dültgen [MBGV 1918]: "Der Galgen bei Gräfrath stand nach Mitteilungen alter Leute [...] an der Straße von oben Scheid nach dort, jetzt Alleestraße, dem Weg nach zum Busch gegenüber, und weiß ich mich noch zu erinnern, daß die Honnschaft Ketzberg Galgenhonnschaft genannt wurde."

Gräfrath: Geschichtliche Wanderungen


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Scheid in Ohligs

Auch in Ohligs gab es eine Hofschaft "Scheid". Sie lag in der Nähe der Ortschaften "auf'm Ohlig" und Piepers und soll - wie diese - eine "Urzelle von Ohligs" gewesen sein. Wenn ich Rosenthal [1 S. 92] richtig deute, werden Scheid und Piepers sogar schon im 13. Jh. erwähnt und nicht erst in der ersten Hälfte des 17. Jh., wie das Solinger Tageblatt vom 14.11.1940 vermeldete. Damals gehörten sie zur Walder Honschaft Schnittert.


Rheinische Landeszeitung vom 6. Januar 1941

"[...] Früher gab es in Ohligs eine Scheider Straße, die bei der Namensgebung der Straßen und Plätze nach der Städtevereinigung untergegangen ist und die jetzt 'Heiligenstock' heißt. Das Ohligser Scheid mußte in Wegfall kommen, weil das im Stadtbezirk Wald befindliche Scheid eine größere Ausdehnung besitzt. Als Wasserscheide nach dem Lochbach zu, also in nördlicher Richtung, wird das Ohligser Scheid von den Altvorderen, wie es oft geschah, seinen Namen nach ganz natürlichen Grundsätzen erhalten haben."
J.G. [= Julius Günther]


Die Straße Heiligenstock zweigt am östlichen Ende von der Düsseldorfer Straße ab. "Im Ohligs" heißt hier ein kleines Stück der L 288. Auf der Ploennies-Karte von 1715 sind nur die Höfe Oligs (zwei Höfe) und Pipers verzeichnet, nicht aber Scheidt. 1727 war diese Hofschaft aber vorhanden. 1716 wird ein Conrad von Winckelhaus 'Zum Scheid beim Ohligs' erwähnt.

  Schule Heiligenstock
  Ohligs: Geschichtliche Wanderungen




Genealogisches

  • 1748-1771 wird VIII.130 Henrich Hartkop 'Zum Scheid' genannt (geboren in Limminghofen, getauft 1712 in Wald), Sohn von IX.260 Henrich Hartkop und späterer Ehemann von VIII.131 Catharina Kirschbaum.

  • 1750 wird VII.65 Anna Catharina Hartkop getauft, Tochter von VIII.130 Henrich Hartkop und wie ihre mindestens 8 Geschwister geboren 'zum Scheid'.

  • 1771 heiratete VII.65 Anna Catharina Hartkop 'zum Scheid' in Wald den verwitweten Messerschleifer VII.64 Peter Andreas Mutz, wohnhaft 'auf dem Felde'.

  • 1771 heiratete in Wald ein anderer Peter Andreas Mutz 'zum Scheid' als Witwer Anna Catharina Kayser.

  • 1787 stirbt VIII.131 Anna Catharina Kirschbaum (Ehefrau von VIII.130 Henrich Hartkop und Mutter von VII.65) 'zum Scheid'.

  • Meine Vorfahren lebten offensichtlich in der Hofschaft Untenscheid.


Quellen:
  • Bauermann, Otto: Der Scheidterhof, heute "Quellenhof". Die Heimat 06/1951 S. 11 f
  • Dültgen, August Otto, MBGV 1918 S. 124
  • Eyl (1928)
  • Günterh, Julius: Vom ehemaligen freiadeligen Gut Scheid. Die Heimat 14/1938
  • Günther, Julius: Urzellen des Stadtteils Ohligs. Rheinische Landeszeitung vom 06.01.1941
  • Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): 75 Jahre Rheinisches Jugendheim Halfeshof Solingen. Köln 1986
  • Rheinische Landeszeitung vom 20.01.1935: Walder Bürgerliste aus dem Jahre 1727 (Karlwilhelm Stamm)
  • Rheinische Landeszeitung vom 30.07.1939: Wir wandern durchs Lochbachtal
  • Rheinische Landeszeitung vom 31.12.1944 - ECES. -
  • Rosenthal (1967)
  • Rosenthal Bd. 1 (1973), Bd. 3 (1975)
  • Rotthaus, Dirk (E-Mail 2009)
  • Solinger Morgenpost vom 07.01.1980: "Quellenhof": Wird abgerissen. -kg
  • Solinger Tageblatt vom 12.11.1940 und vom 14.11.1940
  • Winter, Klara: Der Quellenhof in Solingen. Seine Geschichte und seine Aufgabe. Solingen 1979

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