www . ZeitSpurenSuche . de

Wilzhaus

Wandert man in Ohligs den Wilzhauser Weg zwischen Keusenhof und Caspersbroich entlang, dann fällt zwischen der neueren Bebauung mit Einfamilienhäusern das fotogene Fachwerk-Ensemble Maubes 1-8 ins Auge. Die alten Häuser von Wilzhaus hingegen halten sich dezent im Hintergrund. (Deshalb sind hier Fotos vom benachbarten Maubes eingebaut.)

Die Hofschaft Wilzhaus liegt in Ohligs in unmittelbarer Nachbarschaft von Maubes, Schnittert und Caspersbroich, gleich an der Bahnschranke, auf deren östlicher Seite sich das neue Industriegebiet Monhofer Feld erstreckt. Auf der Ploennies-Karte von 1715 ist Wilzhusen zwischen Itter und Lochbach eingezeichnet. Um 1700 sollen in Wilzhaus Schwertschmiede ansässig gewesen sein, im 19. Jh. Messermacher. [Rosenthal 2 S. 53]


Maubes
 
2005
Maubes
Winterliches Fachwerkidyll

Aktenkundig wird Wilßhaus 1594, dann wieder 1683.

Julius Günther holt ein wenig aus, um über den mutmaßlichen Jagdverwalter Friedrich Wolfgang Christoffel Freiherr von Bawyr, 1683 wohnhaft zu Wilshaus, die Verbindung des mutmaßlichen "Wildhauses" zum Rittergut Caspersbroich herzustellen. Falls es sich beim "Wilshaus" tatsächlich um ein Jagdhaus gehandelt hat, müsste das Gebiet im 17. Jh. noch reich bewaldet gewesen sein. Der Fachwerk-Bauboom setzte erst später ein.

  Über Schloss Caspersbroich und seine Bewohner


Rheinische Landeszeitung vom 16. November 1940 - J.G.

Wilzhaus bei Ohligs

Vom Caspersbroicher Jägerhaus zur Hofschaft

Eine der typischen bergischen Hofstätten ist das inmitten von wohlgepflegten Obstgärten und Feldern gelegene Wilzhaus bei Ohligs. Über die Entstehung dieses Ortsnamens war bisher nichts genaues bekannt. Jedoch ist aus der früheren Einwohnerschaft von Wilzhaus überliefert, daß es sich um ein Jägerhaus, um ein "Wildhaus" von Schloß Casparsbroich gehandelt hat. Daraus wird sich der jetzige Name Wilzhaus gewandelt haben.

In diesem Zusammenhang muß auf die Adelsgeschlechter von Pertzdorf und von Bawyr kurz eingegangen werden. Die ersten sicheren Bewohner von Casparsbroich waren um 1470 die Junker von Pertzdorf, deren einer den Vornamen Caspar trug. Früher hieß der Ort Kruthausen. Ein Herr von Pertzdorf war Amtmann des früheren Amtes Solingen, und dieses Geschlecht wird noch 1516 und 1572 genannt.

Christoffel von Casparsbroich, 1516 geboren und 1650 im Alter von 89 Jahren gestorben, hatte enge Verbindungen mit der Kirche in Wald, in der er auch nebst zwei Söhnen begraben wurde. Seine Ehefrau war eine Geborene von Hammerstein. Aus deren Verwandtschaft wohnte im Jahre 1683 Friedrich Wolfgang Christoffel Freiherr von Bawyr zu "Wilshaus" bei Casparsbroich.

Er war, wie es in alten Schriften heißt, nicht begütert, sondern mit Schulden belastet. Darum werden ihm seine Verwandten, um ihm eine Existenz zu geben - so ist wenigstens anzunehmen -, mit dem Wohnsitz im "Wildhaus" die Verwaltung der Jagd übertragen haben.

Nicht immer blieb das ehemalige Jäger- oder "Wildhaus" den Zwecken der edlen Jägerei vorbehalten. Die Bevölkerung nahm zu und drängte zur weiteren Besiedlung der ehemals weit ausgedehnten Waldbestände. Aus dem ehemaligen Jagdhaus wurde eine kleinbäuerliche Wohnsstätte, deren Inhaber sich im Solinger Handwerk als Schmiede betätigten.

Das alte Jagdhaus aber blieb bestehen und ist in seinen ältesten Teilen heute noch mit starkem Mauerwerk erhalten. Reste der früheren Kaminfeuerstellen sind noch erkennbar, wie man sie hier und da, aber doch selten, noch in den ältest erhaltenen Gebäulichkeiten antrifft. Ferner sind in die starken Wände Schränke eingefügt. Dem ältesten massiven Teile des Hauses wurden später Fachwerkbauten angegliedert, wie sie jetzt ebenfalls noch bestehen.

Nach alten Kaufbriefen war Wilzhaus schon vor über 200 Jahren in bürgerlichem Besitz; es war das Erbgut einer Familie Broch geworden. Wir lesen 1729 und später die Namen Conrad Merttes und seiner Hausfrau Gierdraut Broch, ferner Henricus Kahl, Maria Broch, Peter Kolck, Anna Broch, Johann Wilhelm Frießwinkel. Später erschienen die Familien Schrick und Johann Daniel Poeter sowie Daniel Linder, Voos, Schauberg und Klophaus.

  Einige dieser Familiennamen finden sich bereits unter den privilegierten Solinger Handwerkern des 17. Jh.

Wie sich die allgemeinen Verhältnisse in Wilzhaus und in den benachbarten Ortschaften Schnittert und Maubes vor 80 Jahren [= 1860] gestalteten, ist wie folgt überliefert: Jede Familie betrieb eine kleine Landwirtschaft, und insbesondere waren die fleißigen Frauen darauf eingestellt. Väter und Söhne waren meistens Messerschmiede. Die Töchter halfen in der Landwirtschaft und mußten die fertigen Waren liefern. Es gab mitunter weite Wege zu erledigen, z.B. zu Fuß nach Düsseldorf und zurück. Schwere Bürden waren zu tragen und dabei noch durch meist ungepflegte Hohlwege.

  Über die Solinger Lieferfrauen

Die Kinder gingen am Heiligenstock zur Schule, später nach Weyer. Im Winter bei schlechtem Wetter kamen die Kinder zum Mittagessen gar nicht nach Hause, sondern verzehrten ihre mitgenommene und im Schulzimmer aufgewärmte Mahlzeit im Schulhause. Sie verblieben dort, bis der Nachmittagsunterricht wieder begann.

Zwischen den Bewohnern der benachbarten Höfe bestand ein inniges Freundschaftsverhältnis. Die Familien standen sich auch in Not und Krankheit bei. Als z.B. vor langen Jahren eine Pockenepidemie ausgebrochen war, übernahmen die Nachbaren ohne weiteres die gegenseitigen Krankenwachen. Insbesondere ist noch bekannt, daß die Familien Hartkopf, Keller, Broch, Schaberg, Voos, Linder, Poeter, Klophaus und andere in Freundschaft eng miteinander verbunden waren. [...]


  Ob von der Wilzhauser Urzelle, dem ehemaligen Jagdhaus, heute noch etwas vorhanden ist? Es gibt einige alte, teilweise gut getarnte Fachwerkhäuser; eines mit starkem mittelalterlichem (Bruchstein?)-Mauerwerk war von Weg und Straße aus aber nicht zu erkennen. Allerdings fällt in der Hofschaft ein leichter gebautes, originelles Gebäude auf, das angesichts der an der Außenwand angebrachten Geweihe, Gehörne und anderer Requisiten die Bezeichnung Jagdhaus für sich in Anspruch nehmen könnte.

Der Solinger Stadthistoriker Heinz Rosenthal erwähnt übrigens Wilzhaus beiläufig als Wohnsitz eines der drei Söhne (Wilhelm d.J.?) von Johann und Elisabeth von Bauer (= Bawyr). Dieser fiel bei Herzog Wilhelm II. in Ungnade und musste aus dem Land fliehen, woraufhin der Herzog seinen Besitz beschlagnahmte. Später kehrte er zurück "... und lebte bescheiden in Wilzhaus (bei Schnittert-Ohligs)." [Rosenthal 1 S. 54] So ganz passt das mit Günthers Artikel aus dem Jahr 1940 nicht zusammen.

Ein ergänzender Artikel von Hans Brangs erschien kurz nach dem ersten:


Rheinische Landeszeitung vom 14. Dezember 1940 - H.Br.

Wilzhaus bei Caspersbroich

(Vgl. Rheinische Landeszeitung vom 16.11.1940)
Die älteste Urkunde, die uns von dem Hofschaftsnamen Wilzhaus Kenntnis gibt, datiert vom 25. Juli 1594 (Archiv der katholischen Kirchengemeinde Wald) und überliefert uns die Form "Wilßhaus".

Im Jahre 1682 kaufte Freiherr Bernhard Eberhard von Bottlenberg gen. Kessel zu Hackhausen, Muchhausen, Lehnherr zu Lüttringhausen, den Rittersitz Caspersbroich.

  Nach anderen Quellen [Lomberg, Rosenthal] 1676.

Damit wird erklärlich, warum wir seit dieser Zeit den früheren Eigentümern aus dem Geschlechte von Bawyr nicht mehr in Caspersbroich begegnen. Alle zu Caspersbroich gehörigen Besitzungen scheinen aber nicht in den Eigentumswechsel einbezogen gewesen zu sein; denn Friedrich Wolfgang Christoffel Freiherr von Bawyr, der, wie bereits früher erwähnt, im Jahre 1683 zu Wilzhaus wohnte, besaß noch das Haus zu Wald, sein Freigut - das "Steinenhaus", in früherer Zeit "Steinhof" genannt. Dieses Gut, das zu den Ländereien von Caspersbroich gehörte, verkaufte er im Jahre 1683 an die Eheleute Jacob und Gertraut Hammerstein.

  Familie Hammerstein ist in späteren Jahrhunderten unter den Mühlenbesitzern der Umgebung mehrfach anzutreffen, so z.B. in der nahe gelegenen Bruchermühle an der Itter.

Die Vermutung, daß Christoffel von Bawyr von seinen Verwandten mit der Verwaltung der Jagd von Caspersbroich betraut worden sei, verliert damit sehr an Wahrscheinlichkeit, dagegen spricht manches für die Annahme, daß der Name Wilzhaus von dem "Wildhaus", einem Jagdhaus der Herren von Caspersbroich, herzuleiten ist.


Maubes
 
2005
Maubes



Genealogisches

  1860 werden als Taufzeugen genannt: Daniel Herder, Fabrikant, Mauberhaus;
Ferdinand Mutz, Schleifer, Wilshausen

  In der ersten Hälfte des 19. Jh. wohnten mehrere Angehörige der Familie Carl Ferdinand Mutz und Caroline Herder in Maubeshaus.


Quellen:
  • Rheinische Landeszeitung vom 14.11.1940 und vom 14.12.1940
  • Rosenthal Bd. 1 (1973), Bd. 3 (1975)

Hofschaften Übersicht      nach oben     

www.zeitspurensuche.de
Copyright © 2007 Marina Alice Mutz. Alle Rechte vorbehalten.