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Brucher Mühle (Itter)

Brucher Mühle 2003
2003   Bruchermühle,
vom Müllersberg aus gesehen
 
Lage
Geschichte und Eigentümer
   -   15.-17. Jahrhundert
   -   18. Jh.
   -   19. Jh.: Eigentümer Hammerstein
   -   20. Jh.: Mühle und Ausflugslokal
   -   21. Jh.: Privates Wohneigentum
Namen



Lage

Die Mühle befand sich auf Haaner Gebiet nahe dem Schloss Caspersbroich zwischen Schaafenkotten und Brucher Kotten. Auf der Karte von Ploennies von 1715 ist sie als "mühl" auf der rechten Itterseite eingetragen.




Geschichte und Eigentümer

15.-17. Jahrhundert

Schon 1410 wird die Brucher Mühle im Register des Hühnerzinses für das Haus Horst in Hilden genannt: als "dat neyderste Mulners gut" [= "das untere Müllers Gut"] - im Gegensatz zum Müllersberg mit dem "oeverste Molners gut". [Vollmar]

Am 26.01.1544 wurde dieser Hof in einem Rechtsgutachten der Haaner gegen den Herzog von Berg als Burbachsberger Mühle bezeichnet. Der Burbachsberger Hof lag früher neben dem Hof "An der Hege" an der Kaiserstraße 6 in Haan. Offenbar war die Mühle inzwischen von dort erworben worden. Die Mühle hat gem. Urkunde - wie auch die Breidenmühle - seit "aller Menschen gedenken daselbst gestanden". [Vollmar]

Mitte des 17. Jh. wurde die damalige Burbachsberger Mühle Besitz des benachbarten Schlosses Caspersbroich. Doch wurde dem Ankäufer, dem Generalleutnant Friedrich von Bawyr (+ 1667), der Erwerb durch den Schenk zu Horst streitig gemacht; der Rechtsstreit kam vor das Hildener Hofgeding. [Lomberg, Berg. Heimatblätter, S. 19]

Die Mühle hatte an das Haus Caspersbroich für die Benutzung der Wege, die über das Grundeigentum des Rittersitzes zur Mühle führten, Abgaben zu zahlen: 7 Reichstaler, 20 Groschen (später 23,09 Mark). "Außerdem mußten unentgeltlich das für Menschen und Vieh in Caspersbroich benötigte Getreide gemahlen und Samen geschlagen werden (Ölmühle). [Lunkenheimer]

Dies berichtete Hermann Hammerstein am 13.08.1924, damals 84jährig, "und es durfte nicht 'gemoltert' werden. Sonst war es üblich, dass als Mahllohn 'gemoltert' wurde, d.h. pro Centner oder Scheffel 8 Pfund Getreide durch den Müller einbehalten wurde." [StA SG 0-4-Kotten]

"Diese Gerechtsame blieben auch dann noch bestehen, als das Besitztum längst nicht mehr zu Caspersbroich gehörte. [...] Erst 1913 [oder 1917 oder 1918?] löste der damalige Besitzer Hermann Hammerstein die alten Verbindlichkeiten durch Zahlung einer Summe von 800 Mark ab. " [Lunkenheimer] Die beiderseitige Gerechtsame zur Benutzung der Wege ist bestehen geblieben. [StA SG 0-4-Kotten]



 
1837   Haus Caspersbroich.
Hinten links dürfte die Brucher Mühle
zu sehen sein.
Aquarell von F.A. de Leuw



18. Jahrhundert

1724 erscheint die Mühle in einer Steuerliste als "Thieneßberger Mühlen, ein Muller" [= Mühle vom Thienhauser Berg, ein Müller]. [Vollmar]

1731 sind in der Huldigungsliste für den Herzog von Berg "Johann Peter Thienesberg an der Bergermuhlen" und "Johan Engel Deus an der Berger Mühlen, Halbman" [Halbman = Mitpächter der halben Mühle] aufgeführt. [Vollmar]

  Der Name Johann Engel Deus erscheint 1779 auch an der Poschheider Mühle am Lochbach.

1787 wird als Besitzer oder Pächter der Mühle Wilhelm Schreck genannt.

1794 war die Mühle im Besitz des in der Brucher Mühle wohnenden Müllers Johann Peter Steinberg.

  Familie Steinberg ist auch mit der Mahnertmühle verbunden.


Zur Genealogie der Müllersfamilie

Johann Peter Steinberg (* 03.01.1771) war der Sohn des in Erkrath wohnenden Müllerehepaares Wilhelm Steinberg und Anna Christina Butzmühlen.
Wilhelm Steinberg war in erster Ehe verheiratet mit Anna Catharina Krickhaus (+ 08.05.1809).
Johann Peter Steinberg heiratete am 21.09.1811 in Haan Maria Catharina Fues (* am 09.07.1779 in Wald), deren Eltern der Messerarbeiter Johann Wilhelm Fues und Eva Maria Zieles (+ 22.10.1809) aus Heiperts waren. [Lunkenheimer]




19. Jahrhundert: Eigentümer Hammerstein

In einer kurzen Zeitungsnotiz heißt es, dass die Mühle um 1826 auch als Lohmühle verwendet wurde. Drei in der Bech und in Bäckershof gelegene Lohgerbereien ließen hier die für ihren Betrieb benötigte Eichenrinde zerkleinern. [Rheinische Landeszeitung vom 16.02.1941]

Um 1846/47 kam die Mühle durch Erbgang in den Besitz von Karl Wilhelm Hammerstein, einem Schwiegersohn von Johann Peter Steinberg. [Paul Hammerstein]

1854 war seine Frau bereits Witwe. Sie plante Veränderungen an den Wasserrädern vorzunehmen:


Oeffentlicher Anzeiger. Nr. 63. Düsseldorf, Samstag den 15. Juli 1854

1116. Veränderung eines Wasserrads.

672. Die Wittwe Carl Wilhelm Hammerstein zu Bruchermühle beabsichtigt die Wasserräder an ihrer daselbst gelegenen Mühle je um einen halben Zoll zu erhöhen und das sogenannte Schalt oder Gerinne ober den Rädern um 2 1/2 Fuß zu verlängern, ohne jedoch an der bestehenden Stauhöhe etwas abzuändern.

Indem ich dieses Vorhaben nach Vorschrift des §.29 der allgemeinen Gewerbeordnung vom 17. Januar 1845 hiermit zur öffentlichen Kenntniß bringe, fordere ich diejenigen, welche hiergegen Einrede zu machen beabsichtigen, auf, solche binnen vier Wochen bei mir anzubringen, während welcher Zeit der Nivellements-Plan auf hiesigem Amtslokale eingesehen werden kann.

Haan den 8. Juli 1854. Der Bürgermeister Schnittert.


"Am Peter und Paul-Tag des Jahres 1876 [= 29. Juni ] brach in der Mühle ein schwerer Brand aus, wodurch der alte Fachwerkbau bis auf die Grundmauern zerstört wurde. Bei dieser Gelegenheit sind auch die alten Akten und Bücher allesamt verloren gegangen." [Lomberg, Bergische Heimatblätter 1928, Nr. 5, S. 19] Die Tageszeitung widmete dem Ereignis nur zwei Sätze:


Ohligser Anzeiger für die Bürgermeisterei Merscheid und Umgegend.
Samstag, den 1. Juli 1876, 1. Jg.

Locale und vermischte Nachrichten

* Ohligs, 30. Juni. In der Nacht vom 28. auf 29. Juni entstand auf bisher noch nicht ermittelte Weise Feuer in der bei Caspersbruch liegenden Hammerstein'schen Mühle. Das Mühlengebäude wurde durch die Flammen total aufgezehrt, während das anstoßende Stallgebäude unversehrt blieb.



Die Öl- und Lohmühle, die in einem Nebengebäude untergebracht war, brannte 1876 ebenfalls nieder, war aber schon damals "seit unbekannter Zeit" außer Betrieb. [Paul Hammerstein]

In den Jahren 1876/77 entstand eine neue Mühle mit zwei Mahlgängen, wärend die alte Mühle vier besaß. Alle Getreidearten zur Brot- und Futtermittelherstellung wurden gemahlen. Die neue Mühle hatte ein oberschlächtiges Wasserrad von 1,50 m Breite und einem Durchmesser von 4 m. [Paul Hammerstein] Das Gefälle betrug 9 1/2 Fuß. [Lunkenheimer]

Das im Wasserbuch eingetragene Wasserrecht hat folgenden Wortlaut:

Dem jeweiligen Eigentümer der im Grundbuch von Haan, Band III, Blatt 115 eingetragenen Parzellen, Gemarkung Haan, Flur 9, Nr. 2798/392 und 2799/389 steht das Recht zu, das Wasser des Itterbaches zwischen den Parzellen Gemarkung Haan, Flur 9, Nr. 393 und 382 mittels einer Stauschleuse bis zu 94,71 m über N.N. aufzustauen, dortselbst zwischen den Parzellen Gemarkung Haan, Flur 9, Nr. 393 und 372 mittels eines Obergrabens (Parzelle Gemarkung Haan, Flur 9, Nr. 2797/394) teils unterirdisch zum Betrieb eines Wassertriebwerkes der sogenannten Bruchermühle zu gebrauchen, wobei die zulässige Stauhöhe 94,695 m N.N. beträgt, abzuleiten und das gebrauchte Wasser unter der Straße her mittels eines Untergrabens zwischen den Parzellen, Gemarkung Haan, Flur 10, Nr. 546/476 und 545/476 einerseits und 478 andererseits teils unterirdisch dem Mutterbach wieder zuzuleiten.

[Zitiert bei Lunkenheimer S. 73]


"Auf den bei den Wasserbuchakten befindlichen Plan und die Beschreibung wird Bezug genommen. Das Recht beruht auf unvordenklicher Verjährung, eingetragen auf Antrag der Geschwister Paul, Eugenie und Johanne Hammerstein zu Bruchermühle bei Haan vom 13. Februar 1922."
[Die Heimat 1925, S. 18. Zitiert bei Lunkenheimer]

  Familie Hammerstein ist unter den Mühlenbesitzern der Umgebung mehrfach anzutreffen, so z.B. in der Mahnertmühle am Scheidebach.


Brucher Mühle
Brucher Mühle mit Gondelteich,
links der Müllersberg
Nach einer Postkarte, gelaufen 1904, Slg. M. Tettinger
 
Brucher Mühle
Hier wird der beachtlich große Gondelteich von schnittigen Bötchen belebt. Postkarte, abgestempelt 16.07.1907 in Haan. Slg. M. Tettinger



20. Jahrhundert: Mühle und Ausflugslokal

1927 war die 1867/77 neu errichtete Mühle noch in Betrieb und im Besitz der Familie Hammerstein. Mit der Wasserkraft wurde jetzt nicht mehr nur gemahlen: "Den Fortschritten der Zeit gemäß wird die Wasserkraft aber auch zur Erzeugung des elektrischen Lichtes benutzt." [Lomberg S. 247] Zu dieser Zeit war die Brucher Mühle gleichzeitig Mahlmühle und eine beliebte Sommerwirtschaft mit Gondelteich und einer kleinen Insel mitten darin. [Lomberg S. 247]

Diese Sommerwirtschaft dürfte damals schon mindestens zwei oder drei Jahrzehnte lang bestanden haben. Betrachtet man die Fotos um 1900, so ist eine Veranda vor dem Haus zu erkennen, auf der wohl schon Gäste bewirtet wurden. Auf einer Ansichtskarte von 1907 ist die Gästeterrasse deutlich zu erkennen. Auch andere Mühlenbesitzer waren damals auf die Idee gekommen, sich diese Erwerbquelle zu erschließen. So wurde auch die weiter itter-aufwärts gelegene Heidberger Mühle im Jahr 1900 zum Ausflugslokal.


Brucher Mühle
 
Die Mühle mit Gäste-Terrasse aus ungewohnter Perspektive: Im Vordergrund der Teich vor Schloss Caspersbroich.

Ausschnitt aus einer Postkarte.
Als Besitzer der Bruchermühle ist Hermann Hammerstein angegeben.

Abgestempelt ist die Karte in Wald
am 18.05.1921 oder 1924.
Slg. M. Tettinger

1939 meldete der damalige Eigentümer Paul Hammerstein das Gewerbe ab und setzte die Mühle außer Betrieb. Sie war intakt und hätte nach Wiederanmeldung ihre Arbeit wieder aufnehmen können. [Paul Hammerstein]

  Die zweite Jahresangabe zur Stilllegung bei Lunkenheimer, 1929, ist ein Druckfehler.

Von diesem Zeitpunkt an diente die Mühle nur noch als gern besuchte Sommergaststätte. 1966 war Helmut Hammerstein Eigentümer des Lokals. [Lunkenheimer]


Brucher Mühle
 
1957
Blick von der Gästeterrasse
auf den Gondelteich

Am 31.10.1973, knapp 100 Jahre nach dem ersten Unglück, passierte ein zweites: Der Dachstuhl des Haupthauses und die Hälfte des Anbaues brannten ab. Die Erbengemeinschaft Hammerstein ließ sofort alles wiederherstellen und beantragte die Wiedereröffnung des Restaurants. [Lunkenheimer]

Dazu ist es nicht gekommen. Wie aus "gut informierter Quelle" zu erfahren war, konnte sich das Ordnungsamt zur Genehmigung dieses Antrags nicht entschließen. Der Grund? Die vorhandenen sanitären Einrichtungen des Lokals, die sich in dem kleinen Bau gegenüber dem Haupthaus befanden und bis dahin ihren Zweck erfüllt hatten, genügten den behördlichen Ansprüchen nicht mehr. Eine Neuanlage wird den Eigentümern zu aufwändig gewesen sein, und so entstanden Wohnungen anstelle des Restaurants. Dabei ist es bis heute geblieben.


Brucher Mühle
1980   Die Brucher Mühle ist nur noch Wohnhaus.
 
Brucher Mühle
2003   Bruchermühle



21. Jahrhundert: Privates Wohneigentum

Das 21. Jh. ist im Zusammenhang mit der Kotten- und Mühlengeschichte der Haaner und Solinger Bachtäler eigentlich nicht mehr das Thema. Kotten und Mühlen gibt es nicht mehr, und auch als Ausflugslokale sind nur noch einzelne dieser Anwesen für die Öffentlichkeit zugänglich. Bei der Brucher Mühle ist beides schon lange nicht mehr der Fall. Auch wo früher erholungsuchende Spaziergänger durch mehr oder minder gepflegte private Parkanlagen lustwandeln konnten - wie am benachbarten Schloss Caspersbroich, hat "die Öffentlichkeit" schon lange keinen Zutritt mehr.

Nun führte aber durch das Grundstück der Brucher Mühle "immer schon" ein öffentlich genutzter Spazier- oder (Rund-)Wanderweg, der auch Zufahrtsweg für andere Anlieger ist. Da dies aus verschiedenen Gründen und als Ergebnis einer Feststellungsklage seit dem Sommer 2010 nicht mehr so ist, geriet die Brucher Mühle in die lokalen Schlagzeilen: Zum 15. Juli 2010 hat Familie Legner als erster Eigentümer dieses Grundstücks den Hofdurchgang gesperrt.

Gründe, Hintergründe, Reaktionen und Folgeprobleme können in den Tageszeitungen nachgelesen werden.


Brucher Mühle
14.07.2010   Das Hofgrundstück wird abgesperrt.
 
Brucher Mühle
16.07.2010   Der Zaun steht: Kein Durchgang mehr an der Bruchermühle.


 
Brucher Mühle
"Privatgrundstück   Betreten verboten!"


Brucher Mühle
 
"Sperrung des Weges / Hofraum Bruchermühle

Ab Mittwoch, den 14.07.2010 bleibt der Weg / Hofraum durch die Bruchermühle dauerhaft gesperrt.

Die immer wieder umfallenden Bäume, der Verkehr und das damit verbundene Risiko machen diese Maßnahme unumgänglich.

Der Hofraum ist Privatbesitz.
Es gibt keinen öffentlichen Weg über den Hof, wie das Verwaltungsgericht Düsseldorf rechtskräftig festgestellt hat.

Ein Betreten nach dem 14.07.2010 ist somit für die Öffentlichkeit nicht mehr möglich.

Bitte benutzen Sie die alternativen Wege durch das Ittertal.

Sperrung des Weges / Hofraumes Bruchermühle"


Brucher Mühle
 
2012
Brucher Mühle



Namen

1731   Johann Peter Thienesberg und Johan Engel Deus
1787   Wilhelm Schreck
1794   Johann Peter Steinberg
Ehepaar Wilhelm Steinberg und Anna Catharina Krickhaus
Ehepaar Wilhelm Steinberg und Anna Christina Butzmühlen
1811   Ehepaar Johann Peter Steinberg und Maria Catharina Fues
Ehepaar Johann Wilhelm Fues und Eva Maria Zieles
um 1846/47   Karl Wilhelm Hammerstein
1913   Hermann Hammerstein
1922   Paul, Eugenie und Johanne Hammerstein
1966   Helmut Hammerstein
2009   Sabine Legner

  Ittertal - Brucher Mühle
  Schloss Caspersbroich


Quellen:
  • Friebel, Bernd (2004 und 2010 E-Mail)
  • Hammerstein, Paul, Schreiben vom 21.03.1944 [StA SG 0-4]
  • Lomberg (1928)
  • Lomberg, Bergische Heimatblätter 5/1928,S. 19
  • Lunkenheimer (1990) S. 76 f
  • Rheinische Landeszeitung vom 16.02.1941 -ig- [RLZ]
  • Stadtarchiv Solingen 0-4 (Hammerstein 1944)
  • Vollmar (Häuser und Höfe)

Weitere Informationen:

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