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2002 Café - Restaurant Mahnertmühle. Unter Steg und Haus fließt der Scheidebach. |
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- Lage - Geschichte - Harro Vollmar: Die Mahnerthöfe - Friedhelm Stöcker: Geschichte - Die Ortschaft Mahnert - Die Mühle - Eigentümer Bülthausen - Eigentümer Johann Wilhelm Steinberg - Eigentümer Wilhelm Hammerstein - Eigentümer Kolk - Eigentümer Paulus - Eigentümer Paulus-Dickel - Das Ende des Mühlenbetriebs |
LageDie frühere Mahnertmühle - bzw. das gleichnamige Café und Restaurant - liegt am Scheidebach in Haan, nicht weit von der Anschlussstelle Haan-West der A 46 an der Flurstraße / Haaner Straße zwischen Haan und Erkrath-Millrath. Früher gehörte die Mühle zu Oben-Mahnert, einem der drei Mahnerter Höfe. |
Ausschnitt einer Karte von Haan. Lomberg 1928 |
GeschichteZu den Ursprüngen der Ortschaft Mahnert und der Geschichte der Mahnertmühle haben die Haaner Geschichtsforscher Harro Vollmar und Friedhelm Stöcker aufschlussreiche Daten ermittelt. |
Die Mahnerthöfe
Um 1350 werden in einer Einkunftsliste des Millrather Hofes Schlickum sechs Höfe am Mahnertbach genannt. In diesem Zusammenhang erscheinen Namen, die auf andere Höfe hinweisen, wie z.B. Eickenberg, Willbeck (beide Millrath) und Eickert (Hildener, Erkrather oder Haaner Eickert?) und Haan (vermutlich die Hildener Haanhöfe?). Jedoch liegen nicht alle diese Höfe am Mahnertbach bzw. Scheidebach, so z.B. nicht die Höfe Eickenberg und Willbeck. "Da alle diese Angaben in der Urkunde zusätzlich mit der Ortsbezeichnung 'vom Mahnertbach' versehen sind, so ist von einer Hofgruppe - Neugründung am Mahnertbach auszugehen." [Vollmar]
"Ein Beispiel für den Urkunden-Text: »Item Heynken to Eickenberch ind syne erven alle jare in den hoyff to Slychum 3 morken (1 Morchion = 1 Albus) tynns van der Manraetz beck.«
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1968 Mahnertmühle 5 Foto: Harro Vollmar |
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Vor 1990 Mahnertmühle 5 Bild-Quelle: Stadt Haan |
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Die beiden Fotos zeigen einen der ältesten Höfe "Mahnert" in Haan, gelegen südlich am Hang oberhalb des Scheidebaches, aufgenommen vor und nach seiner Restaurierung. Das Haus verfügt über eine Giebelvorkragung im ersten und zweiten Stockwerk, wie sie etwa bis 1600 gebaut wurde. [Vollmar] Es ist im Denkmalverzeichnis der Stadt Haan eingetragen (Listen-Nr. 6): "Zweigeschossiges Fachwerkhaus. Die restaurierte Giebelseite stammt aus dem 17. Jh. Seitlich jüngere Anbauten aus dem 20. Jh." [Stadt Haan S. 20 f]
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Die folgende Ausarbeitung über die Geschichte der Mahnertmühle hat Friedhelm Stöcker 1996 in Vortragsform veröffentlicht. Die Informationen stammen zum großen Teil aus alten Urkunden, die er im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf gefunden und ausgewertet hat. Sie geben Hinweise auf die Ursprünge der Mühle, die anscheinend schon vor 1682 bestanden hat. Interessant ist auch die Entstehungsgeschichte und Entwicklung des Restaurants Mahnertmühle, das sich aus einem "Winkel" bzw. einer Beerenwein-Gastwirtschaft eintwickelt hat. |
Die Geschichte der Mahnert MühleVon Friedhelm StöckerDie Ortschaft MahnertDas Gebiet um die Ortschaft Mahnert ist schon vor Jahrtausenden besiedelt gewesen. Dies belegen die zahlreichen wissenschaftlich bestätigten steinzeitlichen Funde von Hermann Bannitza und Werner Friebus. |
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Mittelsteinzeitliche Geräte vom Wohnplatz Mahnertmühle-Nord: Mikrolith, Kratzer, 2 Klingen. Nach Abb. bei Banniza S. 64 |
Um die Zeit vor und nach Christi Geburt lebte in dem hiesigen Gebiet der germanische Volksstamm der Sugamberer. Die Ortschaft Mahnert lag im "Rauhen Busch", einem ziemlich geschlossenen Waldgebiet, das etwa wie folgt abzugrenzen ist: im Westen die heutige A 3, im Süden die B 228, im Osten die Bahnlinie Haan-Gruiten und im Norden die Ortschaft Millrath.
»Zur Ausrottung der sich vermehrenden Wölfe werden für die Erlegung einer Wölfin 8 Rthlr.,
Diese Verordnung wurde 1747 erneut bekannt gemacht. [Scotti Nr. 1632]
Wann diese Siedlung in dem Waldgebiet entstanden ist, ist schwer festzulegen. In einer Urkunde des Hofes Schlickum in Hochdahl-Trills sind schon vor 1372 mehrere, dem Schlickumer Hof zinspflichtige Hofbesitzer an der "Maenrader beck" und "Manraetz beck" aufgeführt. [Vollmar; Mahnert, S. 6].
Die verschiedenen Erwähnungen von Bewohnern der Mahnert im Verzichtbuch von Hilden und Haan 1562-1623 [Niederbergische Beiträge, Band 21], die erbrechtliche Auseinandersetzungen beurkunden, sprechen immer nur von der Mahnert (Peter uf der Manerth, Johann von der Manert usw.); von einer Mühle ist darin noch nichts erwähnt.
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1910 Das hölzerne oberschlächtige Wasserrad der heute nicht mehr vorhandenen Mühle. Der üppigen Vegetation nach scheint es schon länger nicht mehr in Betrieb zu sein. Bild-Quelle: Stadtarchiv Haan |
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Die Mühle
Die These von H. Vollmar [S. 8-9], dass die erste urkundliche Erwähnung der Mahnertmühle in der Steuerliste der Gemeinde Ellscheid vom 20. Dezember 1631 zu finden sei, ist nicht richtig. Auf der ersten Seite dieser Liste sind die drei Höfe der Ortschaft Mahnert richtig aufgeführt. Auf der zweiten Seite ist die "Rolenders schwarze Manert" verzeichnet; nicht wie es Vollmar gelesen hat "Molenders schwarze Manert". Das vom ihm gelesene 'M' ist einwandfrei ein 'R'; vgl. 7 Zeilen weiter "Rütger Clief vom Guth auf der Windfochen".
Die Mühle in der Mahnert ist jedoch wahrscheinlich in der 2. Hälfte des 17. Jh. errichtet worden. Dies ist aus Urkunden zu schließen, die ich im Hauptstaatsarchiv (HSTA) Düsseldorf fand [Berg. Gerichte Mettmann, Nr. 6 III].
1743 gab es nun zwischen den Besitz-Nachfolgern der Obersten und Tüschersten Mahnert Streit um die Wasserrechte. Die Besitzer der Tüschersten Mahnert verklagten den Derich von der Obersten Mahnert, dem auch die Mühle gehörte, ihnen ihr zustehendes Wasser nicht vorzuenthalten. Dem beurkundeten Rechtsstreit ist eine Lageskizze des alten Mühlenteiches und der Wiesen beigefügt, die die verschiedenen Besitzverhältnisse und Flößrechte im Jahr 1743 genau bezeichnet.
Bei erneutem Suchen nach Beweisen für die Existenz der Mahnertmühle fand ich im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf in einer Erbpachtliste des Amtes Mettmann aus dem Jahr 1682 die folgende Eintragung:
Eigentümer Bülthausen
In einer Schatz- und Steuerliste, die etwa um 1760-80 aufgestellt wurde, heißt es:
Eigentümer Johann Wilhelm Steinberg
Am 6. 0ktober 1807, also zur Zeit der französischen Herrschaft, ist bei einer neuen Verfertigung der Steuerrollen in der Gemeinde Ellscheidt auch der Hof mit der Mahnertmühle detailliert erfasst worden. Besitzer war zu der Zeit Johann Wilhelm Steinberg. An Flächen sind dabei angegeben:
Eigentümer Wilhelm Hammerstein
Das Güterverzeichnis von 1832 im HSTA Düsseldorf-KaIkum [Reg. Düsseldorf, Kat. B 244] weist Wilhelm Hammerstein als Besitzer der Mahnertmühle aus. Die Gesamtfläche des Hofes beträgt 23 Morgen 125 Ruthen nach jetzt preußischem Maß; nach altem, örtlichem Maß waren das 19 Morgen 11 Ruthen.
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1928 Ausflugslokal Mahnertmühle Abb. bei Lomberg |
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Eigentümer Kolk
Im Güterauszug vom Jahr 1867 [HSTA Düsseldorf, Reg. Düsseldorf, Kat. B 640] zum Zweck der Grundsteuerveranlagung ist August Kolk als Eigentümer der Mahnertmühle verzeichnet. Er hat nicht nur den bisherigen Besitz des Wilhelm Hammerstein übernommen, sondern auch den 3. Hof, die Unterste Mahnert, erworben. Der Hof ist jetzt 79 Morgen 134 Ruthen groß. Bei der Auflistung der einzelnen Parzellen ist der Mühlenteich wie vorher mit 95 Ruthen (= 1350 m2) angegeben, also immer noch am alten Platz.
Nach der Jahrhundertwende tauchten in der Mahnertmühle erhebliche Probleme auf. Ausgelöst wurden sie letztlich durch ein außergewöhnliches Unwetter am 30 Mai 1901.
Aus einer Akte vom 5. November 1905 geht hervor, dass das Grundstück des Klägers W.O. Kolk im Zuge der Zwangsvollstreckung verkauft worden ist. An wen, ist hier nicht aufgeschrieben. Zum Prozessverlauf ist zu sagen, dass er sich über 6 Jahre hinzog, und dass nach mehreren Zwischenurteilen das endgültige Urteil erst am 5. April 1907 ausgesprochen wurde. Danach musste die Gemeinde Haan nur 1.600 Mark für den Schaden bezahlen und die Prozesskosten tragen. W.O. Kolk hatte 6.000-9.000 Mark gefordert. Die letzten Kostenabrechnungen sind im Mai 1909 getätigt worden.
Eigentümer Paulus
Das Jahr 1906 ist von besonderer Bedeutung für die Mahnertmühle und die Familie Paulus-Dickel. Am 6. Januar 1906 kauften Julius Paulus und seine Ehefrau Johanne geb. Kortenhaus die Mahnertmühle mit dem Hof Mahnert Nr. 9 (die Unterste Mahnert) von Familie Kolk für 36.000 Goldmark. Genaues dazu konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Ein Kaufvertrag wurde bisher nicht aufgefunden. Die Familie Paulus wohnte bis dahin im Kellertor. Zum Erwerb der Mahnertmühle verkaufte sie ihren Hof Clemenshausmanns (Vertrag in meinem Besitz).
Die Gaststätte war in der näheren und auch weiteren Umgebung bekannt als ein vorzügliches Ausflugsrestaurant mit der Spezialität Beerenwein. Durch seine idyllische Lage im grünen Bachtal mit dem Gondelteich und dem daneben auf dem Berg stehenden hölzernen Aussichtsturm war es für viele Vereine und Familien aus der Umgebung bis nach Düsseldorf hin ein beliebtes Ausflugsziel.
Eigentümer Paulus - Dickel
Am 18.01.1921 heiratete Tochter Emmi, die Schwester von Fritz Paulus, den Georg Dickel aus Girkhausen im Sauerland.
Die Gastwirtschaft wurde seit 1921 von Ehepaar Dickel betrieben, wobei sie von Bruder Fritz unterstützt wurden.
Der Zweite Weltkrieg brachte ebenso wie für die gesamte Bevölkerung auch für die Mahnertmühle wesentliche Einschränkungen. Vergnügungs- und Tanzveranstaltungen fielen aus, die Männer waren im Krieg, und die Frauen waren mit den täglichen Sorgen belastet. 1939-40 gab es Einquartierungen durch ostpreußische Regimenter, die am 10. Mai 1940 von hier aus zum Frankreichfeldzug ausrückten.
In der Zeit bis zur Währungsreform im Juni 1948 fiel es schwer, die für den Wirtschaftsbetrieb erforderlichen Waren zu beschaffen (Kompensations-Geschäfte) und die in der Kriegszeit entstandenen Schäden zu beseitigen und erforderlichen Reparaturen zu tätigen.
1988 übernahm Paul-Georg Dickel den von den Eltern ererbten Familienbetrieb und baute ihn kontinuierlich weiter auf. 1991 fanden umfangreiche Renovierungen der Innenräume statt. Gleichzeitig wurde eine neue Kläranlage errichtet und der Hochwasserschutz verbessert.
Copyright © 1996 Friedhelm Stöcker. Alle Rechte vorbehalten. |
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Mahnertmühle: Ein geräumiger Parkplatz für PS-starke Gäste. An schönen Sommertagen ist er gut belegt. 1987 Fahrerabzeichenprüfung Bronze: Commandeur und Radscha, Anja und Sonja. |
Das Ende des Mühlenbetriebs
1908: Die eigentliche Mühle liegt nun schon seit zwanzig Jahren still. [Lomberg 1928] |
August Lomberg schwärmte 1928 im Haaner Heimatbuch besonders über die Gartengestaltung an der Mahnertmühle:
"Das geräumige, durch einen Anbau noch erweiterte Wirtshaus faßt zahlreiche Gäste, sodaß an Sonntagen nicht selten ein lärmendes Treiben herrscht. Um so behaglicher ist es an den stilleren Wochentagen. Die eigentliche Mühle, die nun schon seit zwanzig Jahren still liegt, befand sich in dem Nebengebäude links. Nur die vermorschte Mühlenachse ist noch vorhanden; der Mühlengraben aber liegt trocken da. Um an die Überlieferung anzuknüpfen und dem Namen des Hauses gerecht zu werden, beabsichtigt indes der Besitzer, demnächst das Mühlrad wieder einzuhängen und auch den Wasserstrom wieder darauf zu leiten.
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2007 Kinderspielplatz-Nostalgie |
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2004 Schleifstein im Garten der Mahnertmühle |
Aus dem Wiederaufhängen des riesigen Wasserrades ist nichts geworden, und auch der Teich ist nicht mehr vorhanden. Aber "vor Ort" kann man sich noch ein ungefähres Bild davon machen, wo er gelegen hat. Das Haupthaus der Mahnertmühle ist unter der Listen-Nr. 56 im Denkmalverzeichnis der Stadt Haan eingetragen: "18. Jh. jüngere bauliche Ergänzungen Wohn- und Wirtschaftsgebäude; zweigeschossiges Fachwerkhaus auf verputztem Bruchsteinsockel. Mühlenbetrieb mit Wasserrad bis 1920, jetzt Gaststätte." [Stadt Haan S. 77]
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2012 Mahnertmühle |
Quellen:
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Schleifkotten, Mühlen und Hämmer Haan, Häuser und Höfe - Mahnertmühle Archiv Stöcker |