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Kotten am Heidberg und Heidberger Mühle (Itter)

Heidberger Mühle
Die Heidberger Mühle (links).
Detail aus einer Darstellung um 1880
 
Lage
Geschichte und Eigentümer
   -  16.-17. Jahrhundert: Kotten am Heidberg
   -  Ab 18. Jahrhundert: Müllerfamilie Kratz
Kurzgefasste Mühlengeschichte
Mühle und Stauanlagen
Das Ausflugslokal
   -  Die Ponys
   -  Der Gondelteich
   -  Der Windmühlen-Pavillon
  -   Brand und Rekonstruktion (2006/2007)
Namen



Lage

Die Mühle befand sich auf Haaner Gebiet hinter dem Ernenkotten unterhalb von Heidberg, gegenüber dem heute noch vorhandenen Barock-Haupthaus und Restaurant "Heidberger Mühle". Das Restaurant liegt an der Walder Straße 50, einer Seitenstraße der Ittertalstraße zwischen Haan und Solingen-Wald.




Geschichte und Eigentümer

16.-17. Jahrhundert: Kotten am Heidberg

1574 wird ein Kotten am Heidtberg im Zusammenhang mit einem Grundstücksverkauf urkundlich erwähnt. Dies ist der Eintrag im Verzichtbuch der Kirchspiele Hilden und Haan:

"1574 Februar 1

Die Scheffen Wilhelm Theenhauß und Jurgen Boll tragen im Gericht vor, daß Casper, Wilhelm [!], Johann und Hinrich ahm Heidtberg - die letzten beiden mit Zustimmung ihrer Vormünder - ihrem Bruder Wilhelm [!] ahm Heidtbergh und dessen Ehefrau Cathrina auß der Elp ihren Erbanteil am Heidtbergh, der ihnen »von vader und moeder ahnerstorben, wie auch im gleichen den kotten« verkauft, sich guter Bezahlung bedankt und ordnungsmäßig Verzicht und Ausgang geleistet haben. Der Verzicht wird vom Gericht anerkannt. [S. 54]"

[Strangmeier, Verzichtbuch Teil I, S. 46 Nr. 63]


Bei einem anderen Eintrag, 28 Jahre später, handelt es sich eindeutig um Schleifkotten:

"1602 Januar 14

"Adolf ufm Tenger und Heilger Heidelbergh berichten, daß vor ihnen
[1] Jürgen von der Bruggen, zu Kreckhaus wohnhaft, und seine Ehefrau Merg,
[2] ferner Leißgen, Tochter Wilhelms ahm Heidtbergh und seiner verstorbenen Ehefrau Treinen, zugunsten der Eheleute Caspar [Wegge, vgl. Nr. 381] und Neesen ahm Heidtbergh, (ihrem »respective bruder und schwegerschen«), Verzicht und Ausgang auf ihre kindlichen Erbanteile an dem Gut ahm Heidbergh geleistet haben, vorbehaltlich der beiden nebeneinander liegenden Schleifkotten, daran alle Erben zu gleichen Teilen berechtigt bleiben sollen. Die Verzichtenden bedanken sich guter Bezahlung und ersuchen das Gericht um Erteilung von Brief und Siegel. [S. 201]"

[Strangmeier, Verzichtbuch Teil I, S. 200 Nr. 332]


Caspar Wegge = Weck? - Fünf Jahre später ist erneut vom Schleifkotten die Rede:

"1607 Januar 8

Die Scheffen Adolf aufm Tenger und Heilger Heidelbergh, der seine vogtbare Jahre erreicht, vor ihnen zugunsten seines Bruders Caspar Wegge ahm Heidbergh und dessen Ehefrau Neeßgen auf sein kindliches Erbteil ab dem Gut ahm Heidbergh im Kirchspiel Haan verzichtet habe. Ausgenommen jedoch von dem Verzicht sind seine Anrechte an dem Schleifkotten, der bei dem Heidberg gelegen ist. Der Verzichtleistende hat sich guter Bezahlung bedankt und um Erteilung von Brief und Siegel gebeten. [S. 233]

[Strangmeier, Verzichtbuch Teil I, S. 234 Nr. 381]


1715 erscheint der ehemalige Heidberger Kotten in der Ploennies-Topographie als "mühl"; er muss also in der Zwischenzeit umgerüstet worden sein. [Vollmar]

  Oder es handelte sich um einen anderen Kotten. Vgl. Bastianskotten 1731



Heidberger Mühle
Das 1784 errichtete Wohnhaus um 1905...
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen
 
Heidberger Mühle
... und 2003


Heidberger Mühle, Treppenhaus
Treppenhaus des Haupthauses mit geschnitztem Schwanenmotiv.
Bild-Quelle: Stadtarchiv Haan
 

Das aus dem Jahr 1784 stammende Haupt- bzw. Wohnhaus wurde Ende des 19. Jh. umgebaut. "Das Gebäude [...] macht mit seiner mit zwei Hirschköpfen geschmückten breiten Front einen stattlichen Eindruck; dazu trägt nicht wenig auch der hohe, reichgeschnitzte Dachgiebel bei, der die Vorderseite ziert." [Lomberg S. 249]

Bemerkenswert sind auch die Barock-Haustür mit Türklopfer, der leicht geschwungene Antrittspfosten und das ornamentreiche Treppengeländer mit Schwanenmotiv. Das Gebäude ist in der Haaner Denkmalliste eingetragen. [Haan 1990]




Ab 18. Jahrhundert: Müllerfamilie Kratz

1724 war "Johann Kratz ahm Heyberg" der "Muller". [Vollmar]

1750 wird der Eigentümer Wilhelm Cratz an letzter Position im Rentmeisterei-Abschluss für die "Wasserwerksbesitzer" des Bezirks Solingen erwähnt. Er musste einen Malter Roggen entrichten.

Am 17.10.1786 erscheint ein Johann Peter Kratz als Gläubiger in einem Obligationsprotokoll. [Wenning S. 174 Nr. 467] Ein Wohnort wird hier nicht genannt.

1787 wird lt. Lunkenheimer in den Jülich-Bergischen Akten des Haupt-Staatsarchivs Düsseldorf eine "Kratzheidberger Mühle" genannt mit dem Besitzer Peter Kratz. Zu dieser Zeit hatte die Mühle noch keinen Stauteich. [Lunkenheimer]

1793 lautete die Bezeichnung auf der Karte von Wiebeking "Kratzberger M". [Lunkenheimer]


Mitte des 19. Jh. war Johann Peter Kratz Besitzer der Mühle. Er starb am 17. Januar 1861 im Alter von 61 Jahren und hinterließ das Anwesen seinem Sohn Ludwig Kratz. Die Quellen sind über die Familienverhältnisse nicht ganz einig; die Wahrheit dürfte in den Kirchenbüchern zu finden sein. Beschränken wir uns hier auf einen Auszug bei Lunkenheimer.

Danach wurde Carl Ludwig Kratz am 03.04.1820 geboren. Er heiratete am 10.09.1855 Johanna Charlotte Busch aus Wald, Tochter des Schenkwirts Daniel Busch und der bereits verstorbenen Johanna Maria geb. Butz. Carl Ludwig Kratz, Besitzer der Heidberger Mühle, war viele Jahre erster Beigeordneter der Stadt Haan. Er ging eine zweite Ehe mit Amalie Steinfeld ein und starb am 26.02.1894 als Rentner in Haan. [Lunkenheimer]

Die Heidberger Mühle blieb also lange Zeit im Familienbesitz. Dann gab Carl Ludwig Kratz 1862 ein Zeitungsinserat auf, um seinen gesamten Besitz versteigern zu lassen:


Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 27.09.1862

"Herr Ludwig Kratz, Müller und Gutsbesitzer zu Kratzheidberg, Bürgermeisterei Haan wohnhaft, läßt wegen Aufgabe des Geschäfts am Mittwoch den 19. November d. J. Nachmittags 3 Uhr, beim Gastwirthen Herrn Carl Wester zu Wald, seine zu Heidberg gelegene Besitzung, bestehend in einer Mahlmühle, Ölmühle, neuem Wohnhause, Nebenwohnungen, Backhaus, Oekonomiegebäuden und einem Areal von 31 Morgen 106 Ruthen 20 Fuß Ackerland und Wiesen, öffentlich an den Meistbietenden unter sehr günstigen Bedingungen versteigern.

Die Mahlmühle liegt zwischen Wald und Haan in der bevölkersten Gegend des Bergischen, auf der Itterbach, hat gute Wege, nie Wassermangel, 3 Mahlgänge einen zur Vorschuß-Fabrikation aufs Beste eingerichteten Vorschußgang, eine Sichelmühle und wurde darin das Müller- und Bäckergeschäft bisher mit bestem Erfolge betrieben.

Wald, den 23. September 1862.     C.J. Blumberg, Notar"9

[Zitiert bei Lunkenheimer S. 68]


Ob Ludwig Kratz die Mühle mit dem umfangreichen Besitztum tatsächlich 1862 verkauft hat, ist in der Literatur nicht überliefert. Jedenfalls wurde die Anzeige nicht wiederholt.




Heidberger Mühle
 
Wahrsch. nach 1905
"Grüße von der Heidberger Mühle, Ittertal"
Ansichtskarte, Slg. M. Tettinger

Text auf der Karten-Rückseite: "Restauration Heidberger Mühle. Besitzer: M. Meurer. Grosser Gesellschafts-Saal mit Piano. 7 Minuten von Haan. 15 Minuten von Wald Weier. Haltestelle der elektr. Kleinbahn. Fernsprecher No. 14 Amt Haan." Im Hintergrund links ist der Turm der evangelischen Kirche von Haan zu erkennen. Daneben dampft die Firma Hammerstein.




Kurzgefasste Mühlengeschichte

In einem Artikel in "Die Heimat" werden weitere Namen genannt. Ob es sich um Eigentümer oder Pächter der Mühle handelte, ist nicht ersichtlich. [Die Heimat Nr. 11/1968, S. 44]. Die folgenden Angaben sowie die weiter unten gezeigte Skizze stammen von Karl Wupper, dessen Vorfahren bis um 1750 in Heidberg zurückzuverfolgen sind:


"Fest steht, daß die Mühle nie in dem 1784 errichteten Gebäude war, sondern in einem Fachwerkgebäude... Auffallend ist die zweieinhalbstöckige Bauweise des Mühlengebäudes, eine Bauart für eine Mühle, wie man sie sonst hier nicht findet. Im Keller befand sich die Knochenmühle, im Erdgeschoß das Mahlwerk und im ersten Stock der Getreidespeicher. Bei der Mühle befand sich vor dem Bau des jetzigen Hauses kein Wohngebäude. Der Mühlenbesitzer oder -pächter wohnte auf dem Kratzheidberg.

Die Mühle wurde nacheinander von folgenden Müllern betrieben: Kratz, Weber, Hammerstein, ein Bruder des Mühlenbesitzers der Brucher Mühle, Im Busch, Köller und wieder Kratz. Leider sind die Zeiten nicht bekannt, in denen sie hier tätig waren, ob die Mühle einmal verkauft wurde oder immer im Besitz der Familie Kratz war. Vielleicht waren die genannten Müller Pächter der Mühle. Das ist am ehesten anzunehmen, da sie ursprünglich im Besitz der Familie Kratz war und 1862 von dieser zum Verkauf gestellt wurde.

Der Müller Hammerstein holte noch das Getreide mit einem vierspännigen Pferdegespann von den Bauern um Neuß (Rhein). Die umliegenden Bauern brachten ihr Getreide über den heute noch zum Teil erhaltenen Mühlenweg von den Bergen zur Mühle. Hammerstein war nach dem Müller Kratz der einzige, der die Mühle noch voll ausgenutzt hat.

Der Müller Köller hat die Mühle, die 1894 schon außer Betrieb war, in einen Tanzraum verwandelt. Er ließ sie auch niederlegen. Die Balken wurden zum Bau des Hauses verwendet, das in Haan Ecke Turn- und Martin-Luther-Straße heute noch steht.

Die Scheune und die Stallungen hinter dem 1784 errichteten Haupthaus wurden um 1900 von einem Max Meurer in Gastwirtschaftsräume umgebaut. Der jetzige Gondelteich war um 1880 noch Baumhof mit einem Überlaufbach vom Obergraben."

[Die Heimat 11/1968, S. 44 -B.-]


 
Skizze Heidberger Mühle
Heidberger Mühle, nach einer Darstellung um 1880
Quelle: Stadtarchiv Solingen
 
1a alte Heidberger Mühle,
1b neues Wohnhaus von Kratz (1874),
1c Kuhstall,
1d Schweinestall,
1e Scheune,
1f Sammelteich für die Mühle mit Zulauf des Wiedenhofer Baches,
1g Wasserradschuppen und Untergraben zum Itterbach,
2 altes und 2a neues Wohnhaus der Familie Wupper,
3 alte Scheune von Kratz und Wupper.



Mühle und Stauanlagen

Die zweieinhalbstöckige alte Wasserradmühle stand dem heute noch vorhandenen steinernen Barockbau an der Walder Straße 50 auf der anderen Straßenseite gegenüber. Die "Straße" war damals, wie die Zeichnung zeigt, nur ein schmaler Weg. Zwischen den Gebäuden konnte sich vielleicht gerade mal ein Pferdefuhrwerk hindurchquetschen.

Der Obergraben der Mühle verlief früher an der rechten Seite des damaligen Baumhofs (vgl. Skizze). Wie aus dem folgenden Ausschnitt einer Flurkarte der Gemeinde Haan von 1891 hervorgeht, erhielt er sein Wasser aus dem Untergraben des Ernenkottens.


 
Ittertal Ittertal
Nach einer Flurkarte der Gemeinde Haan von 1891 (Ausschnitte) [MTe]

Der Stauteich der Mühle mit Zufluss vom Wiedenhofer Bach (Haaner Bach) lag hinter dem alten Mühlengebäude. Der Mühlenteich wurde also nicht nur aus dem Obergraben gespeist und war somit nicht allein von dem Wasser abhängig, das vom Ernenkotten dort hinein geleitet wurde.

"Der Ernenkotten hatte einen sehr langen Obergraben, den man auch als eine Art gestreckten Teich ansehen könnte. Ich vermute, dass die Schleifer des Ernenkottens das Wasser der Itter komplett aufstauten und somit der Mutterbach eher wenig Wasser führte. Wenn dem so wäre, dann macht es Sinn, das gebrauchte Wasser des Ernenkottens wieder im Teich der Mühle zu sammeln. Solange die Mühle (über einen längeren Zeitraum gesehen) weniger oder gleich viel Wasser wie der Kotten zum Betrieb benötigt, funktioniert diese Technik. Probleme gäbe es nur, wenn der Ernenkotten längere Zeit Urlaub machen würde und kein Wasser mehr vom Obergraben Ernenkotten in den Untergraben Ernenkotten fließt (eventuell würde ein Überlauf hier Abhilfe schaffen)." [Tettinger]

Kurz vor dem Ernenkotten ist ein solcher Überlaufgraben (Flutgraben) vorhanden, der das nicht benötigte Wasser zurück in die Itter leitet.

  Über die Stauanlagen: Obergraben, Untergraben...


Stauanlage Ernenkotten  
2002
Stauanlage
vor dem Ernenkotten



Das Auflugslokal

Der Mühlenbetrieb wird sich nicht mehr rentiert haben - vielleicht hatte es auch Probleme mit den Wasserrechten gegeben -, denn Müller Köller baute die bereits stillgelegte Mühle 1894 in einen Tanzraum um. Aber auch dieses Unternehmen scheint nicht rentabel gewesen zu sein: Er ließ das alte Fachwerk-Gebäude schon bald abreißen.

Den Gedanken, hier einen gastronomischen Betrieb einzurichten, griff Max Meurer auf, der das Anwesen kurz vor der Jahrhundertwende erworben haben muss. 1900 baute er Scheune und Stallungen hinter dem Haupthaus in Gastwirtschaftsräume um. So entstand das Ausflugs-Restaurant "Heidberger Mühle" - das einzige heute noch im Ittertal vorhandene.


Heidberger Mühle
 
Um 1905
Ausflugslokal Heidberger Mühle
Ansichtskarte
Bild-Quelle: Stadtarchiv

Eine gastronomische Nutzung erfuhren zur Freude der wandernden Bevölkerung auch andere Mühlen, so z.B. die Brucher Mühle ein Stück weiter itter-abwärts und die Scheider Mühle im oberen Lochbachtal.

Zu einem Ausflugslokal, das auf sich hielt, gehörte natürlich ein Gondelteich. Der kleine Mühlenteich wird zu diesem Zweck nicht geeignet gewesen sein oder war vielleicht schon gar nicht mehr vorhanden, und so wurde der ehemalige Baumhof unter Wasser gesetzt. Hier konnte man nach Herzenslust paddeln und Tretboot fahren.


Heidberger Mühle
 
Um 1915
Ausflugslokal Heidberger Mühle
Ansichtskarte (Ausschnitt)
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen

Am 01.06.1924 verkaufte Max Meurer († 1925) die Gaststätte an Johannes Berger.
Ab 01.03.1930 waren Elly Hoffmann und Conrad Cassel Betreiber. Den Zweiten Weltkrieg überstand die Heidberger Mühle nicht ganz unbeschadet, aber am 20.05.1945 wurde die Gaststätte wieder eröffnet.

Elly Hoffmanns Lizenz endete am 10.12.1958, und am 07.11.1959 trat Josephine Sturm die Nachfolge an. Sie war verheiratet mit Wilhelm Ulrich. [www.heidberger-muehle.de]

Das Ehepaar Ulrich hat ein Leser in guter Erinnerung: "Nette Leute, die uns Kinder in der Woche für 2 Groschen (statt 1,50 DM) Kahn fahren ließen, so lange wir wollten." [Friebel]

Seit dem 01.06.1980 befindet sich die Heidberger Mühle im Besitz der Familie Bernd und Ulla Ulrich.


Heidberger Mühle
Sommer 2002
Links ein Teil des Restaurants; im ehemaligen Gondelteich der Windmühlen-Pavillon
 
Heidberger Mühle
Februar 2005



Die Ponys

Etwa Anfang der 1960er Jahre kam dem Ehepaar Ulrich die Idee zu der bei mutigen Kindern überaus beliebten Attraktion Ponyreiten - vielleicht angeregt durch die damals aktuellen "Immenhof"-Spielfilme. Mit Unterstützung der beiden Söhne wurde die Idee in die Tat umgesetzt. [Friebel]

Auf dem Rücken dieser geduldigen Pferdchen, die in ihrem eingezäunten Zirkel zumeist brav hintereinander her trotteten, habe ich meine allerersten hippologischen Erfahrungen gesammelt. Einige Jahre später konnte man die Ponys für kleine Ausritte ausleihen, und dann ging es mit der braunen "Lady" bis zum Ittertaler Strandbad oder nach Schloss Caspersbroich und wieder zurück. Damals gab es noch nicht so viele Pferde und Verbotsschilder im Wald, und die meisten Spaziergänger freuten sich noch über den Anblick.


um 1960
Um 1960   Ponyreiten für Kinder. Wer erinnert sich noch an Heidi, Senta und Mary?
 
Ittertal
Sommer 1966
Ausritt mit "Lady"
 



Der Gondelteich

Kahn fahren kann man auf dem zunehmend verschlammenden ehemaligen Gondelteich nicht mehr; er wird nur noch von den Enten benutzt. Bernd Friebel weiß Näheres: Das Verschlammen des Teiches war immer schon ein Problem. Der Teich bezieht sein Wasser, wie oben beschrieben, aus dem Untergraben des Ernenkottens. Dessen Ober- und Untergraben sind nicht durchgehend befestigt, das Wasser ist lehmig, die Fließgeschwindigkeit ist gering und vermindert sich durch herabgefallenes Laub noch mehr.

In den Teich mündet in der rechten (nord-östlichen) Ecke ein Einleitungs-Rohr, das vom Untergraben des Ernenkottens abgeleitetes Wasser zum Teich transportiert - sofern vorhanden.

Eine Zeitlang erhielt er Teich gar kein Wasser. Der frühere Besitzer des Ernenkottens sperrte den Zulauf zum Teich, weil man sich wohl über die Sanierung der Zuleitungsrohre nicht einigen konnte. Meinungsverschiedenheiten der Itter-Anlieger gibt es, solange der Bach Wasserräder antreibt. Warum sollte es heute anders sein? Seit einigen Jahren wird aber der Teich wieder gespeist, "wenn auch dürftig".

Bernd Friebel weiter: "Zur Zeit meiner Kindheit wurde der Teich etwa einmal jährlich mit einem schweren Raupenschlepper entschlammt. Manchmal versackte der Schlepper im Schlamm und musste in einer spektakulären Aktion geborgen werden. Mann, das war spannend!"

Derartige Aktionen unterliegen heute sehr strengen Auflagen und würden gewaltige Kosten verursachen...

"Dazu kommt noch, und das ist viel dramatischer, dass der Teich undicht ist. Zwischen Teich und der parallel verlaufenden Itter gibt es nur einen schmalen Damm. Ratten und Wetter haben dafür gesorgt, dass er undicht geworden ist - und eine Reparatur wäre einfach zu teuer." - Ähnliche Probleme konnten am weiter itter-abwärts liegenden Schaafenkotten durch umfassende Instandsetzungs-Arbeiten noch verhindert werden.




Der Windmühlen-Pavillon

Das bekannte Wahrzeichen, die stilisierte Holländer-Windmühle im Teich, war 1928 noch nicht vorhanden, wohl aber 1931, wie alte Fotos belegen. Es dürfte also unter der Regie von Elly Hoffmann entstanden sein.

Mit der Geschichte der alten Mühle hat dieses im Maßstab 1 : 3 gebaute Modell "niederländischen Typs" - noch dazu im Windschatten des Tales gelegen - natürlich nichts zu tun, wohl aber mit der Geschichte des Restaurants. In den 1990er Jahren wurde die Windmühle gründlich restauriert und blieb weiterhin ein origineller Blickfang, wenn dort auch längst nicht mehr serviert wurde.


Heidberger Mühle
1931   Ganz neu: Die "Windmühle" mit Galerie und interessanter Brücke. Der Steg zum Pavillon ist so hoch angelegt, dass die Ruderboote darunter herfahren können.
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen
 
Heidberger Mühle
1957   Familien-Ausflug zur Heidberger Mühle

So war es jedenfalls bis zum 31. Oktober 2006. In der Nacht zum Allerheiligentag ist der alte Pavillon völlig ausgebrannt.




Namen

1574 Casper, Wilhelm, Johann und Hinrich ahm Heidtberg
1602 Eheleute Caspar und Neesen ahm Heidtbergh
1607 Caspar Wegge (= Weck?)
1724 Johann Kratz
1750 Wilhelm Cratz
1787 Peter Kratz
1772-1848 Johann Abraham Kratz
1820-1894 Carl Ludwig Kratz, Ehegattinnen Johanna Charlotte Busch und Amalie Steinfeld
Hammerstein
1894 Köller
1900-1924 Max Meurer
1924 Johannes Berger
1930-1958 Elly Hoffmann, Conrad Cassel
1959 Eheleute Josephine Sturm und Wilhelm Ulrich
ab 1980 Bernd und Ulla Ulrich



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Quellen:
  • Clauberg, Solinger Tageblatt vom 17.10.1940
  • Haan (1990)
  • Die Heimat 11/1968, S. 44 -B.-
  • Friebel, Bernd (2004 eMail)
  • Lomberg (1928)
  • Lunkenheimer (1990) S. 67 f
  • Rheinische Post vom 03.11.2006 (Ralf Geraedts)
  • Strangmeier (1970)
  • Tettinger, Michael (2004)
  • Vollmar (Häuser und Höfe)
  • Wenning (1986)
  • Webseite: www.heidberger-muehle.de am 14.02.2007

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