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Bastianskotten (Itter)

Bastianskotten
2003   Bastianskotten, vom Haaner Waldweg aus gesehen
 
Lage
Geschichte und Eigentümer
Das Ende?
Namen



Lage

Der Kotten liegt zwischen dem (nicht mehr vorhandenen) Mutzkotten und dem Ernenkotten. Er ist auf der Karte von Ploennies von 1715 auf der rechten Itterseite verzeichnet.




Geschichte und Eigentümer

Die Informationen über die Geschichte des Bastianskottens sind spärlich.

1715 war ein Kotten an dieser Stelle schon vorhanden.

1731 wird in der Huldigungsliste für den Herzog von Berg Johann Dirich Bastian ahm Heyberg (= Heidberg) erwähnt. Aus anderen Urkunden ist bekannt, dass in den Heidberger Höfen die Messermacherei betrieben wurde, ganz in der Nähe des Bastianskottens. [Vollmar]

  Diese "anderen" Urkunden sind aber wesentlich älter: Sie stammen von Anfang des 17. Jh. Die wahrscheinlich gemeinte Heidberger Mühle war lt. Karte von Ploennies 1715 bereits "Mühle" und nicht Schleifkotten.

"Im Jahre 1787 wird ein »Bastian A. Baus Kotten« genannt, und auf der Karte von Wiebeking aus dem Jahre 1793 ist ein »Bastians Kotten« eingezeichnet. Der Kotten hieß später nach der Familie Baus auch Bauskotten; in der Bezeichnung von 1787 sind beide Namen enthalten. Eigentümer des Kottens waren im Jahre 1787 Joan Peter Baus und Joan Peter Mutz." [Lunkenheimer S. 63]

  Lunkenheimers angegebene Quelle ist: "HStA Düsseldorf, Akten Jülich-Berg, Kellnereirechnung. Amt Solingen, 1786/87", die Angaben habe ich jedoch a.a.O. nicht gefunden. Vielfach stammen Informationen zum Jahr 1787 aus dem Protokoll zur Besprechung des Benrather Kommissars Frhr. von Franz mit den Schleiferei- und Mühlenbesitzern an Itter und Lochbach am 26.10.1787 - möglicherweise auch hier.


Bastianskotten  
Bastianskotten im Schnee.
Vorn ist der gefüllte Obergraben zu sehen, links das heute nicht mehr vorhandene Kottengebäude.

Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen

Am 14.09.1846 hat Isaak Linder, Schleifer im Bastianskottens, eine Wiese von 65 Ruten, 40 Fuß in der Gemeinde Wald an den Schleifer Friedrich Mutz in Mittelitter verkauft. Er kaufte dieselbe Wiese am 17.12.1847 wieder zurück. "Man kann wohl annehmen, dass Isaak Linder um diese Zeit der Eigentümer des Bastianskotten war; ihm folgten die Schleifer August und Karl Linder, vermutlich Söhne von Isaak Linder." [Lunkenheimer S. 63 ff]

  Isaak Linder - vermutlich derselbe, der 1838 im Neuenkotten gearbeitet hat und Mitbegründer der Lindersberger Schule war.

Im Sommer 1869 wollten diese beiden Schleifer das alte Wasserrad am Schleifkotten durch ein neues ersetzen:


Oeffentlicher Anzeiger. Nr. 63. Düsseldorf, Samstag den 28. August 1869

"Nr. 2056. 1215.

Die Schleifer August Linder und Karl Linder beabsichtigen das alte Wasser-Rad am Bastianskotten, Gemeinde Haan, durch ein neues zu ersetzen. Es wird dies mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß Einwendungen gegen diese Anlage binnen 14 Tagen präclusivischer Frist bei mir anzubringen sind. Zeichnungen und Beschreibungen liegen zur Einsicht in meiner Amtsstube offen.

Haan, den 21. August 1869. Der Bürgermeister Hirsch."


  Gottwald Hirsch war 1867-1892 Bürgermeister der Gemeinde Haan.

Nach Auskunft von Hugo Winkels war der Schleifkotten mit einem unterschlächtigen Wasserrad von 20 Fuß Durchmesser ausgestattet. (Ein Foto des riesigen Rades aus dem Jahr 1930 ist im Solinger Stadtarchiv vorhanden.) 15-20 Schleifer konnten im Kotten arbeiten. Sie schliffen Rasiermesser, Taschenmesser und Gabeln.

  Begriffe und Erläuterungen: Über die Wasserräder


Bastianskotten
Bastianskotten, Bachseite...
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen
 
Bastianskotten
... und Bergseite, um 1931.
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen



Das Ende?

Nach Lunkenheimer wurde der Kotten 1912 stillgelegt und verfiel.

Nach Winkels wurde er 1912 an Emilie Linder verkauft.

August Lomberg schreibt im Haaner Heimatbuch 1928, der Bastianskotten habe sich "in seiner alten Beschaffenheit unverändert erhalten" [S. 251], und ebenso wie Lomberg erwähnt Vollmar, dort seien noch 1928 Löffel und Rasiermesser geschliffen worden.

Lt. den Angaben von Hugo Winkels von März 1944 war der Kotten bis etwa 1935/36 in Betrieb.
Am 2./3.11.1940 bestätigte das Solinger Tageblatt, der Bastianskotten sei außer Betrieb.

Der Obergraben des Bastianskottens ist heute trockengelegt. Der Untergraben ist erkennbar. Das Fachwerk-Wohnhaus ist noch vorhanden. Das Anwesen gehört Jörg und Ute Weinholz, die es 1999 von der Eigentümergemeinschaft Winkels und Dr. Fritz Hedwig erworben haben.


Bastianskotten
 
2004
Der ehemalige Bastianskotten,
von der Walder Ittertalstraße aus gesehen



Namen

1731 Johann Dirich Bastian
1787 Bastian A. Baus
1787 Joan Peter Baus und Joan Peter Mutz
1846 Isaak Linder
1869 August und Karl Linder
1912 Emilie Linder
? Winkels
bis 1999 Eigentümergemeinschaft Winkels und Dr. Fritz Hedwig
ab 1999 Jörg und Ute Weinholz



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Quellen:
  • Lomberg (1928)
  • Lunkenheimer (1990) S. 63 f
  • Stadtarchiv Solingen, 0-4-Kotten
  • Vollmar (Häuser und Höfe)
  • Weinholz, Jörg und Ute (2004 eMail)
  • Winkels, Hugo: Schreiben vom 25.03.1944 im Stadtarchiv Solingen, 0-4-Kotten

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