www.ZeitSpurenSuche.de

Alte Schulen und Schulgebäude in Solingen - Wald (1)

Lindersberger Schule / Westersburg  und  Itterbruch

 
Artikel: Gründung der Lindersberger Schule
Artikel: Eine 100-jährige Schule erzählt - Westersburg
Genealogisches: Schul-Mitgründer Isaak Mutz



Lindersberger Schule / Westersburg

Wenn die Initiative der Obrigkeit zu wünschen übrig ließ, war auch in früheren Zeiten beim Thema Bildung Elterninitiative gefragt. In den 1830er Jahren fühlten sich die Eltern im oberen Ittertal genötigt, selbst aktiv zu werden: Sie wollten ihren Kinden den Schulbesuch ermöglichen, den der preußische König Friedrich Wilhelm III. ja bereits 1825 zur Pflicht gemacht hatte. Das Ergebnis war die private Lindersberger Schule im oberen Itterbezirk, an deren Gründung im Jahr 1838 auch Angehörige der Familie Mutz beteiligt waren.

Über die Geschichte der erfolgreichen Schulgründung und die baldige Umwandlung dieser Privat- in eine Normalschule sind zu ihrem 100. Jubiläum mehrere Aufsätze veröffentlicht worden. So aufschlussreich die Hintergrundinformationen auch sind, so vage sind die Angaben über die Schulgebäude. Teilweise scheinen die Daten - das betrifft auch andere Quellen - ein bisschen durcheinandergeraten zu sein.


Igelsforst


Igelsforst
Ältestes Schulgebäude im Igelsforst
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen



Igelsforst
2003   Igelsforst
 
Erstes Schulhaus: Privatschule Westersburg
26.07.1837   Die Westersburger Hofbewohner richten ein Schreiben an die Verwaltungsbehörde mit der Bitte um eine eigene Bezirksschule, die am 09.03.1838 zunächst abgelehnt wird.

01.10.1838   Genehmigung der Regierung zur Errichtung einer Privatschule

15.10.1838   Schulbeginn

Erstes Schullokal ist für etwa ein Jahr das sog. Kopps Häuschen zu Igelsforst, von Gottlieb Linder als Wohnhaus für seine Schwiegermutter erbaut.

Der erste Lehrer ist Wilhelm Müller, der von den Schulinteressenten von der Hofschule Meiswinkel abgeworben wurde.

2010   Das Wohnhaus im Igelsforst ist noch vorhanden.




Lindersberg


Lindersberg
Das zweite Schulhaus Lindersberg.
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen
 
Zweites Schulhaus: Privatschule Lindersberg
  18.11.1839   Einweihung des zweiten, neu erbauten Schulhauses Lindersberg.

  So steht es im Zeitungsartikel. Vermutlich ist das 3. Schulhaus gemeint. Evtl. handelt es sich beim 2. Schullokal, wie beim ersten, nicht um ein eigens erbautes Schulhaus, sondern um ein Privathaus, in dem die Schüler für kurze Zeit unterrichtet wurden.

Das Schulhaus genügt schon bald den Anforderungen nicht mehr.

Die Interessenten beantragen bei der Gemeinde die Umwandlung der Privat- in eine Normalschule.

1938   Das Haus auf dem Lindersberg ist noch vorhanden.

2003   soll das Haus noch vorhanden sein.


nach oben


Eschbachstraße 42


Eschbachstraße
Das dritte Schulgebäude in der Eschbachstraße (= Bausmühlenstraße), vor 1939. Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen


Eschbachstraße
2010   Bausmühlenstraße in Höhe Nr. 42, Bushaltestelle Buckert. Hier stand die Lindersberger Schule. Der Giebel des Schieferhauses ist auf dem alten Foto (oben) rechts sichtbar.
 
Drittes Schulhaus: Privatschule /
öffentliche ev. Elementarschule
18.11.1839   Einweihung des dritten Schulhauses an der Eschbachstraße 42

16.08.1840   Umwandlung der bisherigen Privatschule am Lindersberg in eine öffentliche evangelische Elementarschule

1840   Die 1838 gegründete Privatschule wird auf den Walder Gemeindehaushalt übernommen.

1844   Die Schule wird von der Bürgermeisterei Wald übernommen. [Rosenthal]  

03.10.1889   Beschluss der Walder Stadtverordneten, das alte, unzulänglich gewordene Schulhaus zu einem Armenhaus umzubauen. Für die Schule wird ein Neubau bewilligt, der 1891 bezugsfertig ist.

Zwischen 1974 und 1984 dürfte das Schulhaus und spätere Armenhaus abgerissen worden sein, wie aus entspr. Grundkarten zu schließen ist.

 
Eschbachstraße
2010   Blick in Gegenrichtung
 

Die Lindersberger Schule an der Eschbachstraße ist in einer Karte von 1844 eingezeichnet.


nach oben


Westersburg,   Eschbachstraße 14  =  Bausmühlenstraße 14


Westersburg
1925   Die Schule Westersburg
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen



Westersburg
2010   Grundschule Westersburg, Bausmühlenstraße
 
Viertes Schulhaus: Volksschule, höhere Mädchenschule, Grundschule
05.10.1891   Einweihung der neuen Schule zu Westersburg

1901   Adressbuch: Evangelische Volksschule Westersburg, Hauptlehrer Dickmann

1925   Einrichtung einer höheren Mädchenschule

01.04.1930   Auflösung der höheren Mädchenschule und Rückgabe der Räume an die Volksschule

09.12.1930   Beschluss der Schuldeputation über die Einrichtung der Schule Westersburg als selbstständiges Schulsystem zu Ostern 1931

1931   Adressbuch: Ev. Volksschule (6 Klassen). Rektor: Kaesgen

1938   Adressbuch: Ev. Volksschule (7 Klassen). Rektor Hinzen

1948/49   Adressbuch: Gemeinschaftsschule Westersburg

1953   Gemeinschaftsschule Westersburg (6 Klassen)

1968   Grundschule

1984   Eintrag des Schulgebäudes (Fassade) in die Denkmalliste

2010  Grundschule Westersburg, Bausmühlenstraße 14


nach oben


Emil Clauberg veröffentlichte rund 100 Jahre nach Gründung der Lindersberger Schule in "Die Heimat" einen Artikel, in dem er die Namen der Beteiligten nennt und über die Vertragsbedingungen bzw. Einkommensverhältnisse des ersten Lehrkörpers anno 1838 aufklärt.


Die Heimat vom 1. August 1936, S. 39

Gründung der Lindersberger Schule vor hundert Jahren

Das damalige Gehalt eines Walder Lehrers.
Von E. Clauberg.

Im Jahre 1831 war dem oberen Itterbezirk die Honschaftsschule zu Auf dem Holz genommen worden. Der nördliche Teil desselben wurde dem neuen Schulbezirk Wibbelrath bei Oberhaan angegliedert, während den Bewohnern des südlichen Teiles nichts anderes übrig blieb, als ihre Kinder in die Pfarrschule zu Wald oder in die Schule zu Nümmen, Gemeinde Gräfrath, zu schicken. Es handelte sich dabei um folgende Ortschaften:

 
Neuenkotten,
Sonnenschein,
Wiederschein,
Igelsforst,
Kninsbusch,
Kotzert,
Zieleskotten,
Bausmühle,
Itterbruch,
Stöcken,
Bauskotten,
Eschbach,
Fuhr,
Delle,
Obenitter,
Westersburg,
Buckert,
Siepen und
Neuenhaus. -
 

Neuenhaus lag im Walde gegenüber Obenitter, vor 50 Jahren durch die Krankenpflegerin "Lendemanns Griß" bekannt, und das Siepen zog sich von Obenitter zum Heimshüßken in der Westersburg. Den Eltern der genannten Ortschaften paßte es nicht, ihre Kinder nach Wald oder Nümmen zur Schule zu schicken. Die eine der beiden Schulen lag ihnen zu weit ab und die andere brachte ihrer Meinung nach den Kindern nicht genug bei. Sie wollten für ihre Kinder eine eigene Schule in der Nähe haben.

Ihre jahrelangen Bemühungen, "von oben herunter" eine Normalschule zu erhalten, blieben erfolglos. Da - im Jahre 1837 - faßten die Eltern den kühnen und opferfreudigen Beschluß, für ihre Kinder eine Privatschule einzurichten. Die Regierung erteilte Anfang 1838 dazu die Genehmigung.

Die oben genannten Ortschaften wählten aus ihrer Mitte 11 Vertrauensleute, die nunmehr den Schulgründungsbeschluß zu verwirklichen hatten.

Dazu gehörten die sieben Schleifer
-  Isack Linder zu Itterbruch,
-  Abraham Linder zu Zieleskotten,
Wilh. König zu Westersburg,
Isack Mutz zu Westersburg und
-  Karl Kirschbaum zu Obenitter.

Hinzu kamen noch
-  Weber Wilh. Bäumer zu Neuenhaus,
-  Messerarbeiter Isack Mutz zu Zieleskotten,
-  Ackerer Daniel Kind zu Delle und
-  Witwe Gottlieb Linder zu Neuenkotten.

Wilhelm Müller von Meiswinkel, Gemeinde Höhscheid, wurde für die zu gründende Obenittertaler Privatschule als Lehrer gewonnen. Die vorstehenden Vertrauensleute schlossen mit ihm am 1. Mai 1838 zu Neuenkotten im oberen Ittertal einen Anstellungsvertrag ("Berufsschein") ab, der heimat- und schulgeschichtlich besonders auch als Beitrag zur Charakterisierung unserer Ittertaler Ahnen, von großem Wert ist. Darin wird zunächst ganz genau angegeben, was Lehrer Müller als Ittertaler Privatschullehrer im einzelnen verdienen soll.

  1. Für drei Jahre wird ihm ein jährliches Bareinkommen von 160 Talern gewährleistet, also ein Monatsgehalt von 13 Talern und 10 Silbergroschen. Das heißt: Jedes Schulkind mußte zu dieser Summe monatlich 1 Silbergroschen Schulgeld beisteuern.

  2. Dem Lehrer wird freie Kost und freie Wohnung "nebst Aufwartung" in einem "soliden Hause" verschafft.

  3. Der Lehrer erhält alljährlich 2500 Pfund gute Kartoffeln.
    [Das wären im Monat 208 Pfund Kartoffeln!]

  4. Falls der Lehrer sich selbst beköstigt, erhält er außer den Kartoffeln jährlich 100 Pfund Schweinefleisch, 60 Pfund Rindfleisch und 60 Pfund frische Butter.
    [Pro Monat also gut 13 Pfund Fleisch.]

  5. Er erhält für seine Wohnung einen Ofen "mit Zubehör" und ein gutes Bett.

  6. Er erhält sowohl für die Schule als auch für seine Wohnung freien Brand (Holz zum Anlegen und Steinkohlen).

  7. Die Schulinteressenten übernehmen das Putzen und Reinigen der Schule und der Wohnstube des Lehrers und das Feuermachen.

  8. Sie übernehmen (alles unentgeltlich) das Waschen der Betttücher des Lehrers, der Handtücher, Strümpfe und der Leibwäsche, sowie das Reinigen, "Wischen und Schmieren" der Schuhe und Stiefel.

  9. Die Interessenten verpflichten sich, innerhalb eines Jahres ein neues Schulhaus mit geräumiger Schulstube und gutem Wohnhaus für den Lehrer zu bauen, um "den vorhandenen Kindern nicht durch beengten Raum ihrer geistigen und körperlichen Entwicklung hinderlich und nachteilig zu begegnen und den Wirkungskreis des Lehrers zu schwächen".

Wenn man bedenkt, daß sowohl kein einziger der genannten Schulinteressenten mit irdischen Gütern in nennenswerter Weise gesegnet war, dann kann man die Größe des Opfers ermessen, das sie zwecks Erlangung einer eigenen Schule für ihre Kinder zu bringen bereit waren. Man kann es unter solchen Umständen wohl verstehen, daß Lehrer Müller damit zufrieden war.

Er verpflichtete sich den Interessenten gegenüber, den ihm anvertrauten Kindern täglich 6 Unterrichtsstunden zu geben, und zwar drei am Vormittag und drei am Nachmittag. Der Samstagnachmittag und die Nachmittage, an denen Müller an Konferenzen in Wald und Solingen teilnehmen mußte, waren unterrichtsfrei. So wurde Wilh. Müller 1838 der erste Lehrer der ehemaligen Lindersberger Schule.


Aus Anlass ihres 100jährigen Jubiläums berichtete auch die Rheinische Landeszeitung im Vorkriegsjahr 1938 ausführlich über die Entstehungsgeschichte der Lindersberger Schule und der daraus hervorgegangenen Schule Westersburg, die heute noch besteht. Dabei werden einige interessante Details aus Berichten und Protokollen verraten. Einzelne Vokabeln, die manchem Leser vielleicht etwas Unbehagen verursachen mögen, sind Ausfluss der Zeit, in der dieser Artikel geschrieben wurde.


Rheinische Landeszeitung vom 25. September 1938 (K.F.)

Eine hundertjährige Schule erzählt

Der "Schweinslederne" der Schule Westersburg /
Bezahlung der Lehrer mit Naturalien / Schicksal der Schule

Die Schule Westersburg bereitet ... die Feier des hundertjährigen Bestehens vor. Das gab Veranlassung, einmal in dem alten "Schweinsledernen" zu blättern, in der Chronik der Schule, die noch erhalten blieb. Dieses Protokoll vom 1. April 1841 wurde uns von dem stellvertretenden Schulleiter, Lehrer Caspers, freundlicherweise zur Einsicht überlassen.

Beim Durchblättern des alten schweinsledernen Protokolls der jetzt hundertjährigen Schule Westersburg fällt es auf, wie wir es bereits wiederholt festgestellt haben, daß die früheren Gemeinden häufig keinerlei Geneigtheit besaßen, dem Bildungshunger der breiten Bevölkerungsschichten gerecht zu werden und die nötigen Gelder für die Schulgebäude und die Lehrer bereitzustellen. Die Bevölkerung selbst übernahm dann den Bau der Schule, und sie sorgte auch für den Unterhalt der Lehrer.

Darüber hinaus können wir feststellen, daß auch die Geistlichkeit nicht immer bereit war, den überall auftretenden Bildungshunger zu stillen, wenn es sich darum handelte, der "anderen Konfession" eine Konzession zu machen. [...]

Der Wunsch nach der eigenen Schule

Die Kinder im heutigen Bezirk Westersburg gehörten verschiedenen Hofschaften an. Sie kamen aus Fuhr und Delle, vom Lindersberg, aus der Eschbach und aus dem Ittertal. Da sie bis 1838 die Schulen in Wald, Weyer und Nümmen besuchen mußten und dabei weite Wege bei Wind und Wetter zurückzulegen hatten, richteten die Hofbewohner von Westersburg im Jahre 1837 an die Verwaltungsbehörde ein Schreiben, das die Bitte enthielt, ihnen höheren Orts eine eigene Bezirksschule zu erwirken.

Diese Bitte wurde nach langem Warten am 9. März 1838 mit der Begründung abgelehnt, daß "die hohe Regierungsabteilung des Innern mitgeteilt habe, daß die Gemeinde sich aus mehreren Rücksichten an diesem Unternehmen nicht beteiligen könne, es jedoch den hiesigen Einsassen unbenommen bleibe, auf eigene Kosten einen Privatlehrer anzunehmen."

Da der Wunsch auf eine eigene Schule einmal wach geworden war und sich nicht mehr verleugnen ließ, setzten sich die Haupttreiber, die Interessenten Wilhelm Weck aus Sonnenschein und Isaak Linder zu Neuenkotten mit der Ortschaft Meiswinkel bei Höhscheid in Verbindung, weil die dortige Gemeinde bei einem Schulbau erheblich mitgeholfen hatte. Die Erkundigungen über das Zustandekommen der Meiswinkler Schulgründung führten zu dem Ergebnis, daß am 1. Mai 1838 ein Kontrakt entworfen wurde, demzufolge "der Lehrer K.W. Müller sich entschloß, seinen dasigen Wirkungskreis mit dem hiesigen zu vertauschen".

Das war der Anfang der Schulgemeinde Westersburg,
aber noch fehlte das Lokal.

Es dürfte interessieren, in wie starker Weise sich die Schulinteressenten für ihre Schule eingesetzt haben und in welch "glänzender Position" sich vor hunder Jahren die Lehrerschaft befand. In dem mit dem Lehrer Müller abgeschlossenen Vertrag heißt es nämlich unter anderem wie folgt:

"Für die Uebernahme der Lehrerstelle bringen die Beteiligten ein Jahresgehalt von 160 Talern auf, sodann freie Wohnung bei Wilhelm König in der Westersburg und freie Verköstigung, die von 13 Familien abwechselnd in die Westersburg gebracht wird. Wäsche, Brand und Aufwartung müssen separat an W. König vergütet werden. Ferner gehen die Interessenten die Verpflichtung ein, jährlich a) 2500 Pfund Kartoffeln, b) 100 Pfund Schweinefleisch, c) 60 Pfund Rindfleisch abzuliefern, sofern der Lehrer es vorzieht, die Beköstigung selbst zu übernehmen. Des weiteren wird ihm ein Bett und ein Ofen gestellt."

  Wie eine solche Reihum-Verpflegung aussehen konnte,
hat August Lomberg in einer Anekdote beschrieben.


Man ersieht aus diesem Betrag aber auch, daß die Interessenten, die sich zu einem großen Teil nicht in gerade gesegneten Verhältnissen befunden haben werden, bereit waren, für den Bildungshunger ihrer Kinder alles nur irgend mögliche zu tun.

Alte Namen - alte Familien

Aus den Namen der Vertragsunterzeichner kann man ersehen, daß viele der damaligen Eingesessen auch heute noch auf altem Grund und Boden sitzen. Wir finden folgende Namen:

Ludwig Kullen, Kaufmann, auf dem Feld,
Isaak Linder, Schleifer zu Neukotten,
Wilhelm Weck, Schleifer zu Sonnenschein,
Isaak Mutz, Reider zu Zieleskotten,
Wilhelm König, Wirt zu Westersburg,
Wilhelm Bäumer, Weber zu Menenhaus [=  Neuenhaus] (Igelforst),
K. Wilhelm Kirschbaum, Schleifer zu Obenitter,
Karl Linder, Schleifer zu Itterbruch,
Daniel Kind, Ackerer zu Dellen,
Isaak Mutz, Schleifer zur Westersburg,
Witwe Gottlieb Linder zu Neuenkotten.

Die Regierung genehmigte diesen Vertrag zur Errichtung einer eigenen Privatschule und "remittierte" ihn unterm 1. Oktober 1838. Damit ist

der 1. Oktober 1938 der hundertjährige Geburtstag
der Westersburger Schule.



Als erstes Schullokal wurde das sogenannte Kopps Häuschen zu Igelsforst ausersehen, das unser Bild wiedergibt. Es steht heute noch [auch noch 2010] und war ursprünglich erbaut von dem Eingesessenen Gottlieb Linder für [die] Schwiegermutter. Nach dort zog kurz nach der Erwerbung die große Schar von 79 Schulpflichtigen, um bei der feierlichen Einführung des Lehrers K. Müller mitzuwirken. Die Einführung wurde vorgenommen von dem Zweiten Beigeordneten Schimmelbusch der Stadt Wald. (Friedrich Wilhelm Schimmelbusch war unter dem Bürgermeister von Falderen bis 21. Januar 1839 Zweiter Beigeordneter und von da ab bis zum 22. August 1843 Erster Beigeordneter in Wald.)

1832 wohnten in Wald 429 Katholiken und 2799 Evangelische, darunter 255 Lutheraner. Die reformierte Gemeinde Wald, die sich damals auch auf die ganze Gemeinde Merscheid und auf Teile der Gemeinden Höhscheid und Gräfrath ausdehnte, zählte an 7900 Glaubensgenossen. An Schulen besaß derzeit die Gemeinde Wald eine evangelische Pfarrschule, eine katholische Pfarrschule und je eine Simultanschule zu Holz und Hecken.

472 Kinder wurden unterrichtet von vier Lehrern und zwei Gehilfen. Die Gesamtzahl der Schulen im ganzen Kreise Solingen betrug fünfzig, welche von 9221 Kindern besucht wurden. Die schulischen Verhältnisse waren überall somit höchst ungenügend.

Nur mittelmäßige Leistungen

Die Lehrer hatten ihre liebe Not, den Kindern etwas beizubringen. Als kurz nach dem Schulbeginn am 15. Oktober 1838 Lehrer Müller zu einem Bericht für die Chronik sich aufschwang, schrieb er folgende Zeilen:

"Welche Schwierigkeiten sich bei dem Unterricht zeigen bei so vernachlässigten Kindern will ich übergehen, nur bemerken, daß es mir sauer ward, hier auch nur Mittelmäßiges zu leisten, da unsere großen Schüler von 12 bis 13 Jahren nicht einmal mit dürftigem Lesen und Schreiben vertraut, die fünf Hauptstücke des Katechismus, noch ohne Fehler das Einmaleins hersagten, wozu vorzüglich der unregelmäßige Schulbesuch das Seinige beigetragen hat."

Da die Innehaltung des Kontraktes für den Lehrer nicht leicht war, aber auch nicht für die Interessenten, die doch manches aufzubringen hatten, kam man dahin überein, daß

ein neues Schulhaus erbaut

würde. Zu diesem Schulhausbau gab jeder Interessent 25 Taler her, das waren 325 Taler. Hinzu kamen noch etwa 95 Taler an freiwilligen Beiträgen. Der Plan wurde durchgeführt, wobei das heute noch stehende Bauwerk auf dem Lindersberg entstand.



Die neue Schule wurde am 18. November 1839 in Gegenwart des Landrats von dem Busche, des Bürgermeisters von Falderen und der Pfarrer Wiedenbrück und Wülfing eingeweiht. Aber auch dies Haus genügte nicht lange, denn der Schweinslederne verrät uns, daß schon nach kurzer Frist die Interessenten den Antrag bei der Gemeinde einreichten, um

aus der Privat- eine Normalschule

zu machen. In dem Antrag heißt es unter anderem:

"Die Umänderung liegt im Interesse einer allgemeinen Schulordnung und der Schuldisziplin, denn im Augenblick wird jede Privatschule als das 'Schreckbild' der Lehrer an den öffentlichen Schulen betrachtet. Auch scheinen die Opfer, welche die Bewohner jeder Hofstätten bringen, zu groß zu sein, und es bleibt daher nichts anderes übrig, daß nach den örtlichen und Terrainverhältnissen die Normalisierung einer Schule in hiesiger Gegen dringend notwendig ist."

Während der evangelische Pfarrer das Gesuch warmherzig befürwortete, sprach sich der katholische Pfarrer dagegen aus, "weil kein Interesse dafür vorhanden sei, da alle katholischen Kinder dieser Orte zur hiesigen katholischen Schule gehen." Trotzdem wurde die Angelegenheit zugunsten des Antrages entschieden, und es war schon

am 18. November 1839 das dritte Schulhaus

vorhanden. Das Schulgebäude steht heute noch in der Esch[en]bachstraße 42.

  Heute befindet sich die Solinger Eschbachstraße im Stadtteil Burg. Vor der Eingemeindung von Burg hieß die heutige Bausmühlenstraße Eschbachstraße.



Am 16. August 1840 kam vom Bürgermeister von Falderen, also als das neue Schulhaus schon bezogen war, folgender Bescheid:

"Ich benachrichtige den Schulvorstand hierdurch, wie Kgl. Regierung bestätigt hat, daß die bisherige Privatschule am Lindersberg von nun an eine öffentlich evangelische Elementarschule sein soll, zu deren Bezirk die Hofstätten Sonnenschein, Wiederschein, Kotzert, Stöcken, Igelsforst, Neuenhaus, Neuenkotten, Knynsbusch, Zieleskotten, Bauskotten, Bausmühle, Itterbruch, Mittelitter, Obenitter, Westersburg, Siepen, Bockert, Eschbach, Fuhr, Dellen und Lindersberg gehören werden. Hiernach finden also nunmehr wegen des Schulbesuches, der Schullisten usw. bei der Schule Lindersberg alle Bestimmungen Anwendung, welche mit Rücksicht auf die öffentlichen Schulen erlassen sind."

Die Interessenten hatten also, nachdem sie sich ihre Privatschule viel hatten kosten lassen, einen vollen Erfolg, denn nun wurde die Schule Lindersberg, wie sie immer noch hieß,

eine von der Allgemeinheit getragene öffentliche evangelische Schule.

Ihr Schicksal verlief daher von da an auch in ruhigeren Bahnen. Später wurde das vierte Schulhaus an der Westersburg gebaut.  [...]

Es sei nur noch hervorgehoben, daß sich in den [18]48er Revolutionsjahren ein Lehrer an der Schule Westersburg sehr hervortat, daß im [Ersten] Weltkriege die Lehrer Schloot und Kronenberg den Heldentod fürs Vaterland starben und der Schulunterricht unter Lehrermangel und sonstigen Störungen oft zu leiden hatte.

So wurden wegen Kohlenmangels 1917 die Weihnachtsferien bis zum 15. Januar verlängert; am 8. Febr. mußte aus dem genannten Grunde der Unterricht ganz eingestellt werden. 50 bis 60 Schüler wurden zur Erholung nach Holland geschickt.

Bei Ausbruch der Revolution kam Lehrer Caspers wieder aus dem Kriege zurück. Am 13. Dezember 1918 wurde der Schulbetrieb für längere Zeit eingestellt, weil das Gebäude englische Besatzung bekam; 1919 wurde der Unterricht beschränkt in der Schule Delle fortgeführt, und erst im Juli 1919 traten langsam nach Abzug der Besatzung ruhigere Verhältnisse ein.

Am 10. Mai 1921 erhielt die Schule zur Abwechslung französische Besatzung, so daß die Schüler wiederum vier Wochen ohne Unterricht waren. Vom 2. Juni 1921 ab wurde notdürftig Unterricht in der Schule Delle erteilt, und erst am 18. Juli kam wieder der regelmäßige Schulbetrieb auf.

In der Systemzeit gab es ebenfalls manche Meinungsverschiedenheiten auszutragen. Schließlich wurde das Schulgebäude auch einmal für Zwecke der höheren Mädchenschule in Wald benutzt. [...]


nach oben


Genealogisches:
Isaak Mutz, Mitgründer der Lindersberger Schule

Auf die Geschichte der Lindersberger Schule in Wald stieß ich schon ganz zu Anfang meiner Familienforschung im Zusammenhang mit den Schleifern und Kotten an der Itter. Die Namen der Schulgründer sind teilweise auch Schleifernamen.

Bei dem unter den Schulgründern aufgeführten Messerarbeiter Isaak Mutz zu Zieleskotten wird es sich um einen dieser beiden gehandelt haben:

  Isaac Mutz, Zieleskotten, Messerreider,
Sohn von Johann Benjamin Mutz und Wilhelmina Linder, getauft am 14.09.1801 in Wald,
Heirat mit Anna Catharina Loos am 12.05.1825 in Wald.
Aus dieser Ehe gingen mindestens 5 Kinder hervor (Wilhelmine, Wilhelmine, Julie, Friedrich Wilhelm, Franz), getauft zwischen 1827 und 1840.

  Isaac Mutz, Kleine Ehren, Messerschmied,
Sohn von Abraham Benjamin Mutz und Wilhelmine Kohl, getauft 1788 in Wald,
1. Heirat mit Johanna Maria Linder am 12.06.1819 in Wald,
wahrscheinlich 2. Heirat mit Johanna Maria Dinger.
Isaac hatte mindestens 4 Kinder (Carl Wilhelm, Wilhelmine, August und Amalia), getauft zwischen 1823 und 1830.

Der Schleifer Isaak Mutz zu Westersburg ist vermutlich dieser gewesen:

  Isaac Mutz, wohnhaft Buckert und 1861 Mittelitter,
1. Heirat mit Rahel Pashaus am 16.11.1831 in Wald (2 Kinder, Gustav und Amalie, geb. ca. 1834) und
2. Heirat mit Caroline Pashaus 02.03.1835 in Wald (1 Kind Julie, ca. 1835/36 geboren in der Westersburg).

Abraham Linder, Wilhelm König (Westersburg) und ein Carl Kirschbaum erscheinen mehrfach als Taufpate bei Kindern der Familien Mutz.


nach oben


Auf dem Holz



 
Hofschaftsschule
1787   Johannes Engelbert Evertsen stiftet u.a. für die Schule auf dem Holz 750 Rthlr.

Das Schullokal ist nicht bekannt.

Der Schulbezirk geht über die Walder Grenze hinaus. An der Privatschule auf'm Holz sind auch die Höfe auf der Oberhaaner Seite beteiligt.

1816   wird Friedrich Bernhard Gelderblohm für 4 1/2 Jahre Lehrer in Holz bei Wald. Demnach hat die Schule bis mindestens 1820 bestanden.




Itterbruch, Eipassstraße

Knapp 40 Jahre lang musste das Schulhaus an der Eschbachstraße zusammen mit der Oberhaaner Schule den wachsenden Schülerzahlen genügen, bis am 16. Mai 1878 die damals einklassige Schule Itterbruch ihrer Bestimmung übergeben wurde. Wie aus dem Einzugsbereich zu schließen ist, wurden hier zeitweise auch die Kinder aus Schleiferfamilien des oberen Ittertals unterrichtet. - Der mittlere Teil der Schule, in dem sich früher wahrscheinlich auch die Lehrer- oder Hausmeisterwohnung befunden hat, ist als Wohnhaus erhalten geblieben.



1928   Schule Itterbruch
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen




Der verbliebene mittlere Teil der früheren Schule Itterbruch an der Eipassstraße 54
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen
 
16.05.1878   Einweihung der Schule Itterbruch

01.05.1879   "Die einklassige Volksschule zu Itterbruch wird eröffnet." [Bauermann] [Irrtum]

1878   106 Kinder besuchen die einklassige Schule.

1882   Anbau eines zweiten Klassenraums an die Nordseite des Wohnhauses der Schule

01.05.1885   Mit 150 Kindern, darunter 19 kath., ist die höchste Schülerzahl erreicht.

1912   Anbau von zwei Ankleideräumen an die Klassen, Umbau der Abortanlagen; Bau einer Gasleitung ins Haus

1926   Mit 44 Kindern Tiefststand der Schülerzahl

1931   Auflösung der Schule Itterbruch; anschließend Nutzung des Gebäudes als Wohnhaus (Eigentum der Stadt)

Im Zweiten Weltkrieg Zerstörung der beidseitig angebauten Klassenräume. Das verbliebene Gebäude dient weiterhin als Wohnung.

Ca. 2000   geht das Gebäude in Privatbesitz über.

2010   ist es als Wohnhaus noch vorhanden.


Bergische Zeitung vom 15. Mai 1928

Zum 50jährigen Bestehen der Walder Schule Itterbruch

"Am 16. Mai 1928 sind 50 Jahre verflossen, daß die damals einklassige Schule Itterbruch den Kindern und ihrem Lehrer, Herrn Janßen, zur frohen, fruchtbaren Arbeit übergeben wurde. Vor der Gründung der Schule gehörten die Hofstätten Holz, Backesheide, Gütchen, Fürkeltrath, Eipaß und Buxhaus zum Bezirk der Schule Oberhaan.

Aber sowohl dieses System wie auch die alte Schule am Lindersberg waren derart überfüllt, daß eine Entlastung dringend erforderlich war. Der Bezirk der jungen Schule umfaßte daher außer den genannten Höfen noch die Hofstätten Itterbruch, Eschbach, Bauskotten, Bausmühle und Zilleskotten, die von dem Gebiet der Schule Lindersberg abgetrennt wurden. Das Schulgebäude lag damals ungefähr im Mittelpunkt seines Bezirkes.

Bereits im Jahre 1879 besuchten 106 Kinder die einklassige Schule. Da es der Stadtverwaltung an Mitteln fehlte, eine zweite Klasse anzubauen, wurden die Bezirke Eschbach, Bauskotten, Bausmühle und Zilleskotten wieder nach Lindersberg umgeschult. Aber auch hier war die Fülle unerträglich geworden. Man beschloß, die zweiklassige Schule Lindersberg in eine dreiklassige umzuwandeln. Dagegen erhob die Elternschaft der Schule Itterbruch Einspruch, und die erforderliche neue Klasse wurde 1882 an der Nordseite des Wohnhauses der Schule Itterbruch angebaut.

Diese Klasse hat im vorigen Monat auch ein Jubiläum besonderer Art gefeiert. Sie sieht in Herrn Schmidt, der am 19. April ds. Js. hier den Unterricht übernahm, ihren 25. Lehrer.

[...] Im Jahre 1881 wurde die Stelle des Herrn Janßen, der einem Ruf der Krupp'schen Schule zu Altendorf-Essen folgte, durch Herrn Voos besetzt. Bald nach seinem Einzuge gründete sich der "Zigarrenabschnitt-Sammelverein", der den Zweck hatte, den Kindern der Schule eine Weihnachtsfreude zu bereiten. Nachdem er 11 Jahre segensreich zum Besten der Kleinen gewirkt hatte: wandelte er sich 1893 in einen "Schulverein der Schule Itterbruch" um.

Am 1. Mai 1885 besuchten 150 Kinder die Schule, es ist die höchste Zahl, die jemals erreicht wurde. Unter ihnen befanden sich 19 katholische Kinder, sodaß die Schule fast den Charakter einer Simultanschule [= für alle Glaubensrichtungen] angenommen hatte. Sie war als Landschule ganz natürlich in diese Entwicklung gedrängt worden, die Ursache dafür bildeten wohl die weiten und schlechten Wege nach einer katholischen Schule.

Herr Hauptlehrer Frischen aus Gräfrath erteilte damals an zwei Nachmittagen katholischen Religionsunterricht. Als im Jahre 1886 eine zweiklassige katholische Schule in Wald eröffnet wurde, wurde die Hälfte der katholischen Kinder nach dort umgeschult. [...]

Fast alljährlich wurde die Schule von ansteckenden Krankheiten heimgesucht. Im Jahre 1889 traten die Masern so schlimm auf, daß die gesamte Schule desinfiziert werden mußte. [...]

Um das Jahr 1894 trat ein merklicher Rückgang der Schülerzahl ein. Die Industrie unserer Stadt entwickelte sich ganz bedeutend. Eine Reihe von "Dampfschleifereien" waren in Wald in Betrieb genommen worden, und viele Familien, deren Angehörige dort beschäftigt waren, zogen aus dem Bezirk in die Nähe der Arbeitsstätte.

Mit dem 1. Januar 1895 übernahm Herr Schäfer die Leitung der Schule, nachdem Herr Voos zum Schulleiter der neuen Schule Wittkulle gewählt worden war.

Im Jahre 1901 wurde ein Tambour- und Flötenkorps aus Schülern der Oberklasse ins Leben gerufen, das bei allen festlichen Gelegenheiten gerne seine Marschweisen aufspielte. Im selben Jahre wurden die Höfe Ehrenermühle und Buckert dem Schulbezirk zugeteilt.

Im März 1908 übernahm Herr Schäfer die Leiterstelle an der Schule in der Eintrachtstraße. Sein Nachfolger, Herr Imig, folgte bereits nach drei Jahren einem Rufe an die neugegründete Schule Rosenkamp. Ein Jahr nach seinem Amtsantritt schwoll die Schülerzahl wieder auf 148 Kinder an, sodaß eine Umschulung der Bezirke Buckert und Ehrenermühle nach der Schule Westersburg erforderlich war.

Von 1911 bis 1927 übernahm Herr Achinger die Leitung der Schule. Im Jahre 1912 wurden zwei Ankleideräume an die Klassen angebaut, die Abortanlagen umgebaut und eine Gasleitung ins Haus gelegt.

Die bald folgenden Kriegsjahre brachten viel Trauer in die kleine Schulgemeinde. Von etwa 150 ansässigen Familien wurden 18 von dem Verlust einer ihrer Lieben betroffen. Auch der Unterricht litt mehr und mehr unter dem Schatten des Krieges. Die Sammelarbeit der Kinder erstreckte sich auf fast alles Erreichbare. Als Kuriosum sei erwähnt, daß, um der Schädlingsplage in Garten und Feld Herr zu werden, laut Chronik in einer Woche 160.000 Kohlweißlinge abgeliefert wurden.

Als mit Beginn des Waffenstillstandes die englische Besatzung die Walder Schulen belegte, blieb die kleine Schule glücklicherweise verschont, trotzdem sie hart an der Grenze des besetzten Gebietes lag. Auch während der Ruhrbesetzung, als die Besatzungstruppen erheblich verstärkt wurden und nur noch zwei Walder Schulen den Kindern offen standen, konnte der Unterricht hier ohne Störungen aufrecht erhalten werden.

Manches Neue hatten die Kriegs- und Nachkriegsjahre mit sich gebracht. Die Aussendung der Kinder nach Pommern, die Kinderspeisung in der Itter und in der Schule, der sommerliche Schulbeginn um ½ 8 Uhr und die ungeteilte Unterrichtszeit waren Neuerungen, die das Schulleben mehr oder weniger veränderten.

Am schärfsten machte sich der Geburtenrückgang geltend. Hinzu kam, daß 1922-23 etwa 30 Prozent der Schüler zur weltlichen Schule abwanderten. Die Zahl der Schulkinder sank von 100 im Jahre 1917 auf 44 im Jahre 1926, sie erreichte damit ihren tiefsten Stand.

Mit der Aufteilung der Schule Westersburg wurden 1922 die Höfe Buckert, Lindersberg, Sonnenschein und die Eschbachstraße dem Schulbezirk angegliedert. Dadurch verlor die Schule ihre zentrale Lage innerhalb des Schulgebietes. Diese Verschiebung des Schwergewichtes ist nicht nur eine Folge der erwähnten Schulaufteilung, sie hängt zwangsweise mit der wirtschaftlichen Entwicklung unserer Stadt, wie schon angedeutet wurde, zusammen, denn der Schulbezirk hat seinen überwiegend ländlichen Charakter bis heute bewahrt. Nicht ein größeres Industrieunternehmen hat hier Fuß gefaßt. Darum mußte eine Erweiterung des Bezirkes stattfinden, wenn die zweiklassige Schule als solche erhalten bleiben sollte.

Die Zukunft wird vielleicht eine dichtere Besiedlung des Bezirkes mit sich bringen. Der Zug der Zeit, der "zurück zur Natur" geht, mag es glaubhaft machen, daß das Herz manches naturliebenden Menschen dafür gewonnen wird, sich in dem Gebiet, das dem Namen der Stadt Wald die größte Ehre macht, anzusiedeln. Dann wird, wie es in den Nachkriegsjahren mancher kleinen Schule am Rande der Großstadt ergangen ist, vielleicht der Zwerg unter dem Schulsystem der Stadt Wald über seine Mauern hinauswachsen. [...]


Drei Jahre später, im Frühjahr 1931, wurde die Schule Itterbruch geschlossen. Maßgeblich war das Bestreben der Schulverwaltung, möglichst vielklassige, leistungsfähige Schulen zu schaffen. Schulleiter war damals Lehrer Georgi, der zur Schule Stöcken wechselte. Die Schüler wurden den Schulen Westersburg und Gräfrath zugewiesen.



Quellen:
  • Adressbücher
  • Bauermann (1953)
  • Bergische Zeitung vom 15.05.1928
  • Clauberg, Emil: Gründung der Lindersberger Schule vor hundert Jahren. Das damalige Gehalt eines Walder Lehrers. Die Heimat vom 01.08.1936 S. 39
  • Festschrift: 75 Jahre Schule Friedrich Ebert-Straße Solingen-Wald (1952)
  • Rhein-Echo vom 17.03.1951
  • Rheinische Landeszeitung vom 25.09.1938 (K.F.) und vom 31.12.1938 (-tz.)
  • Rosenthal: Solingen 2. Bd. (1972)
  • Solinger Tageblatt vom 18. Februar 1941 (Cl.)
  • Stadtarchiv Solingen
  • Weber, Herbert: Friedrich B. Gelderbloms Solinger Lehrerzeit. Die Heimat 2/1966 S. 8
  • Mündliche Auskünfte

Übersicht      nach oben     

www.zeitspurensuche.de
Copyright © 2003-2010 Marina Alice Mutz. Alle Rechte vorbehalten.