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Lindersberger Schule / Westersburg
Wenn die Initiative der Obrigkeit zu wünschen übrig ließ, war auch in früheren Zeiten beim Thema Bildung Elterninitiative gefragt. In den 1830er Jahren fühlten sich die Eltern im oberen Ittertal genötigt, selbst aktiv zu werden: Sie wollten ihren Kinden den Schulbesuch ermöglichen, den der preußische König Friedrich Wilhelm III. ja bereits 1825 zur Pflicht gemacht hatte. Das Ergebnis war die private Lindersberger Schule im oberen Itterbezirk, an deren Gründung im Jahr 1838 auch Angehörige der Familie Mutz beteiligt waren.
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Ältestes Schulgebäude im Igelsforst Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen 2003 Igelsforst |
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Erstes Schulhaus: Privatschule Westersburg26.07.1837 Die Westersburger Hofbewohner richten ein Schreiben an die Verwaltungsbehörde mit der Bitte um eine eigene Bezirksschule, die am 09.03.1838 zunächst abgelehnt wird.01.10.1838 Genehmigung der Regierung zur Errichtung einer Privatschule 15.10.1838 Schulbeginn Erstes Schullokal ist für etwa ein Jahr das sog. Kopps Häuschen zu Igelsforst, von Gottlieb Linder als Wohnhaus für seine Schwiegermutter erbaut. Der erste Lehrer ist Wilhelm Müller, der von den Schulinteressenten von der Hofschule Meiswinkel abgeworben wurde. 2010 Das Wohnhaus im Igelsforst ist noch vorhanden. |
Das zweite Schulhaus Lindersberg. Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
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Zweites Schulhaus: Privatschule Lindersberg18.11.1839 Einweihung des zweiten, neu erbauten Schulhauses Lindersberg.So steht es im Zeitungsartikel. Vermutlich ist das 3. Schulhaus gemeint. Evtl. handelt es sich beim 2. Schullokal, wie beim ersten, nicht um ein eigens erbautes Schulhaus, sondern um ein Privathaus, in dem die Schüler für kurze Zeit unterrichtet wurden. Das Schulhaus genügt schon bald den Anforderungen nicht mehr. Die Interessenten beantragen bei der Gemeinde die Umwandlung der Privat- in eine Normalschule. 1938 Das Haus auf dem Lindersberg ist noch vorhanden. 2003 soll das Haus noch vorhanden sein. |
Das dritte Schulgebäude in der Eschbachstraße (= Bausmühlenstraße), vor 1939. Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen 2010 Bausmühlenstraße in Höhe Nr. 42, Bushaltestelle Buckert. Hier stand die Lindersberger Schule. Der Giebel des Schieferhauses ist auf dem alten Foto (oben) rechts sichtbar. |
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Drittes Schulhaus: Privatschule /
18.11.1839 Einweihung des dritten Schulhauses an der Eschbachstraße 42
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2010 Blick in Gegenrichtung |
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Die Lindersberger Schule an der Eschbachstraße ist in einer Karte von 1844 eingezeichnet. |
1925 Die Schule Westersburg Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen 2010 Grundschule Westersburg, Bausmühlenstraße |
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Viertes Schulhaus: Volksschule, höhere Mädchenschule, Grundschule05.10.1891 Einweihung der neuen Schule zu Westersburg1901 Adressbuch: Evangelische Volksschule Westersburg, Hauptlehrer Dickmann 1925 Einrichtung einer höheren Mädchenschule 01.04.1930 Auflösung der höheren Mädchenschule und Rückgabe der Räume an die Volksschule 09.12.1930 Beschluss der Schuldeputation über die Einrichtung der Schule Westersburg als selbstständiges Schulsystem zu Ostern 1931 1931 Adressbuch: Ev. Volksschule (6 Klassen). Rektor: Kaesgen 1938 Adressbuch: Ev. Volksschule (7 Klassen). Rektor Hinzen 1948/49 Adressbuch: Gemeinschaftsschule Westersburg 1953 Gemeinschaftsschule Westersburg (6 Klassen) 1968 Grundschule 1984 Eintrag des Schulgebäudes (Fassade) in die Denkmalliste 2010 Grundschule Westersburg, Bausmühlenstraße 14 |
Emil Clauberg veröffentlichte rund 100 Jahre nach Gründung der Lindersberger Schule in "Die Heimat" einen Artikel, in dem er die Namen der Beteiligten nennt und über die Vertragsbedingungen bzw. Einkommensverhältnisse des ersten Lehrkörpers anno 1838 aufklärt. |
Die Heimat vom 1. August 1936, S. 39
Gründung der Lindersberger Schule vor hundert JahrenDas damalige Gehalt eines Walder Lehrers.Von E. Clauberg. Im Jahre 1831 war dem oberen Itterbezirk die Honschaftsschule zu Auf dem Holz genommen worden. Der nördliche Teil desselben wurde dem neuen Schulbezirk Wibbelrath bei Oberhaan angegliedert, während den Bewohnern des südlichen Teiles nichts anderes übrig blieb, als ihre Kinder in die Pfarrschule zu Wald oder in die Schule zu Nümmen, Gemeinde Gräfrath, zu schicken. Es handelte sich dabei um folgende Ortschaften: |
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Neuenkotten, Sonnenschein, Wiederschein, Igelsforst, Kninsbusch, |
Kotzert, Zieleskotten, Bausmühle, Itterbruch, Stöcken, |
Bauskotten, Eschbach, Fuhr, Delle, Obenitter, |
Westersburg, Buckert, Siepen und Neuenhaus. - |
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Neuenhaus lag im Walde gegenüber Obenitter, vor 50 Jahren durch die Krankenpflegerin "Lendemanns Griß" bekannt, und das Siepen zog sich von Obenitter zum Heimshüßken in der Westersburg. Den Eltern der genannten Ortschaften paßte es nicht, ihre Kinder nach Wald oder Nümmen zur Schule zu schicken. Die eine der beiden Schulen lag ihnen zu weit ab und die andere brachte ihrer Meinung nach den Kindern nicht genug bei. Sie wollten für ihre Kinder eine eigene Schule in der Nähe haben.
Wenn man bedenkt, daß sowohl kein einziger der genannten Schulinteressenten mit irdischen Gütern in nennenswerter Weise gesegnet war, dann kann man die Größe des Opfers ermessen, das sie zwecks Erlangung einer eigenen Schule für ihre Kinder zu bringen bereit waren. Man kann es unter solchen Umständen wohl verstehen, daß Lehrer Müller damit zufrieden war.
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Aus Anlass ihres 100jährigen Jubiläums berichtete auch die Rheinische Landeszeitung im Vorkriegsjahr 1938 ausführlich über die Entstehungsgeschichte der Lindersberger Schule und der daraus hervorgegangenen Schule Westersburg, die heute noch besteht. Dabei werden einige interessante Details aus Berichten und Protokollen verraten. Einzelne Vokabeln, die manchem Leser vielleicht etwas Unbehagen verursachen mögen, sind Ausfluss der Zeit, in der dieser Artikel geschrieben wurde. |
Rheinische Landeszeitung vom 25. September 1938 (K.F.)
Eine hundertjährige Schule erzähltDer "Schweinslederne" der Schule Westersburg /Bezahlung der Lehrer mit Naturalien / Schicksal der Schule
Die Schule Westersburg bereitet ... die Feier des hundertjährigen Bestehens vor. Das gab Veranlassung, einmal in dem alten "Schweinsledernen" zu blättern, in der Chronik der Schule, die noch erhalten blieb. Dieses Protokoll vom 1. April 1841 wurde uns von dem stellvertretenden Schulleiter, Lehrer Caspers, freundlicherweise zur Einsicht überlassen.
Die Kinder im heutigen Bezirk Westersburg gehörten verschiedenen Hofschaften an. Sie kamen aus Fuhr und Delle, vom Lindersberg, aus der Eschbach und aus dem Ittertal. Da sie bis 1838 die Schulen in Wald, Weyer und Nümmen besuchen mußten und dabei weite Wege bei Wind und Wetter zurückzulegen hatten, richteten die Hofbewohner von Westersburg im Jahre 1837 an die Verwaltungsbehörde ein Schreiben, das die Bitte enthielt, ihnen höheren Orts eine eigene Bezirksschule zu erwirken.
aber noch fehlte das Lokal.
Es dürfte interessieren, in wie starker Weise sich die Schulinteressenten für ihre Schule eingesetzt haben und in welch "glänzender Position" sich vor hunder Jahren die Lehrerschaft befand. In dem mit dem Lehrer Müller abgeschlossenen Vertrag heißt es nämlich unter anderem wie folgt:
Aus den Namen der Vertragsunterzeichner kann man ersehen, daß viele der damaligen Eingesessen auch heute noch auf altem Grund und Boden sitzen. Wir finden folgende Namen: Ludwig Kullen, Kaufmann, auf dem Feld,
Isaak Linder, Schleifer zu Neukotten, Wilhelm Weck, Schleifer zu Sonnenschein, Isaak Mutz, Reider zu Zieleskotten, Wilhelm König, Wirt zu Westersburg, Wilhelm Bäumer, Weber zu K. Wilhelm Kirschbaum, Schleifer zu Obenitter, Karl Linder, Schleifer zu Itterbruch, Daniel Kind, Ackerer zu Dellen, Isaak Mutz, Schleifer zur Westersburg, Witwe Gottlieb Linder zu Neuenkotten. Die Regierung genehmigte diesen Vertrag zur Errichtung einer eigenen Privatschule und "remittierte" ihn unterm 1. Oktober 1838. Damit ist der 1. Oktober 1938 der hundertjährige Geburtstagder Westersburger Schule.
Nur mittelmäßige Leistungen
Die Lehrer hatten ihre liebe Not, den Kindern etwas beizubringen. Als kurz nach dem Schulbeginn am 15. Oktober 1838 Lehrer Müller zu einem Bericht für die Chronik sich aufschwang, schrieb er folgende Zeilen:
ein neues Schulhaus erbaut
würde. Zu diesem Schulhausbau gab jeder Interessent 25 Taler her, das waren 325 Taler. Hinzu kamen noch etwa 95 Taler an freiwilligen Beiträgen. Der Plan wurde durchgeführt, wobei das heute noch stehende Bauwerk auf dem Lindersberg entstand.
aus der Privat- eine Normalschule
zu machen. In dem Antrag heißt es unter anderem:
am 18. November 1839 das dritte Schulhaus
vorhanden. Das Schulgebäude steht heute noch in der Esch[en]bachstraße 42.
eine von der Allgemeinheit getragene öffentliche evangelische Schule.
Ihr Schicksal verlief daher von da an auch in ruhigeren Bahnen. Später wurde das vierte Schulhaus an der Westersburg gebaut. [...]
Es sei nur noch hervorgehoben, daß sich in den [18]48er Revolutionsjahren ein Lehrer an der Schule Westersburg sehr hervortat, daß im [Ersten] Weltkriege die Lehrer Schloot und Kronenberg den Heldentod fürs Vaterland starben und der Schulunterricht unter Lehrermangel und sonstigen Störungen oft zu leiden hatte.
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Genealogisches:
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Hofschaftsschule1787 Johannes Engelbert Evertsen stiftet u.a. für die Schule auf dem Holz 750 Rthlr.Das Schullokal ist nicht bekannt. Der Schulbezirk geht über die Walder Grenze hinaus. An der Privatschule auf'm Holz sind auch die Höfe auf der Oberhaaner Seite beteiligt. 1816 wird Friedrich Bernhard Gelderblohm für 4 1/2 Jahre Lehrer in Holz bei Wald. Demnach hat die Schule bis mindestens 1820 bestanden. |
Knapp 40 Jahre lang musste das Schulhaus an der Eschbachstraße zusammen mit der Oberhaaner Schule den wachsenden Schülerzahlen genügen, bis am 16. Mai 1878 die damals einklassige Schule Itterbruch ihrer Bestimmung übergeben wurde. Wie aus dem Einzugsbereich zu schließen ist, wurden hier zeitweise auch die Kinder aus Schleiferfamilien des oberen Ittertals unterrichtet. - Der mittlere Teil der Schule, in dem sich früher wahrscheinlich auch die Lehrer- oder Hausmeisterwohnung befunden hat, ist als Wohnhaus erhalten geblieben. |
1928 Schule Itterbruch Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen Der verbliebene mittlere Teil der früheren Schule Itterbruch an der Eipassstraße 54 Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
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16.05.1878 Einweihung der Schule Itterbruch
01.05.1879 "Die einklassige Volksschule zu Itterbruch wird eröffnet." [Bauermann] [Irrtum] 1878 106 Kinder besuchen die einklassige Schule. 1882 Anbau eines zweiten Klassenraums an die Nordseite des Wohnhauses der Schule 01.05.1885 Mit 150 Kindern, darunter 19 kath., ist die höchste Schülerzahl erreicht. 1912 Anbau von zwei Ankleideräumen an die Klassen, Umbau der Abortanlagen; Bau einer Gasleitung ins Haus 1926 Mit 44 Kindern Tiefststand der Schülerzahl 1931 Auflösung der Schule Itterbruch; anschließend Nutzung des Gebäudes als Wohnhaus (Eigentum der Stadt) Im Zweiten Weltkrieg Zerstörung der beidseitig angebauten Klassenräume. Das verbliebene Gebäude dient weiterhin als Wohnung. Ca. 2000 geht das Gebäude in Privatbesitz über. 2010 ist es als Wohnhaus noch vorhanden. |
Bergische Zeitung vom 15. Mai 1928
Zum 50jährigen Bestehen der Walder Schule Itterbruch
"Am 16. Mai 1928 sind 50 Jahre verflossen, daß die damals einklassige Schule Itterbruch den Kindern und ihrem Lehrer, Herrn Janßen, zur frohen, fruchtbaren Arbeit übergeben wurde. Vor der Gründung der Schule gehörten die Hofstätten Holz, Backesheide, Gütchen, Fürkeltrath, Eipaß und Buxhaus zum Bezirk der Schule Oberhaan.
Bereits im Jahre 1879 besuchten 106 Kinder die einklassige Schule. Da es der Stadtverwaltung an Mitteln fehlte, eine zweite Klasse anzubauen, wurden die Bezirke Eschbach, Bauskotten, Bausmühle und Zilleskotten wieder nach Lindersberg umgeschult. Aber auch hier war die Fülle unerträglich geworden. Man beschloß, die zweiklassige Schule Lindersberg in eine dreiklassige umzuwandeln. Dagegen erhob die Elternschaft der Schule Itterbruch Einspruch, und die erforderliche neue Klasse wurde 1882 an der Nordseite des Wohnhauses der Schule Itterbruch angebaut.
Am 1. Mai 1885 besuchten 150 Kinder die Schule, es ist die höchste Zahl, die jemals erreicht wurde. Unter ihnen befanden sich 19 katholische Kinder, sodaß die Schule fast den Charakter einer Simultanschule [= für alle Glaubensrichtungen] angenommen hatte. Sie war als Landschule ganz natürlich in diese Entwicklung gedrängt worden, die Ursache dafür bildeten wohl die weiten und schlechten Wege nach einer katholischen Schule.
Die bald folgenden Kriegsjahre brachten viel Trauer in die kleine Schulgemeinde. Von etwa 150 ansässigen Familien wurden 18 von dem Verlust einer ihrer Lieben betroffen. Auch der Unterricht litt mehr und mehr unter dem Schatten des Krieges. Die Sammelarbeit der Kinder erstreckte sich auf fast alles Erreichbare. Als Kuriosum sei erwähnt, daß, um der Schädlingsplage in Garten und Feld Herr zu werden, laut Chronik in einer Woche 160.000 Kohlweißlinge abgeliefert wurden.
Mit der Aufteilung der Schule Westersburg wurden 1922 die Höfe Buckert, Lindersberg, Sonnenschein und die Eschbachstraße dem Schulbezirk angegliedert. Dadurch verlor die Schule ihre zentrale Lage innerhalb des Schulgebietes. Diese Verschiebung des Schwergewichtes ist nicht nur eine Folge der erwähnten Schulaufteilung, sie hängt zwangsweise mit der wirtschaftlichen Entwicklung unserer Stadt, wie schon angedeutet wurde, zusammen, denn der Schulbezirk hat seinen überwiegend ländlichen Charakter bis heute bewahrt. Nicht ein größeres Industrieunternehmen hat hier Fuß gefaßt. Darum mußte eine Erweiterung des Bezirkes stattfinden, wenn die zweiklassige Schule als solche erhalten bleiben sollte.
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Drei Jahre später, im Frühjahr 1931, wurde die Schule Itterbruch geschlossen. Maßgeblich war das Bestreben der Schulverwaltung, möglichst vielklassige, leistungsfähige Schulen zu schaffen. Schulleiter war damals Lehrer Georgi, der zur Schule Stöcken wechselte. Die Schüler wurden den Schulen Westersburg und Gräfrath zugewiesen. |
Quellen:
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