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Alte Schulen und Schulgebäude in Solingen - Wald (2)

Weyer


Zeitungsartikel: Das Schulhaus am Weyer RLZ 1938



Schon anno 1787 muss am Weyer eine Privatschule bestanden haben, denn in diesem Jahr spendete der für die Datierung der frühesten Solinger Schulen so hilfreiche Herr Evertsen einen namhaften Betrag u.a. an diese Lehranstalt. Über die Entwicklung der Schule Weyer in den nächsten 56 Jahren gibt es in den verschiedenen Quellen unterschiedliche Angaben, die noch nicht recht zusammenpassen.

Unklar ist die Entstehung der ersten beiden Schullokale. 1828 ist von einem gemieteten Schulzimmer die Rede, während aber schon 1820 oder - nach anderer Quelle - 1828 ein Schulhaus in Weyer gebaut worden sein soll. Ein "Contract" aus dem Jahr 1843 soll ein erster Hinweis auf das erste bekannte Schulhaus (heute Wohnhaus) Weyerstraße 214 sein, wobei aus den vorhandenen Texten m.E. aber nicht hervorgeht, ob dieses Schulhaus nicht schon früher erbaut wurde.

Weyer


 
Privatschule
1787   Johannes Engelbert Evertsen stiftet für die Schulen zu Weyer, Merscheid und auf dem Holz 750 Rthlr.

Gemeindeschule, Volksschule
17.12.1811   Die Schulen Weyer, Merscheid, Heiligenstock und Neu-Löhdorf gehen in den Besitz der Gemeinde Merscheid über. Durch Kaiserliches Dekret bzw. Ministerial-Instruktion vom 21.06.1812 wird der Übergang der Schule an die Gemeinde vollzogen.

  1819/20   Bau eines neuen Schulhauses in Weyer [Bauermann]

  1828   Unterricht in einer Mietwohnung durch Lehrer Schmachtenberg [Diedert]

  1828   Errichtung der Schule Weyer [Spannenberg] [= Einrichtung?]




Weyerstraße 212 und 214



2010   Weyerstraße 212 (ehemalige Lehrerwohnung) und 214 (ehemaliges Schulhaus)





Lehrer:

bis 1830   Albert Giesbert Ruß
Schmachtenberg
1843   Heinrich Köhling (+1854)
04.10.1854   Heinrich Weller zu Orsoy
Seine "Gehülfen": Joh. Steins aus Gruiten, Wilhelm Hammesfahr aus Wald, Hermann Böninger aus Neviges, Wilhelm Bruchhaus aus Hilden und Rudolph Somborn aus Rade vorm Wald.

01.05.1872   Die zweite Klasse erhält mit dem Schul-Amts-Candidaten Gustav Adolph Dietrich aus Gemmerich, Amt Braubach, einen eigenen Lehrer.

01.06.1875   Lehrerin Auguste Mettin aus Hannover-Münden

01.05.1890   Nachfolger des pensionierten Schulleiters Heinrich Weller wird Gustav Adolph Dietrich.
 
Evangelische Schule Weyer
26.11.1843   Contract zwischen dem Schulvorstand zu Weyer und dem bisherigen Hülfslehrer Heinrich Köhling

  Ab 1843   besteht am Weyer die später so genannte "alte Schule", das jetzige Wohnhaus Weyer Straße 214. [Diedert]

1854   Die Schule ist einklassig.

1854   Aufteilung in 2 Klassen, indem das Schulzimmer durch eine Bretterwand geteilt wird

1859   Anbau eines 2. Klassenzimmers östlich (nach Wald zu) an den bisherigen Raum

01.05.1872   Die 2. Klasse erhält einen eigenen Lehrer.

1873   Die Stadtverordneten befürworten eine Trennung des Schulbezirks derart, das "die Ortschaften Capelle, Rosenkamp, Loch, Heidufer, Tiefendick, Pfaffenbusch und Scheuer einen eigenen Schulbezirk bildeten und in der Nähe von Scheuer (am Ziegelfeld) eine neue Schule errichtet werde." [Diedert]

1874   Erweiterungsbauten am Schulhaus

14.10.1874   Wiederbezug der umgebauten alten Schule, die durch Aufstockungen ein 3. und 4. Klassenzimmer erhalten hat

01.05.1876   Umwandlung der ev. Volksschule in eine 4-klassige Simultanschule (Gemeinschaftsschule). Zugleich Aufhebung der kath. Schule an der Scheuer. 64 kath. Kinder werden aufgenommen.

01.05.1890   Die Schule wird wieder eine 4-klassige ev. Schule und der Bau einer kath. Schule am Weyer beschlossen.

01.05.1890   Aufhebung der Simultanschulen Weyer und Merscheid. Bestehen bleibt in Weyer eine 3-klassige ev. und eine einklassige kath. Schule.

26.4.1893   Bis zur Fertigstellung der neuen kath. Schule (Liebigstraße) müssen die 4 ev. Klassen in 3 Räumen unterrichtet werden, während der 4. Raum der kath. Klasse überlassen bleibt.

1893   Die Schule wird 5-klassig.

01.04.1894   Die Bezirke Scheuer, Kapelle, Felder-, Ziegel-, Rosenstraße, Heidufer, Loch und Locher Straße werden nach Wald eingemeindet.

1896   Verkauf des alten Schulhauses für 22.100 Mark an den Fabrikanten Max Plümacher

2010   Schul- und Lehrerwohngebäude sind als Wohnhäuser noch vorhanden.


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Sedanstraße 32



1928   Volksschule Weyer, Sedanstraße 32
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen




2010   Sedanstraße 32
 
Evangelische Schule Weyer, Hilfsschule
27.04.1896   Beschluss der Stadtverordnetenversammlung zum Bau einer neuen 6-klassigen Schule mit angrenzendem Diensthaus auf dem von August Kortenbach angebotenen "Bauterrain vis-à-vis der alten Schule" (a Rth. 8,00 M.)

06.06.1898   Einweihung der neuen Schule zu Weyer an der Sedanstraße (6 Klassenräume)

01.10.1901   Die Schule Sedanstraße wird 6-klassig.

01.04.1905   Die Schule Sedanstraße wird 7-klassig.

Herbstferien 1905   An der Südseite (zum Lochbachtal hin) werden 2 Klassenzimmer aufgestockt; außerdem entsteht darüber eine Wohnung für den zum 01.04.1906 eintretenden ersten Hausmeister.

1909   Adressbuch: Evang. Volksschule Weyer, Sedanstraße 32. Schulleiter: Dietrich

1909   Adressbuch: Hülfsschule (für Schwachbegabte.) Ohligs II. Sedanstr. 32. Lehrer: Blumbach
  Hilfsschule Ohligs I = Breitestr. 17

1911   Einbau einer Zentralheizung

1931   Adressbuch: Evang. Volksschule Sol.-Ohligs, Weyer, Sedanstr. 32 (6 Kl.). Rektor: Kranen

1937   Modernisierung; neue Klosettanlagen

27.12.1937   Beginn der Aufstockung zur Errichtung eines Zeichensaals, eines Lehrmittel- und eines Kartenzimmers, eines Lehrerzimmers und eines Dienstzimmers für den Schulleiter im 2. Stock

1938   Um- und Aufbauarbeiten

31.12.1944   Vollständige Zerstörung des Schulgebäudes Sedanstraße 32 durch Bombardierung. Die Schule wird nicht wieder aufgebaut.

Die Kinder besuchen künftig die Schule Wald 2 (Roter Esel).


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Sternstraße 25



2010 Grundschule Weyer, Sternstraße 25
 
Grundschule
1971   Bezug des Schulneubaus an der Sternstraße

2010   Grundschule Weyer

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Rheinische Landeszeitung vom 11. Januar 1938

Das Schulhaus am Weyer

Von Rektor Karl Diedert

Der derzeitige Schulleiter der Schule Weyer nach der Pensionierung von Rektor Karl Kranen, Rektor Karl Diedert, hat sich der Arbeit unterzogen, eine Geschichte des Schulhauses am Weyer aufzustellen. [...]

I.

Die gegenwärtig an der Weyer Volksschule an der Sedanstraße durchgeführten Um- und Aufbauarbeiten geben Veranlassung, einen Blick in die Geschichte des Schulhauses zu tun, so weit ihn die hier lagernden zum Teil schon vergilbten Akten gestatten.

Seit wann überhaupt am Weyer ein Schulhaus besteht, konnte bisher leider noch nicht festgestellt werden. Wir sind in diesem Punkte zur Zeit noch allein auf mündliche Ueberlieferungen angewiesen. Dabei stütze ich mich auf Angaben, die mir Karl Adams (geb. 5.12.54, wohnhaft Bavert 56) macht. Er erzählt, daß sein 1823 zu Friesenhäuschen (in dem gegenwärtig von Hugo Engels bewohnten Hause, das seinerzeit auf dem Türbalken eingeschnitzt die Inschrift trug "Forsthaus zu Caspersbroich") geborener Vater Friedrich Adams im 5. Lebensjahr nach Bavert 56 verzog und am Weyer von einem Lehrer Schmachtenberg unterrichtet wurde. Der Unterricht wurde damals in einer Mietwohnung erteilt (Privatschule), deren Lage ich jedoch noch nicht ermitteln konnte.

Vorgänger dieses Lehrers Schmachtenberg ist Lehrer Johann Albert Giesbert Ruß gewesen, von dem wir aus der Chronik der Schule Wald I wissen, daß er bis zu seiner Versetzung nach Wald im Jahre 1830 an der Schule zu Weyer wirkte. [...]

Das älteste Schriftstück verweist mich auf den 26. November 1843. An diesem Tage wurde "zwischen dem Schulvorstand zu Weyer einerseits und dem bisherigen Hülfslehrer Heinrich Köhling andrerseits (Hülfslehrer zu Reinshagen, Bürgermeisterei Remscheid)" ein "Contract" abgeschlossen, [...]

Bereits von 1843 an also bestand am Weyer die heute so genannte "alte Schule", das jetzige Miethaus Weyer Straße 214. Die Bauart dieses Hauses wie auch die noch heute gebräuchliche Bezeichnung "Schulberg" für den neben der "alten Schule" herlaufenden Verbindungsweg zwischen Weyer- und Freiheitstraße lassen die ursprüngliche Bestimmung des Gebäudes deutlich erkennen, wenn es auch erst im Laufe der Zeit, wie wir noch sehen werden, zu seiner gegenwärtigen Größe um- und aufgebaut worden ist.

Ende Februar 1854 verstirbt Lehrer Köhling, und schon scheint das Schicksal des bis dahin noch einklassigen Weyer Schulhauses besiegelt zu sein. Vor mir liegt ein "Circular", ausgestellt am 1. März 1854 von Pfarrer Wienands, Wald, adressiert an "die Herren Lehrer Ruß in Wald, Küpper in Merscheid und Klaas zu Heiligenstock". In diesem Schreiben werden die genannten Lehrer ersucht mitzuteilen, wie viel Kinder des Schulbezirks Weyer sie in ihre Schule aufzunehmen und "zugunsten der verwittweten Frau Köhling zu unterrichten geneigt" sind, da der Schulvorstand sich entschieden hat, daß "die Schulkinder in die benachbarten Schulen verteilt werden sollen".

Zwar erklären sich die erwähnten Lehrer der drei Nachbarschulen schriftlich bereit, je "20 bis 30 Kinder zum Vortheil der Ww. Köhling zu unterrichten", aber - die Zahl der Weyer Schulkinder wird demnach wohl bei 90 gelegen haben - die dadurch entstehenden und auch für die damalige Zeit zu weiten Schulwege veranlassen den Schulvorstand, bereits am 14. Juli 1854 den aus Soest gebürtigen Lehrer Heinrich Weller zu Orsoy nach Weyer zu berufen. Mit seinem Dienstantritt am 4.10.1854 wird nach einer Unterbrechung von 7 Monaten der Unterricht in der einklassigen Schule Weyer wieder aufgenommen.

Lehrer Weller wohnte, wie seine Vorgänger, in der westlich (nach Ohligs zu) an die Schulklasse angebauten 1 1/2stöckigen Lehrerwohnung (jetzt Weyer Straße 212), neben der noch das "Spritzenhäuschen" stand.

Die Zahl der Kinder steigt bald über 100, und noch im Jahre 1854 müssen die Schüler in zwei Klassen aufgeteilt werden. Einen zweiten Lehrer erhält die Schule jedoch nicht, vielmehr "fungieren" zur Seite des Lehrers Weller "als dessen Gehülfen: Joh. Steins aus Gruiten, Wilhelm Hammesfahr aus Wald, Hermann Böninger aus Neviges, Wilhelm Bruchhaus aus Hilden und Rudolph Somborn aus Rade vorm Wald". Der Unterricht findet aber immer noch in einem Klassenraum statt. In den Akten heißt es aus der Feder des Lehrers Weller: "- - das eine vorhandene Schulzimmer war durch eine Bretterwand getheilt."



II.

1859 wird eine zweite Klasse östlich (nach Wald zu) an den bisherigen Raum angebaut, aber schon nach 10 Jahren melden sich wieder Stimmen, die die Räume des alten Schulhauses als ungenügend bezeichnen und eine Erweiterung fordern. Diesem dringenden Wunsche der Weyer Bürger wollen jedoch die Stadtverordneten zu Ohligs (die Gemeinde hieß damals noch Merscheid) nicht nachkommen, denn unter dem 22. Dezember 1873 teilt Bürgermeister Kelders von Merscheid dem Local-Schul-Inspector Herrn Pfarrer Haastert mit, daß die Stadtverordneten es zweckmäßig fänden, wenn der Schulbezirk getrennt würde, derart, daß die Ortschaften Capelle, Rosenkamp, Loch, Heidufer, Tiefendick, Pfaffenbusch und Scheuer einen eigenen Schulbezirk bildeten und in der Nähe von Scheuer (am Ziegelfeld) eine neue Schule errichtet werde.

Aus diesem Bezirk werden zur Zeit 92 Kinder zur Weyerschule geschickt, die neue Schule würde anfänglich also einklassig und die Erweiterung der Schule Weyer dadurch überflüssig werden.

Zur Lage der genannten Ortschaften gibt Herr Karl Adams, der ein Schüler des Lehrers Weller und seiner "Unterlehrer" war, folgende Auskunft: "Die damals zum Schulbezirk Weyer gehörende Ortschaft Capelle lag gegenüber der heutigen Gastwirtschaft "Buchenhof", Ecke Göring- [= Friedrich-Ebert-Str.] und Wiedenkamper Straße, und der Pfaffenbusch an der heutigen Tiefendicker Straße. Mit dem erwähnten Ziegelfeld an der Scheuer ist das Grundstück gemeint, auf dem später Herr Emil Kortenbach eine Villa erbaute, die jetzt in den Besitz des Herrn Max Frey übergegangen ist. Ich weiß mich noch gut zu erinnern, daß dort ein Feldbrandofen stand."

Die Aufsichtsbehörde hat jedoch diesen Beschluß nicht genehmigt, und so mußte Bürgermeister Kelders am 17. März 1874 dem Wunsche der Weyer Bürger entsprechen. Er bat in einem Schreiben unter Beifügung eines Schulaufbauplanes "hierdurch ergebenst, mir baldgefälligst mittheilen zu wollen, ob Sie mit diesem Plane einverstanden sind". Alt und Jung haben dem Plane freudig zugestimmt; die derzeitige Weyer Jugend auch wohl deshalb, weil Lehrer Weller am 27. Juli 1874 "wegen Baulichkeiten am Schulhause die Schule auf vier Wochen aussetzen muß."

Inzwischen hat auch die zweite Klasse am 1.5.1872 durch Berufung des Schul-Amts-Candidaten Gustav Adolph Dietrich aus Gemmerich, Amt Braubach, einen eigenen Lehrer erhalten.

Nicht vier, sondern zehn Wochen ist der Unterricht ausgefallen. Erst am 14.10.1874 wird die umgebaute "alte Schule" wieder bezogen, die durch Aufstockungen ein drittes und ein viertes Klassenzimmer erhalten hat. Jedoch müssen die in drei Abteilungen aufgeteilten 192 Kinder von den beiden Lehrkräften unterrichtet werden, da "eine dritte Kraft aus Mangel an Bewerbungen noch nicht vorhanden war". Erst am 1.6.1875 tritt die Lehrerin Auguste Mettin aus Hannover-Münden in das Kollegium ein.

Im Zeichen des Kulturkampfes hat bereits 1874 die Königliche Regierung "dem Beschluß der Stadtverordneten, hiesige Schule in eine Simultanschule zu verwandeln und die katholische Schule an der Scheuer aufzuheben, ihre Zustimmung ertheilt". Die Chronik berichtet dann: "Mit dem 1. Mai 1876 ist die hiesige Schule eine Simultanschule geworden; Lehrer Florian Lachmann aus Babitz wurde als katholischer Lehrer angestellt; denn mit dem Beginn des neuen Systems ist die hiesige Volksschule vierklassig geworden. 64 katholische Kinder treten ein."

Der 1. Mai 1890 ist für die Schule Weyer wieder von besonderer Bedeutung. Ihr Leiter Heinrich Weller tritt mit 65 Jahren in den Ruhestand; sein Nachfolger wird der bisherige "erste Klassenlehrer Gustav Adolph Dietrich".

Im Zeichen des Kulturkampfausganges unter Bismarck wird am gleichen Tage nach vierzehnjährigem friedlichen Nebeneinanderleben der evangelischen und katholischen Kinder der Simultanschule Weyer die Schule wieder als vierklassige evangelische Schule eingerichtet und der Bau einer katholischen Schule am Weyer beschlossen.

Bis zu deren Fertigstellung und Bezug am 26.4.1893 müssen die vier evangelischen Klassen in drei Räumen unterrichtet werden, während der vierte Raum der einen katholischen Klasse überlassen bleibt. Es ist gerade in der heutigen Zeit sehr interessant, was Hauptlehrer Dietrich am Tage der Trennung der evangelischen und katholischen Kinder in die Chronik einträgt. Er schreibt wörtlich:

"Seit dem Jahre 1876 waren beide Konfessionen unter einem Dache vereint; mit Freuden kann constatiert werden, daß niemals ein Fall vorgelegen hat, der zu beiderseitigen Differenzen hätte führen können. Möge die Trennung dem religiösen Frieden keinen Schiffbruch eintragen!"

Nach den Herbstferien des Jahres 1893 wird durch eine Regierungsverfügung die Schule infolge hoher Frequenz fünfklassig mit vier Lehrern in den vorhandenen vier Räumen. "Hoffentlich wird dieser Uebelstand nur bis zum 1. April 1894 andauern, da ja an diesem Tage die Bezirke Scheuer, Kapelle, Felder-, Ziegel-, Rosenstraße, Heidufer, Loch und Locher Straße nach Wald eingemeindet werden."

Dadurch wird die überfrequentierte Schule Weyer um 73 Kinder entlastet. Eine interessante Stelle der Chronik möge auch hier im Wortlaut zu uns sprechen:

"Seitens der Gemeinde Wald hätte man es gerne gesehen, wenn auch noch Weyer mit dem Besitztum des Herrn Worring als Grenze nach Wald einverleibt worden wäre und sind dieserhalb nicht geringe Anstrengungen gemacht worden. Dank der energischen Gemeindevertretung von Ohligs ist der Lieblingswunsch der Walder nicht in Erfüllung gegangen und dem Schulbezirk die milchgebende Kuh erhalten geblieben."



III. (Schluß)

Heute treten wir in die Geschichte des gegenwärtigen Schulgebäudes an der Sedanstraße ein. Die immer steigende Schülerzahl, die notdürftige Unterbringung der fünf Klassen in vier Räumen bedingten irgendeine Aenderung. Aber wieder zeigten sich die Ohligser Stadtverordneten nicht geneigt, im Zentrum von Weyer die Schulhausverhältnisse zu verbessern. Sie erwogen vielmehr den Bau einer zweiklassigen Schule am Schleifersberg.

Als jedoch Herr August Kortenbach "das Bauterrain vis-à-vis der alten Schule in billigster Weise berechnet (a Rth. 8,00 M.) und die alte Schule für 22.100 Mark an den Fabrikanten Max Plümacher verkauft wird, beschließt die Stadtverordnetenversammlung am 27. April 1896 den Bau einer neuen sechsklassigen Schule mit angrenzendem Diensthaus.

Eine glückliche Hand nimmt damit die Weyer-Volksschule von der immer verkehrsreicher werdenden Hauptstraße, auf der am 13. Januar 1899 die elektrische Straßenbahn eröffnet wird, zur rechten Zeit weg und weist dem Neubau einen Platz an, wie er nach Lage und Umgebung für ein Schulhaus auch heute noch als geeignet anzusprechen ist.

Die neue sechsklassige Schule wird am 6. Juni 1898 eingeweiht. Lassen wir wieder die Chronik sprechen: "Die Schule war innen und außen festlich geschmückt; viele Gebäude hatten, um die Bedeutung des Tages zu würdigen, geflaggt. Im festlichen Zuge, begleitet von einer Musik- und Schülerkapelle, ging es nun zur neuen Schule. In Vertretung des erkrankten Bürgermeisters Trommershausen übergab der erste Beigeordnete O. Nippes in einer kurzen Ansprache den Schlüssel dem Schulleiter. Die Pforten öffneten sich."

Nachdem die Schule, die bereits am 1. Oktober 1901 mit dem Eintritt des heute noch hier amtierenden Lehrers Paul Hindrichs sechsklassig geworden ist und damit wiederum alle zur Verfügung stehenden Räume ausfüllt, am 1. April 1905 siebenklassig wird, werden in den Herbstferien 1905 an der Südseite (zum Lochbachtal hin) zwei Klassen und darüber noch eine Wohnung für den zum 1. April 1906 eintretenden ersten Hausmeister der Schule aufgestockt. 1911 erfolgt der Einbau der Zentralheizung.

Damit hat die Schule ihr heutiges Bild erhalten.

Die schulisch wie auch siedlungspolitisch günstige Lage des Schulhauses hat wohl die Stadtverwaltung Solingen veranlaßt, das nun vierzigjährige Gebäude zu modernisieren. Bereits am 16. Juni 1937 wurde der erste Spatenstich zu den inzwischen fertiggestellten neuen Klosettanlagen getan. Durch Unterkellerung der Südhälfte des Hauses hat man eine praktisch gelegene und allen hygienischen Anforderungen der Neuzeit gerecht werdende Anlage geschaffen.

Am 27. Dezember 1937 begann endlich der ersehnte Aufbau der Schule, der im zweiten Stockwerk einen Zeichensaal, ein Lehrmittel- und ein Kartenzimmer, ein Lehrerzimmer und ein Dienstzimmer des Schulleiters erstehen lassen wird. Das städtische Gartenbauamt arbeitet zur Zeit einen Plan aus, der im Frühjahr zur Ausführung gelangen wird.

Damit wird nach Abbruch der alten Klosettanlagen der Schulhof neu planiert werden. Das zum Schulgrundstück gehörende, bisher abschüssige Birkenwäldchen ist bereits aufgefüllt worden und wird entsprechend der Stellung der Leibeserziehung in der Schule des Dritten Reiches in einen von Bäumen eingefriedigten Gymnastikrasen verwandelt werden. Aufgeschlossene gärtnerische Anlagen vor Schule und Dienstwohnung sollen dem Ganzen ein freundlicheres Ansehen geben. Allerdings wird das Gebäude durch An- und Umbauten ziemlich buntscheckig werden. Da außerdem Witterungseinflüsse Süd- und Westwände sehr eingefugt haben, wäre es besonders freudig zu begrüßen, wenn sich die Verwaltung zu einem einheitlichen Rauhputz entschließen könnte.

Die gute Beschäftigung der Industrie, insbesondere der größeren Weyer Firmen, hat zwangsläufig eine rege Wohnungsnachfrage innerhalb des Schulbezirks im Gefolge. Gegenwärtig stehen allein in den beiden Siedlungen an der Brüderstraße und am Deusberg Wohnungen für 53 Familien kurz vor der Vollendung, wobei noch zu beachten ist, daß bei beiden Projekten im Frühjahr die zweite Bauhälfte in Angriff genommen werden soll. Dadurch ist eine Zunahme der in den letzten Jahren etwas zurückgegangenen Schülerzahl zu erwarten, die ihrerseits wiederum erhoffen läßt, daß der Schule Weyer im Interesse des Unterrichtes die gegenwärtige achtklassige Organisation trotz des großen Lehrermangels (in Preußen fehlen heute bereits 3000 Volksschullehrer) erhalten bleibt.



Quellen:
  • Bauermann (1953)
  • Bergische Post vom 31.05.1927 p. (Pohl)
  • Festschrift: 75 Jahre Schule Friedrich Ebert-Straße Solingen-Wald (1952)
  • Geschichte der ev. Kirchengemeinde Wald, Solingen-Wald 1988, S. 43
  • Hundenborn / Tettinger: Wald. Spaziergänge in die Geschichte
  • Pohl, H.: Geschichte der Pfarre Wald, Köln 1936
  • Rheinische Landeszeitung vom 11.01.1938 (Karl Diedert)
  • Spannenberg, L.: Die Volksschule. In: Schmidthäussler 1922, S. 96 ff

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