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Über die Heck- und Winkelschulen, Privatschulen,
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"Man mietete für den Unterricht ein Zimmer in einem Hause an der Erde, oder auf einem Söller, oder auch, wenn es möglich war, ein ganzes Haus, in welchem der Lehrer zu gleicher Zeit wohnen konnte. Es war aber gewöhnlich nicht leicht, eine passende Oertlichkeit zu finden. Wenn aber auch eine solche zu haben war, mußte man sie nach längerer oder kürzerer Zeit wieder verlassen, wenn dem Eigentümer eine anderweitige Benutzung erwünscht erschien. Fand sich nun in dem Ort keine andere passende Stelle, so mußte die Schule oft an einen mehr oder weniger entfernten Platz umziehen; mitunter war man in einem ackerbautreibenden Bezirk froh, die Stube in einem anderthalb Stock hohen Backhause als Schulzimmer benutzen zu können. [...] Es war also ein ewiges und umständliches Umziehen" [Ohligschläger] |
Diese Heck- oder Winkelschulen waren oft besser als ihr Ruf. Meist waren Personen mit überdurchschnittlichen Fähigkeiten als Lehrer tätig, wegen der mehr als bescheidenen Einkommenssituation häufig nur nebenberuflich. Festangestellte, festbesoldete und ausgebildete Lehrer gab es noch nicht, und so unterrichteten zuweilen auch Handwerker nach bestem Wissen und Können im Buchstabieren, Lesen, Schreiben und Rechnen.
Die Eltern mussten an die Lehrkräfte für jedes Kind einen bestimmter Betrag als Schulgeld zahlen. Die Beträge schwankten von Schule zu Schule. Ohligschläger nennt für die Zeit um 1813-1815 pro Kind einen monatlichen Betrag von etwa 4 Groschen. In den zu einzelnen Schulen zitierten Artikeln werden unterschiedliche Zahlen genannt.
Diese Mittel aufzubringen fiel manchem Elternpaar sehr schwer. Daher konnten viele Kinder ärmerer Bevölkerungsschichten am Schulunterricht nicht teilnehmen. Kein Wunder also, dass noch auf manchem Dokument aus dem 19. Jh. anstelle der Unterschrift der Vermerk "des Schreibens unerfahren" zu finden ist. Auch klagten die Lehrer des öfteren darüber, dass das Schulgeld "sehr schwer hereinkam".
Die Gebrüder Abraham und Engelbert Evertsen, "Schul- und Kirchenfreunde" aus Gemarke (Barmen) setzten als Sponsoren zur Aufbesserung der Lehrergehälter für viele bergische reformierte Kirchspielsschulen Legate [= Vermächtnis] aus unter der Bedingung, dass die Schulen sich unter die Aufsicht ihrer zuständigen Konsistorien stellten.
Zuschüsse des Staates oder der Kirche zu den Hofschaftsschulen wurden weder gewährt noch waren sie in jedem Fall erwünscht, da sich die Schulinteressenten in Schulangelegenheiten nur ungern Vorschriften machen lassen wollten. Dies zeigte sich z.B., als 1785 Johann Engelbert Evertsen aus Barmen (Gemarke) sieben Hofschulen des Kirchspiels Solingen ein Kapital von jeweils 250 Talern schenkte. Dessen Zinsen sollten den jeweiligen Lehrer zugutekommen, um Waisenkindern und Kindern unvermögender Eltern den nötigen Unterricht zu erteilen.
Als Gegenleistung sollten sich die Schulen einem Synodalbeschluss fügen, der ein engeres Verhältnis von Schule und Kirchengemeinde bewirken sollte:
1. Die Schule musste sich der Obhut (Aufsicht) des Konsistoriums (heute Presbyterium) der Kirchengemeinde unterstellen, das auch die Wahl der Lehrer leiten sollte.
2. Von den jährlichen Zinsen sollte das Schulgeld für die Bedürftigen und Waisen bezahlt, notwendige Lernmittel gekauft und das Gehalt des Lehrers vermehrt werden.
3. Schuldiener (Lehrer) und Scholarchen (Schulpfleger im Konsistorium) mussten sich verpflichten, die Kinder zum Schulbesuch anzuhalten.
Sechs Schulen akzeptierten die Bedingungen, Hingenberg aber nahm das Geschenk zunächst nicht an. Bei einer späteren Gelegenheit gab allerdings auch Hingenberg klein bei.
Die Gebrüder Evertsen aus Barmen begründeten zahlreiche Schulstiftungen im Bergischen Land. Der großzügige Sponsor Johannes Engelbert Evertsen (1722-1807), ein Freund des Pietisten Gerhard Tersteegen, hat durch seine Schenkungen für die urkundliche Nennung von immerhin 21 Hofschafts- oder Winkelschulen in den Jahren 1785, 1787 und 1788 gesorgt, von denen man sonst vielleicht heute gar nichts mehr wüsste. Evertsen stiftete
Auch die lutherische Schule in Burg erhielt private Unterstützung. Am 2. Mai 1793 spendeten die Eheleute Heinrich Schürmann und Anna Katharina Moll ein Kapital von 300 Talern für den Unterricht armer Schulkinder.
Kriegsschäden an Schulgebäuden
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Quellen:
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