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2002 Ernenkotten |
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- Lage - Geschichte und Eigentümer - Eigentümer Weck und Mutz - Eigentümer Voos und Ern - Eigentümer Nath und Dr. Hedwig - Die Stauanlagen - Namen - Carl Friedrich Ern |
LageDer ehemalige Ernenkotten, auch Wecks- und Mutzkotten genannt, steht in Haan an der Itter zwischen Bastianskotten und Heidberger Mühle. Auf der Karte von Ploennies von 1715 ist an dieser Stelle ein Kotten eingezeichnet. |
Geschichte und Eigentümer"Der Kotten, aus dem Jahre 1763 stammend, wird von alters her von der Itter getrieben, ... Noch älter ist das kleine Gebäude links von dem Kotten, in dem die Schleiferei ursprünglich untergebracht war." [Lomberg 1928 S. 250 f] |
Eigentümer Weck und Mutz
1787 wurde die Schleiferei in der Kellnereirechnung des Amtes Solingen "Weck A. Mutz Kotten" genannt; Wilhelm Weck und Wilhelm Mutz waren die Eigentümer. [Lunkenheimer]
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Eigentümer Voos und Ern
Später ging der Kotten in den Besitz von Schleifermeister Voos über, danach - unter der Bezeichnung "Vooskotten" - in den Besitz von Carl Wilhelm Ern, der von der Wupper ins Ittertal gezogen war.
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1928 Ernenkotten mit Obergraben Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
In diesem neuen Kotten wurden - so Lunkenheimer - um 1848 zum ersten Mal Rasiermesser geschliffen. Besonders erfolgreich war dabei Nathanael Ern (1822-1878).
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"Der Ernenkotten verfügte damals in vier Räumen über insgesamt 32 Arbeitsstellen. "Im Erdgeschoß waren die Schleifstellen und im ersten Stockwerk eine gleiche Anzahl von Pließtstellen angeordnet. Außerdem war hier noch eine Ausmacherstube mit zwei Pließtstellen und einer Arbeitsbank. Im Dachgeschoß befanden sich noch weitere sechs Pließtstellen und reichlich Raum für drei bis vier Ausmacher.
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Im allgemeinen also keine Prügel für Lehrlinge, und wenn, dann diskret!
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2004 Blick auf den Ernenkotten von der Walder Itterseite aus |
Eigentümer Nath und Dr. Hedwig
1961 kaufte der Rasiermesser-Schleifermeister Erich Nath in Wald den Kotten von Familie Ern. Angeblich war er noch bis 1962 mit 34 Arbeitsplätzen in Betrieb. [Lunkenheimer S. 65 f]
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Solinger Tageblatt vom 22. Februar 1960
"Alter Itterkotten wird Wohnhaus Der Ernenkotten im Ittertal wird von seinem neuen Eigentümer zu einem Wohnhaus für auswärtige Arbeitskräfte umgebaut. Auch das gewaltige Wasserrad muß weichen. Wegen des großen Gewichtes wurde es an Ort und Stelle zerlegt und dann abtransportiert. Der neue Besitzer legt Wert darauf, von dem ursprünglichen Charakter des zwischen 1830 und 1840 erbauten Kottens möglichst viel zu erhalten. Vor allem soll auch der Name weiterbestehen, der von dem früheren Eigentümer C. Friedrich Ern abgeleitet ist." |
Schon 1966 verkaufte Familie Nath den ehemaligen Kotten wieder. Der neue Eigentümer, Dr. Hedwig, restaurierte ihn gründlich. Ein Radhaus und ein neues eisernes Wasserrad kamen im Dezember 1967 hinzu. [Lunkenheimer S. 65 f]
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Die Stauanlagen
Der Obergraben des Ernenkottens ist vom Waldweg aus zwischen Bastians- und Ernenkotten zu sehen. Er versorgte nicht nur das Wasserrad des Ernenkottens. Das gebrauchte Wasser konnte durch den schmalen Untergraben in Richtung Heidberger Mühle geleitet werden und speiste so den Obergraben der Mühle.
- Südlich des Ernenkottens münden mehrere Rohre vor und hinter einem neu aussehenden gemauerten Wehr in die Itter: wahrscheinlich der Flutgraben (Überlaufgraben).
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Nach einer Flurkarte der Gemeinde Haan von 1891 (Ausschnitt) |
2002 Anfang der Stauanlagen des Ernenkottens kurz hinter dem Bastianskotten (Blick aus nördlicher Richtung vom Waldweg) |
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2002 Obergraben mit Sperrschütz vor dem Überlaufgraben |
Namen1787 Wilhelm Weck und Wilhelm Mutz? Voos 1842 Carl Wilhelm Ern ? Carl Reinhard Ern, Nathanael Ern, Reinhard Ern, Friedrich Ern 1850 Carl Friedrich Ern 1961 Erich Nath 1966 Dr. Hedwig |
Carl Friedrich Ern
In den Haaner Schleifkotten hatte sich im Laufe der Zeit besonders das Hohlschleifen von Rasiermessern entwickelt. Das Hohlschleifen, Pliesten und Polieren der Rasiermesser wurde als spezielle Kunstfertigkeit angesehen, die besonders von Schleifern der Familien Ern und Linder beherrscht wurde. [Lomberg 1928 S. 77]
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1928 Schleifraum im Ernenkotten Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
Carl Friedrich lernte bei seinem Vater das Rasiermesserschleifer-Handwerk. Er wurde schon früh zu den Schneidwarenfabrikanten - u.a. zur Firma Johann Abraham Henckels - nach Solingen geschickt, um die geschliffenen Messer dort abzuliefern, und lernte so die größeren Betriebe kennen.
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Die erste Werkstatt in Wittkulle bei Wald |
Noch Ende des 19. Jh. galten als wirklich gute Rasiermesser nicht die Solinger Erzeugnisse, sondern die der Sheffielder Industrie (wobei die Arbeitsbedingungen in den Sheffielder Fabriken wieder ein anderes Thema sind). Carl Friedrich Ern erwarb Muster der Sheffielder Rasiermesser und begann, nach diesen Mustern zu produzieren. [Beermann S. 93]
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Nathanael Ern (1822-1878) |
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Carl Friedrich Ern (1850-1924) |
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Schleifmaschine "Hexe" |
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Und so stellte sich Carl Friedrich Erns Rasiermesserfabrik 1922 selbst vor: |
"Gegründet wurde die Firma im Jahre 1873. Anfänglich nur wenige Arbeiter beschäftigend, hat sie sich aus kleinen Anfängen heraus im Laufe der Jahre zu dem bedeutendsten Unternehmen der Rasiermesserindustrie entwickelt. Vor dem Kriege betrug die Arbeiterzahl schon über 600. Die Firma war die erste, welche mit den früheren Arbeits-Methoden brach und die Herstellung der Rasiermesser, unter Ausnutzung vieler technischer Verbesserungen, von Grund auf modernisierte. Als erste führte sie den Hohlschliff ein und trug dadurch hervorragend zur Hebung der gesamten Branche bei.
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Rasiermesserfabrik Carl Friedrich Ern an der Wittkuller Straße in Solingen-Wald. Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
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Quellen:
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