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Küllerskotten - Mutzkotten - Ernenkotten II (Itter)

Mutzkotten
ca. 1905-1910   Mutzkotten
 
Lage
Geschichte und Eigentümer
Das Ende
Sturm über Mittelitter
Namen



Lage

Der Mutzkotten stand am Abhang der Ortschaft Mittelitter, die im 17. Jh. nach einem dortigen Bauern "Knehesitter" genannt wurde, auf dem Gelände des (1932 eröffneten, nicht mehr vorhandenen) Ittertaler Vogelschutzparks. Der Vogelpark muss itterabwärts hinter dem Trinnskotten und unterhalb des früheren Restaurant "Schlossgarten" gelegen haben, das an der heutigen Ittertalstraße gegenüber der Abzweigung der Straße Talblick stand.

Ein aufschlussreicher Foto-Fund im Solinger Stadtarchiv, ein Abzug von einer alten Postkarte, scheint diese Annahme zu bestätigen. Er trägt folgenden Vermerk: "Aufnahme nach 1905, oben rechts mit Schornstein Fa. C. F. Ern und Lokal 'Schloßgarten'."


Mutzkotten
Ca. 1905-1910   Mutzkotten; oben rechts mit Schornstein Fa. C. F. Ern und Lokal Schloßgarten". Anscheinend stehen die Damen an einer Wegkreuzung. Am später so genannten Gesundheitsbrunnen?
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen
 
Am Mutzkotten
Angesichts der Kleidermode
wird die Aufnahme nicht später
als 1910 entstanden sein.

Heute sind der Standort des Fotografen und die Wege wie die ganze Talansicht nicht mehr nachvollziehbar, da mit Bäumen bestanden. Im unteren Bild-Drittel scheint die Itter zu fließen; der Graben verlief unmittelbar hinter dem Kotten. Der Mutzkotten stand demnach links vom Bach und rechts von seinem Graben. So ist es auch auf der Flurkarte (weiter unten) zu sehen.

Ploennies hat 1715 auf seiner Karte vom Amt Solingen den Mutzkotten auf die rechte Itterseite gezeichnet, - irrtümlicherweise, schreiben das Solinger Tageblatt vom 03.02.1941 und Lunkenheimer, da er in Wirklichkeit auf der linken Seite gelegen habe.

  Aber vielleicht verliefen Itter und Graben damals anders. Auch muss das Kottengebäude 1715 nicht an exakt derselben Stelle gestanden haben wie 200 Jahre später.


Ittertal
 
Nach einer Flurkarte
der Gemeinde Haan
von 1891 (Ausschnitt)

In dieser Flurkarte von 1891 ist links sehr wahrscheinlich der Mutzkotten eingezeichnet (nicht namentlich vermerkt). Die heutige Straße Talblick, gegenüber deren Einmündung in die Ittertalstraße das oben erwähnte Restaurant "Schlossgarten" stand, war 1891 noch nicht vorhanden. Sie wurde erst im Zuge des Strandbadbaus um 1913 angelegt.

Wie das Landschaftsbild hier früher ausgesehen hat, verdeutlicht folgende Wegbeschreibung in einem Werbeheftchen für das damals erst wenige Jahre alte "neue" Ittertaler Strandbad: "... führt uns der Weg ... weiter zur Wittkullerstraße hin, die wir schräg überqueren, um in der Itterbergerstraße bei den Ern'schen Villen schon das Gelände des Strandbades zu erreichen. Durch den hübschen Waldhang führt uns ein treppenartig ausgebauter breiter Fußweg zum Haupteingang hin. Links im Tale verstecken sich im Gebüsch die Dächer dreier kleiner Schleifkotten, sonst ist der Ausblick hier von Wald umgrenzt". [S. 8]

  Welche drei kleinen Schleifkotten konnte man von hier aus auf der linken Seite sehen? Den Schäfers- oder Trinnskotten (das spätere Heimatmuseum), den Mutzkotten, und womöglich noch den Bastianskotten? Heute kaum vorstellbar.




Geschichte und Eigentümer

Die Geschichte des Mutzkottens scheint weit in die Vergangenheit zurück zu reichen, ist tatsächlich aber alles andere als lückenlos belegt.

1684 war bereits ein Kotten an dieser Stelle vorhanden. Er gehörte damals Jannes auf der Wittkulle, der eine Wassererkenntnis und Pacht von 2 1/2 Ort Goldgulden bezahlen musste. Im Hebbuch des Solinger Rentmeisters Wilhelm Vaßmann von 1683/84 ist er unter der Nr. 10 verzeichnet.




1787 - Das Rätsel des "Klünen Kotten"

Der Mutzkotten hieß früher nach der Familie Küller 'Küllerskotten'. "Küllers Kotten, an der Itter, zwischen Schaefers- und Bastians Kotten. ... 1787 war auch der Name 'Klünen Kotten' gebräuchlich. Der Name bedeutet 'kleiner Kotten'." [Brangs]

1787 wird erwähnt, dass der Kotten keinen Stauteich habe. Aufgrund seines geringen Gefälles sei er wenig bedeutend gewesen. Häufig wechselte er den Besitzer. 1787 waren es Joan Wilhelm Weck und Abraham Mutz. [Brangs]

Mit ähnlichen Worten berichtet Lunkenheimer auf S. 63 über den Mutzkotten. Als Quelle gibt er an: HStA Düsseldorf, Jülich-Berg Kellnereirechnung Amt Solingen, 1786/87.

  Dort waren diese Angaben aber nicht zu finden.

  "Klünen Kotten" wurde lt. Lunkenheimer [S. 92] 1787 auch der Köllerskotten am Lochbach genannt. Dort ist seine angegebene Quelle das Solinger Stadtarchiv "0-4 Köllerskotten", und dahinter verbirgt sich die Sammlung von Hans Brangs, der seine Quelle leider verschweigt. Aber:

  Die Angaben für das Jahr 1787 stammen vermutlich aus dem Protokoll zur Besprechung des Benrather Kommissars Frhr. von Franz mit den Schleiferei- und Mühlenbesitzern an Itter und Lochbach am 26.10.1787.

  Ob in diesem Protokoll wirklich beide Kotten "Klünen Kotten" genannt wurden, der Küllerskotten an der Itter und der Köllerskotten am Lochbach, und welche Eigentümer tatsächlich zu welchem Kotten gehören, ließe sich ggf. wohl nur anhand des Originaldokuments klären. Wenn es denn zu finden wäre.




Weiter in der Geschichte

1793 wird der Schleifkotten auf der Karte von Wiebeking als 'Küllers Kotten' bezeichnet.

Im Frühjahr 1800 waren in diesem Kotten der Schleifermeister Peter Mutz, Wilhelm Röttgen [= Wilhelm Röltgen], Johann Wilhelm Weck und Johann Weck tätig. Es gehörten ihnen vier Schleifstellen und zwei gemeinsame große Schleifsteine. [Lunkenheimer S. 63]

  Die Namen Peter Mutz und Wilhelm Rölgen erscheinen 1775 in einer Aufzeichnung über die Handwerkszeichen.

Eine interessante Quelle ist der Artikel "Der Schleiferstreit im Küllerskotten. Eine Begebenheit aus dem Jahre 1800, hervorgeholt vom Sippenverband Kratz / Von hartköpfigen Schleifern und dem weisen Urteil von Vogt und Rat" [Rheinische Landeszeitung vom 30.12.1938].

  Diesem Artikel zufolge spielt die Geschichte im Küllerskotten am Lochbach. Lunkenheimer hat ihn jedoch mit einem handschriftlichen Kommentar versehen: "Der Küllerskotten war der Mutzkotten im Ittertal und wurde 1875 noch Küllerskotten genannt. Am Lochbach stand der Köllerskotten..." Das im Zeitungsartikel abgebildete Foto zeigt den Köllerskotten im Lochbachtal. Dafür, dass es sich tatsächlich um den Kotten an der Itter handelt, wie Lunkenheimer angibt, sprechen die Namen der handelnden Personen: Mutz, Röltgen (Rölgen, Rülgen), Weck, Linder, Kratz.

  Bei den in diesem Artikel zitierten Schleifermeistern Peter Mutz und dessen Bruder Wilhelm Mutz kann es sich um die 1755 und 1760 geborenen Söhne von Johann Peter Mutz und Maria Catharina Dültgen aus Ehren (Itter) handeln, oder um die 1732 und 1734 geborenen Söhne von (Johann) Peter Mutz und Catharina Vorst in Sonnenschein.



1853 (24. Mai bzw. 5. Sept.) sind in der Aufstellung des Bürgermeisters von Wald über die im Walder Bezirk vorhandenen "Wasserbetriebswerke" über den Küllers Kotten bzw. Mutz-Kotten folgende Fakten aufgeführt:

    11. Küllers Kotten
    Besitzer: Nathanael Ern und Konsorten.
    Schleifkotten mit einem oberschlächtigen Wasserrad.
    12 1/2 Fuß Gefälle.
    22 Schleifstellen.
    Das Werk ist seit ca. 100 Jahren im Betrieb.
    Pegel wurden gesetzt 1844 und 1848."
    [Günther S. 102]

  Über die Stauanlagen

Eine Bestätigung dieser Angaben war anderweitig nicht zu finden.

  Diese Daten aus der Walder Liste von 1853 bezieht Lunkenheimer - wie ich annehme irrtümlich - auf den Haaner Ernenkotten [S. 66], der jedoch nicht auf Walder, sondern auf Haaner Gebiet liegt und auch nicht die Bezeichnung Küllers Kotten trug.

1867 verfügte der Schleifstellen offenbar nur noch über 12 Arbeitsstellen. In der Zwischenzeit war wieder ein Peter Mutz Eigentümer des Kottens geworden. Per Zufall fand ich im Intelligenzblatt folgende Versteigerungs-Anzeige:


Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 16. Februar 1867

Subhastation

Am Mittwoch den 20. Februar 1867, Nachmittags 3 Uhr,
sollen vor dem Kgl. Friedensgerichte hierselbst, gegen die Erben des zu Mittel-Itter verstorbenen Schleifers Peter Mutz, öffentlich meistbietend verkauft werden:

1) Ein zu Mittel-Itter, Gemeinde Wald, gelegenes Ackergütchen, umfassend Wohnhaus, Scheune u. Stallung, und 3 Morgen 137 [187?] Ruthen 10 Fuß Grundfläche;

2) Die Hälfte des auf dem Itterbache, Gemeinde Wald, gelegenen, mit Nr. 1059 bezeichneten, sogenannten Küllers Schleifkottens, mit An- und Zubehörungen, haltend 12 Schleif- oder Arbeitsstellen.

Solingen, Julius Küller, Mandator.


   Die Identität ist unklar. Der zu Mittel-Itter verstorbene Peter Mutz war vermutlich am 21.07.1837 Taufpate von Gustav Mutz, dem siebenten Kind von Johann Abraham Mutz.

1868 ist Friedrich Mutz in einer Verkaufsanzeige der Bergischen Zeitung als zumindest "halber" Eigentümer des Schleifkottens genannt. War er Erbe oder Käufer?


Bergische Zeitung No. 107. Wald, Donnerstag den 10. December 1868

Ein auf dem Itterbach gelegener
Schleifkotten,
ist unter günstigen Bedingungen halb zu kaufen oder zu verpachten.
Vom Kaufpreis können 2/3 des Kapitals stehen bleiben.
Friedrich Mutz, Altenhof.


   Friedrich Mutz könnte der am 04.11.1836 geborene Sohn von Johann Wilhelm Mutz und Gertrud Betten sein. Dieser hatte einen 1799 geborenen Onkel Peter Mutz, der allerdings schon 1839 verstorben ist, wenn die Zuordnung der Sterbedaten stimmt.

Zum Verkauf ist es offenbar nicht gekommen, denn am 04.02.1875 wird im sog. "Verzeichniß der in der Bürgermeisterei Wald vorhandenen Schleifereien" des Bürgermeisters Carl Theodor Alvermann als Eigentümer des damals so genannten Küllerskotten wieder Friedrich Mutz angegeben. Außerdem ist notiert, dass in dem "Werk" keine Trockenschleiferei betrieben wird. [Stadtarchiv Solingen, Akte W-2263]

Friedrich Mutz in Altenhof (Wald) war auch 1897 noch Eigentümer des Kottens. Wohl aus Altersgründen versuchte er erneut, sich davon zu trennen. Diesmal ging es anscheinend um den ganzen Kotten. Wann ein Besitzerwechsel stattfand, ist nicht überliefert. Wahrscheinlich war Emil Ern der Käufer.



Mutzkotten
 
Anzeige im Walder Zeitung
vom 21.06.1897


Im 19. Jh. gehörte der Kotten dem Schleifergeschlecht Mutz, von dem ihn der "Ernen Decke" übernahm. [Solinger Tageblatt vom 03.02.1941].

1901 erhielt der Mutzkotten ein neues hölzernes Wasserrad. Es wurde von Mühlenbauer Ernst Mai aus Wüstenhof [Ernst May aus Wupperhof?] und Sohn angefertigt und eingehängt. Bei diesem feierlichen Anlass ist das folgende Foto von der Kotten-Belegschaft aufgenommen worden. Auf dem Original-Bild erkennt man am Kotten ein Schild mit der Aufschrift "Ernen Kotten Mittel-Itter".


Mutzkotten
 
1901   Belegschaft vor dem Mutzkotten

Bild-Quelle:
Stadtarchiv Solingen

Mit eichenlaubumkränztem Haupt, mit Kind und Kegel, so feierte man 1901 die Einweihung des neuen Wasserrades im Ernen- bzw. Mutzkotten. Besitzer war damals der Gastwirt Emil Ern, damals auch unter dem Namen "Ernen Decke" bekannt.

    Das Foto zeigt lt. Aufschrift in der oberen Reihe (von links nach rechts):
    Karl Schnabel, Ernst Flieter, Ewald Penzer, Karl Klein, Willi Schwarte, Emil Löwe, Karl Schwarz.
    Zweite Reihe: Alma Drescher, Ernst Schwarz, Ernst Mai jr., Ernst Mai sen., Emil Ern, Hulda Ern, auf ihrem Schoß Karl Ern, Eugen Ern, Friedchen Ern.
    Dritte Reihe: Eugen Ern, Wilhelm Klein, August Schwarz, unbekannt, unbekannt, Edmund Busch, unbekannt. Aus dem Fenster schaut Fritz Klein.

  Vorsichtig muss man nicht nur mit seinen Quellen, sondern auch mit den Korrekturen dieser Quellen umgehen (das gilt natürlich auch für diese Webseite): An anderer Stelle im Solinger Stadtarchiv fand ich einen Hinweis, es handele sich bei diesem Bild, von dem bei Lunkenheimer (S. 62) ein Ausschnitt abgebildet ist, nicht um den Mutzkotten, sondern um den Ernenkotten im Ittertal. Der Mutzkotten sei kleiner gewesen, zudem stünde "Ernenkotten" auf dem Schild am Eingang.

  Einspruch! Ob es sich wirklich um den am Anfang der Seite abgebildeten Mutzkotten handelt, ist durch den unterschiedlichen Blickwinkel schwer zu beurteilen. Der weiter itter-abwärts gelegene Ernenkotten ist es jedenfalls nicht. Auf dem Schild steht auch "Mittelitter", und dort befand sich nun einmal der Mutzkotten, von dem hier an dieser Stelle die Rede ist, auch wenn dieser zeitweise Ernenkotten genannt wurde.


Am 13.02.1914 erwarb der Walder Rasiermesserfabrikant Carl Friedrich Ern den Kotten von Gastwirt Emil Ern. Damals gab es am Mutzkotten auch einen Sammelteich. Dies geht aus einer Stellungnahme Erns hervor, die er 1914 im Zusammenhang mit einer Klage wegen Itterverschmutzung abgegeben hatte. [Weber 3/1974]




Das Ende

Den Anfang vom Ende des Mutzkotten und den Anfang eines jahrelangen Rechtsstreits dokumentiert folgende Schadensmeldung von Carl Friedrich Ern wegen Störungen am Betrieb seines oberhalb des Mutzkottens gelegenen Schäferskotten (des späteren Heimatmuseums) an das Bürgermeistereiamt Wald. Zu diesem Zeitpunkt war Emil Ern noch Eigentümer des Mutzkotten.


C. Friedr. Ern, Rasiermesserfabrik.
Wald (Rheinland), 28. August 1912.

An das Bürgermeistereiamt  W a l d.

Der von der Stadt Wald mit der Itterbach-Reinigung und Regulierung beauftragte Unternehmer Engeler hat den Abluss des Mutterbaches unterhalb meines Untergrabens durch einen Damm versperrt. Wie mir der Schleifereibesitzer, Herr Emil Ern, der bei der Sache ebenfalls interessiert ist, gesagt hat, hat Engeler diese Absperrung aus eigenem Antrieb, also unter Verantwortung der Stadt, übernommen. Die Folge davon ist, dass nicht allein bei Hochwasser, sondern schon bei Mittelwasser der Abfluss nicht mehr genügt, um mein Besitztum, Schäfers-Kotten, von Stauwasser freizuhalten. Seit dem letzten Hochwasser und selbst bei dem gegenwärtigen Mittelwasser tritt das Stauwasser so stark in meinen Radraum, dass der Betrieb dauernd ausgesetzt werden muss.

Für den mir entstandenen und noch entstehenden Schaden muss ich die Stadt hiermit verantwortlich machen. Der Schaden kann nur beseitigt werden, entweder wenn 1) der von Engele errichtete Damm beseitigt und das an der gleichen Stelle befindliche Stauwehr wieder benutzbar gemacht wird, oder aber 2) wenn die Bachstrecke von meinem Untergraben bis zum alten Wehr und einige Meter darüber hinaus eine derartige Vertiefung erhält, dass das Hochwasser ungehemmten Abfluss findet und keinen Rückstau in meinem Radraum verursacht.

Die letztere Lösung wäre die zweckmässigere und auf die Dauer billigere, wegen dessen die Schleifereibesitzer, Emil Ern und Walter Schäfer, wiederholt Beschwerde geführt haben wollen und welcher Beschwerde ich mich hiermit ausdrücklich anschliesse.

Das Niveau dieser Bachstelle ist nämlich durch die vermehrte Zufuhr städtischer Abwässer, welche nicht nur grosse Mengen Schlamm sondern auch festes Geröll mit sich führen, im Laufe der Zeit um reichlich einen halben Meter höher gelegt worden. Es muss also die Geröllansammlung auf einer Strecke von vielleicht annähernd 100 meter und etwa 1/2 bis 3/4 meter Tiefe, wie sie sich in längeren Jahren gebildet, sofort entfernt werden. Alsdann aber auch wird die alljährliche einmalige Bachreinigung auf dieser Stelle nicht genügen, den Uebelstand zu beseitigen, sondern wird alljährlich wiederholt, besonders aber nach starken Regengüssen ausgeführt werden müssen. - Für die Richtigkeit meiner Beschwerden berufe ich mich auf das Zeugnis der Herren Walter Schäfer und Emil Ern, für den Fall, sie einer löblichen Stadtverwaltung nicht ohne weiteres einleuchtend resp. begründet erscheinen sollten.

Hochachtungsvoll!
gez. C. Friedr. Ern

Die Stadt Wald wollte von Schadenersatz nichts wissen.

Sie ließ durch das Hauptwehr des Kottens einen Durchstich machen. Lunkenheimer: "Bald war dieser Durchstich mit Geröll so angefüllt, daß eine Regulierung des Hochwassers unmöglich wurde. Das unterhalb gelegene Notwehr wurde schon 1914 durch das Wasser unterspült; dennoch war im Dezember 1914 der Kotten mit acht bis neun Schleifern voll in Betrieb." [S. 63]

"Im Jahre 1915 oder 1916 ging das Notwehr entzwei und einige Schleifer verließen den Kotten. Der 45jährige Schleifer Fritz Kolk aus Haan, ein Neffe des Kottenbesitzers, sowie ein weiterer Schleifer haben 1917 in diesem Kotten gearbeitet. Elektrizität war vorhanden." [Lunkenheimer S. 63]

1917 schließlich strengte C. Friedrich Ern einen Prozess gegen die Stadt Wald an mit der Begründung, der städtischerseits ausgeführte Durchstich durch das Hauptwehr habe den Kottenbetrieb zerstört. [Lunkenheimer S. 63]

  Die umfangreichen Akten zu diesem Fall liegen im Solinger Stadtarchiv [Signatur W-740]. Die Korrespondenz zwischen dem geschädigten Kläger Carl Friedrich Ern, der beklagten Stadt und den verschiedenen Gutachtern wurde im Verlauf der Jahre teils mit deutlichen Worten geführt und ist eine recht spannende Lektüre.

Während der acht Jahre dauernden Verhandlungen vor dem Landgericht starb C. F. Ern [1924]. Der Prozess endete zugunsten der Stadt Wald. [Lunkenheimer S. 63] Da der Schleifkotten stillgelegt werden musste [offenbar trotz vorhandener Elektrizität] und ohne Aufsicht war, wurde er von Jugendlichen verwüstet und war bald gänzlich verfallen. [Lunkenheimer S. 63] (Dies deckt sich auch mit familieninternen Überlieferungen.)

Lt. Brangs allerdings hat C. Friedrich Ern das Kottengebäude schon im Frühjahr 1921 niederlegen lassen. [Erläuterungen S. 30]

Am 02./03.11.1940 notierte das Solinger Tageblatt: "Mutzkotten in Mittelitter (ehemaliger Kotten vom Ernendecke I und II, verschwunden)".




Was sonst noch geschah: Sturm über Mittelitter

In der Nacht vom 2. zum 3. Juli 1900 fegte zwischen 23 und 1 Uhr ein Orkan über Solingen, der im Ittertal und Lochbachtal "schreckliche Verwüstungen" anrichtete, Bäume entwurzelte und durch die Luft wirbelte und Häuser zerstörte. Das Solinger Kreis-Intelligenzblatt berichtete am 04.07.1900 in einem langen, ausführlichen Artikel über das heftige Unwetter, dem "... auch zwei blühende Menschenleben zum Opfer gefallen" sind:

"Dem von Solingen her kommenden Wanderer bietet sich schon vor Ankunft bei dem Lokal 'zur schönen Aussicht' ein Bild grauenhafter Zerstörung..." 50 Jahre später griff das Solinger Tageblatt dieses Ereignis erneut auf. Angesichts der noch sehr präsenten Kriegszerstörungen relativierte sich im Nachhinein allerdings das Grauenhafte der Sturmfolgen.

Auch Mittelitter kam damals nicht ungeschoren davon. Der entwurzelte Walnussbaum, mit dem sich die Anwohner hier haben ablichten lassen, fiel auf das Dach eines Hauses in der Mittel-Itter. Das Haus steht heute nicht mehr. [Stadtarchiv Solingen] Solche Naturkatastrophen waren und sind auch in unseren Breiten gar nicht so selten - was Orkan 'Kyrill', der am 18. Januar 2007 auch in Solingen wütete, wieder bewiesen hat.


Mittelitter
 
1900
Mittel-Itter nach dem Orkan
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen



Namen

1683/84   Jannes auf der Wittkulle
1787   Joan Wilhelm Weck und Abraham Mutz
1800   Peter Mutz, Wilhelm Röttgen [= Röltgen], Johann Wilhelm Weck und Johann Weck
1853   Nathanael Ern
vor 1867   Peter Mutz
1868, 1875, 1897   Friedrich Mutz
19. Jh.   Familie Mutz
1912   Emil Ern und Walter Schäfer
bis 1914   Emil Ern ("Ernen Decke"?)
ab 1914   Carl Friedrich Ern
1917   Fritz Kolk



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Quellen:
  • Brangs, Stadtarchiv Solingen, 0-4-Kotten-Allgemein
  • Brangs, Erläuterungen S. 30
  • Günther (1932). Seine Quelle: Gemeindeakten Solingen-Wald, G.II.5
  • Lunkenheimer (1990) S. 63
  • Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 04.07.1900
  • Solinger Tageblatt vom 02./03.11.1940
  • Solinger Tageblatt vom 03.02.1941
  • Stadtarchiv Solingen, Akte W-2263
  • Weber, Herbert: Itterforellen mit Mottgeschmack. Prozesse wegen der Verunreinigung des Itterbaches. Die Heimat 3/1974 S. 9 f

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