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Schloss Caspersbroich

Schloss Caspersbroich
 
1930
Schloss Caspersbroich
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen

13.-14. Jahrhundert
15. Jahrhundert
16.-17. Jahrhundert
18. Jahrhundert
19. Jahrhundert
-   Das Schloss im künstlerischen Werk des 19. Jahrhunderts
-   Geister
20. Jahrhundert
-   Sanierung und Umgestaltung
-   Reconstruction and Conversion (English version)
21. Jahrhundert


"Der tiefgelegene, von der Itter durchrauschte Talgrund, aus dem sich Schloss Caspersbroich zu stolzer Höhe erhebt, hieß vorzeiten kurzweg das Brok oder Bruch. Der Name, der sich im Volksmunde erhalten hat, weist deutlich auf die ursprüngliche Beschaffenheit der Gegend hin. Es lag da eine sumpfige Niederung, mit dickhalmigem Schilf und niedrigem Buschwerk bewachsen und von offenen Tümpeln und Teichen vielfach durchsetzt, ein schauriger Ort, wo nächtens die Nebel brauten."
[Lomberg 1928 S. 91 f]

Heute ist von dieser düsteren Atmosphäre, die August Lomberg hier in seinen Aufsatz über Schloss Caspersbroich schildert, nichts mehr zu spüren. Auch der in den 1860er Jahren für die Eisenbahnlinie aufgeschüttete hohe Damm hat das Bild sehr verändert. Das Schloss liegt am Caspersbroicher Weg in Solingen-Ohligs.




13. - 14. Jahrhundert

Um das Jahr 1220 ließ sich ein Lehensmann von Graf Engelbert dem Heiligen an der Itter inmitten der Sümpfe nieder. Für diese Niederlassung entstand der Name Kruthus (Krauthausen), der sich, wie damals üblich, auf den Besitzer übertrug. Aus Kruthus wurde Kruthuserbrok (Krauthauserbruch); aus dem Anwesen entwickelte sich ein ansehnlicher Gutshof.

Eine Abbildung aus dem 14. Jh. zeigt ein imposantes Fachwerk-Hauptgebäude mit kreuzförmigem Grundriss, flankiert von einem Eckturm mit spitzem Dach und mehreren Wirtschaftsgebäuden. "Alles war in Fachwerk gehalten, das Gebälk bunt bemalt, die Eckfirsten abgestumpft, die einzelnen Fächer dicht von Reweln und Steweln durchflochten und mit Lehm abgeputzt, so daß das Ganze einen recht malerischen Anblick gewährte. Haus, Stallungen und Garten wurden zum Schutz gegen außen von einer über mannshohen Steinmauer umgeben, die hart am rechten Ufer der Itter verlief. Die Einfahrt bildete eine hochgewölbte, durch einen Torbau bewehrte Brücke." Das Schloss war früher vollständig von Wasser umgeben. [Lomberg S. 92]



 
Schloss Caspersbroich
in seiner ältesten Gestalt
Abb. bei Lomberg



15. Jahrhundert

1438 soll der aus hennebergischem Adel stammende Ritter (Junker) Caspar von Pertsdorf (auch Perdsdorf, Portsdorf) den Bauernhof gekauft und ihn zu Solingens jüngstem Rittersitz gemacht haben. [Rosenthal 1 S. 53] Von Pertsdorf war 1460-1480 Amtmann in Solingen und 1454-1475 Kellner in Burg.

  Burgruine Henneberg, Wikipedia

1472 ließ der neue Hausherr gegenüber dem alten Haus auf dem linken Itterufer einen Neubau errichten. Der alte Bau wurde bis zu seinem endgültigen Verfall und Abriss als "Dienstmannenhaus" genutzt. Das neue Schloss erhielt den Namen des neuen Besitzers: Schloss Caspersbroich. Im Sommer 1472 wurde es feierlich eingeweiht.

Von der ältesten Ausstattung war 1928 eine mächtige eichene Wendeltreppe mit reichen Schnitzerein (wahrscheinlich von 1732) erhalten, außerdem zwei mit der Jahreszahl 1472 versehene Kamine. [Lomberg S. 92 f] "Ueberaus eindrucksvoll ist die geräumige Halle mit den Steinfließen und der fein geschnitzten Treppe, die zur Empore führt. Eigenartig mutet ein kanzelartiger Vorbau an, wo eine schwere Bibel mit großen Schriftzeichen aufliegt. An den Wänden hängen die Lanzen, Schwerter und Hellebarden aus jener Zeit." So beschrieb Hendrichs 1933 das Interieur. [S. 13 f]   Die Halle sah auch in den 1960er Jahren noch so aus, wie auf der folgenden Zeichnung abgebildet. [Gorges]



 
Halle im Haus Caspersbroich.
Nach einer Zeichnung des Kunstlehrers
Albert Eichenberg, Solingen

Noch 1942 konnten das Schloss und die darin befindlichen teils aus dem Mittelalter stammenden Sammlungen besichtigt werden. Diese Möglichkeit besteht schon lange nicht mehr.

  Über das tragische Schicksal einiger Schlossbewohner, einen Hexen-Prozess eingeschlossen, hat Ernst Knupp in seiner dramatisch-romantischen "Erzählung aus dem 15. Jahrhundert" gefühl- und phantasievoll berichtet. Die Geschichte ist um 1925 im Ohligser Anzeiger sowie als Sonderdruck erschienen und kann bei nostalgischem Interesse im Solinger Stadtarchiv eingesehen werden. [KA 2911]




16. - 17. Jahrhundert

Familiengeschichtliches:

Caspar von Pertsdorf und seine Frau Eva hatten drei Kinder. Sohn Wilhelm erbte Caspersbroich. Er starb vor 1507. Mit seiner Frau Margarethe hatte Wilhelm einen Sohn Kaspar. Dessen Tochter Elisabeth heiratete Johann von Bauer (Bur, Baur, Bawyr) zu Bur bei Erkrath, der auf diese Weise an Caspersbroich kam. So soll 1540 Caspersbroich in den Besitz der Familie Bawyr gelangt sein. [Rosenthal 1. Bd. S. 53]

Die Eheleute Johann und Elisabeth von Bauer hatten drei Söhne. Sohn Wilhelm d.Ä. erhielt Caspersbroich. Er und sein Bruder verpfändeten das Haus Caspersbroich an Elisabeth Katharina Ketteler, verwitwete von Plettenberg.

Später wurde Christoph von Bauer (1561-1650), Sohn Wilhelms d.Ä. und Pfalz-Neuburgischer Hofmeister, Besitzer von Caspersbroich. Christoph hatte (mindestens) zwei Söhne.

Sein Sohn Friedrich von Bauer war brandenburgischer Generalleutnant und diente als solcher dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm (1620-1688). Er vermachte seinen Töchtern das Gut und die Mühle zum Scheid. Eine der vier Töchter, Margaretha Clara, heiratete den aus Geldern stammenden Friedrich Anton von Mumm, den Obervogt der drei geschlossenen Solinger Handwerke.

[Rosenthal 1 S. 53]

  Bei weitergehendem Interesse: "Urkundliches zur Geschichte der Familie von Bauer zu Latum, Kreis Krefeld, und zu Kaspersbruch, Bürgermstr. Merscheid Kreis Solingen, von 1567-1628." In: Monatsschrift des Bergischen Geschichtsvereins (MBGV) Nr. 9/10 1920, S. 70-78.

1638/42 soll in Caspersbroich "der angesehene Schwertschmied Johann Mum, der 1641/43 Ratmann seiner Bruderschaft und wohl ein Sohn des Hans Momm (Moum) war, der 1606 und 1617 als Sechsmann erwähnt wird", gewohnt haben. [Weyersberg 1928 S. 6 f]

Jedenfalls hatte Familie von Bauer Jahrzehnte später immer noch Schulden: "Geldverlegenheiten veranlaßten diese Herren, sich des Besitzes wieder zu entäußern." [Lomberg S. 93]  Und so wurde Caspersbroich um 1676 mit allen Liegenschaften an den Freiherrn Eberhard von Bottlenberg (auch Bodlenberg) gen. Kessel von Schloss Hackhausen verkauft.

Caspersbroich, heute auf Solingen-Ohligser Gebiet, gehörte bis 1808 zum Kirchspiel Wald. Viele der Schlossherren wurden in der alten Walder Kirche bestattet. Im angrenzenden Haan lagen an der Itter einige Bauernhöfe, die dem Schloss lehenspflichtig waren: Buschenhaus, Hagscheid (Hascheid), Sombers, Hülsberg, Zwengenberg u.a. Der jeweilige Schlossherr war also zugleich Lehnsherr in Haan. Im 17. Jh. erwarb das Schloss die Burbachsberger Mühle, die nun Brucher Mühle genannt wurde.

  Über die Brucher Mühle


Schloss Caspersbroich
 

 
Schloss Caspersbroich:
Kamin mit Wappen und Jahreszahl 1472
sowie Detail der Wendeltreppe aus Eichenholz in der Halle

Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen




18. Jahrhundert

1701 waren die Eheleute Adolf Wennemar von Bottlenberg gen. Kessel die Besitzer von Caspersbroich. [Rosenthal 1 S. 59]

1732 ließ Freiherr Johann Friedrich von Bottlenberg gen. Kessel, ein Enkel des Käufers, eine neue äußere Ringmauer mit dem Haupttor errichten. Über dem Tor wurde das Bottlenbergische Wappen angebracht, "einen oben vier-, unten dreimal gezinnten Querbalken". Es ist heute noch vorhanden. Johann Friedrich von Bottlenberg war mit Margarethe von Neuhof verheiratet, einer Schwester des abenteuerlichen Königs Theodor von Korsika. [Lomberg S. 92 f]

  Über Theodor von Neuhoff, den König von Korsika

Johann Friedrich von Bottlenberg war - nach dem Tod des Freiherrn Friedrich Wilhelm von Bottlenberg in Hackhausen (1749) bis zu seinem Tod (1759) mit der Wahrnehmung der lehnsherrlichen Rechte aus den erzbischöflichen Gütern Horst, Haan und Hilden betraut.

Durch Heirat mit Mechtilde Marie Christine von Bottlenberg kam der Besitz an den Freiherrn Konrad Steffen von Romberg. "Dessen Sohn Gisbert Wilhelm wurde 1772 wegen dieses Besitzes aufgeschworen." [Rosenthal 1 S. 55]



 
Nach 1913
Westseite
Der Park sieht etwas verwildert aus.
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen




19. Jahrhundert

Es folgte die napoleonische Fremdherrschaft. Eigentümer von Caspersbroich war der preußische Major Conrad von Romberg. Er fiel bei Napoleon in Ungnade, weil er Napoleon den Treueeid verweigert hatte, musste flüchten und veräußerte zuvor in aller Eile Caspersbroich, um einer Beschlagnahme des Besitzes zu entgehen.

Von Romberg verkaufte 1809 an den Grafen von Bussche-Ippenburg, Ehemann der Erbin von Hackhausen. Ungeachtet der Umstände stellte von Romberg eine Bedingung: Die am Weg auf das Schloss zu stehenden Eichen dürften als Erinnerungsbäume nicht gefällt werden. Daran hat sich der Käufer gehalten.

Napoleons Ungnade ging jedoch auch auf diesen über. Daher sah sich von Bussche-Ippenburg schon nach zwei Monaten auf Druck der Franzosen genötigt, das Schloss 1810 wiederum in aller Eile für 20.000 Reichstaler an den bisherigen Pächter Johann Adolf Holthausen zu verkaufen. Damit ging der alte Adelssitz in bürgerliche Hände über.

"Caspersbroich blieb auch unter dem bürgerlichen Besitzer ein landtagsfähiges Rittergut, und Adolf Holthausen nahm seinen Sitz auf der Ritterbank des rheinischen Provinziallandtages ein." [Rosenthal 1 S. 55] Lomberg schrieb hingegen: Gleichzeitig erloschen alle aus der Feudalherrschaft herstammenden Privilegien. [S. 94 f]

Definitiv war Caspersbroich (Bürgermeisterei Merscheid) 1832 mit seinem Eigentümer Adolph Holthausen in der Liste der landtagsfähigen Güter in der Statistischen Darstellung des Kreises Solingen aufgeführt, im heutigen Solinger Stadtgebiet außerdem nur Hackhausen (Bürgermeisterei Höhscheid). [v. Hauer S. 160]

Als in den 1860er Jahren die Eisenbahnlinie Gruiten-Deutz gebaut wurde, erwarb die Bergisch-Märkische Eisenbahn Caspersbroich mit allen Liegenschaften bzw. einen größeren Teil des Gutes für die Bahnanlagen. Unmittelbar hinter dem Schloss wurde der gewaltige Bahndamm errichtet. Das zuvor in flacher Landschaft frei stehende Schloss "erhielt dadurch den Charakter eines tiefversteckten, waldbeschatteten Landgutes." [Lomberg S. 95]

1883 übernahm der Barmer Fabrikant Heinrich Heegmann Haus Caspersbroich. Unter Berücksichtigung der alten Pläne wurde es durch den Architekten G.A. Fischer umgestaltet und erweitert. Von Fischer stammen übrigens auch die Pläne für den 1887 in Angriff genommenen Wiederaufbau von Schloss Burg an der Wupper.



 
1930er Jahre (?)
Rokoko-Interieur
Das Schloss enthielt 30 Räume.
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen




Schloss Caspersbroich im künstlerischen Werk des 19. Jh.
- Friedrich August de Leuw und O. Hausmann -

Schloss Caspersbroich hat mit seinem malerisch-romantischen Gemäuer manchen Künstler inspiriert, so dass man sich heute noch eine Vorstellung von seinem früheren Aussehen machen kann - vor dem Bau des Bahndamms und vor der Restaurierung. Insbesondere sind hier die Aquarelle von de Leuw zu nennen.

Friedrich August de Leuw wurde 1817 als ältestes von fünf Kindern des berühmten Gräfrather Augenarztes Dr. Friedrich Hermann de Leuw und seiner Frau Anna Maria Herder geboren. Er war in der glücklichen Lage aus begütertem Elternhaus zu stammen und sich ohne materielle Sorgen seiner künstlerischen Neigung widmen zu können. Diese Neigung galt von Anfang an der Landschaftsmalerei. Frühe Zeichnungen und Aquarelle zeigen häufig Motive aus Gräfrath und Umgebung.

De Leuw besuchte 1838-1843 die damals renommierte Kunstakademie in Düsseldorf. Beeinflusst wurde seine künstlerische Entwicklung von Wilhelm Schadow, Johann Wilhelm Schirmer und vor allem Carl Friedrich Lessing. Nach seinem Akademiestudium ließ sich de Leuw als Maler in Gräfrath und Düsseldorf nieder, heiratete 1861 in England und kehrte bald darauf mit seiner Frau nach Deutschland zurück. Seine vier Kinder wurden in Gräfrath getauft. Er starb 1888 in Düsseldorf. Ein schlichter Grabstein der Familie de Leuw befindet sich auf dem Gräfrather Kommunalfriedhof.



 
1838
Schloss Caspersbroich von Westen
Aquarell, Werkverzeichnis Nr. 8,
Scizzenbuch

Das Haus Caspersbroich im Ittertal diente de Leuw immer wieder als Motiv. Die verwinkelte, mit Türmchen, Erkern und Fachwerk verzierte, vom Zahn der Zeit benagte Architektur des Bauwerks wird den Maler besonders gereizt haben. Zudem lag Caspersbroich nicht allzu weit von seinem Heimatort Gräfrath entfernt und war für ihn relativ schnell zu erreichen.



 
Ca. 1846
Schloss Caspersbroich
Ölgemälde, Werkverzeichnis Nr. 114

Caspersbroich ist auch in einer Reihe von Arbeiten vertreten, die de Leuw während seines Grundstudiums an der Düsseldorfer Akademie anfertigte.

In dem folgenden Ölgemälde von ca. 1846 scheint sich de Leuw um eine exakte Zustandsbeschreibung architektonischer Details und Oberflächenstrukturen des alten Gemäuers bemüht zu haben. In diesem Fall dürfte die kleine Wasserburg zu diesem Zeitpunkt etwas marode und baufällig gewesen sein. Schönheits-Reparaturen waren damals wahrscheinlich kein Thema.



 
Ca. 1846/47
Schloss Caspersbroich im Winter
Ausschnitt
Ölgemälde, Werkverzeichnis Nr. 115

"Vermutlich nach diesen realistischen Arbeiten entstand das Ölgemälde Schloß Caspersbroich im Winter [...] . Die vorausgegangenen naturalistischen Studien spiegeln sich in diesem Bild in einer Fülle von Details wider (sowohl im Gebäude wie auch in der Landschaft), doch die Zusammenführung realistischer Einzelheiten führt dennoch zu einer romantisch-stimmungsvollen verklärten Ansicht des Wasserschlößchens. Die weiteren Gebäude des Hofes, die es in der Wirklichkeit umgeben [...], sind aus dem Bild verbannt und durch üppige Waldstücke ersetzt worden, so daß Caspersbroich inmitten einer Naturlandschaft zu stehen scheint [...]." [Fischer/Priefer, Abb. 58]



1847   Schloss Caspersbroich. Aquarell, Werkverzeichnis Nr. 125
 

1847   Schloss Caspersbroich. Aquarell, Werkverzeichnis Nr. 126


Nicht nur de Leuw hat Caspersbroich als künstlerisches Motiv für sich entdeckt. Auch O. Hausmann († 1916) hinterlässt aussagekräftige Ansichten - mit einem gewissen morbiden Charme - aus dem Jahr 1865.



 
1865
Haus Caspersbruch
Nach der Natur gezeichnet
von O. Hausmann, Elberfeld.
Lichtdruck von W. Biede, Nürnberg


 
1865
Haus Caspersbruch
Nach der Natur gezeichnet
von O. Hausmann, Elberfeld.
Lichtdruck von W. Biede, Nürnberg




Geister

In seiner Sammlung bergischer Sagen hat Otto Schell auch eine Spukgeschichte über Caspersbroich veröffentlicht. Danach müssten die Geister eigentlich zurzeit wieder aktiv sein - wenn nicht die Franzosen den Spuk schon bei ihrem Abzug 1813 mitgenommen haben.



Bergische Sagen, gesammelt von Otto Schell (1897)

Der Spuk von Kasparsbroich. (Mündlich.)

"Im alten Schloß zu Kasparsbroich trieben geheimnisvolle Wesen, Geister, seit langen Jahren ihr Unwesen. Fast allnächtlich wurde ein seltsames Getöse, welches die Bewohner des Schlosses im Schlaf störte, vernommen. Namentlich ein Eckzimmer war der Geister Lieblingsaufenthalt, und niemand wagte es, in demselben eine Nacht zuzubringen. Eine eiserne Thüre befand sich in diesem Zimmer, welche niemand zu öffnen vermochte.

Aber die Geister sind 100 Jahre los und 100 Jahre gebunden. Napoleon hat nun alle Geister gebunden, und darum herrscht zurzeit Ruhe in Kasparsbroich. Aber die 100 Jahre neigen sich ihrem Ende zu, und dann werden die Geister ihr altes Wesen wieder dort treiben."

[Schell S. 130 (V.17)]





20. Jahrhundert

1906 ging der Besitz an Hans Faßbender in Bonn (nach Schneider-Berrenberg an einen Kölner Tattersallbesitzer) und 1917 an dessen Tochter Margarete ("et Faßbenders Griet"), die 1924 Baron Waldemar von Loen heiratete.

Erbe der Baronin von Loen wurde Baron Boris von Wolf, der einer alten Familie aus dem Baltikum entstammte und nach dem Krieg seinen gesamten Besitz verloren hatte. Seine Ehefrau, Baronin Eva von Wolf, war die Tochter des Schauspieler-Ehepaares Martha Seubert und Fritz Daghofer. Zumindest der etwas älteren Generation dürfte die prominente Mutter und Grande Dame des deutschen Films besser bekannt sein unter ihrem Künstlernamen    Lil Dagover (1887-1980). Sie soll viele Monate auf Schloss Caspersbroich verbracht haben.

Um 1960 veräußerte Baron von Wolf das Schloss mit den dazu gehörenden Ländereien an die Solinger Firma Kronprinz.

Das Industrieunternehmen hatte für das denkmalgeschützte Schloss jedoch keine Verwendung und verkaufte es 1964 an den jungen Düsseldorfer Schauspieler und Immobilienmakler Claus Gorges, der den alten Herrensitz in den folgenden Jahren in eine anspruchsvolle Eigentumswohnanlage umwandelte. Aber das ist eine andere Geschichte.

  Über die Sanierung und Umgestaltung von Schloss Caspersbroich in den 1960er / 1970er Jahren


Schloss Caspersbroich
 
o.J.
Das Kutscherhaus
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen
 



21. Jahrhundert

Hat Schloss Caspersbroich eigentlich schon öfter im Wasser gestanden, weil die Itter großräumig ihr Bett verlassen hat? Am 10. und 11.08.2007 berichtete das Solinger Tageblatt unter der Überschrift "Schloss Caspersbroich unter Wasser":


Solinger Tageblatt vom 11. August 2007

Fast 35 Liter Niederschlag pro Quadratmeter verzeichnete die Solinger Wetterstation an der Krahenhöhe alleine für die Nacht auf Freitag. 16 Einsätze fuhr die Feuerwehr zwischen 21 und 23 Uhr im ganzen Stadtgebiet. Im Unterlauf trat die Itter so gewaltig über die Ufer, dass Wohnungen und Keller des 80 Meter entfernten Schloss Caspersbroich überflutet wurden. Bis gestern Mittag waren hier Feuerwehr und Technisches Hilfswerk im Einsatz. [...]


Nun soll etwas geschehen, um Caspersbroich vor weiteren Wasserschäden zu bewahren. Das Solinger Tageblatt schrieb unter der Überschrift "Künftig Schutz vor den Fluten ":


Solinger Tageblatt vom 24. Januar 2008 (hpm)

CASPERSBROICH Landschaftsbeirat stimmte jetzt einem Dammbau zu.

Das unter Denkmalschutz stehende Schloss Casperbroich - seit Jahren zu Eigentumswohnungen umgebaut - erhält jetzt einen Damm gegen die Fluten der Itter. Die tritt nämlich genau in Höhe des Schlosses immer dann aus ihrem Bett, wenn lang anhaltende Regenfälle oder wolkenbruchartiger Gewitterregen den Itterbach zu einem reißenden Fluss anschwellen lassen. Das letzte Mal passierte das im August letzten Jahres.

Einstimmig sprach sich jetzt der Landschaftsbeirat für den Bau eines 80 Meter langen Damm aus, der das Gebäude mit der Schlossanlage schützen soll. Denn die Kosten für einen Sammler oder ein Regenrückhaltebecken würden in die Millionen Euro gehen. Der Damm aber, so stellte jetzt der Bergisch-Rheinische Wasserverband im Beirat fest, koste den Verband und damit die Mitgliedskommunen zwischen 15 000 und 20 000 Euro. Für die Anwohner von Caspersbroich kämen direkt keine Kosten zu. Der Damm soll aus festem Lehm gut 1,20 Meter hoch im Landschaftsschutzgebiet zwischen dem Eisenbahndamm und der Itterbrücke zwischen Ohligs und Haan aufgeschichtet werden. Nur ein Baum und mehrere Sträucher werden dafür entfernt.

Die Ausnahmegenehmigung zum Bau mitten im Landschaftschutzgebiet hat die Höhere Wasserbehörde des Düsseldorfer Regierungspräsidenten allerdings nur unter Auflagen zum Schutze der Natur erteilt.


Schloss Caspersbroich
 
2009  
Im Garten steht noch die Bronzefigur
eines mit Helm, Speer und Schild
bewehrten Ordensritters.


  Ittertal - Caspersbroich



Quellen:
  • Fischer / Priefer (1988)
  • Gorges, Claus (eMails 05/2005)
  • v. Hauer (1832)
  • Hendrichs (1933) S. 13 f und S. 18
  • Knupp: Schloss Caspersbroich (ca. 1925)
  • Lomberg (1928)
  • Rheinische Post vom 08.06.1968: Rittersitz trotzte Jahrhunderten
  • Rosenthal Bd. 1 (1973)
  • Schell, Otto: Bergische Sagen (1897)
  • Schell, Otto (Hrsg.): Monatsschrift des Bergischen Geschichtsvereins, 7. Jg. 1900
  • Schmidt, Max (1922)
  • Schneider Berrenberg (1977)
  • Solinger Morgenpost vom 14.08.1976: Caspersboich - Schloss im Schatten
  • Solinger Tageblatt v. 27.03.1937, v. 23./24.05.1942, v. 10. /11.08.2007, v. 11.01.2008
  • Weyersberg, Albert: Mumm, von Mumm. Die Heimat, 21.01.1928, S. 6 f

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