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Viele Namen Solinger Handwerker- bzw. Schleiferfamilien erscheinen in Köln früher als in Solingen. Dies hat Kurt Heuser in seinem Aufsatz aus dem Jahr 1959 dargelegt, der hier in Auszügen wiedergegeben wird. Nach seiner Auffassung spricht vieles für die Vermutung, dass viele Handwerkerfamilien - z.B. auch die Familien Mutz, Hartkop, Kirschbaum, Mumm und Theegarten - ursprünglich aus Köln stammen und nach Solingen übersiedelt sind.
- In den Bruderschaften vertretene Solinger Handwerkerfamilien (17. Jh.) - Namen - Schwertschmiede - Schleifer und Härter - Die "Klein Metzmacher" - Das Kölner Schwerthandwerk im 16. und 17. Jh. - Namen - Kann das Solinger Schwert- und Messerhandwerk von Köln gekommen sein? |
Die Bildung der Familiennamen
"Die Bildung der Familiennamen vollzog sich in Köln schon im frühen Mittelalter. [...] Als die Bevölkerung zunahm, ergab sich die Notwendigkeit, auch die Personen der niederen Volksschichten mit Zusätzen zu ihren Namen zu versehen, um den einzelnen aus der Vielzahl der Personen mit dem gleichen Vornamen genauer bestimmen zu können. Zuerst wählte man dazu die Wohnung nach Straße, Gasse oder sonstigen Flurbezeichnungen, dann auch den ausgeübten Beruf.
Einige Namen finden sich auch bei den ausgewanderten Handwerkern wieder. |
In den Bruderschaften vertretene Solinger Handwerkerfamilien (17. Jh.) |
Schwertfeger: 1. Busch 2. Gansland 3. Hendrichs 4. Katternberg 5. Lüneschloß 6. Neeff, Neef, Neve 7. Pill 8. Soeter 9. Schwarz 10. Schwerdtfeger 11. Zieles |
Schwertschmiede: 1. Berg 2. Berns 3. Bernsthal 4. Bögel 5. Bongen 6. Böntgen 7. Brabender 8. Brass 9. Broch 10. zum Buchel 11. Dantz 12. Dinger 13. zum Eigen 14. Fallenbrach 15. Fluss 16. Fries 17. Hacklender 18. Hartkopf 19. Hassel 20. Henckels 21. Hermanns 22. Hermes 23. Hilberts 24. Hölten 25. Hölterhoff 26. Hoppe 27. Horn 28. Keiser 29. Kind 30. Kirschbaum 31. Klaute 32. Klein 33. Kohl 34. Köller 35. Krebs 36. Lobach 37. Meigen 38. Mentgen 39. Morsbach 40. Mumm 41. Münch 42. Müngsten 43. Ohliger 44. Pauls 45. Peiniger 46. Poeter 47. Schimmelbusch 48. Stamm 49. Stoff 50. Tesche 51. Weyersberg 52. Wilhelms 53. Wilms 54. Windhöfel 55. Wolfertz 56. Wundes 57. Wupper 58. am Zaun |
Härter und Schleifer: 1. Adams 2. Arndt 3. Ascheuer 4. Bals 5. Baus 6. Bei 7. Beußgen 8. Butz 9. Claßen 10. Clauberg 11. Dings 12. Eickhaus 13. Eickhorn 14. Engels 15. Ern 16. Evertz 17. Franz 18. Grah 19. Heinen 20. Henckels 21. Herder 22. Hermanns 23. Heußgen 24. Höffgen 25. Höhmann 26. Hottejohann 27. Ittermann 28. Jungchen 29. Kahr 30. Keuler 31. Keymer 32. Kirchhoff 33. Kirschbaum 34. Knecht 35. Knien 36. König 37. Krae 38. Kratz 39. Lauterjung 40. Lindermann 41. Lüttges 42. Maubach 43. Melchior 44. Mill 45. Mögge 46. Moll 47. Mutz 48. Neuhaus 49. Neul 50. Niegemann 51. Otto 52. Plücker 53. Pilgrimm 54. Rölgen 55. Schaaf, Schave 56. Schleiff 57. Statius 58. Steffens 59. Steinsiepen 60. Theegarten 61. Thonis 62. Vewascher 63. Voss, Voos 64. Weck 65. Wibbelrath 66. Witte 67. Wurm |
"Neben der ursprünglichen Form (Personenname mit angefügtem Wohnsitz oder sonstigen Unterscheidungsmerkmalen) treten in Solingen schon im 15. und 16. Jahrhundert Personen auf, die weit vor der eigentlichen Namensbildung im Solinger Gebiet einen festen Familiennamen aufweisen. Diese Namen sind aber nicht hier entstanden, sondern es handelt sich dabei um Personen, die von auswärts zugezogen sind. ... [Sie sind] vornehmlich aus Köln zugewandert, denn diese Namen treten dort schon weit früher auf als hier in Solingen." |
SchwertschmiedeDen größten Kölner Anteil stellt Heuser bei den Schwertschmieden fest. Von den zu diesem Handwerk gehörenden 58 Familien waren 37 schon weit früher in Köln ansässig und führten hier bereits einen festen Familiennamen. Darunter sind:
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Schleifer und Härter"Der Anteil bei den Schleifern und Härtern ist in weit geringerem Umfange nachweisbar. Das mag einmal darauf zurückzuführen sein, daß ein Schleiferhandwerk in Blankwaffen in Köln wohl nie bestanden hat. Seine Entstehung vollzog sich außerhalb Kölns, und daher wohnten diese Handwerker vor allem auf dem flachen Lande, wo sich die Notwendigkeit fester Familiennamen erst recht spät ergab; auch wirkte der ursprünglich abhängige Stand der Schleifer wenig fördernd auf die Bildung von Familiennamen. Von den 67 Schleifer- und Härterfamilien lassen 25 eine frühe Beziehung zu Köln erkennen." Dies sind: |
Baus, Beußgen Butz, Claßen, Eickhorn, Engels, Heinen, |
Höhmann, Junge, Keuler, Knecht, König, Krae, |
Kratz, Lindermann, Lüttges, Maubach, Mill, Moll, |
Mutz, Otto, Schaaf, Thonis, Weck, Witte |
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Die "Klein Metzmacher"
"Neben Schwertern wurden in Solingen auch schon früh Messer hergestellt. ... Zuerst war ... das Schwert das Haupterzeugnis, aber durch die nahe Verwandtschaft in der Herstellung von Schwert und Messer hat auch dieses in Solingen eine günstige Pflege und Entwicklung gefunden. Wir finden die Messer zum ersten Male im Privileg der Schwertschmiede etwa aus dem Jahre 1380 erwähnt. ... |
Das Kölner Schwerthandwerk im 16. und 17. Jahrhundert"... Schon im Jahre 1515 werden unter den Kölner Schwertfegern ein Johanns von Solingen [StA. Köln, Zunftakten 350, S. 5] und ein Hainrichs am Weierßberge [StA. Köln, Zunftakten, 350, S. 4] genannt. In der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts finden wir in ununterbrochener Folge Meister, Knechte und Lehrjungen, deren Namen nach Solingen weisen. Zwei Namenslisten der Kölner Schwertfegermeister aus den Jahren 1548 und 1550 weisen 15 bzw. 17 Meister auf, davon in der ersten Liste acht und in der zweiten mindestens elf Namen aus Solingen und dessen unmittelbarer Umgebung. Wir finden hier die Namen:
Entgegen den zu jener Zeit in Köln schon allgemein gebräuchlichen festen Familiennamen finden wir hier vorwiegend die alte Form vor, also den Personennamen mit dem Herkunftsort und durch 'von' verbunden. Wir wissen demnach, woher diese Handwerker nach Köln gekommen waren. Dabei fällt auf, daß wenigstens im 16. Jahrhundert keine Namen der Solinger privilegierten Familien wie Hoppe, Moll, Neeff usw. darunter zu finden sind. Denn diese Namen sind ja in Köln schon früh nachweisbar und später auch in Solingen zu einer Zeit schon als feste Familiennamen gebräuchlich, als hier die eigentliche Namenbildung noch nicht angelaufen war. Ohne Zweifel werden aber auch privilegierte Familien ... darunter vertreten gewesen sein.
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1515-1548 Johan von Solingen 1515-1550 Heinrich am Weierßberge 1523 Peter von Solingen 1530-1550 Johan von Solingen der Jung 1548-1550 Johan von Solingen bzw. Johan Joachim 1550-1562 Hermann von Gräfrath 1565 Hendrich von Wald 1566-1603 Gerlach von Solingen 1573 Peter von Wald 1576 Ludwig von Wald 1576-1583 Cornelius von Solingen 1578-1596 Wilhelm von Wald 1579-1595 Heinrich von Gräfrath 1579 Wilhelm von Wald 1579 Pylgrimm von Solingen 1579-1611 Peter von Wald 1581 Johan von Wald 1582-1626 Lutter von Wald 1583-1607 Jan von Gräfrath 1584 Arndt von Wald 1584 Wilhelm von Gräfrath 1585-1588 Friedrich von Gräfrath 1588-1626 Engel von Wald 1589 Godert von Solingen 1589 Wilhelm von Gräfrath 1589-1610 Reynert von Wald 1589 Godert von Gräfrath 1589 Konrad von Gräfrath 1590-1603 Peter von Solingen 1592 Jan Buyß von Solingen |
1592 Hindrich von Gräfrath 1592-1596 Guthardt von Solingen 1594 Froweyn von Gräfrath 1596 Peter von Solingen 1601-1610 Gottschalck van Fochen 1601-1626 Wilhelm von Solingen 1602 Andries van Gräfrath 1602-1654 Jan von Wald 1602 Johan von Wald uff dem Heytbergh 1605-1610 Peter von Wald 1604 Klaes Koch von Wytter (Widdert) 1605 Adam von Wald 1608 Adolf von Wald 1610 Henß von Solingen 1615 Andreyß Hoppers von Gräfrath 1617 Jan Paulus von Gräfrath 1618 Wilhelm von Wald 1620 Rütger Hermanns von Solingen 1621 Jan von Wald 1624 Dietrich von Wald 1625 Christoffel von Wald (o. J.) Johann Hansen von Solingen 1633 Clemens Schram von Pilges 1654 Jan von der Herberg 1635-1666 Jan von Pilligs oder Johannes Pillhausen |
In dieser Aufzählung wurde Haan nicht berücksichtigt, das während dieser Zeit zum Kölner Schwertfegerhandwerk eine beachtliche Zahl von Namen stellte. |
Kann das Solinger Schwert- und Messerhandwerk von Köln gekommen sein?
"Vom Handel mit Schwertern zeugt das erste Straßburger Stadtrecht aus den Jahren 1180-90, in dem von »gladiis« die Rede ist, »qui in navibus de Colonia portantur«. [Urkundenbuch der Stadt Straßburg, Straßburg 1879, S. 470. Zit. bei Heuser] Der Schwerthandel muß zu jener Zeit in Köln schon eine große Bedeutung erlangt haben, weil gegen Ende des 12. Jahrhunderts im Kirchspiel St. Brigida an der Nordseite des Neumarkts mehrere Gedemen vorhanden waren."
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2011 Köln, Neumarkt (Nordostseite) Haus Schwerthof |
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2011 Köln, Neumarkt Haus Schwerthof Eingang Zeppelinstraße 2 |
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2011 Köln Einer der beiden leicht bekleideten Schwertträger, die den Eingang flankieren. |
Lt. Heuser sprechen für einen Kölner Ursprung des Solinger Handwerks folgende Anhaltspunkte:
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2011 Mittelalterliche Schwerter, ausgestellt im Kölnischen Stadtmuseum: "Aus Eisen, das meist aus dem Siegerland importiert wurde, stellten Kölner Schmiede neben alltäglichem Gebrauchsgerät vor allem Waffen her, die dann in ganz Europa verhandelt wurden. Typische Beispiele sind ein Schwert mit eingelegter Inschrift aus Silber (um 1200) [sowie] ein Langschwert und eine Lanzenspitze aus dem 8. bis 10. Jahrhundert". |
Quellen:
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