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Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620-1688), der Große Kurfürst |
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Eilpe (Hagen in Westfalen), gelegen in der Grafschaft Mark, war bis 1609 von den Herzögen von Jülich-Kleve-Berg regiert worden, später von den Kurfürsten von Brandenburg.
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Jan Bergh, Casper Herder, Clemens Schimmelbusch, Friedrigh Bergh, Clemens Hermens, Peter Schimmelbusch, Casper Bontgen, Paul Hermens, Jan Tigarden, Thomas Bontgen, Peter Hermes, Mattheiß Wierßbergh, Jan Bozt, Petter Kirsbaum, Johannes Worm, Johannes Bozt, Petter Klötte, Johann Wundes, Friedrig Engels, Clemens Potter, Mattheiß Wundes. [Hendrichs S. 130; Beermann S. 64] |
Darunter befindet sich auch der Vogt des Klingenschmiedehandwerks, Johann (Jan) Berg. Für seine Flucht aus dem Solinger Handwerk wurde er mit einem Vermögensverlust von 3000 Talern und der Ausweisung seiner Familie aus der Heimat bestraft.
Er gestand ihnen Abgaben- und Zollfreiheit in allen brandenburgischen Ländern für 15 Jahre zu und versicherte ihnen, sie ungehindert bei ihre reformierte Religion ausüben zu lassen.
Auch die Zimmerleute wurden aus den Kirchspielen Solingen und Wald nach Eilpe geholt, um den bergischen Handwerkern bergische Häuser zu errichten. Die Kolonistenhäuser lagen "in der langen Riege" (Riegenstraße). 1913 war das Haus Riegenstraße Nr. 14 von F. Schaberg bewohnt, das benachbarte Haus Nr. 16 von Gustav Adrian, beide Abkömmlinge von Solinger Einwanderern.
"Pfalzgraf Philipp Wilhelm sah dieser Abwanderung nicht untätig zu. Er versuchte es zunächst auf friedlich-diplomatische Weise, den Kurfürsten zu bewegen, die Handwerker wieder zurückzuschicken; dann strengte er jedoch bei dem Reichshofrat in Wien einen Prozeß an. Wien wies den Kläger am 7.5.1662 ab. Der Reichshofrat erkannte keinen Verbleibungseid an, weil er nicht in den Solinger Handwerksprivilegien stand, und billigte den freien bergischen Untertanen das Recht zu, sich ihren Wohnsitz selbst zu wählen." [Rosenthal 1. Bd. S. 273 f] Diese Urteilsbegründung kann ich nicht nachvollziehen, da die meisten der Ausgewanderten Angehörige der privilegierten Handwerke der Schwertschmiede sowie der Härter und Schleifer waren; es sei denn, dass der Verbleibungseid zum Zeitpunkt der Auswanderung in deren Privilegien noch nicht ausdrücklich enthalten gewesen wäre. Dann aber hätten die Strafandrohungen und Bestrafungen der Auswanderer keinerlei Grundlage gehabt. "Zu dem Glaubensmotiv, das die Abwanderer vorbrachten, ist zu bemerken, daß sich in den Solinger Quellen kein Hinweis findet, der von einer Religionsverfolgung spräche. Es wird sich bei den Abwanderern um eine Gruppe gehandelt haben, die aus religiösen Gründen den üblichen Eid verweigerte, ein Motiv, das nachmals bei den Pietisten sichtbar wird. Der Hauptbeweggrund aber war der Mißstand des Warenzahlens." [Rosenthal 1. Bd. S. 274]
Bis 1680 waren schon 141 Personen aus Solingen und Wald in den kleinen Ort Hagen übergesiedelt. Die ersten Klingenschmiede in Eilpe gründeten 1682 die Hagener reformierte Kirchengemeinde. Ihre Namen gibt Pastor Beyer aus den Kirchenbüchern und nach Überlieferungen wie folgt an: [MBGV 11/1915 S. 194]
Die in Eilpe neu geschaffene Industrie-Ansiedlung entwickelte sich positiv. Nach einem Bericht gegen Ende des 17. Jh. erließ der Große Kurfürst ein Einfuhrverbot für Klingen aus Solingen.
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Die "Lange Riege", 1665/66 für die Eilper Klingenschmiede erbaute Wohnhäuser, von denen noch heute ein Teil vorhanden ist. Abb. bei Hendrichs 1933 S. 133 |
Riegestraße und Bleichplatz im April 2015 |
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Friedrich Wilhelm I. von Preußen (1688-1740) |
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1722 ordnete Friedrich Wilhelm I. von Preußen die Errichtung einer Gewehrfabrik in Spandau und einer Gewehr-Manufaktur in Potsdam an. Die Gewehrfabrik bestand aus "der Bohr-, Schleiff- und Hammermühle"; die Fertigstellung der Gewehre bzw. der Zusammenbau sollte in Potsdam erfolgen.
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Die "geschädigten" Landesfürsten versuchten die Abwanderung ihrer Arbeitskräfte "mit den schärfsten Mitteln durch Androhen der über Verbrecher und Meineidige verhängten Strafen oder durch gütliche Vorstellungen beim Könige zu verhindern". Dennoch wurden Arbeiter in Lüttich, Solingen, Suhl, Zella u.a. durch Werber ähnlich wie Soldaten für das Heer angeworben.
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1808 hatte der Kaufmann Carl Joest als Teilhaber der Firma Crause, Joest u. Co. auf Veranlassung des Königs Jérôme in Herzberg im Harz eine "Luxus- und Kriegsgewehrfabrik" errichtet und warb Solinger Arbeiter an. [Rosenthal Bd. 2 S. 242]
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Aufgelistet sind u.a. einige Klingenschmiede, die zweifellos aus Solingen stammten:
1. Schimmelbusch, Peter, 'aus dem Bergischen', gebürtig aus Solingen, aus Straßburg nach Herzberg gekommen. 2. Wundes, Johann Wilhelm, 'aus dem Bergischen', gebürtig aus Solingen, aus Straßburg nach Herzberg gekommen. ... und als Klingenschleifer: 3. Engels, Johann Peter, 'aus dem Churpfältzischen', gebürtig aus Solingen, aus Spandau nach Herzberg gekommen. 4. Eichhorn, Abraham, 'aus dem Bergischen', gebürtig aus Solingen, aus Straßburg nach Herzberg gekommen. 5. Eichhorn, Jakob, wie oben. 6. Eichhorn, Johann Peter, wie oben. |
Wie auch in anderen Fällen, sind einige Auswanderer also von einem vielleicht langjährigen "Auslandseinsatz" nicht nach Hause zurückgekehrt, sondern anschließend gleich wieder an einem fremden Arbeitsort verpflichtet worden. Ob freiwillig oder nicht, ist in diesen Fällen nicht überliefert.
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Friedrich II. von Preußen (1712-1786) |
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"1743-1755 Ansiedlung von Messer- und Scherenschmieden aus Ruhla, Entstehung einer Stahl- und Eisenfabrik" - so ist es im geschichtlichen Überblick auf der Homepage der Stadt Eberswalde vermerkt.
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An der durch Eberswalde fließenden "Schwärze" wurde nun eine Schleifmühle errichtet. Aber die Wasserkraft erwies sich "als viel zu stark, so daß man sich entschloß, das ganze Schleifmühlengebäude sogleich nach Fertigstellung abzureißen und an anderer Stelle neu zu errichten. Die Schleifmühle war mit geräumiger Wohnung verbunden, die für einen der Schleifermeister bestimmt war. Eine zweite Schleifmühle entstand an dem Flüßchen 'Ragöse' und wurde dem zweiten Schleifermeister übergeben."
Wie interessiert der König am Fortgang der Fabrikation war, zeigt sich in seinem Schreiben vom 30. November 1750 an seinen Geheimen Finanzrat Faesch, in dem er die "in ermangelung gehöriger guter Aufsicht" sehr mangelhafte Qualität der Erzeugnisse des Etablissements beanstandet. Der Finanzrat antwortet dem König mit einem Vorschlag:
Dieses Schreiben und der weitere Schriftwechsel, in dem auch die Sanktionen gegen Ausreisewillige und Anwerber geschildert werden, sind sehr aufschlussreich. Ob Herr Moll tatsächlich nach Eberswalde gezogen ist, geht aus den von Hendrichs zitierten Akten aus dem Geheimem Staatsarchiv in Berlin-Dahlem nicht hervor.
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1755 die Messerschmiede: Wilh. Maertens, Joh. Schmidt; der Schleifer: Joh. Nibbes; der Scherenschmied: Joh. Peter Paschaus 1757 der Messerschmied: Peter Suter 1759 der Messerschmied: Peter Heukamm 1761 die Messerschmiede: Joh. Conrad Norfeld, Joh. Frantz 1762 der Messerschmied: Wilh. Pashaus 1777 die Messerschmiede: Johannes Franz Abrahem Rosenkampf 1796 die Gabelschmiede: Wilhelm Wunder, Isaac Reiniger, der Scherenschmied: Abraham Rauenthal, die Messerschmiede: Peter Gottfr. Wupper, Daniel Melcher die Schleifer: Wilh. Lauterjung, Abrah. Baus der Marmorierer: Abraham Hümann die Schlosser: Peter Anton Busch, Joh. Gottfr. Zimmermann. [Hendrichs S. 138] |
Die vereidigten Handwerker hielten sich insoweit an die in Solingen übernommenen Verpflichtungen, als sie sich weigerten, ihre Fachkenntnisse an Fremde weiterzugeben, die nicht von Solinger Handwerksgenossen abstammten: "Als 1752 Solinger Messerschmiede nach Eberswalde-Neustadt gegangen waren, weigerten sie sich, mit der Arbeit zu beginnen, ehe man ihnen nicht einen Vorschläger aus Solingen besorgt hatte; sie beriefen sich auf ihren Handwerkseid. Für diese Verhalten hatte der Leiter der märkischen Fabrik, Friedrich Engels, der damals über den Stand der Eberswalder Fabrik ein Gutachten abgeben mußte, kein Verständnis." [Rosenthal 2. Bd. S. 153]
Interessant ist das "Privilegium und Innungs- Articul vor das combinierte Messer- und Scheren-Schmiede imgleichen Schleifergewerk" von 1753. Anders als in den sonst - auch in Solingen - üblichen Innungs-Satzungen legte Friedrich der Große fest, dass "... das combinierte Gewerk der oben erwehnten Schmiede zu Neustadt, Eberswalde fernerhin ungeschlossen bleibt, und dabei soviel Meister als sich ehrlich nähren können angenommen werden" - entsprechende fachliche Qualifikationen vorausgesetzt. [Hendrichs S. 140]
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Doppelhaus für Messerschmiede, wie Friedrich II sie in großer Zahl in Eberswalde-Neustadt errichten ließ. Abb. bei Hendrichs S. 135 |
Quellen:
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