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Eilpe (ab 1661)


Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620-1688), der Große Kurfürst
 

Eilpe (Hagen in Westfalen), gelegen in der Grafschaft Mark, war bis 1609 von den Herzögen von Jülich-Kleve-Berg regiert worden, später von den Kurfürsten von Brandenburg.

Angeworben von märkischen Werbern des Kurfürsten Wilhelm von Brandenburg, trugen 1661 zwölf Solinger Klingenschmiede beim Landrat in Wetter an der Ruhr ihren Wunsch vor, sich im Märkischen niederzulassen. Ein monumental wirkendes Wandgemälde in der Kaufmannsschule in Hagen, das diese Begebenheit zeigt (existiert es noch?), ist bei Hendrichs abgebildet. Als Beweggründe für die Auswanderung gaben sie das Warenzahlen und Behinderung in ihrer Glaubensfreiheit an.

Dem vorgetragenen Wunsch wurde stattgegeben, und der Große Kurfürst erteilte den Handwerker am 1. Mai 1661 ein Privilegium zur alleinigen Herstellung von Schwert- und Degenklingen in Preußen und siedelte sie in Eilpe bei Hagen an. Eine Petition aus jener Zeit trägt aber noch mehr Unterschriften von aus Solingen stammenden Klingenschmieden. Diese Namen nennt Hendrichs als die der (ersten) ausgewanderten Klingenschmiede:


Jan Bergh,         Casper Herder,     Clemens Schimmelbusch,
Friedrigh Bergh,   Clemens Hermens,   Peter Schimmelbusch,
Casper Bontgen,    Paul Hermens,      Jan Tigarden,
Thomas Bontgen,    Peter Hermes,      Mattheiß Wierßbergh,
Jan Bozt,          Petter Kirsbaum,   Johannes Worm,
Johannes Bozt,     Petter Klötte,     Johann Wundes,
Friedrig Engels,   Clemens Potter,    Mattheiß Wundes.

[Hendrichs S. 130; Beermann S. 64]

Darunter befindet sich auch der Vogt des Klingenschmiedehandwerks, Johann (Jan) Berg. Für seine Flucht aus dem Solinger Handwerk wurde er mit einem Vermögensverlust von 3000 Talern und der Ausweisung seiner Familie aus der Heimat bestraft.

Kurfürstliche Durchlaucht ließ den Handwerkern auf seine Kosten "eine sehr bequeme Fabrik bauen. Sie bestand
1. aus acht bequemen Wohnungen,
    wozu soviel von Garten, Gehölze und Länderei geleget worden ist, als zur Haushaltung nötig;
2. zehn Schmiedehütten;
3. drei Schleifkotten;
4. einen Stahlhammer, in welchem der Stahl zu den Klingen gearbeitet,
    auch die Klingen aus dem rauen vorerst geschlagen werden." [Bindhardt S. 26 f]

Er gestand ihnen Abgaben- und Zollfreiheit in allen brandenburgischen Ländern für 15 Jahre zu und versicherte ihnen, sie ungehindert bei ihre reformierte Religion ausüben zu lassen.

Auch die Zimmerleute wurden aus den Kirchspielen Solingen und Wald nach Eilpe geholt, um den bergischen Handwerkern bergische Häuser zu errichten. Die Kolonistenhäuser lagen "in der langen Riege" (Riegenstraße). 1913 war das Haus Riegenstraße Nr. 14 von F. Schaberg bewohnt, das benachbarte Haus Nr. 16 von Gustav Adrian, beide Abkömmlinge von Solinger Einwanderern.

Den Aufwand für die Handwerker finanzierte Brandenburg durch Einführung eines Kohlenausfuhrzolls aus dem Amt Wetter ins Bergische. "Er betrug 6 Stüber pro Karre Kohlen ab Grube.

Als sich zwei Jahre nach der Gründung dieses neue märkische Klingenhandwerk bewährt hatte, befahl der Kurfürst den Schwertfegern und Kliangenhändlern seiner Länder, nur in Eilpe einzukaufen. Die Eilper Klingenschmiede waren bereits dazu übergegangen, ihre Ware in Holland, Dänemark und Preußen abzusetzen. In Solingen spürte man die Konkurrenz." [Rosenthal 1. Bd. S. 273]

"Pfalzgraf Philipp Wilhelm sah dieser Abwanderung nicht untätig zu. Er versuchte es zunächst auf friedlich-diplomatische Weise, den Kurfürsten zu bewegen, die Handwerker wieder zurückzuschicken; dann strengte er jedoch bei dem Reichshofrat in Wien einen Prozeß an. Wien wies den Kläger am 7.5.1662 ab. Der Reichshofrat erkannte keinen Verbleibungseid an, weil er nicht in den Solinger Handwerksprivilegien stand, und billigte den freien bergischen Untertanen das Recht zu, sich ihren Wohnsitz selbst zu wählen." [Rosenthal 1. Bd. S. 273 f]

  Diese Urteilsbegründung kann ich nicht nachvollziehen, da die meisten der Ausgewanderten Angehörige der privilegierten Handwerke der Schwertschmiede sowie der Härter und Schleifer waren; es sei denn, dass der Verbleibungseid zum Zeitpunkt der Auswanderung in deren Privilegien noch nicht ausdrücklich enthalten gewesen wäre. Dann aber hätten die Strafandrohungen und Bestrafungen der Auswanderer keinerlei Grundlage gehabt.

"Zu dem Glaubensmotiv, das die Abwanderer vorbrachten, ist zu bemerken, daß sich in den Solinger Quellen kein Hinweis findet, der von einer Religionsverfolgung spräche. Es wird sich bei den Abwanderern um eine Gruppe gehandelt haben, die aus religiösen Gründen den üblichen Eid verweigerte, ein Motiv, das nachmals bei den Pietisten sichtbar wird. Der Hauptbeweggrund aber war der Mißstand des Warenzahlens." [Rosenthal 1. Bd. S. 274]

Bis 1680 waren schon 141 Personen aus Solingen und Wald in den kleinen Ort Hagen übergesiedelt. Die ersten Klingenschmiede in Eilpe gründeten 1682 die Hagener reformierte Kirchengemeinde. Ihre Namen gibt Pastor Beyer aus den Kirchenbüchern und nach Überlieferungen wie folgt an: [MBGV 11/1915 S. 194]

      Adrian, Butz, Engels, Hassel, Hermes,
      Plenius (Pleunis?), Schaberg, Schimmelbusch, Sutor, Worm.

Nicht alle sind mit den oben genannten identisch. Außer Plenius, Sutor und Worm gehörten sie zu den Solinger privilegierten Handwerken.

Die in Eilpe neu geschaffene Industrie-Ansiedlung entwickelte sich positiv. Nach einem Bericht gegen Ende des 17. Jh. erließ der Große Kurfürst ein Einfuhrverbot für Klingen aus Solingen.

1725 lieferte die Fabrik Klingen und Säbel besonders für die preußischen Truppen, aber auch nach Lübeck und Hamburg. Ihr Klingenzeichen war laut Privilegium das Kurzepter.

Die Leitung hatte zunächst Clemens Engel aus Solingen, dann Friedrich Engels (1754 genannt). Neben der Klingenfabrik bestand in Eilpe eine Messerfabrik mit eigener Zunft, zu der auch die Messerschmiede zu Wetter gehörten. "1754 arbeiteten an diesen beiden Orten an den Messern über 60 Meister ohne die Gesellen und die Jungen." [MGBV 11/1915 S.194]

1732 stellte Eilpe auf königliches Geheiß - unfreiwillig - das Startpersonal für die Gründung der russischen Klingenfabrik in Tula.

Bis 1814 war die Hagener Klingenfabrik noch gut ausgelastet, aber in den 1830er Jahren ging die Produktion zurück. Die Eilper konnten mit den Qualitätsfortschritten der Solinger nicht mehr Schritt halten. 1867 ist die Klingenproduktion in Eilpe in einem Bericht über die Großindustrie Rheinlands und Westfalens besonders erwähnt. Bis in die 1890er Jahre wurden noch Küchen- und Taschenmesser" in gewöhnlicher Ware" gefertigt. 1899 gaben die letzten Messerfabrikanten in Eilpe auf.


Eilpe
 
Die "Lange Riege",
1665/66 für die Eilper Klingenschmiede
erbaute Wohnhäuser, von denen
noch heute ein Teil vorhanden ist.
Abb. bei Hendrichs 1933 S. 133


Eilpe
Riegestraße und Bleichplatz im April 2015
 
Eilpe


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Spandau und Potsdam (ab 1722)


Friedrich Wilhelm I. von Preußen (1688-1740)
 

1722 ordnete Friedrich Wilhelm I. von Preußen die Errichtung einer Gewehrfabrik in Spandau und einer Gewehr-Manufaktur in Potsdam an. Die Gewehrfabrik bestand aus "der Bohr-, Schleiff- und Hammermühle"; die Fertigstellung der Gewehre bzw. der Zusammenbau sollte in Potsdam erfolgen.

Es fehlte an geeignetem Personal, und so bestimmte der König: "Die aus fremden Landen angeworbenen Meister und Gesellen werden mit Familie und Umzugsgut entweder durch Gestellung von Vorspann frei befördert oder mit Geld entschädigt". [Hendrichs S. 133 f]

Die "geschädigten" Landesfürsten versuchten die Abwanderung ihrer Arbeitskräfte "mit den schärfsten Mitteln durch Androhen der über Verbrecher und Meineidige verhängten Strafen oder durch gütliche Vorstellungen beim Könige zu verhindern". Dennoch wurden Arbeiter in Lüttich, Solingen, Suhl, Zella u.a. durch Werber ähnlich wie Soldaten für das Heer angeworben.

Es kam vor, dass Arbeiter auf ihrem Transport zur Gewehrfabrik von Soldatenwerbern abgefangen und in die Regimenter eingestellt wurden. Diese Gefahr bestand besonders für 'lange Kerle', für deren Anwerben der König hohe Prämien ausgesetzt hatte:
"vor einem recruten von 5 Fuß 11 Zoll, ohne Schue gemessen, die Summe von 200 reichstaler; vor einen recruten von 6 Fuß 400 r; vor einen recruten von 6 Fuß 1 Zoll 600 r, und von einem von 6 Fuß 2 Zoll und darüber 800 r."

Angesichts solcher Provisionen bedurfte es tatsächlich "häufiger und energischer Mahnungen des Königs an die Regimentskommandeure für die Gewehrfabrik angeworbene oder von dort entwichene Arbeiter nicht einzustellen oder eingestellte sofort wieder an die Gewehrfabrik abzugeben." - Nach viel Mitspracherecht der betroffenen Handwerker klingt das nicht.

In den Werkstätten in Spandau und Potsdam, die beide bequem von der Havel her zugänglich waren, wurde bald die Arbeit aufgenommen. Zunächst produzierte man Gewehre, bald aber auch Säbelklingen; "ein Zeichen dafür, daß die vorgesehene Anwerbung auch in Solingen erfolgreich gewesen war." [Hendrichs S. 134] Namen nennt Hendrichs nicht.


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Herzberg im Harz (ab 1739)

1808 hatte der Kaufmann Carl Joest als Teilhaber der Firma Crause, Joest u. Co. auf Veranlassung des Königs Jérôme in Herzberg im Harz eine "Luxus- und Kriegsgewehrfabrik" errichtet und warb Solinger Arbeiter an. [Rosenthal Bd. 2 S. 242]

In Herzberg waren aber schon wesentlich früher Solinger Handwerker ansässig, wie G.-Alexander Fülling durch eigene Familienforschung herausgefunden hat. [Die Heimat 12-14/1996-1998 S. 44-46]

"In einem Artikel von H.-L. Meise über die Gründung einer Waffenfabrik unter König Georg II. von Großbritannien, der damals zur gleichen Zeit auch Kurfürst von Hannover gewesen war, wird berichtet, daß eine Anzahl von Solinger Facharbeitern nach Herzberg auswanderten." [Meise zit. bei Fülling]


Aufgelistet sind u.a. einige Klingenschmiede, die zweifellos aus Solingen stammten:

1. Schimmelbusch, Peter, 'aus dem Bergischen', gebürtig aus Solingen, aus Straßburg nach Herzberg gekommen.
2. Wundes, Johann Wilhelm, 'aus dem Bergischen', gebürtig aus Solingen, aus Straßburg nach Herzberg gekommen.

... und als Klingenschleifer:

3. Engels, Johann Peter, 'aus dem Churpfältzischen', gebürtig aus Solingen, aus Spandau nach Herzberg gekommen.
4. Eichhorn, Abraham, 'aus dem Bergischen', gebürtig aus Solingen, aus Straßburg nach Herzberg gekommen.
5. Eichhorn, Jakob, wie oben.
6. Eichhorn, Johann Peter, wie oben.

Wie auch in anderen Fällen, sind einige Auswanderer also von einem vielleicht langjährigen "Auslandseinsatz" nicht nach Hause zurückgekehrt, sondern anschließend gleich wieder an einem fremden Arbeitsort verpflichtet worden. Ob freiwillig oder nicht, ist in diesen Fällen nicht überliefert.

Im o.g. Artikel sind weitere für Familienforscher interessante Details zu den einzelnen Handwerkern und ihren Familien aufgeführt, die Fülling in Beschäftigten-Listen im Hauptstaatsarchiv Hannover sowie in Kirchenbucheinträgen in Herzberg gefunden hat.


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Eberswalde (ab 1740)


Friedrich II. von Preußen (1712-1786)
 

"1743-1755 Ansiedlung von Messer- und Scherenschmieden aus Ruhla, Entstehung einer Stahl- und Eisenfabrik" - so ist es im geschichtlichen Überblick auf der Homepage der Stadt Eberswalde vermerkt.

Friedrich II. ("der Große") war bestrebt, in Eberswalde (nordöstlich von Berlin) eine eigene Messerindustrie entstehen zu lassen. "Gleich nach der Thronbesteigung befahl er unterm 27. Juni 1740 daselbst die Anlegung einer Stahl- und Eisenwarenfabrik." Für Solingen bedeutete dies erneut starke Konkurrenz.

Wiederum fehlten die erforderlichen Arbeitskräften, vor allem 'geübte Meister'. Also musste wieder anderswo Ausschau gehalten werden. Ende 1743 konnten zwei Scherenschmiedemeister aus Ruhla im Thüringer Wald mit ihren Familien zum Umzug nach Eberswalde bewegt werden. [Hendrichs S. 134 f]

An der durch Eberswalde fließenden "Schwärze" wurde nun eine Schleifmühle errichtet. Aber die Wasserkraft erwies sich "als viel zu stark, so daß man sich entschloß, das ganze Schleifmühlengebäude sogleich nach Fertigstellung abzureißen und an anderer Stelle neu zu errichten. Die Schleifmühle war mit geräumiger Wohnung verbunden, die für einen der Schleifermeister bestimmt war. Eine zweite Schleifmühle entstand an dem Flüßchen 'Ragöse' und wurde dem zweiten Schleifermeister übergeben."

Die eingewanderten Messerschmiedefamilien wurden zunächst in der etwa 2000 Einwohner zählenden Altstadt in Notwohnungen an der Stadtmauer untergebracht. Später ordnete der König die "Anlage einer regelrechten Fabrikstadt vor dem neuen Tore nach Westen an. Die 1748 angefangenen Bauten wurden so gefördert, daß die neue Kolonie 1750 bereits 62 Familien mit 235 Seelen aufnehmen konnte." [Hendrichs S. 135]

Wie interessiert der König am Fortgang der Fabrikation war, zeigt sich in seinem Schreiben vom 30. November 1750 an seinen Geheimen Finanzrat Faesch, in dem er die "in ermangelung gehöriger guter Aufsicht" sehr mangelhafte Qualität der Erzeugnisse des Etablissements beanstandet. Der Finanzrat antwortet dem König mit einem Vorschlag:

"es würden noch wohl acht Scheren Schmiede und sechzig Messer- auch zwanzig Sensen- und Futterklingenschmiede nöthig sein, welche aber nicht alle von Schmalkalden und Ruhla allein, sondern auch von Solingen, Hagen oder Iserlohe mit zu verschreiben seyn würden, um die different Arten von dergleichen Waare im Lande haben zu können..."

Friedrich ist damit einverstanden, dass noch "ein paar geschulte Schleifer aus dem Bergischen dazu verschriben werden möchten".

Antwort des Finanzrats: "... so ist der Clevischen Kammer aufgegeben worden, sich alle Mühe zu geben, um einen tüchtigen Schleifer und Zimmermann aus Solingen oder aus dem Bergischen, welche eine Schleifmühle nach Bergischer Arth anzulegen verstehen, zum Etablissement in Neustadt Eberswalde gegen billige Conditiones zu engagiren, ..."

In seinem darauf folgenden Brief nennt der Kriegsrat und "würkliche Steuerrat und Commissarius" Loci Michael Christian Göring aus Hagen einen Handwerker und die Konditionen, zu denen dieser anreisen würde: "[...] So habe ich endlich noch einen guten Schleiffer Nahmens Johann Friderich Moll ausgeforschtet, welcher intentionirt ist, sich nach Neustadt Eberswalde zu begeben, [...]"

Dieses Schreiben und der weitere Schriftwechsel, in dem auch die Sanktionen gegen Ausreisewillige und Anwerber geschildert werden, sind sehr aufschlussreich. Ob Herr Moll tatsächlich nach Eberswalde gezogen ist, geht aus den von Hendrichs zitierten Akten aus dem Geheimem Staatsarchiv in Berlin-Dahlem nicht hervor.

Schließlich waren die hartnäckigen Bemühungen von Erfolg gekrönt. Die Liste der in den Jahren 1743-1759 von Schmalkalden, Solingen und anderen Orten nach Eberswalde Eingewanderten umfasst 129 Namen. Im Eberswalder Bürgerbuch sind als "aus Solingen gebürtig" folgende Namen eingetragen:


1755  die Messerschmiede:  Wilh. Maertens, Joh. Schmidt;
      der Schleifer:       Joh. Nibbes;
      der Scherenschmied:  Joh. Peter Paschaus

1757  der Messerschmied:   Peter Suter
1759  der Messerschmied:   Peter Heukamm
1761  die Messerschmiede:  Joh. Conrad Norfeld, Joh. Frantz
1762  der Messerschmied:   Wilh. Pashaus
1777  die Messerschmiede:  Johannes Franz Abrahem Rosenkampf

1796  die Gabelschmiede:   Wilhelm Wunder, Isaac Reiniger,
      der Scherenschmied:  Abraham Rauenthal,
      die Messerschmiede:  Peter Gottfr. Wupper, Daniel Melcher
      die Schleifer:       Wilh. Lauterjung, Abrah. Baus
      der Marmorierer:     Abraham Hümann
      die Schlosser:       Peter Anton Busch, Joh. Gottfr. Zimmermann.

[Hendrichs S. 138]

Die vereidigten Handwerker hielten sich insoweit an die in Solingen übernommenen Verpflichtungen, als sie sich weigerten, ihre Fachkenntnisse an Fremde weiterzugeben, die nicht von Solinger Handwerksgenossen abstammten: "Als 1752 Solinger Messerschmiede nach Eberswalde-Neustadt gegangen waren, weigerten sie sich, mit der Arbeit zu beginnen, ehe man ihnen nicht einen Vorschläger aus Solingen besorgt hatte; sie beriefen sich auf ihren Handwerkseid. Für diese Verhalten hatte der Leiter der märkischen Fabrik, Friedrich Engels, der damals über den Stand der Eberswalder Fabrik ein Gutachten abgeben mußte, kein Verständnis." [Rosenthal 2. Bd. S. 153]

Interessant ist das "Privilegium und Innungs- Articul vor das combinierte Messer- und Scheren-Schmiede imgleichen Schleifergewerk" von 1753. Anders als in den sonst - auch in Solingen - üblichen Innungs-Satzungen legte Friedrich der Große fest, dass "... das combinierte Gewerk der oben erwehnten Schmiede zu Neustadt, Eberswalde fernerhin ungeschlossen bleibt, und dabei soviel Meister als sich ehrlich nähren können angenommen werden" - entsprechende fachliche Qualifikationen vorausgesetzt. [Hendrichs S. 140]

Einem anfänglichem Aufschwung in den 1780er Jahren folgten Umsatzrückgänge Anfang des 19. Jh. Anfang 1813 beim Ausbruch des Krieges Preußen gegen Frankreich befahl der französische Kommandant zu Spandau, die Werke in Eberswalde abzubrechen. [Hendrichs S. 141]


Eberswalde
 
Doppelhaus für Messerschmiede,
wie Friedrich II sie in großer Zahl
in Eberswalde-Neustadt errichten ließ.
Abb. bei Hendrichs S. 135


Quellen:
  • Beermann, Helmut: Messer + Klingen (1993)
  • Bindhardt, G.: Die Entwicklungsgeschichte der Solinger Waffenindustrie. MBGV 2/1915 S. 22-34
  • Fülling, G.-Alexander: Solinger Facharbeiter in Herzberg/Harz im 18. Jahrhundert. Die Heimat 12-14/1996-1998 S. 44-46
  • Hendrichs: Die Geschichte der Solinger Industrie (1933)
  • Meise, Hans-Ludwig: Fremdes Blut in Herzberg 1739-1764. Norddeutsche Familienkunde 1956/57, S. 137 ff. Zitiert bei Fülle
  • Rosenthal, Heinz: Solingen 1. Bd. S. 273
  • Rosenthal, Heinz: Solingen 2. Bd. S. 153 und S. 242


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