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Nümmener Mühle (Nümmener Bach)

Nümmen
Nümmener Mühle
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen
 
Lage
Geschichte und Eigentümer
    -  17. Jahrhundert
    -  18. Jahrhundert
    -  19. Jahrhundert: Schübb
    -  Wannhof und Klein?
    -  Juffernbruch, Oben Stintenberg, Oßieck
    -  Dietert und Hammesfahr
Die Mühle
Namen



Lage

Die Nümmener Mühle lag in Solingen-Gräfrath in der Hofschaft Nümmen am Gräfrather bzw. Nümmener Bach, der unterhalb der Hofschaft in die Itter mündet. Das Gebäude steht als Wohnhaus noch heute (2008, Nümmen 5).




Geschichte und Eigentümer

"Im Gegensatz zu der in der Nähe gelegenen Ehrener Mühle, die ursprünglich im Eigentum des Klosters Gräfrath stand, war die Nümmener Mühle die unabhängige Mahlmühle für die Honnschaft Gräfrath, zu der auch die Hofschaft Nümmen zählte. Die Mühle zu Nümmen ist sicherlich eine der ältesten im Stadtgebiet gewesen. Schon 1383 wird 'johan mulner van numen' genannt." [Brangs / Archiv der Kath. Kirchengem. Wald, Urkunde vom 07.12.1383, zitiert bei Brangs]




17. Jahrhundert

1639 ist der Müller Wilhelm zu Numen erwähnt, der am 23. Oktober seinen Sohn Conrad taufen ließ; auch 1641 wird er noch genannt. [Brangs]

Ihm folgte der Müller Lütgen zu Numen, der 1647 seine Tochter Christine und 1649 seinen Sohn Richard in Wald (ev.-ref.) taufen ließ.

In einer Urkunde ebenfalls aus dem ersten Nachkriegsjahr 1649 ist von der Verpachtung einer Wiese die Rede, wahrscheinlich der Kottenplatz, auf dem Jacob Mutz im selben Jahr seinen Ehrener Kotten errichtete:

"Anno 1649 am 18. tags des Monats May hab ich entsbenenther, Luetgen Müller zu Neuhmen [= Nümmen] einen Kottenplatz in seinem Banden auf dem Neuhmener bach abgepfachtet". [Brangs]

1683/84 heißt es im Hebbuch des Solinger Rentmeisters Wilhelm Vaßmann im Kapitel "III. Mühlenpacht": "Adolf zu Nühmen gibt von seiner Mühlen, in der Honschaft Greefrhatt gelegen auf Martini, jetzt Henr. zur Scheuren, 1 Malter Roggen".


Nümmen
 
1999
Malerisches Nümmen,
Hauff-Straße



18. Jahrhundert

1750 vermerkte Rentmeister Kannegießer lt. Clauberg in seinem Rentmeisterei-Jahresabschluss "In den Honschaften Barl und Hackhausen": "Mühle zu Nümmen (jetzige Besitzer Joh. Schmitz' Erben in Köln) liefern jährlich 1 Malter Roggen ab".  [jetzt = 1940?]

An zweiter Stelle desselben Rentmeisterei-Jahresabschlusses erscheint unter der Rubrik "Im Itterbezirk" Joh. Hammes (Hammers) mit einer Steuerschuld von 56 Albus [Clauberg]. Im Jahr darauf erscheint er an anderer Stelle wieder:

1751 und 1752 werden lt. Lunkenheimer [S. 127] im Gräfrather Tax- und Matricul-Buch als Eigentümer der Mühle "Unten zu Nümmen" mit dem Mühlenteich und Graben Johannes Hammes, später Johann Clemens Korte und dann Friedrich Schübb genannt.

"Im Jahre 1787 begegnet uns Clemens Körte (Corte) als Müller." [Brangs]

  Leider verschweigt Hans Brangs seine Quelle. Die Jahreszahl 1787 ist häufig verbunden mit dem Protokoll einer Besprechung des Benrather Kommissars Frhr. von Franz mit den Müllern und Schleifern des Ittertals und des Lochbachs, ein ergiebiges Dokument aus dem Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, das auch von Lunkenheimer gern herangezogen, aber nicht genannt wird.




19. Jahrhundert: Schübb

"Den Eheleuten Müller Friedrich Schübb (nicht Gottfried) und Anna Christine Kaymer (Kaimer) an der Nümmener Mühle (Wohnhaus Nr. 203) verstarb 1811 der Sohn Daniel; im gleichen Jahr wird besagter Friedrich Schübb, damals 56 Jahre alt, als Zeuge in einer standesamtlichen Urkunde genannt."

  So zitiert Lunkenheimer auf Seite 127, 1. Spalte, eine Passage von Hans Brangs.
Auf Seite 127, 2. Spalte, schreibt Lunkenheimer:


"Zu Anfang des 19. Jh. "war die Mühle im Besitz des Müllers und Bäckers Gottfried Schübb, der um 1830 verstorben war; seine Witwe ist um diese Zeit als Mühlenbesitzerin in Nümmen genannt. Vermutlich wurde die Mühle von ihrem Sohn, dem Müller und Bäcker Wilhelm Schübb, betrieben, der 1847 noch als solcher genannt ist. [Lunkenheimer S. 127]

  Gottfried Schüpp oder Friedrich? Dieselbe Person oder zwei verschiedene?

Im März 1846 wurde die Mühle durch den Notar Custodis auf Betreiben der Erben und Rechtsnachfolger des zu Nümmen verstorbenen Müllers und Bäckers Gottfried Schübb und seiner Frau Anna Christina Kaimer zum Verkauf ausgeschrieben.

  Also doch Gottfried.


Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 28. März 1846


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Ob die Mühle damals verkauft wurde, ist nicht bekannt. Wie oben erwähnt, ist 1847 noch der Müller und Bäcker Wilhelm Schübb in der Nümmener Mühle genannt.

  Die Müllerfamilie Schübb erscheint auch in der Bausmühle.




Wannhof und Klein?

"Sein Nachfolger um 1850 war der Müller Wilhelm Wannhof"

  Dies schreibt Lunkenheimer auf S. 128. Aber auf S. 127 war noch - bei ihm wie auch bei dem von ihm zitierten Hans Brangs - von dem großen Müller Klein die Rede. Vielleicht war er "nur" Pächter? Leider hat Brangs keine Quelle angegeben.

"Von 1847 bis 1869 war Wilhelm Klein aus Hilden Bäcker und Müller zu Nümmen. Klein soll ein stattlicher Mann und um zwei Meter groß gewesen sein. Es wird von ihm gesagt, daß er mit neunzehn Jahren freiwillig in das preußische Heer eingetreten sei und von 1822 bis zum 25. September 1825 gedient habe. Er soll zu den Soldaten gehört haben, denen die Ehre zuteil wurde, vor dem Schlafgemach des damaligen Königs Friedrich Wilhelm III. Wache zu stehen." [Brangs]




Juffernbruch, Oben Stintenberg, Oßieck

"Ab 1870 sind die Besitzverhältnisse bekannt. Die Mühle war um diese Zeit im Besitz von Friedrich Juffernbruch zu Sonnborn Nr. 34. [...] Juffernbruch hatte die Mühle an den Müller, Bäcker und Ackerer Engelbert Schrills (geb. 13.2.1838) und seine Ehefrau Christine Pfeiffer (geb. 25.4.1844) verpachtet.

Am 1. November 1877 verzog der Eigentümer der Mühle, der Müller und Bäcker Friedrich Juffernbruch, der am 28.12.1835 geboren wurde und mit Bertha Wiehl, geb. 10.2.1836, verheiratet war, von Sonnborn nach Nümmen und bewirtschaftete die Mühle bis Oktober 1879 selbst." [Lunkenheimer S. 128]

  Oder nur bis 1875?

"Die Eheleute Juffernbruch verzogen am 1. Juni 1880 nach Wülfrath. Um diese Zeit werden sie die Mühle verkauft haben, denn in der Bürgerliste wurden ihre Namen gestrichen und dafür August Oben Stintenberg in Trills bei Erkrath als Eigentümer der Mühle eingesetzt." [Lunkenheimer S. 128]

  Bill Juffernbruch, in den USA lebender Urenkel von Friedrich Juffernbruch, kann anhand der von seinem Großvater hinterlassenen Aufzeichnungen die folgende, leicht abweichende Variante anbieten, die einige Daten klärt und auch etwas über das weitere Schicksal der Müllerfamilie verrät:


Aus der Chronik der Familie Juffernbruch

In der reformierten Kirche zu Erkrath heiratete Bertha Wiel am 23. Mai 1862 Friedrich Wilhelm Clevenhaus. Nach nur dreimonatiger kinderloser Ehe starb er im Alter von 31 Jahren am 21. August desselben Jahres an der Rohrsmühle, deren Eigentümer er gewesen war.

  Pachtvertrag von Wilhelm Clevenhaus über die Rohrsmühle (1860)
  Eigentümer war Peter Bollenbeck zu Brühl.


Wahrscheinlich hatte Friedrich Juffernbruch seine zukünftige Frau Bertha Wiel Clevenhaus kennengelernt, als er Müllersknecht in der Winkels- oder Rohrsmühle war. Friedrich und Bertha heirateten am 16. Dezember 1864.

Nach der Eheschließung wurde Friedrich Juffernbruch Müller der Rohrsmühle. Dort wurden dem Ehepaar drei Kinder geboren: August, Mathilde und Emilie.

1869 tauschte Friedrich die Rohrsmühle gegen die Nümmener Mühle ein. Dieser Wechsel verbesserte seine angeschlagene wirtschaftliche Situation aber keineswegs, deren Ursache wohl sein leidenschaftliches Interesse für Vollblut-Pferde war. Er muss wohl an der Rohrsmühle die schönsten Pferde gehalten haben, die allerdings zu kostspielig waren und die sein Mühlenbetrieb nicht trug. Ob er Vollblüter nur gezüchtet oder auch ins Rennen geschickt hat, ist nicht überliefert. Der Umzug zur Nümmener Mühle jedenfalls war ein Versuch, seine Schulden abzutragen.

In Nümmen wurden zwei weitere Kinder geboren, Friedrich Wilhelm und Wilhelm.

1875 musste Friedrich Juffernbruch die Nümmener Mühle aufgeben, weil der Betrieb nicht mehr wirtschaftlich war. Er fand in "Sonnborn bei Elberfeld" eine Stelle als Müller. Dort verlor das Paar seinen ersten Sohn, Friedrich Wilhelm, im Alter von sechs Jahren. Eine Woche vor dem Tod des Kindes wurde ein weiterer Sohn, Karl, geboren."

  Karl ist der Großvater von Bill Juffernbruch, der diesen Auszug aus der Familiengeschichte zur Verfügung gestellt hat.

"Familie Friedrich Juffernbruch lebte nur für kurze Zeit in Sonnborn. Dann musste sie nach Wülfrath umziehen. Hier verdiente Friedrich Juffernbruch den Lebensunterhalt für sich und seine Familie mit harter Arbeit als Tagelöhner.

1877 kam Friedrich zur Welt, der letzte Sohn. Friedrich starb im Alter von acht Jahren in Wülfrath an Typhus. Die jüngste Tochter Bertha, das letzte Kind, wurde am 9. April 1882 in Wülfrath geboren. Bei ihrer Geburt starb die Mutter Bertha Wiel Clevenhaus. Mit 15 Jahren übernahm Mathilde, die älteste Tochter, den Haushalt. Sie tat ihr Bestes, um ihren Geschwistern die Mutter zu ersetzen.

Friedrich lebte zusammen mit seiner Tochter Mathilde bis zu seinem Tod am 21. Januar 1918 in Erkrath. Er wurde 82 Jahre alt. Sohn Karl wanderte mit seiner Familie 1923 in die USA aus.

[Bill Juffernbruch, Rockford, Illinois /USA, 2003]


  Da passt nicht alles ganz nahtlos mit den Angaben Lunkenheimers zusammen. - Nachfolger von Juffernbruch in der Nümmener Mühle war Müller Oben Stintenberg aus Erkrath. Vielleicht hat hier wiederum eine Verbindung zur Rohrsmühle bestanden. Oben Stintenberg könnte ein Gläubiger gewesen sein.

E-Mail  E-Mail-Kontakt zu Bill und Dianne Juffernbruch in Rockford/USA

Zurück zur Nümmener Mühle:

Am 18. Oktober 1879 zogen von Wattenscheid der Müller und Bäcker August Oßieck (* 1842) mit seiner Frau Wilhelmine Bredenecker (* 1849) zu und übernahmen die Mühle als Pächter.

"Die Eheleute Oßieck zogen am 27. April 1882 wieder nach Wattenscheid." [Lunkenheimer S. 128]
"Der Müller Oßieck zog im Jahre 1885 nach Eiberg bei Steele, wo er wieder eine Mühle betrieb." [Brangs]




Dietert und Hammesfahr

Nachfolger als Pächter der Nümmener Mühle wurden der Müller und Bäcker Adam Dietert (* 1828) und seine Frau Lisette Knesbach (Käsbach, 1808-1886). Sie waren vorher Pächter der Bausmühle gewesen und sind am 1. Mai 1882 zugezogen.

"Adam Dietert war der letzte Müller in der Nümmener Mühle, die noch vor der Jahrhundertwende in den Besitz von Ernst Hammesfahr aus der Foche, Inhaber der Firma Gottlieb Hammesfahr, überging." [Lunkenheimer S. 128]


Hammesfahr
 
Ernst Hammesfahr
(1847-1920),
Fabrikant



Die Mühle

Die Mühle zu Nümmen, 1902 stillgesetzt, besaß zwei Mahlgänge. Es wurden Korn, Weizen und Buchweizen gemahlen. Das oberschlächtige Wasserrad hatte einen Durchmesser von etwa drei Metern. Das letzte Mühlengebäude, sicherlich nicht mehr das ursprüngliche, ist erhalten. Es dient seit der Übernahme durch Ernst Hammesfahr als Wohnhaus. [Brangs und Lunkenheimer S. 128]

Die folgende Zeitungsnotiz aus dem Jahr 1939 bringt noch eine zweite Mühle ins Spiel:


Rheinische Landeszeitung vom 5. August 1939

"Wiederholt sind Jahreszahlen genannt worden, die das Alter der Nümmener Mühle angeben wollten. Welche Mühle nun aber gemeint war, das ging aus den Angaben nicht hervor, und es war nicht klar, ob es sich um die Ölmühle oder um die Getreidemühle handelte.

Es ist nun nachzuweisen, daß die Ölmühle noch vor 202 Jahren bestand, sie muß also die Vorgängerin der Getreidemühle gewesen sein. Die Ölmühle nutzte den natürlichen Bachlauf aus und befand sich auf Nümmener Gemarkung; das geht daraus hervor, daß der Mühlenbesitz nach drei Seiten an das Eigentum von Nümmener Besitzern grenzte, die ihr Besitztum vor der genannten Zeit innehatten: Hartkopf I, Hartkopf II und Neumeyer Bell. Der Mühlenbesitz an sich ging bis Steinenhaus und bis zum Steg in Obernümmen."



Nümmen
2006   Die ehemalige Nümmener Mühle
 
Nümmen
2008   Die ehemalige Nümmener Mühle



Namen

1383   Johan mulner van numen
1639   Müller Wilhelm zu Numen
1647, 1649   Luetgen Müller
1683/84   Adolf zu Nühmen
1750   Joh. Schmitz' Erben
1750, 1751, 1752   Johannes Hammes (Hammers)
später Johann Clemens Korte
1787   Clemens Körte (Corte)
1811   Ehepaar Friedrich Schübb (nicht Gottfried) und Anna Christine Kaymer (Kaimer)
bis 1830   Gottfried Schübb
1846   Erben des Ehepaars Gottfried Schübb und Anna Christina Kaimer
1847   Wilhelm Schübb
1847-1869   Wilhelm Klein
1850   Wilhelm Wannhof
um 1870   Friedrich Juffernbruch
um 1870?   Ehepaar Engelbert Schrills und Christine Pfeiffer
1869-1875   Ehepaar Friedrich Juffernbruch und Bertha Wiehl
1879-1882   Ehepaar August Oßieck und Wilhelmine Bredenecker
1880   August Oben Stintenberg
1882   Ehepaar Adam Dietert und Lisette Knesbach
vor 1900   Ernst Hammesfahr


Quellen:
  • Beckmanns Neues Welt-Lexikon (1959)
  • Brangs, Die Heimat 11/1955, S. 47
  • Clauberg, Rheinische Landeszeitung vom 17.10.1940, Rentmeisterei-Jahresabschluß Kannegießer 1750
  • Hermanns (1925), Rentmeister Wilhelm Vaßmann 1683/84
  • Juffernbruch, Bill (Rockford, Illinois/ USA 2003)
  • Lunkenheimer (1990) S. 127 f
  • Rheinische Landeszeitung vom 06.05.1939 und vom 05.08.1939
  • Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 28.03.1846

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