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Wülfrath

Wappen Wülfrath




Notizen über Wülfrath

Wülfrath ist mit etwa 22.600 Einwohnern (2007) die kleinste Stadt des Kreises Mettmann.

Der Ort wird um 1100 in einem Almosenregister des Stiftes Kaiserswerth urkundlich erwähnt als "Wolverothe", die "Rodung des Siedlers Wolf". Im 14. Jh. trat Wülfrath erstmalig als Dorfsiedlung in Erscheinung, in der Handwerk und Gewerbe betrieben wurden.

1363 zählten zur Grafschaft Berg die Ämter Angermund, Mettmann, Solingen, Monheim, Bornefeld mit Hückeswagen, Miselohe, Bensberg mit Porz und Steinbach mit Wipperführth. Das Gebiet der heutigen Stadt Wülfrath teilt sich auf in drei verschiedene Ämter. So gehörten damals
-   das Dorf Wülfrath mit den Honschaften Erbach und Püttbach zum Amt Mettmann,
-   die Honschaften Rützkausen und Flandersbach zum Amt Angermund,
-   das Dorf Düssel mit den Honschaften Ober- und Unterdüssel zum Amt Solingen.
[Münch S.18]

1578 zerstörte ein verheerender Brand die Wohnhäuser und beschädigte auch die Kirche erheblich. Nach wirtschaftlicher Erholung vernichtete 1678 wiederum eine Feuersbrunst das Dorf.

1808 wurde im Zuge der Verwaltungsreform des Großherzogtums Berg durch Napoleon I. die Bürgermeisterei Wülfrath gebildet. Sie umfasste die Honschaften Erbach, Püttbach, Flandersbach, Rützkausen (zuvor Amt Angermund) sowie Oberdüssel (zuvor Herrschaft Schöller). Als 1809 Obschwarzbach und Niederschwarzbach Mettmann angegliedert wurden, kam die Honnschaft Unterdüssel mit dem Dorf Düssel nach Wülfrath.

Nach den Befreiungskriegen fiel Wülfrath als Teil der neugebildeten Rheinprovinz an Peußen. 1856 erhielt Wülfrath die Stadtrechte.

Während im 18. Jh. Baumwoll-, Leinen- und Tuchwebereien das Wirtschaftsleben des Ortes geprägt hatten, waren es im 19. Jh. die Seidenzwirnereien und schließlich die Kalkindustrie. Heute befinden sich in Wülfrath die größten Kalkwerke Europas.

Zum 01.01.1975 musste Wülfrath im Rahmen der kommunalen Neugliederung Gebiete abgeben: "Obere Flandersbach" fiel an Velbert, "Düsseler Höhe", Hahnenfurth und Dornap an Wuppertal.

Was inzwischen auch zur "Geschichte" von Wülfrath zählt, ist die früher hier ansässige Landesreit- und Fahrschule, wo Generationen von Pferdesportler/innen ihre Reiterabzeichen erworben haben. Mitte 2001 ist sie von Wülfrath nach Langenfeld umgezogen.

Die Wülfrather Altstadt wirkt malerisch. Der Ring der alten Häuser um den Kirchplatz präsentiert sich seit nahezu 300 Jahren fast unverändert. Die meisten Fachwerkbauten stammen aus der Zeit unmittelbar nach der Brandkatastrophe. Diese früher übliche Bauweise rund um die Kirche findet man sehr ähnlich noch in anderen bergischen Alt-Städten wie Neviges, Mettmann, Kettwig. Auch in Haan und Alt-Solingen ist so gebaut worden.



Da die Wurzeln meiner Wülfrather Vorfahren doch recht tief in die Jahrhunderte hineingreifen, scheint mir auch eine "etwas tiefergehende" Betrachtung des geschichtlichen Umfeldes angebracht, bestehend aus dem benachbarten Haus Aprath und dem Dorf Düssel.

Hier die Betrachtungen des bergischen Lehrers und Lokalhistorikers Otto Schell aus dem Jahr 1901 in der Sprache der damaligen Zeit. Einige der handelnden Personen dürften vielleicht aus anderen Zusammenhängen bekannt sein.


Monatsschrift des Bergischen Geschichtsvereins, 8. Jg. Nr. 1 / 1901, S. 1-5
Historische Wanderungen durchs Bergische Land

Die Düssel

Von Otto Schell

"Unweit der Landstraße, welche sich von Elberfeld nach Neviges zieht, entspringt in einem flachmuldigen Wiesengrund die Düssel (in einer Urkunde Kaiser Heinrich IV. Tussalle genannt, d.h. der rauschende Bach). Durch Wiesen und an einsamen Weilern vorbei fließt der Bach dahin, um als ersten historischen Punkt Schloß Aprath zu berühren.

Schloss Aprath

Das Bergische Land ist von einem Netz von Ortschaften übersponnen, deren Namen auf 'rath, roth, rod' ec. ausgeht. Zu dieser Gruppe heimischer Ortsnamen gehört auch Aprath, im 12. Jahrhundert Abetrothe genannt, d.h. zweifelsohne 'Rodung des Abtes'. Die Äbte von Werden dürften das Verdienst für sich in Anspruch nehmen, die Kultivierung dieser Gegend und die Begründung unseres Ortes betrieben zu haben, hatten sie doch auf einem ihrer Abtei zugehörigen Gut 'Abbetrode' im Jahre 1248 zwei hörige Familien.

Doch geschieht des Ortes schon 1214 Erwähnung. In diesem Jahre gab Guda, Äbtissin des adeligen Frauenstiftes zu Gerresheim, den Hof am Fuß der Isenburg dem Grafen Friedrich von Altena. Dieser trat ihr dagegen die Hälfte des Hofes ' Wibelrathe' (zwischen Gräfrath und Wald gelegen und heute Wibbelrath genannt) [und zu Haan gehörend] ab, welches er vom Schulten zu 'Abetrothe' käuflich erstanden hatte.

Im 14. und 15. Jahrhundert hauste dort das Geschlecht derer von Aprath, welches sich nach seinem Besitz nannte. Ein Glied dieses Geschlechtes, ein Junker Hermann von Aptrode, scheint ein kriegerischer Herr gewesen zu sein, wenigstens sagte ihm im Jahre 1405 die Stadt Köln Fehde an, wie auch anderen Adeligen der Gegend. Zum letztenmal erscheint das Geschlecht von Aprath im Jahre 1435.

Kurze Zeit nachher begegnen wir den Herren von Berchen oder Bergheim aus Iserlohn im Besitze Apraths. Ein fünfspeichiges rotes Rad in silbernem Felde war ihr Wappen. Dieses Geschlecht kam durch Heirat mit der Familie von Neuenhof in Verbindung, ein Geschlecht, welches durch Theodor von Neuhof, König von Korsika, im 18. Jahrhundert zu weltgeschichtlicher Bedeutung gelangte. Dieser König von Korsika zeigte Napoleon, wie man den Purpur um die Schultern zu schlagen habe, ohne in Purpur geboren zu sein. Aber das Leben gab ihm eine Königskrone und versagte ihm Brot; so lautet die Inschrift seines Grabsteins in London, wo er in einem ärmlichen Dachzimmer, kaum aus dem Schuldturm entlassen, seine Abenteurerlaufbahn beschloß."

  Von der Familie dieses Abenteurers ist auch bei Schloss Caspersbroich in Solingen die Rede.

 

 
Schloss Aprath
vor dem Umbau 1880.
Nach einer Zeichnung
von Willibald Hüdig

"Ums Jahr 1500 brachte eine Erbtochter des Geschlechts von Berchem Aprath an das reich begüterte Bergische Adelsgeschlecht Quad. Johann Quad vom Hause Rade (jetzt Rath, nördlich von Düsseldorf) trat diesen Besitz an. An diese Familie von Quad erinnert, um das nebenbei zu bemerken, der Quadenhof in Gerresheim, noch jetzt im vollen Zauber der Ritterburgen-Romantik vergangener Jahrhunderte prangend.

Im Jahre 1501 erhob Herzog Wilhelm von Berg die noch heute neben dem Schloß Aprath gelegene Mühle zur Bannmühle. Einen anderen Besitzer von Aprath aus der Familie Quad, Georg, treffen wir im Jahre 1527. Ein Jahr zuvor hatte sich die Tochter des Bergischen Herzogs, Sybilla, mit dem Kurprinzen von Sachsen auf Schloß Burg vermählt. Da die Braut noch ein Kind war, blieb sie bis zum nächsten Jahre noch in Düsseldorf, um dann mit einem überaus glänzenden Gefolge nach Torgau geleitet zu werden. Zu diesem Gefolge gehörte auch unser Aprather Herr Georg Quad.

 
Düssel
 
Alte reformierte Kirche in Düssel.
Nach einer Zeichnung von Willibald Hüdig

In der Folgezeit, namentlich im 17. Jahrhundert, finden wir Aprath im Besitz verschiedener Adelsfamilien, bis es in der zweiten Hälfte desselben an das Geschlecht von Syberg kam und zwar an die Linie, welche zu Vörde bei Dinslaken ansässig war. Diese Familie begünstigte den Bau der Kirche in Solingen und unterstützte manche protestantische Gemeinde in ausgiebigster Weise. Auch die Schule lag denen von Syberg am Herzen. Den Gottesdienst im Schloß zu Aprath ließen sie durch den evangl. Pfarrer zu Mettmann und Ratingen verrichten.

Freiherr Johann Abraham Friedrich von Syberg zu Aprath ließ 1722 das Schloß in der Form aufführen, welche es bis vor dem Umbau durch [Karl] Rumpff hatte. Er war, wie seine Eltern, für die protestantische Lehre in Kirche und Schule eifrig bemüht. Sein Hausprediger und Erzieher war der berühmte märkische Geschichtsforscher Johann Dietrich von Steinen, dessen ' Westfälische Geschichte' in vielen dickleibigen Bänden noch heute als eine hervorragende Geschichtsquelle gilt. v. Steinen wurde 1699 geboren, weilte von 1721 bis 1722 in Aprath, kam dann als zweiter Prediger nach Kleve, 1724 als Prediger nach Isselburg und später nach seinem Geburtsort Frömmern [Dortmund] in der Grafschaft Mark.

Im Jahre 1749 wurde er General-Inspektor der lutherischen Gemeinden und von Friedrich dem Großen, welchem er den ersten Teil seiner westfälischen Geschichte widmete, zum Konsistorialrat ernannt. Er starb im Jahre 1759. Leider ging bei dem Brande Frömmerns durch Soubise seine wertvolle handschriftliche Sammlung in Flammen auf."

  Konsistorium, 1) in der kath. Kirche: Kardinalskollegium; 2) in der ev. Landeskirche: oberste Kirchenbehörde einer Provinz; ihre Mitglieder sind Konsistorialräte.

  Soubise, Charles de Rohan, Fürst v. (1715-1787), frz. Feldherr, 1757 bei Roßbach geschlagen.

"Die Tochter von Johann Abraham Friedrich von Syberg, Anna Elisabeth Juliane, geboren 1724, brachte Aprath ihrem Gemahl, dem Freiherrn Friedrich Leopold Christian von dem Bottlenberg, genannt Kessel, auf Hackhausen bei Ohligs zu. Die letzte Dame aus dieser Familie ging im Alter von 51 Jahren mit dem 27jährigen Unter-Leutnant von Winterfeld eine Ehe ein, wodurch diesem Aprath zufiel.

 
Aprath
 
Aprath.
Nach einer Zeichnung
von Willibald Hüdig
 

Im Jahre 1810 ging Aprath in bürgerlichen Besitz über. In diesem Jahre erstand nämlich Ernst Theodor Gottlieb Dewiz unser Rittergut. Im folgenden Jahre kam die Aprather Fruchtmühle an die Familie Köttgen."

  Die Müllerfamilie Köttgen erscheint im 19. Jh. auch in der Bandesmühle in Solingen-Gräfrath. Adolph Köttgen war als Sohn des Ackersmannes Johann Wilhelm Köttgen und seiner Frau Maria Gertraud Kämpgen in Düssel geboren.

"Von Dewiz existiert noch eine große Anzahl anekdotenhafter Erzählungen im Munde alter Leute der dortigen Gegend. In dem kleinen, seit kurzem abgeholzten Tannenwäldchen, welches sich vor dem Schlosse die Höhe hinanzieht, auf welcher das prächtige Denkmal steht, ruht er mit seiner Gattin und einer Tochter. Kaum kenntlich ist die Stelle mehr, wo er seine Ruhestätte fand.

Nach ihm kam Aprath in die Hände des Gutsbesitzers Wolters, ging dann auf den unvergeßlichen Karl Rumpff über, der dem Schlosse seine jetzige Gestalt gab und 'Burg Aprath' im ehemaligen Küchenbusche aufführte. Heute ist Herr Wolters wieder im Besitz von Aprath.


Düssel

Der landschaftliche Reiz des alten Rittersitzes wird durch den ausgedehnten Weiher, welcher die Aprather Mühle treibt und von der Düssel gespeist wird, wesentlich erhöht. Rauschend stürzt der Bach aus dem Teich in eine tiefe Schlucht, mäßigt aber bald seinen Ungestüm und fließt dem zweitürmigen Dorfe Düssel zu.

Die evangelische Kirche, welche vor dem Orte steht, ist im Jahre 1874 an die Stelle eines alten, schindelgedeckten und schieferbekleideten Hauses mit vorgekragtem Dach und einem überaus malerischen Innern (innerhalb des Ortes gelegen) getreten. Wann die evangelische Kirche zu Düssel sich gebildet hat, ist ungewiß; doch muß dieses vor dem Jahre 1612 geschehen sein.

Ein hohes Interesse darf die katholische Kirche beanspruchen, eine der ältesten kirchlichen Niederlassungen im ehemaligen Amte Solingen. Diese Kirche bildete mit denen von Gruiten, Schöller und Sonnborn die sogenannten vier Kapellen, welche auch einen gesonderten Gerichtsbezirk ausmachten. Das Stift St. Gereon in Köln war Patron der Kirche zu Düssel, ein Umstand, der später zur Inkorporation [Einverleibung] derselben in das genannte Kapitel führte."


St. Gereon
2011   St. Gereon in Köln
 
St. Maximin
2006   St. Maximin in Düssel


"Die katholische Kirche zu Düssel, von welcher in dem jetzigen Bau nur Reste vorhanden sind, war eines der ältesten romanischen Bauwerke im Bergischen und eine streng durchgeführte ältere Pfeilerbasilika. Der Erweiterungs- und Umbau wurde durch den Architekten G.A. Fischer in den Jahren 1888/89 ausgeführt. [...]

  Gerhard August Fischer gestaltete übrigens auch Schloss Caspersbroich in Solingen um, von ihm stammen die Pläne für den 1887 in Angriff genommenen Wiederaufbau von Schloss Burg an der Wupper sowie zahlreiche Kirchenbauten im Bergischen Land.


Rittersitz Düssel

Das Stift zu St. Gereon hatte nicht nur den Pastor zu Düssel zu setzen, sondern belehnte auch mit dem Rittersitz Düssel, neben der Kirche gelegen, heute eine fast quadratische Anlage, von 6 m breiten Wassergräben umgeben. Hier saß das Geschlecht von Düssel, welches 1298 mit Gerhard von Düssel, Johanniter-Komtur zu Horst an der Lippe, in das Licht der Geschichte tritt. Dieses Geschlecht können wir an der Hand der Urkunden bis zum Jahre 1500 verfolgen. Zeitweilig war dasselbe im Besitz des bergischen Erbmarschallamtes. In der Mitte des 16. Jahrhunderts war Haus Düssel Eigentum des Matthias von Diepenbruch, genannt Roustesche, dem Jülich'schen Adel angehörend.

Sein Bruder und Nachfolger zu Düssel, Dam oder Damian (Adam) geriet 1548 mit der Stadt Köln in Streit. Mit ihm teilte sich Werner Krümmel zu Firmenich bei Euskirchen in das Eigentumsrecht an Haus Düssel. Als Damian zwischen 1565 und 1572 das Zeitliche segnete, entbrannte um seinen Anteil an Düssel ein heftiger Streit, aus welchem Wilhelm von Orsbeck, 'Kanzler Orsbeck zu Düssel', als Sieger hervorging. Er war ein sehr vermögender Herr und nannte sich unter anderem Kanzler von Jülich. Die Sinziger Kirche weist noch heute sein und seines Sohnes Grabmal auf.

Wilhelms Schwestersohn, Nikolaus Print von Horchheim, brachte nach dem Tode jenes das ganze Haus Düssel an sich. Im Jahre 1585 geleitete er von Bonn aus Jakobe von Baden nach Düsseldorf, zählte aber später zu den erbitterten Gegnern dieser unglücklichen Fürstin. Er war sieben Jahre Amtmann in Mettmann, 17 Jahre Rat der beiden letzten bergischen Herzöge und seit dem Jahre 1595 Kanzler. Von ihm kam Düssel an den Freiherrn Johann Betram von Gertzen, Erbmarschall von Jülich.

Heute ist Herr W. Greef aus Barmen der Besitzer von Haus Düssel, dessen Wirtschaftsgebäude dem Jahre 1786 entstammen. Das Herrenhaus ist in seiner jetzigen Form ein einfaches, zweistöckiges Bauwerk."

Wappen von Quad
Wappen "von Quad"

Wappen von Quad
Wappen "von Syberg"

Wappen von Düssel
Wappen "von Düssel"


Das "Heute" von Otto Schell liegt mittlerweile über 100 Jahre zurück. - Von Schloss Aprath an der L 74 (auf der Ploennies-Karte von 1715 mit 'Abroth' bezeichnet) ist bis auf Rundturm und Mauer nur noch wenig Altes zu sehen. Es soll 1986 abgebrochen worden sein. Schon Anfang des 19. Jh. sollen die Befestigungswerke niedergelegt worden sein.

Das zitierte prächtige Kaiser-Wilhelm-Denkmal steht noch auf der Anhöhe vis-à-vis. Auf der leider zerstörten Informationstafel (2006) lässt sich gerade noch entziffern, dass es 1890 erbaut wurde, zu einer Zeit, als auch anderswo dem beliebten Kaiser Denkmäler, Eisenbahnbrücken und andere bedeutende Bauwerke gewidmet wurden.


Aprath
 
2006
Kaiser-Wilhelm-Denkmal



Hof Hammerstein

Unter meinen Vorfahren befindet sich auch eine Familie Hammerstein:

  IX.271 Anna Hammerstein aus Haan, Tochter von X.542/543 Johannes Hammerstein und Margareth in der Schmitten, 1711 Heirat mit IX.270 Andreas Elscheid in Wald (Solingen). Um welche der vielen Hammerstein-Linien es sich handelt, war nicht festzustellen.

In Sonnborn befand sich ein Adelssitz Hammerstein, aber bei Wülfrath ein noch älterer Hof Hammerstein. Es könnte sich um den 'Stamm-Hof' der nicht-adeligen Namensträger Hammerstein handeln, die sich nach eben diesem Hof genannt haben.

Dieser Hof lag etwa einen Kilometer östlich des Stadtkerns von Wülfrath; später wurden Groß-, Mittel- und Klein-Hammerstein unterschieden. Heute (2007) finden Besucher des  Wülfrather Zeittunnels oder des Erlebniswanderweges Parkmöglichkeiten auf dem "Euroga-Parkplatz Hammerstein" am Kreisverkehr.

Der Name Hammerstein ist seit Jahrhunderten in Haan, Solingen und Wuppertal (und sicher an weiteren Orten) verbreitet; etliche Müller sind darunter, später Firmengründer und auch heute bestehende Firmen. Der Name erscheint z.B. hier:


Solingen
-   Scheider Mühle am Lochbach
-   Bechermühle am Lochbach
-   Scharrenberger Mühle am Viehbach
-   Hackhauser Mühle am Viehbach
-   Bausmühle an der Itter
Haan
-   Brucher Mühle an der Itter
-   Mahnertmühle am Scheidebach
-   Kaiserstraße 46
-   Nachbarsberg
-   Walder Straße 12

Otto Schell geht in seiner Schrift "Bergische Städtebilder" (1909) auch auf den Hof Hammerstein ein:

"Es hat viel Wahrscheinlichkeit für sich, daß dieser Hof - vielleicht auch Wülfrath selbst - auf dem ehemaligen Gebiete des Königshofes von Mettmann entstanden ist. Diese Höfe umfaßten oft ein gewaltiges Areal. Dieser Hof Hammerstein bei Wülfrath scheint in der Geschichte der Herren von Hammerstein eine bedeutsame Rolle zu spielen, wenn wir einer Familientradition dieser Herren, welcher viel Glaubwürdigkeit innewohnt, folgen dürfen.

Die im Bergischen ansässigen Herren von Hammerstein stammen aller Wahrscheinlichkeit nach von den Burggrafen von Hammerstein am Rhein ab. Die Trümmer ihrer Stammburg liegen unterhalb Andernach auf steilem Berge am rechten Rheinufer. Burggraf Otto von Hammerstein mußte im Jahre 1020 seine Burg dem Kaiser übergeben. Dann scheint er sich rheinabwärts begeben zu haben und soll nun, der oben angegebenen Quelle zufolge, bei dem Grafen von Berg Schutz gesucht und ein Gut Hammerstein - eben Hammerstein bei Wülfrath - erworben haben.

Allen Gründen, welche die Möglichkeit dieser Überlieferung stützen können, soll hier nicht nachgegangen werden. Vordem war das Hammersteiner Gut (bei Wülfrath) ein Zinshof der Abtei zu Werden und kam dann in den Besitz des möchtigen Edelherren von Tyvern, der in enge Beziehungen zum Grafen von Berg trat. Im Jahre 1189 verpfändete der Edelherr von Tyvern das Gut Hammerstein an den Grafen von Berg. Dann gehörte dasselbe zur Herrschaft Hardenberg und kam mit dieser im Jahre 1355 (wie es scheint dauernd) in den Besitz der Grafen von Berg.

Für die Herren von Hammerstein bildete unser Hof, wenn sie ihn wirklich besessen haben, nur einen Durchgangspunkt. Später bauten sie einen festen Adelssitz in Sonnborn an der Wupper, welcher heute noch steht. Sie gelangten zu Macht und Ansehen. Hervorragende Ämter wurden ihnen vom Herzog von Berg übertragen.

Im Anfange des 17. Jahrhunderts gründeten sie noch einen neuen Burgsitz unweit Krebsöge an der Wupper, wo heute noch ein prächtiges, in Stein gehauenes Wappen an sie erinnert.

Greifen wir nach diesen Abschweifungen auf die wichtigsten Schicksale des Hofes Hammerstein bei Wülfrath zurück. Im Jahre 1411 (12. Dezember) erklärten Norbert Junxken und seine Gemahlin Agnes sowie Hermann Junxken, der Bruder des vorigen, daß sie auf alle Erbansprüche an das Gut Hammerstein und den halben Hof von Kocherscheid verzichteten, indem sie zugleich diese Güter von dem Kollegiatstifte zu Düsseldorf in Erbpacht empfingen. Daraus scheint hervorzugehen, daß der Herzog von Berg auch diesen Hof jenem so sehr bevorzugten Stift überwiesen hatte. Wir sehen also ferner daraus, wie stetig der Einfluß der Düsseldorfer Klerisei in unserer Gegend wuchs.

Die verschiedenen Besitzer des Gutes, deren wir noch viele namhaft machen können, hier anzuführen, ist von geringem Werte. [Nicht unbedingt...] Es steht aber fest, daß das Düsseldorfer Kollegiatstift noch im Anfange des 16. Jahrhunderts im Besitze des Hammersteiner Gutes war.

Zwischen 1526 und 1588 kam dasselbe an die Eheleute Konrad Hammerstein und Elisabeth, und zwar durch Erbtausch. Es war dies eine bäuerliche Familie, welche diesen Namen wahrscheinlich von dem Gute annahm. Eine Verbindung derselben mit den Adelsherren von Hammerstein ist sehr unwahrscheinlich."

[Schell 1909, S. 111 f]


Wülfrath
 
1715
Hof Hamerstein (Bildmitte). Detail aus der topographischen Karte von Ploennies


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Sagen aus Wülfrath

Otto Schell hat nicht nur seine geschichtlichen Abhandlungen hinterlassen, sondern auch eine reichhaltige Sammlung bergischer Sagen. Zwei Beispiele aus dem Fundus Wülfrather Überlieferungen:



Bergische Sagen, gesammelt von Otto Schell (1922)

Der Leichenzug aus dem Schloßteich. (Düssel.)

"Auf der Straße von Düssel nach Schloß Aprath kann man in Winternächten mitunter einen Leichenzug beobachten. Derselbe entsteigt dem großen Schloßteich, hält am Kirchhof zu Düssel und betriff denselben, um dann wieder umzukehren und im Teich zu versinken. Es ist ein ehemaliger Schloßherr, der wegen seiner Härte im kalten Winter von Zeit zu Zeit diesen Weg machen muß. Derselbe soll auch sein erstes Weib umgebracht und in diesem Teich versenkt haben."
[Schell S. 64 (IV.176)]


Die fünf Kartenspieler. (Düssel.)

"Zwischen Aprath und Düssel liegt eine alte Mühle, in der es umgeht. Kommt man zur Mitternachtsstunde an der Mühle vorbei, so kann man an einem Tisch in der Mühlstube fünf Männer beim Kartenspiel sehen, die um 2 Uhr plötzlich verschwinden."
[Schell S. 65 (IV.179)]


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Genealogisches

  VI.36 Heinrich Wilhelm Pieper, * 1785 in Wülfrath, Weber. 1808 Heirat mit VI.37 Maria Agnesa May in Wülfrath, † 1785 in Wülfrath.

  VII.72/73 Johann Peter Pieper und Anna Gertrud Vollmer (Heirat 1784 in Wülfrath), Eltern von Heinrich Wilhelm, lebten in Metzgeshaus.

  VIII.144 Johann Jacob Piper war Wollenweber und 1750/51 Provisor in Wülfrath. Verheiratet war er mit VIII.145 Maria Agnes Isermann.

  IX.288 Johann Jacob Pieper, verheiratet mit IX.289 Maria Margarethe Engels, wurde ca. 1662 in Wülfrath geboren. Er wohnte im Pörzgen.

  Anna Margret Piper, Schwester von IX.288, kam 1660 in Düssel zur Welt.

  Die Eltern des um 1662 geborenen IX.288 Johann Jacob Piper waren X.576/577 Gerhard und Ließgen an der Steipelsmühlen.

Westlich der Straße Koxhof (L 74) steht im Stadtplan "Stippelsmühle Winkelsen". Auf der Ploennies-Karte von 1715 sind dort nur zwei "Wincklerhöf" eingetragen.

  Zur Herkunft des Familiennamens Pieper (Piper)


Pipers Höfchen
 
Pipers Höfchen,
das in der Nähe der Wülfrather
Kirche gelegen haben soll,
nach anderer Quelle in der (heute
nicht mehr auffindbaren) Mittelstraße 3.

Alle vier Fotos: Paul Pieper, vor 1940


Wülfrath, Groß-Pipers
Groß Pipers
 
Wülfrath, Klein Pipers
Klein Pipers
 
Wülfrath, Klein Pipers
Im Pörzgen



Zu guter Letzt:   Eine kleine Fundsache

"Zur Kirchengeschichte von Düssel.

Von der reformierten Gemeinde Düssel, einer der ältesten des bergischen Landes, existiert ein bis 1655 zurückreichendes Kirchenbuch, welches dadurch ein besonderes Interesse erweckt, daß die amtierenden Geistlichen, außer den Eintragungen der Taufen, Beerdigungen, Trauungen und Konfirmationen, hierin eigenhändig auch noch Bemerkungen über ihren Amtsantritt und andere Begebenheiten gemacht haben. [...]

1702 den 5 Aprilis des morgendts starb der ruchlose Mensch Michael Wimmershoff Im Kolck alt 46 Jahre."

[Carl Clément, Elberfeld, MBGV 8/9 1899, S. 173 f]



Quellen:
  • Fischer (1979) S. 226 f
  • Herminghaus (1922)
  • MBGV 8/9 1899
  • Münch, Willi: Geschichte der Stadt Wülfrath. Kreis Mettmann (Hrsg.): Neuigkeiten ... (1991)
  • Pieper, Paul (1940)
  • Schell, Otto: Historische Wanderungen durchs Bergische Land. Die Düssel. MBGV 1/1901 S. 1-5
  • Schell, Otto (1909)
  • Schell, Otto (1922)

Weitere Literatur:
  • Wülfrath. Heimatbuch einer niederbergischen Stadt (1962)
  • Über Haus Aprath und dessen Verbindungen zu Haus Hackhausen:
    MBGV 9/10 1903 S. 193-201

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