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Schöller (Wuppertal)

Wappen Schöller
  Bilder aus Schöller



Notizen über Schöller

Schöller liegt idyllisch und etwas abgeschieden im Düsseltal, südlich der B 7 zwischen Mettmann und Wuppertal. Der Ort gehört seit der der kommunalen Neugliederung am 01.01.1975 zu Wuppertal-Vohwinkel.

1808 war das Dorf mit Haan, Ellscheid, Gruiten und Sonnborn zur Bürgermeisterei Haan vereinigt worden. Mit der Auflösung der Bürgermeisterei Haan im Jahr 1894 wurde Schöller mit Opgruiten und Millrath (heute Erkrath-Hochdahl) in die Bürgermeisterei Gruiten eingegliedert.

Am Ortseingang fällt der alte Turm des Gutes Schöller auf. Von dem alten "Schloss" sind darüber hinaus nur einige Wirtschaftsgebäude erhalten. - Ende des 17. Jh. ging das Eigentum der Familie von Schöller an die Grafen von Schaesberg über. - Der zweite Turm in Schöller gehört zu der historisch bedeutsamen reformierten Kirche. Der romanische Turm stammt aus dem 12. Jh., der Taufstein aus dem 13. Jh. Schöller war die erste protestantische Kirchengemeinde des Rheinlands.


Zum Wappen von Schöller

Der Entwurf des Wappens stammt von Wolfgang Pagenstecher. Verliehen wurde es am 21. Oktober 1937.

"Im niederbergischen Amte Gruiten, in Gold ein schwarzer Gegenzinnenbalken, belegt mit einem roten Zinnenturm, weist auf die geschichtliche Vergangenheit der Gemeinde hin. - Im Jahre 1265 zuerst genannt, war Schöller fast ein halbes Jahrtausend Sitz des gleichnamigen Rittergeschlechtes. Die Letzte des Geschlechtes, Mechthild Maria Margaretha, verstorben 1708, heiratete den Grafen Johann Friedrich Schaesberg. -
Als Lehnsleute der Grafen von Berg führten die Herren von Schöller einen Teil des ältesten Bergischen Wappens in veränderten Farben, nämlich einen schwarzen Gegenzinnenbalken in Gold. - Der im Wappen der Gemeinde über dem Schild der Herren von Schöller gelegte rote Turm deutet auf die alte Burganlage, der die Gemeinde ihren Ursprung verdankt! Noch heute ist der weithin sichtbare Bergfried der ehemaligen Burg ein trutziges Wahrzeichen der Gemeinde!
Düsseldorf, im Juni 1937"
[Düsseldorfer Jahrbuch S. 229]


Schoeller
2002   Bergfried des Gutes Schöller
 
Schoeller
2002   Romanischer Turm der reformierten Kirche



Historische Wanderungen

Otto Schell hat in der Monatsschrift des Bergischen Geschichtsvereins mehrfach über Schöller berichtet. Der folgende Text erschien 1901. Eventuell abweichende neuere Erkenntnisse sind nicht berücksichtigt.


Monatsschrift des Bergischen Geschichtsvereins, 8. Jg. Nr. 2 / 1901, S. 45-47
Historische Wanderungen durchs Bergische Land.

- Schöller -

Von Otto Schell (1901)

"Und wieder ein Dorf mit zwei Türmen, hart an der Düssel auf mäßig-hoher Böschung gelegen: Schöller. Der eine Turm gehört zur Kirche, der andere zum alten Schloß.

Mag auch die Geschichte der ehemaligen Bergischen Unterherrschaft Schöller aller großen Momente entbehren, so verdient sie doch immerhin einige Beachtung, schon aus dem Grunde, weil sie tief hineingreift in die allgemeine Geschichte des Bergischen Landes, namentlich seiner Adelsgeschlechter.

Schöller lag, alten Urkunden zufolge, im ehemaligen Keldach- oder Keldagau. Ursprünglich war der Ort, dessen älteste Schreibweise Scolere ist, ein Lehnshof der Abtei Korvey, kam dann in den Besitz der Grafen von Berg und wurde von diesen mit der Gerichtsbarkeit und gewissen Dominialgefällen als Pfandherrschaft den Herren von Schöller aufgetragen. Dieses Adelsgeschlecht, welches den am Niederrhein weit verbreiteten doppelt gezinnten schwarzen Querbalken im goldenen Felde in seinem Wappen führte, kommt schon 1295 auf, während der Ort zuerst 1265 genannt wird.

Dieses Geschlecht besaß schon im Anfang des 14. Jahrhunderts Güter in Köln. Von besonderer Wichtigkeit wurde Rüttger von und zu Schöller, welcher Bergischer Marschall und Rat und dazu von 1531-1546 Amtmann zu Solingen war. Er untersiegelte im Jahr 1538 die geldern-clevische Union und wird auf Fol. 77 des bergischen Ritterbuchs um's Jahr 1551 aufgeführt. Er war mithin ein Zeitgenosse der deutschen Kirchenreformation. Welche Stellung er zu derselben einnahm, läßt sich daraus erschließen, daß Schöller schon 1530 zur evangelischen Lehre übertrat, allen bergischen Orten voran.

[...] Ferner verdient der Umstand Beachtung, daß Konrad von Heresbach, der ebenfalls am Hofe hochangesehen und einer Reformation nach seinem Sinne sehr geneigt war, in der Nähe von Schöller, auf dem Hofe Heresbach, geboren wurde und ein Zeitgenosse jenes Herrn von Schöller war.

  Konrad Heresbach (1496-1576), Rechtsgelehrter und Diplomat, Erzieher und späterer Berater des Erbprinzen von Kleve, erster deutscher landwirtschaftlicher Schriftsteller mit "de rei rusticae libri quattuor".

  Nach anderer Quelle soll Heresbach von einem "Hof Hertzbach bei Mettmann" stammen. Auf der Ploennies-Karte des Amtes Mettmann von 1715 ist unmittelbar nordöstlich des Dorfes Schöller ein Hof eingezeichnet, der aufgrund der sehr blassen Schrift beide Namensdeutungen zulässt.


[...] Die letzte Erbin von Schöller, Mettild Maria Margarethe, welche im Jahre 1708 starb, brachte Schöller ihrem Gemahl dem Grafen Johann Friedrich von Schaesberg zu, dessen Erben noch heute im Besitz der Herrschaft sind.

Als im Anfang des vor. Jahrhunderts die ganze Weltlage durch Napoleon verrückt worden war, kamen auch für den Adel andere Zeiten. Am 14. November 1808 hob der gewaltige Korse in seinem ganzen Gebiet alle Lehngüter auf und damit auch die Herrschaft Schöller.

 
Schöller
 
Alte kath. Kirche in Gruiten (links)
und Haus Schöller,
Wappen von Schaesberg.

Zeichnung: Willibald Hüdig,
Foto: Karl Frowein.
Abb. in der Monatsschrift des
Bergischen Geschichtsvereins 3/1901
 

Werfen wir nun einen Blick auf die Gerichtsbarkeit von Schöller.

Ursprünglich hegte der Graf von Berg das Blut- oder Hochgericht und zwar zu Opladen. Die Civilgerichtsbarkeit lag in den Händen der städtischen Gerichte, der beiden Hauptgerichte zu Porz und Kreuzberg und einer Anzahl von Landgerichten. Außerdem bestanden bei den Bergischen Unterherrschaften, wozu Schöller gerechnet wurde, besondere Gerichte mit Hofrichtern und Schöffen.

Nicht selten war diesen Hofgerichten auch das Blutgericht für den Bezirk ihrer Herrschaft übertragen. So war es beispielsweise in Hardenberg und Schöller der Fall. Gar manches meldet die Sage vom Gericht zu Schöller aus der Vorzeit Tagen, von dem eisernen Käfig am Schloßturm zu Schöller, von Gefangenen, die dort den Bienenstichen preisgegeben wurden, namentlich aber von dem berüchtigten Räuber-Hauptmann Auerbäumer Hannes, der hier gefangen saß, durch kühne List entfloh und dann spöttisch nach Schöller schrieb:

  "Wer will stehlen und nicht hangen,
  Muß sich in Schöller lassen fangen."

Aber er wurde, wie die Tradition weiter berichtet, wiederum gefangen und auf dem Galgenfeld zu Schöllersheide, dem alten Richtplatz der Herrschaft Schöller, vom Scharfrichter mit dem Schwert hingerichtet.

All das gehört der Vergangenheit an. Aber der kleine Ort, der von einem Wachstum in vielleicht hunderten von Jahren nichts zu melden weiß, dessen altersgrauer Schloßturm in der klaren Fläche des großen Weihers sich spiegelt - ein ländliches Idyll von eigenartigem Reiz - er hat sich einen ehrenvollen Namen erworben, nicht nur durch seinen Geburtsadel, sondern durch zwei Söhne von hohem Geistesadel, den schon erwähnten Konrad von Heresbach, einen der größten Humanisten am Niederrhein, und Benzenberg, den großen Naturforscher, der in Schöller im Jahre 1777 das Licht der Welt erblickte. Humanismus und Realismus treten in beiden Gelehrten so unvermittelt einander gegenüber, wie die verschiedenen Zeitalter, denen sie angehören.


  Benzenberg: Experiment zur Demonstration der Erdrotation


Schöller
2004   Tafel am Geburtshaus des Naturwissenschaftlers und Landvermessers J. F. Benzenberg
 
Johann Friedrich Benzenberg
(1777-1846)



Schöller
2002   Geburtshaus von Friedrich Benzenberg




Sagen aus Schöller



Bergische Sagen, gesammelt von Otto Schell (1897)

Der Turm zu Schöller.

"An dem alten Schloßturm zu Schöller befindet sich hoch oben ein eiserner Käfig. Davon berichtet die Sage, daß ehemals darin Gefangene eingesperrt wurden, nachdem man sie entkleidet und mit Honig bestrichen hatte, um von den Bienen und Wespen zerstochen zu werden."

"Von diesem Turm, namentlich aber dem oben erwähnten eisernen Käfig, erzählt man, daß dort die Geister der auf der Schöllersheide Gerichteten umgingen."

[Schell S. 88 (IV.9)]


Ob wohl die eiserne Fenstervergitterung am Schlossturm als Spur der drastischen Gerichtsbarkeit zu deuten ist? Zur Not würde ein abgemagerter armer Sünder wohl hinter die Stäbe passen...


Schoeller
 
2009
Eisenkäfig oder
Fenstergitter?

"Der alte Bergfried mit einer Kapelle und einem angebauten halbrunden Treppenturm wird im Volksmund mit dem berüchtigten niederbergischen Räuber Schinderhannes in Verbindung gebracht, der dort als Gefangener festgehalten worden sein soll. Diese Annahme beruht jedoch auf einem historischen Irrtum; Schinderhannes ist nie in Schöller gewesen." [Fischer S. 246] So steht es im DuMont Kunst-Reiseführer.

  Tatsächlich hat es sich in Schöller offenbar um einen anderen Hannes gehandelt: Lt. Knaurs Lexikon war "Schinderhannes" der Beiname des Räuberhauptmanns Johannes Bückler (1783-1803), während Otto Schell von einem Auerbäumer Hannes berichtet. Also kein Widerspruch.


Schöller
 
1671
Haus Schöller mit Kirche.
Abb. bei Breidbach (1970)



Vom Ende der Geschichte

"Aus der Geschichte der Gemeinde Schöller" hat im Jahr 1903 sehr ausführlich Pfarrer Henrici aus Schöller in der Monatsschrift des Bergischen Geschichtsvereins berichtet. Abschließend geht er auf den im wahren Sinne des Wortes Verfall des Hauses Schöller seit dem 17. Jh. ein. Verfall und Konflikte zwischen Volk und "Herrschaft" müssten demnach auch meine Vorfahren in diesem Ort erlebt haben. Vielleicht sind sie ja deshalb nach Gruiten umgezogen.

"Das Ende des alten Adeslgeschlechtes der Herren von Schöller hat ... nicht nur das Band endgültig zerrissen, das sich in mehrhundertjähriger Geschichte um Gutsherrschaft und Honschaftsvolk geschlungen, nicht nur der kirchlichen Gemeinde einen Rückhalt genommen, den ihr das neue Herrschaftshaus der Natur der Sache nach gar nicht bieten konnte. Nein, es liegt etwas Tragisches für den ganzen Ort darin, daß der Übergang des Rittergutes an die Grafen von Schaesberg durch eine eigentümliche Verkettung von Umständen das Grab seiner weiteren Entwicklung werden und den Stillstand in seiner Mitte chronisch machen sollte.

Selbstverständlich hatten die neuen Besitzer, die durch ihre Geschichte mit den eigenen Stammsitzen verwachsen waren, nicht das tiefgehende Interesse an dem kleinen Schöller, wie ein Geschlecht, das hier groß geworden war und in diesem Boden wurzelte. Dennoch gedachte im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts das damalige Familienoberhaupt, Johann Friedrich Bernhard von Schaesberg, Domprobst zu Münster und Paderborn, sich wenigstens für vorübergehenden Aufenthalt in Schöller an Stelle des inzwischen altersschwach gewordenen Ritterhauses seiner Vorgänger ein neues Schloß zu errichten. Er ließ die alten Gebäude bis auf die Scheunen und den Eckturm abtragen, - da ereilte ihn der Tod über seinen Bauplänen!

Seine Söhne und Enkel haben nie wieder Anstalten getroffen, die Pläne des Schloßbaues in Schöller neu aufzunehmen. Sie hatten schönere, größere Besitzungen genug, um viel nach dem bescheidenen, nur auch noch ruinenhaften Spätling ihres Familienerwerbs zu fragen. Schöller blieb in Vergessenheit liegen; bloß für einen Pächter ward in den Überresten der Stallgebäude eine notdürftige Wohnung eingerichtet.*)

So ist die alte Herrlichkeit verfallen, eine neue dem Ort nicht aufgeblüht. Nur als Sitz einer Herrschaft hätte Schöller in der ihm eigentümlichen Lage und bei den sonstigen kleinbäuerlichen Verhältnissen seinen früheren Platz behaupten können."
____________________
*) Das jetzige Pächterhaus ist erst jüngeren Datums. - Der erste Pächter rückte bereits 1724 in Schöller ein.

[Pfarrer Henrici, Schöller, 1903]


Den Eindruck von "Verfall" hat der Besucher heute jedenfalls nicht. Wie schrieb doch Otto Schell so zutreffend: Ein ländliches Idyll von eigenartigem Reiz.

  Bilder aus Schöller


Schöller
2002   Blick auf Mühle, Bergfried und Turm der reformierten Kirche. Viel scheint sich hier nicht verändert zu haben.
 
Schoeller
2009   Wappen und Jahreszahl 1884 am Gutshaus



Genealogisches

  V.17 Anna Catharina Breidt, * um 1811/12 in Schöller.

  VI.34/35 Peter Johannes Breidt und Anna Margaretha Stöcker aus Linnep (Ratingen), Heirat 1792 in Schöller, Eltern von Anna Catharina.

  VI.34 Johann Peter Breidt, getauft in Erkrath, konfirmiert in Schöller.

  VIII.175 Gertrud Theegarten † 1788 in Schöller.


Quellen:
  • Breidbach (1970)
  • Düsseldorfer Jahrbuch Bd. 44. Beiträge zur Geschichte des Niederrheins, Düsseldorf 1947
  • Fischer (1980) S. 246
  • Henrici, MBGV 7/8 1903 S. 137-178
  • Schell, Otto: Zur Geschichte von Schloß und Herrschaft Schöller. MBGV 2/1894 S. 19-21
  • Schell, Otto, MBGV 1/1901, S. 45-47
  • Stadtarchiv Mettmann (1985) S. 11
  • D. Fackin (2003 eMail)

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