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Ratingen

Wappen Ratingen



Notizen über Ratingen

Um das Jahr 800 wird "Hretinga" erwähnt, eine Siedlung im Schnittpunkt des "Heiligenwegs" von Kaiserswerth nach Kupferdreh und des "Mauspfads" zwischen dem Niederrhein und Köln. Stadtrechte hat Ratingen seit 1276.

1783/1784 entstand im Angertal bei Ratingen die "älteste Fabrik auf dem Kontinent", gegründet von Johann Gottfried Brügelmann aus Elberfeld. Er errichtete hier eine wassergetriebene mechanische Baumwollspinnerei, die er nach ihrem englischen Vorbild Cromford Mill nannte. Die 1977 geschlossene "Hohe Fabrik" gehört heute zum Rheinischen Industriemuseum (Cromforder Allee 24). Sie kann besichtigt werden mit ihren "Waterframes", den nachgebauten Spinnmaschinen, die von einem gewaltigen, 5 Meter hohen "unterschlächtigen" Wasserrad angetrieben werden (das wiederum - zeitgemäß - von einem Elektromotor angetrieben wird und nicht mehr von der Anger). Interessant sind auch die Einblicke in die Arbeitsbedingungen der Spinnereibelegschaft im 18. und 19. Jh., die lange Zeit überwiegend aus Kindern bestand.
[Industriemuseum: Cromforder Allee 24, 40878 Ratingen]

   Kinderarbeit in Cromford

1806, mit dem Übertrag des Herzogtums Berg an Napoleons Schwager Murat, wurde das Bergische Land in vier Arrondissements aufgeteilt. Ratingen gehörte mit Mettmann, Velbert und Richrath zum Arrondissement Düsseldorf. - Mit etwa 92.000 Einwohnern ist Ratingen heute (2005) die größte Stadt im Kreis Mettmann.



Cromford Mill, Herrenhaus
2003   Cromford Mill, Herrenhaus
 
Cromford Mill, Hohe Fabrik
2003   Cromford Mill, Hohe Fabrik


Cromford Mill
 
2003
Cromford Mill.
Grobkarde, eine Maschine zur Bearbeitung der "Wattewickel"




Notizen über Homberg

Die Siedlung Homberg bestand anfangs aus mehreren Einzelhöfen. Sie ist erstmals Mitte des 11. Jh. urkundlich erwähnt.

Als das Bergische Land in den Jahren 1350-1360 eine neue Verwaltungsordnung erhielt, wurde Homberg die östlichste Siedlung des neugeschaffenen Rheinamtes Angermund. Homberg verfügte bereits über eine eigene Gerichtsbarkeit. Nördlich des Dorfes, bei Gut Knops, markiert noch heute eine alte Eichengruppe den ehemaligen Gerichtsplatz, auf dem das Hofgericht tagte. Schon 1555 besaß Homberg ein Landgericht.

Im 16. Jh. war das Land in Honschaften aufgeteilt. Die Honschaft Homberg bestand aus den Höfen Grashof, Am Häuschen, Homerich, Kocks und Schneppershof. Anfang des 17. Jh. war der überwiegende Teil der Gemeinde reformiert.


Homberg
 
Juli 2002
In Alt-Homberg stehen
noch einige Wohngebäude
aus dem 17.-19. Jahrhundert.

1929 erfolgte die erste kommunale Neugliederung. Homberg wurde zusammen mit Bellscheidt und Bracht dem neuen Amt Hubbelrath zugeordnet. Mit der zweiten kommunalen Neugliederung im Jahr 1975 wurde das Amt Hubbelrath aufgelöst. Die Gemeinde Homberg-Meiersberg wurde zusammen mit Hasselbeck-Schwarzbach sowie den früheren Angerland-Gemeinden Lintorf, Hösel, Breitscheid und Eggerscheid der neuen Stadt Ratingen zugeordnet.


Homberg
2002   Blick über die Felder auf Homberg...
 
Homberg
... und auf Gut Knops




Notizen über Linnep

Was dem Besucher hier ins Auge fällt, ist zunächst - im goldenen Oktober - der bunte Wald am Linneper Weg, dann grüne Gemüsefelder, dahinter der Turm des Wasserschlosses Linnep, der über 1000 Jahre alt sein soll. Dann rückt die kleine evangelische Wald-Kirche ins Blickfeld, über deren Eingang "AEDIFICATUM 1682" (erbaut 1682) eingemeißelt ist.

"Das Kirchlein ist ein schlichter, rechteckiger Saalbau und völlig schmucklos. Nur das Dach ist mit einem vierseitigen Dachreiter geziert. In den Jahren 1764 und 1846 wurde sie schon renoviert; eine gründliche Ausbesserung erfuhr sie 1884 und 1890." [Herder]

Gleich daneben liegt ein Reitstall, schräg gegenüber der Schlossteich und schließlich, nach Durchschreiten des Torbaus, steht man vor dem Linneper Schloss.

Schon 1050 wird in einer Urkunde des Klosters Werden "Linepo" genannt. 1769 entstand an der Stelle der alten Burg ein Neubau, in den der runde Turm mit dem Spitzdach sowie die Ringmauer aus der alten Anlage integriert wurden. In der topographischen Karte des "Ambtes Ratingen" von Ploennies aus dem Jahr 1715 ist "Lennip" als "Adelich-Haus" eingetragen, nicht jedoch der gegenüberliegende Hof.

"Wer nun nach dem Gottesdienst den Wunsch hat, einen Frühschoppen einzunehmen, kann diese Gelegenheit erwischen, indem er nur ein Haus weitergeht, denn dies ist ein Wirtshaus. Derjenige aber, der es vorzieht durch Gottes herrliche Natur weiterzuwandern, dem mag empfohlen sein, die Wälder nach Hösel und Kettwig hin zu durchstreifen und sich zeitig auf den Rückweg zu begeben, wenn er nicht in überlaute Menschenhorden hineingeraten will, die nur am Nachmittag unterwegs sind."

Dieser Ausflugstipp für Frühaufsteher von Paul Herder von 1928 lässt sich 2005 nur noch mit einer Einschränkung umsetzen: Ein Wirtshaus gibt es an dieser Stelle nicht mehr.


Linnep
 
2005
Inschrift "AEDIFICATUM 1682"
über dem Eingang der Waldkirche

Sehr ausführlich hat Karl Heck 1920 in der Monatsschrift des Bergischen Geschichtsvereins über das "Schloss Linnep bei Kettwig" sowie seine Herrschaften und deren Familiengeschichte berichtet. Nicht nur Geistliche entsprossen diesem mittelalterlichen Rittersitz, auch Raubritter kamen nicht nur ausnahmsweise vor. Hier nur einige wenige Auszüge aus dem Aufsatz:


Monatsschrift des Bergischen Geschichtsvereins, 27. Jg. Nr. 7/8 1920

Schloß Linnep bei Kettwig

Von Karl Heck (1920)

"Östlich der von Ratingen nach Mülheim führenden Landstraße in der Nähe der von Krummenweg nach Kettwig zu den Schlössern Huegenpoet und Landsberg über hügelig ansteigendes Waldgelände sich hinziehende Straße lugt aus den Wipfeln der Baumkronen Haus Linnep hervor, auf dem gegenwärtig Graf Hubertus von Spee seinen Wohnsitz hat. Es gehört zur Gemeinde Breitscheid-Selbeck und zum ehemaligen Lande Angermund.

Die Bauart der alten Teile des Edelsitzes weist auf das 12. Jahrhundert hin; aber als Rittersitz hat hier schon vordem ehe Burg bestanden, denn die Herren von Linnep, die es ursprünglich bewohnten, werden schon im 11. Jahrhundert genannt.

[...] Urkundlich wird der Rittersitz bereits im 11. Jahrhundert in einer Urkunde des Stifts Kaiserswerth erwähnt [...]. Der erste Ritter des Namens Linnep war der im Jahre 1093 neben Arnold von Lopenhilde (der alte Namne für Laupendahl) in einer Urkunde auftretende Werner de Linepe. [...] Das Geschlecht von Linnepe blieb lange Jahrhunderte im Besitz des Hauses Linnep.

[...] Daß die Linneper, die so manche Herren geistlichen Standes lieferten, auch aller Ascese abholde und der wüsten Wegelagerei huldigende Vertreter aufwiesen, dafür ist sehr bezeichnend der Inhalt einer Urkunde vom Jahre 1387:

»Johann Herr zu Lynepe - der eben erwähnte, der mit Aleydis von Helpenstein, Erbin zu Helpenstein bei Lintorf, seit 1417 nochmals verheiratet war - verzichtete am 18. August für sich, seine Gattin und seine Kinder auf das Erbteil, das auf ihn gefallen sein möchte durch den Tod seiner Schwäger Philipp und Friedrich von Helpenstein, weil die Herrlichkeit Helpenstein dem Erzstift ledig geworden sei der Missetaten wegen, die Friedrich an seinem Bruder Philipp, den er ermordete, beging, und wegen noch vieler anderer Gewalttaten und Brüchten, die diese Brüder, ihre Eltern und Vorfahren getan und begangen hatten, und weil der Erzbischof ihm, dem Johann von Linnep, aus dem Gefängnis, wohin er durch weiland Gumprecht von Alpen, gewesenen Vogten zu Köln, geraten war und ihn zu Händen des Erzbischofs gestellt hatte, unterlassen habe«.

[...] Der Nachfolger des wüsten und rohen Helpenstein zu Helpenstein bei Hülchrath an der Erft und auf Helpenstein bei Lintorf war Deterich von Linnep 1395.

[...] Noch einem Vertreter des Raubrittertums begegnen wir in Heidenrich von Lynep, der am 14. August 1407 Helfer des Peter von Kalkum in dessen berühmter Fehde gegen Köln wurde.

[...] Durch Heirat kam das Haus 1573 an den Grafen von Tecklenburg-Bentheim-Steinfurth, Herren zu Wevelinghoven, der die Magdalena von Neuenahr geheiratet hatte; dieser starb 1606. [...] Haus Linnep kam als Pfand an Cristoffel von Isselstein, der es schon 1582 bewohnte. Dessen Gemahlin war Margarethe von Allendorf.

[...] Moritz von Isselstein, Sohn des vorgenannten Christoffel, brachte das Schloß im Jahre 1643 durch Kauf erblich an sich. [...] Diese freiherrliche Familie gehörte der reformierten Konfession an. Der nächste Besitzer, Vincenz Schott von Isselstein (1680), ließ, wie dies schon zu Lebzeiten seiner Eltern teilweise geschehen war, jetzt ständig Gottesdienste im Schlosse abhalten, zu denen die Reformierten von Mintard, Linnepdorf (Lintorf) usw. Zutritt hatten.

Als der Schloßsaal deren Zahl nicht mehr fassen konnte, schenkte der Freiherr 1683 der Gemeinde einen Bauplatz, auf dem nach Überwindung vieler Schwierigkeiten das jetzt noch benutzte Kirchlein entstand, in dem am 5. November 1684 die erste Predigt gehalten wurde. Die Kirche wurde 1884 und 1890 gründlich ausgebessert. So entstand die evangelische Gemeinde Linnep-Breitscheid.

Vincenz Schott von Isselstein starb 1705 ohne Leibeserben, und Linnep kam zur Teilung unter Verwandte, nämlich den General Graf Wassenaer zu Obdam und den Obersten Freiherrn von Hack auf Linnep, auch von Haack-Isselstein genannt. Als dieser 1720 starb, wurde Wassenaer alleiniger Besitzer der Erbschaft. Diesen beiden Besitzern wurde im Jahre 1710 Holz zur Reparatur der Pforten, Brücken und des Schafstalles angewiesen.

Im Jahre 1731 ging Linnep durch Kauf in die Hand des Kölner Schöffen von Mongau (Monschau, Monschaw) über. Damals war das Haus in ganz kläglichem Zustand. Im Jahre 1735 war es so weit gekommen, »daß der inwendige Bau des Rittersitzes aus altertum und völliger Baulosigkeit leider schier ganz ein- und zusammengefallen, daneben die Brücken in solch schlechten Zustand geraten seien, daß sie ohne Gefahr eines Unglücks weiter nicht zu gebrauchen sei«. Ein Neubau folgte bald.

Oft wechselten nun die Besitzer. Durch Erbschaft kam Haus Linnep an die Familie Katz, darauf an die Familie Brögelmann in Cromford b. Ratingen. Von dieser ging es später an einen Schwiegersohn der Familie, Baron von Aowstin, über, von dem es im Jahre 1855 der Reichsgraf Ferdinand von Spee, ein Bruder des Besitzers von Heltorf, kaufte und zu seinem Wohnsitz erkor. Der Graf vergrößerte das Gut durch Anbauten und vermehrte den dazu gehörigen Grundbesitz auf rund 1300 Morgen Waldgebiet. Noch heute ist es Eigentum derer von Spee und von dem als Parlamentarier bekannten Grafen Hubertus von Spee bewohnt. Das ehemalige Rittergeschlecht von Linnep scheint im 17. Jahrhundert vollständig ausgestorben zu sein. [...]"


Linnep
2005   Schloss Linnep und Schlossteich
 
Linnep
2005   Das Schloss



Sagen aus Ratingen

Die bekannteste Sage Ratingens ist sicher die vom "Daumenklemmen". Darüber hinaus sind das Angertal mit Ratingen und seiner Umgebung reich an Spukgeschichten. Zum Beispiel diese:



Bergische Sagen, gesammelt von Otto Schell (1922)

Der Ziegenbock von Eckamp. (Ratingen)

"In der Nähe von Eckamp bei Ratingen zieht sich eine alte Hohlstraße hin. Dort hat es nach der Meinung der Umwohnenden immer gespukt.

Einst wurde, als der Abend schon weit vorgerückt war, in einer benachbarten Wirtschaft die Behauptung aufgestellt, niemand vermöge dort um die Mitternachtszeit eine Stunde zu verweilen. Aus der Behauptung wurde zuletzt eine Wette, und ein Mann machte sich auf den Weg, um die Wette zu gewinnen. Aber kaum war er in dem bezeichneten Hohlweg angelangt, als sich ein kohlschwarzer Ziegenbock zeigte, welcher ihm auf den Rücken sprang. Voller Grausen floh der Wagehals, und erst als er in der Nähe jenes Wirtshauses anlangte, verließ ihn der Bock. Jeder Zweifel an der Wahrheit der Volkssage war ihm nun vergangen, und er schwur seit jener Zeit Stein und Bein, daß der leibhaftige Gottseibeiuns dort sein Wesen treibe."

[Schell S. 57 (III.154)]


Der Geist ohne Beine (Ratingen)

Am krummen Wege zwischen Lintorf und Mintard, unweit Ratingen, begegnet dem Wanderer zu nächtlicher Frist nicht selten eine menschliche Gestalt, aber ohne Beine. Ein Jäger, der davon gehört hatte, ging mit mehreren anderen Leuten an dieser Straße auf Anstand, und er sowohl wie die übrigen Männer sahen das seltsame Wesen.

Er erklärte denselben nun, daß er am nächsten Tage wieder hingehen und auf die seltsame Erscheinung schießen werde. Keiner seiner früheren Genossen wollte ihn auf diesem Gange geleiten. Doch ließ er sich nicht abhalten und stellte sich an den Weg. Das seltsame Wesen kam. Er rief es an, und als es nicht anhielt, schoß er darauf, aber ohne die Erscheinung im Fortrücken aufzuhalten oder zu beschleunigen. Sie schwand ruhig ihres Weges dahin.

Nun wurde der Jäger von anderer Seite belehrt, er müsse statt des Bleies nur Brot in die Flinte laden. Er ging nun abermals mit dieser neuen Ladung an den krummen Weg und schoß auch wirklich auf die Spukgestalt, als sie sich abermals zeigte. Was darauf folgte, hat der Jäger nie bekennen wollen. Er blieb schweigsam und zurückgezogen über dieses Ereignis, wie er überhaupt von dem Tage an ein krankes und scheues Ansehen gewann und bald darauf starb.

[Schell S. 58 (III.159)]


Linnep
 
2006
"Dumeklemmer" (Daumenklemmer)
vor der Kirche St. Peter und Paul



Schleifkotten in Ratingen

Schleifkotten entstanden in Ratingen am Schwarzbach und an der Anger. Der Begriff "Slipkothen" in Verbindung mit der Ausnutzung der Wasserkraft ist in Ratingen 1430 urkundlich zuerst belegt. [Arnold Dresen: Vom Handwerk im alten Ratingen. In: Alt-Ratingen 7 (1925), S. 49-51. Zit. bei Bolenz u.a. S. 13]

  Schleifkotten

Über die frühen Schleifkotten in Ratingen berichtet auch H. Pohl:


Solinger Tageblatt vom 8. Oktober 1938
"(Zu den Abhandlungen:
'Ueber das Alter der Schleifkotten' 'Die Heimat' vom 5. Juni 1937 und
'Schleifkotten in Ratingen' 'Die Heimat' Nr. 9 vom 24. Juli 1937.)

Dr. Otto Redlich weist Zünfte der Scherenschleifer in Ratingen im 14. Jahrhundert nach. Den Nachweis über Schleifkotten erbringt er erst vom 17. Juli 1497 auf Seite 146 unter 130 in Redlich, Quellen zur Rechts- und Wirtschaftsgeschichte der Rheinischen Städte III Ratingen.

Hier wird von einem 'slypkoten und slypsteden' geschrieben, der zur Nachlassenschaft eines Johann vom Haus (van Huyss) gehört. Die Erbschaft teilen die Brüder Johann und Heinrich vom Haus, wobei der Schleifkotten an Johann fällt »up sent Aller im Dage 1497«.

Da nach der von mir angezogenen Pergamenturkunde vom 1. Juli 1430 ein Aylff vam Huyss »uyt eynen Slipkoeten gelegen in den kirspele van Ratingen beneden der brachterbruggen enteyn den loeborne over den angeren« eine Stiftung auf den St. Katharinenaltar in Gräfrath macht, handelt es sich wahrscheinlich um denselben Kotten, den Dr. Redlich 1497 nachweist; denn 1430 war er schon im Besitz der Familie ' van Huyss'. [...]

Der älteste, bis jetzt wohl bekannte Nachweis über das Vorkommen von Schleifkotten datiert vom 18. März 1392. Die Lage ist genau angegeben, wenn es heißt: »was unde is gelegen bey Ratingen up deme Angeren entgeghen den Laberch up anders sidde des Angeren.«

Es ist ganz eigentümlich, daß die Schleiferkunst in Ratingen ganz plötzlich verschwunden ist, und noch eigentümlicher, daß man nichts über die Ursachen findet. Man vermutet, daß die Pest die Schleifer von Anger und Schwarzbach vertrieben hat. [...]" Vielleicht bringt ein glücklicher Zufall auch hierüber und ebenfalls über die Beziehungen Ratingen - Solingen einmal Aufklärung.

[H. Pohl]




Genealogisches

  V.22/23 Wilhelm Knops (* 1810 in Velbert), Tagelöhner, und seine Frau Johanna Agnes Rosenbaum lebten um 1848 in Ekamp bei Ratingen (Rath auf dem Bruch).

  VI.39 Anna Maria Elisabeth Kuhlendahl, * 1769 in Homberg, war Tochter des Zimmermanns Johann Kuhlendahl und seiner Frau Anna Margaretha Buchholz (VII.78/79).

  VI.35 Anna Margaretha Stöcker ist in Linnep geboren. Ihre Eltern waren VII.70/71 Adolph Stöcker und Gertrud Steines. 1792 heiratete sie in Schöller den VI.34 Peter Johannes Breidt.

Eckamp
 
1715
Eckamp
Detail aus der Karte
des Amtes Ratingen
von E. Ph. Ploennies



Das "Wildgestüt" der Herzöge von Berg

Zufällig fand ich die folgenden Artikel über die "Pferdezucht" der bergischen Landesherren. Sie werfen Fragen auf zu Sinn und Zweck dieser Art der Haltung, zum Umgang mit diesen "Wild-Pferden", zu ihrer Gewöhnung an den Menschen, ihrer Ausbildung ("Abrichtung") und Verwendung...


Bergische Wochenpost vom 17. August 1957

Das Wildgestüt der Herzöge von Berg

Wölfe rissen Fohlen - Napoleon zu Gast geladen

Das Land zwischen Rhein, Ruhr und Düssel war einst von einem riesigen Wald bedeckt. Dieser Wald erstreckte sich vom Reichshof Duisburg, den der Frankenkönig Chlodwig zu seiner Residenz erkor, bis zum damaligen Dorf an der Düssel und noch darüber hinaus.

Im Jahre 1065 schenkte König Heinrich IV. den Reichshof mit dem ganzen Waldbann dem Erzbischof Adalbert von Bremen. In diesem großen Waldgebiet schufen sich später die Herzöge von Berg, die in Düsseldorf residierten, ein Wildgestüt für Pferde, das etwa ein halbes Jahrtausend bestanden hat. Der erste urkundlich genannte Wildförster war Johann von Heidelberg, den Herzog Gerhard von Berg am 11. März 1440 zum Wildförster im Amte Angermund ernannte. Seit dem Jahre 1654 blieb dieses Amt bei der gräflichen Familie von Spee bis zur Auflösung des Wildgestüts im Jahre 1814. Einmal erhielt ein sechsjähriger, ein anderes Mal ein zwöljähriger Graf Spee den Mutzettel zur Belehnung mit diesem Amte verliehen.

Das Gestüt, das im Laufe der Jahrhunderte durch Ansiedlungen erheblich an Gebiet einbüßte, umfaßte noch 1736 zwölf Gemarkungen mit einem Umkreis von etwa fünfzehn deutschen Meilen. Die Wildbahn umschloß ein Zaun, der Waldfrieden genannt wurde und den ein breiter Graben sicherte. Die anliegenden Besitzer waren gehalten, den Waldfrieden instandzuhalten. Oeffentliche Mahnungen, diese Arbeiten vorzunehmen, ließen die Kurfürsten von Berg wiederholt von allen Kanzeln der Aemter Landsberg und Angermund verkünden.

In der Wildbahn bewegten sich mehrere hundert Pferde in Freiheit. 1742 waren elf Beschäler edler Rassen vorhanden: drei Türken, drei Spanier, drei Engländer, ein Preuße und ein Rodenfelder, davon vier Schimmel. Die Beschaffung neuer Zuchthengste wurde mit größter Sorgfalt vorgenommen.

Dem Wildförster standen ein Wildfänger und mehrere Sattelknechte zur Verfügung. Außer dem Landesfürsten hatten noch einige geistliche Stifte und Standesherren die Erlaubnis, eine Anzahl wilder Pferde in den Wald einzutreiben.

In größeren Zeitabständen fanden Generaljagden statt. Sie dauerten acht Tage und Nächte und beschäftigten bis zu 2000 Treiber. Bei einem solchen Jagdmahl wurden verzehrt: "Ein fettes Kuhbiest, eine fette Kuh, ein Ohm Rheinwein, 1 1/2 Rind, 4 Schafe und Confecten."

Das Wildgestüt hatte zeitweise schwer unter der Ungunst der Witterung zu leiden. Auch Wölfe waren von jeher ungebetene Gäste. 1718 hat eine Wölfin 27 wilde Fohlen gefressen, andere geschädigt. Auch Kriegsvolk räumte naturgemäß immer wieder unter den Wildbeständen auf.

Als Kaiser Napoleon 1811 in Düsseldorf weilte, war eine Besichtigung des Gestüts vorgesehen. Diese unterblieb aber und die zur Errichtung des Kaiserzeltes beschaffte Madrasseide mußte billig verkauft werden.

In den Befreiungskriegen ging das vielhundertjährige Gestüt ein. Am 13. Februar 1815 wurden die letzten wilden Pferde verkauft.


Auf den beiden topographischen Karten "Das Ambt Ratingen" von Erich Philipp Ploennies aus dem Jahr 1715 ist die Ausdehnung des großen Waldgebietes zu erkennen.


Ploennies
 
Ploennies
 
1715
Erich Philipp Ploennies:
Topographia Ducatus Montani,
"Das Ambt Ratingen"

Details der beiden Karten:
Zu erkennen sind die ausgedehnten Wälder.


Düsseldorfer Stadtanzeiger, um 1927-1936

Jagd auf "Wildpferde".

Das Wildgestüt in den Angermunder Waldungen. - Einzeljagd. - Generaljagd.
Auflösung des Gestüts.

Durchstsreift man die Waldungen im nördlichen Teile unseres Landkreises Düsseldorf, so fallen dem aufmerksamen Beobachter hier und da Ueberreste von Wällen und Gräben auf, auf denen jetzt zum Teils starke Bäume stehen. Diese Vertiefungen und Erhöhungen ziehen sich meist an Wiesen- und Feldgrenzen gegen den Wald hin. Auch an den Seiten mancher Waldwege kann man Gräben und Wälle beobachten.

Das sind keine Ueberreste von Landwehren, wie einige Forscher dartun wollten, es sind die Spuren vom sogenannten Waldfried. Der Waldfried war eine Umwallung aus Graben und Wall mit aufstehendem Gebück, d.h. mit einer lebenden dichten Hecke. Er lief um alle Waldteile und um sämtliche Einbuchtungen, woher es auch kam, daß er eine Ausdehnung von etwa 14 bis 15 deutsche Meilen hatte. Er sollte die sogenannten Wildpferde in der Wildbahn, im großen Gehege, halten.

Diese Wildbahn hatte eine mächtige Ausdehnung, sie erstreckte sich im Norden vom Buchholz, Anger- und Wanheimer Feld, Wanheimerort, Duisburger Mark auf die Speldorfer Mark zur Saarner Mark, nach Mintard, zur Laupendahler Mark über Hösel zur Ratinger Mark, auf den Forstbusch, zur Ueberanger Mark, dann auf die Lintorfer Grinds, Heltorfer und Huckinger Mark. Ein gewaltiger Waldbezirk! Und in ihm tummelten sich seit Jahrhunderten Hunderte von Wildpferden frei und ungehindert.

Bis tief ins Mittelalter hinein lassen sich die Spuren von der Existenz eines Wildgestüts verfolgen, die alten Nachrichten setzen das Bestehen des Gestüts voraus. Möglich ist, daß die Wildpferde Abkömmlinge der Pferdescharen des pferdereichen Stammes der Tenkterer waren und sich durch die Jahrhunderte in die Dickichte unserer Wälder hinübergerettet haben, bis sie im Mittelalter als landesherrliche Gerechtsame geschützt wurden.

Die Mehrzahl der Wildpferde war dem Landesherrn zu eigen, es hatten die benachbarten Adelssitze wie Heltorf, Winkelhausen, Bockum, Angerort, Haus zum Haus, Hugenpoet und Haus Oeffle Anrecht auf acht alte und vier junge Pferde. Die Aufsicht über das Wildgestüt führten seit dem 17. Jahrhundert die Adeligen von Spee, die Besitzer des Hauses Heltorf. Man nannte sie Wildförster. Dem Wildförster unterstanden die Wildfänger und deren Gehilfen.

Sie übten auch die Einzeljagd aus. Bei dieser wurde ein bestimmtes Pferd abgefangen, und zwar auf folgende Weise: Der Wildfänger, den Reifen, d.h. den Fangstrick, bei sich tragend, ging mit seinen Gehilfen und einigen Tagelöhnern in den Wald. In der Gegend, in welchem der Pferdetrupp zu wechseln pflegte, bestieg der Wildfänger einen passenden Baum. Den Fangstrick mit einer Schleife hielt er an einer Stange, am unteren Ende des Strickes war ein schwerer Holzklotz befestigt.

Seine Gehilfen umgingen in weitem Bogen den Trupp, näherten sich allmählich und trieben so unauffällig die Pferde dem Sitze des Wildfängers zu. Kam das betreffende Tier mit den anderen unter dem Baum daher, so warf der Fänger mit geschicktem Wurf den Strick um den Hals. Die Schlinge zog sich zu, der schwere Klotz verhinderte ein Entweichen, das Tier stürzte meist zu Boden.

Die Begleiter fesselten das Tier nach vielem Widerstreben und führten es vorerst in die großen Ställe der Angermunder Kellnerei, um es an Menschen zu gewöhnen. Nicht immer ging der Fang so glatt vonstatten. Die Tiere witterten oft die Gefahr und flohen. Dann war es an diesem Tage mit dem Fange vorbei.

In gewissen Zeiträumen fanden große Jagden, Generaljagden genannt, statt, um sämtliche Pferde abzufangen und einer genauen Prüfung zu unterwerfen. Eine solche Generaljagd war ein Ereignis, das wochenlang die ganze Gegend zwischen Düsseldorf und Duisburg in Aufregung versetzte. Es wurde von den Adeligen im Verein mit den Behörden der Jagdplan festgelegt. Durch Kirchenruf machte man die Termine bekannt. Die Honnen der einzelen Orte zitierten die Treiber zu den Versammlungsplätzen. Jedes Gericht hatte eine bestimmte Zahl Treiber zu stellen. Man staunt über die Anzahl der Treiber, es wurden Jagden abgehalten, zu denen über 2000 Treiber aufgeboten waren.

Nun der Verlauf einer Jagd! In diesem Spätherbst vor 250 Jahren wurde eine große Pferdejagd abgehalten. Dazu mußten die Untertanen der Grafschaft Broich und die vom Amt Landsberg und von Mintard im Norden das Treiben beginnen und durch die nördlichen Gemarken gen Wedau hin treiben. Die aus der Bürgerschaft Ratingen und vom Gericht Homberg standen im Osten auf der Laupendahler Mark und trieben nach Westen hin.

Das Gericht Kreuzberg, also die Bewohner der Rheinorte, hatten ihren Ausgangspunkt im Nordwesten. Im allgemeinen wurden die Treiberketten und Flügel so verteilt, daß die Tiere aus dem gebirgigen Teile der Waldungen zur Rheinebene getrieben wurden. In der Huckinger oder Heltorfer Mark wurde ein sogenanntes Siel, ein eingefriedeter Raum, geschaffen, in den man die Pferde trieb. Zur Verlängerung des Siels brachte man an den beiden Flügeln die Jagdtücher an.

Das Siel, aus starken Eichenpfählen errichtet, hatte eine ovale Form, der Zugang erbreiterte sich nach außen. Die Eingesessenen von Huckingen mußten das Siel nebst den Flügeln machen und mit denen von Großenbaum Tag und Nacht am Siel verweilen und die Pferde hinein treiben. Das Holz zum Siel hieben die "Schüppendiener" von Kalkum, Zeppenheim, Wittlaer, Bockum und Mündelheim. Jeder Treiber mußte sich auf sechs Tage mit genugsamem Proviant versehen und Tag und Nacht im Walde bei der Treiberkette bleiben.

Mit großem Geschrei, mit Rasselgeräusch und Trommelschlag ging das Treiben los. Ab und zu fiel auch ein blinder Flintenschuß. Ohne Unglück ging es selten ab. Die scheu gewordenen Tiere überrannten manchmal die Treiber. Quetschungen und Bein- und Armbrüche waren die Folge.

Wo sich viele Treiber zusammenfanden, da schlichen sich allerlei Mißbräuche ein. Marketender und Wirte begleiteten den Jagdzug und verkauften Bier und Branntwein, sie lagerten nachts mit den Treibern im Walde. Manche tranken sich einen Rausch an, blieben zurück und lagen im Walde. Das Ausschenken geistiger Getränke wurde in der Folge verboten.

Die Teilnahme an der Jagd, die meistens zur rauhen Spätherbstzeit, im November und Dezember stattfand, war sehr beschwerlich. Durch Sumpfgebiet, Dickicht, über Gräben ging es, wahrlich kein Vergnügen für den Fröner, der oft fünf bis sechs Tage ausharren mußte, dazu noch in Regenwetter und Schneegestöber..!

Waren die Pferde nun endlich ins Siel getrieben, so erfolgte das Abstricken. Das war eine mühevolle und gefährliche Arbeit und kostete manche Beulen und Schrammen. Alte und schwächliche Tiere entfernte man aus dem Gestüt, die anderen wurden registriert nach Alter, Farbe und Geschlecht und dann wieder in die Waldungen getrieben.

Der Herzog und andere hohe Persönlichkeiten wohnten oft den Jagden bei, sie logierten im Angermunder Schloß und auf Schloß Heltorf. Selbst der Kaiser Napoleon wurde im Jahre 1811 zu einer solchen Jagd erwartet. In nächster Nähe von Angermund errichtete man im Walde zwei prächtige Zelte. Das für den Kaiser bestimmte Zelt war mit Madrasseide ausgeschlagen. 700 Treiber mußten sich bereit halten, um auf den bestimmten Plätzen zu erscheinen. Dem edlen Hengst Herseck, den der Kaiser reiten sollte, legte man goldenes Geschirr an. Doch alles war vergebens. Der Kaiser weilte nur kurze Zeit in Düsseldorf und kam nicht zur Jagd.

Im November und Dezember des Jahres 1814 fanden die letzten Jagden statt. Bei dem Treiben am 9. Dezember, wozu 2600 Treiber erschienen, fing man alle Pferde, 250 Stück. Diese wurden meistbietend verkauft, sie erzielten einen Gesamterlös von 64 832 Franken. Das edelste Pferd wurde mit 1100 Franken, das schlechteste mit drei Franken bezahlt. Das Gestüt, das eine regelrechte Forstnutzung verhinderte, hatte damit sein Ende erreicht.

Schm.


Aus einer nicht näher bezeichneten alten Handschrift stammt folgender kurios anmutender, mysteriöser Text. Leider ist er nicht datiert, und der Inhalt geht mir auch nicht vollständig auf. Aber vielleicht lässt er sich irgendwann noch sinnvoll zu- und einordnen.


Monatsschrift des Bergischen Geschichtsvereins, 12. Jg. Nr. 1/1905, S. 14 f

Bericht von wilden Pferden.

Aus einer alten Handschrift.
Mitgeteilt von K. Heck, Meiderich.

"Mein gnädigster Fürst und Herr hat auf allen Gemarken des Amts Angermund, wie auch auf Duisburger Gemarken einen Stronds von wilden Pferden, nämlich daß seine fürstliche Durchlaucht so viel wilde Pferde halten, und mit eigenem Eisen zeichnen lassen mögen, als seiner fürstlichen Durchlaucht gnädigst gefällig, die niemand schützen soll, und muß ein jeder seinen Waldfrieden [= Umwallung, Einfriedung] dermaßen halten, daß sie niemanden keinen Schaden thun, und laßt der Wildförster den Waldfried besichtigen, und dieselbe die es nicht gemacht, dafür brächten. [= strafen]

Neben meines gnädigsten Herrn Stronten haben auch ihre sonderliche Stronten der Graf von Oberstein von wegen des Hauses Broch.

Der Graf von Nevenahr von wegen des Hauses Lennep.
Die Äbtissin zu Saarn.
Die Gebrüder von der Horst zum Haus.
Das Haus Oest auf der Ruhren.
Die von Bodelswing, so der von Winkelhausen in Pfandschaft hat.
Darzu hat ein Wildförster auch etliche Pferd darauf.

Mein gnädigster Herr hat allzeit gehabt, und noch einen geschwornen Pferdsfänger und wird der reißen und Gezeug, damit er sie fanget, durch einen zeitlichen Kellner auf dem Haus Angermund aufbehalten, es bekommt sonst der Wildfänger von jedem Pferd zu fangen, neben seiner Belohnung die ihm mein gnädigster Herr jährlichs gibt, nemlich einen Thaler leicht.

Hingegen ist er schuldig, das Pferd auf das Haus Angermund zu liefern. Es mag auch niemand anders einige Pferd fangen außer dem vorgeschriebenen, meines gnädigsten Fürsten und Herrns Diener, aber deroselben Diener und Wildfänger mag die Pferd wohl fangen baußen den anderen. Und wenn man die Pferd brennen will, treibt man die in einen Syll und werden alsdann gebrannt mit Ihr. fürstl. Durchlaucht oder der Junkeren Eisen, den die Füllen zukommen, und zu dem Eintreiben und Syle zu machen, wird von meines gnädigsten Fürsten und Herrn wegen das Landvolk aufgebotten."


  Pferde-Alltag in alter Zeit


Quellen:
  • Bergische Wochenpost vom 17. August 1957
  • Bolenz u.a. (2000)
  • Düsseldorfer Stadtanzeiger, um 1927-1936, Stadtarchiv Solingen Sign. FA 28/2
  • Heck, Karl: Schloß Linnep bei Kettwig. In: MBGV 7/8 1920
  • Herder, Paul: Die Kirche zu Schloß Linnep. In: Bergische Geschichtsblätter, 5. Jg. Nr. 4, Elberfeld, Juli/August 1928
  • MBGV 1/1905, S. 14 f
  • H. Pohl in: Solinger Tageblatt vom 08.10.1938
  • Schell, Otto (1922)
  • Stadt Ratingen: Satzung der Stadt Ratingen zur Erhaltung baulicher Anlagen gemäß § 39 h Bundesbaugesetz (BBauG) für das Gebiet Alt-Homberg (ErhSRHom) vom 2. März 1984

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