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Nachbarsberg

Die ehemalige Hofschaft Nachbarsberg (Nabersberg) liegt östlich des Haaner Zentrums, etwa einen halben Kilometer Luftlinie vom Rathaus entfernt. Noch heute stehen dort am Berg zehn alte Häuser fast wie anno dazumal, wenn auch in unterschiedlichem Erhaltungszustand. Zum alten Gebäudebestand zählen die Häuser Nachbarsberg Nr. 18, 24, 28, 30, 33, 35, 38, 39, 41 und 43.

Früher wurde die Hofschaft teilweise mit "Berg", "Am Berg" oder "Aufm Berg" bezeichnet, was die Identifizierung in mittelalterlichen Urkunden nicht gerade erleichtert. Nicht allein wegen der Häufigkeit dieser Ortsbezeichnung, sondern "auch deshalb, weil vielfach zahlreiche Höfe in Sammellisten aufgeführt wurden, ohne den Hauptort zu erwähnen". [Vollmar]

Dennoch kann die Siedlung Nachbarsberg als eine der ältesten und gleichzeitig größten außerörtlichen Siedlungen im Raum Haan-Gruiten angesehen werden. Vollmar formuliert einige mehr oder weniger vage Anhaltspunkte und Vermutungen, die in der späteren Literatur [Landesverband 1996] als Tatsachen auftauchen:

"In einer lateinischen Urkunde aus dem Jahre 1312, ein sogenanntes Wachszinsigenregister des Stiftes Gerresheim [...] wird unter der Bezeichnung »in parrochia Hagen« (= in der Pfarrei Haan) neben mehreren anderen Haaner Höfen auch »Margareta de Dorsul« aufgeführt. Da auch andere aus der Umgangssprache klar übersetzbare Eigennamen hier nachweisbar ... [lateinisiert] wurden, könnte 'Dorsul' übersetzt werden mit 'Hügel' oder 'Berg' (= dorsum / dorsus im Gegensatz zu etwa mons / montis = hoher Berg oder Gebirge).

Wahrscheinlich handelt es sich hier um den frühesten urkundlichen Nachweis der Siedlung Nachbarsberg.

Am 6. März 1345 erscheint in einer Wachszinsigenliste der Hildener Kirche der Name »Frowin up deme Berge«. Es ist aber nicht klar, ob aus dem Haaner oder Wuppertaler Raum.

Um 1350 werden im Einkunftsverzeichnis des Millrather Hofes Sch[l]ickum auch erwähnt »Lambert opp deme Berge« und »Lose opp deme Berge«. Hier ist die Lage der Höfe wieder klarer, da auch viele andere Güter aus dem Raum Haan-Gruiten und engerer Umgebung genannt wurden.

In einer Solinger Amtsrechnung vom 20. Februar 1363 erscheint ein »Gotscalus up deme Berge« in der Aufzählungsreihenfolge Gruiten - Pilscheuer - Berg - Hilden. Auch in dieser Liste wurden noch zahlreiche andere Haaner Höfe genannt.

Erst in der Hühnerzinsliste des Ritterhauses Horst in Hilden aus den Jahren um 1410 ergibt sich ganz klar die Haaner Lage, denn dort heißt es in der Überschrift wieder »Ymme kirspel van Hayne« (= im Kirchspiel von Haan). Erwähnt werden dann neben vielen anderen Haaner Höfen folgende: »Christiayn upme Berghe« und »Theile Naber« (= Nachbarsberg).

1430 heißt es in einer Vogthaferliste »Up me Kirstgins berge« und »Naber«, am 20. Mai 1466 in einem Rechtsgutachten »Naber« und »Berchmann«. Zunächst erkennt man in diesem neuen Namen »Berchmann« die Lage noch nicht, aber 1480 heißt es in einem Lehngüterregister »Berchmansberch« und »Nabersberch«. Ab dieser Zeit erhalten die verschiedenen Höfe jeweils eigene Namen, aber fast immer mit der Endung »-berg«."

[Vollmar]

  Womöglich war dieser im Jahr 1410 hühnerzinspflichtige Theile Naber [= Tilmann Naber] der spätere Namensgeber für die Hofschaft Nabersberg = Nachbarsberg, auch wenn sein Hof ursprünglich nur einer unter vielen gewesen ist.


Haan
1981   Nachbarsberg 33
Beide Fotos: Harro Vollmar
 
Haan
Dahinter: Nachbarsberg 35, früher einmal das Haus der Weberfamilien Ludwig Mutz / Gottlieb Mutz. Nicht alle Häuser wurden "artgerecht" restauriert bzw. modernisiert.

Am 15. April 1580 wird lt. Vollmar die zum Nachbarsberg führende Bergstraße erwähnt. Diese Straße, die dem westlichen "Anfang" der Kampstraße entspricht, wurde 1975 infolge des kommunalen Zusammenschlusses von Haan und Gruiten umbenannt, und Gruiten durfte seine Bergstraße behalten.

"1599 tauchen wieder neue Namen auf mit »Drießberg« und »Vogtsberg«,
1609 »Dress ufm Bergh« und »Dreesbergh«,
am 16. Januar 1642 »Jacob in der Drießheiden« und
am 7. August 1653 »Jan aufm Bovertzberg« und »Peter aufm Rogtsberg«."
[Vollmar]

  Lt. Vollmar sind die Höfe und Bewohner vom Nachbarsberg über die Jahrhunderte in sehr zahlreichen Urkunden erwähnt. Dies sind nur wenige Beispiele. Aber woher will man wissen, dass es sich hier um Bewohner des "Nachbarsberg" handelt?


Haan
 
2012
Nachbarsberg 18


"zweigeschossiges Fachwerkhaus
in eigenwilliger Fachwerkonstruktion.
Giebel teilweise verbrettert..."
[Denkmalverzeichnis]

1715 ist in der Ploennies-Karte ein gemeiner Hof "a. Berg" eingetragen. In der Wiebeking-Karte von 1789 steht "Nabersb.".

In der Haaner Steuerliste von 1724 sind nur die Angaben für zwei dieser Höfe erhalten. "Beide hatten insgesamt 49,5 kölnische Morgen Landbesitz = 157,2 Hektar.

Offenbar existierten die Bezeichnungen 'Berg' und 'Nabersberg' nebeneinander. In alten Kirchenbüchern finden sich beide gleichzeitig, und auch in der Huldigungsliste von 1731. Darin sind folgende Haushaltungsvorstände aufgeführt:

-   Conradt Windfoch auffem Berg,
-   Peter Hammerstein auffem Nabersberg,
-   Abraham Peters auffem Nabersberg,
-   Friederich Lautherbach auffem Nabersberg,
-   Honolt Gerets auffem Berg.

Bei dem Namen Lautherbach fallen mir der mit Friederich verwandte Heilpraktiker Jacob Lauterbach, das Doktorshaus in Gruiten und der Pietismus ein.

1830 sind in der Einwohnerliste 60 Personen auf dem Nachbarsberg verzeichnet.

Dort lebten und arbeiteten im 19. Jh. zahlreiche Seidenweber. 1873 standen in den damals 13 Häusern noch 40 Webstühle [Lomberg S. 180].

Eine besondere Rolle spielte der Nachbarsberg für die Entstehung der Freien evangelischen Gemeinde in Haan: Sie ging aus einer Bibelstundengemeinde hervor, die vermutlich auf Veranlassung des pietistischen Erweckungspredigers Gerhard Tersteegen 1748 am Nachbarsberg entstanden war.

  Die Weber
  Pietismus in Haan

Mehrere der alten Weberhäuser am Nachbarsberg stehen unter Denkmalschutz, aber auch die Hofschaft in ihrer Gesamtheit. Sie ist im "Arbeitsheft der rheinischen Denkmalpflege 49" des Landschaftsverbandes Rheinland von 1996 als "Denkmalbereich Nachbarsberg" erwähnt: "In der ehemaligen Hofschaft sind im Laufe der Zeit zwangsläufig Veränderungen vorgekommen, so daß heute hauptsächlich Wohnbauten den Charakter der Hofschaft bestimmten. Ställe, Scheunen, Brunnen, Gärten und Wege sind verschwunden oder verändert."


Haan
 
1999
Nachbarsberg 30


"zweigeschossiges verschiefertes
Fachwerkhaus..."

  Der Nachbarsberg war Wohnort mehrerer Generationen Mutz, Dörner und Keusenhoff. Sie waren - soweit es sich anhand von Kirchenbucheinträgen zurückverfolgen lässt - Weber oder Schleifer.

  Zur Genealogie Keusenhoff

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Nordstraße

In den 1950er Jahren war die Nordstraße noch ländlich und wenig bebaut. In der Nachbarschaft - Nordstraße 44 - lebte in einem Fachwerkhaus Familie Höhn. An Jeanette Höhn erinnert ein Stolperstein in der Kaiserstraße 55.

  Karl und Anna Mutz wohnten seit 1934 in der Nordstraße 34, bis zum Krieg auch zwei ihrer Söhne, von denen einer nicht zurückkehrte. Ich verbrachte dort mit meinen Eltern in einem mit Vorhang abgetrennten halben Zimmerchen der großelterlichen Wohnung die ersten beiden Lebensjahre. Die Kriegsfolgen waren noch zu spüren, es herrschte Wohnungsnot. Hinter dem Haus befand sich ein Gemüsegarten mit Stangenbohnen, Krauskohl und "Plumpsklo". Die hier noch übliche "menschlich-natürliche" Düngung konnte sehr unangenehme parasitäre Folgen haben.



 
1956
Nordstraße 34,
Anna Mutz mit Schwiegertochter


 
1957
Gegenüber:
Die ländliche Seite der Nordstraße.
Heute stehen dort Mehrfamilienhäuser.



 
2002
Nordstraße


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Hof Obgruiten

Der Oberhaaner Hof Obgruiten ist nicht zu verwechseln mit der Gemeinde Obgruiten (Obergruiten). Der Hof ist in der Ploennies-Landkarte von 1715 zwischen Birschels und Büschersberg sowie in der Wiebeking-Karte von 1789 eingetragen.

Urkundlich erwähnt ist 1410 "Teilgen von Upgruyten" (Oberhaaner Hühnerzins).

Am 20. Mai 1466 wird ein Frederich zo Upgruyten genannt, und um 1475 beklagen sich die Haaner Bauern Hannes zu Upgruyten und Jakob zu Upgruyten darüber, dass ihr Waldbesitz im Osterholz nicht zugänglich sei.

In dieser Urkunde wird beschrieben, dass der Oberhaaner Hof Obgruiten im Territorium des Erzbischof von Köln liegt (erzbischöfliche Enklave innerhalb des Herzogtums Berg als "Amt Hilden und Haan", die Osterholzer Ländereien aber in der Gemeinde Obgruiten, die zum Herzogtum Berg gehörte. Infolge dieser Grenzsituation gab es Probleme.

1530 wird Tielgen van Aupgrutten als Steuerpflichtiger in einer Vogthaferliste genannt. (Der Vogthafer war die steuerähnliche Bezahlung für polizeiähnliche Dienste.) Vogt war der Herzog von Berg, aber er war in Haan (anders als in Gruiten und Obgruiten) nicht der Landesherr.

1731 werden in der Huldigungsliste für den Hofesbereich Obgruiten vier Haushaltungsvorstände genannt: Johann Conradt Krieckhausen zu Upgruitten, Johann Vasbach zu Upgruitten, Wilhelm Gulicher (= Jülicher, vermutlich vom Jülicher Land) zu Upgruitten und Gordten Ehrmans Wittib zu Upgruitten ihr Knecht.

1808 ist in der Grundaufnahme von Haan in der oberen Honschaft unter den lfd. Nrn. 45-47 "Upgrüten" erfasst mit den Eigentümern Wilhelm Schlechtendall, Beter Backes, Erbgenahmen Sommer und Wittib Arnold Krickhaus.

1809 wurden 18 Einwohner gezählt,
1830 nennt die Einwohnerliste 36 Personen. [Vollmar]

  In Obgruiten lebten mindestens in der Zeit 1779-81 meine Urahnen VII.84 Johann Henrich Vasbach (möglicherweise ein Nachfahr des in der Huldigungsliste genannten Johann Vasbach) und seine Frau VII.85 Anna Margaretha Schmald.


Obgruiten
 
Gemeinde Obgruiten (Obergruiten)
und Hof Obgruiten


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Gemeide Obgruiten

Die frühere, relativ große Gemeinde Obgruiten (Obergruiten) lag nördlich von Oberhaan und südöstlich des Dorfes Gruiten. 1894 wurde sie überwiegend nach Gruiten eingemeindet. Obergruiten bestand 1830 aus den Höfen (in alter Schreibweise): Birschels, Klevenhaus, Scheifenheid, Fokkenhaus, Hasenhaus (2 Häuser), Isenberg, Klappmütze, Kortenhäusgen, Vosholz, Auf der Hütten (2 Häuser) und Scherfenhaus (2 Häuser). [Vollmar]


Obgruiten
 
März 2005
Obgruiten.
Im Hintergrund der Eisenbahndamm


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Polnische Mütze

Der Hof mit dem kurios klingenden Namen 'Polnische Mütze' lag nördlich der Gräfrather Straße an der Kreuzung Gruitener-, Elberfelder- und Gräfrather Straße. Die Bezeichnung ist im Stadtplan noch vorhanden, wenn auch nicht ganz an der Stelle des alten Hofes.

1731 erscheint der Hofname erstmalig, und zwar in der Huldigungsliste mit "Johan Siepenbeck, Polnische Mutz".

1830 sind in der Einwohnerliste neun Personen unter 'Polnische Mütze' aufgeführt.
1856 steht im Postvertrag mit dem Postboten Jakob Litsch d.Ä. 'Polnische Mutz'. [Vollmar]

Weder in der Ploennies-Landkarte von 1715 noch bei Wiebeking 1789 wird die Ortsbezeichnung genannt, wohl aber - im Winkel zwischen der heutigen Elberfelder und Gräfrather Straße - auf der Hofacker-Karte von 1898 mit mehreren Gebäuden.

Auf dem gleichen Höhenrücken zwischen Gräfrather Straße und Gruiten-Bahnhof liegen westlich der 'Polnischen Mütze' noch 'Stropmütze' (die ebenfalls erst 1731 in Erscheinung tritt) und 'Klapmütze' (die 1715 bei Ploennies eingezeichnet ist).

In dem wohl gegen Ende des 19. Jh. erbauten Haus an der Elberfelder Straße / Ecke Gruitener Straße befand sich um 1900 die "Gastwirthschaft zur Krone Ww. Rob. Hugenbruch", zu der ein hübscher Garten gehörte. Gegenüber befand sich die Haltestelle "Gräfratherstraße" der elektrischen Straßenbahn Haan-Vohwinkel. Um 1920 hieß die Gaststätte mit Bezug auf die Örtlichkeit "Polnische Mütze - Hugo Hugenbruch". Das ehemalige Gasthaus musste 2014 dem Umbau der Straßenkreuzung Elberfelder Straße (B228) / Gräfrather Straße / Gruitener Straße (L357) weichen.


Haan
 
2010
Elberfelder Straße /
Ecke Gruitener Straße


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Pütt

Als "Pütt" wird das Gebiet südlich des Hermann-Löns-Weges und westlich der Ohligser Straße bezeichnet.

Am 24. Juni 1427 wird das "Guyt up deme Putze" bei der Übertragung des Hofzehnten von den Adeligen von Lüttelau bei Kettwig an das Kloster Gräfrath erwähnt.

Am 20. Mai 1466 erscheint in einem Weistum "Rutger up dem Putz".

1599 wird in einer Kurmudsliste "Clemens auf dem Putz" genannt.

1715 ist der Hof "Püts" in der Ploennies-Topographie eingezeichnet.

1724 besitzt "Teffgen auffm Pütz" lt. Steuerliste 9 kölnische Morgen und 3 Viertelmorgen Ackerland, Wiesen, Haus, Hof, Garten und Busch; es handelt sich also um einen relativ kleinen Hof.

1731 sind in der Huldigungsliste für "Pütt" in der Untersten Honschaft zwei Haushaltsvorstände (bzw. Familien) aufgeführt: "Stetz Drencker auffem Putz" und "Hendrich Heiderhoff auffem Putz".

1755 steht Wilhelm Kolk "aufm Pütz" [?] in der Steuerliste für die Andreashühner (d.h. zum Andreastag, 30. November, abzuliefern).

Am 7. Oktober 1763 wird "Wilhelm Kolk aufm Pütt" in einer Verpachtungsurkunde genannt.

1789 erscheint der Hof in der Wiebeking-Karte als "Putz".

1808 sind in der Grundaufnahme folgende Eigentümer der Höfe "Püth" genannt: Wilhelm Kolck, Erbgenahmen Hörster, Adolph Buz, Wilhelm Röltgen.

1809 sind in der Aufstellung über die Haaner Siedlungsplätze für "Pütt" 28 Einwohner angegeben,

1830 in der Einwohnerliste zwei Höfe mit insgesamt 26 Einwohnern.

1898 ist "Pütt" in der Hofacker-Karte zwischen Blech und Tenger eingezeichnet, unmittelbar nördlich davon "Pütterberg".

"Pütt" bedeutet im Bergischen "Quellbrunnen". Inwieweit sich diese Deutung auch mit dem älteren Hofnamen "Putz" u.ä. verträgt, ist mir nicht bekannt.

  Zur Ortsbezeichnung "Pütt"


Haan
 
2010
"Gasthaus am Brunnen",
Ohligser Straße 165



Quellen:
  • Landschaftsverband Rheinland (1996)
  • Lomberg (1928)
  • Stöcker, Friedhelm
  • Vollmar, Häuser und Höfe
  • Stadt Haan, Denkmalverzeichnis

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