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Kirchen in Velbert |
Notizen zur Geschichte von Velbert, Neviges und Langenberg
Die Geschichte der heutigen Stadt Velbert, östlich von Düsseldorf zwischen Essen und Wuppertal gelegen, begann am 1. Januar 1975. An diesem Tage trat das Neugliederungsgesetz des Landes Nordrhein-Westfalen in Kraft, das unter anderem die niederbergischen Nachbarstädte Langenberg, Neviges und (Alt-) Velbert zu einer neuen Einheit zusammenschloss.
Alle drei späteren Städte haben, wie bei Koenig zu lesen ist, keine politische Historie im Sinne gängiger Geschichtsschreibung: "Es gab hier weder blutgetränkte Schlachtfelder noch politisch wirksam gewesene Residenzen. Die von ihrem Wasserschloss in Neviges aus über das 'Dominium Hardenberg' gebietenden Adelsgeschlechter waren biedere Landedelleute, denen die Sorge um das Befinden und die Leistungspflichten ihrer Untertanen mehr am Herzen lag, als sich in die den Grafen und späteren Herzogen von Berg zweckdienliche Politik einzumischen. Die Siedlungsgeschichte aller drei Orte ist vielmehr ein Beispiel dafür, wie die historisch Namenlosen mit Fleiß und Zähigkeit ihre menschliche Existenz durch den Lauf der Geschichte behaupteten." [Koenig]
"Seit dem 1. April 1897 ist die Landgemeinde Heiligenhaus von Velbert abgezweigt. Heiligenhaus, welches ehedem Heiligenweg genannt wurde, soll an Suitbertus und seine Missionsfahrten ins Bergische erinnern. Auch Heiligenhaus gehörte zur Abtei Werden.
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2006 Die "neue" Wallfahrtskirche in Neviges wurde 1968 nach Plänen von Gottfried Böhm erbaut und auf den Titel "Maria, Königin des Friedens" geweiht. Sie ist in der Form eines "Zeltes für die Pilger" angelegt und soll den Eindruck einer riesigen Zeltstadt vermitteln. |
Velbert, Langenberg und Neviges waren Ende des 19. Jh. prosperierende Gemeinwesen. Die sogenannte Gründerzeit [i.e.S. um 1870] brachte erste Urbanisierungsmerkmale in die Ortsbilder. Bonität bezeugende Bürgerhäuser und für die Solidität ihrer Anleger sprechende "Renditehäuser" entstanden neben dem bergischen Fachwerk oder traten an seine Stelle, stukkatierte Geschäfts- und Mietshausfassaden bildeten die Zeilen der breiter werdenden Pflasterstraßen, Eisenbahn und Straßenbahn ließen die Entfernungen zusammenschrumpfen. [Koenig] |
SchleifkottenVelbert ist die Stadt der Schlösser und Beschläge. Dass hier vor langer Zeit auch andere Metallwaren gefertigt wurden, nämlich Schneidwaren und Gabeln, berichtet Wilhelm Ophüls 1936 in seinem Heimatbuch "Alt-Langenberg". Auch in Velbert wurde, wie anderswo im Bergischen Land, die Wasserkraft zur Bearbeitung von Metall genutzt.
"Schon 1355 wird bei dem Verkauf der Herrschaft Hardenberg der 'alte Schlieper' in Bonsfeld erwähnt. Sein Schliepkothen ist die Backhaussche Papiermühle. Oberhalb Langenbergs liegt ein zweiter Schliepkothen, der heute als Kaffeehaus Deilbachmühle bekannt ist. Er wird 1674 genannt, ist aber wohl schon viel früher vorhanden gewesen. Sein damaliger Inhaber wird in einer Urkunde Peter Vrickmann genannt, unterschreibt dieselbe als Peter Schlepkot. (Ein Beispiel, wie Familien-Namen entstanden bzw. sich wandelten.)"
Die Deilbachmühle (bzw. das leerstehende frühere Hotel- und Restaurantgebäude) brannte in der Nacht zum 12.07.2009 vollständig ab.
"In Langenberg befand sich zeitweilig eine ganze Reihe von kleinen Messerschmiedereien. (Noch 1790 waren in der kleinen lutherischen Gemeinde 13 Messerschmiede.) Noch im Anfang des vorigen [= 19.] Jahrhunderts bildeten die Langenberger Messer und Gabeln einen nicht unbeträchtlichen Teil des Langenberger Ausfuhrhandels. In andern Orten des niederbergischen Landes lagen die Verhältnisse ähnlich, so z.B. in Ratingen, das eine hervorragende Klingen-Industrie aufwies. Jetzt ist dieser Gewerbezweig in unserer Gegend spurlos verschwunden und beschränkt sich auf das oberbergische Land, besonders auf die Gegend von Solingen und Remscheid." [Ophüls S. 147 f]
"Größere Unternehmungen im Deilbachtal waren die Eisen- und Kupferhämmer. Am Unterlauf der Deile liegt noch der Kupferhammer, der aus der Bauerschaft Hinsbeck den Ort Kupferdreh entstehen ließ. Weiter aufwärts befand sich der 'Eisenhammer' [...]. Bemerkenswert ist die Entwicklung der oberhalb des Dorfes Langenberg am Wege nach 'Newes' (Neviges) gelegenen Plückersmühle. [...]
Auch der Bonsfelder Schliepkothen, der früher genannte 'alte Schlieper', änderte sich im Lauf der Jahrhunderte zu einer Getreide- und Oelmühle, um schließlich ... (1826 durch Friedrich Wilhelm Nökel) zu einer Papiermühle umgewandelt zu werden."
[Ophüls S. 148-150] |
Heintgen im Schlipkoten hatte sich 1625 über Wilhelm von Bernsau beschwert. Dieser Name (nicht dieselbe Person) kommt mir aus Solingen bekannt vor: Wilhelm von Bernsau war im 16. Jh. Richter in Solingen, Marschall, Amtmann, Obervogt und Lutheraner († 1572). Verbindungen zwischen Solingen und Neviges: Bergische SynodeDer ehemalige Solinger Pastor Hengstenberg würdigt in seiner 1854 erschienenen kleinen Schrift über die Reformationsgeschichte die Verdienste des Solinger Amtmannes Wilhelm von Bernsau, Freiherrn von Hardenberg, für die "freien Christen-Gemeinden in Solingen, Wald und Gräfrath".
"Unter seinem Schutze, in seiner Herrschaft Hardenberg, schlossen sich im Jahre 1589 am 21. Juli die reformirten Gemeinden des bergischen Landes zu einer Synode zusammen, auf der sie sich als Bergische reformirte Kirche constituirten. Es geschah dies zu Neviges in der Behausung des dortigen Pastors Johannes Plangenius unter Leitung, wahrscheinlich auch auf Betreiben des ausgezeichneten Kölnischen Predigers Johann Badius.
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LangenbergOtto Schell hat in der Monatsschrift des Bergischen Geschichtsvereins (MBGV) auch über Langenberg geschrieben. Der folgende Text erschien 1903. |
Monatsschrift des Bergischen Geschichtsvereins, 10. Jg. 1903, S. 219-221
Historische Wanderungen durchs Bergische LandVon Otto Schell (1903)
"[...] Unser Führer, der klare Hardenberger Bach, eilt seinem Ziele, der Vereinigung mit dem Deilbache, zu. Dort liegt Langenberg, in die beiden Bachtäler hineingezwängt. Die Berge treten dicht an die rauschenden Bäche heran, überwölbt von Wäldern, sodaß die Stadt schon nach dieser Hinsicht malerisch gelegen ist. Dazu kommen nun die engen, schmalen Straßen und Gassen der Stadt, welche sich kraus und bunt durcheinander wirren; enge Treppen, die völlig regellose Anlage der Häuser, welche teils auf ein hohes Alter zurückblicken, was an ihren vorgekragten Obergeschossen, an dem dunklen Gebälk, an den hochragenden Giebeln, den verschnörkelten Oberlichtern und Türen zu erkennen. So ergibt sich eine Reihe kleiner, malerischer Architekturbilder, welche im Bergischen kaum an Reiz und Mannigfaltigkeit ihres Gleichen haben. Eine Anzahl prächtiger Villen am Rande und außerhalb der Stadt vermehren den angenehmen Eindruck.
Das Weistum des Langenberger Hofes datiert vom Jahre 1527. Demzufolge war der Geistliche der Lehnsherr des Hofesleute. »Er hatte über die Hofesgüter zu gebieten und zu verbieten, die Hofesleute auszumachen, zu pfänden. Er hatte an bestimmten Tagen das Hofesrecht (Gericht) zu halten, nach altem Herkommen im Wiedenhof an der Malstätte unter dem Hagedorn.«
Bender gibt aus dem Jahre 1785 folgende interessante Schilderung von Langenberg:
Nach den Befreiungskriegen wurde hier Wandel geschaffen. Im Jahre 1831 wurde das Dorf Langenberg zur Stadt erhoben." |
KuhlendahlZur Entstehung der Ortschaft KuhlendahlDa mir die grausige Überlieferung über die Entstehung von Kuhlendahl immer wieder an verschiedenen Stellen begegnet (u.a. in der Sammlung bergischer Sagen von Otto Schell), soll die Geschichte hier, obwohl sie nicht schön, schon sehr lange her und vermutlich nicht wahr ist, endlich auch erscheinen, und zwar in der kommentierten "historischen" Version: |
2002 Ortschaft Kuhlendahl zwischen Langenberg und Neviges |
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2002 Kuhlendahl |
Genealogisches(V.19) Wilhelmine Ossenbühn wurde 1812 in Neviges getauft. Sie lebte mit Eltern und Geschwistern in der Rothen Dell im Wimmersberg, No. 17 Bauerschaft Große Höh.(VI.38/39) Johann Ossenbühn (* 1764/65, † 1835 in Neviges) und Anna Maria Elisabeth Kuhlendahl (* 1769 in Ratingen, † 1824 in Neviges), ihre Eltern. Deren Heirat 1789 in Mettmann. Jacob Mutz lebte um 1743 in Langenberg, wie aus dem Kirchenbuch-Eintrag für seine Tochter Margarethe im (Solingen-)Walder Heiratsregister hervorgeht. Über die Familien Knops und Stöcker scheinen im 18./19. Jh. Verbindungen nach Heiligenhaus zu bestehen. |
Kuhlendahl
Wenn ich auch über meine Ahnin VI.39 Anna Maria Elisabeth Kuhlendahl nur wenig in Erfahrung gebracht habe, so ist es doch möglich, dass ihre Familie aus der Ortschaft bzw. vom Hof Kuhlendahl stammte. In alten Urkunden (wiedergegeben in den "Quellen zur Geschichte der Städte Langenberg und Neviges") erscheint Kuhlendahl zwischen 1317 und 1602 vielfach als Name sowie als Hof- und Ortsbezeichnung, darunter auch in abgewandelter Form, z.B.:
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1522 - 1524 - 1554 205
Johann von Kogelntal (!) hat 1522 den Abt von Werden beim Reichskammer- gericht verklagt: Er behauptete, ihm sei ein Erbhof und Gut Kogelndahl genannt im Amt oder Kellerei Hardenberg im Bistum Köln "zuständig", das ein "Frembder" namens Hermann von Kogelndal widerrechtlich an sich genommen habe. Da der Hof ein Lehnsgut der Abtei sei, habe er den Abt gebeten, ihm zu seinem Recht zu verhelfen, was dieser abgelehnt habe. Er bat das Reichskammergericht um Hilfe. - Dieses erließ am 15. Jan. 1524 ein Mandat, das den Abt verpflichtete, die Sache vor die Werdener Lehnskammer zu bringen, obschon der Abt behauptet hatte, der Hof sei kein Lehnsgut der Abtei, sondern nur ein einfaches Pachtgut. Tatsächlich lehnte auch die Lehnskammer den Prozeß ab, weil sie hierfür nicht zuständig sei, worauf sich der Beschwerte wieder an das RKG wandte. - Am 14. Mai 1554 erhob Bertram van Luthraid, Herr zu Hardenberg, beim RKG Einspruch, weil der Hof in der Herrschaft Hardenberg läge und daher der Prozeß in erster Instanz vor ihn als Herrn zum Hardenberg gehöre. Auszug aus StA Düsseldorf, RKG N 205/638, 88 Bl., vgl. Urk. 1524 Mai 20. [Quellen S. 134] |
Mutz
Familie Mutz stammt, soweit es sich zurückverfolgen lässt, aus Solingen. Die frühesten Namensträger fand ich dort in einem Protokoll aus dem Jahr 1569: zwei Schleifer namens Mutzsch. Dennoch gibt es in meiner eigenen Familienforschung schon Mitte des 18. Jh. einen absolut "toten Punkt", der den Schluss zulässt, dass ein Zweig der Familie Mutz aus einem anderen Ort nach Solingen zugewandert sein müsste. Aber woher? Es gibt nur eine einzige Verbindung zu "fremden" Orten, und das ist der o.g. Jacob Mutz in Langenberg, dessen Tochter in Wald geheiratet hat.
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1598 324 |
Am 22. November 1625 wird als Zeuge neben dem Pastor zu Neviges ein Kirchmeister Hendrich an der Tonnesheiden erwähnt. [S. 239] Heinrich Mutz? Mit Schleiferei und Stahlwaren hatte dieser Verwalter und Küster jedenfalls noch nichts zu tun. |
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1999 Neviges In dem auf einem Hügel gelegenen Stadtkern stehen alte Fachwerkhäuser rund um die ev. Pfarrkirche. |
Quellen:
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