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Herzogtum Berg: Johann Wilhelm I.
und Jacobe von Baden, die "Weiße Frau von Düsseldorf"

Wer hat schon so genau alle die Grafen und Herzöge im Kopf, die seit dem 12. Jh. das Bergische Land regierten? Erinnern kann man sich am besten an solche, um die sich besondere Geschichten, Sagen und Anekdoten ranken und von denen es bekannte Standbilder gibt. Zu den prominenteren zählen der 1225 ermordete Engelbert II, der als Standbild vor Schloss Burg auf seinem Pony die Besucher begrüßt, und Johann Wilhelm II. († 1716), der als wohlbeleibter Reiter mit modischer Lockenperücke in Gestalt des Jan Wellem-Denkmals dem Treiben vor dem alten Düsseldorfer Rathaus zuschaut.

Ein anderer Johann Wilhelm  (1562-1609) ist in Erinnerung geblieben durch die "Gülichsche Hochzeit" mit Jacobe von Baden (1558-1597). Von dieser bemerkenswerten Frau, deren Geist der Sage nach noch heute als "weiße" oder "schwarzseidene Frau" zur Mitternacht im Düsseldorfer Schlossturm spuken soll, ist in diesem Kapitel vor allem die Rede.

Die clevische Linie, die seit 1511 das Herzogtum Berg regiert hatte, erlosch nach nicht ganz 100 Jahren mit dem Tod des schwermütigen und geisteskranken Johann Wilhelm I. Er war als der jüngere der beiden Söhne von Herzog Wilhelm IV. (1517-1592), auch "der Reiche" genannt, ursprünglich nicht zur Regierung bestimmt gewesen. Schon früh trat er in den geistlichen Stand und wurde Administrator des Bistums Münster, war auch schon durch die Wahl des Domkapitels zum Bischof vorgesehen.

Nachdem aber der Erbprinz und Jungherzog Carl Friedrich, sein älterer Bruder, 1575 auf einer Studienreise in Rom an den Blattern gestorben war, musste Johann Wilhelm die geistliche Laufbahn aufgeben. Aus politischen Gründen wurde er später genötigt - während sich bei ihm bereits Anzeichen einer Geisteskrankheit bemerkbar machten - sich mit der 4 Jahre älteren Markgräfin Jacobe von Baden zu verehelichen. Die Verbindung blieb kinderlos, ebenso seine zweite Ehe mit Antoinette von Lothringen.



Johann Wilhelm I. und Jacobe von Baden
2006   Johann Wilhelm I. und Jacobe von Baden. Detail aus den Wandgemälden im Ahnensaal von Schloss Burg
 
Wilhelm
Wilhelm der Reiche (1539-1592),
Wilhelm IV. oder V. genannt,
Vater Johann Wilhelms I.


Der folgende Aufsatz von Rita Labonté-Philippen beschäftigt sich mit dem Schicksal der Jacobe von Baden. Er erschien im April 2003 in der Zeitschrift des Düsseldorfer Vereins für Familienkunde e.V. Darüber hinaus hat die Autorin ihren Text zur Veröffentlichung auf dieser Webseite zur Verfügung gestellt.


Jacobe von Baden
und ihre unglückliche Zeit am Düsseldorfer Hof

Von Rita Labonté-Philippen

In meiner mehrjährigen Forschungsarbeit ist mir die Person der "Jacobe von Baden" - wie sie in Düsseldorf genannt wird - häufig begegnet und hat mich in mehrfacher Hinsicht bewogen, einen Versuch ihrer Persönlichkeitserfassung zu wagen.

Bereits als Kind, das in Düsseldorf aufgewachsen ist, wurde mir von "Jacobe, der unglücklichen Fürstin" erzählt, "die im Schlossturm zu Düsseldorf in Vollmondnächten mit dem Haupt unter dem Arm rastlos herumspuke". Diese Erzählung hat meine Fantasie stark angeregt, und ich wollte damals mehr über diese Frau wissen, was mir aber wegen der fehlenden Informationsmöglichkeiten nicht gelungen ist.

 
Schlossturm
 

Im Laufe der Zeit habe ich Jacobe wieder aus meinem Gedächtnis verbannt bis zu dem Zeitpunkt, als ich herausfand, dass einige meiner Vorfahren an der Hochzeit der Jacobe von Baden mit Fürst Johann Wilhelm in Düsseldorf im Jahre 1585 teilgenommen hatten. Jetzt bekam die Idee, diese Frau ein wenig auszuleuchten, wieder Gestalt. Hilfreich waren mir einige Quellen, die ich im Anhang angeben werde.

Der geheimnisvolle Tod der Jacobe von Baden hat die Düsseldorfer über Jahrhunderte hinweg beschäftigt. Es kann nicht nur ihr schreckliches Ende gewesen sein, das sie in den Köpfen der Leute fortleben ließ. Wahrscheinlich hatte sie auch die Sympathie des Volkes erlangt. Der Dichter Heinrich Heine schreibt in seinem Buch Le Grand: " ....auf der einen Seite liegt das alte, verwüstete Schloß, worin es spukt und nachts eine schwarzseidene Dame ohne Kopf mit langer rauschender Schleppe herumwandelt...". Es wurden auch zahlreiche Bühnen- und Theaterstücke über sie aufgeführt. Es sind Romane über sie entstanden, Wissenschaftler und Historiker haben sich mit ihr beschäftigt.

Und immer noch ranken sich Geheimnisse um sie, die nie entschlüsselt worden sind. Immer noch sind ihr Leben und ihr Tod nicht erforscht, und die Wahrheit wird wohl nach so langer Zeit nie vollständig ans Licht kommen. Dieser Artikel soll dazu dienen, das Andenken an eine Frau zu bewahren, die in vielfacher Hinsicht bemerkenswert war.

Meine Recherchen über die Hochzeit zu Düsseldorf stützen sich im Wesentlichen auf die Aufzeichnungen des Landschreibers Dietrich Graminaeus, die eine authentische Wiedergabe dieser prunkvollen Hochzeit darstellen. Düsseldorf wurde im Jahre 1585 durch die Hochzeitsfeierlichkeiten acht Tage lang in Atem gehalten. Graminaeus liefert in seiner "Beschreibung der Fürstlichen Güligschen Hochzeit..." aus dem Jahre 1587 der Nachwelt ein ausführliches Zeitzeugenbild, ergänzt durch die Kupferstiche des Franz Hogenberg. Darunter befinden sich auch die frühesten bekannten Ansichten von Düsseldorf.

Offensichtlich unberührt von den aufrührerischen Ereignissen rings um Düsseldorf und ungestört feierten die herzogliche Familie und ihre Gäste mit unzeitgemäßem und großem Aufwand. Es war "wie eine Beschwörung besserer, vergangener Zeiten. Viele Wünsche und Hoffnungen knüpften sich an diese Verbindung; es sollte sich jedoch nichts von alledem erfüllen. Dem Bräutigam, Erbe und letzter männlicher Spross eines bedeutenden deutschen Fürstenhauses, und seiner Braut war ein trauriges Ende beschieden, und die von endlosen Kriegen überzogenen herzoglichen Länder gelangten nach kaum 25 Jahren in fremden Besitz", so im Vorwort der Else Rümmler in ihrem Buch über die "Güligsche Hochzeit".

Einige wichtige Hinweise bekam ich weiterhin im Düsseldorfer Stadtmuseum, im Düsseldorfer Hauptstaatsarchiv und Stadtarchiv, aus dem o.a. Buch über die "Fürstliche Hochzeit..." von Else Rümmler und einer Veröffentlichung über Jacobe von Baden von Theodor Haupt aus dem Jahre 1820, die als Rarität in der Universitätsbibliothek Düsseldorf vorhanden ist.

Bevor ich auf die Person der unglücklichen Fürstin, ihre Hochzeit und ihren geheimnisvollen Tod eingehe, weise ich auf die Situation der Fürstentümer zu der Zeit hin, in der die Hochzeit stattfand.

In der jahrhundertelangen, ereignisreichen Geschichte der Jülicher Lande gab es wohl kaum eine eigenartigere, unruhigere und traurigere Zeit als die zwei Jahrzehnte, in denen sich das 16. Jahrhundert dem Ende zuneigte und das 17. Jahrhundert beginnen sollte. Diese Zeit von 1582 bis 1609 bildet ein einziges Trauerspiel in der Landesgeschichte. Es herrschte der Truchsessische Krieg, die Nachbarstadt Düsseldorfs, Neuss, war eingenommen und sogar das Spanische Heer stand bei Aachen bereit, um notfalls einzugreifen. Die Herzogtümer Jülich, Kleve und Berg wurden von einem "blödsinnigen" Fürsten regiert, der oftmals der "Raserei" verfallen war, - Johann Wilhelm, der letzte seines Stammes, über dessen Leiche jener Kampf entbrannte, der unter dem Namen "Jülich-Klevischer-Erbfolgestreit" in die Geschichte eingehen sollte.

Wegen seiner Krankheit war Johann Wilhelm unfähig, wirklich zu regieren. Seine Räte waren die wahren Herrscher, die durch die gerade in Deutschland erfolgte Glaubensspaltung in zwei große religiöse Lager geteilt wurden, in das katholische und das protestantische. Jedes Lager versuchte, dem anderen den Rang abzulaufen und die Verwandten des Herzogs für sich zu gewinnen. Man mag sich vorstellen, welch ein Geflecht von Intrigen, Eitelkeiten, Leichtsinn, Herrschsucht, Fanatismus und Bosheit die junge Jacobe vorgefunden haben musste, als sie im Juni 1585 ihre Heimat, den Münchener Hof, verlassen hatte und mit ihrem Gefolge nach Düsseldorf gekommen war.

Nur wenig ist vom Leben der Markgräfin Jacobe von Baden aus der Zeit vor ihrer Verheiratung bekannt. Bereits im Jahre 1565 starb ihre Mutter, Herzogin Mechthild von Bayern, eine Schwester des Herzogs Wilhelm IV. von Bayern. Der Vater, Markgraf Philibert von Baden, fiel auf dem Felde bei der Schlacht von Moncontour gegen die Hugenotten im Jahre 1569. Jacobe blieb mit ihren drei Geschwistern, Anna Maria (1562-1583), Maria Salome (1563-1600) und Philipp, Markgraf zu Pfalz-Neuburg (1559-1588), als Waise zurück. Jacobe durfte ihre Jugend gemeinsam mit ihren Geschwistern, Vettern und Basen am bayerischen Hof verbringen.

München war in dieser Zeit laut Burkhard Roberg ein "Zentrum von europäischem Rang mit politischen, dynamischen und kulturellen Beziehungen im ganzen Reich und darüber hinaus. Fürstliche Besuche, fremde Gesandte und Diplomaten, Künstler und Gelehrte gaben der Herzogsresidenz ein Gepräge von Weitläufigkeit und Weite. Die damit einhergehende Selbstdarstellung und Repräsentation, die zahlreichen Feierlichkeiten und Feste, die Empfänge, Musiken und Theateraufführungen, die Lustfahrten und Reisen, das Leben einer zwar höfischen Etikette vepflichteten, aber die dennoch Frohsinn und Heiterkeit ausstrahlende Umgebung scheinen Jacobe sehr angezogen zu haben, zumal sie, kenntnis- und geistreich, keineswegs als arme Verwandte im Schatten stand, sondern durchaus Aufmerksamkeit erregte." [Burkhard Roberg in: Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins BGV 84/1968-89 S. 231 ff]

Ihre spätere Stellung an der Seite ihres kranken Ehemannes mag unter dem allmächtigen Einfluss der Räte ganz anders ausgesehen haben. Wie wohl bekannt ist, war die Stellung der Frau im Rheinland bei weitem nicht so frei und anerkannt wie in anderen Teilen des Reiches. Berücksichtigen wir noch den wirtschaftlichen Zustand im Herzogtum Jülich-Kleve-Berg, so hat sie sich sicherlich eingeengt gefühlt und viele Kompromisse machen müssen.

Zu der Zeit, als sich Jacobe noch in München befand, hatte sie zahlreiche Verehrer, darunter auch den Grafen Hans Philipp von Manderscheid. Erhalten sind einige wunderschöne Minnegedichte, die sich beide schrieben und von einer großen Zuneigung zeugen (nachzulesen in den biografischen Skizzen des Theodor Haupt).

Wohl gleichzeitig bemühte sich der italienische Graf Fortunato Bertoldo de Pazzi mit Leidenschaft um ihre Gunst. Im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf [HSTA Jülich-Berg II. 1993] finden wir einen seiner erhaltenen Briefe, geschrieben in Innsbruck am 15.9.1583, der wie folgt beginnt: "Hochgeborene gnedige Frau und mein hertzallerliebste Braut, Frau meines Herzens, die ich mehr lieb habe, als das Licht meiner Augen..." Wie ernst sie die Werbung genommen hat, ob sie nicht vielleicht durch die Verhandlungen um die Verheiratung mit Johann Wilhelm gezwungen war, abzulehnen, das ist heute nicht mehr nachzuvollziehen.

Jacobe sollte zum Spielball der politischen Ränke werden, wobei ihre eigenen Interessen wohl kaum von Belang waren und ihre gefühllosen Verwandten eine große Rolle gespielt haben mögen. Wie schwer es dieser kultivierten und weltoffenen Frau gefallen sein mag, ihre Heimat zu verlassen, kann eine kleine überlieferte Begebenheit belegen:

Markgraf Philipp, ihr Bruder, hatte gewollt, daß sie bald nach der Heiratsabrede zu beider Tante, der Markgräfin Anna von Baden-Durlach, reisen und bei ihr bis zur Hochzeit bleiben solle. Jacobe mag dies nicht gefallen haben, denn sie bat ihre Base, Herzogin Renate von Bayern, sich dringend dafür einzusetzen, dass sie noch in München bleiben dürfe. Die alte Herzogin Anna von Bayern schrieb darauf an ihren Neffen Philipp und erinnerte ihn daran, dass die Markgräfin von Baden-Durlach zur "Augsburgischen Confession" halte, "wellen geschweigen, ob sie (Jacobe) nit vielleicht sonst auch etwas im Glauben, wo nit verirrt, doch sonst zweiflich gemacht werde. Es würde auch sein seltsames Ansehen haben, wenn die Markgräfin von dem Ort, da sie erzogen und so lange Zeit her gewesen, so plötzlich weggeführt werde, als hätte sie sich so übel gehalten, dass man ihrer bald ledig werden wollte". [Max Lossen, BGV 31/1895]

Jacobe war in München im katholischen Glauben erzogen worden, obwohl sie in ihrer Kindheit auch mit dem protestantischen Glauben in Kontakt gekommen war. Ihr Vater, Philibert von Bayern, hatte Offenheit und Toleranz beiden großen Glaubensrichtungen gegenüber gezeigt.

1575, nach dem Tode des Thronfolgers, Carl Friedrich, Herzog von Jülich-Kleve-Berg, wurde sein Bruder Johann Wilhelm aus machtpolitischen Gründen als Heiratskandidat ausgewählt. Die früheren Bestrebungen, die Fürstenhäuser Jülich-Kleve-Berg mit dem katholischen Baden zu einigen, wurden wieder aufgenommen. Man hatte Jacobe die schon latent vorhandene Geisteskrankheit des Fürsten offensichtlich verschwiegen oder sie verharmlost.

 

Jacobe von Baden
 

Johann Wilhelm I.
 

Heimlich, weil sein Vater sich gegen diese Verbindung ausgesprochen hatte, reiste Johann Wilhelm, nachdem die Bildnisse der beiden Brautleute ausgetauscht worden waren, nach Dachau, wo sich Jacobe zu dieser Zeit aufhielt und hielt Brautschau. Diese hatte offenbar den gewünschten Erfolg. Ebenso heimlich, wie er gekommen war, reiste Johann Wilhelm nach Düsseldorf zurück. Nach umständlichen Beratungen und Verhandlungen, nach verschobener Heiratsabrede setzte man die Hochzeit auf den 20. Januar 1585 fest. Die Vorbereitungen konnten beginnen. Nach einer nochmaligen Verschiebung des Hochzeitstermins wurde der endgültige Hochzeitstag auf den 16. Juni 1585 festgesetzt.

Was an Lebensmitteln im Einzelnen für das große Fest herbeigeschafft werden musste, ist nicht überliefert. Wohl kann man sich vorstellen, wie schwierig es in diesen Zeiten gewesen sein musste, solch ein bombastisches Fest auszurichten. Wie mag wohl das Volk zusätzlich gehungert und Not gelitten haben, damit die "Herrschaften" feiern konnten?

Die Beschaffung des Geldes für die Feierlichkeiten bereitete große Mühe. Es oblag den Räten, sich darum zu kümmern. Da jedoch nichts ohne die Zustimmung des Fürsten geschah, führte dies zu Verzögerungen, weil der Fürst häufig nicht ansprechbar war. Auf das Volk wurde ein ungeheurer Druck ausgeübt. Die Räte versuchten vom Volk, von den Landleuten und Landedelleuten zu erpressen, was sie nur konnten und darüber hinaus. Die Klöster wurden um Lieferung von Vieh und Geflügel angesucht. Es war z.B. Futter und Getreide für 1500 Pferde zu besorgen. Wein vom Rhein sollte bei der Hochzeit aufgetischt werden. Die Beschaffung gestaltete sich in dieser Zeit sehr schwierig. Es mussten Quartiere für die Gäste mit ihrem zahlreichen Gefolge geschaffen werden. Aus anderen herzoglichen Schlössern, wie aus Kleve, Bedburg, Dinslaken, Monreberg und anderen wurden Tapisserien, Betten, Bettzeug, Leinwand, Tische und Sitzmöbel herbeigeschafft. Fast 120 Gobelins wurden allein aus Kleve nach Düsseldorf gebracht.

Ein wichtiger Faktor war die Bekleidung der fürstlichen Familie und der Dienerschaft. Johann Wilhelm bestellte den Hofschneider Dietrich von Calcar zu sich. Die kostbaren Stoffe, vielleicht auch fertige Kleidungsstücke, besorgte der Kölner Kaufmann Cornelius Coppertz. Einen breiten Raum nimmt bei Graminaeus die Beschreibung der Tanzfeste, Turniere und des Feuerwerks ein. Dem Festablauf der Hochzeitsfeierlichkeiten soll noch ein gesonderter Artikel gewidmet werden.

Wenden wir uns wieder jenem 13.6.1585 zu, dem Tag, an dem sich auf der linken Rheinseite zwischen Koblenz und Köln ein glänzender Reitertross in Richtung Bonn bewegte. Die Reise nach Düsseldorf gestaltete sich schwierig, wollte man doch die Stadt Neuss umgehen, die wenige Wochen zuvor vom Grafen von Neuenahr eingenommen und seit 1584 von der Pest heimgesucht worden war.

Es war ein langer, farbenreicher Zug. Wie sehr Jacobe noch an den familiären Banden hing, zeigt die Tatsache, dass sie von ihrem Bruder Philipp, ihrer Schwester Salome und ihrem Schwager Ludwig, Landgraf von Leuchtenberg, begleitet wurde. Von Köln aus fuhr man mit dem Schiff rheinabwärts nach Himmelgeist, wo die Braut von Johann Wilhelm und seinem Gefolge großartig empfangen wurde. Einen ebenso prächtigen Empfang erhielt die künftige Fürstin im Schloss zu Düsseldorf. Graminaeus beschreibt die Braut so: "im silberbrokatenem, mit Goldborten besetzten Gewand, die goldene Brautkrone im offenen Haar." Es waren rauschende Feste, eine prunkvolle Hochzeit, Feierlichkeiten, die Stadt und Land in Atem hielten.

Wie mochte sich Jacobe gefühlt haben? Wie in einem Taumel? Das Erwachen musste kommen. Die Realität war, dass sich das Fürstentum immer noch im Krieg befand. Das einige Wochen vor der Hochzeit überrumpelte Neuss wurde 1586 von Alexander Farnese, Prinz von Parma, erstürmt. Die Einwohner wurden ermordet und die geplünderte Stadt stand in Flammen.

Die Zerrüttung der Lande nahm von Tag zu Tag zu, Johann Wilhelms Krankheit verschlechterte sich in ebensolchem Maße und machte ihn untauglich für die Regierungsgeschäfte. Der debile Schwiegervater dämmerte dahin, und die Räte spielten sich gegenseitig aus. Trotz all dieser widrigen Umstände kümmerte sich Jacobe hingebungsvoll um den kranken Ehemann und den debilen Schwiegervater. Ein Beweis dafür ist die Tatsache, dass Papst Sixtus V. der Fürstin eine Auszeichnung verlieh, die nur selten vergeben worden war: die goldene Rose. Jacobe erhielt diese hohe Auszeichnung in einem feierlichen Akt im Jahre 1587 für ihre Frömmigkeit, Demut und ihr mildes Wesen. In der päpstlichen Breve heißt es am Anfang:

Sixtus der Fünfte, Papst.
Geliebte Tochter in Christo, edle Frau!
Gruß und apostolischen Segen...

Dies zeigt, wie geachtet die Fürstin auch im Sinne der kirchlichen Moral war. Die Vorwürfe, die ihr später gemacht wurden, sie habe ihren Gatten nicht geliebt und ein herrisches Wesen gehabt, sind nicht haltbar. In ihrer Verteidigungsschrift berichtet sie selbst, dass sie sich dem Ehegatten und dem Schwiegervater gegenüber "ehrlich und gebührlich" verhalten habe, dass sie von Herzog Wilhelm "nicht weniger dann seiner selbst eigener Kinder eins geliebt" wurde und ihrem Ehemann gegenüber eine "eheliche Affection" gehegt habe. Im Testament Johann Wilhelms bezeichnet dieser Jacobe als seine "geliebte Gemahlin". Überliefert ist auch, dass sie Reliquien in seine Kleider einnähen ließ, die ihm zur Genesung verhelfen sollten. Dafür sollte sie später in ihrem Prozess der Zauberei angeklagt werden.

Die Krankheit Johann Wilhelms entwickelte sich so dramatisch, dass er nachts in voller Rüstung, bewaffnet und rasend durch die Gänge des Schlosses lief, die Dienerschaft angriff und das Schloss anzünden wollte. Zur Sicherheit des Personals und seiner eigenen wurde er dann in seinem Zimmer festgesetzt.

Eine große Rolle bei den höfischen Intrigen kam dem Marschall Wilhelm von Waldenburg, kurz genannt "von Schenckern", zu. Seine Verbindungen zu den spanischen Besetzern in den Niederlanden stärkten seine eigene Machtposition. Unter seiner Federführung wurde Johann Wilhelm mehrfach auf das Schloss Hambach bei Jülich gebracht, um ihn der Fürsorge Jacobes zu entziehen. Er nutzte dann die Schwäche des Herzogs aus und sicherte sich dessen Unterschrift zu seinen politischen Machenschaften.

Jacobe indessen sah sich genötigt, politisch zu handeln. Ihr gelang es, einige redliche Räte auf ihre Seite zu ziehen. Sie stellte sich damit aber zwischen die beiden feindlichen Parteien am Hofe: die katholische um Waldenburg, unterstützt von den spanischen Niederlanden, und die protestantische unter der Führung der Grafen von Broich und Valckenstein, der Herren von Rheydt, die mit Hilfe der Generalstaaten versuchten, die katholische Regentin zu entmachten.

Die politischen Ereignisse um Jacobe spitzten sich weiter zu. Im Lande wurden Zweifel über ihre katholische Gesinnung laut. Die ersten Gerüchte über ihren unmoralischen Lebenswandel tauchten auf, an denen ihre Schwägerin Sybille wohl nicht ganz unschuldig gewesen sein mag. Sybille hatte anfänglich ein recht gutes Verhältnis zu Jacobe, zumal sie mit Philipp von Baden, Jacobes Bruder, verlobt war. Nach dessen Tod (1588) verschlechterte sich das Verhältnis zusehends. Sybille war verbittert über den Tod des Verlobten und gönnte ihrer Schwägerin die Stärke nicht, die sie mit der Zeit entwickelt hatte, um eine umsichtige und gute Landesmutter zu sein. Das hatte sie ganz besonders intensiv betrieben, nachdem ihr Schwiegervater, Herzog Wilhelm IV., am 6.1.1592 gestorben war.

Sibylla
Sibylla Herzogin von Jülich-Kleve-Berg

Einige zeitgenössische Schriftsteller beschreiben die Fürstin Sybille als "herrschsüchtig, leichtsinnig, unbedachtsam und unversöhnlich". Jacobe selbst bezeichnet sie in ihrer Verteidigungsschrift als von "zwiefach simuliertem Gemüth".

Ein weiterer Faktor, der zum Zerwürfnis der beiden Schwägerinnen führte, war, dass beide in das politische Ränkespiel am Hofe eingebunden waren, natürlich in unterschiedlichen Lagern. Wiederum wurde Marschall Schenckern hier eine wichtige Rolle zuteil. Er gab sich am Hofe wie der Fürst selbst, z.B. ließ er am 25.2.1595 die Düsseldorfer Bürgerschaft einer "Interims-Regierung" huldigen, hielt sich selbst eine Schar von Trabanten und Dienern und zeigte wahrhaft "fürstliche" Großzügigkeit. Er schenkte Sybille einen kostbaren Postzug, der weder den wirtschaftlichen Verhältnissen der Zeit noch seiner Stellung angemessen war. Zugleich kränkte er Jacobe, wann immer er Gelegenheit hatte, wobei ihn der Kammermeister Palandt zu Breitenbend, der persönlich von der Regentin enttäuscht war, kräftig unterstützte.

Herzogin Sybille und ihr Anhang knüpften eifrig an dem Netz, das zu Jacobes Untergang führen sollte. Ihre Situation wurde immer schwieriger, so dass sie überlegte, nach Bayern zurückzukehren. Aber die Verantwortung für ihren kranken Ehemann und für das marode Land ließ sie ausharren. Sie zeigte immer wieder Stärke und wurde ihren Gegnern zu mächtig. Sie versuchten weiterhin, sie beim Volk schlecht zu machen, und die Gerüchte um ihre angeblichen Liebschaften wollten nicht aufhören.

In ihrer Verzweiflung wandte sie sich im Jahre 1595 an ihren Schwager, Landgraf Ludwig von Leuchtenberg, der zu ihrer Unterstützung herbeigeeilt war. Der mittlerweile sehr einflussreiche Marschall Schenckern verwehrte ihm den Zugang zu Jacobe, ja sogar den Zugang zum Schloss. Ludwig brach nach Kaiserswerth auf und es gelang ihm lediglich, von einem Rheinkahn aus, mit Jacobe, die an einem der Schlossfenster stand, zu sprechen. Das, was er letztlich erreichte, war, dass es Jacobe gestattet wurde, ihn in seiner Herberge "Zum weißen Pferd" zu besuchen und ein paar kurze Worte mit ihrer Schwester Salome zu wechseln. Hier wird deutlich, dass die Herzogin schon zu dieser Zeit in einer Art Gefangenschaft gehalten wurde.

Ihre Situation wird noch klarer, wenn man sich folgende Tatsache vor Augen hält: Sybille hatte mit Hilfe von gekauften Bediensteten ein "Beobachtungsloch" in Jacobes Schlafzimmerdecke arbeiten lassen, um ihre Aktivität dort überwachen zu können. Ebenfalls gekaufte Leute ließen im Lande verbreiten, dass Jacobe mit verschiedenen Männern, u.a. mit dem Kämmerling Dietrich von Hall und einem Herrn von Anderrath Liebschaften unterhalten habe.

Zu den persönlichen Schwierigkeiten stellten sich auch finanzielle ein, die sie nicht bewältigen konnte. Selbst als sie um die Auszahlung des Heiratsgeldes bat, wurde ihr dieses verwehrt. Einige Landtage wurden einberufen, die aber immer nur zu ihren Ungunsten endeten. Der einflussreiche Marschall Schenckern scheute sogar nicht davor zurück, den Arzt Dr. Reinerus Solenander (Leibarzt des Fürsten) zu bitten, einen Gifttrank für Jacobe zu mischen. Dieser lehnte aus moralischen Gründen ab.

Im Jahre 1595 überreichte ihre Schwägerin Sybille eine Klageschrift an den Landtag in Grevenbroich. Zu den zahlreichen Anklagepunkten gehörte auch der des Ehebruchs. Es wurden kaiserliche Kommissare zur Untersuchung eingesetzt, unzählige Zeugen wurden verhört, ihre Verwandten kamen, um ihr beizustehen, aber letztlich war das Ergebnis für sie negativ. Sie wurde in dem Zimmer des Schlosses festgesetzt, das schon drei Jahre ihrem Ehemann als Aufenthaltsort gedient halte. Zwei Jahre verbrachte sie in diesem Gefängnis hinter eisernen Türen, von stündlichen Wachen streng kontrolliert.

Zwischenzeitlich bildeten Sybille und Marschall Schenckern ein Machtpotential gegen die Herzogin. Diese beiden gaben vor, die angegriffene Gesundheit des Fürsten wiederherstellen zu wollen, um letztlich in aller Stille weiterregieren zu können. Sie bestellten die Wunderheilerin Margarethe von Ahr zu seiner Behandlung. Nachdem aber die Wunderkur dieser Frau nur kurzzeitig Besserung gebracht hatte, überlegten sich die beiden andere Dinge zur Heilung.

Jacobe, indessen, war es gelungen über ihren Schwager, Graf Leuchtenberg, einen Advokaten, Dr. Hector, zur Seite gestellt zu bekommen und eine umfangreiche Verteidigungsschrift anzufertigen. Die Gegner Jacobes fürchteten, dass ihre glühende Verteidigungsrede die Räte beeinflussen und ihre Freisprechung zur Folge haben könnte. Das wäre den Feinden sehr ungelegen gekommen, hatten sie jedoch im Falle der Verurteilung bereits eine neue Vermählung Johann Wilhelms mit der katholischen Antoinette von Lothringen vorgesehen, um die protestantischen Interessen zu schwächen und die Länder Österreich in die Hände zu spielen.

Am Abend des 2.9.1597 begab sich Jacobe, trotz der langen Leiden in der Gefangenschaft "ungeschwächter Gesundheit", zur Ruhe - um nicht mehr aufzuwachen. Am folgenden Morgen fand man sie tot auf - im 39. Lebensjahr. Theodor von Haupt hält in seinem Buch "Jacobe von Baden" die Befragungen und die Untersuchungen über Jacobes Todesursache für äußerst unzureichend. Bekannt ist, dass nur wenige Leute zu der Todesursache und den Umständen befragt wurden.

Die Gerüchte bei Hofe und in der Bevölkerung wollten nicht verstummen, dass Jacobe eines gewaltsamen Todes gestorben war. Die Obduktion förderte nichts Verdächtiges zutage. Aber bereits in älteren Berichten ist davon die Rede, daß Jacobe erdrosselt worden war. So heißt es in Reidanus "Belgarum aliarumque gentium Annales 1633", dass "sie unversehens nächtlicher Weise mit einem Stricke auf Befehl der Räte erdrosselt worden war. An beiden Seiten der Kehle zeigten sich Spuren des Strickes." [Scharff-Scharffenstein, Denkwürdigkeiten, S. 80 ff]

Am 10.9.1597 wurde die Herzogin in einem bleiernen Sarg in der Gruft der Kreuzherrenkirche in Düsseldorf in aller Stille beigesetzt.

Am 20.9.1599 heiratete der Fürst, dessen Krankheit sich kurzzeitig weniger auffällig gezeigt hatte, Antoinette von Lothringen, die mit Hilfe der Marschälle Nesselrodt, Reuschenberg, Leerodt und Palandt die Schenckernsche Partei stürzte und Schenckern zwang, ihr die Schlüssel für die Festung Jülich zu übergeben. Schenckern selbst wurde unter Anklage gestellt, kam aber glimpflich mit einer Strafe von 7000 Goldgulden davon.

Bald brach die Krankheit des Fürsten wieder voll aus, und Johann Wilhelm starb am 25.3.1609. Wegen der Kriegswirren blieb der unbeerdigte Leichnam 13 Jahre in der Schlosskapelle stehen, bis er endlich am 30.10.1622 in der Gruft der Lambertuskirche beigesetzt werden konnte.

Düsseldorf

Die Gerüchte im Lande um Jacobes rätselhaften Tod hörten nicht auf. Das Volk erfand Hohngedichte auf Sybille und Schenckern. Dietrich von Hall wurde erst nach Jacobes Tod zu dem Verhältnis befragt, und er hat eine Liebschaft zu ihr zugegeben. Aus dem Vernehmungsprotokoll, das im Hauptstaatsarchiv in Düsseldorf im Original vorliegt [HStA Hauptgericht Jülich, Akte Nr. 64], geht hervor, dass ihm nur Suggestivfragen gestellt wurden, er hatte nur die Wahl, seine und Jacobes Schuld einzugestehen.

So sollte nachträglich Jacobes gewaltsamer Tod gerechtfertigt werden. Ihm wurde die Verbannung auferlegt, die er wohl gewählt haben musste, denn eindeutige Lebenszeichen von ihm waren danach nicht mehr auszumachen.

Immer wieder war die Schuld Jacobes eine Streifrage, wohl um ihren gewaltsamen Tod rechtfertigen zu können. Die historische Forschung lässt ein Bild zu, dem man sich gern anschließen kann.

Der königlich-preußische Kreisrichter Theodor von Haupt gab 1820 seine biographischen Skizzen der Jacobe von Baden heraus und stellte darin seine Sympathie für diese unglückliche Monarchin dar. Er schreibt warm und oft begeistert von ihr und hält sie entgegen der Meinung anderer Forscher für völlig unschuldig.

Daneben sollte aber auch eine andere Schrift erwähnt werden, die "Historia Rerum Julio-Montensium per Behr a Lahr", eine handschriftliche, 1834 in Düsseldorf auszugsweise im Druck erschienene Chronik eines Zeitgenossen am Hofe Johann Wilhelms. Dieser Mann war augenscheinlich über alle Vorgänge im Herzogtum Jülich-Kleve-Berg unterrichtet. Er stand vollständig auf der Gegnerseite der Fürstin. Lange Zeit war man über die Persönlichkeit dieses Mannes im Zweifel. Meist hielt man ihn für einen Geheimsekretär am Hofe Johann Wilhelms. Erst Ernst v. Oidtman, ein hervorragender Kenner des Jülicher Landes, glaubte das Dunkel lichten zu können. Er hält den Verfasser dieser Handschrift für einen anderen, nämlich für Thomas Behr von Lahr, geboren in Müntz im Amt Boslar bei Jülich, gestorben als Probst des Andreasstifts zu Köln 1611.

Über die Todesursache ist immer wieder spekuliert worden. Eine andere Handschrift, die "Historia Arcana Cliviensis" spricht davon, dass am Hals der Fürstin bei der Obduktion Würgemale erkennbar waren.

Im Gegensatz zu vielen, die die "Erwürgens"-Theorie unterstützen, spricht ein Historiograph aus dem Hause Baden namens Schoepflin in der "Histona Zaringio Badensis 1765" davon, dass Jacobe als Opfer ihrer herrschsüchtigen Schwägerin Sybille wegen Ehebruchs mit dem Edlen von Hall zu Landscheid enthauptet worden sei. Hier zumindest irrt Schoepflin. Bei der Identität des Mitbeschuldigten handelt es sich um einen Mann, der dem Geschlecht Hall zu Ophoven angehörte. Die meisten Historiker schließen sich der Meinung an, dass Jacobe erwürgt worden sei.

Die unglückliche Fürstin sollte erst am 23. März 1820 ihre endgültig letzte Ruhe finden. Bei Ausräumarbeiten in der Kreuzherrenkirche fand man auch die Gebeine der Jacobe in der Gruft. Sie wurden in einen neuen Zinnsarg gelegt und in der Lambertuskirche bei einem Seelenamt mit Trauermusik feierlich beigesetzt.

Über vierhundert Jahre sind seit der denkwürdigen Hochzeit und dem tragischen Tod der Herzogin vergangen. Welcher Theorie auch immer man sich über die Todesart oder die Umstände ihres Todes anschließen mag, man sollte nicht vergessen, wie das kurze Leben jener Frau in dieser Zeit ausgesehen hat. Sicher, sie war eine Privilegierte, eine Edle, eine Frau, die sicherlich nicht hungern und darben musste. Aber sie hat sich bemüht, eine gute Landesfürstin zu sein, an der Seite eines Mannes, der geisteskrank war, an der Seite eines Schwiegervaters, der ihr in seiner Debilität ebenfalls keine Hilfe sein konnte, mit Untergebenen und Verwandten, die ihr Böses wollten. Sie musste ihre geliebte Heimat verlassen, um andernorts auf Misstrauen und Unverständnis zu stoßen.

Sie hat in über vier Jahrhunderten die Gemüter der Düsseldorfer bewegt und ihre Fantasien angeregt, obwohl sie von "auswärts" kam, und das ist bei den Rheinländern etwas Besonderes. Das kann nicht aus Hass oder Ekel so gewesen sein, da muss Zuneigung eine große Rolle gespielt haben.

Bei all dem Unglück, das sie erdulden musste, bleibt die Schuldfrage unerheblich. In den Herzen der Düsseldorfer bleibt sie die "unglückliche Fürstin" und "spukt" noch heute in ihren Köpfen herum. Sie wird auch weiterhin ein Teil der Düsseldorfer Geschichtserzählungen bleiben.


Literaturverzeichnis
  • Goecke, Rudolf: Zur Prozessgeschichte der Herzogin Jacobe von Jülich, geborene Markgräfin von Baden. In: Zeitschrift für preußische Geschichte und Landeskunde, Bd. 15/1878, S. 280 ff
  • Graminaeus, Dietrich: Beschreibung der Fürstlichen Güligschen Hochzeit... aus dem Jahre 1587
  • von Haupt, Theodor: Jacobe, Herzogin von Jülich, geborene Markgräfin von Baden. Biographische Skizze, Coblenz 1820
  • Heine, Heinrich: Das Buch 'Le Grand'. Reisebilder, Ideen I. Kap. X
  • Lossen, Max: Die Verheiratung der Markgräfin Jacobe von Baden mit Johann Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg. In: Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins 31/1895
  • Roberg, Burkard: Jacobe von Baden. Rheinische Lebensbilder. Band 7/1977 S. 43 ff
  • Rümmler, Else: Die Fürstlich Jülichsche Hochzeit. Düsseldorf 1883
  • Scharff-Scharffenstein, Hermann von: Denkwürdigkeiten eines Royalisten. Berlin 1859

Mein besonderer Dank gilt:
Frau Else Rümmler, ohne deren Buch dieser Artikel nicht geschrieben worden wäre.
Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Stadtarchiv Düsseldorf, Universitätsbibliothek Düsseldorf, Stadtmuseum Düsseldorf


© 2003 Rita Labonté-Philippen, Haan




Bergische Sagen, gesammelt von Otto Schell (1897/1922)

Jacobe von Baden.
(E. v. Schaumburg, Historische Wanderungen durch Düsseldorf. - Leibing, 76. - Montanus-Waldbrühl, Vorzeit I, 39. - Hermann, Jahrg. 1818, S. 904. Mündlich.)

"Allgemein bildete sich im Volke, namentlich in der Bevölkerung Düsseldorfs, nach dem Tode Jacobe's von Baden der Glaube aus, selbige sei enthauptet worden. Neugierigen Reisenden zeigte man später das betreffende Gemach mit den Blutspuren. Später ist die unglückliche Herzogin wiederholt im Schloß und seinen verödeten Gängen umherwandelnd angetroffen worden, oft den abgeschlagenen Kopf im Arme tragend. Lärmen und Gewimmer läßt sich dabei vernehmen. Die Gestalt ist die eines hohen verschleierten Weibes in weißem Gewande und mit einem roten Bändchen um den Hals. Oft erscheint Jakobe auch in blutigen Gewändern. Deutlich ist das Knistern des schweren seidenen Gewandes zu vernehmen. So schwebt sie durch die Räume, um nach einiger Zeit spurlos in der Mauer zu verschwinden.

Namentlich im Schwanenzimmer ist die Fürstin oft gesehen worden, denn in diesem fand sie ihr Ende. Kein Priester wagte es darum, dieses Gemach zu betreten, wenn am Dreikönigsabend die übrigen Zimmer des Fürstenschlosses geweiht wurden. Der Zug bewegte sich immer an diesem Zimmer vorüber, als fürchte man die Erweckung der Toten.

Andere halten dafür, dies Weib sei die Schwägerin von Jakobe, Sibylla, welche das blutige Haupt der Jacobe trägt.

Noch andere glauben, es sei die Stammmutter des Altena-Berg-Brandenburgischen Geschlechts, welche sich in den Räumen der alten Wohnung zeige, wenn ihrem Hause irgend ein glückliches oder unglückliches Verhängnis nahe. Diese Ahnfrau soll aus dem Geschlechte der Schwanen-Jungfrauen gewesen sein; nach ihr soll das Zimmer, wo sie am meisten erscheint, das Schwanenzimmer heißen."
[Schell 1897 S. 110 (IV.62)]

"Vor mehr als 100 Jahren erschien Jakobe dem Prior eines Düsseldorfer Klosters mit den Worten, daß sie nicht eher erlöst sein werde, als bis im Kloster die Bäume grünen würden. Der Prior vermochte den Sinn dieser Worte nicht zu deuten. Als aber zur Zeit der Fremdherrschaft so manches Klostergebäude weltlichen Zwecken überwiesen oder beseitigt wurde, gingen Jacobes Worte in Erfüllung: Bäume grünten dort, wo lange Jahrhunderte das Kloster gestanden hatte."
[Schell 1922 S. 87 f]


Der Schloßturm zu Düsseldorf. (Mündlich.)

"Von dem alten Herzogschloß in Düsseldorf ist heute fast nichts mehr als ein Turm vorhanden. Früher floß der Rhein hart an diesem Turme vorbei. Von diesem Turme soll sich die Herzogin Sibylla, voller Verzweiflung über die Ermordung Jakobes von Baden, in den Rhein gestürzt haben."
[Schell 1897 S. 110 (IV.63)]


Düsseldorf 2011
Inzwischen ohne Schlossgeist:
Der Schlossturm am Burgplatz, dahinter die Lambertuskirche.


Düsseldorf 2012
Seit 1984 ist im Schlossturm - dem einzigen erhalten gebliebenen Gebäudeteil des 1872 zerstörten Düsseldorfer Stadtschlosses - das Schifffahrtsmuseum untergebracht.



Quellen:
  • Labonté-Philippen, Rita: Jacobe von Baden und ihre unglückliche Zeit am Düsseldorfer Hof. Veröffentlicht in: Zeitschrift des Düsseldorfer Vereins für Familienkunde e.V., April 2003, S. 97-106
  • Schill (ca. 1908)
  • Schell (1897 und 1922)

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