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Peter Hasenclever (1716-1793) |
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Etwa seit Mitte des 18. Jh. war eine nennenswerte Solinger Auswanderung nach Amerika zu verzeichnen. Der in den 1760er Jahren nach Nordamerika ausgewanderte Remscheider Peter Hasenclever ließ für die Errichtung seiner Eisenwerke in New Jersey durch seinen Vetter Franz Caspar in Rotterdam 535 Arbeitskräfte im Bergischen Land und in der Pfalz anwerben. Vermutlich waren darunter auch Solinger Arbeiterfamilien.
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In den Krisenjahren 1794-1796 notierten einige überregionale Zeitungen annähernd 1000 Handwerker, die aus der Gewerbezone des Herzogtums Berg nach Nordamerika zogen, darunter 300 Metallarbeiter. [Malunat S. 43]
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Namentlich bekannte Solinger Auswanderer waren zum Beispiel diese:
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Die Heimat, Jg. 29, Nr. 12, Dezember 1963
Auswanderer nach USA wollten untertauchenVon Otto Bauermann
"[...] Viele werden aus Abenteuerlust, andere wegen schlechter Arbeitslage ausgewandert sein. Es werden aber auch nicht wenige diesen Weg benutzt haben, um unterzutauchen. So fand ich auch zwei Angehörige der alten Bauermannskuller Linie Bauermann, die sich wegen Verfehlungen zu verantworten behabt hätten, wenn sie nicht den Weg ins Ausland gewählt hätten.
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Sich der Strafe entziehen - dieser Auswanderungsgrund wird relativ häufig genannt, nicht nur in der Folge der Revolution 1848/49, sondern auch noch im 20. Jahrhundert.
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Elberfelder Zeitung 1847
Das amerikanische Post-Dampfschiff Washington, Capt. Hewitt, fährt gegen den 1. September von Bremen via Southampton nach New-York. Passage-Preis in der ersten Cajüte 150 Dollars. Kinder unter 12 Jahren und Domestiken die Hälfte. - In der zweiten Cajüte sind keine Plätze offen. - Güterfracht 35 und 25 Dollars per 40 Cubikfuß. Primage 5 pCt. - Passage-Preis nach Southampton 5 Pf. Sterling. Bremen, den 30. Juni 1847. C.A. Heneken & Comp. |
Vielleicht wären mehr Auswanderer in die alte Heimat zurückgekehrt wie der Solinger Schleifer Robert Henckels, hätten sie nur die Heimreise bezahlen können. Robert Henkels wanderte 1865 aus, um in Übersee ein reicher Mann zu werden. |
Solinger Tageblatt vom 21. Februar 1941
Ein Solinger Meister geht nach AmerikaMeines Großvaters Ausfahrt und HeimkehrVon Walter Henkels
"[...] Ich habe den Großvater nicht gekannt. Aber in den Knabenjahren fielen mir, zwischen alten Familienpapieren, Briefe in die Hände, zahllose Briefe, in Terryville und Newark geschrieben, vergilbtes Papier, vergilbte Tinte, die ungelenke Schrift teilweise schwer zu entziffern.
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Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 19. November 1851
Zur Nachricht für Auswanderer! Regelmäßige Schifffahrt nach Amerika. Der Unterzeichnete expedirt in Verbindung mit den solidesten Rhederhäusern von Antwerpen nach New-York am 1. und 15. jeden Monats, von Bremen nach New-York am 1. und 15. jeden Monats, von Havre nach New-York am 9., 19. und 29. jeden Monats, und ebenso im Frühjahr und Herbst an näher zu bestimmenden Tagen nach New Orleans, solide gekupferte und für die Passagierfahrt bestens eingerichtete Dreimaster-Schiffe 1. Klasse. Die Fahrpreise sind immer auf das Billigste gestellt und ertheilt der Unterzeichnete jede weitere Auskunft bereitwilligst. Cöln, im November 1851. Carl Maibücher. In Solingen und Umgegend beliebe man sich an Herrn Johann Spiekernagel zu Bünkenberg zu wenden. |
Jakob Engels stürzte, vom Zahn der Zeit durchnagtDas Solinger Kreis-Intelligenzblatt veröffentlichte 1875 die Todesmeldung des 1847 in die USA ausgewanderten Solinger Kaufmanns Jakob Engels aus der in Sandusky (USA) erschienenen Zeitung "Demokrat" - mit unfreiwilligem Schmunzel-Effekt aufgrund der allzu wörtlichen Übersetzung. Die alte Klingenhandwerker-Familie Engels stellte übrigens auch Auswanderer nach Klingenthal im Elsass (1730). |
Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 3. Dezember 1875
"Wir entnehmen dem in Sandusky (Amerika) erscheinenden 'Demokrat' vom 10. Nov. Folgendes: »Eine Säule des intelligenten und soliden Deutschtum's von Sandusky - Jakob Engels - stürzte letzte Woche, vom Zahn der Zeit durchnagt, in einem nahezu patriarchalischen Alter. Herr Engels war Anno 1800 in Solingen, Rheinpreußen geboren, und kam in 1847 nach diesem Lande, wo er sich vermittelst seiner Fähigkeiten, reellem Geschäftssystem und Solidität zu einem der ersten Kapitalisten dieser Gegend emporschwang. [...]
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WarnungWährend das Solinger Kreis-Intelligenzblatt voll war von Anzeigen der Schifffahrtslinien, die Überfahrten in die Vereinigten Staaten speziell für Auswanderer anboten, erschien eine eindringliche Warnung an deren potenzielle Kunden: |
Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 6. September 1876
Vom Rhein, Anfangs Septbr. |
Ein Solinger Reider in Elkton (1891)Natürlich machten die Auswanderer in den USA ganz unterschiedliche Erfahrungen. Die einen schlugen sich durch oder kamen gar zu Wohlstand, die anderen nicht. Der folgende Artikel klingt so, als wäre der ausgewanderte anonyme Solinger Reider von einem amerikanischen Unternehmen angeworben worden. Interessant ist der Hinweis auf das entspannte Verhältnis zu den ortsansässigen Schwarzen - und auf die nicht immer ausgeprägte Solidarität unter den Neu-Amerikanern. |
Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 29. Mai 1891
"Solingen, 29. Mai. Ein Theil der nach Elkton, Va., in den Vereinigten Staaten ausgewanderten Solinger hatte bekanntlich sich darüber bitter beklagt, daß die den Leuten gemachten Versprechungen und Zusicherungen nicht gehalten und die Auswanderer selbst zum Theil in große Noth gerathen seien.
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Castle Garden war der von der Stadt New York 1855 eingerichtete zentrale Landeplatz für Einwanderer. Beamte registrierten die Einwanderer, informierten über zuverlässige Gasthäuser sowie schnelle und preiswerte Beförderung zum gewünschten Zielort, oder sie vermittelten Arbeit. Ab 1892 ersetzte Ellis Island das zu klein gewordene Castle Garden. Damit wurde die unkontrollierte Einwanderung verhindert und den neu erlassenen Einwanderungsgesetzen Geltung verschafft. |
Auswanderung der Familie Karl Juffernbruch
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Wie sah es im Jahr 1923 im deutschen Reich und im bergischen Land aus?
Nach dem (Ersten) Weltkrieg ist, so konstatiert der Lokalhistoriker Max Schmidt 1928, "der Solinger Industrie eine Auswanderungsgefahr entstanden, die zu ernsten Besorgnissen Veranlassung geben könnte. Noch nie ist nämlich die Zahl der abwandernden Solinger Facharbeiter so groß gewesen, wie in den letzten Jahren. Das Ausland zieht immer mehr Facharbeiter aus Solingen an, und leider nimmt es nur die Besten. Ein nicht zu ermessender Schaden droht so der alteingesessenen Industrie durch ihre Verschleppung." [Schmidt] |
Einer der erfolgreichen Solinger Nordamerika-Auswanderer war Heinrich Staudenbecker, der mit seinen fünf Söhnen das Wagnerhandwerk betrieb. Aus ihrem Unternehmen wurde 1868 die Studebaker Brothers Manufacturing Company. In seinem am 14.02.2011 im Solinger Tageblatt erschienenen Artikel nennt Hans Joachim Schneider noch weitere in Solingen immer noch geläufige Auswanderer-Namen: |
Solinger Tageblatt vom 14.02.2011
Frühe Solinger Emigranten.Von Hans Joachim Schneider
[...] In den 30er Jahren des 18. Jahrhunderts wanderten mehrere Familien in die USA aus. 1734 verließ Peter Lobach mit seiner Mutter und seinem Stiefvater Solingen und segelte am 13. September 1734 mit der "St. Andrew" von Rotterdam nach Philadelphia. Die Familie ließ sich in der Gemeinde Pike im Berks County, Pennsylvania, nieder. Ihre Domäne wurde später "Lobachsville" genannt. Nach Peter Lobachs Stiefvater Johann Wilhelmus Pott wurde ein Ort Pottstown benannt, der ebenso wie Lobachsville am Schuylkill-Fluß liegt. 1745 übernahm Peter Lobach dort von seinem Stiefvater eine Walkmühle. Es heißt, dass Peter Lobach bei einem Messerschmied in die Lehre gegangen war. Allerdings war er erst 14 Jahre alt, als er nach Amerika ging.
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Quellen:
Weitere Literatur:
Passagierlisten und weitere Informationen bietet die Forschungsstelle Deutsche Auswanderer in den USA der Universität Oldenburg. |