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Kamphausen

Die Höfe Kamphausen liegen südlich der Autobahn A 46 zwischen Kriekhausen im Norden und Überfeld im Süden auf der Höhe nördlich des Hühnerbachs. Eine Verbindung mit Höfen 'Auf dem Kamp' besteht nicht.

Vollmar zitiert aus einer Urkunde vom 27. Februar 1595, die inhaltlich trotz kleiner Übersetzungsversuche vielleicht etwas räselhaft bleibt, die aber belegt, dass Ende des 16. Jh. ein 'Kamphaus' vorhanden war (wobei natürlich der Hof weit älter sein kann):

"Am selben Tag haben Johan aufm Cleve und Wilhelm ahm Valder, scheffen, glaublich referirt, das vor innen erschienen Maria Rineken von der Kaulen [= Bellekuhl], so numehr ungefehr ahn die drißig jahr alt, und hat verzig [= Verzicht] und außgank [= Ausgang, Auflassungsvormerkung] getaen auf ire kindgerechtigkeit (Gerechtigkeit = Anspruch) des guts auf der Kauhlen, nichtz außgescheiden, hat sich und ire erben enterbet und Heintgen zu Kamphaus und Feyen eheleuten verziegen und dieselbe darahn geerbt und geguetet, sich guter bezalung bedankt und innen - den gelderen - brief und siegel mittzuteilen gebetten." [Vollmar]

1715 sind in der Ploennies-Landkarte zwei 'Campershöf' vermerkt.
1809 wohnten auf den Höfen Kamphausen 34 Personen.
1898 sind auf der Hofacker-Karte 'U-Kamphausen' mit zwei Gebäuden und das größere 'O-Kamphausen' mit mehreren Gebäuden eingezeichnet.

1981 merkt Vollmar an, dass Hof Kamphausen 1 nach Umbauten als Wohnhaus dient. Der zweite Hof, Kamphausen 2 und 3, ist noch eine große, bewirtschaftete Hofanlage, die sich in der vierten Generation im Besitz der Familie Zimmermann befindet. "Im Kern zeigt der Hof noch jahrhundertealte Bausubstanz." [Vollmar 1981]


Kamphausen
 
2008
Der älteste erhaltene Teil
des Hofes Kamphausen

Vier Jahrhunderte alte "Bausubstanz" fand Paul Zimmermann im Januar 2008 beim Aufräumen im Gewölbekeller seines Hauses unter einer Obstkiste: Die mit der Inschrift nach unten auf dem Kellerboden liegende Schieferplatte entpuppte sich als Grabstein aus dem Jahr 1607. Es ist der älteste in Haan bekannte Grabstein, älter als der Stein im Haaner Heimatmuseum Haus Stöcken (1621) und älter als die Grabsteine in der Welschenmauer in Gruiten (ab ca. 1629), somit eine kleine Sensation.


Kamphausen
2008   Alte Grabplatte auf Kamphausen
 
Die Inschrift lautet:

ANNO 1607 DEN (?)
AVGVSTI IST DER EHR
BAR VND FROME RVUET
GER AVF DER HOEE IN
GOT ENTSCHLAFEEN
DAN DIE DODIN SIELICH
SIN DIE IN DEN HEREN
STORBEN SEIN

Anno 1607 den (Tagesdatum)
August ist der ehr-
bare und fromme Rüt-
ger auf der Höhe in
Gott entschlafen.
Selig sind die Toten,
die in dem Herrn
sterben.

Der letzte Satz stammt aus der Offenbarung des Johannes (14, 13) und wurde früher gern auf Grabsteinen von Reformierten zitiert.

Rütger lebte offenbar nicht auf Kamphausen, die Herkunftsbezeichnung "Höhe" deutet auf die Höfe "Höhe" in der Obersten Honschaft Haan, heute Vohwinkeler Gebiet, damals aber zu Haan gehörend. Als Haaner Bürger wurde Rütger auf dem Friedhof an der alten Haaner Kirche beerdigt, dem heutigen Alten Kirchplatz.

Wie die Grabplatte nach Kamphausen gelangt ist, lässt sich nur vermuten. Als der alte Kirchhof 1807 aufgelassen und zur Alleestraße verlegt wurde, holten die Familien i.d.R. ihre Grabsteine ab, um sie anderweitig unterzubringen oder - Pietät hin oder her - als Baumaterial oder Trittstein praktisch zu nutzen. "Spätestens mit dem Abbruch der alten Haaner Kirche 1863 wurden die Grabsteine vom Kirchhof am Alten Kirchplatz wieder an die Höfe zurückgegeben, wo der Verstorbene gewohnt hatte." [Vollmar]

Ob verwandtschaftliche Beziehungen Rütgers nach Kamphausen bestanden oder ob der Stein im Zuge der allgemeinen Aufräumaktion übrig blieb und einfach mitgenommen wurde, ist nicht bekannt. Malermeister Paul Zimmermann hat seine antike Schieferplatte mit Steinverfestiger bearbeitet und will sie gut sichtbar im Außenbereich des ehemaligen Bauernhofs Kamphausen anbringen.


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Kampstraße 87 / 89: Lieferingsand

Der Hof Lieferingsand (oder Sand) an der Kampstraße 87 und 89 ist der Stammsitz der alten Haaner Familien Liefering.

Aus dem Jahr 1599 sind zwei urkundliche Nennungen bekannt. Der Hof erscheint in der Liste der Kurmudsgüter des Hofgedinges Haan als "item auf dem Leverinssandt, Kuhechur", d.h. das Gut war Kurmude-abgabepflichtig (in diesem Fall musste eine Kuh abgegeben werden), sowie in der Liste des Horster Zehnten in Haan als "auf dem Lewerins-Sandt". Die Namens-Variationen sind vielfältig:

1611 steht der Hof in der Haaner Steuerverteilungsliste als "ufm Leveringssang",
in der Liste vom 16. Januar 1642 heißt er "im Leiferingssand",
am 16.-18. Juni 1653 "Lieferingsand" und
in der Liste von 1695 "Aufm Leiferingsandt".
Die Liste von 1724 enthält neben dem Namen auch einen Beruf: "Lieffringssan, ein Messermacher". [Vollmar]

1715 ist der Hof in der Ploennies-Karte als "Libringssang" eingezeichnet.

Anders als es die Kurmudepflicht vielleicht vermuten lässt, war der Hof "relativ klein, denn in der Liste von 1724 werden als Grundbesitz acht kölnische Morgen und eineinhalb köln. Viertelmorgen angegeben, davon ein Morgen Busch".

1731 ist in der Haaner Huldigungsliste ein Familienvorstand namens 'Adolff Liefringßsang' aufgeführt.

1809 werden in der Einwohnerliste für den Hof 14 Personen angegeben. [Vollmar]

1898 ist der Hof als 'Sand' mit mehreren Gebäuden auf der Hofacker-Karte verzeichnet.

Das Fachwerk-/Schieferhaus steht im März 2006 noch an seinem Platz, und es sieht nicht so aus, als sollte sich das so bald ändern.


 
1979
Der alte Hof Lieferingsand (Sand)
Foto: Harro Vollmar


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Kampstraße 154: Berenkamp

Das Haus Kampstraße 154 gehörte zu dem in der Huldigungsliste von 1731 erwähnten Haaner Hof Berenkamp ("Peter Tang aufem Berrencamp"). Der Fachwerkgiebel trägt die Jahreszahl 1774; sie wurde vermutlich anlässlich eines Eigentümerwechsels angebracht.

Das zum Hof Berenkamp gehörende restaurierte Barock-Brunnenhäuschen aus Bruchsteinen mit verschiefertem Dachaufbau dürfte in Haan und Umgebung das Einzige dieser Art sein. Haus und Brunnenhäuschen sind im Denkmalverzeichnis eingetragen; jedoch scheint dennoch dem Wohnhaus der baldige Abriss zu drohen (Stand August 2011).



31.08.2011   Kampstraße 154
 

31.08.2011   Kampstraße 154

Brunnenhäuschen
 
2007
Brunnenhäuschen,
Kampstraße 154


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Klophausen

Die beiden Klophausener Höfe liegen südlich der Autobahn A 46. Das westlich gelegene Unter-Klophausen ist durch die Bundesbahnlinie Haan-Gruiten vom östlich gelegenen Ober-Klophausen getrennt (und verbunden durch einen schönen Waldweg an der Dieker Mühle vorbei). An anderer Stelle heißen die Höfe "Oben- und Unten-Klophausen".

Schon 1583 werden die Höfe urkundlich genannt. 1715 hat Landmesser Ploennies "o. Klophusen" mit einem Gebäude und "Kl. Klophusen" mit zwei Gebäuden in seine Karte des Amtes Mettmann eingezeichnet. 1789/90 sind in der detaillierteren Wiebeking-Karte fünf Gebäude für "O. Klop Stausen" und fünf Gebäude für "Nied. Klop Stausen" aufgeführt.

1809 wurden in der statistischen Einwohnerübersicht des Grafen Beugnot für beide Höfe insgesamt 21 Einwohner registriert. 1830 waren es lt. einer Statistik des Oberstleutnants F. von Restorff 36 Personen.

  Um 1890 lebte der Seidenweber und Fabrikarbeiter IV.10 Heinrich Winkels (1846-1918) in Unten-Klophausen.

1897 veröffentlichte Otto Schell in seiner Sammlung Bergischer Sagen eine Geschichte, die ihm in Haan mündlich mitgeteilt wurde und die von einem Bauern in "Kosthausen" handelt. Diese Ortsbezeichnung gibt es in Haan nicht. Meine Vermutung, dass es sich hier aufgrund der Ortsbeschreibung wahrscheinlich um Klophausen handelt, fand ich bei Vollmar bestätigt: "Auch Wiebeking schrieb 'Klop-Stausen'; phonetisch könnte daher durchaus 'Kosthausen' entstanden sein." [Vollmar]



 
Um 1965
Unter-Klophausen



 
2002
Ober-Klophausen



Bergische Sagen, gesammelt von Otto Schell (1897)

Der Ritt auf dem Ungeheuer im Walde. (Mündlich.)

"In Kosthausen bei Haan soll ein alter, längst verstorbener Bauer umgehen. Den Anlaß dazu bot Folgendes:

Eines Tages ließ jener Bauer den Vieharzt auf seinen Hof kommen, da eine Kuh krank geworden war. Der Arzt schrieb ein Rezept, und der Bauer machte sich auf den Weg nach Erkrath, um in der dortigen Apotheke die Medizin zu holen. Da der Arzt denselben Weg nahm, gingen beide zusammen zum Kosthausener Wald. Durch denselben zieht sich noch heute ein Wassergraben. Als die beiden an diesem Graben angelangt waren, mahnte der Bauer den Arzt zur größten Vorsicht.

Dieser war eben im Begriff, über den Graben zu schreiten, als sich plötzlich vor ihm ein Ungeheuer erhob. In demselben Augenblicke war er aber auch den Blicken des Bauern entschwunden. Voller Entsetzen rennt der Bauer nun durch den Wald und vernimmt endlich von fern her die Stimme des Arztes. Er eilt hinzu und findet ihn nach kurzer Zeit auf der Erde liegend. Endlich raffte er sich wieder auf und erzählt seinem Gefährten, daß er von einem wilden Tier weggetragen worden sei. Alle Versuche, von demselben loszukommen, seien vergeblich gewesen. Endlich hätte ihn das Ungeheuer zu Boden geschleudert.

Beide setzten nun ihren Weg unbehelligt fort. Der Bauer aber, welcher bald darauf starb, geistet seit seinem Tode auf Kosthausen."

[Schell S. 129 (V.15)]



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Hof Kneteisen

Das Gut "aufm Kneteisen" liegt zwischen Bellekuhl und der Solingen-Walder Ortschaft Sonnenschein im Haaner Osten. Früher war das Gut der Hildener Vikarie mit einer Geldrente von 5 Gulden jährlich tributpflichtig. "Hermann aufm Knetiser befreite im Jahre 1618 das Besitztum von der Verpflichtung durch Zahlung von 75 Gulden." [Lomberg S. 90]

Harro Vollmar nennt andere Termine, ebenfalls ohne Angabe der jeweiligen Fundstellen bzw. Archive. Daher können die folgenden Daten nur als Anhalts- bzw. Ausgangspunkte für eigene Forschungen dienen.

1537 wird das Gut urkundlich erwähnt, als sich Wilhelm Quade, Erbschenk des Landes Berg, und seine Ehefrau Elisabeth von Plettenberg (ansässig auf dem Rittergut Horst in Hilden) durch einmalige Zahlung von 120 Goldgulden von der ständigen Zahlung der Jahresrente befreiten. Vollmar gibt den für heutige Leser etwas schwerfällig klingenden Urkundentext folgendermaßen wieder:


"Ich Willem Quade, Erfschenk des Lands vom Berge, und Elisabeth van Plettenberg, Ehluit, doen kont und bekennen vor onse Erven overmitz dessen offenen besegelten Briefe, dat ons Gotthart Knetisern soliche 6  Goldgulden erflicher Jaerrenten, die wir alle Jahrs van dem Knetisern, gelegen im Kirspel van Haen, geldent haven zu Sant Lambrechtsmessen, Inhalt Briefs und Segel, welke 6. Gg. erfliker (= erblicher) Jaerrenten wir Wilhelm und Elisabeth Ehluit umb sonderliker Bede halver de Vreunde obgedachtem Gotthart und synen Kinder vergoint und zugelassen hain, dat sie die 6 Gg. afgelagt hain mit 120 bescheyden Gg., also dat Goddart noch syn Kinder nu vortan uns Wilhelm und Elisabeth Ehluit unsern Erven die benante 6 Gg. up dat Knetiser nit me schuldig sint zu bezahlen."


Am 22. Oktober 1565 erscheint die Angabe "Auf dem Knetyser" in einer Haaner Urkunde zum Erbschaftsverzicht.

Am 2. Juli 1578 wird in einer anderen Urkunde ein "Meister Johan Kannengießer vom Knedtiser" erwähnt, der ebenfalls auf sein Erbe am Hof Kneteisen verzichtet. Kannengießer wurden die Zinngießer genannt. Am 10. Juni 1577 erscheint ein weiterer Zinngießer in Haan im Zusammenhang mit dem Hof Holthausen.

Am 5. Juni 1581 wird in einer Urkunde ein "Schleipkotten im Knediser Banden" genannt. Dieser Schleifkotten hatte an der Itter gelegen, wahrscheinlich auf heutigem Solingen-Walder Gebiet.

Am 27. Juli 1611 beurkundeten die Haaner Kirchmeister und der Kapellan eine zinsenbringende Verschreibung von 200 Talern für die Armen von Haan:

    "... Item zu gedenken, daß heute dato dem 27. Tage Julii die erbaren und fromen Elsa uf dem Knedtyser mit ihren zweyen Kindern als Herman und Heinrich den Armen im Haen aus milter Gute gegeben zweyhondert Tlr in colscher Werdt..."

Weiterhin wird festgehalten, dass ein Taler gleich "Zweyundvunfzich" (52) Albus sein soll. Das war etwa der Wert eines rheinischen Goldguldens, in Silber ausgeprägt. Zum Wertvergleich gibt Vollmar den Jahreslohn eines Schmiedegesellen in dieser Zeit an: Er betrug 10 Taler bei freier Verpflegung und Wohnung.


Leopardenscheune
2002   Kneteisen
 
Kneteisen
2006   Die Leopardenscheune

Weiter gibt Vollmar an:

Am 31. Januar 1721 "aufm Knechteysen".

1724 in der Haaner Steuerliste "Frantz Knedteisers Erben mit dem kleinen Knedteiser", mit Grundbesitz von etwa 48 kölnischen Morgen (1 köln. Morgen = 3176 qm), davon 7 Morgen Wald. Damals gehörte Kneteisen zu den größten Haaner Höfen.

1731 werden "Johannes Schlechtendahl auffem Knedteiser" und "Johann Drinhausen aufem Knedteiser" in der Huldigungsliste genannt.

1809 weist die Einwohnerstatistik elf Personen aus, 1830 dreizehn Personen. [Vollmar]


Kneteisen
 
2006
Blick von Kneteisen
auf die Hochhäuser
am Bandenfeld

Im Jahr 1876 trug sich in einer Scheune des Hofes Kneteisen eine besondere Begebenheit zu: Hier erschoss die "Haaner Bürgerschaft" einen Leoparden, der bei einer Elberfelder Kirmes einer Menagerie abhanden gekommen war und sich nach Haan verirrt hatte. So kam der Hof zu seinem Namen Leopardenhof, und dem armen Tier wurde damit zumindest ein Denkmal gesetzt. Unter Leitung des Haaner Bürgermeisters Hirsch soll in der Gaststätte Windhövel dieser zweifelhafte Jagderfolg groß gefeiert worden sein. August Lomberg hat die traurige "Jagd ob dr Leopard" im Haaner Heimatbuch geschildert [1928, nach Otto Drechsler],

  ... und hier die Mundart-Version von Erna Kemper aus dem Jahr 2006.



 
Blech-Leopard auf dem Dach der Leopardenscheune.
2006 war die Figur leider verschwunden: wie zu erfahren war, vom Sturm von der Scheune geweht, aber noch vorhanden. Vielleicht ist sie ja inzwischen wieder an Ort und Stelle.
 



Quellen:
  • Lomberg (1928)
  • Schell (1897)
  • Vollmar, Häuser und Höfe

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