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"Am 21. März 1806 wurde am Rathause zu Düsseldorf ein Schreiben (Kabinetts-Dekret) angeheftet, das die Stadt, ja das ganze Bergische Land in die größte Bestürzung versetzte. Der seitherige Landesfürst, der Kurfürst Maximilian Joseph, gab seinem Volke zu wissen, daß er das Herzogtum Berg an die Majestät des Kaisers Napoleon abtrete." [Lomberg, Bergische Geschichte, S. 190]
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Napoleon Bonaparte |
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Der Grund für die Abtretung lag in den Kriegsereignissen des Jahres 1805: Napoleon hatte Österreich unterworfen und sich Tirol angeeignet.
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Die Auswirkungen auf das Leben der Bürger im Bergischen waren gravierend. Die Verwaltung wurde neu organisiert, neue Verwaltungsbezirke wurden eingerichtet. Die Provinzen hießen jetzt Departements, die Regierungsbezirke Arrondissements, die Kreise Cantone, die Bürgermeistereien Mairien. Die Staatsobrigkeit führte den Titel Municipalität, der Landrat hieß Präfekt, dessen Amtsgehilfe Adjunkt.
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Ein Remplassantenvertrag aus dem Jahr 1808
Die straffe französischen Verwaltung hatte in sog. Konskriptionslisten alle jungen Männer nach Geburtsjahrgängen registriert. Forderte die französische Armee wieder neue Rekruten an, so bestimmte das Los, wer aus dem jeweiligen Jahrgang Soldat werden musste. Von diesem Kriegsdienst konnte sich allerdings freikaufen, wer einen Ersatzmann stellte, einen Remplassanten. In dieser Zeit gab es viel Armut und wenig Brot, und so fanden sich oft junge Burschen, die sich für Geld - vielleicht manchmal auch aus Abenteuerlust - als Soldaten anwerben ließen.
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Vertrag vom 13.11.1808 über eine Gemeinschaft
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Der Fall Joseph KüpperAus einem ergänzenden Schriftstück zu diesem Vertrag geht hervor, dass Joseph Küpper, einer der Söhne der Vertragspartner, in die französische Armee eingetreten ist. Neben anderen Bezügen aus der Gemeinschaftskasse erhielt er ein erhöhtes Handgeld von 25 statt 15 Talern. Ob er freiwillig Soldat wurde, ist nicht überliefert. Der Wortlaut des Dokuments: |
"Die obengenannten Beerbten und Eingesessenen versprechen ihm, Josep Küpper, bei seiner Aufnahme 25 Reißthaler für Handgeld, und die acht DienstJahre hindurch jedes Jahr 62 Rth und 30 Stbr korschmäßiges Wehrts ohne die mindeste Wiederrede. Von Kassierer W.H. Bünger als ein Zusatz zu demjenigen was er von Regiments wegen erhält, an seinen Vater W.H. Küpper bar auszahlen zu lassen, da er aber selbst zugschuldig ist, so wird ihm Vermög Vereinbarungs-Contrakt seinen Versprochenen beitrag nämlich jährlich 6 Rth und 15 Stbr abgekürzt werden." |
Der Fall Adolph Schlupkothen
Friedhelm Stöcker besitzt noch eine Aufstellung über die Zahlungen des Gerhard Schlupkothen in die Gemeinschaftskasse. Auch wer das Geld entgegen genommen hat, wurde vermerkt. Die Zahlungen sind unterschiedlich hoch. Sie enden mit dem 1. November 1813, als Preußen und Russen in Verfolgung der französischen Armee ins Land kamen.
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Nach einem Schreiben des Herren Major Schaper zu Thionville ist Ihr Sohn Adolf Schlupkoten in der Schlacht bei Ligny am 16.6.1815 vermißt worden. Das 29. Infanterie-Regiment, bei welchem der Schlupkoten gestanden, hat seit dem nicht das Mindeste von demselben erfahren. Ein Todtenschein kann unter diesen Umständen nicht ausgestellt werden, vielmehr muß es den Erben überlassen bleiben, den Vermißten öffentlich citiren zu lassen, und falls er sich binnen der gesetzlichen Frist nicht melden sollte, das Amortisations-Erkenntnis über ihn auszuwirken.
Haan, d. 24. August 1818 Der Bürgermeister Schmachtenberg |
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Die Schlacht bei Ligny in Belgien gewann Napoleon. Zwei Tage später wurde er bei Waterloo - nur wenige Kilometer von Ligny entfernt - vernichtend geschlagen.
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"Den Geschwistern Schlupkothen wird auf ihre Eingabe vom 1. dieses Monats folgendes erwidert: Betreffend die dem Verstorbenen Adolph Schlupkothen zugedachten Unterstützungsgelder ad 10 Thaler ergibt sich aus einem bei den Kreisakten befindlichen Schreiben des Commandeurs vom 29. Infanterie Regiment vom 2. Dezember 1819, daß weil sich beim Regiment noch blessiert gewesene Soldaten befänden, welche bis dahin unberücksichtigt geblieben, und daher ein größeres Recht als die Geschwister Schlupkothen auf die bemerkte Unterstützungssumme haben, diesen Betrag ad 10 Thaler an den Regiments-Commandeur zurückgeschickt werden sollen, welche Zurücksendung auch am 9. Dezember 1819 erfolgt ist." |
Der Fall Friedrich Bernhard Gelderblom
Der Freikauf durch Stellung eines Ersatzmannes funktionierte nicht immer. Das zeigt der Fall des Lehrers Friedrich Bernhard Gelderblom, der zunächst in Nümmen bei Gräfrath, später in Millrath unterrichtete. Dort war er auch Lehrer von Wilhelm Heinrich Stöcker, dem Urgroßvater Friedhelm Stöckers, und seiner Geschwister.
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Wie es 1813 nach Napoleons Niederlage in Russland weiterging, beschreibt August Lomberg:
Das Ende der Franzosenherrschaft begann sich nach der Völkerschlacht bei Leipzig abzuzeichnen. Für das Bergische Land begannen im Oktober 1813 Truppendurchmärsche und Einquartierungen in noch nicht dagewesenem Ausmaß. Am 9. November erschienen in Elberfeld die Kosaken auf ihren kleinen Pferdchen, bewaffnet mit Spieß, Säbel und Pistolen, von der Bevölkerung mit Jubel begrüßt. Am 15.11.1813 war das gesamte Großherzogtum Berg in den Händen der Verbündeten.
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Quellen:
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