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- Variante v. Zuccalmaglio (1839) - Variante Simrock (1839) - Variante Brangs (1939) - Anmerkungen Rosenthal (1972) Das historische Klingenschmied-Denkmal Der Schmied von Solingen auf hohem Sockel. Brunnenfigur, geschaffen von Wilhelm Albermann Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
Der prominente Solinger Handwerker Peter Hahn (1720-1794) war nicht, wie häufig zu lesen ist, Waffenschmied, sondern Messer- und Gabelschmied. U.a. bezeichnet ihn v. Zuccalmaglio als Gabelschmied [2. Bd. S. 505]; lt. Sterbe-Register war er Messermacher. Er hatte als junger Mann seine Familie verlassen und für Preußenkönig Friedrich II. als Söldner an mehreren Feldzügen teilgenommen. Das tat er zu einer Zeit, als das Bergische Land noch gar nicht preußisch war - was erst 1815 durch den Wiener Kongress geschah. Viele im Herzogtum Berg hielten damals jedoch nicht dem amtieren Carl Philipp Theodor von Sulzbach für ihren rechtmäßigen Landesherrn, sondern den König von Preußen.
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Friedrich II. von Preußen (1712-1786) |
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Die damalige kollektive (?) Verehrung für einen Söldner, der aus innerem Drang heraus seine Familie für Jahre im Stich lässt und für einen König in den Krieg zieht, der nicht einmal sein eigener ist, lässt sich wohl nur aus einer anderen Zeit heraus begreifen. Peter Hahn war nicht der einzige Solinger, der damals glaubte so handeln zu müssen. Zufällig ist es sein Name, der überliefert und seine Person, die zum Volkshelden stilisiert worden ist. Er hatte sehr viel Glück und eine geduldige Ehefrau und erreichte trotz seines gefährlichen Lebenswandels ein hohes Alter. |
Peter Hahn,der biedere Schmied zu Solingen.(Ein Beispiel von Heldenmuth und Unterthanentreue aus der Zeit des siebenjährigen Krieges.)
"Kurz vor dem siebenjährigen Kriege wohnte zu Limminghofen, einem aus den vielen gewerbereichen Weilern, die Solingen umgeben, der Gabelschmied Peter Hahn, der Sprosse einer sehr achtbaren Schwertfegerfamilie, die noch in der Nähe von Solingen heimisch. Er war im Jahre 1720 im Jacobshäuschen geboren.
Um diese Zeit begann der dritte Schlesische, der sogenannte siebenjährige Krieg (1756-1763), und ein verderbendrohendes Ungewitter zog sich aus dem ganzen Europa gegen das beneidete Preußen zusammen. Rußland, Schweden, Frankreich und das deutsche Reich schoben gewaltige Streitkräfte gegen Friedrich den Einzigen. Da kam im Frühjahre 1757 der Prinz Soubise mit seinem übermüthigen Heere nach Rheinland-Westphalen.
»Friedrich muß Hülfe haben« rief er in vollen Enthusiasmus, warf das Schurzfell von sich und stürzte aus dem Hause. Auf Mangenberg sahen ihn mehrere Bekannte die Straße so hastig eilen und fragten ihn, wo er hin wolle? »Friedrich Hülfe bringen« rief er und eilte vorüber. Mit gleichem Ausrufe grüßte er seinen Vetter Witte, der ihm bald darauf begegnete.
Als Hahn bei dem Regimente eingestellt war und mehrere Rekruten aus der Gegend von Solingen ankamen und von ihm und den edlen Beweggründen seiner Dienstnahme erzählten, da ärndtete Hahn ein großes Lob bei seinen Obern, er erhielt von den Offizieren ansehnliche Geschenke und kam bei seinen Kameraden hoch in Achtung. Alles aber, was er geschenkt erhielt und was er von seiner Löhnung zu erübrigen vermochte, sandte er seiner Frau nach Limminghofen.
Mit dem schönen Bewußtsein, Treu und Pflicht seinem Könige bewährt zu haben, mit dem erhebenden Gefühle, ein Förderer und Theilnehmer seines Ruhmes zu sein, eilte Peter Hahn, sobald nach dem Frieden die Gefangenen ausgewechselt wurden, voll Sehnsucht nach den Verlassenen der Heimath zu. Sonderbar, daß ihm auf der Höhe zwischen Solingen und Langenfeld als erster Bekannter derselbe Witte begegnete, dem er vor fünf Jahren auf dem Mangenberg Lebewohl gesagt.
Sieben Söhne, der Segen seiner glücklichen Ehe, haben uns aus seinem Munde die Erzählung seiner Abenteuer erhalten und schon auf ihre Kinder und Enkel vererbt. Unzählige Anekdotenbücher bekunden des großen Königs Herablassung und Freundlichkeit selbst gegen gemeine Soldaten, wodurch er ihre Herzen gewann. Auch Hahn war von dem Könige oft auf Schildwache und Feldposten freundlich angeredet worden. Das war ihm mehr als reicher Geldgewinn, ihm, dem ächten Solinger. [...]"
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Der "Himmel"
Ein Besitzerwechsel im Jahr 1940 brachte den von v. Zuccalmaglio erwähnten 'Himmel' in die Zeitung: "Die älteste Solinger Gaststätte, das aus dem Jahre 1592 stammende 'Hotel Deutsches Haus' - einst der 'Himmel' genannt".
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1928 Deutsches Haus, Kölner Straße 107 / Ecke Weyersbergerstraße Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
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2006 Kölner Straße 107 / Ecke Weyersbergerstraße |
Variante Simrock (1839)
Das nach meinem Eindruck nicht so ganz ernsthaft gemeinte Gedicht von Karl Simrock über den "Schmied von Solingen" ist hier wiedergegeben, wie es 1839 im Solinger Kreis-Intelligenzblatt abgedruckt war. Der Name des Autors fehlt; dafür ist eine Fußnote mit dem Kürzel "D.H." (der Herausgeber?) angefügt, die darauf verweist, dass hier von einem "gewissen Bügel" die Rede sei und also nicht von Peter Hahn. Der Name Bügel (= Bögel, Buegel, Bügell) findet sich unter den privilegierten Schwertschmieden.
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Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 31. July 1839
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Wochenblatt
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Und eh man sich versah Begann die Schlacht zu tosen: Mit Seidlitz schlug er da Bei Roßbach die Franzosen. Das däucht ihm nicht genug. Viel schlimm're Feinde dräuten, Er ließ nicht ab und schlug Mit Zieten noch bei Leuten. Da ging es herrlich her, Zu ganzen Bataillonen Ergab sich Oestreichs Heer Mit Fahnen und Kanonen. Und somit wär' vollbracht, Gedacht er meine Sendung: Es nimmt nach solcher Schlacht Von selber andre Wendung. Mit Urlaub kehrt er um Für Weib und Kind zu sorgen, Und hämert' sich fast krumm Von Abend oft bis Morgen. Der Krieg ging seinen Gang, Man schlug noch viele Schlachten Die oft ihn angst und bang In seiner Seele machten. Als endlich Friede war, Fritz, rief er, laß Dich küssen Ich hätte Dir fürwahr Sonst wieder helfen müssen. (Rheinsagen) |
Zieten, Hans Joachim v. (1699-1786), Reitergeneral Friedr. d. Großen (Z.-Husaren) Seydlitz, Friedr. Wilh. v. (1721-73), Reitergeneral (Kürassiere) Friedr. d. Großen Julius Günther wunderte sich (1931) über diesen zweiten Schwertschmied mit derselben Geschichte:
"Das ist umso bemerkenswerter, als im ehemaligen Herzogtum Berg eine Militärdienstpflicht nicht bestand. Die bergischen Truppenteile rekrutierten sich zu jener Zeit aus Freiwilligen des Landes oder aus Pfälzern. Ferner ist anzunehmen, daß Friedrich II. von Preußen in Solingen allgemein keine besondere Sympathie genoß, da er sich mit Erfolg bemühte die Solinger Industrie ins Märkische und nach Brandenburg zu verpflanzen. [...]
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Variante Brangs (1939)Anlass des folgenden geschichtlichen Rückblicks von Hans Brangs (1962-1964 Leiter des Solinger Stadtarchivs) war die Pflanzung einer "Peter-Hahn-Gedächtniseiche" zur 450-Jahrfeier der Hofschaft Geilenberg! Der Artikel erschien zu einer Zeit, als dem "Volk" eine solche kämpferisch-aufopferungswillige Denkweise wieder nahegebracht werden sollte. |
Rheinische Landeszeitung vom 7. September 1938
Peter Hahn, der Schmied von Solingen
"[...] Montanus berichtet uns in seinem Werk 'Die Vorzeit der Länder Kleve-Mark, Jülich-Berg und Westfalen', 2. Band, über den biederen Schmied von Solingen. Peter Hahn war danach im Jahre 1720 zu Jakobshäuschen als Sproß einer alten, achtbaren Schwertfegerfamilie geboren. Voll Bewunderung für den jungen preußischen König verließ er mit zweiundzwanzig Jahren Eltern und Heimat und trat in ein königl. Infanterieregiment ein. Er blieb 12 Jahre unter den siegreichen Fahnen Friedrichs des Großen.
Russen, Schweden, Franzosen und Soldaten des Deutschen Reiches standen gegen das beneidete Preußen im Felde. Als sich im Frühjahr 1757 das berüchtigte Fischersche Freikorps und einige französische Truppen in Solingen einquartiert hatten, entschloß sich Peter Hahn kurzer Hand, seinen Arbeitskittel wieder mit dem Soldatenrock zu tauschen. Seinem Vetter Witte, der ihn von solchen Gedanken abzubringen suchte, antwortete er:
ist; die näheren Angaben über seine Person sind aber noch nie an Hand der alten Kirchenbücher genau ermittelt worden. Wenn wir Montanus folgen, muß Hahn 1720 geboren sein. Im Taufbuch der reformierten Gemeinde Solingen findet sich unterm 21. August 1720 die Eintragung: »Weiland Peter von Hahn hierselbst Söhnlein Peter. Zeugen: Peter von Hahn, Anna Catharina Kayser und Katharina von Hahn«. Der Geburtsort bzw. der Wohnort der Eltern ist im Taufbuch nicht angegeben. Es ist aber überliefert, daß Peter Hahn zu Jakobshäuschen das Licht der Welt erblickt hat.
Dieses Wissen stimmt auch mit der Darstellung von Montanus überein. Auch das Geburtshaus ist noch bekannt, es ist das Haus Mangenberger Straße 241. Während das eigentliche Wohnhaus noch in seiner ursprünglichen Form besteht, ist die Schmiedewerkstätte, die an das Wohnhaus auf der rechten Seite angebaut war, vor Jahren abgebrochen worden."
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Haus Mangenberger Straße 241, Geburtshaus von Peter Hahn (1720) Foto: Brangs |
"Montanus gibt über das Alter unseres Heimathelden keine genauen Zahlen, sondern beschränkt sich auf die Angabe, daß er mehr als 70 Jahre alt geworden ist. Danach kann er also nicht vor 1790 gestorben sein. Aber erst 1794 findet sich unterm 12. September im Sterberegister der reformierten Kirchengemeinde Solingen die Eintragung: »Johann Peter Haan, ein Messermacher in der Hoehe starb den 10. dito mon. alt ohngefehr 72 Jahr.«"
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Womit die Legende vom Waffenschmied Peter Hahn (im Volksmund übrigens früher auch "Hahne Pie" genannt) dann doch beinahe wieder ihre zweifelhafte Berechtigung hätte. Anmerkungen RosenthalDer Solinger Stadthistoriker Heinz Rosenthal hält es für bezeichnend, dass nach dem Anschluss des Großherzogtums Berg an Preußen die Historiker und Literaten anhand der Person Peter Hahns belegen wollten, dass es schon lange vor 1816 in Solingen eine preußische Gesinnung gegeben habe.
"Die Motive, die der Patriot Montanus (19. Jh.) dem jungen Peter Hahn (18. Jh.) unterstellt hat, nämlich das Gefühl des Religionsdruckes und die Pflicht gegenüber seinem angestammten Fürstenhaus (Preußen), könnten möglicherweise seine eigenen Anschauungen widerspiegeln.
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Das Fischersche Freikorps
Das Fischersche Freikorps taucht immer wieder in alten Berichten über den Siebenjährigen Krieg (1756-1763) als ganz besonders abscheulich auf. Was hatte es damit auf sich?
"Am übelsten betrug sich das in französischen Diensten stehende Fischersche Freikorps, das immer wiederkehrte. [...] die Wirte [mußten] ihnen lauter rheinischen Branntwein geben, »wovon ein jeder fast eine Kanne täglich aussoff«, dazu den ganzen Tag immer Bier. Mittags forderten sie »Brühe mit frisch Fleisch, Sauerkraut mit Speck, Schinken und trocken oder gebraten Fleisch, den Tag zweimal starken Kaffee und des Abends Salat mit Braten oder anderem Fleisch.«
Die "Wirte" waren nicht gewerbsmäßige Gastwirte, sondern die ganz normale Bevölkerung, die Bewohner der Höfe und Hofschaften, bei denen die Soldaten sich einquartiert hatten. |
Quellen:
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