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Alte Schulen und Schulgebäude in Solingen
Merscheid / Ohligs

Höhere Schulen




Wahnenkamp  =  Merscheider Straße  =  Rathausstraße  =  Sauerbruchstraße
Höhere Schulen Merscheid / Ohligs

Um das Jahr 1858 wurde die Ohligser höhere Schule als private Lehranstalt gegründet. Über ihre Geschichte wird unter anderem in der Festschrift von 1928 des "Ohligs-Walder Realgymnasiums mit Realschule" berichtet, der Schule, aus der später das Humboldtgymnasium hervorgegangen ist.

Schulgründer waren überwiegend Eltern, deren Kinder über die Elementarschule hinaus gefördert werden sollten. Bevor die Schule 1873 von der (1891 in Ohligs umbenannten) Stadt Merscheid als Kommunalschule übernommen wurde, zeigten sich die auch an anderen frühen Privatschulen auftretenden Probleme: Wenn die Lehrkräfte von ihrem Idealismus allein nicht leben konnten, waren sie genötigt die Stellung zu wechseln. So stand die Schule zeitweise ohne Lehrer da und musste auch mal vorübergehend geschlossen werden. -

Durch die Schulgeschichte zieht sich (wie auch bei den anderen alten Solinger höheren Schulen) bis hin zum Reformrealgymnasium das offensichtliche Bemühen, das zu vermittelnde Wissen, insbesondere auch das sprachliche, ganz auf den Bedarf der heimischen Wirtschaft abzustimmen.

  Zeit- und Ortsangaben etc. variieren in den verschiedenen herangezogenen Quellen, so dass zunächst unklar war, ob es sich um ein und dieselben Schule bzw. ein und dasselbe Schulgebäude handelt. Dass dies der Fall ist, zeigte sich, nachdem die jeweiligs genannten Ortsbezeichnungen mit Hilfe alter Adressbücher und Bürgerrollen in gegenwärtige "übersetzt" und die verschiedenen Standortwechsel des alten Merscheider "Rathauses" nachvollzogen waren.

  Alte Straßen- und Ortsbezeichnungen im Solinger Bezirk



 


Höhere Privatschule (1858)
1858   Eröffnung der höheren Schule zu Ohligs als Privatschule mit dem Zweck, die Schüler für die Tertia eines Gymnasiums oder einer Realschule vorzubereiten. [Festschrift 1928] Angaben über das Schullokal fehlen.

Nach anderer Quelle:
1855-1872   Private höhere Lehranstalt für beide Geschlechter [Hufschmidt 1928]

Anstellung des Lehrers Mergenbaum. In den nächsten Jahren häufiger Lehrerwechsel aufgrund unsicherer Einkommensverhältnisse




Das 1859 am Wahnenkamp neu erbaute Schulhaus. Der Anbau könnte 1872 hinzugekommen sein. Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen (Bildausschnitt)
 
Wahnenkamp
Höhere Schule Merscheid / Ohligs (1859)
1859   Das neuerbaute Schulgebäude am Wahnenkamp wird von der höheren Privat-Lehranstalt bezogen. [Bauermann]

  Bei dem nur bei Bauermann erwähnten 1859 neu errichteten Gebäude am Wahnenkamp handelt es sich um dasselbe, in das 1881 das Merscheider Bürgermeisteramt einzog (damals Merscheider Straße) und das in der o.g. Chronik als einziges Schulhaus (damals Rathausstraße) genannt ist.

  Der damalige Wahnenkamp entspricht nicht der heutigen Ortsbezeichnung Wahnenkamp (= frühere Bachstraße). Gleiches gilt für die frühere Merscheider Straße.

  Wahnenkamp (1859) = Merscheider Straße (bis 1893) = Rathausstraße (1893-1929) = Sauerbreystraße


1865   Die höhere Privatschule Wahnenkamp geht ein. [Bauermann]

1866-1868   Vorübergehende Aufhebung der Schule wegen Lehrermangel [Festschrift 1928]


Bürgermeister Kelders



In der "Bürgerrolle O4" sind Bürgermeister Kelders und Lehrer Brenken unter derselben Adresse aufgeführt.Stadtarchiv Solingen
 


Das Merscheider "Rathaus" bzw. Bürgermeisteramt

Bevor die Gemeinden eigene Rathäuser errichtet hatten, waren die Amtsstuben gewöhnlich in gemieteten Räumen und oft in der Wohnung des jeweiligen Bürgermeisters untergebracht. Die Merscheider Amtsräume befanden sich bis September 1868 in der Wohnung des Bürgermeisters Theodor Kelders am Wahnenkamp Nr. 613.

Lt. Bürgerrolle gehörte das Haus damals einem Herrn Linder. Die Lage entspricht etwa dem Grundstück der heutigen Badeanstalt an der Sauerbreystraße, auf dem 1859 das Schulgebäude errichtet wurde. Schule und Bürgermeisterwohnung mit Amtsräumen befanden sich demnach in unmittelbarer Nachbarschaft, wenn nicht gar in demselben (oben abgebildeten) Ziegelbau. 

Im September 1868 wurden die Amtsräume in das an der Walder Straße (heutige Weyerstraße 75) neu erbaute Merscheider Rathaus verlegt, und auch die Bürgermeisterfamilie Kelders verzog dorthin.

1872   Eröffnung einer 2. Klasse. Neben dem 1. Lehrer Brenken wird Lehrer Wendt angestellt.


  Im Merscheider Adressbuch 1869/71 ist unter der Adresse Wahnenkamp 613 ein Lehrer Brenken eingetragen, der wohl im Schulhaus wohnte.

  Unter derselben Adresse - Wahnenkamp 613 = Merscheider Straße 36 - sind in der "Bürgerrolle O"4" die Bürgermeisterfamilie Kelders (verzogen 1868) und die Lehrerfamilie Brenken (1868 zugezogen aus Iserlohn) aufgeführt.




Merscheider höhere Bürgerschule   (1873)
06.06.1873   Beschluss zur Übernahme der Schule durch die Stadt. (09.01.1874 Genehmigung durch die Regierung zu Düsseldorf.) Der Plan, die beiden höheren Lehranstalten von Ohligs und Wald zu einer Realschule zusammenzuschließen, scheitert für die nächsten Jahrzehnte.


Mittelschule der Bürgermeisterei Merscheid   (1875/76)
05.08.1875   Genehmigung der Regierung zur Umwandlung der höheren Bürgerschule in eine Mittelschule mit 3 Klassen für Knaben und vorläufig einer Klasse für Mädchen. [Festschrift 1928]

01.05.1876   Die höhere Lehranstalt in Ohligs wird in eine Mittelschule mit 3 Knaben- und einer Mädchenklasse umgewandelt. [Bauermann]

1876   Ernennung von Dr. Kaiser als Rektor, der zuvor Rektor der deutschen Bürgerschule in Pleschen (damalige preußische Provinz Posen) gewesen war. [Pädagoge Kaiser wurde von seinen Schülern bezeichnenderweise "d'r Bong" genannt: franz. bon = der Gute.]

Die Schülerzahlen unterliegen großen Schwankungen:
1876   101 Schüler und 35 Schülerinnen
1877   117 Schüler und 39 Schülerinnen
1878   83 Schüler und 30 Schülerinnen
1879   58 Schüler und 33 Schülerinnen

An der Mittelschule unterrichten 5 Lehrer und 1 Lehrerin.

1878   Einführung von freiwilligem Lateinuntericht, da zunehmend der Mangel an einer Vorbereitungsanstalt für anerkannte höhere Schulen empfunden wird.


Höhere Lehranstalt der Bürgermeisterei Merscheid   (1880)
1880   Beginn der Umwandlung der Mittelschule in eine höhere Schule,

indem "die augenblicklich vorhandenen drei Knabenklassen der Mittelschule den Lehrplan der betreffenden berechtigten Bürgerschule annehmen und unter dem Namen 'höhere Lehranstalt der Bürgermeisterei Merscheid' weiter existieren. Die Kinder, welche dann die höhere Lehranstalt durchmachten, würden auf der berechtigten Bürgerschule in Tertia aufgenommen werden und von da ab in etwa 2 bis 3 Jahren das Zeugnis zur Berechtigung für den einjährig-freiwilligen Militärdienst erlangen können." [Festschrift 1928]

  Daher die Bezeichnung "Einjähriges" für die Mittlere Reife als Realschulabschluss. Sie galt als "wissenschaftliche Befähigung für den Einjährig-Freiwilligen Militärdienst" im Unterschied zum "normalen" dreijährigen Militärdienst. Von den 16 Mädchen ist hier gar nicht die Rede.

An der höheren Lehranstalt unterrichten nur noch 2 Lehrer (vorher 5) und 1 Lehrerin.

Erhöhung des Schulgeldes von 18, 36 und 54 Mk. (nach Klassenstufen steigend) auf 36 Mk. für Sexta, 54 Mk. für Quinta, 72 Mk. für Quarta und 90 Mk. für Untertertia. Daraufhin sinkt die Schülerzahl.

Bürgermeister
Trommershausen
 


1880/81   49 Schüler und 16 Schülerinnen
1882   25 Schüler und 6 Schülerinnen
1890   46 Schüler und 0 Schülerinnen

04.07.1881   Das Ohligser Bürgermeisteramt wird von der Oberwalder Straße [= Weyerstraße] in das Gebäude der höheren Lehranstalt Merscheider Straße (zurück) verlegt,
und zwar "in einen Ziegelbau [...], in dem sich zuvor die Bürgerschule befand. In diesen neuen Räumen in Ohligs wirkte ab 1889 Bürgermeister Paul Martin Trommershausen. Der Stadtverordneten-Sitzungssaal verblieb im alten Rathaus, wo der ehemalige Bürgermeister Theodor Kelders weiterhin wohnte." [Battenfeld S. 48]


  Die höhere Bürgerschule befand sich aber nach wie vor am selben Standort.




Vor 1928   Höhere Knabenschule Ohligs.
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen




2011   Das Schulhaus stand quasi im "Vorgarten" des Ohligser Hallenbades, Sauerbreystraße 42.
 
Ostern 1890   Beschluss der Stadtverordnetenversammlung auf Anordnung der Regierung, trotz der geringen Schülerzahl die Mädchen aus der höheren Lehranstalt herauszunehmen und eine besondere höhere Töchterschule zu gründen.

Rathausstraße, Höhere Knabenschule (1890)
1890   Die höhere Knabenschule hat 2 Knabenklassen zu je 2 Abteilungen (also 4 Klassen, Sexta bis Untertertia), aber nur 2 Lehrer.

  1893   Die Merscheider Straße, früher Wahnenkamp, wird in Rathausstraße umbenannt, bezeichnenderweise erst zu dem Zeitpunkt, als das alte Rathaus keines mehr ist, die Straße aber zum neuen 1890/1891 erbauten Rathaus hinführt. Als Schulgebäude dient nach dem Auszug des Bürgermeisteramtes weiterhin das frühere "Rathaus".

Ostern 1893   Latein wird durch Französisch ersetzt, um die Schüler für (Ober-)Realschulen vorzubereiten.

01.04.1895   Erneute Erhöhung des Schulgeldes auf 54, 72, 84 und 100 Mk., daraufhin zunächst wieder sinkende Schülerzahlen.

1894   57 Schüler
1896   37 Schüler
1901   58 Schüler

29.12.1896   Der Ohligser Anzeiger formuliert zur Verbesserung der Situation folgende Forderungen:

"1. Es sind zwei neue Lehrkräfte anzustellen; tüchtige Lehrer sind nur durch gute Bezahlung zu erhalten.
2. Das ganze Gebäude ist der Schule zu überlassen.
3. Die Schule ist mit Lernmitteln reichlicher auszustatten."

Eine Änderung tritt aber erst mit der Vereinigung der Ohligser höheren Knabenschule mit der Walder höheren Schule ein.

Realschule Ohligs-Wald i.E. (1902)
16.10.1902   Die beiden höheren Knabenschulen von Ohligs und Wald werden mit der Bezeichnung "Realschule Ohligs-Wald i.E." [= im Entstehen] dem Provinzial-Schulkollegium zu Koblenz unterstellt.

18.02.1903   In der Ohligser höheren Knabenschule bricht ein gefährlicher Speicherbrand aus.

Ostern 1903   Beginn des Ausbaus zur anerkannten höheren Schule

Der Unterricht erfolgt noch getrennt in Wald und Ohligs: Nur Untertertia und Obertertia der neu gebildeten "Realschule Ohligs-Wald" werden gemeinsam mit den Walder Schülern im Schulhaus an der Altenhofer Straße in Wald unterrichtet.

20.04.1904   Umzug in das neuerrichtete Schulgebäude am Weyer.

Wie oben erwähnt, musste die Stadtverordnetenversammlung auf Anordnung der Regierung in Düsseldorf 1890 beschließen, die Mädchen aus der Ohligser höheren Lehranstalt herauszunehmen und eine besondere höhere Töchterschule zu gründen. Das spätere Lyzeum an der Querstraße ging also aus einem Abspliss der Ohligser höheren Schule hervor, aus der später das Humboldtgymnasium wurde.



Vor 1895   Sauerbreystraße / Ecke Kamperstraße. In der Bildmitte der sog. Bärenstall. Rechts im Bild (2.v.r.) ist die Bürgerschule (mehr oder weniger) zu erkennen.



2011   Blick in die Sauerbreystraße. Rechts das Hallenbad, das heute nur noch Schulen und Vereinen zur Verfügung steht.
 
Rathausstraße  = Sauerbreystraße
Städtische höhere Mädchenschule (1890)
1890   Trennung von Knaben und Mädchen innerhalb derselben Schule

01.05.1890   In Ohligs wird eine städtische höhere Mädchenschule ins Leben gerufen.

1892   Loslösung der einklassigen Mädchenschule

1908   Nach Entlassung der bisherigen Schulleiterin Hartmann wird mit der Umgestaltung zur städtischen höheren Mädchenschule begonnen.

Bis 1908/1910   "Höhere Töchterschule Ohligs"

1910   "Höhere Mädchenschule i.E."
1912   "Höhere Mädchenschule" ausgebaut

1912   Umbenennung in
"Städtisches Lyzeum Ohligs"


Schülerinnenzahlen des Ohligser Lyzeums:
1897   32
1910   92
1914   149
1921   260

1908-1938   Schulleiter: Studiendirektor Dr. Arthur Baudler



Das ehemalige Rathaus wird allem Anschein nach von der abgetrennten Mädchenschule bis zur Fertigstellung des Schulneubaus an der Querstraße (1913) weiter genutzt.

1914   (bzw. kurz vor dem Ersten Weltkrieg) soll das Schulgebäude niedergelegt worden sein.

1928   Lt. Festschrift ist das alte Schulhaus "inzwischen abgebrannt. Dort soll die neue städtische Badeanstalt errichtet werden."

2010   Das Schulhaus stand auf dem Gelände des 1930 erbauten städtischen Hallenbades an der Sauerbreystraße 42.
 


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Weyer  -  Humboldtstraße 5

Die beiden von ehemaligen Schulleitern verfassten Chroniken zum 25. und 50. Schuljubiläum (1928 und 1953) lesen sich überaus spannend. Wie auch andere ausführliche Schulchroniken vermitteln sie ein dramatisches Stück selbst erlebter und "zeitnah" aufgeschriebener Zeitgeschichte, die jeweils einen Weltkrieg einschließt. In beiden Schriften dringt der Zeitgeist durch die Zeilen, der in der folgenden Komprimierung leider auf der Strecke bleiben muss.



Ca. 1904   Das neue Gebäude der
Ohligs-Walder Realschule am Weyer.
Links das Direktorwohnhaus.
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen
 
Realschule Ohligs-Wald (1904)
Vorläufer dieser Schule sind
  die höhere Schule Wald   und
  die höhere Schule Merscheid / Ohligs.

12.03.1903   Benennung der an der Schule neu entstandenen, heute wesentlich kürzeren Straße am Weyer als "Humboldtstraße"

Mai 1903   Baubeginn für das gemeinsame Schulgebäude an der Stadtgrenze zwischen Ohligs und Wald


Ohligs-Walder Reform-Gymnasium mit Realschule (1904)
20.04.1904   Feierliche Einweihung und Bezug des neuen Schulgebäudes

Ostern 1904   204 Schüler
1905/1906     315 Schüler
 

"Dank der unermüdlichen Tätigkeit des Stadtbauamts Ohligs erhob sich in kurzer Zeit ein stattlicher, stolzer Bau auf freier, luftiger Höhe als ein Denkmal freudigen Opfersinns, weitblickenden Verständnisses für die Bedeutung und Wichtigkeit einer guten Schulbildung und der guten nachbarlichen Beziehungen, die zwischen den Städten Ohligs und Wald bestanden. [...]

Die Gesamtkosten des Schulgrundstücks mit Gebäuden beliefen sich auf 301.600 Mk.; und zwar kostete das Schulgrundstück 12.900 Mk., das Schulgebäude 264.000 Mk. (einschließlich 13.000 Mk. für innere Einrichtung) und das Direktorwohnhaus 24.700 Mk.

Der stattliche Bau schien für Jahrzehnte zu reichen, denn er enthielt außer der Wohnung des Hausmeisters 24 Räume und zwar: außer den Klassenräumen noch Turnhalle, Aula, Zeichensaal, Modellzimmer, mehrere Sammlungsräume, Konferenzzimmer, Direktorzimmer und einen großen Klassenraum, um im Notfall zwei Klassen gemeinsam unterrichten zu können. Auch befand sich im Kellergeschoß eine Brausebadeinrichtung für die Schüler. Das ganze Gebäude wurde durch Warmwasserheizung erwärmt. Sie ist nach 25 Jahren noch in Tätigkeit." [Festschrift 1928]


Realschule Ohligs-Wald mit Reformprogymnasium   (1906)
Ostern 1906   Angliederung eines Reformrealprogymnasiums nach dem Frankfurter System

22.05.1907   Beschluss, das Realprogymnasium zu einem Realgymnasium (Vollanstalt) auszubauen

1908   Bezug des Erweiterungsbaues

"Der Anbau enthält im Erdgeschoß drei Klassenräume, im Mittelgeschoß ein Klassenzimmer, ein großes Lehrerzimmer und einen Raum für erdkundliche Karten (von ihm wurde 1928 ein Teil abgetrennt und als Lehrerabort eigerichtet), im Obergeschoß drei Räume für das chemische Institut und eine photographische Dunkelkammer, die zugleich als Sammlungsraum für Musikinstrumente und Musikalien benutzt wird." [Festschrift 1928]

1909   Adressbuch: Realschule Ohligs-Wald, Lessingstraße. Direkt.: Prof. Dr. Goerlich
[Lessingstraße = heutige Nietzschestraße, die auf die Humboldtstraße führt]



1927   Das durch Anbauten vergrößerte Humboldt-Gymnasium.
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen
 
Realgymnasium Ohligs-Wald mit Realschule

1911/1912   458 Schüler

In 15 Klassen unterrichten außer dem Direktor 15 Oberlehrer, 1 wissenschaftlicher Hilfslehrer, 3 Realgymnasiallehrer sowie 3 Pfarrer.

Februar 1912   Erste Reifeprüfung

1914-1918   Im Ersten Weltkrieg kann der Unterricht wegen Lehrermangels und weiterer kriegsbedingter Einschränkungen nur notdürftig aufrecht erhalten werden.

1914   Fast alle Oberprimaner legen die Notreifeprüfung ab und treten ins Heer ein.

"Ostern 1918 wurde infolge des starken Andrangs, hervorgerufen durch das hohe Einkommen der Einwohnerschaft durch die Kriegsindustrie, eine dritte Sexta eingerichtet." [Festschrift 1928]

Die Schülerzahl steigt auf 501. Weiterhin starke Beeinrächtigung des Unterrichts:

1918   beschlagnahmt der Arbeiter- und Soldatenrat die Turnhalle und einige Klassenzimmer;

im Januar 1919   beschlagnahmt die britische Besatzung das Schulgebäude mit allen Einrichtungen.

"Seit dem Schluß des Weltkrieges kam die allgemeine Wehrpflicht und damit auch der einjährig-freiwillige Militärdienst und die wissenschaftliche Befähigung zu diesem Dienst in Wegfall. Die Schlußprüfungen der Realuntersekunda zur Feststellung der Reife für Obersekunda einer Oberrealschule blieben jedoch bestehen." [Festschrift 1928]

Ostern 1923   Aufgrund des Bedarfs Einführung von freiwilligem Spanischunterricht.

1925   Reform des höheren Schulwesens. Das Realgymnasium wählt den Normaltyp der Reformrealgymnasien. Ziel bleibt die Reifeprüfung, Ziel der Realschule das Einjährige, nach Wegfall des Heerdienstes nun mittlere Reife genannt.

1931   Adressbuch: Realgymnasium Ohligs-Wald, Humboldtstr. Oberstudien-Direktor: Prof. Dr. Weyel.

1933   313 Schüler

1935   Umbenennung in "Humboldt-Realgymnasium Solingen"

"Für die Wahl des Namens waren rein äußere Gründe maßgebend: zur Zeit der Errichtung der Schule hatte man die an der Schule vorbeiführende Straße 'Humboldtstraße' benannt; der Name der Straße führte dann 1935 dazu, denselben Namen auch der Schule zu geben, ein Name, der angesichts der Verdienste insbesondere Wilhelm v. Humboldts um das höhere Schulwesen zweifellos mehr als berechtigt war". [Festschrift 1953]

1938   Umwandlung aller höheren Schulen in "Deutsche Oberschulen". Aufgabe der Realschule.

1938   Umbenennung in "Humboldtschule Solingen, Oberschule für Jungen"



2010   "Humboldt-Gymnasium". Steinernes, bemoostes Überbleibsel des ersten Schulbaues an der Humboldtstraße. Zwei Löwen halten die Wappen von Wald (links) und Ohligs in den Tatzen.



2010   Schulfassade an der Kantstraße



2011   Die Schule von der Humboldtstraße aus gesehen. Links das "Schuldenkmal" mit den beiden Löwen.



2011   Schulfassade an der Bebelallee
 
1939   Im ersten und letzten Kriegsjahr sind Teile des Schulgebäudes durch militärische Abteilungen belegt.

1943   Zeitweilige Schließung der Schule infolge der drohenden Gefahr durch Luftangriffe.

1943/44   werden die Jahrgänge 1926/27/28 zum Luftwaffenhelferdienst eingezogen.

Das Schulgebäude dient in der folgenden Zeit teilweise der SA, einer Nachschubabteilung und anderen militärischen Einheiten. Nur vier Lehrer bleiben in Ohligs, um den Unterricht durchzuführen, der unter größten Schwierigkeiten auch für die Luftwaffenhelfer bis 1945 aufrechterhalten wird.

Jan. 1944   Erneute Schließung der Humboldtschule und Verlegung der Klassen 1-4 nach Oberhof in Thüringen.

1944-1945   Fortführung des Unterrichts für die verbliebenen Schüler.

07.10.1944   Schließung der Schule wegen der dauernden Störungen des Unterrichts durch Luftalarm.

31.12.1944   Das Schulgebäude wird durch Luftangriff erheblich beschädigt, aber infolge der Belegung mit militärischen Abteilungen notdürftig wieder instandgesetzt.

Mitte Februar 1945   wird die Wiederaufnahme des Unterrichts angeordnet.

14.04.1945   Ende des Unterrichts.

16.04.1945   Die Amerikaner rücken in Solingen ein.

16.04.-30.09.1945   Schließung der Schule auf Anordnung der Militärregierung. Im April Belegung mit amerikanischen, dann mit englischen Truppen.



Humboldtgymnasium Solingen
1945   Die Schule wird neusprachliches Gymnasium.

1950   Das Schulgebäude ist immer noch stark beschädigt.

Febr. 1950   Auflösung der Flüchtlingslager Humboldtschule und Schule Fürk

1953   Adressbuch: Humboldtgymnasium Solingen, Solingen-Ohligs, Humboldtstr. 5

1953   Es unterrichten 27 hauptamtliche und 3 nebenamtliche Lehrkräfte 577 Schüler in 18 Klassen.

05.03.1970   Beschluss einen Erweiterungsbau zu errichten und den Altbau niederzulegen.



1975   Baubeginn für den Neubau von Hauptgebäude und Sporthalle

02.11.1977   Bezug des Neubaus

1977/78   Abbruch des alten Schulgebäudes

11.02.1978   Offizielle Einweihung des neuen Schulgebäudes

2002   Erweiterung um einen Neubau an der Bebelallee

2010   Humboldtgymnasium, Humboldtstraße 5


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Querstraße 42



Um 1917   Lyzeum Ohligs
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen




1944   Das kriegszerstörte Lyzeum Ohligs
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen




1951   Das wiederhergestellte Lyzeum Ohligs
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen




2010   Geschwister-Scholl-Gymnasium, Querstraße 42
 
Höhere Mädchenschule  -  Lyzeum
01.10.1913   Bezug des Neubaus an der Querstraße 42. Baukosten: 250.000 Mark.

1931   Adressbuch: Lyzeum Sol.-Ohligs, Querstr.
Studien-Direktor: Dr. Baudler

1935   Umbenennung in "Städtisches Lyzeum Solingen"

1944   Zerstörung des Schulgebäudes beim Luftangriff



Provisorische Unterbringung in den Räumen des Realgymnasiums an der Humboldtstraße

01.07.1944-31.07.1948   Das Lyzeum ist der Leitung der Humboldtschule unterstellt, die über 5 Jahre lang Gastrecht gewährt.

1948/49   Adressbuch: Städtisches Lyzeum, z.Zt. im Humboldt-Gymnasium Sol.-Ohligs, Humboldtstraße

01.09.1949   Das Lyzeum in Ohligs feiert das Richtfest des wiedererstehenden Hauses.



08.01.1951   Einweihung des wieder aufgebauten Lyzeums, das wegen Kohlenmangels jedoch noch nicht bezogen werden kann.

31.01.1953   Umbenennung des Lyzeums in
"Geschwister-Scholl-Schule"

1953   Adressbuch: Geschwister-Scholl-Schule (Mädchenprogymnasium) in Solingen-Ohligs, Querstr. 42

1954   wird der Ausbau zum neusprachlichen Mädchengymnasium beschlossen.

1969/70   Adressbuch: Höhere Schulen - Geschwister-Scholl-Schule, Querstraße 42

Okt. 1969   Abruch (Beginn?)



1972   Errichtung eines Neubaus

Gesamtschule
1985   Aufbau der zweiten Gesamtschule in Solingen am Standort Querstraße

1990   Die letzten Abiturienten verlassen das auslaufende Gymnasium.

Der Name "Geschwister Scholl" wird von der Gesamtschule Ohligs übernommen.

1992   Adressbuch: Städt. Gesamtschule Ohligs, Querstr. 42, Uhlandstr. 28

Seit 2009   Gesamtschule im Ganztagsbetrieb an den beiden Standorten Querstraße 42 und Uhlandstraße 28, genannt "die Scholle"



Quellen:
  • Bauermann (1953)
  • Festschrift: 25 Jahre Ohligs-Walder Realgymnasium mit Realschule (1928, Friedrich Weyel)
  • Festschrift: 50 Jahre Humboldt-Gymnasium Solingen-Ohligs (1953, Moritz Krienitz)
  • Geschichte der ev. Kirchengemeinde Wald, Solingen-Wald 1988, S. 43
  • Hufschmidt, J.: Höhere Schulen und Volkshochschule. In: Schmidthäussler (1922)
  • Rheinische Post vom 06.01.1951
  • Rosenthal 3 (975)
  • Solinger Tageblatt vom 28.04.1928
  • Solinger Tageblatt vom 03.08.1939
  • Stadt Solingen: Von Ruinen zu neuen Schulen (1956)
  • Stadtarchiv Solingen, Adressbücher, Bürgerrollen u.a.

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