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Nacken

Nacken
2005   Hofschaft Nacken
 
Lage und Ortsbezeichnung
Geschichte
Genealogisches



Lage und Ortsbezeichnung

Die frühere kleine Hofschaft Nacken liegt idyllisch im Nacker (Heidberger) Bachtal am Nacker Weg zwischen der Mangenberger Straße im Norden und der Hossenhauser Straße im Süden.

Dass es sich um eine sehr alte Hofschaft handelt, ist aus frühen urkundlichen Nennungen abzuleiten, wie: 1488 zom Nacken; 1639 Auf dem Nacken (reformiertes Taufbuch Wald); 1684 Peter vom Nacken.

Bei der mindestens seit dem 15. Jh. unveränderten Ortsbezeichnung "Nacken" handelt es sich lt. Dittmaier um ein "Formwort für Bodenerhebungen". Neben "Nacken bei Solingen" verweist der Autor u.a. auf Voßnacken bei Velbert-Langenberg und Scharpenacken bei Wuppertal-Ronsdorf ("scharf hier wohl in der Bed. schmal." [ZBGV 1956 S. 195]




Geschichte

Ein trotz der Kriegszeiten friedlicher heimatkundlicher Aufsatz über diese Hofschaft und ihre Bewohner erschien im Jahr 1944, wie auch zahlreiche andere informative Artikel zur Lokalgeschichte und Genealogie - sicher nicht zufällig - aus dieser Zeit stammen.


Rheinische Landeszeitung vom 20. Februar 1944

Am Nacken

Von Paul Herder

"Verträumt in dem stillen Tal des Heidberger Baches liegt die Hofschaft Nacken. [...] Hohe Steintreppen führen zu den Türen der Häuser am Berghang. Abgenutzte Schleifsteine leiten von den Wohnstätten zu den kleinen Kotten. Blinkende Messingpumpen glänzen im Sonnenlicht. Winzige Vorgärten mit blütenbunten Blumenbeeten erfreuen das Auge.

Ein wenig abseits an der rechten Talseite steht der alte Nacker Kotten. Er war einst bekannt wegen seines großen Wasserrades, das einen Durchmesser von sieben Meter hatte. Durch die Inbetriebnahme einer Kläranlage im oberen Talgrund wurde der Kotten von der Stadt Solingen angekauft und außer Betrieb gesetzt. Der Teich ist zugeschüttet, so daß seine ursprüngliche Daseinsberechtigung vorüber ist. Jetzt beherbergt er die Fabrikation von Rasierklingen.

Die Hofschaft Nacken ist eine alte Siedlung im Solinger Bezirk. Wir finden sie zuerst genannt im 'liber decimarum', dem Zehntenverzeichnis der Abtei Altenberg aus dem Jahre 1488. Neben dem Kloster zu Altenberg erhob der Haupthof zu Gönrath ebenfalls eine Abgabe am Nacken.

Über die Bewohner der Ortschaft gibt das Heberegister, das der Richter Wilhelm Vaßmann im Jahre 1684 »renovierte und auf die jetzt lebenden Namen konskribierte« Aufschluß. In ihm finden wir der Reihenfolge nach:

Clemens und Hermann am Nacken, Wilhelm Kohls Erben, Caspar Maubachs Erben, Arndt Herders Erben.

Bei den Clemens und Hermann am Nacken dürfte es sich um die ursprüngliche Bezeichnung der späteren Familie Nacken handeln, womit erwiesen ist, daß der Familiennamen von dem Namen der Wohnstätte abgeleitet wurde.

Dass die Familie Nacken noch länger in der Ortschaft gleichen Namens wohnhaft war, bezeugt ein im Jahre 1922 entdeckter Türstein. Es handelt sich um eine Grabplatte, die bis in die zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts [1820er Jahre] auf dem alten Friedhof bei der evangelischen Kirche in Solingen lag und dann dort fortgeholt wurde, um nun als 'Dürpel' Verwendung zu finden. Die Schriftseite lag nach unten und so wurde die Türschwelle zu vielen tausenden Malen von Menschen überschritten, ohne zu wissen, daß sie dabei eine Grabplatte betraten. Es war die Grabplatte der Anna Maria Nacken aus dem Jahr 1767. Diese Anna Maria war eine der letzten Sprossen der altheimischen Familie.

In dem Verhör der Solinger Schwertschmiede vom 7. September 1700 vor dem Obervogt Freiherrn von Momm, im Prozeß "wegen der zeichen und wappfen" wird ein Johann Dinger, 57 Jahre alt, als Bewohner der Ortschaft am Nacken genannt.

Die einzige altansässige Familie am Nacken ist die Sippe Herder geblieben. Aus dem Vermerk des vorgenannten Zehntenverzeichnisses [des Heberegisters] geht hervor, daß sie bereits 1684 Besitztum am Nacken hatte. Ob jener genannte und verstorbene Arndt Herder aber am Nacken gewohnt hat, entzieht sich vorläufig noch unserer Kenntnis, ist aber anzunehmen. Vom diesem Zeitpunkt an treffen wir jedenfalls immer Angehörige der Familie Herder am Nacken wieder.

Clemens Herder erwarb durch seine Heirat mit Catharina Vahlenbrach am 27. Februar 1729 das 13 Morgen 18 Ruten 3/8 Fuß große Gut des Johann Vahlenbrach, der bereits verstorben war, nachdem es am 13. Mai 1713 zwischen ihm und Johann Kayser zu einer Teilung des noch größeren Besitzes gekommen war. Durch Erbteilung sind im Laufe von zwei Jahrhunderten eine ganze Anzahl Ländereien aufgesplissen. Doch ist das Restbesitztum immer noch in der Hand der Familie Herder.

Von Clemens Herder (1704-1761) vererbte sich der Besitz, nachdem jeweilig die übrigen Erben von den Genannten abgefunden wurden, nacheinander auf Johann Peter Herder (geb. 1736), Johann Abraham Herder (1767-1833), Peter Daniel Herder (1803 bis 1855), August Herder (1844-1920). Dann übernahm es nach einer Zeit der Gemeinschaftsverwaltung der gesamten Erben der jetzige Besitzer Friedrich Herder. Er ist der Inhaber der Stahlwarenfabrik El. Herder und Pächter des Nacker Kottens."


Unter den zahlreichen Eigentümern bzw. Erben des alten Hauses Nacken 8 erscheint zwar auch der Name Mutz, aber eigentlich verbunden ist es mit der Schwertschmiedefamilie Broch, um die es in dem folgenden Artikel-Ausschnitt hauptsächlich geht.

  Über die Solinger Schwertschmiede-Familie Broch


Die Heimat, Heft 07/1952. B. [= Brangs]

Haus Nacken 8

"Unter den alten Solinger Schwertschmiedefamilien finden wir die Familie Broch (Brogh), die aber auch, wie viele andere Schwertschmiede, an kleinen Messern arbeitete und deshalb in den noch erhaltenen alten Zeichenrollen der Messermacher-Bruderschaft aus dem 17. Jahrhundert oft zu finden ist. Die Familie Broch stellte der Schwertschmiede-Bruderschaft verschiedene Vögte; bekannt sind: Jacob Broch (1665), Clemens Broch (1670), Peter Broch (1704/05), Clemens Broch (1708/09), Heinrich Broch (1723 und 1725) und Johann Wilhelm Broch zu Demmeltrath (1810).

Ferner ist Peter Daniel Broch zu Pilghaus als Vogt der Bruderschaft genannt. Drieß Broch gehörte zu den Sechsmannen, die am 26. April 1570 mit Rat und Zuziehung des Solinger Amtmannes Wilhelm v. Scheid eine Ordnung für den Besuch der vier niederländischen Prinzipalmärkte beschlossen.

Wie die meisten Solinger Handwerker, wohnten auch die Angehörigen der Familie Broch mit wenigen Ausnahmen auf den Höfen um Solingen. Unser heutiges Bild zeigt das Haus eines Angehörigen der Familie, das heutige Haus Nacken Nr. 8.

Ende des 18. Jahrhunderts war das Haus im Besitz von Daniel Broch, der um 1800 bereits verstorben war. Im Grundstückskataster der Honschaft Katternberg (1807) ist das Haus unter der Nr. 746 auf Daniel Broch Erben eingetragen. Zu diesen Erben gehörte wahrscheinlich auch der spätere Eigentümer des Hauses, der Schwertschmied Carl Wilhelm Broch. C.W. Broch, der um 1840 starb, war verheiratet mit Anna Catharina Berg, geb. 1782. Im Brandkataster der Gemeinde Höhscheid von 1825 ist Carl Wilhelm Broch bereits als Eigentümer des Hauses eingetragen; es führte damals die Nr. 627.

Am 17.8.1857 sollten die Immobilien des verstorbenen Schwertschmiedes Carl Wilhelm Broch auf Grund eines notariellen Vereinbarungsaktes [...] verkauft werden. Als Erben sind außer der Witwe Broch aufgeführt: Amalie Broch, Ehefrau des Federmesserarbeiters Peter Daniel Maus am Engelsberg, Henriette Broch, die bereits verstorben und mit dem Lehrer Ferdinand Rubens am Hossenhaus verheiratet war, Carl Reinhard Broch, Schwertschmied zu Solingen, Bertha Broch, Ehefrau des Handlungsgehülfen Eduard Wilhelm Hüser am Grünewald, Gustav Broch, Schwertschmied an der Meisenburg, Charlotte Broch, Ehefrau des Winkelierers Carl Gustav Mutz zu Solingen [Winkelierer = Krämer, Kleinladenbesitzer] und die Eheleute Peter Daniel Müller Messerschmied, und Johanna Maria Broch, beide früher am Nacken und jetzt in Linton, Greene Counti Indiana in Nord-Amerika wohnend. Ferner noch die Kinder des Lehrers Ferdinand Rubens, Clara und Maria Rubens und Emma Rubens, Ehefrau des Conditors Julius von Thenen in Elberfeld.

Die Immobilien bestanden aus Häusern und Ländereien am Nacken und an der Schaafenmühle. Ob das Haus am Nacken damals in andere Hände überging, ist nicht bekannt. Im Brandkataster vom 1.1.1837 wurde es am 1.1.1865 auf Carl Wilhelm Maus umgeschrieben. C.W. Maus, der wahrscheinlich ein Sohn der Eheleute Peter Daniel Maus und Amalie Broch (s. oben) war, [...] war verheiratet mit Johanna Wilhelmina Vollmer [...] und führte am Nacken eine Messerfabrik. Am 20.4.1885 verzog er nach Benrath, während sein Sohn Emil Gustav Maus [...] die Messerfabrik am Nacken fortführte.

1891 wurde das Haus, das jetzt die Nr. 8 trug, Gutshaus. Am 16.12.1891 wurde es von dem Ackerer Emil Wupper bezogen, der von Haan, wahrscheinlich als Mieter, zuzog. W., der hier neben der Ackerwirtschaft eine Spezereiwarenhandlung führte [Spezereien = (wohlriechende) Gewürze], war [...] verheiratet mit Wilhelmine Strupp [...]. Das Haus war damals im Besitz der Sparkasse Wermelskirchen. Der nächste Eigentümer des Hauses war der Ackerer Johann Walter Lüdorf [...] Das Haus blieb in der Folgezeit im Besitz der Familie Lüdorf."

 
Nacken

 
Nacken 8
Abb. Die Heimat
Heft 07/1952

Nacken
 
2004
Nacken
Das oben abgebildete Haus heute.
Die Hausnummer hat sich wieder verändert.



Genealogisches

  Außer Carl Gustav Mutz (den ich nicht zuordnen kann) erscheint in Nacken u.a. auch der Name Vahlenbrach.

  Vor 1693 heiratete X.525  Christina Vahlenbrach, Herkunft unbekannt, den X.524 Johannes Kirschbaum zu Kirschbaum.


Quellen:
  • Die Heimat 07/1952, B.
  • Dittmaier, Heinrich: Siedlungsnamen u. Siedlungsgeschichte des Bergischen Landes. Veröffentlichung des Instituts für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande an der Universität Bonn. In: Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins Jg. 1956 S. 195
  • Erläuterungen zu Solinger Flur-, Gebäude-, Gewässer-, Orts- und Straßennamen. 2. Fassung 1940. Stadtarchiv Solingen
  • Herder, Paul: Am Nacken. Rheinische Landeszeitung vom 20.02.1944

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